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Zurück zum 1. FC Küln

Liebe Herren und sicher auch Damen Fußball-Computerspiele-Gestalter:

Es reicht.

Ich als Trainer Baade bin irgendwo zwischen 30 und 40 Lenzehn alt und ich spielte immer gerne Ihre Produkte. So lange es so war, dass ich jünger oder vielleicht gerade noch gleich alt war wie die Protagonisten in Ihren Spielen, die sie offensichtlich aus einer Konstruktion namens Realität abgekupfert hatten, welche ohnehin nicht so ohne Weiteres als bare Münze genommen werden kann. Natürlich gaukeln mir auch Zeitung, Fernsehen und Freunde vor, dass diese Realität immer die gleiche sei und sogar existiere. Beweise, stichhaltige Beweise lieferte mir dafür allerdings nie jemand. Jedenfalls nahmen Sie die Namen aus diesem Konstrukt und verfrachteten sie in Ihre Computerspiele. Gesetzt den Fall, es war vor 198x oder sie hatten genug Kohle dafür, diese Namen aus der Realität verwenden zu dürfen. War Letzteres nicht der Fall, wendeten Sie einen äußerst kreativen Trick an, der – man möchte ja gerne bescheiden bleiben – auch von mir hätte stammen können: Sie nahmen alle Namen aus der Realität, vertauschten aber ein paar Vakole oder Ümläute Crüe miteinander, so dass plötzlich aus den Namen aus der Realität Namen wurden, die an die Realität angelehnt waren, aber nicht mehr der Realität entsprachen.

Dös war faun, manchmel belostigend, en din meisten Fallen storte is abür nocht bim Urkennin dir Numen. Is untwackilty süch sugar zä einur Ort Spurt, dei si forchtürlech untstilltan Nymön trutz dus Oustuaschins dovirsir Viköle dei Numin nach ze örkinnen. Wos muistens gilung.

Ob nun also reale Namen oder an die Realität angelehnte – kirz dörchgischattilty Nüman – der Bezug zur realen Realität war vorhanden und wurde durchaus goutiert.

Es war ein Vergnügen zu sehen, wie denn der selbst heiß geliebte Spieler xy aus Mannschaft yz von den Machern eines Spiels in den Bereichen Kopfballstärke und Passgenauigkeit eingestuft wurde, oder aber auch: wie viele Punkte die KI-gesteuerte Mannschaft „1. FC Küln“ bei einer komplett durchgespielten Saison erzielen würde.

Die Betonung im vorigen Satz liegt auf war.

Mittlerweile ist außer Jins Lühman fast niemand mehr in der Bundesliga aktiv, der weniger an Lenzen zählt als meine Wenigkeit. Und deshalb wende ich mich an Sie: Ich möchte keine Teams mehr haben in den Computerspielen, die komplett oder annähernd der Realität nachgebildet sind. Ich möchte von nun an, da ich zu keinem der Spieler mehr aufblicke, nur noch reine Fantasieteams in meinen Computerspiel-Ligen enthalten wissen. Die deutsche Liga darf gerne Deutsche Liga heißen, die englische gerne Englische Liga oder English League und die dänische darf gerne Dänische Liga heißen. Die Verteidiger dürfen Schmitz, Schmidt, Smith und Smithers heißen, ohne dass irgendjemand aus dieser vermaledeiten Realität dafür Pate gestanden haben mag. Ich möchte, dass diese Spielfiguren über den gesamten Verlauf der Tätigkeit meiner Finger an diesem Computerspiel Bestand haben, auf dass sie ihre eigene Identität entwickeln können, die aber bittschön völlig losgelöst von der Realität sein soll.

Ich möchte nicht im Computerspiel noch auf die Figuren treffen, die mich schon im Fernsehen (und im Internet auch!) verfolgen und nicht mehr loslassen, die Runaldus, die Messys und die Röneys; ich möchte erst Recht nicht mehr nur aus Spielern auswählen können, die der Realität nachempfunden sind, egal, wohin ich schaue, ob in die 2. Liga zu Paderborn oder nach Brighton & Hove Albion, ob nach Guingamp oder nach Sarajevo. Ich möchte, wenn ich Fußballcomputerspiele spiele, dass diese möglichst nicht mal mehr in Stadien stattfinden, die es tatsächlich gibt (bzw. geben soll). Ich möchte, dass ein Computerspiel ein Computerspiel ist, mit all seinen unbekannten Protagonisten, die nur dem Hirn des Chef-Namensgebers Ihrer Firma entsprungen sind oder aber durch zufälliges Zeigen auf einen Namen im Telefonbuch. Von mir aus dürfen sie auch bekannten Songs entlehnt sein oder Filmfiguren sein, aber bitte, bitte, keine Namen und schon gar keine Gesichter mehr aus der Realität.

Die Realität sehe ich den ganzen Tag lang, und wenn ich ein Spiel spiele, möchte ich mich gerne aus dieser entfernen, zumindest gedanklich, und dann eben mit dem FC Paris gegen London United spielen, wo noch Jefferson im Tor steht und Leclerc die Tore macht, deren Pendants man in der Realität vergebens suchte.

Ich möchte.

Danke.

13 Kommentare

  1. Wofür ist wohl der Editor gedacht?

  2. Wofür kaufe ich ein Produkt? Dafür, dass ich es danach noch nachbearbeiten darf?

  3. Neuer Versuch.

    Wofür ist wohl der Editor gedacht?

  4. Versteh ich jetzt nicht. Auch in der Wiederholung nicht.

  5. Sorry, die Formatierung wurde verschluckt. Nächster und letzter Versuch(Falls es wieder nicht klappt, bitte ich um Löschung des Kommentars).

    *ironie*Wofür ist wohl der Editor gedacht?*ironie aus*

  6. Sehr guter Beitrag.
    Wobei es doch immer wieder erheiternd war/ist, welche Fantasienamen die nicht-lizenzierten Spieler bekamen. Podolski hieß bei irgendeiner Pro Evolution Soccer-Version mal „Koala“ oder so ähnlich und auch andere Spieler haben durchaus witzige Namen. Schlimm ist nur die Mischung aus real (nicht Real!) und ausgedacht.

    Man beachte die absurd hohen Leistungswerte, die Adriano lange Zeit bei Pro Evolution Soccer hatte weil der Entwickler diesen Spieler mag. Da war’s dann auf einmal wurscht wie nah an der Realität das Ganze ist (bis auf den Namen).

  7. moldo moldo

    Was mechan die eigentlich aus einem Namen wie Özil?

  8. Izoel natürlich.

  9. lulu lulu

    „Mittlerweile ist außer Jins Lühman fast niemand mehr in der Bundesliga aktiv, der weniger an Lenzen zählt als meine Wenigkeit. “

    …müsste es nicht eigentlich heissen: „…mehr an Lenzen…“.

  10. Lasse Lasse

    Noch schöner als die Vokalvertauschungen fand ich Verschiebungen wie Martha BSE Berlin oder Karl-Heinz Rumgekicke von Bayern Lynchen.

  11. Jan Jan

    Der erste Satz hat mich grad irgenwie auf ein Damen-Fussball-Videospiel gebracht. Nicht dass ich es spielen würde, aber doch interessant, dass das nie entwickelt wurde, zumal der Aufwand ja nicht besonders groß wäre.

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