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Schlagwort: WDR

Die einzelnen Ziegelsteine der „Gelben Wand“

Die 90-minütige Doku des WDR über die Dortmunder Südtribüne aus dem Jahr 2013 ist jetzt auch online verfügbar.

Allerdings soll dies keine uneingeschränkte Empfehlung sein, sich diese Doku zu Gemüte zu führen, da sie beim damaligen Schauen zumindest die hiesigen Erwartungen knapp verfehlte. Statt sich mit den Aspekten der Gesamtheit der größten Stehtribüne Europas – 25.000 passen drauf – zu beschäftigen, ging man den Weg, Einzelschicksale der dort Stehenden zu beleuchten. Was selbstredend legitim ist, man aber auch wissen sollte, falls man sich dafür 90 Minuten Konsumzeit freiräumt. Also, Film ab für all jene, welche sich mit elf einzelnen Personen, die sich regelmäßig auf der Südtribüne einfinden, und deren Biografien beschäftigen möchten. Heißt ja nicht, dass es nicht sehenswert ist.

Gerne hätte man nur ein wenig mehr über die Südtribüne, ihre Wirkung, ihre Historie, ihr Sangesgut, ihre Psychologie erfahren in einer Doku über die Südtribüne.

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Filmkritik: Trainer!

„Trainer!“ heißt das neueste Werk des Regisseurs Aljoscha Pause, der schon mit „Tom meets Zizou“ zu begeistern wusste (Kritik siehe hier). Es wurde bereits vor einigen Monaten in einer kürzeren TV-Fassung im WDR gesendet. Vor wenigen Tagen zeigte das Metropol-Kino in Düsseldorf die Kinoversion in 136 Minuten Länge. Zusammen mit einer Matinee, zu der einer der Protagonisten des Films, André Schubert, geladen war, ergänzt mit Norbert Meier und 11-Freunde-Mensch Thorsten Schaar, der das Gespräch leitete, bot das einen willkommenen Anlass, diese Bildungslücke in Form des Films „Trainer!“ zu schließen.

Portraitiert werden drei im deutschen Profifußball eher weniger bekannte Trainer: André Schubert, zunächst beim FC St. Pauli, später beurlaubt, Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim sowie Stephan Schmidt beim SC Paderborn, am Ende ebenfalls beurlaubt. Dazu immer wieder Interviewschnipsel mit Jürgen Klopp, Armin Veh, Michael Oenning, Hans Meyer, DFB-Trainer-Ausbilder Frank Wormuth, Thomas Schaaf sowie dem in diesem Film unsagbar grauselig gewandeten Peter Neururer.

Erkenntnis Nr. 1: Trainer fahren allezeit Auto. Ständig zeigt der Film seine drei Protagonisten, wie sie am Steuer durch Landschaften oder Städte kutschieren. Obwohl Gunnar vom Stehblog mich bat, bei der anschließenden Diskussion die Frage zu stellen, ob die Trainertätigkeit tatsächlich zu 70% aus Autofahren bestünde, verzichtete ich darauf.

Denn gleich die erste Aussage von André Schubert im Anschluss an den Film war, dass diese Autofahrten ein dramaturgisches Mittel darstellten, um von Szene zu Szene überzuleiten. Bei 70% Autofahrzeit landet der Film ohnehin nicht, aber es sind deutlich zu viele Szenen, in denen nur gesprochen wird, wo man lieber noch mehr vom Trainingsalltag gesehen hätte. Selbst wenn Autofahren dazu gehört: für welchen Job mit wechselnden Einsatzorten gilt das nicht? Nun denn, diese kleine Schwäche macht den Film ohnehin nicht wirklich schlechter. Denn er geht hautnah an die Arbeit der Trainer heran, beim 1. FC Heidenheim sogar bis ins im Fußball immer noch so Heilige: die Kabine und die Ansprachen vor Anpfiff und in der Halbzeit.

„Wenn du gewinnst, wirst du gefeiert, wenn du verlierst, bist du der Loser. So einfach ist das.“

Frank Schmidt betont es zu Anfang einmal explizit: Dass ihm bewusst ist, wie wenige Menschen in Deutschland diesen Job ausüben können, Profitrainer im Fußball zu sein. Weshalb er ausnahmslos jeden Tag mit großer Freude zur Arbeit gehe. Freude, die im späteren Verlauf des Films nur noch sporadisch auftaucht, wenn alle in Stress gebadet um Punkte und vor allem ihren Job kämpfen müssen. Der nicht ganz unwichtige Faktor des riesigen Geldes, das man hier mit einem reinen Spiel verdient, kommt quasi überhaupt nicht zur Sprache. Und auch wenn den Trainern bewusst ist, dass sie einen Luxusjob ausüben: im Alltag ist davon nicht mehr viel über, denn dann fordert das Rad in Form des Spielplans seinen Tribut an Aufmerksamkeit.

Alle drei Trainer reden ständig vom großen Druck, der unaufhörlich vorhanden sei. Immer nur Stress durch die ganze Saison hindurch. Klar, man kann bei der Arbeit immer noch mehr machen und insbesondere in kleineren Vereinen gibt es schlicht weniger Schultern, auf die die zu erledigenden Aufgaben verteilt werden können.

