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Schlagwort: 2. Bundesliga

Rothosen am Rhein – #msvhsv

Keine 48h sind es mehr bis zum Anstoß. Dem Anstoß der Partie zwischen zwei Gründungsmitgliedern der Bundesliga, mittlerweile in der 2. Bundesliga um Punkte kämpfend. In der linken Ecke des Gastgebers: der MSV Duisburg. In der Ecke des, naja, Herausforderers: der Hamburger SV in seinem ersten zweitklassigen Jahr seit Bestehen überhaupt. Um 18.30h geht es los am Freitag im Wedaustadion und alles andere als ein Sieg und damit die Herbstmeisterschaft für die Gäste aus dem Norden wäre eine Überraschung zumindest von der Größe einer Frikadelle. Glaubt man hier wenigstens, wenn man dazu befragt wird.

Und befragt wurde man hier, nämlich von Krischan1887, der den schnuckelig benannten Podcast HSV Klönstuv betreibt und neuerdings sogar auch auf dem #tkschland herumstromert, wie am Ende herauskommt. Mehr als eine Stunde Klönschnack über #MSVHSV und auch sonst noch über Fußball, die Geschichte der beiden Clubs, Fanfreundschaften, Stadionnamen und alles Mögliche weitere rund um Fußball.

Hier geht’s zum Gespräch zwischen meiner Wenigkeit und der HSV Klönstuv. Natürlich auch per Podcatcher, bei iTunes etc. abzurufen.

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Die Unendlichkeit der Möglichkeiten – #f95msv

Das Problem beim Fußball ist seine Unberechenbarkeit, die Unmöglichkeit, seriös vorherzusehen, wie sich ein Spiel entwickeln wird. Was es auch leider zu einer ziemlich diffizilen Angelegenheit macht, eine Partie mit Geschick auszuwählen, mit deren Besuch man jemanden für den Fußball begeistern möchte. Jemanden, für die oder den Fußball bislang ein weißes Blatt ist, ein wenig geprägt von WM-Eindrücken und Schlagzeilen über Ultras oder Gewalt in Bahnhöfen und Zügen. Die oder der sich aber durchaus für den Fußball begeistern lassen wollen würde, keineswegs ginge es in diesem Fall um ein Missionieren, sondern um ein offenbar aufrichtiges Interesse daran, was denn die Faszination dessen ausmacht, anderen dabei zuzusehen, wie sie Sport treiben, anstatt dies selbst zu tun. Anstatt selbst einen Triathlon zu gewinnen oder eine Schachpartie, Aktionen, bei denen man schließlich tatsächlich in persona gewinnt und nicht nur passiver Beobachter ist. Gestern wäre eine solche, für diesen Zweck optimale Gelegenheit gewesen, doch weiß das eben niemand vorher. Chance vergeben, Chance vertan. Was auch in anderer Hinsicht charakteristisch für dieses Spiel war.

Eine exzellente Kulisse aus knapp 42.000 Zuschauern – mehr als der Zuschauerschnitt in der 1. Bundesliga beträgt –, die sich auch noch dadurch auszeichnete, dass eine besondere Rivalität zwischen beiden Parteien gepflegt wird und bedingt durch die räumliche Nähe ein nicht geringes Kontingent an Anhängern des auswärtigen Clubs anwesend war. Diese Rivalität mag man als Außenstehende vielleicht als eher weniger attraktiv empfinden; sie trug aber sicher nicht unwesentlich zum Reiz der anfänglichen Atmosphäre bei. Und doch hätte es nicht eines Jota dieser Rivalität gebraucht, um diese Partie als Einsplusmitsternchen geeignet dafür zu beurteilen, jeden Fußball-Neuling davon zu überzeugen, dass dieses kulturelle Phänomen, zu Tausenden auf seinen Schalensitzen zu hocken und Lieder zu singen, während erwachsene Männer sich um einen Ball streiten, eine Qualität besitzt und Faszination vermittelt, welche sich eben nicht darauf begrenzen, einfach Anhänger einer der beiden Seiten zu sein, geschweige denn sich an der feinen Spielkunst der immerhin einigermaßen besten Fußballspieler des Planeten zu erfreuen. Das kann man auch im Fernsehen und das kann man mittlerweile sogar selbst auf einer Spielkonsole, ohne es tatsächlich zu beherrschen. Doch die Spielkunst an sich ist eben nicht das, was diese Magie ausmacht.

Es ist dieses immer wieder 90 Minuten plus x dauernde Theaterstück, welches an beinahe allen bewohnten Orten des Planeten regelmäßig wieder aufs Neue inszeniert wird, während sein schließlicher Verlauf eben völlig unvorhersehbar ist. Ohne dass irgendjemand tatsächlich aktiv den Plot geschrieben hätte, entwickelt jedes Duell seine eigene Geschichte, und ohne jetzt langweilen zu wollen, weiß jeder Fußballfan, ist dieser in den meisten Fällen genau das: langweilig. Fußball ist langweilig, das hatten wir hier schon öfter auf der Seite, keine neue Erkenntnis, eindrucksvoll aber noch mal bewiesen durch die Freitags- und Samstagsspiele der 1. Bundesliga an diesem Wochenende.

