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Schlagwort: WM-Finale

Geht da was?

Daniel Cohn-Bendit sagt:

„Ich habe mit der französischen Sportzeitung ‚L‘Equipe‘ einen Vertrag über sieben Kolumnen zur WM vereinbart. Das Honorar ist: Karten für drei Spiele: Endspiel, das Spiel Holland gegen Argentinien und das Viertelfinale in Frankfurt.“

Daniel Cohn-Bendit beweist wenn auch nicht sonderlich originellen, so doch klassischen Geschmack bei der Wahl seiner Spiele. Gleichzeitig hat mich dieser Deal auf eine Idee gebracht:

Ich denke, jemand könnte da vielleicht etwas für mich rausrücken. Schließlich schrob ich schon einige Kolumnen für die EM 2004, da bekam ich auch keine Karten. Finale muss ja gar nicht sein, ich würde gerne Paraguay – Trinidad & Tobago sehen, womit ich doch ausreichend meinen extraordinären Geschmack unter Beweis gestellt habe, oder?

Trotzdem frage ich mich, wieso die „L‘Equipe“ einfach so über ein paar Karten verfügen kann. Können das die FAZ oder die Süddeutsche auch?

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Let’s be Dschörmän

Das WM-Maskottchen ist deshalb ein Löwe, weil der Löwe quasi der Inbegriff für Deutschland ist. Unter mir wohnt eine Omi, die frei laufende, wilde Löwen füttert. Nachts stellt sie immer ein paar Tellerchen mit gerissenen Tieren vor die Tür. Ein anderer Nachbar findet das nicht so toll, weil die Löwen danach oft in der Nähe der Haustür ihr Geschäft verrichten, aber diese Probleme mit den Löwenhaufen gibt es ja überall in Deutschland. Auch auf Autobahnen sind streunende Löwen häufig ein Problem, wer kennt nicht die Kadaver von überfahrenen Löwen auf der Straße? Ja, ein trauriger Anblick.

Der Name des Maskottchens ist Goaleo, weil das deutsche Wort für „Tor“ eben „goal“ ist. Ständig höre ich die Fans rufen, „Auf geht’s Verein-xy, schieß ein goal, schieß ein goal, schieß ein go-ho-hoal.“ Und nach Treffern machen die Stadionsprecher die Ansage „Goal in der 76. Minute durch den Spieler mit der Nummer 6.“ Oliver Kahn und Jens Lehmann waren die Protagonisten in der G-Frage und in den Nachrichten sprechen die Nachrichtensprecher davon, dass Bayern München mit 3:2 goals die Eintracht Frankfurt besiegt habe. Der Fernsehkommentator sagt während des Spiels gerne „Ein goal würde dem Spiel jetzt guttun.“ und ich selbst erwische mich immer wieder, wie ich beim Zuschauen jubelnd aufspringe und rufe: „Goal!“. Da war es nur logisch, dem Maskottchen diesen Namen in abgewandelter Form zu geben.

Ein Teil des Ticketverkaufs nennt sich „Hospitality-Programm“, denn hospitality bedeutet, wie schon an anderer Stelle erwähnt „Gastfreundschaft“, das kann man aber nicht einfach so sagen, denn dann würde jeder merken, dass mit der hospitality eben keine Gastfreundschaft gemeint ist, sondern besonders teure Eintrittskarten.

Die Balljungen, die während der WM den großen Fußballstars die Bälle zuwerfen werden, heißen „ball crew“. Nicht einfach eine Gruppe von Kindern, sondern eine crew: So muss man sich nennen, will man erfolgreich sein. Nicht auszudenken, wenn die Balljungen und -mädchen mal daneben griffen oder ihren Job nicht richtig erledigten. Das geht natürlich nur als crew. Wäre man einfach eine Gruppe von Kindern, wäre man doch arg unfähig. Und zugleich hat man das im Deutschen so lästige sprachliche Problem der beiden Geschlechter, die man immer erwähnen muss, mit erledigt. Zwei Fliegen, eine Klappe.

Und weil die Musik, die man als typisch für Deutschland empfindet, nun mal entweder Hip-Hop, Reggae oder lateinamerikanische Musik ist, blieb auch keine andere Wahl als Shakira — eine unbekannte Kellnerin aus Finsterwalde — ein Lied vor dem WM-Finale singen zu lassen. Wie man weiß, liegt Deutschland fast in Lateinamerika, zumindest vom Mars aus betrachtet. Das Verhältnis zu unseren Nachbarländern Belize und Costa Rica ist traditionell gut, allein die immer in orange auflaufenden Honduraner pflegen eine gewisse Rivalität zu uns. Das gehört aber zum Fußball dazu.