Alle reden von Druck, außer Armin Veh.

Vielleicht ist seine oft aufreizend daherkommende Distanz zur Arbeit mit seinem Klub aber der richtige Umgang mit dem ständig vorhandenen Stress. Auch mal etwas nicht erledigen können, nicht alles bis zu Ende gedacht haben, dafür aber psychisch frisch zu bleiben. Besonders auskunftsfreudig zeigt sich Armin Veh im Film allerdings nicht, sein meist vom bekannten Grinsen umspielter Mund wahrt auch hier die Distanz und lässt nicht allzu tief ins Innere blicken.

Zu Anfang wird von DFB-Trainerausbilder Frank Wormuth gleich klargestellt: jene Trainer, welche ausschließlich über die Motivation kommen, seien passé, die heutigen Trainer seien alle im Wortsinne Fußballlehrer. Leider zeigt der Film dafür dann aber trotz 136 Minuten Laufzeit viel zu wenig von der täglichen Trainingsarbeit, stattdessen immer wieder diese nervigen Autofahrten. Hier hätte man gerne mehr Details des Trainings gesehen, statt die Trainer über ihre Arbeit reflektieren zu hören. Zumal alle drei nicht auf den Kopf gefallen und zu spannender Reflektion in der Lage sind — am Ende aber doch mit sehr ähnlichen Erkenntnissen bezüglich ihrer Position im Fußball und im Leben aufwarten.

Dafür zeigt der Film sehr anschaulich, wie groß der Einfluss des Zufalls auf die Resultate ist. Bei fast allen erzielten Toren ist noch eine Hand des Torwarts am Ball, der Torwart oder ein Verteidiger begehen einen Fehler oder der Ball wird schlicht abgefälscht. So viel Druck und so viel Zufall — passend in Relation gesetzt.

„In welchem anderen Job gibt es das, dass die Arbeit eines Menschen jeden Tag öffentlich bewertet wird?“

Thomas Schaaf

Auch weitere weniger angenehme Seiten am Trainerleben kommen nicht zu kurz. Meist besitzen die Trainer kaum Einfluss auf die Kaderzusammenstellung. Besonders erschreckend ist aber die große Macht der Boulevardmedien auf die Stimmung rund um den Trainer. Verständlich, dass sich André Schubert im Film nach seiner Entlassung im neuen Job eine Vereinsführung wünscht, die zusammenhält, also Präsident, Manager, Spieler. Selbst der Pressesprecher des FC St. Pauli betont, dass ein Trainer tatsächlich einige Wochen länger im Amt bleibt, wenn die zuständigen Journalisten ihn mögen, der Trainer einen guten Draht zu ihnen aufgebaut hat — was für eine erschreckende Bankrotterklärung des Businesses, die man nicht unbedingt an dieser Stelle des Profifußballs erwartet hätte, beim FC St. Pauli.

Dazu gelingt es allen drei Trainern kaum ein Mal, wirklich abzuschalten. Wobei die Frage nach Henne und Ei hier nicht beantwortet wird: Können sie nicht abschalten, weil der Job es so erfordert? Oder gelingt es ihnen nicht, weil sie nicht die Typen dafür sind? Armin Veh scheint damit keine Probleme zu haben, ebenso wenig wie Hans Meyer, der aber ohnehin nur seine altbekannte Rolle des altväterlichen Erklärbärs spielt, aus der er nicht mehr herauszufinden scheint. Sein Beitrag besteht aus zwei, drei Anekdoten von früher, die insgesamt wenig Erkenntnis ermöglichen (der Trailer unten täuscht da etwas).

Auch wenn sie schließlich auf dem Platz über den Job des Trainers entscheiden, stehen die Spieler im Film eher im Hintergrund. Einzig eine Auseinandersetzung über die Spielauffassung zwischen Deniz Naki und André Schubert findet einigen Raum im Film, schließlich ebenfalls Bestandteil der Trainertätigkeit.

„Ich trainiere später Erste Liga, das ist Fakt.“

Stephan Schmidt

Klar wird aber auch: Der Job als Fußballprofi mit täglichem Training mutet doch extrem langweilig und geistig unterfordernd an. Innerhalb dieses Sports hat sich zudem eine Monokultur an Typen Mensch herausgebildet, die Folge der Professionalisierung zu sein scheint. Alle tragen die gleichen Klamotten, alle leben den selben Stil, alle fahren auch fast die gleichen Autos, haben den selben Teint — ein ein wenig abschreckender Uniformierungsdruck innerhalb einer sehr speziellen Nische, wenn auch fürs Spiel auf dem Platz eher irrelevant.

Oliver Bierhoff selbst ist übrigens an jener Agentur beteiligt, welche André Schubert als Trainer vermarktet, sprich: ihn bei anderen Vereinen positiv präsentiert. Dass es solche Agenturen überhaupt gibt, ist schon ein Aha-Moment. U. a. sind auch Bruno Labbadia und Jürgen Klopp (?) bei dieser Agentur. Unweigerlich tritt der Geruch von Nepotismus in die Nase, wenn Oliver Bierhoff Einfluss darauf nehmen kann, die Spieler welches im Profifußball tätigen Trainers für Auswahlmannschaften nominiert werden, die wiederum gleichzeitig seine Kunden sind. Diese Agenturen präsentieren die Trainer bei Vereinen insbesondere in Zeiten der Abwesenheit einer sportlichen Krise, um den Eindruck kreisender Geier zu vermeiden.

