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Schlagwort: Statistik

Mut zum Hochmut

Ein Edding: 2,50 Euro
Fünf Eddings für das Flipchart: 12,50 Euro
Wissen, wie man einen Elfmeter versenkt: Priceless

Mario Gomez wiegelte ab: Nicht der Strahl des Laserpointers sei Schuld, dass er den Strafstoß vergeben hat. Sondern er selbst ganz allein. Das ist in bemerkenswerter Art zutreffend. Doch hat diese Art nichts mit der An- oder Abwesenheit von Laserpointerstrahlen zu tun.

Eine kleine grafische Darstellung nur für den Fall, dass es irgendjemand vergessen haben sollte, wie es genau aussieht, wenn man die seit Jahrzehnten unveränderte Quote von 77% verwandelten Elfmetern berücksichtigt. Bei all dem verfrühten Jubel, den Spieler und Fans durchführen, wenn es zu einer für sie positiven Elfmeterentscheidung kommt: Wetten, dass niemand über eine Brücke gehen würde, die mit gleicher Wahrscheinlichkeit einstürzt wie Spieler ihre Elfmeter verschießen? Und dass man in einer solchen Situation alle Möglichkeiten ausschöpfen würde, um die Wahrscheinlichkeit, dass die Brücke nicht einstürzt, zu erhöhen? Warum man das beim Treten von Strafstößen immer noch nicht macht, ist schleierhaft.

Nur 77% aller Elfmeter werden verwandelt. Großzügig gerundet landet somit jeder vierte Schuss nicht im ominösen Netz, sondern in diversen Nachthimmeln, in Torwarthandschuhen oder einige Sekunden später in den zarten Händen eines enttäuschten Balljungen. „Grafisch“ sieht das dann aus wie folgt.

 

 

 
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Dies ist natürlich nur eine sehr vereinfachte Darstellung, denn man wenn man diese Reihen über einen längeren Zeitraum zusammensetzt, dann entstehen ebenso Phasen von häufigeren Versuchen ohne Treffer als nur „1 aus 4″, genauso wie längere Phasen entstehen, in denen kein Fehlschuss geschieht.

Obwohl der gemeine Fußballfan dies ja grundsätzlich bestreitet, sollte man — abgesehen von Härtefällen, dazu unten mehr — eben nicht ins Kalkül ziehen, einen Schützen aufgrund einer schlechten Trefferquote der jüngeren Vergangenheit auszusortieren. Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Strafstoß ein Tor zu erzielen, liegt für jeden Strafstoß immer wieder neu bei 77%. (Und jene, zu scheitern bei als reiner Zahl doch enorm hoch anmutenden 23%, natürlich ebenfalls stets unverändert.)

Da es aber Ausreißer nach oben gibt (siehe unten stehenden Link), muss es auch Ausreißer nach unten geben, sonst existierte dieser Durchschnittswert ja nicht. Es gälte also, einen Spieler und dessen Treffgenauigkeit bei Elfmetern über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Erst wenn dieser statistisch abgesichert dauerhaft eine deutlich unter 77% (oder bei welchem Wert auch immer man zufrieden wäre) liegende Trefferquote aufweist, sollte man ihn endgültig aus dem Kreis der Elfmeterschützen des eigenen Teams verbannen.

Einer der gerade angesprochenen Ausreißer nach oben ist mit einer faszinierenden Quote der Engländer Matthew Le Tissier.

Wie dessen Patentlösung aussah, ist hier nicht bekannt. Sehr wohl bekannt ist aber von Ruud van Nistelrooy, dass er eine extrem lange Serie ohne Elfmeter-Fehlschüsse in der Premier League hinlegte, weil er seine Strafstöße auf eine bestimmte Weise schoss. Das Interessante daran ist, dass die gegnerischen Torhüter sogar wussten, wohin er schießen würde, und dennoch konnten sie das Gegentor nicht verhindern. Womöglich hat sich Ruud van Nistelrooy als einer der Wenigen damit beschäftigt, wie man Elfmeter am besten verwandelt. Denn:

Nur weil jeder 4. Elfmeter verschossen wird, ist Mario Gomez vom vergangenen Spiel in Neapel nicht entschuldigt. Wie eine seit geraumer Zeit bekannte Untersuchung ergab, führen 99% aller Elfmeter, welche höher als 1,22m (der Hälfte der Torhöhe) platziert werden, zu einem Tor.

