Zum Inhalt springen

He broke the rules

Die rules sagen nämlich, dass x Prozent des eigentlich schon pervers anmutenden Gehalts als Fußballprofi der oberen Kategorie Schmerzensgeld dafür sind, dass man eine Person des öffentlichen Interesses ist. Also y Prozent des Gehalts werden für die fußballerischen Fähigkeiten bezahlt (übrigens immer, auch dann, wenn derjenige sie nicht einbringt), x Prozent sind Schmerzensgeld. Dafür, dass man Interviews geben muss, Radio-, Fernseh-, Blog-Interviews, dass man eine Webseite betreiben sollte, auf der man private Nichtigkeiten und vermeintlich eigene Meinungen zum Besten gibt, auf dass die Fans („Werde ein Fan!“) das Gästebuch stürmen und auch dafür, dass man seine Visage in Fotos halten muss, die im kicker-Sonderheft oder bei Panini, in Zeitungen und auch im Internet erscheinen.

Teil des Deals ist es dann auch, als öffentliche Person, damit zu leben, dass man beschimpft wird, wenn der Erfolg ausbleibt. Diesen Deal hat Paulo Guerrero gestern verletzt.

Man mag es als neutraler Mensch, der nicht vom Fußballvirus infiziert ist, äußerst merkwürdig finden, dass Trash Talk Teil des Spiels ist, dass Marco Materazzi auf Zinedine Zidanes Schwester herumhacken oder sie sexuell begehrlich finden kann oder eben auch nicht, aber genau das vorgibt, und genau das Zinedine Zidane mitteilt, weil doch jeder wusste, dass Zizou im Grunde seines Herzens bei Tottenham hätte unter Vertrag sein sollen: ein Heißsporn, den man leicht mit solchen Mitteln aus der Konserve locken kann. Gelungen. Titel für Italien. Herzlichen Glückwunsch. Unlautere Mittel? Aber wieso denn, auf dem Platz ist alles erlaubt, oder nicht?

Wenn sich dann schlichtere Gesellen finden, die ernsthaft annehmen, dass sie mit dem Eintritts-Geld auch das Recht auf Beschimpfungen erkauft haben – wenn man diese ausschlösse, dürfte ein nicht geringer Teil der Zuschauer eigentlich gar nie mehr ins Stadion. Denn natürlich gehört es zur Folklore, die Gegner zu beschimpfen, ihnen alles Schlechte und Unglück der Welt zu wünschen, aus der Anonymität der Tribüne (ob nun Steh- oder Sitz- spielt dabei keine Rolle) und nachher befriedigt nach Hause zu gehen, weil man endlich mal wieder die eigenen dunklen Triebe rauslassen konnte und noch dazu dem Verein des Herzens etwas vermeintlich Gutes getan hat.

Wenn es sich dann gegen die eigenen Leute richtet, wird plötzlich aufgeheult: Au weia! Wie kann er nur. Den eigenen Spieler beschimpfen, und dann auch noch unter der Gürtel- oder pc-Linie.

Erstaunlich ist daran eigentlich nur, dass solche Vorfälle so selten passieren.

Bei 20-30-40.000 Zuschauern im Stadion muss der Idioten-Anteil empirisch gesehen ohnehin schon höher sein als es die geringe Zahl der Vorfälle dieser Art suggeriert.

Ein Idiot hat also das getan, was er sonst immer mit den Gegnern tut: er hat einen Spieler seines eigenen Klubs beschimpft.

Guerrero ist selbstredend auch nur ein Mensch, und Beleidigungen dieser Art sind zwar eigentlich mit dem Gehalt abgegolten, dass jemand dann mal zufällig doch ernsthaft zuhört und die Inhalte, die der Idiot ihm an den Kopf wirft, ernst nimmt, ist bedauerlich.

