Zum Inhalt springen

Schlagwort: Aktuelles Sportstudio

Uli Hoeneß in jung (und unsicher)

40 Jahre ist es heute her, dass er Manager beim FC Bayern wurde, Texte dazu gibt es satt und genug. Davor war Uli Hoeneß auch mal jung, wie man im Video ziemlich deutlich sieht und hört. Und dass er äußerst erfolgreicher Fußballer war, geht ja allen Nachgeborenen in der Bewertung der gesamten Person meist völlig ab. Einer von nur, äh, knapp unter 100 deutschen Weltmeistern im Fußball ist er und das wird er immer bleiben. Und dass er bei Olympia 1972 in München im Fußballwettbewerb (u. a. an der Seite von Ottmar Hitzfeld) mitspielen durfte, verdankte er dem Umstand, dass er zu seiner Anfangszeit beim FC Bayern München noch kein Profi war, sondern Vertragsamateur. Wie man von einem reichlich devoten Uli Hoeneß bei seinem ersten Auftritt im Aktuellen Sportstudio 1971 erfährt, herausgequetscht von Dieter Kürten, seines Zeichens gebürtig aus Duisburg-Wanheimerort, was man Kürtens Sprachmelodie allerdings nicht anmerkt. Dafür umso mehr, wie unsicher Uli Hoeneß, der Ulmer, gerade 19 Jahre alt geworden vor diesem Auftritt, insgesamt und auch in Bezug auf das, was da noch kommen möge, wirkt.

(Zur eingangs erwähnten Spielabsage wegen eines Tribünenbrands im Stadion an der Grünwalder Straße gibt es hier mehr: „Abgebrannt und abgesoffen“.)

2 Kommentare

Cool retourniert Valérien Medienschelte

In der letzten Woche führte eine plötzliche Eingebung während einer „nächtlichen Internetsafari“ (© Stadioncheck) dazu, nachzuschauen, was denn eigentlich Harry Valérien macht. Er lebte in Bayern und freute sich seines Lebens, war zu erfahren, er sei zwar nicht mehr sehr kameraaffin, treibe aber regelmäßig noch Sport, zumindest Wandern. Das war in der letzten Woche. Nun ist er tot.

Harry Valérien ist gestorben, für jede und jeden in meiner Generation und drumherum wohl der Sportreporter schlechthin, noch weit vor Manni Breuckmann, Adi Furler oder Jochen Hageleit.

Mir war damals immer klar, dass Harry Valérien entweder ein Alien oder ein Österreicher oder ein Luxemburger sein musste. Ein Deutscher konnte er nicht sein, weil er a) so einen französischen Nachnamen trug, der zusätzlich zum Akzent auf dem erste E in meiner Muttersprache auch keine Bedeutung transportierte, b) einen so herben Akzent sprach, dazu immer wieder stakkato-artige Aussetzer in seinen Satzmelodien hatte, dass er nun mal kein Deutscher sein konnte. Oder vielleicht zwar vom Pass her Deutscher, aber in Monaco aufgewachsen, vielleicht auch in Rumänien, aber niemals ein eingeborener Deutscher. Und dass sich ein Ausländer so sehr für deutschen Sport interessiert und das sogar zu seinem Beruf machte, das war natürlich schon eine besondere Auszeichnung dessen, über was er dort berichtete.

Mittlerweile weiß man, in München geboren und aufgewachsen, mit der für jene Generation typischen Zeit in alliierter Kriegsgefangenschaft, war er eigentlich dann doch absolut deutsch, nur eben kein Preuße. Daher auch der mit westdeutschen Ohren gehört fast unnatürliche, starke Akzent. Sicher Rumäne. Oder Ungar. Nein, Münchner, aha. Die durch all diese Umstände von meinem Hirn nur konstruierte Besonderheit hätte Harry Valérien allerdings gar nicht nötig gehabt, schließlich war er durch sein Tun ein außergewöhnlicher Sportberichterstatter, wie wir gleich noch unten sehen werden.

Was mich bei all den bislang konsumierten Nachrufen wundert, ist das Fehlen einer — jedenfalls für „uns“ damals — ganz wichtigen Komponente des Schaffens von Harry Valérien. Nun gut, dass er womöglich nur seinen Namen fürs Cover hergab und mit den Inhalten eventuell gar nichts zu tun haben könnte, das ahnte man erst später. Aber Harry Valérien ist uns allen — und ich kenne niemanden, der wirklicher Fußballfan ist, der nicht eine Ausgabe davon besitzt oder besaß — bekannt ist er uns allen natürlich wegen seiner WM- und EM-Bücher, wie Benny Berger hier seines zeigt und ich selbst auch diverse besaß (bis sie mir in einer Nacht- und Nebel-Guerilla-Aktion während der WM 1998 geklaut wurden, aber das ist eine andere Geschichte). Solch eines, solch eines oder auch solch eines.