Und bei den diesmal beteiligten Mannschaften war trotz der vielen Gegentore der einen Seite zuletzt nicht unbedingt davon auszugehen, dass man schließlich ein Feuerwerk außerordentlichster Kategorie erleben würde. (Auf dem Rasen wohlgemerkt, Pyro hat genauso wenig mit dem Spiel oder auch nur interessanter Atmosphäre zu tun wie die von Einfältigen gezündeten Böller.) Was sich dann innert dieser 90 Minuten entwickelte, war aber ein Schauspiel Shakespeare’schen Ausmaßes. Vielleicht sogar noch darüber hinaus, wird dort doch vielleicht auch viel gemordet, man zählt aber nicht gleich 46 (!) Abschlüsse in 90 Minuten. Eine Zahl, die mehr als anschaulich einen Eindruck von der Wahnwitzigkeit des Verlaufs dieser Partie vermitteln sollte. Liegt dieser Wert sonst irgendwo bei 5 bis 15 pro Partie, erreichte er hier das Dreifache dessen. Und genauso fühlte es sich auch an: als würde man gleich drei Partien innerhalb von 90 Minuten erleben. Diese Intensität mögen Taktik-Feinschmecker auch als vogelwild oder als eben gerade nicht von Fußballkunst, sondern von der Abwesenheit eines der wichtigsten Elemente im Spiel geprägt interpretieren: jener, sein Tor zu verteidigen.

Doch wenn in den ersten 12 Minuten schon mehr vor beiden Toren passiert als sonst in einem gesamten Fußballspiel und die Partie danach keineswegs – wie es allzu oft der Fall ist – erlahmt, dann war man eben Zeuge eines Spiels, das es in dieser Intensität nur alle paar Wochen mal gibt. Ja, richtig gelesen: alle paar Wochen. Man sollte sie nicht zu sehr überhöhen, schließlich kann eine Partie auch ebenso ein fesselnder Hitchcock-Thriller sein, ohne dass überhaupt je aufs Tor geschossen wird. Doch ist Letzteres der Fall, ist meist großes Gähnen angesagt und man weiß dann, dass man zwar gerne Eintritt zahlte, gerne an diesem Roulette, den ein Besuch eines Fußballspiels immer bedeutet, teilnahm. Leider aber eine der schlechteren der unendlich denkbaren Möglichkeiten des Verlaufs eines Fußballspiels erwischt hat.

Gestern war es eines jener Spiele, wie oben gesagt, die ein Einsplusmitsternchen verdienten, selbst wenn man die etwas eingefärbte Brille des Verfassers abnimmt. Denn wenn ein Spiel derart mit Höhepunkten vollgepfropft ist, dass die Zuschauer, obwohl nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wird, völlig besoffen nach 90 Minuten auf der einen Seite erschöpft in ihre Sitze sinken und auf der anderen Seite ausgiebig rheinisches Sangesgut zum Besten geben, dann ist das ein doch so seltenes Ereignis, dass man es wirklich herzlich bedauern muss, nicht gerade zu dieser Partie Fußball-Neulinge mitgenommen zu haben.

Immerhin, jede und jeder Anwesende wird diese Feierstunde des Fußballs für ein paar Stündchen mit in den Alltag genommen haben, mit ins eigene Leben, weil man als rasendes Publikum nicht nur stummer Zeuge eines Stückes dieser methalostonen Ausmaße war, sondern eben auch Teil dessen, wenn auch nicht auf dem Platz. Wären die Vorhersagen darüber nicht so unmöglich, wann sich ein solch brillantes Fußballspiel ereignet, hätte der Fußball sicher noch mehr Freunde, die sich bei ihrem ersten Spiel gleich von solch einem infizieren lassen könnten. Vom nächsten 0:0 im Nebel, mit 2:3 Ecken und ebenso vielen Torschüssen, bei uninspiriertem Dauergesang, lässt sich wohl kaum jemand mitreißen.

Zum Glück aber gibt es diese Sternstunden und wenn sie auch selten sein mögen: so selten wie ein Lottogewinn sind sie nicht. Und so bleibt nach Abpfiff – neben dem Abklemmen des Herzschrittmachers, den man hier eigentlich gebraucht hätte – vor allem eins: dass die möglichen Geschichten, die Spielverläufe erzählen können, weiterhin unendlich bleiben und immer wieder derartige Glanzstücke wie in dieser Partie hervorbringen. Man muss nur das Glück haben, dabei gewesen zu sein, bei so einem Spiel wie #f95msv, das allen vorherigen Partien in dieser Saison zeigte, wie Fußball auch immer wieder sein kann: atemberaubend.

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Der „Club“, der stets verneint

Alle Jahre wieder reist der „Club“ an die nach Wedau, doch fast alle Jahre wieder gibt es für ihn dort wenig zu holen. 23x trat er in Pflichtspielen beim MSV Duisburg an, nur 3x konnte er gewinnen, verlor satte 15x. Erstaunlich, dass sich doch immer wieder so viele Fans der Glubberer auf den Weg machen, um ihrem Team beim Verlieren zuzusehen. Aber man kennt das ja, als Fan lebt man immer von der Hoffnung, die, 2 Groschen ins Schweinderl, stets zuletzt stirbt.

Zuletzt allerdings gewann der 1. FC Nürnberg im DFB-Pokal beim MSV Duisburg vor wenigen Wochen mit 2:1. Damals war der Sieg sicher nicht unverdient, der MSV deutete aber schon an, dass er ein anderes Team als noch vor Zweijahresfrist sein würde. Jetzt ist der „Club“ wieder Gast, genauer gesagt am Samstag. Aus diesem Anlass, dem Zweitliga-Spiel ab 13 Uhr, gaben Alexander Endl von Clubfans United und meine Wenigkeit uns mal wieder dem nur noch Älteren bekannten Brauch hin, vor einer Partie Kenner des Gegners des Vereins des eigenen Blogs/Magazins zu befragen.

Heraus kam nicht nur ein klassisches Prä-Spiel-Interview. Da Alexander mit seinen Fragen inhaltlich ein wenig ausschweifte, kommen auch andere, generelle Aspekte im Fußball zur Sprache, die sich gerade wandeln. Hier geht’s zum Interview mit Clubfans United.