Denn Guerrero war schon bezahlt dafür, diese Äußerungen hinzunehmen. Wie er auch jegliche negativen Schlagzeilen in Zeitungen und Blogs hinnehmen muss, weil es Teil des Deals ist, dass er das hinnimmt. Ein Arbeitnehmer verkauft natürlich weder seine Menschenrechte noch seine Würde mit einer Unterschrift unter einen Profifußballvertrag, aber: erwartet wird es von ihm.

Weshalb der Hase dort im Pfeffer liegt, wenn man solche „Fans“ ins Stadion lässt. Und hinnimmt, dass die eigenen Fans weiterhin die Gegner aufs Übelste beleidigen. So etwas gibt es nicht im Volleyball, nicht im Handball und nur zu geringen Teilen im Eishockey. Im Fußball aber soll es aus nicht nachvollziehbaren Gründen zur Folklore gehören, den Gegner zu verunglimpfen. Wenn dann dieses schlichte Gemüt sich gegen die eigenen Spieler wendet, ist man plötzlich vollkommen aufgebracht. Dabei könnte man an jedem Spieltag Tausende Leute wegen Beleidigung (des Gegners) aussortieren.

Wenn man denn wollte.

(Frank Rost jedenfalls will offensichtlich nicht. („Das ist normal, das gehört zum Fußball dazu.“) Aber wir waren hier ja auch beim Thema „schlicht“.)



40 Kommentare

  1. DeTom DeTom

    Man kann Frank Rost ja vieles nachsagen. Aber Schlichtheit? Für mich einer der wenigen BL-Spieler mit etwas Grips im Kopf… (und HSV-Sympathie kann man mir nun wirklich nicht nachsagen).

    Schlicht waren für mich eher die Fragen des Reporters…

  2. Siehst Du, DeTom, das hab ich auch immer so gesehen: der Frank Rost ist eigentlich einer von denen, die mal gegen den Strom schwimmen, die ein bisschen was in der Birne haben.

    Und dann: sagt er sogar nach x Stunden nach dem Vorfall noch: Das gehört halt dazu (und was er sonst noch alles an Bullshit gelabert hat, es sei halt gerechtfertigt, was der Paulo Guerrero da gemacht habe). Das ist der Punkt: in dem Punkt genau, ist der Frank Rost einfach zu blöd, um noch ernst genommen werden zu können.

  3. Was anderes als schlicht ist es denn, wenn man einen Flaschenwurf an den Kopf eines Menschen noch rechtfertigt. Na gut, das ist nicht schlicht, das ist einfach nur behämmert.

  4. Lujack Lujack

    Es ist ja nicht nur so, daß man sagt ein Spieler muss sich alles gefallen lassen, da wird auch schnell mal ermittelt und eine Strafe ausgesprochen, wenn ein Spieler eine Reaktion zeigt.
    Ich glaube eine Reaktion auf Provokationen nennt man vor dem Sportgericht dann unsportliches Verhalten.

  5. Angeblich waren laut einigen Quellen Rassismus und „Schwule Sau“ im Spiel. Wenn das stimmt, ändert das die Sachlage nicht viel, außer dass derjenige HSV-Zuschauer wohl dasselbe Schicksal erleiden wird, wie der Palace-Fan, den Eric Cantona 1995 mit seinem Tritt niedergestreckt hat.

    Es ändert leider nix an den Ausführungen oben: Guerrero hat die oben beschriebenen „rules“ gebrochen, auch wenn mancher jetzt den Spieler abfeiert, der sich mal gewehrt hat.

    Und es ändert nix an der Tat: Guerrero wirft eine harte, gefüllte Plastikflasche mit voller Wucht in eine Menschenmenge. Ob er dran gedacht hat, dass der Getroffene dabei sein Augenlicht verlieren kann?

  6. DeTom DeTom

    @Trainer: Nur um eines klarzustellen: Mir geht es weder um eine Rechtfertigung des Wurfs von Guerrero noch kann ich den Äußerungen Rosts generell zu stimmen.