Dazu hatte er natürlich das Glück, dass er in einer Zeit tätig war, in der einerseits das Volk in Deutschland nur drei Sender hatte, die Chance, das man ihm abends zusah, also bei etwa einem Drittel lag, so man an jenem Abend fernschaute. Außerdem bewirkte dieses dünne Medienangebot, dass man sich auch als Flachlandtiroler für Skiabfahrten oder Golfturniere im fernen Florida interessierte, in Ermangelung an Alternativen im sportlichen Fernsehprogramm. Und Harry Valérien andererseits in einer Zeit wirkte, in der das Fernsehen sich noch nicht als Partner der Bundesliga verstand, sondern eben als neutraler Berichterstatter. Und da die meisten sein Wirken nicht selbst miterlebt haben, wollen wir mal schauen, wieso Harry Valérien so sehr geschätzt und als derart integer wahrgenommen wurde.

Da gibt es sicher viele Beispiele, aber weil hier das Thema Fußball lautet und nicht Golf, Schwimmen oder Ski, soll es eben auch ein Fußballbeispiel sein. Et voilá, ein weiteres Resultat jener eingangs erwähnten nächtlichen Internetsafari stand dann auch sofort bereit: Harry Valérien im Gespräch mit einem der schwierigsten Charaktere, die es im deutschen Fußball gibt. Auch und erst recht damals schon, ohne dass Valérien locker lässt oder aber arrogant wird. Von beeindruckender Konsequenz, wobei man den heutigen Reportern zugute halten muss, dass es unter den heutigen Aktiven gar niemanden mehr gibt, an dem man sich derart abarbeiten könnte, wie Valérien diese Gelegenheit damals zuteil wurde, im Sommer 1982, als er an einem spanischen Hotelpool vor johlenden Touristen dieses Enfant Terrible des deutschen Fußballs vors Mikrofon bat. Ein echtes „Musssehen“, dieser Link:

Harry Valérien interviewt einen grantigen, medienscheltenden Fußballer.

Beziehungsweise für den Fall, dass der Link irgendwann nicht mehr funktionieren sollte, das Video auch gleich hier im Bild.



6 Kommentare

Uli Hoeneß und diese Sache mit dem Nikolaus

Man würde kaum glauben, dass die zu Beginn rechts im Bild befindliche Steffi Graf zum Zeitpunkt der Sendung am 12. Dezember 1984 tatsächlich schon 15 Jahre alt war. Dass Udo Lattek Modell für Mr. Burns stand, glaubt allerdings jeder sofort. So, und jetzt den Goldkehlchen aus München gelauscht. Weil’s so arg schön ist, heute auch mal in Breitwand.

13 Kommentare

Warum musste Doris Papperitz gehen?

Kein „Schalke 05″, und auch keine Franzi-esken nackten Schuhe, mit denen sie den DFB-Pokal ins Berliner Olympiastadion trägt. Einfach ein wenig zu früh für ihre Zeit, obwohl man sie doch sehr mochte. Mochte jemand Doris Papperitz nicht?

Irgendwann ward sie nicht mehr gesehen, der Grund dafür war jedoch unbekannt. Warum sie plötzlich von der Bildfläche verschwand, das erklärt die folgende kleine Äußerung ihrerseits in einem vielleicht unbedacht ob der Wirkung gegebenen Interview, zum Thema Verhältnisse in der ZDF-Redaktion:

Eher fliegt ein männlicher Volontär siebenundzwanzigmal nach Tokio, bevor eine Frau nach Wanne-Eickel darf.

Ja, so waren die Zeiten damals — 1990, aus welchem Jahr das Zitat rührt, klingt im Ohr des modernen Betrachters sehr aufgeklärt, war es aber offensichtlich nicht — dass jemand deswegen nicht mehr beim Sportstudio — zuvor mehr als 50x moderiert — bleiben konnte. Heute ist anders und früher nicht alles besser. Doris Papperitz nützte das damals allerdings nichts. Ihre Karriere im Sportstudio war von einem auf den anderen Tag beendet. Allein wegen dieses einen Satzes in einem Interview.


(Das Video zeigt nur ihr Wirken, nicht jenen ominösen Satz, dieser stammt ja aus einem Zeitungsinterview.)