Stephan Schmidt ist ein ebenso interessanter Typ wie der hemdsärmelige Frank Schmidt, stammt aus einem Spandauer „Problembezirk“ und hat etwas Mourinho-für-Trainingsanzugträger-Haftes, strahlt eine Arroganz und Überzeugung aus, die unerschütterlich scheint. Ein ganz schwaches Bild gibt hingegen Rachid Azzouzi bei der Begründung des Rauswurfs von André Schubert ab. Noch schwächeres Verhalten legt Paderborns Präsident Dingsbums beim Rauswurf von Stephan Schmidt an den Tag. Diesen erklärt der Präsident zuerst der Presse … statt seinen Trainer persönlich zu informieren. In beiden Fällen gewinnt der Film hier aber enorm an Authentizität und genau das macht ihn so wertvoll wie einzigartig.

„Wir haben früher oft gar nicht gemerkt, dass der Trainer keine Ahnung hatte.“

Armin Veh

Weiter zeigen alle drei Trainer jene Verbissenheit, die für diesen Job wohl nötig ist, die aber auch stets das Unangenehme, leicht Anwidernde im Fußballsport darstellt: Disziplin, Gehorchen, Disziplin, Chefhörigkeit, Disziplin, der Gruppe dienen, Disziplin. Es ist nun mal ein Mannschaftssport, auch wenn alle drei Trainer betonen, dass sie nicht mehr autoritär wie frühere Trainer vorgehen. Jürgen Klopp erklärt das Funktionieren damit, dass ein Team nun mal einen Entscheider benötige, der die Richtung bestimme und zudem Fußballer es seit dem 4. oder 5. Lebensjahr gewohnt seien, derartigen Anweisungen zu folgen.

Leidenschaft ist überdeutlich bei allen Beteiligten zu erkennen — dass es ihnen Spaß macht, müssen sie aber jedes Mal immer erst explizit aussprechen, damit man es überhaupt bemerkt. Ein wenig scary, aber Arbeit bedeutet eben dann Befriedigung, wenn sie von Erfolg gekrönt ist.

Fazit: Die Dokumentation „Trainer!“ zeigt das Bild eines wirklich verrückten Berufs in vielen Facetten, von denen insbesondere die Arbeit mit den Spielern bislang so noch nicht beleuchtet wurde. Die konkrete Trainingsarbeit kommt etwas zu kurz, dafür sind die Protagonisten wohl ausgewählt. Ein verrückter Beruf ist es, ausgeübt von Menschen, die dafür prädestiniert sein müssen. Ihre Familien und ihr soziales Umfeld werden zumindest von ihnen gefühlt schwer beansprucht, in Form von Abwesenheit nämlich. (Ob dies von den von der Abwesenheit Betroffenen überhaupt genauso empfunden wird, an diese Frage wagte sich der Film allerdings nicht.)

Gut herausgestrichen wird, dass die Trainer am Ende abhängig von den Zufällen des Fußballs, Latte, Pfosten, Platzfehler, etc. und von der örtlichen Medienlandschaft sind. Womit sie am Ende eben doch extrem austauschbar werden, selbst wenn bewiesen ist, dass Trainerwechsel kaum etwas bringen. Erhellende Einblicke in ein Leben, das trotz der Dramatik und der Erfolgserlebnisse geprägt ist von viel Arbeit, die auch auf den zweiten Blick nicht nach Vergnügen aussieht. Ein Trainer ist heute jedenfalls ein Fußballlehrer. Und abzuschalten lernt man wohl erst in späteren Jahren der Karriere, so scheint es. „Trainer!“ spielt den Pass in die Gasse der bislang für Fußballinteressierte unzugänglichen Bereiche. Prädikat „äußerst sehenswert“.

Dazu der Trailer zum Film, der nicht zu viel verspricht:



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Neues Verschwörungskapitel: die geheime 1.-FC-Köln-Steuer

Wir müssen uns noch einmal der großen WDR-1.FC-Köln-Verschwörung zuwenden, denn die jahrelange Beschäftigung mit diesen für einen Öffentlich-Rechtlichen Sender absurd anmutenden Vorgängen bringt immer wieder neue Details hervor.

Wir erinnern uns daran, dass führende Radioreporter des WDR keinen Hehl daraus machen, dass sie den 1. FC Köln unterstützen. Vielmehr — faszinierende Chuzpe — sind auf jenen Webseiten, auf denen dieses Bekenntnis frei zu lesen ist, sogar grinsende Gesichter des Missetäters zu sehen.

Wir erinnern uns außerdem, dass junge, unschuldige Mitarbeiter des WDR-Produktionsgeländes in tiefen Verliesen, ohne Wasser, ohne Brot, dazu gezwungen werden, Geißböcke mit Wappen des 1. FC Köln aus Pappmaché herzustellen, welche nicht allein die Seelen der jungen Mitarbeiter verbiegen, sondern auch noch feist der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ein infamer Versuch der Einflussnahme.