    Aber zumindest stellt sich Rost den (größtenteils insitierenden) Fragen des Reporters. Man muß nicht seiner Meinung sein, aber zumindest hat er eine. Das zumindest finde ich weder schlicht noch behämmert…

  7. DeTom DeTom

    Korrektur: zustimmen, insistierend

    Hier fehlt ’ne Editfunktion… ;)

  8. Stimmt, er stellt sich, immerhin.

    In diesem konkreten Fall ist seine Meinung aber nichts anderes als behämmert. Siehe verlinktes Sportschau-Interview (oben). Er behauptet: Das gehört halt zum Fußball dazu. Es gehört halt dazu, dass jemand, der seine Fresse aufreisst (das heiße ich ja auch in keiner Weise gut!) dafür eine Flasche in die selbige kriegt.

    In meiner Wahrnehmung ist das justiziable Körperverletzung. Dass man das in Deutschland nicht immer verfolgt und gerne auch mal wegen Geringfügigkeit einstellt, wurscht. So sind nicht die Buchstaben des Gesetzes. So ist nur die Auslegung derjenigen, die zu oft keinen Bock drauf haben, das zu verfolgen.

    Noch dazu ist das in meiner Wahrnehmung nicht nur juristisch verfolgbar, sondern auch moralisch abzulehnen. Es ist nicht zu rechtfertigen, wenn ein Mensch einem anderen etwas in die Fresse wirft, weil das – egal, was der Grund gewesen sein mag – sofern man es rechtfertigen will, Selbstjustiz ist.

    Ich reib mir den Geifer aber jetzt wieder ab.

  9. DeTom DeTom

    „Ich reib mir den Geifer aber jetzt wieder ab.“

    Ich auch. Schließlich ist ja Feiertag… ;)

  10. Das Edit-Plugin für die Kommentare hab ich leider wieder vergessen. Möp.

  11. Alles sehr richtig Trainer. Ein Punkt kommt mir bislang zu kurz (alao auch in Bild, Bams und Glotze): Der Guerrero hat richtig gut getroffen. Er hätte aber genauso gut einen Unbeteiligten verletzen können.

  12. Nö, falsch Jens.

    Also: natürlich wäre es noch schlimmer gewesen, wenn er einen Unbeteiligten getroffen hätte, richtig.

    Das ist wahr.

    Aber auch wenn er den Beteiligten getroffen hat: No go.

  13. Hui, ich sollte gründlicher lesen oder erst mal wach werden.

  14. Wie?
    Wo ist denn das gute alte Auge um Auge, Zahn um Zahn geblieben?

    Ich hoffe auf eine saftige Strafe, die Suspendierung wird die DFL dann wohl übernehmen.

    Wenn mich nicht alles täuscht, dann war das sein letzte Spiel in der Bundesliga…

  15. Natürlich hat er einen Unbeteiligten getroffen. Der Beleidiger war der Typ dahinter. Wer beweist das Gegenteil? Und selbstverständlich hieß es nicht nur „Guerrero, Du Pfeife, beweg mal Deinen Arsch“, sondern es war etwas Rassistisches, das gebrüllt wurde. Weil es eben immer etwas Rassistisches ist, wenn einer austickt der nicht aussieht wie Carsten Ramelow.

    Im Betrag schrieb der Trainer zweimal das Wort „Folklore“. Wo sind die Lippenleser, die mir diese bestätigen?

  16. Gilad Gilad

    Die gute Nachricht: Der Guerrero trifft wieder..

    Okay, schlichter Scherz. Ein wirklich gelungener Eintrag, Trainer. Sehr differenziert. Nur soll die Beleidigung homophob und rassistisch gewesen sein. Spielt das eine Rolle? Jein, er wird ja super bezahlt, heißt es dann, rechtfertigt keinen Plastikflaschenwurf. Na gut. Der Juve-Spieler Zebina zeigte neulich den „eigenen“ Fans den Mittelfinger – in Fulham, nicht in Tottenham. Das ist für mich okay, um nicht zu sagen. Super okay.

  17. Achso?

    Beleidigungen haben neuerdings diverse Klassifikationen zu überstehen, bevor sie von der Sportschau-Sky-DSF-Gemeinde als akzeptabel erachtet werden?

