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Schlagwort: Belgien

Live-Blog zur Gruppen-Auslosung der WM 2018 im Kreml

Gruppe A

A1 Sbornaja
A2 As-suqur al-hadra (Grüne Falken)
A3 Fara‘ina (Die Pharaonen)
A4 La Celeste

Gruppe B

B1 Seleção das Quinas
B2 La Furia Roja
B3 Lions de l‘Atlas
B4 Team Melli

Gruppe C

C1 Les Bleus
C2 Socceroos
C3 La Blanquirroja
C4 Danish Dynamite

Gruppe D

D1 Albiceleste
D2 Strákarnir okkar
D3 Vatreni
D4 Super Eagles

Gruppe E

E1 Seleção
E2 Nati
E3 Los Ticos
E4 Beli Orlovi

Gruppe F

F1 Mannschaft ohne Spitznamen
F2 El Tri
F3 Tre Kronor
F4 Taeguk Warriors

Gruppe G

G1 Rode Duivels/Diables Rouges
G2 Los Canaleros
G3 Les Aigles de Carthage
G4 Three Lions

Gruppe H

H1 Bialo-Czerwoni
H2 Les Lions de la Teranga
H3 Los Cafeteros
H4 Samurai Blue

[16.58] Das häufig vorhandene Losglück hat die Deutschen diesmal verlassen. Mexiko und Schweden sind schon eine Konstellation, an der man auch gut scheitern kann. Insofern stimmt das nicht, was unten steht: dass man ohnehin durchkommt. Aber mit Schweden und Mexiko konnte man ja nicht unbedingt rechnen (jedenfalls nicht in den ca. 57 durchgeführten Probeauslosungen). Dazu mit Südkorea ein Team, das immer mal für eine Abnutzungsschlacht gut ist – soweit jedenfalls das Klischee. Es hätte wirklich deutlich einfacher kommen können, zum Beispiel mit der Prognose Peru, Ägypten und eben Südkorea. Immerhin einen Treffer bei diesem Glücksspiel, würde man jetzt aber doch lieber gerne gegen Saudi-Arabien oder Iran tauschen. Geht aber nicht mehr. Die „deutsche“ Gruppe steht fest und könnte schon ein echtes Zähneausbeißen werden, zumal man zuerst gegen Mexiko und dann gegen Schweden spielt. Da könnte man auch gut und gerne bei nur 2 oder 3 Punkten stehen und hätte den Druck, gegen vielleicht noch weiterkommen könnende Südkoreaner (sofern bis dahin noch existent) gewinnen zu müssen. Natürlich sind ebenso 9 Punkte aus diesen drei Gruppenspielen möglich. Dennoch darf man vor allem eins nicht tun: diese Gegner unterschätzen, nur weil Mexiko ja „noch nie weit gekommen“ (Bela, meinte aber das Viertelfinale) ist oder Schweden sich gegen Italien 90 Minuten nur eingeigelt hat. Aber hier nimmt man es sportlich: besser so als eine Gruppe, bei der man schon vorher einschläft, weil es nur um die Höhe des Sieges geht. Spannend wird aber in jedem Fall, wer neben den Deutschen weiterkommt, sofern diese es doch schaffen, ihrer Favoritenrolle in 2,5 Spielen gerecht zu werden. Tippe da am ehesten auf Schweden, aber da spielt wohl vielleicht auch zu viel Sympathie mit rein.

[16.32] Das Prozedere wird erklärt. Dürfte dem hiesigen Publikum allseits bekannt sein. „The explanation is over“. Gut. Los geht’s schon. Jetzt kommt dann das Tableau nach oben.

[16.30] Jetzt kommt endlich Gary Lineker. Die 15 Minuten bislang waren zumindest alles andere als zäh. Das war früher schon mal schlimmer.

