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Schlagwort: Fußballgott

Liebhaber hat Liebhaber lieb

Selten gibt es das, dass einer auch dann noch frisch und nicht so ranzig wirkt, wenn man ihn schon jahrzehntelang „aussem Fernsehn“ kennt. Wir erinnern uns, dass Tom Theunissen schon die Beiträge zu den Hamborner Löwen komponiert hatte, als diese in der Sendung von Küppersbusch liefen. Heute ist er mal hier, mal da und auch schon mal für Zeigler tätig, unter anderem auch bei sport inside.

Ein wenig macht ja das Gerücht die Runde, ich würde hier ständig nörgeln. Liegt wohl an selektiver Wahrnehmung, denn ganz Vieles gefällt mir auch, was ich dann auch oft genug hier erwähne.

So z. B. die gesamte Machart der Beiträge von Tom Theunissen: Betrachtungsweise des Subjekts, Sprachwitz, Unaufgeregtheit, mit liebevollem, aber nicht distanzlosen Verständnis an die Angelegenheit herangehend (das nennt man wohl Empathie) und nicht zuletzt gleichzeitig informativ und unterhaltsam. Könnte ich Fernsehen über Fußball machen, sähe es vielleicht ungefähr so aus wie bei Tom Theunisssen.

Wer noch dazu Fan von Rot-Weiß Oberhausen ist, kann definitiv kein schlechter Mensch sein.

Gerne hätte ich eigentlich diesen seinen Beitrag über Angstgegner verlinkt — klingt sehr spannend —, doch er existiert aus mir völlig unerklärlichen Gründen dort auf den Seiten nicht mehr.

Deshalb nehm ich heute mal zu Theunissens Ehren den folgenden Beitrag zum MSV Duisburg ins Blog, für Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs produziert, in welchem er als Fußballgott Briefe an den selbigen beantwortet. Ein eher unbekanntes Bonmot von Helmut Rahn ist auch dabei.

Man würde sich ein wenig wünschen, dass es auch „Theunissens wunderbare Welt des Fußballs“ gäbe.



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Fingerzeige

Irgendwann muss es passiert sein. Der genaue Zeitpunkt liegt zwar im Dunkeln. Doch irgendwann hat der Fußballgott seinen Platz aus dem Fußballhimmel erst ins Stadion, dann in die Nähe der oder gar direkt auf eine der beiden Trainerbänke verlegt.

Anders ist es nicht zu erklären, dass Torschützen direkt nach ihrem Torerfolg früher die Hände zum Himmel reckten und auf und ab sprangen. Während sie heute mit dem nackten Zeigefinger irgendwohin ins Stadion zeigen und oft extrem agitiert dorthin laufen, wohin sie mit ihrem meist wie ein Wackeldackel wackelnden Zeigefinger zeigen.

Überhaupt ist die geballte Faust eine im Absterben begriffene Geste nach Torerfolg, während der einzelne Zeigefinger — den mannschaftlichen Aspekt an der Entstehung des Torerfolgs wenn nicht verneinend, so doch von ihm ablenkend — beinahe alle anderen Jubelkulturen verdrängt hat.

Nicht mal mehr fünf Freunde müssen es zum Jubeln also sein, es reicht ein Symbol mit der Betonung auf dem Singulären, wie es ja tatsächlich für ein Tor immer nur einen einzelnen Torschützen geben kann, niemals zwei, dieser aber wiederum ohne die anderen zehn nur dann eine Chance hätte, ein Tor zu erzielen, wenn er aus dem Fußballolymp stammte, in dem Maradona oder Messi wohnen, ansonsten aber wäre ein Torerfolg ohne Mitspieler undenkbar.

Und selbst bei Mitwirken der anderen zehn, weiß sogar noch der selbst zentrierteste Besitzer des wackelnden Zeigefingers, konnte es doch nur deshalb wieder damit klappen, den Ball am zu spät kommenden Torhüter vorbeizuschieben, weil es der Fußballgott so wollte. Der aber, ahnen wir jetzt, sitzt inzwischen irgendwo auf Höhe des Spielfeldes und schaut nicht mehr von oben zu.

Wahrscheinlich ist ihm das Spiel aus größerer Entfernung gesehen einfach zu schnell geworden, um es noch genießen zu können. Er musste näher ran. Wo er genau sitzt, das zeigt uns Nichtsahnenden die Richtung des Zeigefingers an, in die der Jubelnde ihn wackeln lässt. So muss es sein, denn dass der Zeigefinger einfach ohne tieferen Sinn ins Nichts zeigte, das würde der Fußballgott sicher nicht zulassen.

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Einen historischen Irrtum korrigieren

Eigentlich müsste man den folgenden Beitrag gar nicht schreiben, denn es gibt niemanden, der seinem Inhalt widersprechen würde (von einer zwei Ausnahmen abgesehen).

Allerdings gibt es dennoch Stimmen, die sich auf ganz merkwürdige Weise öffentlich äußern. Denen entfallen ist, dass es allein einen leider viel zu lange währenden, aber großen historischen Irrtum des Fußballgotts (manche nennen ihn auch Zufall, andere erkennen ihn in einer Symbiose aus Zufall und Kontostand) darstellt, dass der VfL Wolfsburg seit 1997 in der ersten Bundesliga spielt. Von einem „Top-Klub“ ist da die Rede. Dabei sieht die Bundesliga-Bilanz des VfL Wolfsburg folgendermaßen aus:

14, 6, 7, 9, 10, 8, 10, 9, 15, 15, 5, 1, 8.

