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Nass, trocken, nass

Der Wetterbericht für gestern Abend laut Spiegel Online: Nass, trocken, nass, trocken, nass, nass, nass. Immer wieder nass.

Es wird wohl nix mehr mit Gazza. Bald wird er tot sein. Andreas Sassen ist schon tot. Jimmy Hartwig hat es immer wieder aus den Sendungen geschossen, an denen er nach seiner aktiven Karriere teilnehmen durfte; Uli Borowka (man ist geneigt „Borowski“ zu schreiben) hat es geschafft, aber auch nur nach Jahren der Qual. Erwin Kostedde wollte nie wieder arbeiten, sondern nur noch „am Tresen stehen und saufen“. George Best ist daran verendet, und es ist wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis das Feuerwasser diesem bemerkenswerten Fußballer mit dem Spitznamen Gazza den Garaus machen wird.

Spiegel Online schreibt:

„Wie Scotland Yard mitteilte, alarmierte ein 43-jähriger Mann am frühen Morgen die Polizei und gab an, er sei von Gascoigne tätlich angegriffen worden. Daraufhin wurde „Gazza“ in einem benachbarten Lokal von Beamten gestellt und musste den Rest der Nacht in Gewahrsam verbringen. Das Opfer sei jedoch nicht ernsthaft verletzt worden, hieß es.

Im vergangenen Jahr hatte sich der 57-malige englische Nationalspieler erfolglos als Trainer beim unterklassigen Klub Kettering Town versucht, wo ihm fortwährende Alkoholprobleme nachgesagt wurden. Nach nur 39 Tagen musste er vom Traineramt wieder zurücktreten.“

Ich erinnere mich noch an eine Nachricht aus China, als Gazza dort im Frühwinter seiner Karriere unter Vertrag stand und sich ein Mitspieler dergestalt äußerte, dass er morgens beim Training um 10h neben Gazza stehend ständig dessen Fahne riechen konnte.

Noch als aktiver Spieler wurde er heulend und wimmernd — und vollstramm — vor der Tür der neuen Wohnung seiner Frau gefunden, die vor ihm geflüchtet war, weil er — vollstramm — manchmal prügelte. Er hat so manches Hotelzimmer, so manche Flugzeugausstattung zerlegt. Zur EM 2000 fuhr er mit Englands Nationalteam nicht mit, u. a. weil er kurz vor dem Ende der Nominierungsfrist mit Rod Stewart mehr als eine Nacht publikumswirksam durchsoff.

Als Anekdoten mögen das alles schöne Geschichten sein, über die man sich einzeln betrachtet herzlich amüsieren kann. In ihrer Summe sind diese Anekdoten — und es sind ja nur die haarsträubendsten Geschichten, die in die Medien gelangen — aber nichts anderes als das Zeugnis eines schwerkranken Mannes, der so langsam nur noch eine Wahl hat: Er schafft es oder eben nicht.

Für manche ist der Teufel Alkohol ein Gegner, den sie schließlich besiegen. Für andere ist dieser Teufel ein zu harter Gegner. Scheint so, als wenn der Alkohol für Gazza zur zweiten Kategorie gehört.

2 Kommentare

  1. ric ric

    Trainer… ich meine… diese Geschichte… Dir ist ja wohl klar das ich auf die autobiographischen Züge dieses Kommentars eingehen muss. Man ersetze Gazza durch Baade und hat exakt ein Bild des Mannes der hier schreibt. Also genauer kann es gar nicht passen. Ich liebe diese Suffanekdoten von Dir, sie erhalten uns alle am Leben. Solltest Du den Kampf verlieren – wonach es Momentan glücklicherweise nicht aussieht – wäre das nur ein hinnehmbarer Kollateralschaden während der Belustigung der Allgemeinheit.

  2. Ben Ben

    Lieber Trainer Baade,

    dem Agon SportsWorld 2007 Kunden-Magazin entnahm ich heute folgende Zeilen. Dabei handelt es sich um die Beschreibung der neuen Agon-Reihe „Fußballlegenden“ (was übringes ein Trademark ist, weil die drei L rot geschrieben werden, denn: „Die Reihe mit den drei „LLL“, wie FußbaLLLiebe, FußbaLLLeidenschaft und FußbaLLLeben“), die mit Abstand das schlimmste ist, was ich seit langem über Fußball gelesen habe. Ich habe sofort in den Katalog gekotzt.

    „In der heutigen schnellebigen Zeit werden von den Medien schnell Fussballlgenden oder Megastars produziert. Jede Fußball-Liveübertragung oder jeder Spieler, der mehr als ein Tor schießt, wird zum Megaereignis oder zum Superstar hochgepusht. Erinnerungen an diese künstlich erzeugten Emotionen sind meist schnell verschwunden, denn der nächste Megastar oder das nächste Topereignis locken bereits am nächsten Tag. Die moderne Mediengesellschaft hat einen hohen Verbrauch an solchen Kunstprodukten. […]“

    Ich möchte mich hiermit bei dir entschuldigen, dass ich dich zuletzt für angeblich schlechte Schreibe kritisiert habe und möchte betonen, dass es sich bei deinen Texten um durchaus gute Beiträge wozu auch immer handelt. Gemessen an dem, was menschenmöglich (und daher auch wahrscheinlich ist), bist du ein echter Meisterschaftskandidat.

    Außerdem möchte ich der Agon-Reihe „Fußballlegenden“ danken, dass sie mit ihren Büchern über Charly Dörfel, Helmut Rahn und das Sparwassertor endlich einmal beginnt, ein wenig Wahrhaftigkeit in unsere falsche Plastikwelt zu bringen.

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