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Monat: März 2012

Fußspuren

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Interview: Kandidat beim „DSF Superfan Quiz“

Heute betreibt Gunnar Schmid das Stehblog, in welchem er über den SV Wehen Wiesbaden schreibt, obwohl er auch Fan des FC Bayern München ist. Früher war er für einen Tag der „Superfan“. Genauer gesagt nahm er als Kandidat an dieser Quizshow aus den 1990er Jahren beim DSF teil. Eine Vorwegnahme der heute wohl in jeder größeren Stadt etablierten Fußballquizze für eben solche -nerds.

Wer die Sendung nicht kennt, dem vermittelt dieses kurze Video leider nur einen rudimentären Eindruck vom „Superfan“-Quiz, aber immerhin.



Moderiert von Herbert Gogel, dessen Name mir persönlich überhaupt nichts sagt. Er hat das Quiz nicht nur geleitet, sondern auch entwickelt, wie er bei Xing.com schreibt:

‘97 & ‘98 Moderation der täglichen Fußball-Gameshow „Superfan“
im DSF (inklusive redaktionelle Leitung und Entwicklung des Quiz-Formates)

Laut wunschliste.de lief das Quiz nur von 1996 bis 1998, laut anderer Quelle sogar nur 1996 und 1997. Erstaunlich kurz also, wo es doch so gut ankam. Vielleicht war der Sendetermin falsch gewählt oder man überschätzt hier einfach den Anteil der Fußballnerds an der Gesamtbevölkerung. Einer, der damals dabei war, tippt jedenfalls darauf, dass die Preise heute eher noch größer ausfallen würden:

gerd (geb. 1968) schrieb am 23.07.2010:
ich war damals dabei! hab sogar gewonnen Reise nach Mallorca, heut würd man wohl mehr als 1 Preis bekommen!
trotzdem war gut

Nicht zu verwechseln ist das Ganze übrigens mit dem späteren „Sportquiz“ auf gleichnamigem Sender, welches eher in 9-Live-Bauernfänger-Manier betrieben wurde. Das Paulaner Superfan Quiz erhält auch heute noch wehmütige Kommentare von Menschen, die es damals konsumiert haben:

Vor den Kandidaten hab ich heute noch Respekt, denn das war noch in der Prä-Internet-Zeit, und da genug Material zu sammeln, um sich auf die teils doch recht kniffligen Fachfragen vorzubereiten, war sicher nicht einfach. Ich fänd’s prima, wenn ‚‘Superfan'‘ wiederkäme.

Gunnar Schmid also gehörte zu jenen Respektspersonen, die sich ohne Internet die ganzen Fakten zusammensuchten und dann abspeicherten, in der Hoffnung eines Tages an diesem Quiz teilnehmen zu können. Wobei bei Fußballfans ja traditionell etwa 10 bis 15 Prozent des Gehirns von nutzlosen Fußballstatistiken belegt werden. Wir sprachen mit Gunnar darüber, wie er es bis in die Endrunde und damit ins Fernsehen brachte und wie es dort so war.

Hallo Gunnar, wie kam es dazu, dass Du überhaupt auf die Idee gekommen bist, Dich fürs DSF Paulaner Superfan Quiz zu bewerben?

Meine Schlaumeierei äußerte sich in einer gewissen Phase meines Lebens in regem Interesse an Quizshows. Ich bewarb mich bei einigen, wurde für manche zum Casting eingeladen und schaffte es schließlich zu „Superfan“ und „Jeder gegen jeden“.

Und wie lief das Superfan Quiz damals ab?

Superfan war für einen Fußballnerd ein großartiges Format, da es nur Fußballfragen gab. Vom Spielprinzip war es ziemlich von Jeopardy abgeschaut, also drei Kandidaten mit Buzzer und eine Tafel mit Fragen in unterschiedlichen Kategorien und Schwierigkeitsgraden. Im Gegensatz zu Jeopardy wurden aber tatsächlich Fragen gestellt und nicht Antworten, zu denen man die passende Fragen finden muss. Hinzu kamen am Anfang und am Ende der Sendung jeweils drei Fragen zu einem vom Kandidaten selbst gewählten Spezialgebiet.