[16.26] Pelé erscheint doch nicht. Erster Lospate ist der Engländer Gordon Banks. Russland hat auch einen Lospaten, obwohl noch nie Weltmeister. 91 Jahre alt. Name nicht verstanden. Shame on me. Für Uruguay ist es Diego Forlan, für Argentinien Diego Maradona. „Sah auch schon mal frischer aus“, ätzt Bela. Dabei sieht Maradona eigentlich ganz gut aus. Für Frankreich kommt Laurent Blanc. Cafu für Brasilien. Carlos Puyol, immer noch ohne Frisur, erfrischend, für Spanien. Fabio Cannavaro, der einzige Italiener, der an der WM – in dieser Form als Lospate – teilnimmt.

[16.23] Bela erwähnt die PK heute morgen, bei der die Dopingvorwürfe zur Sprache kamen. Bela nennt den für das Doping verantwortlich gewesen seienden Witali Mutko zunächst Witali Klitschko. Das ist dieses Phänomen, dass Nachrichtensprecher auch Jahre nach dessen Demission immer noch von Bundeskanzler Kohl, äh Schröder sprachen. Einschlägige Berichterstattung zum Verlauf dieser PK gibt es bei Twitter.

Jetzt ein paar nette Jubilbilder von vorigen WM. Am Ende jubelt die deutsche Mannschaft.

Der Kommentator ist aber immer noch nicht Lineker, sondern ein anderen Mann. Begleitet von einer einigermaßen züchtig gekleideten Frau.

[16.21] Die acht Lospaten werden vorgestellt. Der erste ist Pele. Nicht Wollitz, der aus Brasilien. Die Musik wird melancholischer, aber wohl nicht wegen Pelé. Eher nimmt man wohl schon das Scheitern der Russen bei der WM vorweg. Jetzt geht es doch noch rund. Hat man vielleicht noch schnell was eingeworfen.

[16.19] Okay, jetzt wird doch noch ein bisschen Show gemacht. Russischer Volkstanz. Oder so. Jedenfalls immer noch besser als der Schuhplattler bei der Eröffnung der WM 2006. Was aber auch nicht schwierig ist. „Darf ich mal?“, fragt Bela, als er wohl glaubt, sein Mikro ausgeschaltet zu haben. Was will er wohl gedurft haben wollen?

[16.15] Immerhin verschont uns das ZDF mit dem Showteil. Geht direkt los mit „Miroslava Klose“, wie er auf Russisch von der Moderatorin genannt wird. Gefragt, „how did you like the show?“, antwortet Klose auf Deutsch. Hm. Okay, hat ja auch nie in England gespielt. Klose erwähnt auch das dreimalige Scheitern, 2002, 2006, 2010, was er ja als einziger (?) so erlebt hat, mit der Krönung 2014. Lahm kam doch erst später dazu, nicht wahr?

Außerdem gibt er zu, dass ihm auch sein Torrekord bei der WM tatsächlich etwas bedeutet. Leichten Einschlag ins Pfälzerische. Nach knapp einer Minute ist sein Auftritt aber schon wieder vorbei. Zu Kloses großer Erleichterung offenbar.

[Präludium] Auch wenn „Wetten, dass..?“ nicht mehr existiert: Es gibt sie noch, die Lagerfeuer-Momente in deutschen Landen. Natürlich dann, wenn WM oder EM ist und die Nationalmannschaft spielt – oder die Gruppen für ein solches Turnier ausgelost werden. Heute steht wieder die ganze Nation hinter den Live-Streams und wird den ersten schmerzhaften Moment schon vor Beginn der Auslosung hinnehmen müssen. Miroslav Klose, zur Zeit Trainerhospitant ohne Geschäftsfeld bei der DFB-Elf, wird in seiner Eigenschaft als Weltmeister von 2014 den WM-Pokal an den Ausrichter Russland übergeben. Weltmeister bleibt die deutsche Mannschaft zwar bis zum Abpfiff des Finals der WM 2018 im Olympiastadion Luschniki in Moskau. Den Pokal ist man aber schon mal los. (Wobei man den originalen ohnehin nie länger als ein paar Stunden besaß. Den kassiert die FIFA nach der Verleihung nämlich direkt wieder ein, der Sieger geht mit einem Duplikat nach Hause und foppt auf der Reise durch seine Dörfer und Landstriche mit Menschen darin diese und lässt sie im Glauben, sie sähen das Original.)