    Ein einfaches „Arschloch“ ist gerademal Güteklasse Helmut Kohl, während ein „Neger“ natürlich schon kurz vorm Daniel Erk ist? „Geh nach Hause nach Peru“ ist ganz schlimm in der Klassifikation, während ein „Geh nach Hause nach Belgien“ natürlich eher so eine Halb-Beleidigung wäre. Weil Belgien ja immer noch Mitteleuropa ist. Wie wäre denn dann ein „Geh nach Hause nach Weißrussland“ einzustufen? Ist man damit schon ein Rassist oder eher nicht?

  18. Gilad Gilad

    „Geh nach Hause auf Schalke“, ist nicht rassistisch.

  19. Das kann auch nur einer sagen, der nicht zwischen Schalke und Dortmund lebt – oder aber existiert.

  20. Funkel ist schuld.

  21. tafelrunde tafelrunde

    Wie oft fliegen Trinkflaschen beim Fußball durch die Gegend, nach dem Spiel? Wie oft wird da jemand blöd angemacht, direkt nach dem Spiel? Wie oft fliegen Trinkflaschen nach einer blöden Anmache durch die Gegend, nach Abpfiff? Beim Fußball insgesamt, nicht nur im Profibereich.
    Wie oft wurde dabei jemand verletzt?

    Dieses „kreuzigt ihn!“ Geschrei, das jetzt wieder in der Fußball interessierten Öffentlichkeit durch die Medien provoziert wird, ist doch albern.
    Der Guerrero soll eine saftige Geldstrafe kriegen und damit aus.

    Hat man Kohl damals monatelang als Regierungschef gesperrt, weil der mal zugelangt hat?
    OK, das wäre auch nicht sooo schlecht gewesen.

  22. depperchen depperchen

    Na also es ist doch ganz einfach: Beim Werfen von Gegenständen gefilmt und identifiziert, somit bundesweites Stadionverbot für die nächsten zwei bis drei Jahre für die obersten drei Ligen. Nicht lebenslänglich, war ja nur Weichplastik und kein Glas-/Stein-/Pyrozeugs. Wie er das mit seinem Arbeitgeber regelt muß uns nicht kümmern.

  23. Wer das alles nicht so schlimm findet, sollte sich einfach mal testweise eine Trinkflasche in die Fresse werfen lassen. Danach kann er hier ja berichten. Wenn schon nicht mehr Sprechen, Schreiben wird bestimmt noch gehen.

  24. Gilad Gilad

    Es ist schlimm. Und weh tut es auch. Dumme Aktion. Keine Frage.

    Nun ist es aber so, dass der amoklaufende Kleinbürger, der, wie vom Trainer beschrieben, im Stadion seinen Hass auslebt und nachher zufrieden mit der Straba nach Hause fährt, eben keine Figur ist, die bei mir großes Mitleid hervorruft.

  25. @Gilad: Nochmal… der Wurf war sehr gut. Es hätte auch locker jemand anderes getroffen werden können.

  26. Mal eine Frage am Rande: Wurde eigentlich _der_ Pöbler getroffen? Oder einer, der in der Nähe stand? Gibt’s dazu irgendwo eine verlässliche Meldung?

  27. Mein Tagtraum: nach Verkündung des Urteils gibt Guerrero der versammelten Hamburger Presse folgendes, kurzes Statement: „Wenn Möwen einem Fischkutter folgen, glauben sie, dass Heringe ins Meer geworfen werden. Vielen Dank!“.

    Guter Artikel, Trainer.