Warum also sich überhaupt mit so Schüsschen, für die die Gewerkschaft der Gurken eine Abmahnung schicken würde, wenn man ihren Namen damit in Verbindung brächte, flach wie der zuvor stehende Witz es versuchen, wie Mario Gomez es am Dienstag tat? Warum schießt Mario Gomez diesen Strafstoß flach?

Weil die Spieler offensichtlich immer noch keinen Lernwillen besitzen? Weil niemand Kenntnis von dieser Information hat? Weil jemand zwar Kenntnis hat, sie aber nicht tradiert? Edding und Flipchart statt „teurer“ Computer, schön und gut. Die Information über diese 99% wäre aber im Internet zu finden, wenn man sich überhaupt dafür interessierte.

Ich wollte in die Mitte schießen. Wieso ich es nicht getan habe, weiß ich auch nicht. Man sollte bei seinem ersten Gedanken bleiben.“

Schuld am Fehlschuss ist tatsächlich Mario Gomez ganz allein und das gleich doppelt: Er schoss seinen Elfmeter nicht hoch — und er wusste nichts davon, dass er ihn hoch hätte schießen müssen.

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Lehrvideo Teil XI: Strafstoß

Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass die Quote der verwandelten Strafstöße im Fußball über die Jahre hinweg relativ gleich hoch bei etwa 77% liegt, was bedeutet, dass knapp jeder vierte Strafstoß vergeben wird.

Zusammengetragen hat das sicher nicht nur Roland Loy, sondern auch die diversen Datenbanken dieser Welt. Loy fand zumindest selbst heraus, dass der in anderen Ländern unbekannte Sermon davon, dass der Gefoulte nicht selbst schießen dürfe, unsinnig sei, weil die Quote in diesen Fällen nicht von der Quote der übrigen Fälle abweiche.

Gleichzeitig hatte Metin Tolan in seinem stillgelegten Blog „Querkraft“ dargelegt, welche Methode die sicherste sein müsste, zu verhindern, dass der Torwart den Ball erreiche und abwehren könne. Für die Antwort auf diese Frage braucht man eigentlich nicht viel Phantasie: Natürlich sollte der Ball möglichst weit entfernt vom Torhüter einschlagen und das ist angesichts der Tatsache, dass bislang die wenigsten Torhüter 2,44m groß sind, nun mal der Winkel, von dem ein Fußballtor zwei besitzt. Dorthin muss der Torwart sich nicht nur zur Seite, sondern auch nach oben bewegen, was ihm schwerer fällt, als sich allein zur Seite zu bewegen.

Eigentlich ganz einfach, ganz logisch auch.

Dennoch sieht man Millionen von Strafstößen, die diese Tatsache ignorieren und stattdessen einfach auf ihr Glück hoffen, welches dann in 23% der Fälle eben nicht eintritt.

Dabei bedürfte es nur ein wenig dessen, was man den Fußballern ja gerne abstreitet: Trainingseifer. Trainingseifer, um mit einer derartigen Sicherheit in den Winkel zu treffen, dass man seine persönliche Trefferquote von 77% auf einen Wert darüber steigerte.

Wie es Theofanis Gekas in diesem Beispiel wunderbar vormacht.



Wirklich erstaunlich, dass so wenige andere Schützen nicht die Eier Lust haben, sich angemessen unter der Woche auf ihre Aufgabe Strafstoß vorzubereiten, so dass sie relativ ruhigen Gewissens in den Winkel zielen könnten. Ruud van Nistelrooij machte das wohl zu seinen Zeiten bei Manchester United meist genauso: immer hoch in den Winkel, was jeder Torhüter wusste, aber dennoch nicht verhindern konnte.

Hier und heute: Theofanis Gekas.

Aber sonst? Größtenteils amateurhaftes einfallsloses Schweigen im Wald der Winkel.