Moderieren wird der wohl schlagfertigste Ex-Profi am Twitter, Gary Lineker, dessen Bonmot von den 22 Männern und den 90 Minuten schon 1990 von dieser Schlagfertigkeit kündete. Etwas erstaunt sein darf man dennoch, dass dieser ansonsten kein Blatt vor den Mund nehmende kritische Geist sich vom russischen Fußball vereinnehmen lässt. Steht Russland doch in allen erdenklichen Sportarten unter scharfem Dopingverdacht, so auch im Fußball, wie man sich explizit hier noch mal vor Augen führen kann und auch sollte. Der Thread beginnt schon mit den Worten:

„Absurd, dass Gastgeber Russland dabei ist. Denn noch nie waren die Dopingindizien stärker gegen eine aktive Fußballmannschaft.“

Lineker, eingeladen als Torschützenkönig der WM 1986 und eben jener gewandte Moderator, der er inzwischen ist, wird es sich gut bezahlen lassen, und doch wirft seine Teilnahme einen Schatten auf diese Lichtgestalt der Fußballberichterstattung.

Apropos Schatten: Nichts anderes als das, schwarz nämlich, würden die TV-Zuschauer im Iran zu sehen bekommen, sollte Linekers russische Kollegin Maria Komandnaja aus Sicht der Zensoren des Staatsfernsehen im Iran zu unzüchtig gekleidet sein. Dann würde die Übertragung ausgesetzt, der Bildschirm schwarz. Wäre dies weltweit so, hätte man in Moskau genug Gelegenheit, dem trotz des vermeintlichen Dopings der Nationalmannschaft schwächelnden Team der Russen eine möglichst einfache Gruppe zuzuschanzen. Schließlich soll Russlands Nationalmannschaft nicht wie erstmals 2010 Südafrika als Gastgeber schon in der Vorrunde scheitern. Nicht zuletzt, da man im Eishockey-Land Russland ohnehin mangelnde WM-Begeisterung fürchtet. Im Land allgemein und auf den Rängen, die da doch recht leer bleiben könnten, wenn irgendwo in den Weiten Russlands kurz vor den Toren Sibiriens Neuling Panama gegen den Senegal antritt. Da eine solche Ausblendung des TV-Bildes aber nicht kommen wird, muss man zunächst mal annehmen, dass zumindest bei der Auslosung im Kreml alles mit rechten Dingen zugehen wird. Oder wie die SZ schrieb:

„Noch nie wird eine Entscheidung im Kreml so transparent gefallen sein wie diese WM-Auslosung.“

Hier wird diese Auslosung live begleitet, mit dem kleinen Extra-Service, das bei der Auflistung der insgesamt 8 Gruppen von A bis H direkt die Spitznamen der Nationalmannschaften eingetragen werden. Inzwischen ist so etwas ja eine Aufstellung, an der keine Zeitung online mehr vorbeikommt, die Spitznamen aller WM-Teilnehmer in einem eigenen Beitrag aufzulisten.

Hier schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und präsentiert die Auslosung live und liefert dazu gleich die jeweiligen Spitznamen der 31 Nationalmannschaften, die teilnehmen plus jene eine Mannschaft, welche keinen Spitznamen besitzt, die zufällig amtierender Weltmeister ist. Beim DFB mag man das anders sehen (und im Ausland leider auch), doch hier kann man auf derlei fromme Wünsche keine Rücksicht nehmen und bleibt bei der Realität.

Man darf natürlich gespannt sein, wie die Gruppen nun schließlich aussehen werden. Ohne einen Tipp für die Gruppe der Mannschaft ohne Spitznamen geht es natürlich auch hier nicht. Es wird nicht Gruppe H, welche die einzige wäre, welche eine Partie im ehemaligen Stalingrad nötig oder je nach Sichtweise möglich machte, sondern Gruppe D. Eine Partie im nur 500km von Berlin entfernten Kaliningrad ist übrigens schon vor der Auslosung ausgeschlossen, da die Mannschaft von Jogi Löw als Gruppenkopf gesetzt ist, in Kaliningrad aber keine Partie eines Gruppenkopfes vorgesehen ist.

