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Schlagwort: 3. Liga

Hallo Hamburg, wir melden uns vom Abgrund

Der Millernton-Podcast betreibt eine Rubrik „Vor dem Spiel/Nach dem Spiel“, in der mit einem Menschen aus dem Umfeld des jeweils aktuellen Gegner des FC St. Pauli gesprochen wird — vor und nach dem Spiel. Den ersten Teil, vor dem Spiel am Sonntag des MSV Duisburg gegen eben jenen FC St. Pauli, habe ich gestern mit dem Millernton absolviert.

Hier geht’s zum Gespräch, mit etwas mehr als 20 Minuten voller vieler „Insights“ schafft man das wohl noch vor dem Anstoß am Sonntag um 13h zu hören.

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Ivo, we‘re home

Die 3. Liga ist eine ungewöhnliche Veranstaltung. Hier versammeln sich frühere Erstligisten zusammen mit den leidigen Zweitvertretungen größerer Clubs sowie einigen, bei allem Respekt, Dorfclubs wie Großaspach oder Elversberg zum gemeinsamen Wettbewerb. So kommen in Dresden im Schnitt 22.300 Zuschauer, in Großaspach 2.300, bei Mainz II dann gerade mal 1.100. Die Partien werden nicht wie jene der 1. und 2. Bundesliga bei einem Bezahlsender übertragen, oft nur auf den Seiten der Dritten Fernsehsender gestreamt. Und wenn man Pech hat, gibt es überhaupt keine Bilder im TV von den Auswärtspartien des eigenen Clubs. Natürlich beschäftigt man sich nicht freiwillig mit einem solch seltsamen Konstrukt wie dieser 3. Liga, es sei denn, man muss. Und beim MSV Duisburg musste man das, weil Roland Kentsch nicht in der Lage gewesen war, gegen ein Bundeskanzlergehalt korrekte Zahlen in den Lizenzantrag zu schreiben. … weiterlesen.

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Der Fußballmoment 2014

Klar, jeder ahnt die Auflösung schon. Was könnte es da aus dem Jahr 2014 anderes geben als jenen einen Moment, der alle verzauberte, die Fußballwelt begeisterte und die Anhänger des Siegerteams in ungeahnte Sphären katapultierte? Eine Partie von mitreißender Dynamik, in der immer wieder die Seele des Fußballspiels nicht nur aufblitzte, sondern es sich gleich im Spielverlauf gemütlich machte. Bis die Partie ein faszinierendes Ende fand, worauf die eine Seite himmelhochjauchzend war, aber auch alle neutralen Zuschauer höchst begeistert Applaus klatschten und die „Zugabe!“-Rufe nur deshalb nicht zu hören waren, weil die meisten diese Partie eben vor ihren Fernsehern verfolgten und nicht live im Stadion.

Der Fußballmoment 2014 ist natürlich das sagenhafte 4:2 von Darmstadt 98 auswärts, genauer gesagt das Tor in der 2. Minute der Nachspielzeit (!) der Verlängerung, das Darmstadt 98 nach einem 1:3 im Hinspiel doch noch die Relegation zur 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld gewinnen ließ. Wer das nicht live gesehen hat, der hat eines der dramatischsten Spiele des Jahres, wenn nicht dieses Jahrzehnts verpasst. Und mit 6 Toren und entsprechendem Spielverlauf ein Highlight, bei dem man lange suchen müsste, um ein ähnliches zu finden.

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Interview im Stehblog: „Fußball ist immer sehr viel Glück“

Gunnar lebt in Wiesbaden und bloggt in seinem Stehblog über den dortigen SVWW, der am kommenden Sonntag Gastgeber des MSV Duisburg sein wird. Aus diesem Anlass lud Gunnar mich zu einer Prise Schnupftabak und zwei trockenen Keksen sowie einigen alten Erdnußflips ein, was wir dazu nutzten, uns über Fußball zu unterhalten, wobei das Gespräch zum Glück nicht ganz so trocken wie die Kekse war. Und über den Zwangsabstieg, Duisburgs Sportmanager und verblüffende Solidarität quatschten wir auch. Wirklich gelungen, nicht zuletzt weil Gunnar ein ausgewiesener Meister der Fragekunst ist.

Trainer, Dein Blog trainer-baade.de ist eins der bekanntesten deutschen Fußballblogs und wurde 2011 vom Magazin 11 Freunde als “Fanmedium des Jahres” ausgezeichnet. Dabei schreibst Du selten über konkrete Spiele, sondern überwiegend über das “Drumherum”. Wie kommt’s?