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Interview mit Clubfans United — Pfrudschln mit Närmberch

Clubfans United Der alte Fahrensmann Alexander Endl, ein Blogger der ersten Stunde bei Clubfans United, hat mich vor der morgigen Partie des MSV Duisburg beim 1. FC Nürnberg zum virtuellen Gespräch gebeten. Dabei geht’s natürlich um die anstehende Zweitligapartie zwischen dem aufstiegslechzenden Glubb auf Rang 3 und dem Letzten aus Meiderich, jedoch ebenso um die aktuelle Lage des Fußballs allgemein in Bezug auf Aspekte wie Investoren, sportliche Chancenlosigkeit oder Fankultur.

Zum Gespräch bei Clubfans United.

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Gestern standen wir am Abgrund

… heute sind wir einen Schritt weiter. Das 0:2 des MSV Duisburg im Heimspiel gegen den FC St. Pauli war der endgültige Todesstoß für dessen Aufenthalt in der 2. Bundesliga. Ich habe dennoch mit Yannick vom Millernton auch nach der Partie noch mal mit ihm aufs Spiel geblickt (wie wir es auch vor der Partie taten), allerdings kurz vor dem gestrigen 3:3-Sieg des MSV in letzter Minute beim FSV Frankfurt, der komischerweise dennoch nur 1 Punkt in der Tabelle bringt, aber ohnehin nicht mehr als ein letzter Rülpser vor dem Untergang ist. Man kann es unter folgendem Link hören; da ich auch viel Positives erwähne, würde ich es nennen:

Wenn freundliche Menschen sich gegenseitig gut verstehen

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Hallo Hamburg, wir melden uns vom Abgrund

Der Millernton-Podcast betreibt eine Rubrik „Vor dem Spiel/Nach dem Spiel“, in der mit einem Menschen aus dem Umfeld des jeweils aktuellen Gegner des FC St. Pauli gesprochen wird — vor und nach dem Spiel. Den ersten Teil, vor dem Spiel am Sonntag des MSV Duisburg gegen eben jenen FC St. Pauli, habe ich gestern mit dem Millernton absolviert.

Hier geht’s zum Gespräch, mit etwas mehr als 20 Minuten voller vieler „Insights“ schafft man das wohl noch vor dem Anstoß am Sonntag um 13h zu hören.

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Ivo, we‘re home

Die 3. Liga ist eine ungewöhnliche Veranstaltung. Hier versammeln sich frühere Erstligisten zusammen mit den leidigen Zweitvertretungen größerer Clubs sowie einigen, bei allem Respekt, Dorfclubs wie Großaspach oder Elversberg zum gemeinsamen Wettbewerb. So kommen in Dresden im Schnitt 22.300 Zuschauer, in Großaspach 2.300, bei Mainz II dann gerade mal 1.100. Die Partien werden nicht wie jene der 1. und 2. Bundesliga bei einem Bezahlsender übertragen, oft nur auf den Seiten der Dritten Fernsehsender gestreamt. Und wenn man Pech hat, gibt es überhaupt keine Bilder im TV von den Auswärtspartien des eigenen Clubs. Natürlich beschäftigt man sich nicht freiwillig mit einem solch seltsamen Konstrukt wie dieser 3. Liga, es sei denn, man muss. Und beim MSV Duisburg musste man das, weil Roland Kentsch nicht in der Lage gewesen war, gegen ein Bundeskanzlergehalt korrekte Zahlen in den Lizenzantrag zu schreiben. … weiterlesen.

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Nutzlosigkeit nutzen

Während überall die Saisonvorschauen aus den Steckdosen sprießen, wird es hier ebenfalls Zeit, noch schnell eine wichtige Prognose abzugeben. Denn so wie man hier stets komplett falsch lag in den letzten Monaten, wäre es wichtig, mit einer ähnlich falschen Prognose die Dinge für die Zukunft in die richtigen Bahnen zu lenken.

Weder bedeutete die Verpflichtung von Peter Neururer den Abstieg des VfL Bochum aus der 2. Bundesliga, ganz im Gegenteil, 4 Siege aus 4 Spielen elektrisierten eine ganze Stadt, noch scheint der Wiederaufstieg des VfL Bochum unter diesen Verhältnissen ein Ding der Unmöglichkeit.

Weder gelang es Marc-André ter Stegen auch nur entfernt in die Nähe von Leistungen zu gelangen, die eine Ablösung von Manuel Neuer im Tor der Nationalmannschaft gerechtfertigt hätten, noch nähert sich Bastian Schweinsteiger in den letzten ein, zwei Jahren der Zahl von 151 Länderspielen entscheidend an.

Prognosen neigen dazu falsch zu sein, besonders, wenn man sie für die Zukunft trifft, sind sie oft nutzlos.

Wenn aber so gar nichts eintrifft, was hier rumgemeint und behauptet wird, darf man a) sich auch nicht mehr über andere falschen Vorhersager erheben und muss b) seiner Pflicht nachkommen, auch für die kommende Saison wieder falsche Voraussagen zu tätigen. Also dann:

Der FC Bayern München wird eine genauso überragende Saison wie im letzten Jahr spielen und mit weitem Abstand vor allen anderen Teams frühzeitig Deutscher Meister werden.

Außerdem im Angebot: Am Ende der Saison wird Jogi Löw das Halbfinale der WM in Brasilien vercoachen und Deutschland wie immer gegen Spanien oder Italien den Kürzeren ziehen.

So, dann strafe man mich bitte Lügen.

Damit wäre der einfache Teil erledigt. Für präzisere falsche Voraussagen bitte an die einzelnen Vereinsblogs wenden, oder an die Experten aus der Fachpresse.