Gegner in dieser, wie man ganz teutonozentristisch gerne formuliert, „deutschen“ Gruppe werden sein: Peru, Ägypten und Südkorea.

Das klänge immerhin doch ziemlich nach einer _Welt_meisterschaft. Sportlich stellt sich die Frage ohnehin nicht, ob die DFB-Elf die Vorrunde übersteht, selbst für den Fall, dass die „Furia Roja“ in ihre Gruppe gelost würde.

Wer selbst noch seinen Tipp abgeben will, kann das gerne noch in den Kommentaren tun, auch wenn anzunehmen ist, dass das alles längst bei Twitter geschehen ist.

(Anders als früher bei Live-Blogs üblich werden die weiteren Beiträge jetzt nicht oben angefügt werden, sondern hierunter.) Nee, doch oben. Während der Auslosung rutscht dann auch diese Auflistung hier nach oben:

Stand der Dinge bei der WM-Auslosung 2018

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Auswertung der Prognosen der EM-Qualigruppen

Mit Aufstockung der Europameisterschaft von 16 auf 24 Teilnehmer fragten wir uns zu Beginn der Qualifikation dazu, ob diese Qualifikation wörklöch so schröcklöch öde werden würde, wie nach allgemeiner Einschätzung zu befürchten stand. 25 Menschen teilten ihre Tipps für die jeweils drei ersten Plätze mit.

So endete die EM-Qualifikation schließlich:

A: Tschechien, Island, Türkei, Niederlande, Kasachstan, Lettland
B: Belgien, Wales, Bosnien-Herzegowina, Israel, Zypern, Andorra
C: Spanien, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Luxemburg, Mazedonien
D: Deutschland, Polen, Irland, Schottland, Georgien, Gibraltar
E: England, Schweiz, Slowenien, Estland, Litauen, San Marino
F: Nordirland, Rumänien, Ungarn, Finnland, Färöer, Griechenland
G: Österreich, Russland, Schweden, Montenegro, Liechtenstein, Moldawien
H: Italien, Kroatien, Norwegen, Bulgarien, Aserbaidschan, Malta
I: Portugal, Albanien, Dänemark, Serbien, Armenien

Dabei fallen vor allem drei Gruppen heraus, die nicht das Erwartete brachten: Gruppe A mit dem Scheitern der Niederlande, der Direktqualifikation Islands, Gruppe F mit dem schwachen Abschneiden von Griechenland und Finnland sowie dem überraschenden Gruppensieger Nordirland und Gruppe I, in der weder Serbien noch Dänemark erreichten, was man allgemein erwartet hatte oder hätte.

Das Gegenteil stellten vor allem die Gruppen E (England – Schweiz – Slowenien) und H (Italien – Kroatien – Norwegen) dar, in der fast alle Teilnehmer sogar die endgültige Platzierung korrekt voraussagten. Ebenso wenig überraschen die Gruppensiege von Spanien und Deutschland, wobei es da bei den weiteren Platzierungen schon variabler zuging.

Nun also zur Auswertung.

Korrekt getippe Platzierungen

Ingesamt gab es 9 Gruppen à 3 Platzierungen zu tippen, macht 27 Tipps pro Teilnehmer. 25 Personen nahmen teil. Macht 675 Tipps. Davon waren – unten im Datenteil grün gekennzeichnet – 205 völlig korrekt. Dies entspricht einer Quote von 30,4 Prozent richtiger Tipps. Die Zahl der völlig richtigen Tipps schwankte dabei zwischen 7 (26 Prozent) und 14 (52 Prozent) von 27.

Direktqualifikanten

Interessanter als die Frage nach den genau richtig getippten Platzierungen war ja aber die Frage, wie genau man vorhersagen könne, welche Teams sich schließlich qualifizieren bzw. die Playoffs erreichen. Der Ausgang der Playoffs wurde in der gesamten Auswertung nicht berücksichtigt, weil deren Teilnehmer damals natürlich nicht bekannt waren und dementsprechend auch nicht eingeschätzt werden konnten.

