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Schlagwort: Deutschland

„Mannschaftliche Disziplin“ und ein Prophet, alle Weltklasse

Warum der Herr kicker bei jedem zweiten Sportler, den er für sein WM-Sonderheft nach einem WM-Tipp befragte, hinzufügte, dass dieser Sportler „Weltklasse“ sei, bleibt uns für die nächsten Dekaden ein Rätsel.

Was diese Weltklasse-Leute so abgesondert haben vor der WM, war teils von großer Weitsicht geprägt, teils von blankem Unwissen.

„Tobias Unger (26, Weltklasse-Sprinter)

Weltmeister wird Deutschland, weil keiner so richtig daran glaubt. Unser Schwabe Jürgen Klinsmann schafft es, die Jungs richtig heiß zu machen. Außerdem wird Miro Klose mindestens fünf Tore bis zum Finale schießen.“

„Alessandro Petacchi (32, italienischer Weltklasse-Radprofi)

Ich habe gehört, das italienische Team logiert in einem Hotel, das ganz und gar italienisch sein soll. Also gibt es für die Spieler auch keine Ausrede, warum sie den Titel nicht holen können.“

„Thommy Haas (28, deutscher Weltklasse-Tennisspieler)

Ich tippe auf Brasilien, wegen der unglaublichen Masse an Ausnahmefußballern und der mannschaftlichen Disziplin. Aber auch Argentinien und — hoffentlich — Deutschland sind ganz vorne mit dabei.“

Mit der unglaublichen Masse kann eigentlich nur der hier gemeint gewesen sein.

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Schneider — Schweden und Klaus Toppmöller

Während die meisten EM-Qualifikationsgruppen erst Mitte September starten, hat Georgien bereits Fahrt aufgenommen und auf den Färöer mit 6:0 gewonnen. Ein solch deutlicher Sieg dort ist weder Österreich noch Deutschland noch Frankreich gelungen. Trainer bei Georgien ist übrigens der kettenrauchende Klaus Toppmöller, der mit immerhin 107 Toren auf den vorderen Plätzen der ewigen Bundesliga-Torschützentabelle liegt.

6:0, so hätte auch das Spiel gegen zweitklassige Schweden am Mittwoch ausgehen können, wenn nicht Bundestrainer Löw Klose und später auch Schneider ausgewechselt hätte, die beide in Galaform gegen einen wie gesagt zweitklassigen Gegner aufspielten. Dass Bernd Schneider in seinem dritten Herbst noch einmal zu solcher Form aufläuft, hätten wir nach den letzten beiden schwächeren Bundesligaspielzeiten wohl nicht gedacht. Ich aber habe es zumindest gehofft. Alter schützt vor Leistung nicht und so werden wir wohl auch bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz noch Freude an Bernd Schneider haben, der endlich zu seinem zweiten Länderspieltor kam. Das erste erzielte er per direktem Freistoß zum 8:0 beim 8:0 gegen Saudi-Arabien bei der WM 2002. Ein eminent wichtiges Tor also, genauso wie dieses Tor im Freundschaftsspiel gegen Schweden.

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O Engeland, du sagenumwobenes Paradies

Hans Meyer, immer für ein Bonmot zu haben, hat sich bei der taz geäußert:

„Natürlich sollte man sich alles, was im Fußball wissenschaftlich erfassbar ist, zunutze machen. Jeder Trainer, der das nicht macht, müsste Schläge bekommen.“

Schade nur, dass er selbst es wahrscheinlich nicht tut. Oder hat Nürnberg durch besondere Standardvarianten, durch einstudierte Spielzüge in der letzten Saison auf sich aufmerksam gemacht?

Obligatorisch beim Diskutieren über Spielkultur der Verweis auf England, wo ja alles super ist und die Fans das Spiel nach vorne treiben und bei Rückpässen und Schwalben immer pfeifen:

„In England pfeift das ganze Stadion, wenn irgendein Spieler den Ball zurückspielt, wenn für den Blödesten draußen zu erkennen ist, dass er eigentlich nach vorne oder ins Mittelfeld gespielt werden müsste. Das macht der zwei Mal und dann hat das Publikum ihn erzogen. Wenn aber ein Spieler in England mit Mühe und Not im letzten Tackling und ganz klar behindert den Ball auf den Torhüter spielt, wird er mit tosendem Beifall bedacht.“

Muss ein tolles Land sein, dieses England.

Schade nur, dass der deutsche Durchschnittstrainer selten bis nie dort war.

Achso, wir Deutschen sind übrigens keine Brasilianer.

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Eine Homepage ist keine Kondition

Und eine Webseite ist keine Ausdauer.

Eine Homepage (seit November warte ich darauf, endlich zu diesem Thema klugscheißen zu können) ist keine Webseite, denn eine Homepage ist, wie der Name schon sagt, die „Home“page einer Webseite und somit ihre Startseite.

