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Ich trommel, also bin ich

Und wo wir dann schon mal beim Thema Musik sind, gehört auch noch ein kleiner Rant dazu:

Die Trommler in Stadien.

Man sollte ihnen eigentlich die Bürgerrechte entziehen. Nicht, weil sie so dämlich sind, statt das Spiel zu schauen, für vermeintliche Stimmung zu sorgen; nicht, weil sie sich fürn Appel und ne Dauerkarte entwürdigen lassen, als simple Trommelgesellen herzuhalten; nicht, weil sie sich die Trommel dann auch noch vom jeweiligen Club sponsorn lassen, auf dass unbedingt das Vereinslogo auf jenem Fell sei, auf welches sie dann ständig — ohne sich dieses Widerspruchs gewahr zu werden — draufklöppeln wie die Beserker; nein, ganz einfach:

Weil sie nicht trommeln können.

Es wäre sicher nicht unangenehm, bei seinen Gesängen und Spieler-Unterstützungen verbaler Art wenigstens von etwas begleitet zu werden, was der Masse einen gewissen Halt in ihrem Singsang gäbe. Es wäre aber auch nicht allzu bedauernswert, wenn es gar keine Klöppler vor dem Herrn gäbe, weil die Masse sowieso total schief und viel zu schnell respektive langsam singt. Es wäre auch gar nicht unangenehm, wenn diese Glöckner von Notre Dame, die meist auch von der Statur her die Differenzierung zu diesem literarischen Phänomen schwierig machen, wenigstens das beherrschten, wofür man ihnen diese Dauerkarte (oder ein Wurstbrot) gegeben hat:

Dafür, dass sie ordentlich klöppeln.

Nun ist es aber leider so, dass die Mehrzahl jener, die sich solch ein Klöppelgerüst um den Hals und Bauch schnallen, gar keine Ausbildung im Klöppeln hat. Und sich deshalb ständig verklöppelt. In Weihnachtsmessen hat man für die Leistungen, die man klöppelnderweise in Stadien um die empfindlichen Ohren gehauen bekommt, das Publikum schon mal buhen hören. In Weihnachtsmessen, zum Fest des Friedens! Im Stadion wird zwar auch oft gebuht. Zum Glück für die schlechten Trommler meint das Publikum damit allerdings in aller Regel den Gegner.

Und kümmert sich auch um die Klöppler kaum, weil sie ohnehin ein undefinierbares Etwas dahinklöppeln, das so viel Übereinstimmung mit den Gesängen der Fans hat, wie eben jene Dauerkarte für ihre Leistung an der umgehängten Tom-tom.

Das alles würde man ja noch verzeihen können, wer hat nicht am 32. Spieltag schon mal zwei Bier in der Sonne getrunken und wusste nachher nicht mehr, wie dieser ureigene Fangesang jetzt zu beklatschen war?

Das Problem der Insassen der Klöpplerinnung in deutschen Stadien ist nicht die mangelnde Technik, sondern die mangelnde Vielfalt. Sie kennen nur die zwei Rhythmen, die jedes musikalisch spät begabte Kind in der 7. Klasse klatschen kann. Varianz und Kreativität, wie sie auf dem Platz doch allzu gerne gefordert werden: Nullkommanull.

Wie gesagt, Bürgerrechte entziehen. Oder einen Trommelkursgutschein überreichen.

7 Kommentare

  1. keano keano

    Leider beschränkt sich dieses Phänomen nicht auf Fußballstadien, wo es ja im Idealfall aufgrund des allgemeinen Krachs etwas untergeht, nein: auf so ziemlich jeder Grünfläche zumindest Berlins sitzen, sobald die ersten Sonnenstrahlen durchkommen (in diesem Jahr also ab Mitte August), Gruppen junger Menschen, die mit viel Enthusiasmus und Ausdauer aber leider bar jeglichen Talents auf ihren Bongos rumhauen. Kritik an ihrem Tun wird von ihnen zumeist reflexhaft mit Engstirnigkeit und Intoleranz verwechselt und ist somit vergeblich.
    Auch nicht schön.

  2. Eine Bastion gibt es noch! Mal sehen, wann sie fällt…

  3. Die brauchen einen Trainer… wie wärs mit Horst Klöppel?

  4. Schnellinger Schnellinger

    Das mit dem Trommeln ist aber auch nur die logische Weiterführung des anscheinend angeborenen Zwangs des Deutschen, zu allem und jedem nach ca 2 Sekunden mitzuklatschen. Und das grundsätzlich falsch, ob es passt oder nicht, nur Not wird dem Stück halt der eigene tumbe Takt und je nach Promillezahl des Klatschvolkes auch die Geschwindigkeit aufgedrückt.
    Bei Oskar Matzerat vs. Parteitag hatte das ja noch Charme, aber ansonsten ist es unerträglich.

  5. moldo moldo

    Horst Klöppel mit Assi Kloppo – hahaha ..

  6. netzberg netzberg

    Morgen geht´s wieder los:
    Ohne Trommel zu Varianz und Kreativität!
    Mal sehn, mal hörn …

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