Weiter im Stehblog …

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Das Rezept für die Slogans der Fußballclubs

Als man irgendwann damit begann, den Bussen der verschiedenen Nationalmannschaften, wie sie im jeweiligen Austragungsland durch die Wälder, über die Felder und Straßen bis zu den Stadien rumpelten, mehr oder weniger sinnvolle Slogans auf die Außenhaut zu pappen, da haben viele noch herzlich gelacht.

Damals ahnten sie noch nicht, dass sich ihr Verein nur wenig später auch so einen Slogan zulegen würde, und das nicht nur für ein Turnier, sondern gleich für immer. Da bleibt vielen das Lachen schon im Halse stecken. Selbst wenn das mit dem „für immer“ nicht so ganz zutrifft, denn der eine oder andere Club ist mittlerweile schon beim dritten Slogan angekommen. Schauen wir auf jene Slogans, wie sie teilweise intensiv, teilweise nur an der Peripherie der Vereine propagiert wurden und werden:

1. Bundesliga

FC Bayern Forever a team. Mia san mia.
Borussia Dortmund Wieder hier, wieder im Revier (2004). Echte Liebe (2010).
Hamburger SV Die Raute im Herzen (2006). Leidenschaft verbindet (2009). Nur der HSV (2011).
Werder Bremen 100% Werder (2006). We win! (2006). Lebenslang Grün-Weiß (2012).
Hannover 96 Die Roten (2006). Die Roten. Seit 1896 (2006). Unsere Stadt. Unser Verein. Unsere Leidenschaft! (2011).
VfL Wolfsburg Das ist Fußball (2002). Weck den Wolf in Dir! (2008).
FC Schalke 04 Wir leben Dich (2012).
1. FC Nürnberg Wir sind der Club.
Fortuna Düsseldorf Einfach nur Fußball (200x). Wo ist Deine Heimat?
Bayer Leverkusen Wir 04 – für Leverkusen.
TSG Hoffenheim Ein Team. Ein Weg. Einmalig. (20xx)

Keinen Slogan gefunden: VfB Stuttgart, SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, Mainz 05, SpVg Fürth, FC Augsburg, Bayer Leverkusen.

2. Bundesliga

1860 München Einmal Löwe, immer Löwe (2010).
MSV Duisburg Die Zebras (2006). Leben.Liebe.Leidenschaft.MSV (2011).
Hertha BSC Play Berlin (2003). Aus Berlin. Für Berlin. (2010).
VfL Bochum Mein Revier ist hier (2003).
Energie Cottbus Im Osten geht die Sonne auf.
1. FC Kaiserslautern Das Herz der Pfalz (2006).
Eintracht Braunschweig Wir sind Eintracht (2012).
Dynamo Dresden Tradition verpflichtet (2011).
FC St. Pauli Kampf der Drittklassigkeit (2004). Non established since 1910 (2010).
1. FC Köln Meine Liebe. Meine Stadt. Mein Verein (2011).
Union Berlin Verliebt in Union (200x). Nicht ohne Liebe (2011).
Jahn Regensburg Eine Stadt! Ein Team! Ein Traum!

Keinen Slogan gefunden: Erzgebirge Aue, SV Sandhausen, FC Ingolstadt, VfR Aalen, SC Paderborn, FSV Frankfurt.

3. Liga

Alemannia Aachen Echt. Klasse. (2005).
Arminia Bielefeld Die Leidenschaft geht weiter (2006). Die Blauen (2007).
1. FC Saarbrücken Liebe kennt keine Liga (2007).
Offenbacher Kickers Die Kickers sind göttlich. Komm auf den heiligen Berg (2005).
Karlsruher SC Original KSC – Fußball seit 1894 (2010).
VfL Osnabrück Wir. Gemeinsam. Jetzt! (2009).
Hansa Rostock Unsinkbar seit 1965 (2010).
Chemnitzer FC Die Himmelblauen.
SV Wehen Wiesbaden Unsere Stadt, unser Verein, unser Ziel: 2. Bundesliga (2011).
SV Darmstadt 98 Die Lilien bleiben DA (2008). Wir Lilien. Aus Tradition anders. (2015)

Keinen Slogan gefunden: Preußen Münster, SpVgg Unterhaching, 1. FC Heidenheim, Hallescher FC, Stuttgarter Kickers, Wacker Burghausen, Rot-Weiß Erfurt, SV Darmstadt, SV Babelsberg.

(Für Ergänzungen in allen drei Ligen wäre man hier natürlich sehr dankbar.)