(Torhüter, die weniger als jeden vierten Strafstoß halten, sind übrigens auch dann keine „Elfmeterhelden“, wenn sie denn mal zufällig doch einen halten. Sie bleiben bei unter 23% gehaltenen (minus der vorbeigeschossenen) Strafstößen das, was die Statistik sagt: unterdurchschnittlich. Kein Grund zum Jubeln, eher ein Grund, beim Elfmeterschießen den Torwart zu wechseln.)

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Die Gründe für die Statistik-Liebhaberei

Eigentlich glaubt man ja, dass man mit den Statistiken etwas „beweisen“ könne. Dass Statistik A sage, dass Statistik B falsch sei.

Tatsächlich ist das verquere Festhalten an der Vergangenheit aber nichts anderes als die Weigerung, zu akzeptieren, dass man nicht endlos leben wird. Die Angst vor dem Tod. Dabei sollte jeder Erwachsene loslassen können, denn er ist schon tot. Mehr oder weniger. Je eher er es erkennt, desto mehr wird er den Rest der Zeit genießen können.

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Zä Statistik is only für nerds

Als ich mal in eine nicht-europäische Stadt reiste, die im Ruf stand, sehr „gefährlich“ zu sein, war mein Reisebegleiter ein eher ängstlicher Zeitgenosse, der vor der Reise etwas nervös wirkte, weil er nicht wusste, welche Ausmaße an Gewalt und Kriminalität ihn auf den Straßen dieser Stadt erwarten würden. Wie in 99,x% der Fälle aller Touristen in dieser Stadt wurden wir nicht überfallen. Nach der Reise erklärte er also freudestrahlend allen, die es wissen wollten: „Und wir sind überhaupt nicht überfallen worden!“

Woraufhin man sich zu fragen begann, ob das mit der Statistik und den Wahrscheinlichkeiten eine Sache sein könnte, die das durchschnittliche menschliche Gehirn nie so wirklich begreifen wird.

Unterstützung für diese Annahme liefert uns Gary Mabbutt, wenn er von seinem Aufenthalt in Südafrika berichtet:

„I‘ll also tell you a story which my wife likes to remind me of. When I first went to work in the townships I decided it would be best to leave my Rolex watch – a treasured possession – at home in England.

The first day I got back, I proudly put it back on and went out for a drive. I stopped at lights in Shepherd’s Bush, was mugged and the watch was taken.“

Ich benutze äußerst ungerne diese etwas rohere Sprache, die vielleicht bei einem Rant angemessen wäre. Das hier aber ist kein Rant, sondern ein Hände-vor-den-Kopf-Schlagen (siehe im unsexy Header, artverwandt). Man muss Mabbutt, aber auch dem Journalisten, der das schreibt, zuschreien:

So whacking fot?

Was will er mit dieser Äußerung sagen? Dass es in Europa auch die Möglichkeit gibt, überfallen zu werden, während das in Mexiko natürlich nie der Fall ist? Dass man in Mitteleuropa auch einen Autounfall wegen schlechter Straßenverhältnisse haben kann, was in der Ukraine nie vorkommt? Dass man sich auch in Mitteleuropa mit HIV infizieren kann, was hingegen in Südafrika nie passiert?

Was auch immer er sagen will, dieses anekdotenhafte Arbeiten des menschlichen Gehirns ist kaum zu ertragen, erklärt aber auch, waum Menschen immer wieder Anekdoten erzählen, um Dinge beweisen zu wollen (positiv formuliert, in den meisten Fällen ist die Bedeutung des Wortes „beweisen“ gar nicht abrufbar…). Hans Meyer ist ein Generalvertreter dieser Zunft, aber auch alle anderen Menschen tun dies gerne, an Universitäten, und natürlich ganz besonders im Fußballzirkus (nicht nur im Doppelpass), nicht zu vergessen die Schwester der Cousine von meinem adoptierten Hermaphroditen. Anekdoten galore.

Wieso eigentlich sammelt man diese ganzen Statistiken im Fußball, wenn man sie dann doch nicht versteht?

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Clean sheet — neuer Rekord?