Im zweiten Schritt wird also die Zahl der richtig getippten direkt Qualifizierten betrachtet. Hier gab es 9 Gruppen à 2 Qualifikanten, also 18 Tipps von 25 Teilnehmern, macht 450 Tipps. Davon waren 265 Prognosen korrekt, womit sich ein Prozentwert von 58,9 Prozent als zutreffend erwies. Die Zahl der richtigen Tipps variierte hier zwischen 12 (67 Prozent) und 8 (44 Prozent).

Korrekt getippte Qualifikanten

Doch im Kern war ja die Frage, ob man ahnen könne, welche drei Teams in einer Gruppe die für die Qualifikation relevanten Plätze erreichen würde. Hier waren also wiederum 675 Tipps nötig gewesen. Allein danach ausgewertet, wie viele dieser drei Teams, egal auf welcher Position die Qualfikation bewältigten, waren nicht weniger 534 Tipps von 675 zutreffend, somit 79,1 Prozent. Der Zahl der korrekten Tipps schwankte dabei zwischen 17 (63 Prozent) und 24 (89 Prozent). Im Schnitt wurden also nur 20,9 Prozent von 27 zu prognostizierenden Qualifikanten nicht korrekt prognostiziert.

Ob man das noch interessant nennt, muss trotz des unerwartet schlechten Abschneidens von vor allem Griechenland und den Niederlanden jeder für sich selbst entscheiden.

Hier würde man auch trotz der unerwartet spannenden Gruppe mit Deutschland darauf plädieren, die Eingangsfrage, ob die EM-Quali „schröcklöch öde“ werden würde, in Bezug auf die Ergebnisse mit ja beantworten.

Die Daten im Detail – vor allem interessant für die, die teilnahmen – folgen hier jetzt in drei Versionen, entsprechend der obigen drei Auswertungsverfahren. Kann man durchscrollen oder jeweils mit diesen Links ansteuern (funktioniert nur in der Komplettversion des Textes).

1. Platzierung genau richtig
2. Direktqualifikanten korrekt
3. alle sich überhaupt Qualifizierenden richtig

Unzweifelhaft natürlich, dass alle Werte noch wesentlich günstiger ausgefallen wären, wenn ein gewisser „Trainer Baade“ nicht mitgetippt hätte.

PS: Was hier erstmals auffiel, ist, dass eine solche Qualifikation gerade mal 13 Monate dauert – in diesem Fall von September 2014 bis Oktober 2015, also nicht annähernd die zwei Jahre, die die Pause zwischen zwei großen Turniere beträgt.

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Die Bellemans-Affäre

Willkommen im Bildungsblog „Trainer Baade“. Das Folgende ist mehr oder weniger von Wikipedia abgeschrieben, das macht es aber nicht weniger wissenswert. In dieser Woche spielte der Club Brügge bei Manchester United, ging sogar 1:0 in Führung, musste sich am Ende aber doch mit 1:3 geschlagen geben. Trainer der Brügger war niemand Geringeres als Michel Preud‘homme, seines Zeichens Welttorhüter* des Jahres 1994, damals in Diensten des KV Mechelen und von Benfica sowie natürlich der belgischen Nationalmannschaft.

Kurz mal nachgelesen, was er zwischen diesen beiden Stationen, heute Trainer von Brügge, vorher Nationaltorhüter von Belgien, so trieb, brachte eine erstaunliche Notiz zu Tage.

1982, nach dem Endspiel, wurde Preud’homme wegen einer Bestechungsaffäre für drei Jahre vom belgischen Fußballverband gesperrt.

Quelle.

Der hier offensichtlich fälschlicherweise als aufrichtiger Sportsmann wahrgenommene Preud‘homme sollte Spiele manipuliert haben? Leider gab dessen deutscher Text bei Wikipedia nicht mehr dazu her. Flugs bei Twitter nachgefragt, kamen gleich drei Artikel ans Tageslicht.

Zunächst findet man bei 11Freunde die folgenden Zeilen:

Und nach dem Sieg gegen die Niederlande konnte auch endlich Thys selbstbewusst vor die Kameras treten. Er sagte: »Wir haben nun die große Chance aus dem Tal der Tränen herauszukommen.« Er meinte: Die Folgen des Bestechungsskandals von 1982. Damals hatte Standard Lüttich den Sieg gegen Thor Waterschei mit 11.000 Euro erkauft, wie Eric Gerets im Februar 1984 vor dem Brüsseler Untersuchungsrichter gestand.