Ach, einen hätten wir noch: Die Champions League wird in dieser Saison von einem der großen Vereine gewonnen werden. Für diese Aussage könnte das Falschliegen in der Realität etwas schwieriger zu bewerkstelligen sein, doch auch dabei sollte man ganz auf die verheerende Wirkung von Prognosen in diesem Blog vertrauen.

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Stallgeruch satt und genug

Wenn man nach Wiesbaden fährt, lernt man eine ganze Menge über einen seit 1945 schwelenden Konflikt um die politische und administrative Zugehörigkeit dreier rechtsrheinischer — eigentlich: — Mainzer Stadtteile zu Wiesbaden, welche auch heute noch das „Mainz-xyz“ in ihrer Bezeichnung tragen. Im Laufe der Jahre ergaben sich dabei unterschiedliche Vor- und Nachteile für die Bürger und die beiden Städte, so dass weiterhin der Status Quo erhalten bliebt, welchen ein amerikanischer Offizier im September 1945 aus dem profanen Grund festlegte, dass der Rhein die natürliche Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz bilden sollte: Alle rechtsrheinischen Gebiete gehören administrativ zu Wiesbaden, dürfen aber weiterhin das „Mainz-“ in ihrem Namen tragen. Alles was linksrheinisch ist, ist somit Mainz und gehört erschwerend damit zu Rheinland-Pfalz und nicht zur hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Einen Namen trägt dieser Konflikt auch, er wird dort nach den Anfangsbuchstaben der drei betroffenen Stadtteile „AKK-Konflikt“ genannt. Eine ähnlich anachronistisch anmutende Auseinandersetzung wie jene um die Wiedereinführung lokal begrenzterer, früherer KFZ-Kennzeichen oder überhaupt diese Konflikte um von außen betrachtet als marginalst empfundene Mentalitätsunterschiede. Aber dennoch ist es ein interessantes Phänomen, insbesondere, wenn man von solchen Vorgängen sonst nur an der Grenze zur Schweiz oder nach Holland Kenntnis erlangte, nicht aber mitten im, naja, im Herzen von Europa und somit auch von Deutschland.

Einer dieser drei Stadtteile, die in Wiesbaden liegen, aber mental zu Mainz gehören, ist Mainz-Kastel. Die anderen beiden heißen Amöneburg und Kostheim. Jeweils auch mit dem Mainz- davor, so dass auf den Ortseingangsschildern die Mammutkonstruktion von der „Landeshauptstadt Wiesbaden Stadtteil Mainz-Kastel“ zu lesen ist. Der für unsere Zwecke berühmteste Sohn dieses so zerrissenen Stadtteils Mainz-Kastel ist ein Mann namens Bruno Hübner. Und dieser trat aufgrund seiner langjährigen Vereinszughörigkeit zum lange Zeit eher unterklassigen SV Wehen wohl für die meisten erst mit seinem Wechsel als Manager zu Eintracht Frankfurt in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Tatsächlich begann seine Karriere aber als aktiver Fußballer beim 1. FC Kaiserslautern, für den er in 76 Partien immerhin 19 Tore erzielte und sogar im UEFA-Cup (als man diesen noch ernstnahm) gegen Real Madrid zum Einsatz kam. Real Madrid — und wenig später beendete er im zarten Alter von 25 Jahren seine Profikarriere wegen einer Verletzung und schloss sich dem SV Wehen an. Welcher damals in der Kreisklasse spielte. Von 1986 bis 1995 war Bruno Hübner noch für den SV Wehen aktiv, mit ihm als treffsicherem Stürmer stieg der Verein bis in die Landesliga auf. Später arbeitete er als ehrenamtlicher (!) Präsident des Vereins und als Trainer des Teams. Es ist schwierig jemanden zu finden, der den Stallgeruch eines aus der Bundesliga kommenden Spielers überbietet, welcher noch 11 Jahre in den untersten Klassen rumgurkte, Trainer, Manager und Präsident seines Clubs ist bzw. war.

2007 führte Bruno Hübner den SV Wehen als Manager erstmals in die 2. Bundesliga. Es fallen einem wohl nur ganz wenige andere Menschen ein, die so sehr mit einem Verein verheiratet waren, wie Bruno Hübner mit dem SV Wehen. Gefeuert wurde er dann trotzdem aufgrund von „Differenzen“ mit dem Präsidium und sein Weg führte ihn über den MSV Duisburg, mit Pokalfinalteilnahme, zu Eintracht Frankfurt, wo er eventuell einen Champions-League-Qualifikanten oder Europa-League-Teilnehmer zusammengebaut hat. Alle Hüte ab vor Bruno Hübner, der sich nicht davon schocken ließ, dass er trotz einem überbordenden Stallgeruch in genau diesem Club, aktiv als Spieler, Trainer, Präsident und Manager seit 1986, gefeuert wurde.

Wer sich aktuell über das informieren will, was aus dem wird, was Bruno Hübner zu nicht geringen Anteilen in Wiesbaden aufgebaut hat, kann das übrigens stets beim Stehblog tun, welches sich dem SV Wehen Wiesbaden verschrieben hat. Um Bruno Hübner zu verfolgen, sollte man sich an Blog-G wenden, angesichts seines Karrierverlaufs reichen aber inzwischen auch die klassischen Sportteile ohne besonderen Vereinsfokus. Denn offensichtlich hat er in all den Jahren seines Wirkens sehr gut aufgepasst, was ihm nun außerordentlich zugute zu kommen scheint. Wie lange läuft eigentlich Hübners Vertrag noch in Frankfurt?

