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Wann fing das an, Thomas Tuchel?

Wann fing das an, Thomas Tuchel? Was hat Dich bloß so ruiniert?

Unfassbar, was dieser doch einst so sympathische, weil junge, frische, unverbrauchte und zumindest auf den ersten Blick unverkrampfte Bundesliga-Trainer für einen verschwörungstheoretischen Sermon in Bezug auf die Schiedsrichter von sich gibt.

Völlig falsch liegt er zwar nicht mit der Einschätzung, dass sein Mainzer Club häufiger Probleme mit den Schiedsrichtern hat als andere. Nur scheint ihm ein wenig der Blick auf die wahre Ursache dafür verstellt zu sein. Dabei müsste er den Blick nur so weit senken, bis er sich selbst sehen könnte.

Immer schade, wenn einstige Sympathen alles tun, um ihr Ansehen zu zerstören. Rumpelstilzchentänze an der Seitenlinie gehören da eher noch zur Folklore. Mit ruhigem Puls und zeitlichem Abstand in einem Interview bei Kaffee und Kuchen auf seiner verzerrten Wahrnehmung zu beharren, macht dann aber allem Wohlwollen den Garaus.

Immerhin ist nach Felix Magaths Abgang aus der Bundesliga wieder ein echter Fiesling im Rennen. Die Rollen der Daily Soap „Bundesliga“ wollen schließlich besetzt werden und bleiben selten vakant. Trotzdem: Wann fing das an, Thomas Tuchel, dass das Hirn immer häufiger streikte und nur noch derlei Verschwörungstheorien produzierte?

24 Kommentare

  1. Lukas Lukas

    das ist die Mainzer Trainerschule!

  2. Ich frage mich ja immer, was TT sich davon verspricht, wenn er da minutenlang mit erhobenem Zeigefinger auf den vierten Offiziellen einredet. Zumindest habe ich noch nie beobachtet, dass dieser danach zustimmend nickte und sofort seinen Chef über dessen Fehler informierte. Oder überhaupt eine Reaktion zeigte – was an sich schon bewundernswert ist.

  3. Das kann man sich allerdings fragen.

    Für mehr Lobanowski-tum auf Trainerbänken!

  4. Keine Ahnung, wann das anfing. Aber vielleicht ist Tuchels Verhalten ein Grund für die Vorbehalte gegen Fußballtrainer, die selbst nicht Fußballprofis gewesen sind. Wenn man den Druck und das harsche Medienecho, das der Profifußball mit sich bringen kann, erst in einem Alter kennen lernt, wo sich die Persönlichkeit schon verfestigt hat, andererseits noch nicht die Abgeklärtheit des reiferen Alters dabei hilft, das zu ertragen, dann ist man unvorbereitet. Es fehlen Erfahrungen, die einem helfen können, das zu bewältigen. Und dann kommt es zu solchen Reaktionen.

    Die Idee für diesen Gedankengang kam wegen dieses Artikels in der ZEIT: http://www.zeit.de/sport/2013-02/amateurtrainer-profifussball-trainerausbildung-hindernisse/komplettansicht

  5. Oh, ein wirklich interessanter Gedanke, Dieter. Eine durchaus denkbare Erklärung.

    Ich vermute, uund ich guttenberg-betone: vermute, allerdings nicht, dass das eine Rolle spielt. Nichtfußballprofi Robin Dutt flippte (meiner Erinnerung nach) eher selten aus und faselte auch selten Blödsinn, während das z. B. auf den Ex-Profi Jürgen Klopp wiederum sehr wohl zutrifft. Und an Einzelbeispielen kann man ohnehin keinen Trend ablesen.

    Hm, gibt’s außer Ralf Rangnick, der ja von seiner gesamten Art irgendwie sehr eigenwillig und einzigartig ist, überhaupt noch andere Trainer in der Bundesliga, welche keine Profis waren? Wäre doch glatt mal eine Liste wert.

  6. netzberg netzberg

    TT – heißt das TrainerTheater oder TheaterTrainer …

  7. @Trainer Baade

    Das gilt natürlich nicht für jeden. Und man kann Erfahrungen, die einen streßresistent machen, auch woanders machen denn als Fußballprofi. Aber verpaßte Erfahrungen und eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur, das ergibt für mich bei Tuchel durchaus Sinn. Was Tuchel da von sich gibt, das wirkt etwas dünnhäutig und defensiv.

    Klopp dagegen macht auf mich einen sehr robusten Eindruck, im Nachhinein haben manche seiner Aktionen fast etwas kalkuliertes. Seine Impulsivität nehme ich ihm durchaus ab, es wirkt aber nicht so, als ob er ihr ausgeliefert wäre. Der könnte daran arbeiten, wenn ihm jemand das mal ernsthaft nahe legen würde, z.B. die Schiedsrichter.