Es wird schnell deutlich, es existieren gemeinhin fünf Aspekte, die angesprochen werden wollen: Erstens, dass „wir“ alle zusammen irgendwas sind, meistens der Verein, manchmal die Stadt oder Region. Zweitens, dass man „echt“ sei, also keineswegs falsch oder kopiert oder Ähnliches. Drittens, dass man für immer treu sein werde. Da schwingt die große Angst mit, dass es im Misserfolgsfalle dann vielleicht doch nicht so sein würde. Viertens dass man selbst aus der Region sei, für die Region oder auch in der Region. Last not least die Emotion, ohne die heute ja gar nix mehr geht.

Die Slogans der Vereine bestehen also aus den folgenden fünf Zutaten:

1. Gemeinschaft

2. Authentizität

3. Treue

4. Lokalpatriotismus

5. Emotion

Wobei Punkt 5, die Emotion, gerne in der Farbe „Leidenschaft“, ansonsten in der Farbe „Liebe“ daherkommen darf — so einfach ist die Rezeptur für die Suppe der Fußballslogans zu entschlüsseln. Ungefähr die gleiche Rezeptur dürfte auch für die Texte der Vereinshymnen gelten.

Es fällt dann auch die Frage an, ob man als „Global Player“ seine regionale Verbundenheit heutzutage noch allzu sehr in den Vordergrund stellen sollte. Hat auch Borussia Dortmund erkannt und verließ sein regional anknüpfendes „Wieder hier im Revier“, hin zu einem generellen Blabla. Wichtiger ist mittlerweile nun mal, das Universale an einem Verein zu betonen. „Echte Liebe“ (z. B.) kennt man schließlich sowohl auf den Philippinen als auch in Chile. Und treu sein kann man von dort aus auch, während man weniger Herz der Pfalz oder sonstiger Regionen sein kann, und auch schlecht Berlin playen kann, wobei man gerade dort ja jüngst wieder vom Global- zum Zweitligaplayer hinabstieg. Hannover 96 und der 1. FC Köln tauschten quasi nur die Possessivpronomen aus, da waren die Slogans im Doppelpack wohl günstiger.

Die wenigen Ausnahmen bilden tatsächlich das Salz in der wenig gewürzten Suppe der Slogans der Vereine, wobei die Koketterie des FC St. Pauli, eben nicht etabliert zu sein („Non established since 1910″), ein schönes Paradoxon darstellt. Wäre man nicht seit 1910 oben dabei, würde dieser Slogan ja von niemandem zur Kenntnis genommen. Immerhin nimmt man bei Hansa Rostock etwas kreativeren Bezug auf sein Wappen („Unsinkbar seit 1965″) und damit am Ende auch wieder auf seine regionale Zuordnung. Interessant wäre im Falle Dynamo Dresdens („Tradition verpflichtet“) noch zu wissen, wozu Tradition jetzt genau verpflichtet, doch ungewollt ist es wohl nicht, die Beantwortung dieser Frage jedem Rezipienten selbst zu überlassen. In Wolfsburg musste man den Fans früher sogar noch erklären, was der VfL Wolfsburg überhaupt für eine Sportart betreibt („Das ist Fußball“). Angesichts seiner besonderen Geschichte im Niemandsland der Aufmerksamkeit sei ihm das wohl verziehen.

Ebenfalls sticht eine Komposition aus Punkt 5, der Emotion, und Punkt 3, der Treue heraus: „Liebe kennt keine Liga“ des 1. FC Saarbrücken, mittlerweile wohl auch an diversen anderen Orten des Fußballs gekapert, was wiederum belegt, dass nahezu jeder Slogan für jeden Club funktionieren würde.

Erstaunlich, dass diese Mode aus der Welt der Konzerne — da kann man bitte alle möglichen Claims selbst aufzählen — zu so austauschbaren Ergebnissen bei den Fußballvereinen geführt hat. Könnte daran liegen, dass die Hirne, die sich derartige Slogans ausdenken, die selben sind wie jene für die Claims der Firmen. Oder daran, dass die meisten Fußballvereine nun mal kaum einzigartige Eigenschaften besitzen, am Ende ist ein Fußballclub in erster Linie immer noch schlicht ein Fußballclub. Echt. Klasse.

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Free refill

Und da wir gerade schon bei Getränken rund um den Fußballsport sind, hier gleich die nächsten Konvertiten von ungesund zu gesund — oder zumindest müssen sie jetzt draufzahlen, wenn sie „ungesund“ wählen.