Neben der Meisterschaft ein einziges Mal unter den ersten 5, ansonsten mehr als nur einmal knapp am Abstieg vorbeigeschrammt. Die angesprochenen Stimmen jedenfalls können doch nicht bei Trost sein, wenn sie den VfL Wolfsburg zu einem „großen“ Verein der Bundesliga machen. Wer spricht heute noch von Eintracht Braunschweig oder vom TSV 1860 München (beides einmalige Bundesliga-Meister) als „großem“ Verein? Wer wird in 20 Jahren noch vom VfL Wolfsburg als mehr als einer Eintagsfliege in Bezug auf Top-Platzierungen sprechen? Wären diese sprachlichen Pfade nicht schon so ausgetreten, man müsste den VfL Wolfsburg glatt als graue Maus bezeichnen. Wir belassen es dann lieber beim weniger schmachvollen Zeigen der einzigen beiden weiteren Fans des Top-Klubs.

Ist der KV Mechelen mit seinem einmaligen Europapokalgewinn ein Großer unter den europäischen Klubs? Steaua Bukarest? Ipswich Town? Ist Hannover 96 mit seinem halben Pokalsieg und seinen zwei Meisterschaften von annodunnemal heute noch ein großer Klub?

Man möge sich doch bitte die Saisonstatistik des VfL Wolfsburg anschauen, zudem zur Kenntnis nehmen, dass der Meistertrainer ebenso wie die wichtigeren Elemente des Kaders schon längst weitergezogen sind, sowie, dass dort ein Manager am Werke ist, der abgesehen von Träumen vom Großsein sportlich noch nicht allzu viel hinbekommen hat. Träumen ist ja gerade im so zufallsbeeinflussten Sport Fußball erlaubt, aber doch bitte bei Fans und Spielern und nicht bei jenen, die darüber berichten.

Die Chance, den Irrtum der Bundesligazugehörigkeit dieses Nirgendwos zu korrigieren, kommt aber just in dieser Saison wieder. Weshalb wir alle Stuttgart-, Gladbach-, und Bremen-Fans sind, denn es soll nicht sein, dass der „Top-Klub“ VfL Wolfsburg, der historische Irrtum, erneut das Glück hat, dass gleich drei andere Teams am Ende der Saison noch schlechter dastehen als er.

Immerhin hat der Zufall kein Gedächtnis, und so sind Ausreißer in beide Richtungen stets das willkommene Salz in der Suppe. Man frage eben jene Eintracht Braunschweig und den TSV 1860 München.

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Bullshit Bingo Bundesliga

Den wenigstens bekannt bislang, dürfen sich Leser dieser Seite glücklich schätzen, denn hier wird das geheime Geheimnis des Fußball-Gottes gelüftet: Der Fußball-Gott ist eine Kuh. Und seine Äußerungen tut er/sie mittels Kuhfladen kund.

Oben im Fußball-Himmel läuft diese Kuh vor jeder Saison aufs neue einen Parcours ab, auf dem die Klubs der Bundesliga aufgemalt sind, und wirft mal hierhin und mal dorthin und bestimmt so das Endtableau der jeweiligen Saison, je nach Reihenfolge und Trefferfeld eben. Zufällig dahingeschissen, sozusagen.

Ein Geheimnis, welches die armen Leute da unten nicht ahnen: All ihr Wirken und ihr Gebaren hat leider überhaupt keinen Einfluss auf das, was der Fußballgott da oben hinscheißt. So ackern sie und rackern sie und reden von Strategien und Neueinkäufen, denen beim Einleben man helfen werde, die sich nahtlos ins System oder die durch den teuren Wegverkauf entstandene Lücke einfügen werden. Davon, dass man aus der Vorsaison gelernt habe, dass man die selben Fehler nicht noch einmal machen werde, dass man dieses Mal wirklich keine Südamerikaner nur nach youtube-Studium einkaufe, dass man sich defensiv stabilisiert habe oder dass man seine Torchancen mittels des Wirkens eines Mentaltrainers nun besser nutzen wolle.

Und wenn es dann gar nicht so läuft, wie selbst geplant, weil der Fußballgott oben was Anderes hingeschissen hat, dann laufen sie wieder rat- und beinahe planlos wild gackernd durcheinander, der Mob fordert Skalps, die Verantwortlichen drehen wie von Sinnen an allen Schaltern, die sie noch im Vorjahr als vermeintlich wirksam ausgemacht haben, allein: Es ändert am Ergebnis nichts.

Hatte die Kuh im letzten Jahr noch einen Tabellenplatz im oberen Drittel erzeugt, hat sie dies Mal Platz 14, nach vielerlei Zittern und diversen Entlassungen, vorgesehen. Wer gerade noch an der Champions League schnupperte, sieht sich von der Macht des Fladens nach unten gespült, muss plötzlich Stunden ohne eigenen Torerfolg erklären, wo er nichts zu erklären weiß. Der zuletzt zweistellige Stürmer trifft nicht mehr und dem ehemaligen Stabilisator der Defensive unterlaufen Eigentore galore.

Mit der selben Wirksamkeit werden Aufsteiger in den UEFA-Cup und deren Trainer als Helden auf die Titelseiten emporgespült, gefeiert wird das Wirken jener, nach der geheimen Mixtur des Wundertrainers oder -Einkaufs wird gefragt, viel wird andernorts kopiert, die Lehrbücher werden umgeschrieben, die neue Frische, das frische Neue möchte man auch gerne selbst haben, die Sektkorken knallen und die Fans bauen Denkmäler.

Bis, ja, bis es auch im nächsten Jahr wieder heißt: Kuhstall auf fürs neue Tabellenplatz-Bingo und alles ziellose Raten und weder er- noch überhaupt klären Können geht wieder von vorne los.

Flatsch.

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