Quelle.

Die französischsprachige Wikipedia widmet der ganzen Affäre auch gleich einen kompletten Artikel:

„Affaire Standard-Waterschei“

Quelle.

Dort erfährt man mit ein wenig Google-Übersetzung, was man dann auf deutsch wiederum in kürzerer Version in dem Beitrag zum damaligen Trainer von Standard Lüttich lesen kann, bei dem Michel Preud‘homme zu jener Zeit das Tor hütete, im Beitrag zu Raymond Goethals unter der Überschrift „Skandal in Lüttich“.

Im Februar 1984 eröffnete sich aber ein unrühmliches Kapitel für Goethals und Standard Lüttich. Ein Bericht des Untersuchungsrichters Guy Bellemans zeigte eine Urkundenfälschung von Goethals im Zusammenhang mit einem von ihm mitinitiierten Plot auf Spieler des Gegners vor dem letzten und meisterschaftsentscheidenden Saisonspiel 1982/82 gegen THOR Waterschei, einem Vorgängerverein des heutigen KRC Genk, zu bestechen, begangen zu haben.

Quelle.

Genaueres entnimmt man am besten dem französischsprachigen Artikel.

Wir halten jedenfalls fest: Manipuliert wird immer nur auf dem Balkan oder in Asien und Menschen, die mit Fußball zu tun haben, sind stets Sportsleute durch und durch. Würden niemals ein Spiel manipulieren, ob nun im Bundesliga-Skandal oder in der Bellemans-Affäre, wie der Vorfall in Belgien seltsamerweise nach dem Namen des zuständigen Richters statt der handelnden Akteure genannt wird. Hierzulande bislang weitgehend unbekannt, aber das ändert sich hiermit ja gerade.

Die oben genannten drei Jahre als Strafe wurden später auf ein halbes Jahr reduziert, sodass Preud‘homme keine allzu großen Lücken im Lebenslauf hinnehmen musste. Nur seine Integrität, die weist seitdem einige größere Lücken auf. Was niemanden daran hindert, ihn weiter als Trainer zu beschäftigen, aktuell eben der Club Brügge.

2008 war er übrigens mit Standard Lüttich oder Standard de Liège zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder belgischer Meister geworden. Und Lüttich ist als mehr oder weniger einziger Klub von Belang aus der Wallonie auch immer ein Teil des Dramas um die schwächelnde Kohäsion Belgiens.

PS: 11.000 (!) Euro.

* Wie fragwürdig die Vergabe dieser Auszeichnung ist, lese man beim indirekten freistoss nach.

Mit Dank an ker0zene und KohlenSchaufler.

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Staantribune — niederländisches Fußballkultur-Magazin

In der fußballfreien Zeit kurz etwas weiter nach Westen über den Rhein geblickt, entdeckt man dort glatt ein neues Fußballkultur-Magazin.

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Praktischerweise muss man bei dieser prägnanten Namenswahl nicht mal Nicht-Niederrheinern den Titel übersetzen.

Noch praktischererweise haben Staantribune ihre komplette erste Ausgabe kostenlos online verfügbar gemacht. Da hupt das Herz des Fußballfreundes, hupt.

Schaut man rein, wird dort das Rad nicht neu erfunden. Die Ideen sind zwar theoretisch unendlich in diesem Kosmos, doch dann wiederum sind sie im Mikrokosmos „Fußballkultur“ meist sehr ähnlich, wie die kostenlos verfügbare Null-Ausgabe von Staantribune beweist. Was aber keineswegs den Klickimpuls schmälern soll, denn mögen die Ansätze bekannt sein, so sind die Inhalte eben aus einem anderen Land und damit den wenigsten vertraut.