Die Stadt ohne ordentlichen Fußballclub hat ja bekanntlich doch so etwas in der Art, Rot-Weiss Essen nämlich. Und die krebsen ebenso bekanntlich seit Jahrzehnten irgendwo zwischen 2. und x-ter Liga herum, ohne jemals sesshaft werden zu können. Geld fehlt trotz einer für untere Regionen beträchtlichen regelmäßigen Zuschauerschaft ständig, denn erstens ist Essen trotz gewisser anwesender Konzerne immer noch Ruhrgebiet und zweitens ist Fußball in Essen und ganz besonders Fußball in Essen irgendwie bäh. Und drittens, wie wir gleich sehen werden, hat die Klubleitung nicht ganz so arg viel Ahnung von Sport.

Wegen dieser Finanznot also muss RWE mal wieder sparen, und wie das funktionieren soll, dazu hat sich der Verein eine Liste einfallen lassen, die sich gewaschen hat.

Denn wenn man genau hinliest, dann erklärt sich auch zum Teil, warum Rot-Weiss Essen immer da unten rumkrebst und kein Bein in den Profifußball bekommt. Teil des Sparplans ist nämlich:

- Cola und Fanta gibt es auch nicht mehr umsonst für die Kicker

Ja Zapperlot, soll das etwa heißen, bis zur Einführung dieses Sparplans haben sich die Rot-Weissen vor jedem Spiel und in der Halbzeitpause immer schön die Zuckersoße des Fifa-Hauptsponsors reingezogen, auf Kosten und nach Zurverfügungstellung des Vereins auch noch, und sich dann gewundert, warum sie immer die entscheidenden Zehntel langsamer waren als der Gegner?

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Janus: Dritte Liga war schön

[photopress:dritte_liga_war_schoen_zeit_fuer_uns_zu_gehn.jpg,full,alignleft] Weil es justament bei mir eintraf und als Sonntagmorgen-Lektüre dienen wird, sei es hier auch noch einmal erwähnt: Janus greift wie man weiß immer noch regelmäßig in die Tasten, wann immer er die Fortuna live auf dem Platz verfolgt. Diese Fortuna wiederum war Gründungsmitglied des „Premiumprodukts“ des DFB, der 3. Liga nämlich. Und genauso schnell wie sie dort reingekommen war, hat sie sich auch schon wieder in Richtung 2. Liga verabschiedet, nach einem dramatischen Finale samt Zuschauerrekord. Zur Zeit schnüffelt sie gar an den Aufstiegsplätzen zur — man mag es kaum glauben: Fortuna Düsseldorf! — ersten, ja, zu jener Bundesliga, in der man den „richtigen“ Fußball verortet, der zumindest die größte Aufmerksamkeit bundesweit erhält. Doch auch darunter spielt man Fußball, in den meisten Fällen, dürfen wir immer noch annehmen, sogar ohne gekaufte gegnerische Verteidiger oder Schiedsrichter. Janus war nicht erst in jener 3.-Ligasaison von Anfang bis Ende dabei, er hat es ja auch schon in der Oberliga mitgemacht, nun gibt es seine gesammelten Werke aus der 3. Liga als Buch zu kaufen.

Zur Einstimmung der Klappentext:

Nach zehn Jahren Abstinenz steigt Fortuna Düsseldorf wieder in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen. Einer macht es trotzdem und lässt die gesamte Saison 2008/2009 der Fortuna in der neu gegründeten 3. Liga Revue passieren. Über schöne Siege, blöde Niederlagen, unglaubliche Unentschieden und die ein oder andere abwechslungsreiche An- und Abfahrt.
Sandhausen, Burghausen, Emden, Aalen … aber auch Braunschweig, Dresden, Offenbach, Berlin. Ein nostalgischer Rückblick. Mit Fußball.

Und um zu beweisen, dass neben ausführlichen Reisebeschreibungen tatsächlich Fußball drin vorkommt, hier ein kleiner Appetithappen:

1:0 Morabit (1.)
1:1 Christ (11., Foulelfmeter)
1:2 Jovanovic (12.)

Melka hält Foulelfmeter von Dogan (20.)
Melka hält Foulelfmeter von Boland (40.)

2:2 Lenze (49. Foulelfmeter)
2:3 Lambertz (51.)
3:3 Lenze (52.)
3:4 Costa (54.)
4:4 Boland (64.)
4:5 Christ (85.)
5:5 Banser (90.)