  28. moz moz

    @art der beleidigung: dear trainer, sie wissen genauso gut wie alle hier, die jemals im stadion waren, dass die beleidigung „geh zurück nach belgien“ so nicht fiele, weil sie der beleidiger nicht als beleidigend genug empfinden würde. der belgier wird dann zur „tunte“ oder „schwulen sau“, also ist die frage oben rhetorischer natur.
    @einordnung der tätlichkeit im juristischen sinne: affekthandlung; ein umstand der sich strafmildernd auswirkt im deutschen strafrecht. ändert aber nix am umstand, dass der wurf mit dem erkennbaren vorsatz der körperverletzung erfolgte.
    @die folgen: g. soll sich ja laut presse wohl beim „fan“ entschuldigen sollen/müssen/dürfen. frage ich mich doch: soll/darf/muss das auch der fan bei g.?
    ansonsten vielen dank für den überfälligen hinweis, dass hier „fans“ eine interessante differenzierung machen hinsichtlich der frage: wer darf wen mit jedem bullshit unter der gürtelinie beleidigen

  29. Matze Matze

    Ich versteh die diskussion nicht:
    niemand muss beleidigungen einfach hinnehmen
    und niemand darf sich mit Körperverletzung dagegen wehren

  30. Ich würde noch gerne einen anderen Aspekt in der Diskussion aufgreifen: Was verspricht sich der Fan von Mobbingaktionen (Beleidigungen, Auspfeifen) gegen die eigene Mannschaft bzw. gegen einzelne Spieler?

    Ich erinnere an Marcel Maltritz in Bochum, Womé beim Derby in Köln, Kuranyi in der Prä-Magath-Ära…

    Beim mobilisierten Volkszorn gegen gegnerische Akteure ist eine Zielsetzung erkennbar: Verunsicherung des Spielers, Einschüchterung des Gegners, Aufputschen des eigenen Teams.

    Aber beim eigenen Team? Einfach nur destruktive Pöbelei – dabei hält sich der Fan doch für so wichtig und unersetzbar, dass er in preußisch getimten Protestaktionen dem Geschehen auf dem Rasen 15 Minuten lang den Rücken zukehrt oder dem Verein damit droht, nicht mehr ins Stadion zu pilgern.

    Und dann? Dann wird ein Spieler übel beschimpft, auf dass er sich die Schimpfkanonanden mal zu Herzen nimmt und im nächsten Spiel motivierter ist, schneller läuft, das Tor auch mal trifft?! Was ist das für eine beknackte Denkweise? Zumal der gleiche Spieler beim nächsten Tor wieder als Fußbalgott gefeiert wird.

    Der Fußballfan, das unbegreifbare Wesen…

  31. sternburg sternburg

    Ähm, Hennes, mal ganz vorsichtig formuliert: Hast Du dich im Stadion deiner Wahl mal nach den anderen Besuchern umgesehen?

    Und falls ja: sind die Fragen damit nicht beantwortet?

  32. sternburg sternburg

    Und nur zur Klarstellung:

    - Ich finde die obige Antwort an Hennes keinesfalls als böse, aber wenn Du ein auch nur leicht anderes Gefühl hast, dann würde ich an deiner Stelle sofort löschen.

    - Da wäre ich niemals böse, aber selbst wenn sollte Dir das auch egal sein.

    - Ich würde mich auch über Post zu anderen Themen als den Kommentaren hier freuen :)

    - @hennes: Solltest Du dich daran erinnern, dass ich ein Freund der einzig wahren Borussia bin, dann bitte trotzdem nicht auf das spezifisch Kölner Publikum beziehen. Das hätte ich so leider absolut nicht gemeint.

  33. relfexo relfexo

    @Trainer
    Ich hoffe der Geifer ist schon getrocknet.
    Aber vielleicht war es keine Selbstjustiz sonder Notwehr:
    § 32 StGB
    (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist handelt nicht rechtswidrig.
    (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
    I. Voraussetzungen: Es müssen folgende Voraussetzungen vorliegen, damit man überhaupt Notwehr ausüben darf. Es muss ein gegenwärtiger, rechtswidriger Angriff vorliegen.