Alte Fotos von alten Fußballern mit ihren alten Autos, natürlich große Impressionen verwitterter Amateurplätze, in Holland dann aber trotzdem stets Rasen. Die DDR von Holland, der pelzige Bruder Belgien und dort gespielt habende Holländer (van Marwijk, Advocaat, van Gaal) kommen drin vor, natürlich, hüstel, eine Geschichte über eine ganz besondere Rivalität, ein ganz besonderes Derby und wie in diesen Gefilden üblich immer wieder üppige Bilder, was Ausmaße und Sprache angeht. Ein Interview mit Ruud van Nistelrooys Vater, Fotos von einzelnen Fußballfans, älteren Fußballfans, vereinzelten Fußballfans in ihrer Heimatstadt, wie sie zu ihrem nicht mehr ganz so erfolgreichen Verein aufbrechen und als bekannten Schlussakkord: ein bisschen Kunst.

Am besten macht man sich im Wortsinne selbst ein Bild von diesem neuen Erzeugnis, denn wie erwähnt ist die erste Ausgabe kostenlos zu haben.

Zur Staantribune (dort rechts das Cover anklicken).

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Mit Legenden aufräumen: Maradona gut, aber so gut dann auch wieder nicht

Wer schon länger dabei ist, weiß, dass man hier auch gerne mit Legenden aufräumt. Matthäus entschied nicht das Pokalfinale mit seinem Fehlschuss, Jens Lehmann fuhr nicht mit der Straßenbahn von Leverkusen nach Gelsenkirchen und Horst Hrubesch sagte nicht: „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank.“

Schön, wenn andere sich auch diesem Entzaubern von Legenden widmen. In diesem Fall ist es der Macher von „Flipflopflyin“, der sich mehrheitlich dem Baseball verschrieben hat, aber immer wieder auch Interesse am Fußball zeigt.

Seine zerhackselte Legende ist jenes ikonographische Foto von Diego Maradona, wie er es während der WM alleine mit sechs Belgiern aufnimmt. Man ahnt es schon: ganz so war es nicht. Wer sich also den treuen Glauben an die Entstehung dieses Fotos bewahren möchte, der klicke nicht auf den folgenden Link.

Alle anderen bitte hier entlang zur Entzauberung eines der bekanntesten Fotos der Fußballhistorie.

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Herrliche Bilder von Belgiens Amateurplätzen

Nur zwei Bilder, die kaum die Schönheit der Werke auf der unten verlinkten Seite vermitteln können. Schönheit, wenn man sich für die Ästhetik von unterklassigen Fußballplätzen und Stadien und allem, was irgendwo dazwischen rangiert, erwärmen kann.

Die deutschen Pendants hat man ja schon aufgesogen, da tut jemand, der solche Bilder in Belgien (und Luxemburg) er- und zusammengestellt hat, richtig gut.

Die Fotos hier mit freundlicher Genehmigung des Betreibers von Groundhopping.be, wo es Hunderte weiterer Kleinode zu genießen gibt, noch dazu in äußerst angenehmer Verpackung.

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Bekennerbrief

Hiermit bekenne ich mich, während der EM in Polen und der Ukraine ein formidables Zweitteam mein eigen zu nennen.

Bekanntlich wird die Welt, die Momente zuvor noch bunt und lebensfroh jeden Anflug von Trübsal hinwegblies, von einem Moment auf den anderen äußerst grau und trist, wenn die eigene Mannschaft aus einem großen Fußballturnier ausscheidet. Zuletzt sehr plastisch, mit ad hoc flüchtenden Zuschauern erlebt bei der WM 2011, aber auch schon zu vielen weiteren Gelegenheiten des großen Fußballsports.

Wenn dem Zuseher plötzlich gleichgültig ist, wer sonst noch gewinnt, muss man ganz schnell auf ein Zweitteam umschwenken, sonst ist das ganze Turnier verloren. Und das nächste ist schließlich immer zwei Sommer entfernt. Glücklich ist, wer da schon vor dem Turnier seine Co-Sympathien verteilt hat.

War es bei der WM 2010 hier im Blog Uruguay, das die Rolle übernahm, die sonst eigentlich immer Belgien spielen soll, welches sich aber partout nicht mehr für große Turniere qualifizieren will, wird es diesmal wieder Irland sein.