Heute also das dritte traurige, nicht mal mehr geleugnete Kapitel dieser unablässigen Bevorzugung des 1. FC Köln durch die Mitarbeiter des ja eigentlich Westdeutschen, dann aber wohl doch nur Kölschen Rundfunks, des KÖR, wie er tatsächlich heißt:

Hauptprogramminhalt der anfangs um 17:45 Uhr am Samstag ausgestrahlten Sportschau war die erste Fußballbundesliga. Das Filmmaterial wurde anfangs mit Motorrädern zur Aufbereitung nach Köln oder in ein nahegelegenes Fernsehstudio transportiert. Durch diese zu geringe Vorlaufzeit zum Spielende 17:20 Uhr bestand ein zu kurzer Zeitabstand zum Sendebeginn, sodass dieser auf 18:00 Uhr verlegt wurde. Allzu oft wurde über die Heimspiele des nur wenige Kilometer entfernt spielenden 1. FC Köln berichtet, wo es diese technischen Engpässe nicht gab.

Die schrecklichen Auswirkungen dieser durch nichts zu rechtfertigenden Infiltration sind noch heute überall in der Republik zu spüren, wenn eigentlich vernünftige Menschen immer noch jenem Rayo Vallecano des Westens anhängen und Montag für Montag mit schlechter Laune aus den Sport1-Bars des Landes in ihre kargen Buden zurückkehren. Wie so oft ohne Punkte, aber auch ohne Alternative im Leben.

Das alles wird in diesen Tagen noch verschärft, in denen sich niemand mehr durch beharrliches Nichtöffnen der Wohnungstür oder Nichtantworten auf Briefe dem allgemeinen Rundfunkbeitrag entziehen kann. Welcher, die Indizien verdichten sich, nichts anderes als eine gar nicht so geheime Steuer zur Züchtung immer neuer Generationen von Fans des 1. FC Köln ist. Eins immerhin muss man den Verantwortlichen für diese Steuer lassen: Sie haben die Gefahr erkannt. Ohne derart drastische Maßnahmen zur Manipulation der Hirne unbescholtener Fußballfans drohte die Gemeinde der leidensfähigen Geißbockfans peu à peu auszutrocknen.

Nichtsdestotrotz ein ungeheuerer Vorgang. Wir bleiben am Ball und berichten weiter.

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Skandal! WDR parteiisch?

Die Anzeichen verdichten sich, erst an diesem Wochenende wurde die Liste der Indizien um einen wichtiges Element verlängert. In sportlichen Fragen ist man beim WDR alles andere als neutral.


[photopress:geissbock_02.jpg,full,centered]

Jener Sender, dessen Hauptsitz sich in Köln befindet, ist nicht unvoreingenommen. Bei einem unangemeldeten angemeldeten Kontrollbesuch des Produktionszentrums in Bocklemünd an der Stadtgrenze zu Köln musste die komplett mitgereiste Redaktion von Trainer Baade schockierende Entdeckungen machen.

Bei diesem Sender, der auch die Sportschau produziert (siehe Bild oben) und unter ahnungslosen Fußballfans auch in Hamburg, Berlin und München verbreitet, werden Auszubildende eingestellt, die entweder aus freien Stücken oder von ihren Ausbildern dazu gezwungen die im Bild unten gezeigten Requisiten für künftige Sendungen erstellen.

[photopress:geissbock_01.jpg,full,alignleft] Diskutabel ist, welche Variante nun schlimmer wäre: Dass Auszubildende dazu gezwungen werden, während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke zu erstellen — oder dass der WDR Auszubildende einstellt, die von sich aus während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke erstellen.

DFB und DFL gaben auf nicht erfolgte Anfrage keine Stellungnahme zu diesem erschreckenden Fund ab, auch die Redaktion ist sich weiterhin unsicher, ob und wie diese Tatsache zu bewerten ist, hatten sich doch kürzlich erst zwei an der Hörfunksendung zur Bundesliga beteiligte Reporter als Anhänger eines konkreten Klubs, zufälligerweise in einem Fall bereits ebenfalls der 1. FC Köln, geoutet — und das offensichtlich ohne jegliche Scham.

In diesem Zusammenhang erscheint auch der Kauf von Michael Rensing durch den 1. FC Köln noch einmal in einem ganz anderen Licht. Der WDR beschäftigt eine Nachrichtensprecherin mit dem selben Namen in weiblicher Variante: Michaela Rensing. Ist etwa der ganze WDR ein einziger Hort von Fans des 1. FC Köln?

Diese Vermutung wäre schon für alle Fans von anderen Klubs in NRW, wo der WDR ansässig ist und dessen Bürgern er das Geld („Für nur 59 Cent am Tag und damit weniger als zwei Frühstücksbrötchen“, wie WDR-Intendantin Monika Piel stolz in einer Nachricht an die Kontrolleure verkündete, ohne darauf hinzuweisen, dass man sich immer noch selbst aussuchen kann, ob man jeden Tag zwei Frühstücksbrötchen kauft oder nicht.) aus der Tasche zieht, kaum nachzuvollziehen.