Wie kommt man dann überhaupt zu der Sendung?

Das Casting fand in einem Hotel in Frankfurt statt. Im Gegensatz zu anderen Castings, an denen ich teilgenommen hatte, wurde jeder Bewerber einzeln interviewt und getestet. Das sorgte einerseits für lange Wartezeiten auf dem Flur mit lauter wartenden Fußballfreaks — überwiegend mit aktuellem und Jahres-kicker bewaffnet — hatte aber den Vorteil, dass jeder, der aus dem Interview-Zimmer kam, von den Wartenden ausgefragt wurde, welche Fragen denn gestellt wurden.

Recht schnell merkte man die Wiederholungen und da ich erst ziemlich spät an die Reihe kam, wusste ich bis dahin so ziemlich alle Fragen und deren Antworten auswendig. Ich musste mich dann etwas zurückhalten, die Fragen vollständig abzuwarten, bevor ich antwortete. Die Leute von der Produktionsfirma hatten offensichtlich nicht mitbekommen, was auf dem Flur vor sich ging — oder es war Ihnen egal. Sie zeigten sich beeindruckt von meiner souveränen Vorstellung. Der letzte Satz des Interviewers war: „Gunnar, ich glaube, wir sehen uns in München.“ Ehrlich gesagt hätte ich ohne die „Vorbereitung“ auf dem Flur bestimmt nicht ausreichend viele Fragen richtig beantworten können, aber man darf ja auch mal Glück haben.

Dann ging es also wirklich in die Sendung. Wie hast Du Dich vorbereitet?

Als Spezialthema wählte ich „Der FC Bayern unter Trapattoni in der Saison 94/95″, da einerseits — für mich als Bayern-Fan — ein FC-Bayern-Thema ein Muss war und sich anderseits herausgestellt hatte, dass man sich mit dem Spezialthema möglichst auf eine Saison beschränken sollte. Zur Vorbereitung wälzte ich neben dem Jahres-kicker alle Bayern-Magazin- und SportBild-Ausgaben der Saison durch und sammelte alles, was für eine Quizshow interessant sein könnte. (Ja, ich gestehe, ich habe als Jugendlicher und bis Anfang 20 jahrelang regelmäßig die SportBild gelesen — aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar).

Schon okay, ich gehöre auch zu jenen welchen, die früher … Insgesamt eine gute Vorbereitung also. Was gab es zu gewinnen und wie konnte man gewinnen?

Zu gewinnen gab es — meistens? — als Hauptpreis eine Reise und für den 2. und 3. Platz Sachpreise. Für den Hauptpreis brauchte man eine gewisse Mindestpunktzahl und musste alle drei Fragen seines Spezialgebiets am Ende richtig beantworten. Wir drei Kandidaten meiner Sendung vereinbarten deshalb vor der Aufzeichnung, dass, sofern nur noch einer die Chance auf den Hauptpreis hat, die anderen bei den letzten Fragen nicht mehr buzzern würdern.

Nette Solidarität. Und wie war es dann, als schließlich der Tag gekommen war, um den Titel als „Superfan“ zu quizzen?

Das Studio war erstaunlich klein. Die winzige Zuschauertribüne war mit Kandidaten anderer Sendungen, die am gleichen Tag aufgezeichnet wurden und ein paar anderen Leuten, die sich wohl gerade auf dem Produktionsgelände aufhielten, besetzt. Da man im Fernsehen immer nur einen Ausschnitt der Zuschauer sah, wirkte es deutlich voller. Die ganze Kulisse war aus der Nähe betrachtet äußerst windig, sah im TV aber ganz ok aus. Dafür war der Moderator Herbert Gogel in Wirklichkeit noch größer als wenn man ihn auf dem Fernseher sah. „Schiedsrichter“ war kicker-Redakteur Hardy Hasselbruch.

Immer noch ein Name wie ein Gedicht. Wie viele Punkte hast Du geholt, welche Antworten gewusst?

