Die Fälle für die heutige Kategorie („Someone is wrong on the internet.“) sind ein bisschen rarer geworden, nicht weil sich weniger Menschen irren, sondern weil sich irren nun mal menschlich und damit nur mäßig witzig ist. Nur die dicken Dinger kommen hier noch herein und heute ist uns ein solches nach längerer Zeit mal wieder aufgestoßen. Und das Folgende ist ein durchaus dickes Ding, sofern man nicht 2003 noch in der 9. Klasse war und verliebt zur Sitznachbarin schaute, statt aufmerksam die Bundesliga zu verfolgen, wie es sich für jeden angehenden Sportredakteur gehörte.
Auch für die dpa ist die Erde keine Scheibe, sondern rund, was man immer mal wieder schmerzhaft zu spüren bekommt. Denn aus diesem Grund kann man vom Sitz der dpa aus auch nicht bis nach München sehen und muss deshalb folgende Falschmeldung in seine Tasten und anschließend in die Gehirne der Leser fließen lassen:
Der als Spaßvogel des Teams bekannte Miller erschien befreit und fröhlich, hatte aber auch ernste Erklärungen und Botschaften. […] Vor ihm hatte noch kein Bundesligaprofi eine psychische Krankheit öffentlich gemacht.
Weil man von der dpa aus nicht bis nach München sehen kann, hat man nämlich nicht mitbekommen, dass sich Sebastian Deisler vor lockeren 8 Jahren, 2003 nämlich, bereits wegen Depressionen in Behandlung begab und dies auch nach einigen Schutzbehauptungen, zu denen wohl vor allem die Vereinsseite anstiftete veröffentlichen ließ. Vorreiter ist also keineswegs Markus Miller, sondern Sebastian Deisler.
Dass sich Zeiten sehr wohl ändern und die Aussage darüber, dass „sich nix geändert hat“ einfach falsch ist, beweist der Umgang der Mitspieler mit dieser Erkrankung. In Teamkreisen mobbte man Deisler als „die Deislerin“ (was zugegeben auch noch andere Gründe als die Depression gehabt haben könnte und wohl auch wird), während 8 Jahre später die Mannschaft von Markus Miller diesem eine Videobotschaft zukommen lässt, sicher mit aufmunterndem Inhalt. Was, das darf man so vermuten, ohne die Vorleistung von Deisler und anderen nicht passiert wäre. Bei der dpa ahnt man von diesen Zusammenhängen allerdings nichts.
Und Andreas Biermann gibt’s ja auch noch. Wobei ich nicht weiß, ob der für die dpa mit seinen zehn Zweitligaeinsätzen unter „Bundesligaprofi“ fällt.