Beim Ausdruck Kondition verhält es sich andersherum. Die Leute reden von Kondition, meinen in den meisten Fällen aber Ausdauer. Kondition ist aber

„im Sport das Leistungsvermögen bezüglich Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit.“

Die Ausdauer ist also nur ein Teil der Kondition.

Was die Ausdauer von Profi-Fußballern angeht, da gehört Fußballer-Bashing fast schon zum guten Ton. Ich muss zugeben, dass auch ich dem Klischee, dass jeder Leichtathlet Fußballer läuferisch locker in die Tasche steckt, lange Zeit erlegen war. Grundsätzlich nicht verwunderlich, wenn die meisten Profis (in Deutschland) weniger als 2 Stunden täglich trainieren. Runner’s World, eine Laufzeitschrift, bzw. der Autor dieses lesenswerten Artikels in der SCC Running [Link leider tot] räumt ein wenig mit diesem Klischee auf:

„Fakt ist, dass zum einen die Sportjournalisten mit Fachgebiet Fußball kaum einen Schimmer Ahnung haben von trainings- bzw. leistungssportlichem Basiswissen und anderer- seits die Freizeit-Marathonläufer sich in der Regel kein Bild machen vom komplexen Anforderungsprofil eines Profi-Fußballers. Der muss nämlich keinen Marathon laufen, sondern anderthalb Stunden lang verschiedene Formen des Sprints absolvieren, unterbrochen von Pausen, und darüber hinaus diverse Kunststücke mit dem Ball verrichten.“

Später werden Erkenntnisse berichtet, die jeden Amateurfußballer entweder beruhigen oder beunruhigen, je nach dem, wie gerne er „in den Wald“ geht, wo Hobbyfußballer für gewöhnlich „Kondition bolzen“, womit aber, s. o., Ausdauer gemeint ist:

Übrigens: Bei Kindermanns Untersuchung wurde erstaunlicherweise deutlich, dass Mannschaften unterer Klassen versuchen, Schnelligkeitsdefizite über die Ausdauer zu kompensieren. Das widerspricht also eher Ihrem Eindruck, ist aber eigentlich logisch. Schnelligkeit hat man oder man hat sie nicht, das ist mehr oder weniger genetisch festgelegt, an der Ausdauer kann man aber erstaunlich schnell und erfolgreich arbeiten.

Ich bin jetzt erstmal im Wald, so lange es noch nicht ganz so heiß ist. Bis später.

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Kleiner Pimmel

Natürlich denken jetzt alle zuerst an mich. Das wäre aber zu billig. Unter „Billige Lacher“ wird dieser Eintrag auch nicht archiviert werden. Es ist nämlich ernst, was ich jetzt erzähle: Sergio Pinto ist ein in Deutschland aufgewachsener Spieler portugiesischer Abstammung. Und laut diverser Quellen bedeutet der Name „Pinto“ auf brasilianisch „kleiner Pimmel“. Das kann ich kaum glauben, gibt es doch mehr als nur einen Pinto im Weltfußball. Sollten diese Leute alle „kleiner Pimmel“ heißen? Das klingt doch arg nach einer urban legend.

Interessanterweise begann Sergio Pinto seine Karriere im gleichen Verein wie Christoph Metzelder: beim TuS Haltern. Es scheint in Haltern ähnlich gute Luft fürs Fußballspielen wie in der Gegend um Lörrach zu geben.

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Nächste Hammer- und Sichelgruppe

Die Auslosung für die Gruppen der nächsten WM fand schon statt. Das Ergebnis lautet:

GRUPPE C

Deutschland, Polen, Brasilien, Argentinien

Puh, da kann man aber froh sein, dass es nur die Handball-WM ist. Man sollte besonders froh sein, wenn man Nike-Manager ist. Bei dieser Vorrundengruppe würde Brasilien ja schon wieder frühzeitig ausscheiden.

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Seltenheitswert

Das heutige Finale hat Seltenheitswert. Zum ersten Mal seit 1978 stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel. Um es genauer zu sagen, erst zum zweiten Mal seit 1954 überhaupt stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel und die einzige Ausnahme davon war eben jenes Finale 1978.

1954 Deutschland — Ungarn
1958 Brasilien — Schweden
1962 Brasilien — Tschechoslowakei
1966 England — Deutschland
1970 Brasilien — Italien
1974 Deutschland — Niederlande
1978 Argentinien — Niederlande
1982 Italien — Deutschland
1986 Argentinien — Deutschland
1990 Deutschland — Argentinien
1994 Brasilien — Italien
1998 Frankreich — Brasilien
2002 Brasilien — Deutschland
2006 Frankreich — Italien

Wer es weniger mit Zahlen und eher mit den handelnden Person hält, dem sei gesagt: Nachdem gestern die „Großen“ Luis Figo und Oliver Kahn bereits ihr letztes Länderspiel absolviert haben, gilt dies heute für den „ganz Großen“ Zinedine Zidane sowie seinen Gefolgsmann bei den Bleus Lilian Thuram. Adieu (was ja, wie wir wissen, „zu Gott“ bedeutet, womit wiederum nur Zidane gemeint sein kann)!