An viele Fragen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich aus der Rubrik „EM 96″ erstaunlich wenig wusste, obwohl die Aufzeichnung in der Saison 96/97 stattfand. Eine Frage weiß ich allerdings noch. Es war eine 100-Punkte-Frage, also die schwierigste Stufe. Da es gegen Ende ging und ich auf dem zweiten Platz lag, riskierte ich zu buzzern. Die Frage lautete: „Welche außersportliche Ehrung wurde Berti Vogts 1978 zuteil?“. Ich hatte das sogar tatsächlich irgendwann mal gelesen, kam in dem Moment aber nicht mehr drauf und antwortete „Er wurde Mann des Jahres“. Richtig war „Nichtraucher des Jahres“.

Vereinbarungsgemäß überließen wir dem Führenden die letzten ein oder zwei Fragen, der dadurch auch tatsächlich die nötige Punktzahl erreichte und am Ende eine Woche Urlaub in der Türkei gewann.

Die Fragen zu meinem Spezialgebiet am Ende drehten sich um den Wechselfehler im Spiel gegen Frankfurt. „Welche Amateure standen in der Startelf?“ Scheuer, Kuffour. „Welche wurden eingewechselt?“ Grimm, Hamann. Und „Wie ging das Spiel ursprünglich aus?“ 5:2 für Bayern — das konnte ich natürlich alles beantworten.

Ich wurde Zweiter und gewann einen Satz Surround-Lautsprecher. Das Paket mit den Lautsprechern wurde mir dann versehentlich zweimal geliefert, sodass mein Bruder auch etwas von meinem Gewinn hatte.

Vielen Dank, Gunnar, für diesen Erlebnisbericht von Deinem Tag als Kandidat beim DSF Paulaner Superfan Quiz. Nur original ohne Bindestriche.

Gunnar Schmid bloggt auf seinem Stehblog, bei Twitter findet man ihn als @stehblog.

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Huntelaar trifft 20x in einem Spiel!

So ein Wahnsinn! 20 Tore in einem Spiel, das ist ja schier unglaublich. Nee, Moment, huch, Entschuldigung, es war doch nur 2x. Kommt schon mal vor, dass man sich um eine Stelle vertut. So wie es wohl auch jenen passiert ist, die damals extrem echauffiert getan haben, als jemand beim Frankfurter Platzsturm diese einzigartige Kamera, die es nur ein Mal auf der Welt gibt und die ein absolutes Unikum darstellt, zerstörte.

Kam mir damals schon etwas spanisch vor, dass eine einzige Kamera so teuer sein soll und dass man eine einzigartige Kamera für 600.000 Euro einfach da so rumstehen lässt, wo immerhin der Ball sie treffen könnte und überhaupt.

Jetzt stellt sich raus, es waren tatsächlich nur 60.000 Euro. Ist immer noch viel Geld, aber eben keine halbe Million mehr, kein Haus in Großburgwedel also, sondern nur ein etwas größeres Bobbycar, wenn man die Sonderausstattung noch dazu wählt.

Ich kann es nicht beweisen, aber ich könnte schwören, dass es wieder mal der ja bei jedem Beitrag um seiner Familie und deren nächste Mahlzeit willen dramatisierende Steffen Simon war, der sich gar nicht mehr einkriegte, als er damals über die Zerstörung der Kamera für SECHSHUNDERTTAUSEND Euro zeterte, als hätte man jemandem den Kopf abgeschlagen.

Waren dann doch nur 60.000. Dafür muss der Täter immer noch lange stricken mechatronisieren, aber es gibt Hoffnung, dass er es noch in diesem Leben schafft, davon runterzukommen. Für Steffen Simon hingegen, naja, … ich weiß ja nicht mehr genau, ob er es war. 20 Tore in einem Spiel! Ach, nee, tschuldigung.