In der englischen Premier League steht ein besonderer Rekord vor der Tür: Sollte Manchester United im nächsten Spiel am 27. Januar kein Tor kassieren, wäre das ein neuer Rekord an Spielen ohne Gegentor in Folge. Derzeit verharrt der Zähler dieses Statistik bei 10 Partien, die der große, dünne, alte Mann des Torhütens — Edwin van der Sar — bestritt, ohne einmal den Ball aus dem Netz holen zu müssen. Rekordverdächtig auch die dazugehörigen weiteren Zahlen: in 21 Partien in der Premier League erhielt Manchester United überhaupt erst 10 Gegentore, 14 dieser 21 Partien wurden ohne Gegentor beendet.

Diese Arme von van der Sar, die eigentlich Tentakel werden sollten … leisten gute Arbeit.

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Foules Spiel

An irgendeiner Stelle im Netz liest man, dass der 1. FC Köln zur Zeit die fairste Mannschaft dieser Bundesligasaison sei, gemessen an der Zahl der Fouls. Nur 181 Fouls in 12 Spielen. Alleine schon beim Anblick des absoluten Werts von 181 wirkt das „nur“ auf mich befremdlich.

Dann rechnen wir das mal um, und vergessen dabei nicht, dass dieser Wert eben den geringsten der Liga darstellt. 181 Fouls in 12 Spielen bedeuten knapp alle 6 Minuten ein Foul. Wenn man nun annimmt, dass der Gegner mindestens genauso häufig foult, was er natürlich tut, wenn Köln in der Liste ganz oben/ganz unten zu finden ist, dann sehen wir also in einem gewöhnlichen Bundesligaspiel alle 180 Sekunden ein Foul. Tendenz, wie gesagt, eher noch öfter.

Wenn man dann noch dazu rechnet, bzw. abrechnet, wie gering überhaupt die Nettospielzeit eines Spiels ist, dann gelangt man zu einem Wert, der nahelegt, dass quasi jeder Spielzug mit einem Foul abgeschlossen wird, falls nicht gerade ins Tor getroffen wird.

Professionell hin oder her.

Irgendwie macht diese Vorstellung keinen Spaß.

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Als ich einmal für Hertha BSC war

Als ich einmal für Hertha BSC war …

… ungefähr ziemlich genau in zwei Tagen, wenn es darum geht, dass Oliver Kahn in seinem letzten Spiel Oliver Reck nicht den Rekord klaut, am wenigsten Gegentore in einer Saison erhalten zu haben. Wie die meisten von Euch wissen, manche aber nicht, liegt dieser Rekord bei 22 Toren aus der Saison 1987/88.

Ollis Bayern haben bislang 20 Tore bekommen, und natürlich liegt so ein Rekord nicht allein beim Torwächter, besonders, wenn er nicht alle Saisonspiele bestritten hat (Reck damals immerhin 32, Olli bei jetzt 25 dann wohl 26 von 34 möglichen), sondern bei der Abwehr, ja bei der ganzen Mannschaft. Dennoch wäre das etwas, was er sich persönlich für lange Zeit ans Revers heften könnte und diverse Typen würden das medial bis zum Erbrechen ausschlachten. Also ich zum Beispiel mit diesem Beitrag.

Da stellt sich natürlich die Frage, mit welcher Einstellung die Bayern in dieses Spiel gehen werden, genauso wie für die Hertha, was von hier aus nicht beantwortet werden kann. So wie Hertha insgesamt in der Rückrunde auftrat, sind kaum Hoffnungen angebracht. In nur 5 von 17 Spielen schoss Hertha überhaupt mindestens zwei Tore. Um es mit Herrn Wieland zu sagen: Hertha hat in dieser für alle Fans relevanten Statistiksubgruppe einen score von 0.29 und das ist erschreckend wenig.

Hoffnung macht vielleicht, dass 3 dieser 5 Spiele aus den letzten 4 Partien der Hertha stammen und diese somit hoffentlich „in Schuss“ ist. Dazu kommt, dass Hertha BSC in 2 der letzten 3 Partien gegen Bayern 2 Tore erzielte. Aber das ist dann auch wieder nur so eine selektive Sichtweise, schließlich schoss Hertha in den 3 Spielen davor kein einziges Tor gegen Bayern. Möglicherweise ist Hertha wenigstens davon beflügelt, dass es plötzlich Chancen auf eine UEFA-Pokal-Teilnahme gibt: via Fair-Play-Wertung der UEFA bzw. Bundesliga.