    Wobei:
    Viele wissen nicht, dass ein Angriff nicht nur vorliegt, wenn jemand den menschlichen Körper angreift durch Schlagen, Treten etc. Auch das Hausrecht, das Persönlichkeitsrecht (insbesondere die Ehre), das Vermögen und der Besitz von Sachen sind Rechtsgüter, die angegriffen werden können.

    http://www.jiu-jitsu-schule-ten-shin.de/Notwehr.pdf

    Aber bei der DFL haben wir ja genug Topjuristen die sowas einordnen können.

  34. @ sternburg: Ich finde weder Deine Antwort böse, noch Dich selbst und will hier auch nix löschen (was ja auch nur der Trainer könnte), schon gar nicht mich selbst…ich gebe zu, so ganz habe ich Deine Antwort nicht verstanden.

    Aber wenn ich mich im Stadion umblicke, – und da gibt mein Heimatstadion ein durchaus treffendes Beispiel ab – dann beantwortet das keine Fragen, sondern wirft eben genau jene auf, die ich mir schon im ersten Kommentar stellte: Warum pöbeln die Fans Spieler der eigenen Mannschaft an?

    Mir geht es hier nicht um einmalige Wutausbrüche und Zetereien, die bei einem emotionsgeladenen Sport wie dem Fußball nun einmal vorkommen und meist ja auch ganz sympathisch sind (Gut, Guerrero würde mir hier widersprechen ;-). Ich will auch keinem verbieten, den Unmut über schlechte Leistungen zu äußern.

    Aber erstaunlich finde ich die manchmal durchdringende Systematik, mit der Fans eigene Spieler demontieren. Ich erinnere noch mal an Marcel Maltritz vom VfL Bochum, in der letzten Saison (wenn ich mich recht entsinne). Er wurde über mehrere Spiele systematisch ausgepfiffen und gemobbt – und das als Kapitän. Warum? Oder warum pfeifen die Kölner Fans beim Derby gegen Womé? Klar, er hat schlecht gespielt, aber da kann man doch mal fünf Minuten schimpfen, zweimal pfeifen und gut isses…
    Aber da tritt dann plötzlich diese „Den-machen-wir-fertig“-Systematik zu Tage, die ich einfach nicht nachvollziehen kann…

  35. krog krog

    @Hennes:
    Frustration, Hilflosigkeit, Gruppendynamik…

    Viele im Stadion schauen halt nicht nur des Spiel wegens, sondern weil sie ein Ventil brauchen. Die ganze Woche ist alles Mist, man muss sich immer konform verhalten, man muss die Erwartungen des Chefs erfüllen.

    Und dann kommt der Samstag, man kann endlich seinen Frust an etwas rauslassen, das sich nicht wehren kann. Zusätzlich fällt es leicht, da man in einer so großen Gruppe oft kein Unrechtsbewusstsein hat, wenn man ja „nur“ das Gebilde Mannschaft aufs übelste beschimpft. Oder in der Gruppe legitimiert auch mal einen einzelnen rausgreift, der 100 Meter wegsteht und vielleicht grade nicht die Erwartungen erfüllt (diesmal meine Erwartungen). Das Gefühl der Macht, wenn man seinen Frust und seine Meinung mal ohne Konsequenzen als vermeintlicher Chef an jemandem rauslassen kann.

    Anders gesagt, sie bezwecken damit aufs Spiel gesehen garnichts. Es ist nur die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse.

  36. sternburg sternburg

    @Hennes:

    Aber wenn ich mich im Stadion umblicke, – und da gibt mein Heimatstadion ein durchaus treffendes Beispiel ab – dann beantwortet das keine Fragen, sondern wirft eben genau jene auf, die ich mir schon im ersten Kommentar stellte: Warum pöbeln die Fans Spieler der eigenen Mannschaft an?

    Kurz gesagt: Weil es Idioten sind.