Zurück zur Kellnerin mit ihrem Lied. Ich werde mich total mit diesem Lied identifizieren können. Schließlich ist er auch besonders fußball-affin mit seinem Titel „Hips don’t lie“, was so viel bedeutet wie dass Hüften nicht lügen können. Angesichts der gerade aufkommenden Diskussion um die vielen Schwalben im Fußball wage ich das zu bezweifeln, aber nun denn, das Organisationskommitee hat bis jetzt noch immer den Nerv der Deutschen getroffen, so wird es auch mit dieser Kellnerin und ihrem Lied sein.

Was die immer für komische Vornamen im Osten haben…

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Weltexklusiv!

Wohl eher interessant für Brasilianer oder Italiener, eventuell sogar für Tschechen: Hier kann man jetzt schon ein Stück des Rasens des WM-Finales bestellen. Wie wir schon müde sind zu hören, gibt es einfach nichts mehr, was die FIFA im Rahmen ihres Fußballturniers (Würstchen und Bier zu erschwinglichen Preisen, Eintrittskarten leider nicht) nicht zu Geld zu machen versucht. Konnte man früher einfach nach dem Spiel heimlich auf den Rasen stiefeln und sich ein Stückchen rausreißen, ist jetzt schon eingraviert, wer welche Parzelle des WM-Rasens erhält, nachdem er hier auf „Jetzt bestellen“ [Link leider tot] geklickt hat.

Wahlweise in Natur oder in Acryl gegossen gibt es 20×30cm für ¤75. Das ist sogar für eine Partie Tippkick zu klein…

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7,77 Euro

Die teuersten Karten für das Finale in Berlin kosten etwa 10.000 US-Dollar. Dass das nur jemand von außerhalb bezahlen würde, ist klar. Denn für die Heimspiele von Hertha BSC werden die Karten für 7,77 Euro verscherbelt. Sonst würde niemand kommen. Würde man reichen Leuten nicht vorgaukeln, dass das Finale der WM ein Ereignis ist, bei dem man dabei sein sollte, würde wohl selbst zum Finale niemand kommen.

Berlin und Fußball — das passt zusammen wie Peter Neururer und Ottmar Hitzfeld.

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Kein Klassiker

Im Interview [Link leider tot.] mit Paolo Rossi, Torschütze für Italien im WM-Finale 1982 gegen Deutschland, fragt der Tagesspiegel diesen:

„Im Finale trafen Sie dann auf Deutschland. Beflügelte Sie die alte Rivalität zwischen Deutschland und Italien?“

Ich habe schon mehrfach darüber genörgelt und ich kann es auch hier nicht sein lassen. Von welcher alten Rivalität zwischen Deutschland und Italien ist hier die Rede? Es gibt keine solche alte Rivalität. Genausowenig wie ein Spiel Deutschland gegen Frankreich ein Klassiker ist.

Unsere beiden Klassiker und liebsten Gegner heißen Holland und England und sonst keiner. Dass keiner in Zentraleuropa die Deutschen leiden kann, macht noch lange nicht jedes fußballerische Aufeinandertreffen zu einem „Klassiker“ oder zu einem mit „besonderer Rivalität“ geführten Spiel. Alle Länder in unserem näheren Umfeld gewinnen besonders gerne gegen Deutschland, exklusives Recht auf eine Rivalität haben aber nur die, wie gesagt, Holländer und Engländer. Basta!

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Hüte dich vor dem Tore

Jeder, der einigermaßen mit diesem Sport vertraut ist, der in knapp 4 Monaten alle Schlagzeilen und alle Medien beherrschen wird, weiß, wie man einen Torwart auswählt: der, der am schlechtesten am Ball ist, geht ins Tor. Sozusagen zur Strafe. Die Rolle eines Torhüters ist immer die des Outlaws, desjenigen, der eigentlich gar nicht mitspielen darf. Er darf lediglich seine Knochen hinhalten, sich anrempeln lassen, in Luftkämpfen Ellenbogen abkriegen und dann noch als besonderes i-Tüpfelchen dieser besonderen Tätigkeit den Ball aus dem Netz holen, wenn er gerade den spielentscheidenden Fehler gemacht hat, durch den sein Team die Partie, die Meisterschaft oder gar Schlimmeres verloren hat.