Die Sportschau allerdings wird auch noch bundesweit ausgestrahlt und sollte sich besonderer journalistischer Neutralität verpflichtet sehen. Wie soll das gehen, wenn nicht nur die Reporter, sondern auch die Mitarbeiter der Werkstätten und die Bühnenbildner sowie deren Ausbilder alle Anhänger des 1. FC Köln sind?

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Jürgen keine Cola

Immer wieder aufs Neue erstaunlich ist, wie leger man in Fußballerkreisen mit Drogenkonsum umgeht, wie leichtmäulig man diesen offen zugibt und dass man noch nicht mal davor zurückschreckt, diesen zu erwähnen, wenn Kinder zuhören.

Vorhin fragte Sven Pistor im WDR2-Radio-Interview den Kohler Jürgen alter Schule, wo man denn in Dortmund die Meisterschaft feiern könne, man müsse ja schon mal planen und er als zweimaliger Deutscher Meister mit der Borussia aus Dortmund wisse doch sicher, welches die dafür besten Plätze seien. Doch des Kohlers Jürgen Antwort half nicht dabei, diese Aufgabe zu lösen.

„Oh, das weiß ich gar nicht mehr. Ich war schon direkt nach dem Spiel so dicht, dass ich eigentlich gar nicht mehr weiß, wo wir da überall gefeiert haben.“

Am hellichten Tage — sagt er es. Öffentlich und ohne einen Funken Scham.

(Und entschuldigen Sie bitte den Delling im Titel …)

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Erhörte Geschichte

Mit rund 25 Minuten wohl gerade noch so in der meisten Menschen Pendel-Dauer zum Arbeitsplatz, fragt WDR5 in seiner Reihe „Erlebte Geschichte“ ausschließlich Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren, die Erhörenswertes erlebt haben und davon berichten, zu ihrem Leben und Wirken.

Keine Interviews, es redet allein der jeweilige Protagonist der Ausgabe. Ein angenehmes Format. Denn die Leute wissen jeweils, was sie erzählen wollen. Da braucht es keine Fragen.

Für diese Seite hier relevant je die Ausgaben mit Jack White (29.08.2010), Karl-Heinz Heimann (20.06.2010) und Willi Schulz (4.7.2010).

Jack White ist nur bis ungefähr zur Hälfte des Beitrags fußball-relevant, aber Musik mag ja auch den einen oder anderen interessieren. Horst Nußbaum, wie er eigentlich heißt, vermag aber so Einiges zu Hennes Weisweiler, den Trinkerrunden im Fußball und auch seiner Zeit bei PSV Eindhoven zu erzählen. Als Musiker dann verrät er, dass Franz und Co. diese Nationalmannschaftssongs nur so teilweise wirklich selbst sangen. Aber man höre selbst.

Karl-Heinz Heimanns Stimme hatte man vorher kaum einmal gehört. Er schlief bei der WM 1954 in der Schweiz als Reporter auf dem Teppich eines Bekannten, weil es keine freien Hotelzimmer mehr gab. „Don’t mention the war“, war dann das Motto seines Aufenthalts in England 1966, als er in Birmingham die WM betreute. Das Wembley-Tor aus Heimanns Sicht. Entwicklung der Bundesliga, dass es auch 1939 schon eine Reichsliga geben sollte. Wie es um die Kohle schon vor der Bundesliga stand, also jene, die an die Spieler ging. Auch wenn er kein angenehm zu hörender Sprecher ist, anders als Jack White, sollte man Heimann diese 22-irgendwas Minuten widmen. Ein Urgestein, erst kürzlich verstorben. Und auch wenn er trocken bis auf die Knochen war: Für ihn war Fußball kein Boulevard.

Willi Schulz, der Wattenscheider, der „O-Bein-Willi“, „World-Cup-Willi“, ebenfalls 1966 dabei. Seine Stimme auch nicht unbedingt sympathisch, aber als Ruhri geht das schon runter wie Ohrenschmalz. Adolf Tegtmeier grüßt aus dem Hintergrund. Wie Straßenbahnfahrtzeiten Vereinsauswahlen determinierten. Was ne Hackordnung ist, und wie das ist mit dem Koffertragen. „Jeden Tach traniert, ab und an sogar zwei mal am Tach“, weshalb Schalke, Köln und Dortmund keine Probleme mit der Einführung der Bundesliga hatten – im Gegensatz zu den anderen Klubs im Land. „Vorne werden die Spiele entschieden, ob dat Messi ist oder Robben. So iss dat.“ Heute sollte die Bundesliga eigentlich 20 Vereine haben. Der HSV sei bis zum heutigen Tage ein dominierender Verein gewesen. Es muss wohl an der Defensive gehapert haben, beim HSV, auch damals. Auch bei ihm: das Wembley-Tor. Und die Sprachprobleme damals. WM 1970, etc. Gordon Banks hatte Montezumas Rache, damals. 3:4 gegen Italien. Usw.

Naja, selber hören.

Jack White/Horst Nußbaum, Karl-Heinz Heimann und Willi Schulz.