Bei Bayern darf man wohl nur auf zwei Dinge hoffen: erstens, dass alles darauf ausgerichtet sein wird, Oliver Kahn sein erstes Bundesligator zu ermöglichen und der Rest in den Hintergrund rückt, auch die Defensive. Zweitens, dass die Bayern ihre Form vom 11:5 gegen SV Darmstadt 98 verhärten und die Abwehr noch mal wie ein Scheunentor agiert (auch wenn man Scheunentore selten agieren sah).

Ich jedenfalls bin am Samstag für Hertha, oder um genauer zu sein: für möglichst viele Tore in Oliver Kahns Abschiedsspiel, wie es in guten Abschiedsspielen üblich ist.

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Füße aus Malta, Kopp aus Essen

Da der Völler-Bierhoff-Disput immer weiter schwelt, rufen wir uns noch einmal in Erinnerung (und wer es nicht glauben kann, sollte die Statistik bemühen): 1998 wurde Oliver Bierhoff in der italienischen Serie A Torschützenkönig, noch vor einem gewissen Ronaldo Luís Nazário de Lima. (Die Ausrufezeichen, die man hier setzen müsste, verbieten der gute Geschmack und die Huldigung an die Lesbarkeit von Texten, der hier häufig nachzugehen versucht wird.)

Füße aus Malta, aber einen Kopp aus Essen.

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Minutiös

Ich hab mich schon immer gefragt, wer nach Ende einer Partie diese auf allen möglichen Vereinsseiten existierenden minutiösen Spielberichte liest (außer den Kindern, die später solche Statistikliebhaber werden wie ich). Der bedeutungslose Zweikampf im halblinken Mittelfeld interessiert doch wirklich niemanden mehr, wenn man schon weiß, dass das Spiel ohnehin verloren wurde. Inzwischen ist auch mein Interesse für solche Details wie „23. Minute: Mrs. Krababbel macht sich die Schnürsenkel zu.“ erloschen.

Beim Verfassen eigener Spielberichte habe ich spätestens nach 50 Spielen gemerkt, dass man die Muse schon ziemlich heftig küssen muss, ob sie will oder nicht, möchte man nicht immer das Selbe schreiben. Allerdings ist ein Spielbericht als Fließtext ja noch mal etwas anderes als ein minutiöser Bericht.

Einen habe ich aber doch aufgetrieben, den selbst ich bei ansonsten erlahmtem Interesse an dieser Detailvesessenheit gerne gelesen habe: den vom WM-Finale 1954.

Wer wusste schon, dass sich in der 42. Minute Liebrich „zwei Mal […] glänzend in Schüsse der Ungarn“ warf? Oder dass Eckel in der 45. Minute „kurz zuvor noch länger nach einem Zusammenprall von Masseur Deuser auf dem Platz behandelt worden war“? Oder dass in der 58. Minute Kocsis „köpft. Die Latte rettet für die deutsche Abwehr!“? Die 86. Minute war da schon eher bekannt: „86. Minute: Kocsis flankt auf Puskas, der aus kurzer Entfernung ins Tor trifft. Aber der Schiedsrichter pfeift die Situation zurück. Abseits.“

Das Spiel war dann übrigens irgendwann „Aus!“ Aber das wusste man ja auch vorher schon.

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Eine Perle der Natur

Hatten wir letztens noch darüber gesprochen, dass es keinen ordentlichen und vor allem — das Wichtigste daran überhaupt — sich selbst aktualisierenden Liveticker gibt, seit der Arena-Ticker den Dienst eingestellt hat, müssen wir heute feststellen: der Ticker der Uefa ist an Informationsfülle nicht zu überbieten. Es gibt Bilder vom Spiel, die schon während der Partie eingebunden werden, es gibt alle erdenklichen Statistiken über Torschüsse und vergebene Torschüsse, vorbeigezielte Torschüsse und Torschüsse, die abgeblockt wurden. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich anzuschauen, von welcher Position auf dem Spielfeld diese Torschüsse erfolgten, man kann die taktische Aufstellung ansehen und gleichzeitig alle statistischen Daten zur diese Position ausfüllenden Person abrufen, man bekommt jede nötige Information, die Wetterdaten, ausführliche Schiedsrichterdarstellung und alles rund ums Stadion.