Mit anderen Worten: ins Tor geht der, der der schlechteste Fußballer ist. Und bestraft wird er dafür auch noch, indem er die verantwortungsvollste Position im Fußball innehat.

Dass Torwart-Sein aber nicht nur deshalb abzulehnen ist, sondern auch, weil es lebenslange Konsequenzen haben kann, einen entscheidenden Ball nicht zu halten, entnehmen wir folgendem Zitat, das über den Torwart der ungarischen WM-Final-Verlierermannschaft von 1954 grassiert:

„Über 50 Jahre nach dem Finale von Bern träumt Grosics immer noch von Helmut Rahns Siegtreffer!“

Was bin ich froh, dass ich nur Linksaußen bin bzw. war. Zwar somit auch bekloppt, aber nicht von Alpträumen wegen Fehlern geplagt. Wäre da nur nicht das verlorene Pokalfinale von 1986, als ich… naja… lassen wir das mit den Fehlern, die einen ein Leben lang verfolgen.

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Ausgegraut

Ich bin ja immer auf der Suche nach einem vernünftigen WM-Planer zum Ausdrucken, an die Wand hängen und Eintragen. Hier der nächste Vorschlag der ARD (pdf) [Link leider tot]. Schön, wie die Spiele, die nicht von ARD oder ZDF, sondern von RTL übertragen werden, ausgegraut sind.

Weil bei den späteren Spielen unklar ist, welcher Sender was übertragen wird, sind alle späteren Spiele ausgegraut. Nett.

Klar ist aber angesichts dieses Planes auch: Delling und Netzer werden das Finale moderieren und analysieren. Es gibt viele, die mögen dieses Duo nicht mehr oder mochten es noch nie. Ich muss sagen, ich bin froh, dass diese beiden beim Finale dabei sind.

Den Dummschwätzer kann ich nicht mehr ertragen. Früher, als er selbst noch Teamchef war, war das anders. Da hat er mit seinen Wutausbrüchen und seiner teilweise offensichtlichen Überforderung mit der Situation noch Unterhaltungswert gehabt. Heute ist sein Geseier nicht mehr auszuhalten.

Netzer — zum Glück.

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Barbusig ins Netz gegangen

Es gibt Tore, die sind nur Abstauber. Reingelogen. Torwart schon ausgespielt, nur noch einschieben. Es gibt Tore, die fallen nach einem Sololauf eines Spielers. Schön in der Vorbereitung, der Abschluss ist dann aber eigentlich nicht mehr so interessant.

Es gibt Tore, die fallen nur aus dem Getümmel heraus, Tore, die Spiele entscheiden, die aber keinen sittlichen Nährwert besitzen. Bestes Beispiel ist das erste Tor von Ronaldo im WM-Finale 2002. Klar, diese Tore zählen auch. Und sie machen sogar den Löwenanteil der Tore im Fußball aus.

Heimlich sitzen wir aber alle vor dem Fernseher/im Stadion und hoffen auf grandiose Knallertore, auf Tore, von denen wir noch unseren Enkeln erzählen können, Tore, die es in die Auswahl zum Tor des Montas schaffen: Freistöße aus 30 Metern, Flugkopfbälle, Hackentricks, Fallrückzieher.

Einfach ein Tor des Monats [Link leider tot] eben.

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Ganz Gallien?

Ganz Deutschland ist im Fußballfieber… Ganz Deutschland? Nein, ein kleines Dorf im Osten leistet nach wie vor diesem Virus Widerstand.

Man kann es drehen und wenden, wie man will, man muss einfach sagen:

„Ja das ist die Berliner (Fußball-) Lust, Lust, Lust“

15.603 Zuschauer wollten die Berliner Hertha gestern Abend bei Ihrem entscheidenden UEFA-Pokal-Spiel sehen. Das sind weniger Zuschauer als Eintracht Braunschweig in der dritten Liga hatte. Nun gut, das Spiel fand unter der Woche statt. Aber in Berlin leben ca. 3,5 Millionen Menschen. Davon waren also gestern 0,004 (!) Prozent im Stadion. Die Begeisterung für die Hertha, für Fußball generell muss riesig sein.

Ich fordere hiermit ultimativ, den fußballunwürdigen Berlinern das Finale zu entreißen und es nach Dortmund, München oder Hamburg zu verlegen.