Old school, aber Geschichte.

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„Die Mauer des Schweigens beginnt zu bröckeln“

Doping im Fußball. Sollten sich die dort genährten Verdachtsmomente erhärten, kann man von einer flächendeckenden Verbreitung ausgehen, denn die aufgetretenen Fälle betreffen nicht allein die Serie A, sondern auch die Premier League, die Bundesliga (Krzysztof Nowak), den Schweizer Fußball und ebenso Profis beim American Football.

Der WDR berichtete gestern von etwas, das ich nicht näher benennen kann, schließlich habe ich den Beitrag verpasst und er steht anscheinend nirgendwo online zur Verfügung (sollte ihn jemand finden, wäre ich dankbar):

Fußballprofis erkranken sechsmal häufiger als der Durchschnitt am Lou-Gehrig-Syndrom, das auch als ALS, „amyotrophe Lateralsklerose“, eine immer tödliche Krankheit [1], klassifiziert wird. Vermutungen über die Ursachen umfassen Doping als auch „giftige Substanzen bei der Rasenpflege“. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich damals nur auf Krebs erregender Asche spielte und heute meist auf unbehandeltem Rasen.

Angeblich ist auch Paul Gascoigne betroffen. Wenn dem so wäre, könnte man davon ausgehen, dass er es nur noch besonders kurz macht: schwerster Alkoholabusus an sich ist schon ziemlich letal, dazu dann noch eine muskelnlähmende Krankheit, da heißt es jetzt schon innerlich Abschied nehmen von Paul Gascoigne. Und ein weiterer Großer des Bälleschießens könnte später ebenfalls betroffen sein:

Von Zinedine Zidane länger bekannt und in diesem Zusammenhang relevant ist folgendes Zitat: „Wenn wir mehr als ein Spiel in der Woche hatten, nahm ich in der Pause jeweils zwei Gramm Kreatin zum Aufbau von Muskelmasse.“

Die vermeintliche Betroffenheit ob des baldigen Ablebens geliebter Fußballgrößen ist hier aber nicht das Thema, sondern die Frage nach der Ursache dieser signifikanten Häufung einer Muskel-lähmenden Erkrankung.

Alles via und alles Weitere mit wesentlich mehr Links und zahlreichen Namen bei catenaccio.

[1] „Die Amyotrophe Latralsklerose ist nicht heilbar. Der Schwerpunkt der Therapie liegt auf einer Linderung der Symptome und psychologischer Betreuung. Die Überlebenszeit beträgt im Mittel etwa drei bis fünf Jahre. Der Tod tritt häufig infolge von Lungenentzündungen auf, deren Entstehung durch die zunehmenden Schluckstörungen und die Lähmung der Atemmuskulatur begünstigt wird.“

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Famous vorlast words

Manni Breuckmann hatte es angekündigt, seine letzten Worte würden ganz normale sein, die vorletzten allerdings, da sollte man hinhören. Wir haben es getan:

Das war’s für mich. Ich hab geschrien, ich hab geflüstert, ich hab gegähnt, ich hab gefroren, geschwitzt und gezittert. Aber ich habe Spaß gehabt in den 36 Jahren, meistens jedenfalls. Danke fürs Zuhören, bleiben Sie der ARD-Radiokonferenz weiterhin treu.

Und so verabschiedeten sich die Kollegen von Manni Breuckmann, sinngemäß, war zu langsam beim Tippen:

Sabine Töpperwien: Als ich einen Karnevalsorden durch Manni Breuckmann bei der Bürgergesellschaft Olpe erhielt, durch einen Pfannenschlag auf den Po verliehen, bei einer Kälte wie hier in Leverkusen, das war das überraschendste all unserer gemeinsamen Erlebnisse.

Holger Dahl: 19. Mai 2001, Parkstadion, hier stand ich, direkt vor der Kabine, sollte eigentlich Meisterinterviews führen, aber Schalke wurde nur Meister der Herzen, Manni Breuckmann saß völlig fertig irgendwo im Pressebereich.

Armin Lehmann: Ich werde unsere Zwillingsgeburtstage vermissen, wir haben oft an exotischen Orten gefeiert, zuletzt in der Schweiz, davor in Japan.

Burkhard Hupe: Manni gehört hier zur Familie, meine Mutter ist ein riesengroßer Fan von Manni, schreibt alle Sprüche auf, liest sie mir später vor, wenn ich mal vorbeikomme. Manni Breuckmann ist sozusagen mein Ziehvater.

Stefan Kaussen: Ich erinnere mich an eine Reportage über Schalke in Trondheim, das halbe Stadion voll mit Schalkern, die tolle Stimmung schufen. Manni sagte zu mir: Sing bloß nicht auffem Sender. (singt) Zeig mir den Platz in der Kurve, wo alle Schalker zusammenstehen, immer ein Platz frei für dich […]

Noch mal Sabine Töpperwien: Die vielen persönlichen Erlebnisse, von uns allen, von deinen Kollegen, stelltvertretend für das ganze Team, Tausende von Torschreien hast du geliefert, Du hast eine ganz besondere Note, Du bist die „Fußballstimme des Ruhrgebiets“, deshalb sage ich im Namen aller: Du hinterlässt eine große Lücke, genieße Dein Privatleben.