Was soll man über solch ein Spiel schreiben? Eigentlich wäre ein Roman angebracht. Denn mal Hand aufs Herz – wie oft im Leben bekommt man so etwas geboten? Wie viele Kilometer reißt man für seinen Verein ab, bevor man einmal bei einem solchen Spiel im Stadion sitzt? Ein Spiel, welches im Minutentakt zu völlig unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen hinreißt, um einen hinterher fassungslos verstummen zu lassen, weil wirklich jede Steigerung, die man sich während des Spiels vorstellen kann, dann auch tatsächlich eintritt? Ja, gut, wenn ich mir genug in- und ausländische Ligen im Bezahlfernsehen zusammenkaufe, dann sehe ich im Laufe einer Saison vielleicht einige Spiele der Kategorie „unglaublich“, ist ja rein statistische Wahrscheinlichkeitsrechnung. Man mag sich dann auch immer glänzend unterhalten fühlen und der Meinung sein, das entsprechende Abo habe sich doch voll gelohnt. Meinetwegen. Aber eins, das kann man dann nicht: am Ende eines Spiels fassungslos nach oben aufs Tribünendach starren, weil der letzte Höhepunkt des Spiels dann doch einer des Gegners war — und trotzdem gleichzeitig denken: „Schön, dass ich dabei war …“

Und da Weihnachten vor der Kabinentür steht und bestimmt jeder irgendwo ganz entfernt einen Fortuna- oder auch Janus-Fan kennt, wäre das Ganze ja eine nette Idee, für Auswärts- oder sonstige längere Fahrten. Bei BoD kann man das Buch kaufen. (Nein, keine Provision für mich, aber gute Unterhaltung für alle Empfänger, diesmal ja sogar mit Happy End.)

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Das ist einfach nicht mein Niveau

Wenn einer viel zu gut ist für den Rest, als der Rest, über dem Rest, dann sieht es normalerweise so aus, dass man jeglichen Ball, den man erobert, so schnell wie möglich zu diesem viel besseren Spieler als der Rest befördert, woraufhin der seine Gegner wie Slalomlakritzschnecken stehen lässt und ein Tor nach dem anderen schießt oder so unwiderstehlich für seine Mitspieler auflegt, dass die gar nicht anders können als ins Tor hineinzutreffen. Man weiß dann: Entweder kommt der Gegner nicht mehr wieder, weil er nicht so taten- und vor allem machtlos zusehen will, wie ihm Tor um Tor gezapft wird, oder der viel Bessere kommt nicht mehr wieder, weil er a) nach oben hin weggekauft wurde oder b) sich selbst bei dieser Überlegenheit tierisch langweilt.

Man hat gesehen, dass das für Luca Toni einige Klassen zu tief war.

Nicht ganz wörtlich wird Mehmet Scholl so wie oben zitiert. Das tatsächliche Resultat war nach 45 Minuten eine Gelbe Karte, die kicker-Note 3,5 und ein Kopfball an die Latte. Das Team lag bei seiner Auswechslung schon 0:2 hinten, am Ende verlor es 0:5. Natürlich spielen immer 11 Mann und niemand kann das Spiel alleine gewinnen, der Titan hat’s ja auch nicht geschafft. Aber ist das nicht doch ein bisschen mager, wenn man annimmt, dass hier ein Weltmeister spielte, ein italienischer Nationalstürmer und auf der anderen Seite eine Drittligamannschaft?

Wie hat man sich das also konkret vorzustellen, dass ein Spieler wesentlich besser als die anderen ist, er das aber nicht ausspielen kann, weil die Klasse einfach zu tief ist? Die Antwort weiß wohl nur der Grünwalder Wind.

Für alle unter uns, die wirklich Scheiße spielen, bieten sich allerdings nun ganz neue Ausreden: Das sei einfach nicht unsere Klasse, viel zu tief, auf dem Niveau könne man eben nicht zeigen, was man wirklich kann, das gehe nur in Länderspielen oder in der Champions League, aber doch nicht gegen dieses Team aus der Bunten Liga. Und überhaupt: Falls man ausgewechselt werde, werde man vor Schlusspfiff nach Hause gehen, ohne abzuwarten, wie die Partie nun ausgeht. Wie ein Weltmeister eben, der ganz profan auch keinen Bock auf im-Stau-Stehen hatte. Achja, und natürlich eine Gelbe Karte abholen, weil der Schiedsrichter nun mal keine Ahnung habe. Viel zu tief, dieses Niveau.