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Das Rezept für die Slogans der Fußballclubs

Als man irgendwann damit begann, den Bussen der verschiedenen Nationalmannschaften, wie sie im jeweiligen Austragungsland durch die Wälder, über die Felder und Straßen bis zu den Stadien rumpelten, mehr oder weniger sinnvolle Slogans auf die Außenhaut zu pappen, da haben viele noch herzlich gelacht.

Damals ahnten sie noch nicht, dass sich ihr Verein nur wenig später auch so einen Slogan zulegen würde, und das nicht nur für ein Turnier, sondern gleich für immer. Da bleibt vielen das Lachen schon im Halse stecken. Selbst wenn das mit dem „für immer“ nicht so ganz zutrifft, denn der eine oder andere Club ist mittlerweile schon beim dritten Slogan angekommen. Schauen wir auf jene Slogans, wie sie teilweise intensiv, teilweise nur an der Peripherie der Vereine propagiert wurden und werden:

1. Bundesliga

FC Bayern Forever a team. Mia san mia.
Borussia Dortmund Wieder hier, wieder im Revier (2004). Echte Liebe (2010).
Hamburger SV Die Raute im Herzen (2006). Leidenschaft verbindet (2009). Nur der HSV (2011).
Werder Bremen 100% Werder (2006). We win! (2006). Lebenslang Grün-Weiß (2012).
Hannover 96 Die Roten (2006). Die Roten. Seit 1896 (2006). Unsere Stadt. Unser Verein. Unsere Leidenschaft! (2011).
VfL Wolfsburg Das ist Fußball (2002). Weck den Wolf in Dir! (2008).
FC Schalke 04 Wir leben Dich (2012).
1. FC Nürnberg Wir sind der Club.
Fortuna Düsseldorf Einfach nur Fußball (200x). Wo ist Deine Heimat?
Bayer Leverkusen Wir 04 – für Leverkusen.
TSG Hoffenheim Ein Team. Ein Weg. Einmalig. (20xx)

Keinen Slogan gefunden: VfB Stuttgart, SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, Mainz 05, SpVg Fürth, FC Augsburg, Bayer Leverkusen.

2. Bundesliga

1860 München Einmal Löwe, immer Löwe (2010).
MSV Duisburg Die Zebras (2006). Leben.Liebe.Leidenschaft.MSV (2011).
Hertha BSC Play Berlin (2003). Aus Berlin. Für Berlin. (2010).
VfL Bochum Mein Revier ist hier (2003).
Energie Cottbus Im Osten geht die Sonne auf.
1. FC Kaiserslautern Das Herz der Pfalz (2006).
Eintracht Braunschweig Wir sind Eintracht (2012).
Dynamo Dresden Tradition verpflichtet (2011).
FC St. Pauli Kampf der Drittklassigkeit (2004). Non established since 1910 (2010).
1. FC Köln Meine Liebe. Meine Stadt. Mein Verein (2011).
Union Berlin Verliebt in Union (200x). Nicht ohne Liebe (2011).
Jahn Regensburg Eine Stadt! Ein Team! Ein Traum!

Keinen Slogan gefunden: Erzgebirge Aue, SV Sandhausen, FC Ingolstadt, VfR Aalen, SC Paderborn, FSV Frankfurt.

3. Liga

Alemannia Aachen Echt. Klasse. (2005).
Arminia Bielefeld Die Leidenschaft geht weiter (2006). Die Blauen (2007).
1. FC Saarbrücken Liebe kennt keine Liga (2007).
Offenbacher Kickers Die Kickers sind göttlich. Komm auf den heiligen Berg (2005).
Karlsruher SC Original KSC – Fußball seit 1894 (2010).
VfL Osnabrück Wir. Gemeinsam. Jetzt! (2009).
Hansa Rostock Unsinkbar seit 1965 (2010).
Chemnitzer FC Die Himmelblauen.
SV Wehen Wiesbaden Unsere Stadt, unser Verein, unser Ziel: 2. Bundesliga (2011).
SV Darmstadt 98 Die Lilien bleiben DA (2008). Wir Lilien. Aus Tradition anders. (2015)

Keinen Slogan gefunden: Preußen Münster, SpVgg Unterhaching, 1. FC Heidenheim, Hallescher FC, Stuttgarter Kickers, Wacker Burghausen, Rot-Weiß Erfurt, SV Darmstadt, SV Babelsberg.

(Für Ergänzungen in allen drei Ligen wäre man hier natürlich sehr dankbar.)

Es wird schnell deutlich, es existieren gemeinhin fünf Aspekte, die angesprochen werden wollen: Erstens, dass „wir“ alle zusammen irgendwas sind, meistens der Verein, manchmal die Stadt oder Region. Zweitens, dass man „echt“ sei, also keineswegs falsch oder kopiert oder Ähnliches. Drittens, dass man für immer treu sein werde. Da schwingt die große Angst mit, dass es im Misserfolgsfalle dann vielleicht doch nicht so sein würde. Viertens dass man selbst aus der Region sei, für die Region oder auch in der Region. Last not least die Emotion, ohne die heute ja gar nix mehr geht.

Die Slogans der Vereine bestehen also aus den folgenden fünf Zutaten:

1. Gemeinschaft

2. Authentizität

3. Treue

4. Lokalpatriotismus

5. Emotion

Wobei Punkt 5, die Emotion, gerne in der Farbe „Leidenschaft“, ansonsten in der Farbe „Liebe“ daherkommen darf — so einfach ist die Rezeptur für die Suppe der Fußballslogans zu entschlüsseln. Ungefähr die gleiche Rezeptur dürfte auch für die Texte der Vereinshymnen gelten.