    Idioten, die glauben, sie selber seien der Mittelpunkt und einzige Daseinszweck einer jeden professionellen Sportveranstaltung. Idioten, die zu ihrem Lieblingsverein das selbe Verhältnis pflegen, wie Abkömmlinge bildungsferner Elternhäuser zum Kinderprogramm von RTL 2. Und auch ein ähnliches Verhalten an den Tag legen: Unkritisches Nachbeten, jeden Dreck mitmachen, sich ständig bauchpinseln und bestätigen lassen, dass all die spaßigen Moderationen, flippigen Helden und coolen Werbeträger nur für sie persönlich da seien und wenn plötzlich der Empfang schlecht oder die Cola/ Chips/ Yu-Gi-Oh-Karten alle sind, dann wird empört gebrüllt.

    Dass Du meinen zweiten Komentar nicht verstehst, liegt übrigens daran, dass er sich auf einen – sinnloserweise – vom Hausherrn mittlerweile gelöschten Kommentar bezieht. Also mal ehrlich
    @Hausherr: So seh` ich doch aus, wie ein Idiot! :)

    @relfexo: Autoritatives Argument für 200. Wenn einerseits die Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren einleitet, was dieser bekanntlich nur bei Vorliegen eines Anfangsverdachts möglich ist, wozu es wiederum notwendige Voraussetzung ist, dass ein konkreter zur Kenntnis gelangter Sachverhalt bei irgendeinem möglichen Geschehensablauf zunächst einmal überhaupt eine strafbare Handlung beinhaltet…

    ..und andererseits Du eine allgemeine Darstellung von der Internetpräsenz einer Kampfsportschule interpretierst…

    ..mal ehrlich – welche Einschätzung findest Du selber auf dem ersten Blick überzeugender?

    Davon ganz ab: Lies Dir den von dir verlinkten Text doch noch einmal in Ruhe durch. Eine von Dir bisher offensichtlich übersehene Passage wird sicher interessant für Dich sein. Kleiner Tip: Du erkennst die Passage daran, dass das Wort „Beleidigung“ darin vorkommt.

    [und bevor ich falsch verstanden werde: ich habe nicht gesagt, dass Du im Ergebnis unrecht haben _musst_.]

  37. Dat tut mir leid, sternburg.

    Ich hätte vielleicht [gelöscht] stehen lassen können, aber dann sähst Du noch blöder aus, so als hättest Du was erzählt, was die Grenzen des guten Geschmacks verletzte, was natürlich nicht der Fall ist.

    Es war ungeschickt. Ich wusste nix Besseres.

  38. sternburg sternburg

    Och.. das wäre ja nun auch nicht das erste Mal.

  39. Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass Mobbing-Verhalten gemeinhin als in Krisenzeiten (bezüglich der Firma, in der es auftaucht, aber auch sonstigen sozialen Situationen) als wahrscheinlicher gilt als in prosperierenden Zeiten. Womöglich hat der Anstieg der Gewalt oder der Grad der Beschimpfungen (und auch der Grad der Empfindlichkeit gegenüber diesen Beschimpfungen) tatsächlich etwas mit den wirtschaftlich schwereren Verhältnissen zu tun.

    Was ich allerdings als für sehr unwahrscheinlich halte, denn wieso hätten sonst gerade in den frühen 1980ern die Hooligans die Szene beherrschen sollen? Ich kann mir keine wirtschaftlich bessere Zeit in Deutschland vorstellen als die 1980er.

    Vielleicht ist es aber auch so, dass die damalige wirtschaftlich gute Situation das Verlangen erzeugte, aus dem allzeit funktionierenden Alltag auszubrechen, während es heute eher tatsächliche berufliche Frustration ist.

    Was wiederum dadurch ad absurdum geführt wird, dass der pöbelnde Fan einer jener war, welche sich – wie man liest – für 4000 Euro eine Dauerkarte leisten können. Oder konnten. Hoffentlich hat er sie nicht mehr.

  40. Asinus Asinus

    Wieso soll es eigentlich die Regel sein, dass Fans die gegnerische Mannschaft beschimpfen?
    Habe die Erfahrung gemacht, dass es eine recht grosse Menge von Zuschauern gibt, die ausschliesslich die eigene Mannschaft beschimpfen. Und zwar immer dann wenn irgendwas im Spiel nicht geklappt hat…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert