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Schlagwort: Zinedine Zidane

Fred schreibt „Zidane schweigt“

Zidane schweigt Wie passend, dass die Menschen in Basel am Wochenende erzählten, dass man sich in der Deutschschweiz natürlich für die deutsche Bundesliga interessiere. In der Welschschweiz werde hingegen hauptsächlich über die Ligue 1 berichtet; der Blick wandere dorthin, wo man keine Sprachbarriere empfindet.

Dabei fällt auf, dass von allen großen Ligen die französische auch hierzulande am wenigsten Beachtung findet, obwohl sicher mehr Menschen des Französischen mächtig sind als des Spanischen oder Italienischen. Die Wahrnehmung des französischen Fußballs besteht eigentlich nur aus jener der Nationalmannschaft. Deren Stars kennt man, deren immer wieder obskur agierende Trainer ebenso. Allerdings bleibt das Verständnis des Umgangs der Franzosen mit ihrer Équipe Tricolore hart an der Oberfläche, selbst wenn die Grundzüge der Problematik der mal als gelungen, mal als gescheitert bezeichneten Integration (nicht allein im Fußball) bekannt sind.

Da trifft es sich hervorragend, dass jemand viel tiefere Betrachtungen zu diesem Thema anstellt, als man sie sonst irgendwo fand; noch dazu jemand, der selbst dem Fußball empathisch gegenüber steht und zudem die Kunst beherrscht, diese Betrachtungen in lesenswerter Sprache zu servieren. Fred Valin, seines Zeichens als Franzose auch Anhänger dieser Mannschaft, ist gemeint, der vor einigen Monden das Werk „Zidane schweigt“ ablieferte. (Untertitel: Die Équipe Tricolore, der Aufstieg des Front National und die Spaltung der französischen Gesellschaft.) Welches auf der Rückfahrt aus Basel noch einmal konsumiert wurde, mit zunehmendem Genuss und eben solchem Erkenntnisgewinn.

„Zidane schweigt“ verwebt die Entwicklung der französischen Nationalmannschaft mit jener der französischen Gesellschaft und hier zuvorderst mit dem Aufkommen des Front National. Ein Phänomen, wie man lernt, welches noch Mitte der 1970er ein kaum wahrnehmbares Becken für Spinner vom Rand darstellte. Die Zeiten haben sich bekanntlich geändert, wie Valin entlang der Auftritte der Franzosen bei den diversen großen Turnieren, aber vor allem dem folgenden Echo in Frankreichs Gesellschaft und Politik nachzeichnet.

Und während Zidane tatsächlich mehrheitlich schweigt und der große Dirk Gieselmann klagt, dass Fußballer ohnehin nichts zu erzählen hätten, schreibt Valin auf, was das alles bedeutet und wie es sich entwickelte. Nahezu perfekt lektoriert, durchaus erwähnenswert, gehen hier Erhellung und literarischer Gaumenschmaus Hand in Hand. Vom Scheitern der Sozialisten in Frankreich, von Mitterand bis zum die Banlieues kärchern wollenden Sarkozy, von Algerien über den Tausendsassa Tapie bis zu Marine Le Pen; ebenso von Battiston über den 1985 bis zur Unerträglichkeit ignoranten Platini bis zum immer noch nicht erwachsenen Ribéry und — natürlich — dem Fiasko von Knysna geht die Reise, mit allen nötigen Zwischenstationen.

Wer in knappem Umfang wissen will, wie die Nachbarn westlich des Rheins seit dem Krieg zu dem wurden, was sie sind, und ebenso den Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft vesteht, kommt an diesem nur als e-Book erhältlichen Werk nicht vorbei. Und wer formidabel eloquent lesen möchte, was Zidane auf dem Platz eigentlich darstellte, was Henrys Handeln bedeutete und wieso Vieira des Urhebers liebstes Kind ist, ebenso wenig.

Kleine Kostproben:

„Thierry Henry spielt Fußball wie ein idealer Gastgeber eine Abendgesellschaft führt: Alles, was er tut, wirkt leicht und mühelos, dabei aber immerzu überraschend.“

„[Zidane] ist das wortlose Zentrum der Erzählungen, eine Hemingway-Figur. Es sind die Anderen, die viele Worte um ihn machen.“

„Die französischen Medien sind nicht in der Lage, diese Vielfalt […] abzubilden. Stattdessen bleiben sie den binären Konstruktionen verhaftet. Es wird dieses eine Feindbild aller herausgeschält: junger Mann mit Migrationshintergrund.“

Aber man möge sich dennoch nicht täuschen (lassen). Denn es ist beileibe kein Buch über Fußball, nicht isoliert, sondern eines über ein in dieser Form hier nahezu unbekanntes Frankreich und nicht zuletzt über die Gegenwart in Europa.

Anders als hier, wo der Blick gelegentlich nach Benelux schweift, ist übrigens heinzkamke dem französischen Fußball, zumindest aber Frankreich schon länger ein wenig zugewandt, weshalb man auch seine Worte zu „Zidane schweigt“ konsumieren kann. Besser aber gleich das ganze, recht kurze Buch, das dennoch so vor Fakten, feinen Flanken, Gedanken und Einordnungen strotzt wie sonst eben nur das Spiel von Zidane voller Aha-Momente für Zuschauer und Gegner war. Das heißt, wenn das bei Zidane nicht doch alles nur Projektion durch die Betrachter war. Aber auch darüber lernt man etwas in

„Zidane schweigt“.

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Goldene Generation

Neue Ausgabe des beliebten Gewinnspiels ohne Gewinne. Kurz und ohne eine Aktivierung der Nozizeptoren:

Die Nationalmannschaften welcher Länder verfügten in welchem Zeitraum über eine von vielen Seiten als „Goldene Generation“ bezeichnete Ansammlung von Spielern?

Niederlande 1998-2002
Kluivert, Bergkamp, Seedorf
Bulgarien 1994-1998
Stoitschkov, Letschkov, Balakov
Portugal 1991-2006
Luis Figo, Rui Costa, Nuno Gomes
Kroatien 199x-200x
Boban, Suker, Soldo, Prosinecki
England 200x-2010
Terry, Gerrard, Cole, Lampard
Ungarn 1950er
Puskas, Grosics, Kocsis, Bozsik
Tschechien 1996-2006
Nedved, Poborsky
Spanien 1999-2010-?
Iniesta, Xavi, Xavi Alonso, Puyol, Casillas
Mexiko ?-2010-?
El loco, el loco und der andere el loco
Spanien 1999-2010-?
Iniesta, Xavi, Xavi Alonso, Puyol
Österreich 1931-1933
Sindelar, Meisl
Schweden 1992-1994
Brolin, Larsson, Andersson, Ravelli
Frankreich 1998-2000
Zidane, Blanc, Desailly, Barthez
Frankreich 1950er
Kopa, Fontaine, Wisnieski
Belgien 1980-1986
Scifo, Ceulemans, Gerets, Pfaff
Paraguay 1990-2006
Chilavert, Ayala, Gamarra
Nigeria 1994-2002
Kanu, Okocha, Ikpeba, Oliseh
Elfenbeinküste 2006-2010
Drogba, Touré, Zokora
Burkina Faso 2001-?
?
Kolumbien 1990-1994
Valderrama, Rincon, Asprilla
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Wenn der Dummschwätzer mal ein Großer war

Das erste Wort des Titels müsste natürlich „als“ heißen, aber der Unterschied zwischen wenn und als ist so marginal, dass ihn des Lesers Hirn schon von selbst korrigiert haben wird.

Hier wurde ja, als das noch ein paar Kalorien hatte, gerne über den Dummschwätzer gelästert, der inzwischen zwar kein Jota Substanz mehr in seine Äußerungen gebracht hat als früher, den aber nun mal ohnehin niemand mehr ernst nimmt. Und ganz so falsch liegt er ja auch oft nicht, wenn er sich zu Bayern-internen Dingen mit dem Abstand eines etwas weiter Außenstehenden äußert.

Dies ist also ein ironiefreier Beitrag über den Dummschwätzer. Wir glauben ja kaum noch, dass er wirklich mal zur Crème de la Crème des internationalen Fußballs gehört hat. Auch wenn es überall zu lesen ist. Denn wir haben ja die Videos gesehen von der WM 1974, auch einige von 1972, ein paar Ausschnitte von Bundesliga-Spielen oder Europapokalfinals: alles nicht so dolle, dass es einen vom Hocker reißen würde. Was ja noch dann verschmerzbar wäre, wenn alle anderen zu jener Zeit denselben Nachgeschmack in Form von eingeschlafenen Füßen auf der Zunge hinterlassen würden. Sieht man hingegen Johan Cruyff spielen, schnalzt man auch heute noch mit den eingeschlafenen Füßen und erkennt durchaus seine exponierte Stellung im Weltfußball jener Zeit. Mühelos sogar, so mühelos, wie Cruyff durch die Reihen der Gegner wandelte.

Dennoch muss an dieser Stelle eine Lanze für des Dummschwätzers aktive Leistung und vor allem Reputation zu jener Zeit gebrochen werden. Von Journalisten durchgeführte Wahlen sind zwar naturgemäß immer äußerst subjektiv, nimmt aber nur eine ausreichend große Zahl daran teil, darf man schon von einer gewissen Objektivität bei der Bewertung von Spielern ausgehen. Natürlich ist die Platzierung in einer solchen Wertung wie sie gleich hier folgt, nie intervallskaliert, insofern wissen wir wenig darüber, wie groß die Unterschiede zwischen Platz 1 und 2 oder zwischen Platz 5 und 50 gewesen sein mögen. Sie sind aber die hier relevanten Daten.

Diese Zahlenreihe spricht nämlich eindeutig für den Dummschwätzer. Schauen wir sie erst an, und lösen danach auf.

1966: 3.
1967: 4.
1968: 4.
1969: -
1970: 4.
1971: 5.
1972: 1.
1973: 4.
1974: 2.
1975: 2.
1976: 1.

Das ist nicht etwa das Ergebnis bei der Wahl zu Deutschlands Fußballer des Jahres, sondern von jener zu Europas Fußballer des Jahres.

Franz Beckenbauer war also in einer ganzen Dekade mit einer Ausnahme immer in den Top 5 dieser Wertung, welche er noch dazu 2x gewann und 2x als Zweiter beendete.

Man mag gerne einwenden, dass es damals ohnehin nur ein paar Länder gab, in denen Fußball von Weltformat praktiziert wurde und es somit wesentlich einfacher war als heute, diese Weltspitze zu erreichen. Stimmt. Dann war das eben so. Aber in dieser war der Dummschwätzer dann Zeit seiner Karriere immer dabei. In der Weltspitze.

Nachzuprüfen bei den Ergebnissen zur Wahl zum Fußballer des Jahres in Europa. (Mit weiteren Schmankerln, z. B. kam Europas Fußballer des Jahres von 1976 bis 1981 ununterbrochen aus der Bundesliga. Sogar Felix Magath war mal unter den Top 5 Europas, gleich zwei Mal kamen die Spieler auf den ersten drei Plätzen aus Deutschland. Der heute übermächtig groß erscheinende Zinedine Zidane gewann nur ein einziges Mal, 1998. Und die letzten Deutschen, die darin zu finden sind, sind im Jahre 2002 Oliver Kahn (3.) und Michael Ballack (5.). Wobei die Quoten nicht schlecht stehen, dass es in diesem Jahr mal wieder einer unter die Top 5 schaffen könnte. Aber das ist ein anderes Thema.)

Der Dummschwätzer: eine Dekade lang vorne dabei. Und wenn das damals alle so sahen, muss er wohl wirklich ein Guter gewesen sein.

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He broke the rules

Die rules sagen nämlich, dass x Prozent des eigentlich schon pervers anmutenden Gehalts als Fußballprofi der oberen Kategorie Schmerzensgeld dafür sind, dass man eine Person des öffentlichen Interesses ist. Also y Prozent des Gehalts werden für die fußballerischen Fähigkeiten bezahlt (übrigens immer, auch dann, wenn derjenige sie nicht einbringt), x Prozent sind Schmerzensgeld. Dafür, dass man Interviews geben muss, Radio-, Fernseh-, Blog-Interviews, dass man eine Webseite betreiben sollte, auf der man private Nichtigkeiten und vermeintlich eigene Meinungen zum Besten gibt, auf dass die Fans („Werde ein Fan!“) das Gästebuch stürmen und auch dafür, dass man seine Visage in Fotos halten muss, die im kicker-Sonderheft oder bei Panini, in Zeitungen und auch im Internet erscheinen.

Teil des Deals ist es dann auch, als öffentliche Person, damit zu leben, dass man beschimpft wird, wenn der Erfolg ausbleibt. Diesen Deal hat Paulo Guerrero gestern verletzt.

Man mag es als neutraler Mensch, der nicht vom Fußballvirus infiziert ist, äußerst merkwürdig finden, dass Trash Talk Teil des Spiels ist, dass Marco Materazzi auf Zinedine Zidanes Schwester herumhacken oder sie sexuell begehrlich finden kann oder eben auch nicht, aber genau das vorgibt, und genau das Zinedine Zidane mitteilt, weil doch jeder wusste, dass Zizou im Grunde seines Herzens bei Tottenham hätte unter Vertrag sein sollen: ein Heißsporn, den man leicht mit solchen Mitteln aus der Konserve locken kann. Gelungen. Titel für Italien. Herzlichen Glückwunsch. Unlautere Mittel? Aber wieso denn, auf dem Platz ist alles erlaubt, oder nicht?

Wenn sich dann schlichtere Gesellen finden, die ernsthaft annehmen, dass sie mit dem Eintritts-Geld auch das Recht auf Beschimpfungen erkauft haben – wenn man diese ausschlösse, dürfte ein nicht geringer Teil der Zuschauer eigentlich gar nie mehr ins Stadion. Denn natürlich gehört es zur Folklore, die Gegner zu beschimpfen, ihnen alles Schlechte und Unglück der Welt zu wünschen, aus der Anonymität der Tribüne (ob nun Steh- oder Sitz- spielt dabei keine Rolle) und nachher befriedigt nach Hause zu gehen, weil man endlich mal wieder die eigenen dunklen Triebe rauslassen konnte und noch dazu dem Verein des Herzens etwas vermeintlich Gutes getan hat.

Wenn es sich dann gegen die eigenen Leute richtet, wird plötzlich aufgeheult: Au weia! Wie kann er nur. Den eigenen Spieler beschimpfen, und dann auch noch unter der Gürtel- oder pc-Linie.

Erstaunlich ist daran eigentlich nur, dass solche Vorfälle so selten passieren.

Bei 20-30-40.000 Zuschauern im Stadion muss der Idioten-Anteil empirisch gesehen ohnehin schon höher sein als es die geringe Zahl der Vorfälle dieser Art suggeriert.

Ein Idiot hat also das getan, was er sonst immer mit den Gegnern tut: er hat einen Spieler seines eigenen Klubs beschimpft.

Guerrero ist selbstredend auch nur ein Mensch, und Beleidigungen dieser Art sind zwar eigentlich mit dem Gehalt abgegolten, dass jemand dann mal zufällig doch ernsthaft zuhört und die Inhalte, die der Idiot ihm an den Kopf wirft, ernst nimmt, ist bedauerlich.

Denn Guerrero war schon bezahlt dafür, diese Äußerungen hinzunehmen. Wie er auch jegliche negativen Schlagzeilen in Zeitungen und Blogs hinnehmen muss, weil es Teil des Deals ist, dass er das hinnimmt. Ein Arbeitnehmer verkauft natürlich weder seine Menschenrechte noch seine Würde mit einer Unterschrift unter einen Profifußballvertrag, aber: erwartet wird es von ihm.