Was soll denn das für ein WM-Finale sein, wenn Deutschland gegen Tschechien spielt, aber in Berlin gerade mal 9.000 Leute zugucken, nur weil es zufällig nieselt?

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Muss man alles selber machen?

Ich habe heute — trotz der Ausgabe von 9.685 US-Dollar — noch ein paar Unzen über gehabt, um mir die Montagsausgabe des kickers zu kaufen. Motiviert wurde ich von dem „großen WM-Planer“ zum Aufhängen. Da ich für die Finalkarten all mein Interieur verkaufen musste, dachte ich, ein bißchen Wandschmuck täte meiner Wohnung mal ganz gut.

Pustekuchen.

Die Profis vom kicker haben den WM-Planer drucken lassen, bevor die Anstoßzeiten feststanden. Und jetzt findet sich im Magazin der Hinweis, welche Anstoßzeiten man auf dem WM-Planer selber von Hand korrigieren soll.

Sieht echt toll aus, meine Krakelsschrift auf dem Plakat. Ich will mein Geld zurück.

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Finalkarten satt und genug

Nach der Gruppenauslosung ist klar, dass Deutschland ins Finale kommt. Mindestens.

Das bedeutet, dass wir doch noch gerne Karten fürs Finale haben wollen würden. Eigentlich hatte ja keiner mit Deutschland im Finale gerechnet, nun kommt es nach der Vogts’schen Durststrecke von ‚94 und ‚98 und dem Wendepunkt im dritten Akt (2002) erneut zum Finale mit Deutschland.

Klar, wir haben alle Schiß keine Karten mehr zu kriegen.

Ihr könnt aber beruhigt sein, bei roadtrips.com gibt es noch massig Finalkarten.

Okay, 9685 US-Dollar sind kein Pappenstiel. Aber wir wollen doch nur echte Fußballfans ins Stadion lassen und keine unkundigen Neureichen, die das als eine Art Theater begreifen. Das ist mit diesem Preis gewährleistet.

Ich habe schon bestellt. Bezahlt ist es auch schon. Jetzt brauche ich nur noch ein Dach über dem Kopf bis Juli. Und was zu essen.

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WM-Finale jetzt doch auf Schalke

In Berlin ist die Liebe zum eigenen Klub so groß, dass niemand singt, wenn er ins Stadion geht. Die Münder stehen vor Begeisterung wegen der atemberaubenden fußballerischen Darbietungen und der umfassenden Pokalsammlung von Hertha BSC (Deutscher Meister vor 74 und vor 75 Jahren) 90 Minuten lang offen, so dass für Fangesänge und Anfeuerungen keine Zeit bleibt.

Seit kurzer Zeit stehen die Münder nicht mehr vor Begeisterung offen, sondern vor Erstaunen: 30 Millionen Euro Schulden – ja wo kommen die denn her? Wo sie hingekommen sind, ist klar, in die Taschen von den Beratern von Alex Alves und Krumpelinho und Bongbinginho und wie die Flops alle heißen, die Dieter „Turban“ Hoeneß gekauft hat. Aber wo sie herkommen?

Das fragen sich auch die zwei Handvoll Fans von Hertha, die in der Fankurve stehen.

Wie gesagt, zum Singen keine Zeit, deshalb werden Fangesänge jetzt von der Stadiontechnik über Lautsprecher eingespielt. Das ist das größte Armutszeugnis, das man einer Zuschauerschaft machen kann.

Falls sich doch mal zwei, drei Berliner Schnauzen zum Singen bemühen und ihr stetiges Nörgeln einstellen, werden diese Gesänge per Mikrofon vor dem Fanblock eingefangen und um ein Vielfaches verstärkt. So glauben die restlichen Zuschauer, dass sie in einem Hexenkessel sind.

Jeder Hertha-Fan geht seit Bekanntwerden dieser Nachricht mit noch mehr Stolz zu seinem Verein. Wahrscheinlich wird das Singen jetzt aus Trotz ganz eingestellt.

Die FIFA hat sofort reagiert und das Finale der WM von Berlin auf Schalke verlegt. Dort is‘ nämlich immer laut, ne? Is‘ ja auch ne Halle. Wie die FIFA weiß, wollen die Sponsoren Stimmung sehen, und die gibt es in Berlin leider nur vom Band. Auf Schalke ist sie echt.

Glückauf!

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