Falls sich jemand gewundert haben sollte, warum hier kein Wort zu den Sirius-Popirius und sonstigen kartellamtsrechtlichen Verwaltungserlässen steht:
Ich bin Fußballfan. Ich bin sogar, obwohl ich nicht mit Kutte (Kutte?) oder Schal ins Stadion gehe, sogar Hardcore-Fußballfan.
Ich esse, atme und schlafe Fußball.
Hätte ich einen schweren Unfall mit anschließender Lähmung halsabwärts oder würde man mir jegliches Einkommen und somit nahezu jegliche Möglichkeit rauben, mein Leben selbstbestimmt zu bestimmen, ich würde dennoch weiterhin Fußball schauen bzw. in irgendeiner Form konsumieren. Mein Zivildienstleistender würde sich wahrscheinlich wundern, warum ich mich für etwas interessiere, was ich selbst gar nicht ausüben kann, aber so wäre das dann eben: Fußballfan. Hardcore.
Ich lebe für diesen Sport, dieser Sport bringt mich zum Leben, mir ist natürlich klar, dass das alles nur ein Spiel ist, ein von Menschen erfundenes Spiel, das nichts weiter als ein Spiel ist, dieser Umstand ist mir vollkommen bewusst. Dennoch gehe ich kaputt daran, wenn das von mir favorisierte Team verliert oder das Spiel wirklich schlecht ist. Dass das Spiel wirklich schlecht ist, hat aber nichts damit zu tun, ob ich bleibe oder nicht. Natürlich schaue ich jedes Spiel bis zum Ende, ob nun VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf gegen Erzgebirge Aue oder OSC Rheinhausen gegen VfB Homberg.
Es ist Fußball.
Diese eine Liebe hat aber nichts damit zu tun, ob ich bereit bin, Geld dafür auszugeben, irgendwelchen Fratzen beim Ausüben desselbigen Zuzuschauen, oder noch schlimmer, Fratzen, die darüber sprechen, so als verstünden sie etwas davon, beim Darübersprechen zuzuhören. Livebilder von den vermeintlich wichtigen Spielen sind schön, das eigentliche Drama spielt sich aber in meiner Amygdala ab, nicht dort, wo das Spiel stattfindet. Und da meine Amygdala relativ autonom ist, brauche ich weder Premiere noch sonst irgendwelche Livebilder, um mich meiner Liebe, meiner Sucht zum Fußball hinzugeben. Ich bin kein Verfechter des Solipsismus, aber das, was mich eigentlich am Fußball interessiert, die Spannung, der Spannungsbogen, die Auflösung, der schlecht, aber auch der wunderbar getretene Freistoß passiert vor allem in meinem Hirn. Und der Zugang dazu ist für mich immer noch kostenfrei.
Wenn die Champions League den FC Liverpool gegen den FC Barcelona antreten sieht, ist das schön, für die Champions League, interessiert mich aber nur am Rande. Natürlich würde ich in eine Premiere-Sportsbar (was für ein Sprachmurks, denn die meisten dieser „Bars“ sind alles andere als Bars) gehen, so ich Zeit und Lust hätte, eventuell ein paar Freunde fände, die mich dazu begleiteten, aber wenn das nicht der Fall wäre, änderte das nichts an meiner Liebe zum Fußball.
Wenn der VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund spielt, ist das schön, sicher auch interessant, sicher kann man dort dann und wann gelungene Spielzüge, tolle Tore oder auch tolle Torwartparaden sehen, nur, es hat nichts damit zu tun, wie ich diesem Spiel gegenüber stehe. Es ändert sich absolut Nullkommagarnix, wenn ich dieses Spiel nicht sehen kann, ich esse, atme und schlafe weiterhin Fußball.
Sollte es eines Tages die Bundesliga nicht mal mehr im Radio geben, dann ginge mir ein schöner Samstagnachmittagszeitvertreib verloren, es ginge mir an Lebensqualität aber nichts verloren. Ich könnte weiterhin, so ich gesund bleibe, mit den Menschen, die ebenfalls gerne Fußball spielen, Fußball spielen und ich könnte vor allem weiterhin die Interna meiner Hirnstrukturen genießen, das, was mich zum Liebhaber dieses Sports macht. Ein Tor ist ein Tor ist ein Tor, egal, wie viel die Senderechte kosten, und gäbe es keine Senderechte, dann wäre das eventuelle Tor immer noch wunderbar. Ich könnte dabei gewesen sein, muss es aber nicht, um es zu genießen.
Von mir sieht niemals jemand auch nur einen Cent, um Fußball im TV schauen zu dürfen, und sei es noch so knapp, das „Gut“.
Fußball lebt in meinem Kopf.
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