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Grenzenlose Dummheit

Natürlich geht Dummheit über alle Ländergrenzen und vor allem vor großen Turnieren kommt sie am liebsten in den Ausrichterländern zum Vorschein. 1998 in Frankreich war es Le Pen mit seinen Äußerungen zum französischen Team, in dem angeblich keine Franzosen spielten. 2006 war es in Deutschland die NPD mit Bezug auf Patrick Owomoyelas aus ihrer Sicht mangelndes Deutschsein, und in Italien braucht man nicht mal ein großes Turnier, um Mario Balotelli wegen seiner afrikanischen Abstammung anzufeinden: Stimmen, die die Ansicht verbreiten, dass bestimmte Menschen keine richtigen Bürger eines Landes seien, weil sie nur eingebürgert sind, gibt es offensichtlich überall. Und wo steht gerade ein großes Turnier an?

In Polen hat sich der Torwart der WM-Elf von 1974, Jan Tomaszewski, anlässlich des Tests zwischen Polen und Portugal in einem TV-Interview geäußert, dass er kein Spiel der polnischen Nationalmannschaft mehr ansehen werde, so lange so viele Verbrecher, Deutsche und Franzosen darin mitspielten.

Verbrecher sind seiner Ansicht nach Spielmanipulierer vom Schlage eines Lukas Piszczek, Franzosen solche eingebürgerten Spieler wie Damien Perquis und Deutsche und somit keine Polen sind natürlich namentlich Eugen Polanski und Sebastian Boenisch.

Zufällig, man hätte es kaum vermutet, ist Tomaszewski Abgeordneter der nationalkonservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“. Eine schöne Tradition im Weltfußball, dass auch die Idioten ihn stets als Bühne für ihre nationalistischen Zwecke missbrauchen. Der beste Zeitpunkt, diese zu brechen, wäre vor ihrer Entstehung gewesen, der nächstbeste Zeitpunkt ist immer jetzt.

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Une soirée à Brême
Deutschland — Frankreich 1:2

Ein neuer Beitrag aus der Reihe „EM 2012″, die hier unter dem Motto „Noch ist Polen nicht verloren“ firmiert, der ersten Zeile der polnischen Nationalhymne. Und Recht hat sie, schließlich hat die EM noch gar nicht angefangen.

Ein Rückblick ganz der Reihe nach, wie es so war, am Mittwoch Jeh-roh-meh Boateng beim Nachdenken zuzuschauen, Franck Ribéry beim Divenmarkieren und Tim Wiese dabei, von seinen Heimfans gefeiert zu werden. Achja, und, ein beinahe in Vergessenheit geratenes Gefühl: Nicht nur in Ansätzen graupiger, man möchte fast sagen ein wenig fischiger Fußball von der deutschen Nationalmannschaft. Fangen wir vorne an.

Bahnhof Brême

[photopress:bahnhof_bremen_1.jpg,full,alignright]In Bremen ist man so stolz auf sein Werder, dass man die Werder-Fahnen schon im Bahnhof zur Begrüßung der Anreisenden aufhängt. Eine wieder mal äußerst ignorante Angelegenheit, nicht gegenüber den französischen Fußballfans, die, wie wir gleich sehen werden, in rauen Mengen anreisten, sondern gegenüber all jenen Bahnreisenden, die sich nicht für Fußball interessieren.

[photopress:werder_fahnen_1.jpg,full,alignleft] Mir ist das immer so ein wenig unangenehm, wenn man in eigentlich neutralem Setting die Menschen mit Fußballthemen bombardiert, ob nun in der Werbung, hier im Bahnhof oder meinetwegen, wenn Politiker Reden schwingen. Es gibt auch noch Menschen, die nichts mit dem Ausdruck „Werder Bremen“ anfangen können, und man sollte etwas mehr Rücksicht auf diese wenn auch kleiner werdende Randgruppe nehmen.

Bei Werder-Fahnen allein bleibt es im Bahnhof Bremen aber nicht. Denn was ein echter Marketender im Jahre 2012 ist, der lässt sich natürlich nicht lumpen, nicht nur die Brötchen mit Werder-Logo offiziell zu lizensieren, sondern gleich den Laden mit, in dem die Brötchen verkauft werden.

Nur echt mit dem Zusatz „offiziell“:

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