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„The beautiful Game“

Den Reporter hört man oft stöhnen, was für ein schlechtes Spiel jenes sei, von dem er gerade berichten müsse. Dabei ist diese Information vollkommen überflüssig. Niemand schaut primär Fußball, um ein schönes Spiel zu sehen. Das glauben vielleicht diejenigen, die sachlich falsche Werbespots rund um den Fußball produzieren für Unternehmen, deren Produkte nun mal nichts mit Fußball zu tun haben. Versicherungen. Energie-Versorger. Brötchenaufstricher. Vielleicht wollen es auch noch die zwar nicht sachlich falschen, aber inhaltlich total überhöhten Spots der Sportartikelausrüster glauben machen. Es trifft aber nicht zu.

Schön will man vielleicht mal im Training oder wenn man nur mit seinen Kumpels kickt kombinieren, einen Flugkopfball ansetzen, wo es auch eine kurze Berührung mit dem Innenrist getan hätte. Bei der Gartenparty oder auf dem Musikfestival, wo man mal so ein bisschen in der Sonne umherkickt, da darf Schönsein schon mal Zweck sein.

In einem richtigen Spiel hingegen will man gewinnen. Ob nun als aktiver Spieler oder als Zuhörer/Zuschauer. In Zukunft können sich also alle Reporter die Bewertung sparen, ob eine Partie ansehnlich oder — gerne benutzt — „grausam“ ist.

Der Konsument wie der Aktive möchte, dass das von ihm favorisierte Team gewinnt*, völlig egal, auf welche Weise.

Erst kommt das Siegen, dann das Labsal.

9 Kommentare

  1. Ein bisschen möchte ich da schon widersprechen. Wenn ein Reporter tatsächlich neutral ist (wie er es üblicherweise sein sollte), darf er durchaus auch sagen, wenn ein Spiel übel anzuschauen ist. Ich finde eher viel zu häufig das Gegenteil, nämlich dass die Kommentatoren ein Spiel aufregender/schöner/spannender reden wollen, als es ist – was sich natürlich leicht dadurch erklären lässt, dass sie ja letztlich ein Produkt verkaufen.

    Aber auch als Fan sehe ich natürlich lieber schönen Fußball als doofes Rumgebolze. Klar, sofern ich mit einem der beiden beteiligten Teams mitfiebere, ist mir im Zweifelsfall ein „hässlicher“ Sieg lieber als eine Niederlage mit wehenden Fahnen, aber wenn’s dann allzu gruselig wird, macht es auch mal trotz eines Sieges keinen Spaß.

    Und was z. B. unsere nordwestlichen Nachbarn zu dem Thema „schönes Spiel vs. Sieg“ (angeblich) denken, ist ja auch bekannt.

  2. Enno, so wie Fischer Menschen sind, die Fisch gewinnen, und Bäcker Leute sind, die backen, sind Brötchenaufstricher jene Menschen, die Brötchenaufstrich erzeugen. Logisch, oder?

    Gunnar, natürlich sieht jeder lieber ein schönes Spiel als ein hässliches, aber auf die Prioritäten kommt es an. Und man stelle sich vor, man schaue ein WM-Halbfinale oder ein Pokal-Halbfinale und das eigene Team spielte mit: Interessiert es da auch nur ein Jota, ob man schön spielt?

    Bei den nordwestlichen Nachbarn würde mich interessieren, ob diese – angebliche – Einstellung auch vor etwa 1970 dort zu finden war. Und auch, ob sie nach etwa 2010 noch lange aufrecht erhalten werden wird.

  3. Bei KO- oder sonstigen entscheidenden Spielen gebe ich Dir sicherlich Recht. Aber wenn ich so an den Liga-Alltag denke, können 34 oder 38 Spieltage ziemlich lange werden, wenn man jede Woche nur Schrott auf dem Platz gezeigt bekommt, selbst wenn man desöfteren gewinnt.

    Was Holland angeht empfehle ich die „Brillant Orange“ von David Winner (gibt’s seit einiger Zeit auch in deutscher Übersetzung, wenn das jemand lieber mag), das beschreibt ganz schön, wie sich der holländische Fußball ab den 60ern entwickelt hat und wie es zu der Haltung kam, dass man (angeblich) lieber schön spielt und verliert, bevor man (wie z. B. Deutschland so oft) irgendwie einen Titel errumpelt.
    Umso spannender wäre es gewesen, wenn Holland mit seiner eher nüchternen (und im Finale geradezu brutalen) Spielweise letztes Jahr Weltmeister geworden wäre. Wäre den Fans plötzlich die Spielweise völlig egal gewesen oder hätte der Titel doch einen unangenehmen Beigeschmack gehabt?
    Mit der Niederlage gegen Spanien war die Sache jedoch schnell recht eindeutig und viele (und zwar nicht nur Cruyff) behaupteten, dass man so den Titel auch nicht verdient gehabt hätte.

  4. Es sind ja oftmals die sogenannten „Spitzenspiele“, die in den Vorberichten hochgepuscht werden und hinterher ziemlich langweilig bzw. unspektakulär sind.

  5. NORTHEND NORTHEND

    Trainer, wenn ich als Ersatzpieler mal was sagen darf (wegduck): Ein dreckscher Sieg mit einer Truppe aus 11 Handwerkern … dann isses Rille ob schönes Spiel oder nicht. Wenn aber zwei Teams, hochbezahlt und hochgelobt sich mit einem furztrockenem und zurecht taktiertem 1:1 zufrieden geben, dann möchte ich da zumindest ein „schönes“ Spiel erwarten.
    Ist wie mit´m Auto: Fahren können se alle – die teuren Kisten sollen aber „gleiten“. Oder so. Was weiß ich. Bin auch nur Reserve.

  6. […] total überhöhten Spots der Sportartikelausrüster glauben machen. Es trifft aber nicht zu. Trainer Baade – The beautiful game […]

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