Es fällt dann auch die Frage an, ob man als „Global Player“ seine regionale Verbundenheit heutzutage noch allzu sehr in den Vordergrund stellen sollte. Hat auch Borussia Dortmund erkannt und verließ sein regional anknüpfendes „Wieder hier im Revier“, hin zu einem generellen Blabla. Wichtiger ist mittlerweile nun mal, das Universale an einem Verein zu betonen. „Echte Liebe“ (z. B.) kennt man schließlich sowohl auf den Philippinen als auch in Chile. Und treu sein kann man von dort aus auch, während man weniger Herz der Pfalz oder sonstiger Regionen sein kann, und auch schlecht Berlin playen kann, wobei man gerade dort ja jüngst wieder vom Global- zum Zweitligaplayer hinabstieg. Hannover 96 und der 1. FC Köln tauschten quasi nur die Possessivpronomen aus, da waren die Slogans im Doppelpack wohl günstiger.

Die wenigen Ausnahmen bilden tatsächlich das Salz in der wenig gewürzten Suppe der Slogans der Vereine, wobei die Koketterie des FC St. Pauli, eben nicht etabliert zu sein („Non established since 1910″), ein schönes Paradoxon darstellt. Wäre man nicht seit 1910 oben dabei, würde dieser Slogan ja von niemandem zur Kenntnis genommen. Immerhin nimmt man bei Hansa Rostock etwas kreativeren Bezug auf sein Wappen („Unsinkbar seit 1965″) und damit am Ende auch wieder auf seine regionale Zuordnung. Interessant wäre im Falle Dynamo Dresdens („Tradition verpflichtet“) noch zu wissen, wozu Tradition jetzt genau verpflichtet, doch ungewollt ist es wohl nicht, die Beantwortung dieser Frage jedem Rezipienten selbst zu überlassen. In Wolfsburg musste man den Fans früher sogar noch erklären, was der VfL Wolfsburg überhaupt für eine Sportart betreibt („Das ist Fußball“). Angesichts seiner besonderen Geschichte im Niemandsland der Aufmerksamkeit sei ihm das wohl verziehen.

Ebenfalls sticht eine Komposition aus Punkt 5, der Emotion, und Punkt 3, der Treue heraus: „Liebe kennt keine Liga“ des 1. FC Saarbrücken, mittlerweile wohl auch an diversen anderen Orten des Fußballs gekapert, was wiederum belegt, dass nahezu jeder Slogan für jeden Club funktionieren würde.

Erstaunlich, dass diese Mode aus der Welt der Konzerne — da kann man bitte alle möglichen Claims selbst aufzählen — zu so austauschbaren Ergebnissen bei den Fußballvereinen geführt hat. Könnte daran liegen, dass die Hirne, die sich derartige Slogans ausdenken, die selben sind wie jene für die Claims der Firmen. Oder daran, dass die meisten Fußballvereine nun mal kaum einzigartige Eigenschaften besitzen, am Ende ist ein Fußballclub in erster Linie immer noch schlicht ein Fußballclub. Echt. Klasse.

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Rekordmeister: der 1. FC Nürnberg

[Update] Die SpVgg Greuther Fürth ist ein Neuzugang bei den Zweitligameistern. Eintracht Frankfurt hat seine Chance vertan, hier ein Treppchen höher zu rücken.

Wer war am häufigsten Meister der 2. Bundesliga (bis 1980/81 zweigeteilt)?

Rekordmeister ist — tada! — ein Ex-Rekordmeister, nämlich der 1. FC Nürnberg, der damit nicht nur bei der Zahl der Aufstiege, sondern auch der Meisterschaften in der 2. Liga unterstreicht, dass er zur absoluten Fahrstuhlmannschaft geworden ist. Für die dreimaligen Gewinner gilt dies wohl genauso: Der VfL Bochum, SC Freiburg, Karlsruher SC und Hannover 96. Dass Hannover 96 sich wirklich fest in der 1. Liga etabliert hätte, muss man meiner bescheidenen Meinung nach noch weiter abwarten. Alle, die hier häufiger als 1x auftauchen, sollten ohnehin in ständiger Alarmbereitschaft leben und im Falle einer Platzierung auf einem Nichtabstiegsplatz in der 1. Liga den Teppich Richtung Otto-Fleck-Schneise zum Dankesgebet ausrollen, oder wo auch immer darüber entschieden wurde, die 1. Liga mittels Relegation weniger durchlässig zu machen. Man möge mir verzeihen, dass die einmaligen Zweitligameister nicht alphabetisch sortiert sind, die Daten sind wohl noch überschaubar.

Meistertitel in der 2. Bundesliga

Anzahl Verein
4x 1. FC Nürnberg
3x SC Freiburg
3x VfL Bochum
3x Karlsruher SC
3x Hannover 96
3x Arminia Bielefeld
2x 1. FC Saarbrücken
2x SV Darmstadt 98
2x FC Schalke 04
2x Hertha BSC
2x 1. FC Kaiserslautern
2x 1. FC Köln
1x TeBe Berlin
1x VfB Stuttgart
1x FC St. Pauli
1x TSV 1860 München
1x Bayer Leverkusen
1x Werder Bremen
1x SV Waldhof Mannheim
1x FC Homburg 08
1x Stuttgarter Kickers
1x Fortuna Düsseldorf
1x Bayer Uerdingen
1x Hansa Rostock
1x Eintracht Frankfurt
1x Borussia Mönchengladbach
1x SpVgg Greuther Fürth

Gut möglich, dass Eintracht Frankfurt oder Fortuna Düsseldorf in dieser Saison einen Schritt auf das nächsthöhere Treppchen machen.