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Die Partei, die Partei, die hat immer recht

Wir beamen uns kurz zurück ins Jahr 2004. Sommer. Portugal. Die deutsche Mannschaft verliert, wenn auch ein bißchen unglücklich, mit 1:2 gegen Tschechien in der Vorrunde der EM 2004 und scheidet nach 3 Spielen ohne Sieg aus.

„Trainer“ Rudi Völler, der alte Volkstribun, tritt vor die deutsche Fankurve im portugiesischen Stadion und zuckt entschuldigend mit den Achseln. „Mehr ist mir nicht eingefallen, sorry, Jungs.“, will er wohl sagen. Der Plebs tobt und feiert ihn trotzdem. Warum? Keine Ahnung. Absolut unverständlich. Rudi Völler wird gefeiert, nicht nur in Portugal im Stadion, sondern auch kurze Zeit später bei einem unsäglichen Auftritt in der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“. Das Saalpublikum bei dieser Fernsehunterhaltungsshow jubiliert, dass gar das Programm der Sendung kurzzeitig unterbrochen werden muss.

Hätte Rudi Völler dem Plebs Folge geleistet und seinen Job als Bundestrainervorstandswurst (denn Trainer war Rudi noch viel weniger als Jürgen), hätte er damit verhindert, dass Klinsmann sein Nachfolger würde. Das wiederum hätte dazu geführt, dass wir die komplette WM immer noch mit Nowotny („Man muss dem Mann dankbar sein.“), Kahn („Was der Mann für Deutschland (!) geleistet hat!“), Hamann („Er ist das ‚Metronom‘“) und Wörns („War schon 1992 dabei, kann so schlecht also nicht sein“) gespielt hätten. Das hätte, dank des Heimvorteils, am Endresultat vielleicht gar nicht so viel geändert. Der Fußball aber wäre ein anderer gewesen. Und weil die Partei immer recht hat, speziell die Partei, die aus Meinungsumfragen besteht, wäre also, wenn diese Partei an der Macht gewesen wäre, Rudi Völler jetzt noch Trainer.

Nun wurde Jürgen Rudis Nachfolger, er hat gerade einen Platz unter dem WM-Ergebnis von Rudi abgeschnitten, welchen die Partei schon in den Heiligenstand schicken wollte. Dritter Platz, das ist natürlich der Hammer für eine Fußballnation. Deshalb, so will es die Partei, stimmt das Volk nun mit einer Stimme ab. (Eine andere Wahl hat es ja auch nicht.)

Bei der letzten Plebs-Befragung erzielte Jürgen Klinsmann einen Wert von 96,4 Prozent. 96,4 Prozent der Bundesbürger sind dafür, dass er seine Arbeit fortsetzt. Dabei, das Foto zeigt es deutlich, ist Jürgen in den 4 Wochen des WM-Turniers doch enorm gealtert.

Nichtsdestotrotz: Dieser Volkesstimme sollte man immer Gehör schenken. Die hat schließlich richtig Ahnung von Fußball.

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Didier Six

So ein Zufall, gerade erwähnt Leodator in seinem Blog das legendäre Elfmeterschießen von 1982, da geht dieser Beitrag hier online:

Didier Six ist unter den ausreichend alten Fußballinteressierten ein Begriff. Nicht nur, weil er beim WM-Halbfinale Deutschland — Frankreich 1982 einer der beiden Franzosen war, die ihre Elfmeter verschossen, sondern auch, weil er zu genau jener Zeit in der Bundesliga spielte. Beim VfB Stuttgart war das, wie gesagt 1982, eine Zeit also, in der man ohnehin nur drei Ausländer im Kader haben durfte und Legionärentum noch tatsächlich etwas Besonderes war. Ein Umstand, den sich jüngere Leser wahrscheinlich kaum vorstellen können.

Was die wenigsten allerdings wissen und auch ich erst seit dem Elfmeterschießen der Deutschen gegen Argentinien, ist, dass Didier Six auch mal für den VfB Leipzig in der 2. Bundesliga (Süd) spielte. Man lernt nie aus.

(Für noch größere Experten ist es wissenswert, dass Didier Six somit mal gleichzeitig mit Alexander Löbe auf dem Platz stand. Jener Alexander Löbe, der jetzt noch für Rot-Weiß Essen vor den Ball tritt und der auch in der Mannschaft des SC Paderborn stand, als diese das gekaufte Pokalspiel gegen den Hamburger SV gewann. Vielleicht ist doch was dran an der Vermutung, dass quasi jeder schon mal mit einem Mitspieler von Jürgen Klinsmann oder Lothar Matthäus auf dem Platz stand — über drei Ecken natürlich.)

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