Weshalb der Hase dort im Pfeffer liegt, wenn man solche „Fans“ ins Stadion lässt. Und hinnimmt, dass die eigenen Fans weiterhin die Gegner aufs Übelste beleidigen. So etwas gibt es nicht im Volleyball, nicht im Handball und nur zu geringen Teilen im Eishockey. Im Fußball aber soll es aus nicht nachvollziehbaren Gründen zur Folklore gehören, den Gegner zu verunglimpfen. Wenn dann dieses schlichte Gemüt sich gegen die eigenen Spieler wendet, ist man plötzlich vollkommen aufgebracht. Dabei könnte man an jedem Spieltag Tausende Leute wegen Beleidigung (des Gegners) aussortieren.

Wenn man denn wollte.

(Frank Rost jedenfalls will offensichtlich nicht. („Das ist normal, das gehört zum Fußball dazu.“) Aber wir waren hier ja auch beim Thema „schlicht“.)



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Island — Südafrika 1:1

Kein sonderlich überraschendes Ergebnis dieses Testspiels, auch wenn das hier schreibende Gehirn tendenziell dazu neigt, die Isländer stärker zu sehen als sie je waren oder gewesen sein werden. Man bedauert auch, dass, obwohl es keine Kleinen mehr gibt, sich trotzdem immer die Großen qualifizieren und nicht z. B. die Isländer oder der äußerst redliche Jari Litmanen mit seinen tapferen Finnen.

Auf der anderen Seite: Ein 1:1 nur im Testspiel für den WM-Gastgeber Südafrika, man müsste geradezu darum zittern, dass Südafrika überhaupt die Vorrunde übersteht. Doch hat das Ergebnis für den Verlauf der WM 2010 keine Aussagekraft, weil dieses 1:1 bereits am 6. 6. 1998 stattfand.

Es geht hier auch ohnehin nicht ums Ergebnis, sondern um die Stätte dieses Spiels: Aus der noch zu eröffnenden Rubrik „Orte, an denen man Fußballplätze erwartet, aber keine Länderspiele“ sehen wir heute die Spielstätte des Länderwettkampfs Island — Südafrika, damals, in niemand Geringerem als Baiersbronn.

Ein echtes Krokodil war übrigens auch da.

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Alle EM-Gewinner-Spieler als Karikaturen

[photopress:fussballspieler_karikaturen.jpg,full,alignleft]Es ist nie zu spät, sich gelungene Karikaturen aller bisherigen EM-Gewinner anzusehen. Auf der UEFA-Seite zur EM 2008 gibt es diese. Mir gefallen die aus dem Urlaub geholten Dänen am besten, aber auch die Russen Sowjets von 1960 wissen zu gefallen. Alle dabei, Otto Rehhagel, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und sein Intimus Jürgen Klinsmann, Horst Hrubesch, Matthias Sammer, Berti Vogts, Klaus Allofs und ja, auch Jupp Heynckes. Offensichtlich bringt es einen im deutschen Fußball recht weit, mal eine Europameisterschaft gewonnen zu haben. Gerne hätte ich allerdings alle deutschen Spieler im Stile der Spanier von 1964 gesehen.

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„Die Mauer des Schweigens beginnt zu bröckeln“

Doping im Fußball. Sollten sich die dort genährten Verdachtsmomente erhärten, kann man von einer flächendeckenden Verbreitung ausgehen, denn die aufgetretenen Fälle betreffen nicht allein die Serie A, sondern auch die Premier League, die Bundesliga (Krzysztof Nowak), den Schweizer Fußball und ebenso Profis beim American Football.

Der WDR berichtete gestern von etwas, das ich nicht näher benennen kann, schließlich habe ich den Beitrag verpasst und er steht anscheinend nirgendwo online zur Verfügung (sollte ihn jemand finden, wäre ich dankbar):

Fußballprofis erkranken sechsmal häufiger als der Durchschnitt am Lou-Gehrig-Syndrom, das auch als ALS, „amyotrophe Lateralsklerose“, eine immer tödliche Krankheit [1], klassifiziert wird. Vermutungen über die Ursachen umfassen Doping als auch „giftige Substanzen bei der Rasenpflege“. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich damals nur auf Krebs erregender Asche spielte und heute meist auf unbehandeltem Rasen.

Angeblich ist auch Paul Gascoigne betroffen. Wenn dem so wäre, könnte man davon ausgehen, dass er es nur noch besonders kurz macht: schwerster Alkoholabusus an sich ist schon ziemlich letal, dazu dann noch eine muskelnlähmende Krankheit, da heißt es jetzt schon innerlich Abschied nehmen von Paul Gascoigne. Und ein weiterer Großer des Bälleschießens könnte später ebenfalls betroffen sein:

Von Zinedine Zidane länger bekannt und in diesem Zusammenhang relevant ist folgendes Zitat: „Wenn wir mehr als ein Spiel in der Woche hatten, nahm ich in der Pause jeweils zwei Gramm Kreatin zum Aufbau von Muskelmasse.“

Die vermeintliche Betroffenheit ob des baldigen Ablebens geliebter Fußballgrößen ist hier aber nicht das Thema, sondern die Frage nach der Ursache dieser signifikanten Häufung einer Muskel-lähmenden Erkrankung.

Alles via und alles Weitere mit wesentlich mehr Links und zahlreichen Namen bei catenaccio.

[1] „Die Amyotrophe Latralsklerose ist nicht heilbar. Der Schwerpunkt der Therapie liegt auf einer Linderung der Symptome und psychologischer Betreuung. Die Überlebenszeit beträgt im Mittel etwa drei bis fünf Jahre. Der Tod tritt häufig infolge von Lungenentzündungen auf, deren Entstehung durch die zunehmenden Schluckstörungen und die Lähmung der Atemmuskulatur begünstigt wird.“

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„SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“

Eigentlich sollte dieser Beitrag den Titel „Hannos virtuelles Aquarium“ tragen. Später wurde dann aber eine Entdeckung gemacht, die einen anderen Titel erforderlich machte. Aber beginnen wir zunächst, wie es ursprünglich geplant war:

Manche Leute laden sich Bildschirmschoner runter, die ein Aquarium simulieren, und auch die Videos für den Fernseher, die ein vor sich hin brutzelndes Kaminfeuer zeigen, sind nicht unbekannt.

Wer Abwechslung wünscht, dennoch nicht auf den kontemplativen Charakter einer solchen Darbietung verzichten möchte, kann sich jetzt auf dessen Seite davon einlullen lassen, Hanno Balitsch beim Lesen des kickers zuzuschauen.

[photopress:hanno_balitsch_verein_hannover96_position_mittelfeld.jpg,full,centered]

Oder auch beim Rumsitzen.

[photopress:hanno_balitsch_02.jpg,full,centered]

Oder beim Jonglieren eines Balles, alles animiert, was auf den Bildern nicht so deutlich wird.

[photopress:hanno_balitsch_03.jpg,full,centered]

Oder bei anderen Non-Tätigkeiten auf hannobalitsch.de einschlummern.

(Bemerkenswert auch das seltsam unterklassige „Dreamteam“ von Hanno Balitsch: Tom Starke, Paolo Maldini, Thomas Kleine, Per Mertesacker, Martin Winkler, Christian Mikolajczak, Roy Keane, Ryan Giggs, Arnold Bruggink, Brian Laudrup, Daniel Stendel. Kein Maradona, kein Zidane, kein Pelé, und nicht mal Littbarski, Häßler oder Augenthaler. Eine wirklich merkwürdige Auswahl. Ob das etwas über seine Sicht des Fußballs verrät?)

Übrigens liest Hanno Balitsch gerne bildblog.de, listet es in seinen Bookmarks auf. Von bildblog aus ist es nicht mehr weit bis zu Stefan Niggemeier, Jens Weinreich und der aktuellen Zwanziger-Debatte. Ob Hanno diese auch mitbekommen hat?