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Trainer Baade „inside“ — Beim MSV Duisburg in der Kabine und in der Business Lounge

Letztens ging ein lange von mir gehegter Wunsch in Erfüllung: Einmal eine Kabine eines Bundesligisten, egal welcher, von innen sehen. Dass es dann gleich eine Kabine zum Zeitpunkt kurz vor Eintreffen der Spieler darin direkt vor einer Bundesligapartie war, war ein schmackhaftes Sahnehäubchen auf der Umsetzung dieses Wunsches.

In der Kabine

Wie überschaubar groß (wenn ich schreibe „überschaubar klein“, kommen wieder diese vielen Emails und Briefe, wie despektierlich ich mich äußern würde) die Kabine ist, zeigt ein Bild weiter unten. Kein allzu großer Unterschied zu Kabinen in unterklassigen Sportstätten — was die Grundfläche angeht.

Bei obigem Bild interessant: Manchmal fotografiert man etwas und bemerkt erst beim Entwickeln in der Dunkelkammer einen Aspekt, der einem vor Ort völlig entgangen war. Die Sitzpositionen sind hier aufsteigend nach Rückennummern sortiert. In dem Fall habe also ich eine kleine Straße geschossen, ohne es beim Fotografieren zu merken.

Nettes Accessoire: Diese Bändchen mit dem Namen an der Rückenlehne des jeweiligen Platzes. Für den Fall, dass der Zeugwart das Trikot vergessen hat? Oder vielleicht doch als Orientierung und Anweisung, weil der Kader ja selten zwei Mal der Gleiche ist? Man weiß es nicht, und Zeit zu fragen bleibt bei solchen Besichtigungstouren leider selten, weil man nicht allein ist und jeder wohl Hunderte Fragen hätte. Oder zumindest diese eine.

Ebenfalls auffällig: Für jeden Spieler waren gleich zwei oder drei Paar Fußballschuhe bereitgelegt, neben den obligatorischen Badelatschen. Sicher mit verschiedenen Stollenlängen oder generell unterschiedlicher Beschaffenheit je nach Wetter — denn dass man solchen Aufwand betreibt, nur um kurz vor Anpfiff doch noch auf eine andere Farbe umzusteigen, erscheint unrealistisch.

Ein bisschen Platz ist dann allerdings durchaus in der Kabine, wie das folgende Bild zeigt. Auf dem Tisch in der Mitte der Kabine steht Kaffee (! (glaube ich)) und der Zeugwart ist wenig begeistert, dass er während der Vorbereitung aufs Spiel in seiner Arbeit gestört wird. Verständlich, aber hier auch nicht zu vermeiden.

Dazu kommt in der Kabine des MSV Duisburg tatsächlich, wer hätte das gedacht, die gute, alte, klassische Taktiktafel, auf der allerdings noch nichts angeschrieben war.

Was ganz sicher aber nicht bedeutete, dass der MSV Duisburg ohne Taktik ins Spiel ging, da zeichnet Oliver Reck aus dem im Laufe seiner 509 Profispiele erworbenen Eff-Eff schneller eine stimmige Aufstellung an die Tafel als sein Schatten es von der Taktiktafel wieder löschen könnte. Vermutlich.

Die einzelnen Spieler mit Handschlag in der Kabine zu begrüßen war uns dann nicht vergönnt, für uns ging es weiter, aus der Kabine raus ins Stadion. Natürlich genau jenen Weg nehmend, den auch die Spieler nehmen, wenn sie vor einer Partie einlaufen. In Duisburg sind es nur ganz wenige Meter, keine Rolltreppe, kein langer Tunnel, in dem man sich vor dem Einlaufen von Einlaufkindern verarschen lassen könnte, und schwupps ist man draußen im Stadion.

Stadioninneres

In Ermangelung einer Laufbahn befindet man sich sofort beim Verlassen der Katakomben an den beiden Trainerbänken, die zwar durchaus ziemlich bequem aussehen, aber den einen oder anderen Wisch mit einem feuchten Lappen über die Sitzflächen hätten vertragen können. Sag ich, der ich da nicht mal besonders pingelig bin, aber wer weiß, vielleicht ist das ja alles im Ablauf bis zum Anstoß noch enthalten.

Etwas knallig in der Farbcombo blau (für den MSV) und gelb-rot für einen der Sponsoren, aber das wollen Sponsoren ja nun mal — dass es im Auge knallt und nicht in Vergessenheit gerät.

Steht man vor der Trainerbank, steht man logischerweise automatisch auch im Bereich der Coachingzone. Et voilà.

Der Trainer (nicht im Bild) in der Coachingzone (im Bild). Dort sieht der Rasen übrigens besonders abgewetzt aus, in beiden Coachingzonen, obwohl der Großteil dieser Zonen gar nicht aus Rasen besteht. Ein Wunder? Oder Sparmaßnahmen, um die besten Rasenstücke auf dem eigentlichen Spielfeld unterbringen zu können? Vielleicht Beides.

Jedenfalls wirken die mit Kreide gezogenen Linien nicht besonders ehrfurchteinflößend, selbst dann, wenn man gerade nicht außer Rand und Band ist. Elektrisch geladene Kuhzäune wären da vielleicht die sinnvollere Einrichtung.

Links im Hintergrund übrigens ein Trainingstor, das man dort wie auf der anderen Spielfeldseite platziert hatte, um den Torhütern und auch den Feldspielern zusätzliche Einspiel- und Einschussmöglichkeiten zu geben. Einschuss von einschießen wie warmschießen, nicht wie Pistolenkugel. Diese Tore sind sonst noch nie aufgefallen, könnte daran liegen, dass man sonst immer auf den letzten Drücker im Stadion anrückt, und heute eben schon zur Führung da war.