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Janus: Schlecht I, II, III, IV und dazwischen ein bisschen schönes München

Janus, Ihr kennt ihn schon, hat erneut das Land bereist, und schon wieder ging’s in den Süden der Republik. Erstaunlich, offensichtlich hat ihn Regensburg letztens so begeistert. Diesmal war fußballerisch allerdings alles schlecht, von Anfang bis Ende, mit einer kleinen Ausnahme in München in der „Hermann-Gerland-Arena“. Wie gut, dass janus immer wieder auch zur Seite blickt, wenn er über Fußball schreibt, so blieb dann doch noch etwas Positives:

Der Eindruck der Weltstadt München beginnt dann schon am Flughafen. Nach zwei anstrengenden Minuten gebe ich es auf, die Tarifbedingungen des Nahverkehrs zu verstehen, obwohl das entsprechende Poster groß genug ist. Was die da an Bestimmungen, Tarifen und Beispielen anführen, Zonen, Ringe, Tickets…das kann man sich nicht länger als zwei Minuten mit Verstand antun. Immerhin gelingt es mir, durch unfallfreies Abzählen der Zonen den Fahrpreis zum Münchner Hauptbahnhof zu ermitteln: satte 9,20 ¤ für eine eben so satte Dreiviertelstunde, schließlich ist der Flughafen dermaßen weit draußen und vom Hauptbahnhof entfernt, dass er Ede Stoiber einst zu seiner legendären „Flughafen, Hauptbahnhof…mir doch egal, ich steig überall ein!“-Rede inspirierte. Man rumpelt mit der S 8 also vorbei an so malerischen Orten wie dem Heizkraftwerk Unterföhring, unmittelbar neben der Bahnstrecke gelegen, dessen dichte Rauchwolken mir wirklich zu denken geben würden, würde ich in der Nähe wohnen. Oder am Leuchtenbergring, an dem der Ausblick auf Bürotürme und Lagerhallen, der schon seit einigen Minuten geboten wird, fast schon angenehm aufgelockert wird durch einen Betriebshof der Stadtwerke, auf dem sich dort gelagerte, leere Müllcontainer gefühlt bis an den Horizont erstrecken. Zwischendurch lässt die Fahrt aber noch nostalgische Gefühle in mir aufwallen, nämlich beim Passieren der Station Daglfing. Wer erinnert sich nicht an den legendären, unbestechlichen Adi Furler, wie er einst in der Sonntags-Sportschau regelmäßig die Zahlen eines ominösen Rennquintetts verlas? Ich hab früher nie kapiert, was es mit diesem Rennquintett auf sich hatte, aber eines ist mir noch in Erinnerung, nämlich dass der Adi bei der Ankündigung der Zahlen des Öfteren sprach „- ermittelt auf der Trabrennbahn Daglfing“. Weiß ich also dreißig Jahre später wenigstens, wo damals so eifrig ermittelt wurde.

Typisch Fortuna, sich immer wieder dann punktemäßige Auszeiten zu nehmen, wenn es drauf ankommt, weiß janus nur von schlechten und noch schlechteren Spiele zu berichten, trifft dabei so alte, hier besonders beliebte Bekannte wie Mario Basler und ist zeitgleich mit dem von der Partie twitternden Probek (oder probek?) in besagter Hermann-Gerland-Arena, wo er Zeuge einer besonders eingeübten Choreographie auf dem Platz wird.

Und so wie in der Stadt das Maggi Kochstudio nur einen Steinwurf vom altehrwürdigen Isartor entfernt liegt, so weiß auch das altehrwürdige Stadion mit einer Neuheit zu glänzen: sie kommt von links herangerauscht und heißt Sebastian „Heidi“ Heidinger. Sensationell, wie der den Abstauber zum Siegtreffer einnetzt und gleich zur Fankurve durchrennt. Sensationell deshalb, weil der Bewegungsablauf vom Ansetzen des Sprints bis zum Erreichen des Zaun so flüssig vonstatten geht, dass man den Eindruck gewinnen kann, der Heidi habe diese Aktion exakt so geplant, und den Ball unterwegs nur nebenbei rein gemacht, weil er ihm grad zufällig in den Weg rollt. Zu seinem allerersten Pflichtspieltor für Fortuna überhaupt. Dazu und zur gelungenen Performance, die einem schönen Ausflug die Krone aufsetzt, sag ich Glückwunsch und herzlichen Dank. Und noch die Liebeserklärung des Kapitäns oben drauf. Andreas Lambertz nach dem Spiel über den Torschützen: „Der Heidinger hat einen Pfeil im Arsch, so schnell ist der.“

Und jetzt wieder hin zum gesamten Reise- und Fußballbericht vom Original-janus. Zu schlechter Letzt erwähnt janus noch eine aktuelle Aktion bei der Fortuna, die das Ziel hat, mindestens 25.000 Zuschauer in die noch LTU-, bald Esprit-Arena zu bewegen. Einer dieser dann evtl. über 25.000 Zuschauer kenn ich wohl schon, sie wird ebenfalls zu diesem Spiel am Rhein erwartet. Man darf gespannt sein, was sich die beiden später im Netz von dieser Partie zu erzählen haben werden.