[photopress:uefa_ticker.jpg,full,centered]

Als besonderes Bonbon — keine ganz neue Idee, aber eine immer wieder nützliche — gibt es ein Jingle zu hören, wenn ein Tor fällt. Danke, so etwas habe ich gesucht. Schade, dass es etwas vergleichbar Umfangreiches und Praktisches nicht auch für die Bundesliga gibt.

Ein kleines Manko dieses Tickers ist die totale Neutralität der Textbeiträge zum Spielverlauf:

„Scholes delivers a corner.“

„Ciabatta commits a foul.“

„Gattuso has an effort on goal.“

Das ist alles sehr trocken. Angesichts dessen, dass Liveticker inzwischen meist von zunehmend euphorisierten, aber analphabetisierten Studentenjobs ausfüllenden Leuten, die noch nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, nachdem sie ihr Studium abgebrochen haben werden, geschrieben werden, ist der Verlust an subjektiver Einschätzung der Spielsituation eher gering.

Zweites Manko: Es ist alles in Flash.

Weitere Mankos gibt es jedoch nicht zu beklagen, so dass ich mir einfach eine solche umfangreiche Fülle von jetzt ab auch für den Bundesliga.de-Ticker wünschen würde. Über die Qualität der Kommentatoren beim dortigen Ligaradio sollte man ohnehin den weitgehend bekannten Mantel hüllen. Bei UEFA-Spielen von nun aber nur noch den UEFA-Ticker, so viel ist sicher.

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Unbekanntes aus … der Sünderstatistik

… der Sünderstatistik.

Well, vielleicht ist es nicht ganz so unbekannt, wie man meinen möchte: Mit weitem Abstand Führender bei der Anzahl erhaltener Verwarnungen ist kein Geringerer als Everybody’s Darling Stefan Effenberg.

Im Verlauf seiner Karriere in der Bundesliga erhielt er insgesamt 111 Gelbe Karten. Und das, obwohl er ein paar Saisons in Italien weilte. Selbst Haudegen wie Jürgen Kohler (85) können ihm da nicht Paroli bieten.

Das macht Stefan Effenberg irgendwie noch sympathischer.

Zweiter ist übrigens mit, wie gesagt, weitem Abstand: Bernd Hollerbach mit „nur“ 93 Gelben Karten.

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Playoff-Spiele und ihr Charakter

Manchmal versteht man einfach nicht, warum eine Mannschaft in den letzten Minuten nicht alles auf eine Karte setzt. Wenn es nur noch darum geht, weiterzukommen oder das letzte, finale Tor zu kassieren: Warum sollte man dann nicht hinten alles aufmachen und nach vorne stürmen? Für die Statistik mag das schlecht aussehen, wenn man zu Hause 0:3 oder 0:4 „abgeschlachtet“ wurde, für die Chancen, selbst noch weiterzukommen, ist das allerdings der Todesstoß, wenn man nicht alles aufmacht. Man hat tatsächlich schon Pferde vor dem Camp Nou kotzen sehen, warum also nicht auf ein letztes Wunder hoffen? Dafür müsste man aber schon ein bisschen mehr tun als in einer zweiten Halbzeit, in der man zurückliegt, gerade mal zwei wenig überzeugende Torchancen zu besitzen.

Wahrscheinlich verstehen die Spieler selbst nicht, dass das alles nur ein Spiel ist und man eben in solchen ab und zu auch mal etwas riskieren muss.

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Trainer Baade beichtet

Unglaublich, was der indirekte freistoss berichtet: Die IFFHS ist lediglich eine Juxveranstaltung eines einzelnen Mannes, der ein paar ebenfalls gelangweilte ältere Herren aus anderen Ländern rekrutieren konnte, um den Eindruck einer „echt internationalen“ Fußballvereinigung zu erwecken.