Und während man so weiter auf der Seite herumsurft, entdeckt man noch einen anderen, diesmal tatsächlich interessanten Aspekt:

Sicher nicht der erste von vielen möglichen Fällen für das nicht vorhandene Sport-bildblog, hat Hanno Balitsch auf seiner privaten Webseite der Darstellung der Sport-FOTO zur Entstehungsgeschichte einer an ihm begangenen Tätlichkeit des Cottbusers Da Silva widersprochen.

Unter der Überschrift „SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“ schreibt er u. a.:

[…] Was mich aber mindestens genau so ärgert, wie die falschen Anschuldigungen da Silvas ist die Art der Darstellung in der Sport Bild. Bereits vergangene Woche hat sich Axel Hesse von der Sport Bild bei mir gemeldet und mich mit den Aussagen da Silvas konfrontiert. Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte. Leider wurde ich heute was das Niveau betrifft mehr als bestätigt. Während nämlich auf der Titelseite (in der Nord-Ausgabe) das Thema noch als Verdacht angekündigt wird („Balitsch soll Ost-Klub beleidigt haben“), suggeriert die Überschrift des Artikels („Darum schlug da Silva zu“) schon die Richtigkeit der von da Silva erhobenen Anschuldigungen. Mit der Frage „Doch war Balitsch wirklich nur das Opfer?“ unterstützt Sport Bild da Silva in seinem Bemühen mich zum Täter (als Provokateur) zu machen. Eine solch einseitige Darstellung ist journalistisch höchst fragwürdig und einer seriösen Zeitung unwürdig. Deshalb behalte ich mir rechtliche Schritte vor und lasse den Sachverhalt diesbezüglich gerade anwaltlich prüfen.

Euer Hanno

Tolle Zeiten, diese modernen Zeiten. Noch vor 10 Jahren hätte man, so man überhaupt die Sport-FOTO liest, der Darstellung des Magazins glauben müssen. Hanno Balitsch hätte sich mühsam zu einer Gegendarstellung oder Korrektur durchkämpfen müssen, heute kann er für jeden zugänglich und nachlesbar zumindest auf seiner eigenen Seite widersprechen.

Gar nicht so schlecht, so ein eigenes Aquarium.

Noch mal wiederholt:

„Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte.“

Wir stellen fest: Es ist nicht nur schlecht und langweilig, wenn der neue Typ des Profifußballers Abitur hat und lesen und in diesem Fall sogar schreiben kann (ob er selbst schreibt, oder schreiben lässt, ist hier eher zweitrangig).

Und angesichts dieser Einstellung verwundert auch nicht Balitschs Antwort auf die Frage, welchen Beruf er ergriffen hätte, wenn er kein Fußballprofi hätten werden können: „Sportjournalist“.

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Der Ende keines Zyklus

Frankreich verliert 1:3 in Österreich und wir blättern gar nicht allzu weit zurück, als uns die vorbildlichen Fußballinternate und natürlich die ungleich attraktiveren Aufstiegsmöglichkeiten gerade für Immigranten als mögliche Gründe für die dauerhafte Überlegenheit der Nachbarn im Westen vorgehalten wurden. Jetzt fragen wir uns, ob die Schwäche der Franzosen nicht zum großen Teil daran liegen könnte, dass alles Menschliche in Zyklen abläuft, selbst beim vermeintlich männlichen Fußball.

Wo ist der Internatsvorteil, die tolle technische und taktische Schulung, die frühe Ausrichtung auf den Fußball als Lebensinhalt und wo sind die über den grünen Rasen gelobten noch vorbildlicheren französischen Fußballausbilder, wenn man 1:3 in Österreich, ja, eben nicht einfach verliert, sondern dem Dahinsiechen der letzten Jahre — das erreichte WM-Finale 2006 war wohl nur das Pendant zu Deutschlands WM-Finale 2002 in einer ansonsten grauenhaft anzusehenden Epoche — einen für alle weit sichtbaren Leuchtturm der Einfalls- und Erfolgslosigkeit aufsetzt?