Manni Breuckmann himself: Oh, ich bin sehr gerührt. Und wenn es noch weitergegangen wäre, hätte ich den Tränen nicht ausweichen können. Ich habe mich entschieden, Schallplattenproduzent zu werden und Stefan Kaussen zu produzieren. […]

Moderator: Was ist dir durch den Kopf gegangen?

Manni Breuckmann: Dass es saukalt ist, ich hatte keinen gesamten Überblick, ganz prosaisch war das, keine schwerwiegenden Gedanken, dazu war es am Ende auch zu wild bewegt, zwei rote Karten, der Sieg für Köln, aber das alles wird mir, und ist es vorher auch schon, noch in den nächsten Tagen und Wochen sicher oft durch den Kopf gehen.

Moderator: Schön, dass wir uns schon in einer Woche wiederhören, dann können wir das alles noch mal ausführlicher besprechen. Ich freu mich drauf.

Manni Breuckmanns famous wirklich last words:

„Danke auch so, tschüß.“

Ansonsten ist sein Abschied passend grau gewählt: beim VfL Bochum. An einem kalten und ausnehmlich grauen Dezembersamstagnachmittag. Grauer als heute ist das Wetter sonst nie. Bei einer Niederlage des VfL Bochum. Auf einem Abstiegsplatz.

Wie das Wetter, wie die Tabellenlage, so die Musik. Der WDR spielt Werbung und dann typische WDR2-Schwuppi-Kacke: Tina Turners „I‘m ready“.

Ich bin auch fertig, aber nicht, weil es weitergeht, sondern weil etwas zu Ende geht. Das ist ein bisschen so, als wenn man selbst stirbt.

Le petit mort.

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Wie froh sind wir über den Wahlsieg der CSU!

„Wissen Sie, dass Sie die ganze Bundesliga glücklich gemacht haben?“, fragt der WDR-Reporter namens Unbekannt den Trainer von Arminia Bielefeld, Michael Frontzeck, nach dem Sieg seiner Mannschaft gegen Bayer Leverkusen.

„Wieso?“, entgegnet dieser.

„Sie haben den Tabellenführer gestürzt.“, ist die Antwort des WDR-Reporters.

Und da darf man sich dann kurz fragen, ob dieser Reporter Anweisungen oder einen Dachschaden hat. Mindestens die Hälfte der Bundesliga ist überhaupt gar nicht glücklich, wenn der Verein des Sohnes von DFB-Präsident Theo Zwanziger wieder Tabellenführer ist. Diese Hälfte ist inzwischen sicher eher geneigt, sich den ältesten der drei vorhandenen Werksklubs als Tabellenführer zu wünschen, bevor es „hochgejubelt“ Hoffenheim wieder wird.

Die Gründe für die Abneigung mögen nieder sein, sie sind inzwischen auch vieldiskutiert. Nur ist die Abneigung nun mal vorhanden. Dann solch eine Frage wie eingangs dieses Beitrags geschildert zu stellen, grenzt an Realitätsverweigerung respektive Zuhörer-Nicht-Ernstnehmung. Es ist nur ein Mosaiksteinchen, und es mag ja für die andere Hälfte auch zutreffend sein, für all jene, die sich lieber frischen, offensiven, viele-Tore-erzielenden Fußball erwünschen und bei Eintreffen dann auch begrüßen.

Und es ist vielleicht auch nur so dahingesagt gewesen. Oh, irgendwas Reißerisches muss ich ja jetzt sagen. Aber:

Nein, Bielefeld hat nicht die ganze Bundesliga glücklich gemacht. Sondern die halbe Liga (in Bezug auf Fans) unglücklich. Dass man sich so ein hanebüches Zeug mehr oder weniger spieltäglich anhören muss, erhöht nicht gerade die Bereitschaft, Radio- oder sonstwelche Reporter auch in Zukunft ernst zu nehmen.

Eine Randnotiz nur, aber eine, die deutlich macht, wie sehr man sich die gewünschten — an jedem Spieltag eine neue Sensation, ein neuer Stein vom Herzen, ein neuer Tabellenführer — Realitäten an den realiteren Realitäten vorbei zurechtzimmert.

Dann noch viel Spaß bei den Wandersjahren, hoffentlich demnächst nicht mehr am Mikro.

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Oh, Michaela

Beim WDR arbeitet eine Nachrichtensprecherin mit dem Namen Michaela Rensing, was immer wieder kurze Erheiterung beim Nachrichtenhören bewirkt. Wahrscheinlich wird sie uns länger „in den Medien“ erhalten bleiben als die männliche Ausgabe desselben Namens.

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Nine/thirteen

ARD-Late-Night-Talker Oliver Pocher ist in der neuen Saison auch in der Bundesliga-«Sportschau» im Einsatz. Pocher werde ab dem vierten Spieltag (13. September) in loser Reihenfolge analog zu seinem EM-Engagement auftreten, sagte Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon am Donnerstag der Nachrichtenagentur ddp in Köln. Dabei werde Pocher nicht unbedingt Spieler imitieren, sondern zum Beispiel beim Training der Clubs auftauchen. Er sei mit vielen Bundesliga-Spielern sehr vertraut und bringe dadurch noch eine andere Perspektive in die Sendung. Im Schnitt solle der 30-Jährige alle zwei Wochen in der «Sportschau» auftauchen, kündigte Simon an.