[photopress:iffhs.jpg,full,centered]

Mir leicht beschämt das Hütchen übers Gesicht ziehend darf ich beichten, dass ich dem ganzen Schwindel ebenfalls erlegen bin und sogar mal eine Korrekturmail (Klugscheißer machen nie Feierabend) gesendet habe. Ich erhielt eine Dankesmail und den Hinweis, dass die Korrektur aufgenommen wurde. Leider habe ich die Mail nicht mehr (my bloody Valentine Festplattencrash), so dass ich nicht mehr sagen kann, ob diese tatsächlich von Dr. Pöge verfasst war. Ich erinnere mich lediglich, dass sie von einem Mann stammte, der mit Dr.-Titel unterschrieb.

Wer sich die Fotos anschaut, die im IF-Artikel verlinkt sind, wird nicht umhin kommen, sich zu wundern, wieso die IFFHS-Herren neben Franz Beckenbauer oder anderen stehend grinsen, als wären sie einfache Fans, die endlich mal mit den Granden der Fußballwelt zu einem Foto posieren dürfen.

Übrigens: Trainer Baade ist auch eine Ein-Mann-Veranstaltung, lasst Euch also nicht leimen.

Immerhin ist die Seite der IFFHS von 7DC erstellt, die auch für massig andere Webauftritte mit Fußballkontext verantwortlich zeichnen. Von Lothar Matthäus über Nuri Sahin, Silke Rottenberg, Mehdi Mahdavikia, Silvio Meißner, Guy Demel, Florian Kringe, Fabian Gerber, Thomas Brdaric bis zu Oliver Kahn und Lukas Podolski reicht die ellenlange Liste. Zur IFFHS schreiben 7DC selbst:

Seit mehr als zwei Jahrzehnten dokumentiert die „International Federation of Football History & Statistics“ (IFFHS) den Weltfußball auf wissenschaftlicher Basis. Unter ihrem Vorsitzenden Dr. Alfredo Pöge arbeitet die IFFHS eng mit der FIFA zusammen und genießt wegen ihrer Kompetenz ein so großes Ansehen, dass die von ihr verliehenen Preise und Auszeichnungen globale Beachtung finden.

Die viersprachige Homepage der IFFHS ist schon seit langem die bevorzugte Internet-Anlaufstelle all jener, die fundierte statistische Informationen suchen und an mehr interessiert sind als an dem oft oberflächlich dargebotenen Tagesgeschehen. Um jenen wahren Fußball-Liebhabern die Orientierung im stetig wachsenden Dickicht der Daten und Statistiken noch einfacher zu machen, hat die Dortmunder Firma 7DC dem Internet-Auftritt der IFFHS ein neues Gesicht verliehen, seine Struktur optimiert und zusätzliche Angebote eingepflegt – wie etwa die Menüpunkte „Skurrile Fakten“ und „World Football Gala“.

Auf diese Weise verbindet das virtuelle Heim der IFFHS Benutzerfreundlichkeit mit einer beeindruckenden Fülle von Informationen. Wer zum Beispiel wissen möchten, welches Team Weltmannschaft des Monats geworden ist, oder warum die Rückennummern auf Fußballtrikots eine australische Erfindung sind, der sollte schleunigst einen Blick werfen auf: http://www.iffhs.de.

Doch Vorsicht! Wer als Fußball-Fan einmal auf dieser Homepage gelandet ist, der wird sie so schnell nicht wieder verlassen können …

In Zukunft werde ich das „Stadion der Saison“ wählen. Die Wahl wird unter wissenschaftlichen Kriterien stattfinden, nur welche das sind, verrate ich natürlich nicht. Vielleicht nehme ich Erdbeermarmelade als Kriterium oder einfach die Frage nach dem Umfang der Brüste, mit denen auf den Klos der Stadien geworben wird, man könnte sich da so einige wissenschaftliche Kriterien überlegen. Wichtig bleibt, dass der sid dann auch davon berichtet. Ich denke, das ließe sich einstielen. Bewerbungen für das Stadion der Saison nehme ich bis zum 10. Mai 2007 an, sollte sich bis dahin kein Stadion beworben haben, wähle ich trotzdem eins und werde es in den heiligen Hallen der Trainer’schen Wohnküche ehren.

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