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Schlagwort: Herbert Fandel

Blackout der unverzeihlichen Art

Ein beliebtes und auch sehr billiges Spielchen ist es immer, die Leserinnen und Leser nach ihren Erfahrungen mit Thema X zu fragen. Auf dieser Seite zumindest ist es aber nicht „billig“, weil es a) gar nix kostet und b) mich tatsächlich interessiert. So fragte ich zuletzt (keine Angst, weitere Folgen folgen), wo die verehrte Leserschaft das WM-Finale 1990 erlebt habe, welches ich bekanntlich schnöde im Wohnzimmer meiner Eltern verbrachte und danach, ohne noch zum Feiern in die Stadt aufzubrechen, ins Bett ging.

In der aktuellen Sonderausgabe der 11Freunde „Die 90er“ fragen die 11Freunde genau die selbe, billige Frage, die aber auch dort nicht so sonderlich billig ist, weil sie eben berühmte fußballrelevante Persönlichkeiten fragen.

Und dabei kommt doch tatsächlich zutage, dass good old Schiedsrichter Herbert Fandel nicht mehr weiß, wo er das WM-Finale 1990 erlebt hat.

Er weiß es nicht mehr.

Entschuldigung, schwul hin oder her, Freaks, die gerne wollen, aber nicht Fußball spielen können, autoritäre, herrschsüchtige, eitle Charaktere, zwei Gelbe Karten in einem Rutsch, selbst das fälschlicherweise als gültig erkannte Wembley-Tor, das alles würden wir ja noch verzeihen.

Aber: ein Fußball-Schiedsrichter, der sich nicht an ein Fußball-WM-Finale erinnern kann?

Und ausgerechnet so einer soll jetzt das Schiedsrichterwesen revolutionieren?

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Drei Monate wären ein schlechter Scherz

Der dänische Fan soll drei Monate Haft für seinen Schlag bekommen. Nun kenne ich seinen Leumund bzw. sein Vorstrafenregister nicht. Sollte er zuvor unbescholten sein, wären diese drei Monate Haft (!) eine lächerlich unangemessene Strafe. Ich erinnere mich an Dutzende Schlägereien in meiner Jugend, in denen die Täter, obwohl zweifelsfrei ermittelt, nicht mal mit mehr als 20 Stunden Irgendwasdienst zu rechnen hatten und hier soll ein quasi bis zur Besinnungslosigkeit Betrunkener tatsächlich ins Gefängnis wandern?

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Jugendstrafen und Strafen für Volljährige, zurecht auch im Strafmaß, insofern vergleiche ich ein bisschen Äpfel mit Birnen. Zudem bin ich weit davon entfernt, hier Täter zu Opfern zu machen oder die Leiden der Opfer zu bagetellisieren. Natürlich mag sich Fandel in seiner Sicherheit bedroht gefühlt haben und, was selbstredend viel schlimmer wiegt, auch länger anhaltende psychische Schäden davon tragen. Dafür ist niemand anders verantwortlich als der schlagende Däne. Doch diesem Mann nun ebenfalls ein leichtes Trauma zu verpassen, indem er in den Knast muss und sein – zumindest berufliches – Leben verwirkt hat, wird der Geringfügigkeit dieser Tat nicht gerecht.

Es ist schließlich etwas völlig anderes, ob ein im Rahmen eines Fußballspiels brutal zutretender Spieler nach einer Roten Karte für eine scheinbar lange Zeit gesperrt wird (z. B. drei Monate, in Wirklichkeit wird er nur für die Anzahl der Spiele x 90 Minuten gesperrt, ansonsten kann er in dieser Zeit ja tun und lassen, was er will) oder ob jemand die komplette Dauer der Strafe im Bau absitzen muss.

Aber wahrscheinlich geht es ohnehin nur um drei Monate auf Bewährung, es schreibt sich aber viel schöner, den Mann gleich ins Gefängnis zu stecken. Für einen (!) nicht vollstreckten Schlag ins Gesicht kann man auch unmöglich ins Gefängnis wandern. Real life wird zum Glück nicht nach Fußballregeln bewertet.

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Här dödar han matchen

Hier gibt’s das Video zum Vorfall (via).

Was aussehen könnte wie eine normale Zweikampfszene in einem Fußballspiel, ist tatsächlich mit Beteiligung zweier Leute entstanden, die sich sonst nicht in Flanken in den Fünfmeterraum werfen: Schiedsrichter Fandel (das ist der in old-school-schwarz) und der Herr zur rechten, (Name noch unbekannt, aber die dänischen Boulevard-Blätter fahnden bereits nach ihm, um eine Hexenjagd zu veranstalten) das ist, obwohl in ein Dänemark-Trikot gekleidet, lediglich ein Fan, zu erkennen vor allem an seinem schwarzen Longsleeve, das unter dem kurzärmeligen Trikot herausblinzelt, und an der fehlenden Rückennummer.

Fandel hält die Rote Karte, die er zuvor Ex-Schalker Poulsen gezeigt hatte, noch in der Hand. Er scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er in die Defensive gehen und seinen Körper schützen solle oder ob er doch eher offensiv agieren und zubeißen solle. Der Fan begeht den alten deutschen Fehler, gleich gegen zwei Gegner gleichzeitig anzutreten und richtig clever stellt sich der dänische Spieler beim Verteidigen nicht an.

„Här dödar han matchen“ ist schwedisch und bedeutet: Hier tötet er das Match. Ja. Nicht nur das vorzügliche Match, auch die Hoffnungen der Dänen auf die EM-Teilnahme tötet er dort gerade, denn aller Voraussicht nach wird das Spiel mit 3:0 für Schweden gewertet werden, was Dänemark praktisch aller Chancen beraubt, in dieser spannenden Gruppe noch einen der beiden ersten Tabellenplätze zu erreichen.

Auch wenn der unbekannte Fan mit seiner Aktion, Fandel für seinen in der Schlussminute beim Stand von 3:3 an Schweden erteilten Strafstoß eine aufs Maul geben zu wollen, dem einen oder anderen Bundesliga-Fan aus dem Herzen faustet: Bitter für die Spieler, wenn solch ein Narr ein fußballerisches Aufeinandertreffen in einer anderen Sportart (hier: Boxen) entscheiden will und nun die Spieler darunter zu leiden haben. Auch wenn Schweden möglicherweise ohnehin gewonnen hätte, obwohl ein verhängter Strafstoß noch lange nicht verwandelt ist (ca. 27% aller Strafstöße werden verschossen), bleibt nach diesem dramatischen Fußballfest — Dänemark hatte ganz liverpoolesk ein 0:3 in ein 3:3 verwandelt — ein schaler Beigeschmack. Ein Hanswurst im Ring, und schon macht das Ganze keinen Spaß mehr.

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