Genau dort, wo die Spieler die Katakomben verlassen, befindet sich auch eine der insgesamt fünf standardmäßig bei einem Spiel im Stadion befindlichen Kameras, die übrigen vier verteilen sich auf die Haupttribüne. Die Menschen dieser einen bekannten Produktionsfirma tun hieran ihren Dienst.

Eine putzige Angewohnheit hat man an der Wedau eingeführt: Vor dem Spiel und in der Halbzeit bläst man mehr oder weniger lustige Figürchen auf, die dann Werbung für Produkte machen sollen. Man beachte auch die Limonadenflasche im Hintergrund. Leider pflegt man diese Angewohnheit aber beinahe schon so lang wie das neue Stadion steht, hat die Dinger in der gesamten Zeit aber vermutlich nicht ein einziges Mal gereinigt. Ist nicht weiter tragisch, denn der Spaß, den es bereitet, den Helfern vor Anpfiff und in der Halbzeit dabei zuzuschauen, wie sie verzweifelt versuchen, die Luft rechtzeitig aus diesen Etwassen herauszubekommen, wiegt auf, dass sie nicht gänzlich blitzeblank sind.

Doch auch hier, im Inneren des Stadions konnten wir natürlich nicht so lange verweilen, bis Oliver Reck oder Karsten Baumann eintrudelten. So ging es flugs weiter in die Business Lounge, die vom Typus her dem Glückauf-Club auf Schalke gleichzusetzen ist, wenn auch natürlich bei einem nur halb so großen Stadion auch nur etwa halb so groß.

Business Lounge

Da ich nach meinem Besuch genau dort eine berechtigte Rüge erhielt, dass ich das Menü nicht fotografiert hatte, hier also direkt als erstes das Menü der Business Lounge beim MSV Duisburg im Spiel gegen Erzgebirge Aue. Tippfehler kosten übrigens nichts extra.

Ansonsten ist die Business Lounge ein im ersten Stock der Haupttribüne befindliche offener Raum, der für gewisses Entgelt seinen Besuchern unbegrenzten Zugriff auf Speisen und Getränke ermöglicht, welche man möglichst vor Anpfiff verdaut haben sollte. Also hurtig angestellt und zugelangt, denn in der zweiten Liga stößt man schließlich sonntags schon um 13.30h an.

Besondere Merkmale, die an die Historie des Clubs anknüpfen findet man auch hier in Form von Fotos früherer Stars und Spielszenen (nicht im Bild), allerdings keine im Bereich der reinen Gestaltung der Lounge.

Die Promidichte nicht ganz so hoch wie in München, waren die üblichen MSV-Legenden (ebenfalls nicht im Bild) aber alle anwesend.

Currywurst in der Halbzeit. Pils dazu.

Im zweiten Geschoss befinden sich auch noch einzelne Logen, also jene Logen, welche man eigentlich meint, wenn man davon spricht, in einem Stadion „in einer Loge“ zu sein; sowie weiterer Raum für deren Gäste, der etwas mondäner gestaltet ist.

Eigentlich waren in diesem Stadion nur 30 Logen geplant, wegen allzu guter Nachfrage in der Zeit der Erstklassigkeit erweiterte man diese Zahl aber auf 40.

Eine kurze Stippvisite auch hier.

Loge

Ganz schön geräumig, trotz der Erweiterung, und dazu auch jede einzelne mit eigener Theke versehen.

Bis es schließlich soweit ist, Anpfiff, die Partie im Stadion zu verfolgen. Auch in Duisburg gehen übrigens viele Menschen ins Stadion, die dann beim Singen ihre Schals im Takte der Musik von De Höhner wiegen, was sie offenbar nicht stört, solange sie dies nicht ahnen. Gut so.

Es gehen sogar mehr Menschen in ein Stadion in Duisburg bei einer Partie gegen Erzgebirge Aue als Menschen in ein Stadion in Fürth gehen, wenn Fortuna Düsseldorf dort spielt und der Heimverein gerade aufgestiegen ist.

15.627 zu 15.500.

Wobei man zugeben muss, dass sich um die letzte Ziffer der Zuschauerzahl in Duisburg solch seltsame Mythen ranken, dass man geneigt wäre, auch die 127 mehr als jene in Fürth anzuzweifeln.

Wer Lust hat, kann sich in dieser Menschenmenge bestimmt in Kürze bei einem hochauflösenden Rundumfoto selbst suchen und sich mit seinem Dingsbums-Profil zu erkennen geben; sind ja schwer in Mode, diese 360°-Panoramen.

Zur Partie selbst lese man dann beim werten Kees Jaratz. Im Anschluss daran verabschiedete man insgesamt sechs mehr oder weniger verdiente Spieler mit Präsenten und je ein, zwei von ihnen ins Mikro gehauchten Sätzen (Bruno Soares: „Duisburg wird immer in meinem Herz bleiben, vielen Dank, viel Glück!“) und hernach hätte man weiter in der Business Lounge netzwerken oder sich den kulinarischen Genüssen hingeben können, was wir beides nicht taten, sondern nach Hause strebten.

Die Treppe herunter, an den hübschen Hostessen vorbei zum Ausgang und um die Erfahrung reicher, dass Profikabinen in ihrer Machart nicht gänzlich anders sind als Nichtprofikabinen, sowie beeindruckt seiend, wie kurz in Duisburg der Weg von der Kabine auf den Platz ist.

Besten Dank an die Zebra-Kids und die Rheinschafe, die diese Tour ermöglichten. Die Zebra-Kids sind ein gemeinnütziger Verein, der sich auf unterstützenswerte Weise der Förderung von Kinderheimen und einzelnen Aktionen in diesem Geiste verschrieben hat. Diese Tour war wiederum ihren eigenen Förderern vorbehalten, wozu die Rheinschafe zählen.
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