Pocher war für die ARD in diesem Jahr bei der Fußball-Europameisterschaft als Sportreporter am Start. Zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison hatte er zudem einen Auftritt in der «Sportschau», wo er als Oliver Kahn gemeinsam mit Imitator Matze Knop als Franz Beckenbauer die Spielzeit bewertete.

Die endgültige Verclownisierung eines ehemals ernsthaften Sports (im Rahmen dessen, wie ernst Sport überhaupt sein kann) schreitet unaufhörlich voran. War der Welke Oliver mit seinen Comedy-Einlagen schon kaum zu ertragen, ist das, was Pocher anbietet, nicht mal mehr Comedy. Oder was soll daran amüsant sein, wenn einer wie auf dem Schulhof Grimassen schneidet und beim Reden lispelt und das dann eine „Imitation“ von irgendetwas sein soll? Glücklicherweise weiß man an dieser Stelle nicht viel über Pochers Programminhalte, um noch mehr darüber abzuledern. Doch ist a) dieser Mann nicht amüsant, sondern gibt kindlich-stümperhaften Humor zum Besten und b) gehört ein Komödiant nicht in die ohnehin schon mit anderem Klimbim überladene Sportschau, sondern zu Waldis Was-gerade-anliegt-Club, wo der Zuschauer wenigstens weiß, was ihn erwartet.

Die Sympathien für Michael Ballacks Reaktion nach dem — wohlgemerkt verlorenen — EM-Finale werden immer größer und der Wunsch, dass er die Bierhoff’schen und jetzt auch ARD’schen Pläne etwas deutlicher ausgegrenzt hätte, lodert stärker. Wie im vorigen Beitrag erst erwähnt: TV, der Anachronismus. Je länger man dort tätig ist, desto mehr scheint man den Blick dafür zu verlieren, was die eigentliche Aufgabe einer bestimmten Sendung ist.

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KFC Uerdingen: Vielleicht doch nicht ganz so ewig, sein 7:3

Das Spiel selbst wird „ewig“ bleiben, der Klub vielleicht nicht. Wie Herr Wieland berichtet und ich selbst ebenfalls kürzlich erwähnte, steht der KFC Uerdingen kurz vor der Pleite. Bis zum 15.1. müssen 150.000 Euro aufgetrieben werden. Dazu haben sich ein paar selbsternannte Retter eine Aktion ausgedacht, bei der 1000 Personen jeweils 100 Euro spenden sollen, der Rest des Geldes soll durch die Erlöse zweier Freundschaftsspiele zusammen kommen. [1] Die Url dieser Gruppe von Leuten lautet Tradionsretter.de, was mich irgendwie kaum von den Socken haut. Nur weil etwas Tradition hat, muss man es noch lange nicht bewahren. Außerdem bin ich der Auffassung, dass man die 100.000 Euro lieber mir spenden könnte statt so etwas Abstraktem wie einem Fußballverein, dennoch unterstütze ich die Aktion mit einem Verweis auf selbige, nicht ohne mir zähneknirschend einzugestehen, dass ich ohnehin nicht so viele Fans habe wie der KFC Uerdingen.

Also, auf, auf, gerade jetzt nach Weihnachten sitzt das Geld doch so locker, und gespendet. Was sind schon 100 Euro gegen die Qualen, die die Fußballstadt Krefeld, die eigentlich ohnehin eine Eishockeystadt ist, seit Jahren erleidet und noch erleiden müsste, wenn es den KFC Uerdingen nicht mehr gäbe. Immerhin sah ich das erstes Profifußballspiel meines Lebens in jener Grotenburgkampfbahn, die als eins der wenigen Stadien noch seine Eigenheiten (eine Kurve gerade, eine Kurve kurvig) bewahrt hat.

Zu besagtem 7:3, kürzlich noch bei den 11 Freunden als das beste Fußballspiel aller Zeiten gewählt, gibt es heute in diesem komischen Anachronismus namens Fernsehen ein „Special“, ab 16.45h im WDR, das von der FAZ als außerodentlich sehenswert empfohlen wird.

Nicht ganz so hörenswert dazu ist die Audiogalerie in der ARD, in der Wolfgang Funkel und Karl-Heinz Feldkamp jeweils äußerst knappe Statements zum Spiel abgeben. Trainer Feldkamp sagt, dass die Strategie vor allem daraus bestand, „alles zu geben, den Gegner 90 Minuten lang zu beschäftigen“.

Spielt Galatasaray nicht Champions League?

[1] Wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet die beiden größten Zuschauermagneten der hiesigen Steppe, den MSV Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen, als Rettungsgegner zu verpflichten, der … möge sich doch mal bei mir melden, er könnte mir eventuell bei der Doktorarbeit zum Thema „Verzerrte Wahrnehmungen, Realiätsentfremdung und Wunschdenken unter Fußballanhängern“ weiterhelfen.

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