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Janus in der Stadt der Wunder

Es ist mal wieder so weit, der Mann, der aufgrund seiner Verbundenheit zu Fortuna Düsseldorf inzwischen auch die entlegensten Winkel der Republik kennt, janus, berichtet von seinen Reisen und erlebt dabei einige Wunder auf und neben dem Platz:

Zunächst traten wir die Reise bereits am Freitag Vormittag an und rauschten ohne Aufenthalt durch bis zu einer Pause an der Raststätte Jura West in Velburg. Klingt jetzt nicht besonders dolle, hat aber schon eine 9er-Postleitzahl und ist somit Bayern. Dort überraschten die Toiletten. Nicht dass ich an deutschen Raststätten-Toiletten im Laufe der Jahrzehnte noch irgendetwas überraschend finden würde – vielmehr war es die doch eher ungewöhnliche Space-Trance-Musik, die dort aus den Lautsprechern erschallte, die mich zu heftigem Stirnrunzeln veranlasste. Man lief bei diesem Gedudel nämlich akut Gefahr, am Urinal stehend einzupennen. So etwas habe ich noch nicht gehört, und ich warte nunmehr auf die ersten Toiletten mit Walgesängen.

Damit aber nicht genug, gab es während der Reise nach Regensburg noch so einiges Anderes zu erleben, was nur durch höheren Beistand erklärt werden kann:

Da zeigte man uns nämlich, dass man in dieser Stadt auch aus den alltäglichen Dingen des Lebens gar Wundersames zu schöpfen vermag: nämlich wie man ohne eigene Torchance in der 2. Halbzeit ein Tor erzielen kann, wenn auch unter der gütigen Mithilfe unseres Keepers. Michael Melka hatte eine Flanke sicher abgefangen und eilte mit dem Ball in der Hand nach vorne zur Strafraumgrenze, um mit einem seiner bekannt weiten Abschläge Olivier Caillas ins Szene zu setzen, der in der gegnerischen Hälfte so ziemlich alleine stand. Und da Melkas Blick schon in die Ferne auf Caillas gerichtet war, übersah er das bzw. den Naheliegenden: Beim Abschlag ballerte Melka den einen halben Meter vor ihm postierten Regensburger Dennis Grassow den Ball versehentlich an den verlängerten Rücken. Und in jedem anderen Stadion hätte es vielleicht ein wenig Verwirrung im Strafraum gegeben, mehr nicht. Aber hier, in der Stadt mit dem großen klerikalen Hintergrund und den fast schon metaphysischen Erfindungen der Deutschen Bahn – hier flog das Leder schnurstracks ins Netz, und zwar ohne zuvor nochmals den Boden zu berühren. Bedarf es eines weiteren Beweises, dass es sich bei Regensburg um die Stadt der Wunder handeln muss?

Und wer das Tor nicht bereits in Arnd Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs gesehen hat, dem kann hier geholfen werden:

Und danach dann ab zu janus‘ wie immer wesentlich längerem Bericht über Wunder, sächsischen Beton und Pleiten zu Karneval.

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Neues aus Leverkusen Düsseldorf

Janus hat wieder seine vierteljährliche Rückschau zu Bits gebracht. Darin geht es nicht allein um die Winterpausen-Transfers der 3. Liga und um – man höre und staune – Siege der Fortuna über Teams der unteren Tabellenhälfte, gegen die Fortuna ansonsten gerne strauchelt. Auch wer sich mehr für die erste Liga interessiert, wird dieses Mal bedient:

Allerlei Ränkespiele und Marketing-Machenschaften rund um den Umzug von Bayer Leverkusen in die LTU-Arena. Was dabei alles in die Wege geleitet wird, um das Stadion zu füllen und wie selbst die in Düsseldorf ansässigen Medien mitmachen, ist schon bemerkens- und janus eine Vielzahl von Zeilen wert. Und das Schönste ist: Reinhold Beckmann kommt ebenfalls drin vor, wenn auch nur als toter Mann.

Leverkusen eröffnete seine Heimspielsaison in der Arena Ende Januar mit dem DFB-Pokal-Spiel gegen Cottbus (3:1). Offiziell waren es 16.000 Zuschauer, sozusagen alle Dauerkartenbesitzer. Die inoffizielle Zählung, nämlich die Anzahl der elektronischen Pings an den Drehkreuzen, soll sogar nur 14.000 Zuschauer ausgewiesen haben, aber das ist natürlich nur so ein Insider, den ich niemals offiziell schreiben würde. Ein Anhänger der Leverkusener versuchte dies im Fortuna-Forum dergestalt zu erklären, dass der Gegner halt keinen interessieren würde, und außerdem sei ja noch diese unfassbare Anreise von 40 km zu einem Heimspiel zu berücksichtigen, ein Argument, über das zumindest ich persönlich herzlich lachen kann. Rosinenpicker Bundesliga halt.