    Aber das ist bei mir große Wolkendeuterei. Ich habe Tuchel nicht dabei gesehen, wie er das äußerte, sondern nur den Kicker gelesen, und auch sonst weiß ich nicht sehr viel über ihn oder Klopp. Ich halte meine These, daß bestimmte Erfahrungen gemacht werden sollten, um später auf ähnliches vorbereitet zu sein, für nicht ganz schlecht, aber wenn ich sie nicht halbwegs belastbar mit konkreten Beispielen belegen kann ist das nur Feuilleton.

  8. Naja, also Dutt redet auch schon viel Unsinn wenn der Tag lang ist… Nur halt seltener gegen Schiedsrichter und vor allem immer darauf bedacht eher intellektuell als grummelig-grantig zu wirken.

    Und: wer war der letzte Mainzer Trainer der gut verlieren konnte? Haben uns beim Spiel heute zwar auf Eckard Krautzun geeignet, aber war der überhaupt mal da… ;)

  9. Hab gerade diese Liste schon mal begonnen, dabei zeigt sich übrigens, dass Thomas Tuchel sehr wohl Fußballprofi war.

    Vereine als Aktiver

    Jahre Verein Spiele (Tore)

    1992–1994 Stuttgarter Kickers 8 (0)
    1994–1998 SSV Ulm 1846 69 (3)

    Okay, das waren dann nur 8 Einsätze in der 2. Liga, und danach wieder Amateurfußball. Er ist aber kein „absolute beginner“, wie sich herausstellt.

  10. Dominik Dominik

    Hmm, ich fand den immer schon suspekt. Nur weil einer jung, frisch, dynamisch ist und Mainz trainiert ist er ja nicht gleich sympathisch. Und jetzt wo alle anfangen ihn doof zu finden ist es wie wenn der eben noch unbekannte Lieblingssong auf einmal rauf und runter im Radio läuft. Aber dann ändert man seine Meinung ja auch nicht.

  11. @Trainer: Soweit ich mich erinnere, hat ihm eine (Knie?) Verletzung einen Strich durch eine größere Spielerkarriere gemacht.

    Ansonsten fallen mir aus der Kategorie „BL-Trainer ohne eigene Profi-Erfahrung“ spontan Christoph Daum und Peter Neururer ein (jaja, ich weiß, keine aktuelle, sondern eher Ex-Trainer).

    Nochmal zurück zu Tuchel: Fachlich finde ich den nach wie vor sehr gut, aber dieses ewige Lamentieren mit den und über die Schiris nervt halt ungemein. Immerhin war er gestern nicht so doof, nach dem Spiel erneut über möglicherweise fragwürdige Szenen zu diskutieren.

  12. blonder blonder

    Das fing gleich in seiner ersten Saison im ASS nach einem verlorenen Spiel gegen die Eintracht an. Seit dem heißt der in Frankfurt Taschentuchel.

  13. Dominik, doch, wenn einer jung, frisch und dynamisch ist, ist das per se attraktiver als wenn jemand Rehhagel, Skibbe, Schafstall oder Neururer heißt und nur die alten Dampfplaudererplattitüden im Koffer hat.

    Ja, Gunnar, Knieverletzung so war es, ich dachte aber, das wäre noch in der Jugend geschehen. War also nicht so.

  14. McP McP

    Ich habe irgendwann für mich entschieden, Sym-, Antipathien und Gleichgültigkeiten in Sachen Fußball nur noch für die „90 Minuten“ auf dem Platz zu verteilen. Das klappt vielleicht nicht zu 100% aber doch ziemlich gut. Z.B. hat Matthäus immer noch einen Platz in meinem Fußballhimmel und auch Tuchel hat bei mir noch die gleichen positiven Attribute wie vor 2 Jahren.

  15. Ich wage zu behaupten, dass in der Saison 1963/64 kein einziger Bundesligatrainer Ex-Profi war.

    Seit wann ist man denn eigentlich überhaupt so richtiger Profi? Früher hatten die doch eh alle „nebenbei“ eine Tankstelle, haben eine Ausbildung auf der Vereinsgeschäftsstelle oder im Betrieb des Präsidenten gemacht oder als „Repräsentanten für einen großen Sportartikler“ gearbeitet.

  16. Ex-Profis wohl nicht, aber erst- oder zweitklassig gespielt Habende werden es sein.

    Seit wann man das ist? Hm, irgendwann Ende der 1970er würde ich schätzen. Wobei Uwe Rahn dem widerspricht. Ich glaube ihm nur nicht so ganz.