7 Kommentare

Ausnahmsweise trockener Humor

Man konnte sich bislang nicht vorstellen, dass es im Fußball gelungene Aprilscherze gibt. Von den Fußballern selbst ausgedacht und durchgeführt, soll das bedeuten.

Im Fußball ist schließlich immer der erste April.

Die berühmte Zahnpasta unter der Türklinke, Wasser auf Köpfe oder in Gesichter schütten, Torwände ansägen, auf dass sie beim nächsten Treffer auseinander bersten, das gehört zum zumindest aus Opfersicht harten Fußballalltag dazu wie das Training von 9.00 bis 10.30h, tagein, tagaus.

Umso erstaunlicher, dass der Guardian einen etwas länger zurückliegenden Aprilscherz unter Beteiligung von Fußballern ausgegraben hat, und dann auch noch in Deutschland, dem Land mit dem narkotisierten Sinn für Humor. Und der geht so:

Michel Platini, Werder Bremen und ein (west-)deutscher Fernsehsender verbreiteten die Nachricht, dass Michel Platini in der nächsten Saison bei Werder Bremen spielen werde.

Wie man sieht, ist der Sinn eines Aprilscherzes nicht, dass er amüsant ist, sondern dass die darin aufgestellten Behauptungen unwahr sind. Eine ganz andere Qualität also als Wasser in Gesichtern.

1985 war das. Mit Juventus habe er alles erreicht, ließ sich Platini zitieren. Juventus stand kurz vor einem Landesmeister-Halbfinale gegen Girondins Bordeaux.

Nicht klar wird aus der Meldung, ob das Folgende Teil des Scherzes war, oder ob die Bremer Spieler mit hereingelegt wurden, man würde aber auf Ersteres tippen

Werder’s players were shown toasting the transfer with champagne.

Nicht gelacht, sondern gestaunt hier. Abgelegt unter „Billige Lacher“, ist aber nicht so gemeint. Der Aprilscherz mit der portugiesischen Nationalmannschaft zur WM 1998 gefällt da schon eher.

Einen Kommentar hinterlassen

Töppi keine Träne nachweinen …

… denn es geht ja „immer weiter, immer weiter“.

Wie wenig verdient eigentlich so ein Moderator bei der ARD oder beim ZDF? Sind diese da nicht zu guten Bezügen fest angestellt? Fällt es doch schon unter „Geringverdiener“? Die Rede ist dabei nicht mal von Baptist Kerner, der ja öfter mal die Sender wechselt, die Marken, für die er wirbt, allerdings auch. Die Rede ist von den eigentlich doch immer so brav daherkommenden Delling und Müller-Hohenstein. Letztere hatten wir hier öfter schon in der Pfanne sitzen, die Weihenstephan-Affäre ist gerade mal ein paar Wochen alt.

Nun, wir dürfen annehmen, dass die Moderatoren sehr wenig verdienen. Es werden wohl ein paar Euro mehr sein als bei einem Lokalradiosender, aber so richtig zum Leben reicht es immer noch nicht. Deshalb muss man die gerade erst frisch verlassenen Fußstapfen des ehrenwerten Rolf Töpperwien auch gleich wieder mit Inhalten füllen, diesmal mit den eigenen. Und dass sich keiner wundert, wenn es beim nächsten Aktuellen Sportstudio wieder nur butterweiche Fragen an Louis van Gaal gibt, obwohl er doch eventuell schwer in der Kritik steht und man ihm einiges vorwerfen könnte: Nicht dass er noch bei der nächsten Buchvorstellung jemand anderen mietet, man weiß ja, wie herrisch, jähzornig und nachtragend van Gaal sein kann, da verkneift man sich die kritische Frage doch lieber.

Katrin Müller-Hohenstein präsentiert Louis van Gaals Biografie.

Gerhard Delling hingegen gibt bei der Verleihung einer offensichtlich ohnehin x-beliebig gewordenen Ehrung den Conferencier.

Auch im Falle von Delling darf man fragen, ob er denn beim nächsten Mal noch genauso hart zufragen wird, wie man sich das eigentlich von Öffentlich-Rechtlichen wünscht. Aber Sich-Gemeinmachen, das ist ja nicht erst seit dem Team Telekom Teil des Tuns.

Dass man mit solchem Sich-Gemeinmachen inzwischen aber durchkommt, ohne dass jemand aufjault, während man vor ein paar Tagen erst Töppi das Kumpelsein hart vor den Latz knallte, das wird doch nicht bedeuten, dass man sich vom jeweils buben- und mädchenhaften Grinsen der beiden Protagonisten täuschen lässt?

5 Kommentare