Natürlich könnte keine Auswahl der Welt den Rücktritt von Zinedine Zidane einfach so verschmerzen, und man kann solche mit Fug und Recht als Jahrhunderttalent bezeichneten Größen nun mal auch bei massig Interessenten nicht einfach so aus dem Internat zaubern. Doch genau dieses Ziel verfolgt man doch mit der Züchtung ganzer Heerscharen von Jugendlichen: Ein breites Fundament zu bilden, um die Ausschläge der Tiefs nicht allzu drastisch ausfallen zu lassen. Hier aber: 1:3 in Österreich. Eine einzelne Niederlage machte noch keinen Trend, doch für Frankreich ist es eben genau das schon lange. Es wird nur jetzt gerade besonders augenfällig.

So zeigt sich wieder einmal, zum Glück für uns, aber auch die Betreiber, dass niemand den genauen Weg zum Erfolg kennt. Und der Stein der Weisen wird im Fußball durch so Faktoren wie ständige Evolution des Spiels selbst, der taktischen Mittel, aber auch der Zusammensetzung der Ligen derart raffiniert stetig verändert, dass kein Mensch ahnt, wo er wohl aufzufinden sein könnte, geschweige denn, dass jemand sein Aussehen beschreiben könnte.

In französischen Fußballinternaten befindet er sich derzeit jedenfalls nicht. Wobei auch das morgen schon wieder anders sein könnte, antizyklisch-zyklisch.

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Das schönste Tor aller Zeiten

Welches das war, will die FIFA auf ihrer Seite wissen. Und da es für „im Auge des Betrachters“ nun mal keine harten Kriterien gibt, kann man da wunderbar und stundenlang drüber sinnieren und doch zu keiner verbindlichen Entscheidung kommen. Sehr einfach zu erlangender Content. Ich frage jetzt nicht, welches Tor das schönste aller Zeiten war, denn ein humoriger User namens bembelboy hat die Antwort, der man nicht widersprechen kann, schon gegeben. Nicht Maradona, nicht Helmut Rahn, nicht Zinedine Zidane oder gar Oliver Bierhoff, sondern … lest selbst:

Ohne mich selbst großartig loben zu wollen bin ich der Meinung, dass mein Freistoß im Training des FC Ober-Roßbach im Jahr 1999 einer der schönsten Treffer überhaupt war. Der Ball schlug dermaßen im Winkel ein…das gab es seitdem nie wieder. Außerdem war es auch mein einziger Freistoßtreffer.

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Joueur français de l‘année (2007)

Franck Ribéry ist französischer Fußballer des Jahres 2007. Man muss an der Gültigkeit dieser Wahl zweifeln. Wie kann es sein, dass in einem Jahr, in dem der Göttliche, der Auserwählte, der mit den Bällen (und den Roten Karten) tanzt, in dem derjenige, der das Spiel atmet, schläft und isst, in dem derjenige, der schon zwei Minuten vor allen anderen wusste, was als nächstes passieren würde, noch aktiv war; wie kann es da sein, dass ein anderer, ein Weltlicher, einer der sich tatsächlich die Fußballschuhe putzen muss, damit seine Bälle ihr Ziel finden, Fußballer des Jahres in Frankreich wird?

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Dem einen begegnet Zidane …

… der andere fällt vom Baum. [Link leider tot]

Gleich auf die Bühne holen muss man Ersteren trotzdem nicht, finde ich, wenn er selbst der Provokateur war.

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civis

„Sie haben wie ein Ehrenmann reagiert.“

schrieb der algerische Präsident an Zinedine Zidane nach dessen Kopfstoß im WM-Finale und uns beschleicht ein unangenehmes Gefühl darüber, wie gerne wir diesen algerischen Präsidenten Gesetze unterschreiben lassen würden, während wir noch das Veilchen vom Faustschlag des Vollidioten kühlen, der doch tatsächlich meinte, ihn anzugucken sei Provokation genug.

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