  17. Ja, natürlich, Trainer, ich hab das schon verstanden :) Wobei ich da gar nicht so sicher bin. Waren Fußballtrainer von Spitzenclubs früher wirklich immer auch gute Ex-Fußballer? Oder waren es nicht auch manchmal irgendwelche Turn- und Sportlehrer, die eine Mannschaft übernommen haben, weil sie dem Vereinspräsidenten, den sie noch vom Russlandfeldzug kannten, einen Gefallen tun wollten?

  18. Ich hab jetzt mal gewikipediat. Hier die Trainer vom Beginn der Bundesligasaison 1963/64 und das Wichtigste aus ihrer „Vorgeschichte“ als Spieler.

    1.FC Köln:
    Georg Knöpfle: Nationalspieler

    Meidericher SV:
    Rudi Gutendorf: Spielte beim TuS Neuendorf. Nicht überaus herausragend, aber damals höchste Spielklasse

    Eintracht Frankfurt:
    Paul Oßwald (nie gehört): Wurde schon mit 24 Trainer. Spielte vorher bei Minerva 93 Berlin, damals höchste Spielklasse

    Borussia Dortmund:
    Hermann Eppenhoff (nie gehört): Nationalspieler

    VfB Stuttgart:
    Kurt Baluses (nie gehört): SV Allenstein (Ermland), noch in Kriegszeiten in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft

    Hamburger SV:
    Martin Wilke (nie gehört): war offenbar kein erfolgreicher Spieler (Jahrgang 1926 schränkte die Möglichkeiten nun auch wahrlich ein) und nach dem Krieg sofort Trainer

    TSV 1860 München:
    Max Merkel: Nationalspieler

    FC Schalke 04:
    Georg Gawliczek: Spieler bei Schalke und in der „West-Auswahl“

    1.FC Nürnberg:
    Herbert Widmayer: Spielte bei Eintracht Braunschweig in der Gauliga, also erstklassig

    Werder Bremen:
    Willy Multhaup: keine Informationen

    Eintracht Braunschweig:
    Helmuth Johannsen: keine Informationen

    1.FC Kaiserslautern:
    Günter Brocker (nie gehört): Spieler bei Schalke 04, erstklassig

    Karlsruher SC:
    Kurt Sommerlatt (nie gehört): B-Nationalspieler

    Hertha BSC:
    Josef Schneider (nie gehört): keine Informationen

    Preußen Münster:
    Richard Schneider (nie gehört): Spieler bei Kaiserslautern in der Gauliga, also erstklassig

    1.FC Saarbrücken:
    Helmut Schneider: Nationalspieler

    Was lernen wir daraus?

    1. Ja, mehr oder weniger alle Spitzentrainer waren vorher auch Spitzenspieler.

    2. In der Premierensaison der Bundesliga war es eine schlechte Idee, als Trainer Schneider zu heißen.

  19. Ergänzungsspieler Ergänzungsspieler

    Moin,
    sein Gehampel an der Linie ist mir egal. Bei den endlosen Diskussionen mit dem 4. Schiri stelle ich zur Diskussion, warum es eigentlich einen 4. Schiri gibt.
    Was tatsächlich ins Gewicht fällt, sind TTs ekelhaft selbstverliebte Kommentare nach den Spielen oder bei Pressekonferenzen.
    Wann das mit ihm anfing? Die Antwort finden wir hier:

    http://www.blog-g.de/die-macht-der-sympathie.html

  20. Zitat:
    “ Nur scheint ihm ein wenig der Blick auf die wahre Ursache dafür verstellt zu sein. Dabei müsste er den Blick nur so weit senken, bis er sich selbst sehen könnte. “

    Genau das hat er doch in dem Interview getan:
    sein Auftreten am Spielfeldrand sei möglicherweise der Grund für die „Benachteiligung“ seiner Mannschaft und das empfand er als ungerecht!

  21. „Für mehr Lobanowski-tum auf Trainerbänken!“

    Trainer, was für ein wunderbarer Satz! Darf ich dazu meine Geige stimmen und im Staccato zelebrieren? Lobanowski, der ukrainische Fels – dieser in völliger Starre ruhende Vulkan!
    Daneben ist TT wirklich nur ein hölzerner Hampelmann ohne Stimme.
    Danke für dieses Plädoyer!

  22. Rudinho Rudinho

    Zur Ergänzung der 63-64-Recherche: Multhaup hat bei SW Essen gespielt, Johannsen bei St. Pauli. Bei Josef Schneider (*1914) weiß die Wikipediaübersichtsseite, dass es sich um einen Fussspieler- und trainer gehandelt hat.

  23. continuation continuation

    Wir sind hier nicht in Seattle Dirk.

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