Aber irgendwie scheint man in der Bayer-Führungsetage dieselben Gedanken gehabt zu haben. Denn nach dem Spiel gegen Cottbus lief die Werbemaschinerie der Chemiker richtig zu Hochform auf. Meterhohe Plakate in ganz Düsseldorf werben für die Bayer-Heimspiele, es wurden und werden reichlich Freikarten an Düsseldorfer Schulen verteilt, der einheimische Boulevard titelte: „Eine lange Durststrecke geht zu Ende – endlich wieder Bundesliga in Düsseldorf“, der derzeit verletzte Nationalspieler Bernd Schneider erschien in der Düsseldorfer Altstadt in einem Brauerei-Ausschank, um Autogramme zu schreiben, und wahrscheinlich musste man noch dankbar sein, dass während der Anwesenheit des Leverkusener Trosses dort nicht eine Stunde lang Kölsch ausgeschenkt werden musste. Als „Sahnehäubchen“ gab es noch das Interview mit dem Bayer-Sportbeauftragten Meinolf Sprink, der mal locker von sich gab, natürlich versuche man, in Düsseldorf Fans abzuwerben und Sponsoren mit besonderen Angeboten die Marke Bayer 04 schmackhaft zu machen. Alles übrigens Aktionen, die dem bekennenden Ignoranten der Sportart, die er von Zeit zu Zeit zu moderieren oder kommentieren pflegt, Reinhold Beckmann nämlich, zu der Wertung „Ein Riesen-Erfolg für Bayer“ veranlassten. Okay, dessen Kopf ist in Bezug auf Fußball schon längst eine tote Telefonleitung: da klingelt nix mehr. Insoweit nicht überraschend.

Insgesamt mal wieder die Kleinigkeit von 5.833 Wörtern, wohlgemerkt gilt bei janus anders als z. B. beim oben rechts verlinkten Toni Schumacher: Quantität ist immer auch Qualität.

Zu einem der von janus zitierten Plakate mit dem Aufdruck „Werkself“ geht es hier und dann aber auf zu janus‘ vollem Beitrag.

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Kompetenz in Schrott

Wieder sind drei Monate um, oder vier, oder irgendwie etwas dazwischen, denn janus hat wieder in die Tasten gegriffen. Das Jahr 2008 ist vorbei und die gute Punkteausbeute der Mannschaft vom Flinger Broich ebenfalls. Was dabei alles passierte, warum und wie genau, das liest man wieder wort- und witzreich in den neuesten Ausführungen des Herrn Bahnfahrer aus Bonn:

Am 06.12.08 ging es gegen den VfR Aalen von der Schwäbischen Alb. Die uralte Geschichte mit dem Nürnberger Busfahrer, der einst seinen Fan-Club zum Auswärtsspiel in der 2. Liga nicht nach Ahlen in Westfalen, sondern nach Aalen kutschierte und sich anschließend wunderte, warum er soll schnell in NRW war, die kennt ja wohl mittlerweile jeder, die erzähl ich nicht mehr. Eher schon, dass Aalen vor der Saison zu den Aufstiegsfavoriten zählte. Als man nach vier Spieltagen (!) noch nicht uneinholbar an der Tabellenspitze stand, zog man schnell die Notbremse und entließ den Trainer, Edgar „Euro-Eddy“ Schmitt. Anschließend holte man Jürgen Kohler als Trainer, und die Mannschaft, die in der letzten Saison der Regionalliga Süd mit Abstand den stärksten Sturm hatte, mutierte zur echten Beton-Mischmaschine, ausgehend vom Hauptsponsor und Namensgeber der heimischen Scholz-Arena (Firmenslogan, auch auf dem Mannschaftsbus: „Kompetenz in Schrott“) sowie von der Statistik, die für die 17 Spiele der Aalener vor dem Nikolaustag 2008 immerhin fünfmal das Ergebnis von 0:0 auswies. Dann musste Kohler aufgrund gesundheitlicher Probleme den Trainerjob an den Nagel hängen und wechselte auf den Posten des Sportdirektors. Auch der neue Coach ist kein Unbekannter, es handelt sich um Petrik Sander, einst geschätzter Übungsleiter bei Energie Cottbus. Ich muss nur noch ein wenig überlegen, dann fällt mir bestimmt auch ein, welchem Spielsystem er dort zumeist den Vorzug gab…

Auszug aus dem wie immer lesenswerten und wesentlich längeren aktuellen Bericht von „Janus‘ kleine Welt“.

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