Eine Flasche leer als Trainer, alle Spieler — mit Ausnahme von Robbie Kean (LA Galaxy) und Aiden McGeady (Spartak Moskau) — stammen aus der Premier League, mit einem Viertel irischer Vorfahren in sich. Dazu die zumindest als Legende noch existente Trinkfestigkeit: In Irland galt man geraume Zeit vor dem Gesetz so lange als nicht betrunken, wie man noch stehen konnte. Sowie die herrlich grünen Trikots und der unbändige Kampfeswillen. Was würde man da mehr wollen, um mit einem Team zu sympathisieren?

Nun, man würde vielleicht guten Fußball sehen wollen, eine Angelegenheit, mit der Mannschaften aus Irland selten dienen können. Aber am Ende, die alte Litanei, zählt der Erfolg, und der macht selbst den irischen Fußball sexy, wenn er im Stade de France nur durch ein Handtor oder bei einer WM nur im Elfmeterschießen bezwungen werden kann, nachdem er zuvor bereits mehrere Mittelgroße ausgeschaltet hat.

Und Mittelgroße gibt es satt und genug bei dieser EM, dazu zählen nämlich alle außer Deutschland und Spanien. Kleine gibt’s bekanntlich eh nicht mehr, die Gastgeber haben immer einen Bonus (es sei denn, sie heißen im Jahr 2000 Belgien) und so steuern wir also auf eine EM zu, bei der es zwei große Favoriten gibt — und keinen einzigen echten Underdog.

Weshalb in jeder Gruppe alles möglich ist. Klingt trivial, ist aber in vielen Gruppenkonstellationen der Historie nicht der Fall gewesen.

„Alles möglich“ bedeutet bekanntlich wiederum, dass auch die Favoriten früh ausscheiden können, weshalb es klug ist, beizeiten für ein Zweitteam gesorgt zu haben. Mein Bekenntnis steht also fest.

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Warum den Wächter würdigen

In Deutschland wurde es jüngst wieder mal ein Torwart: Fußballer des Jahres. So richtig weiß man nicht, warum Manuel Neuer, der außer einem Pokalsieg gegen hoffnungslos überfordete Meidericher, na gut, ein bisschen Champions League, nicht viel vorzuweisen hat, es geworden ist. Aber sicher spielte da die natürliche Affinität des deutschen Fußballpublikums zu guten Torhütern eine Rolle. Man kann sich keine Meistermannschaft vorstellen ohne dazugehörigen Torwächter, der zumindest in dieser einen Saison unüberwindbar schien. Aber ist dem überhaupt so? Gibt es eine solche besondere Wertschätzung von Torhütern in hiesigen Landstrichen?

Ja, die besondere Wertschätzung, die Torwächter in deutschen oder deutschsprachigen Landen erfahren, ist kein Mythos, wie die Jagd nach einer zu widerlegenden Legende ergab — siehe Auflistung unten. Sie existiert tatsächlich, nimmt man das zugegeben nicht alleinstehen könnende Kriterium der Wahl eines Spielers auf einer bestimmten Position zum „Fußballer des Jahres“ in einem Land zur Hand.

Die Ergebnisse werfen durchaus eine Henne-Ei-Frage auf: Wird man in bestimmten Ländern lieber Torhüter, weil man dort eine größere Würdigung erfährt — oder erfahren Torhüter in bestimmten Ländern eine größere Würdigung, weil man es dort lieber wird — und es deshalb eine größere Anzahl guter Exemplare davon gibt?

Keine Ahnung, auch keine Tendenz zu einer Vermutung. Auffällig ist aber unbedingt die Häufigkeit der Auszeichnungen zum „Fußballer des Jahres“ in mitteleuropäischen Ländern als da wären die BR Deutschland, die DDR, Österreich und Belgien auf den ersten vier Plätzen. Angesichts der sehr unterschiedlichen Zahlen an durchgeführten Wahlen nicht perfekt vergleichbar, aber aussagekräftig.

Da man hier küchenpsychologisch-historische Betrachtungen zum Fußball ablehnt („Die Uruguayer sind solche Klopper, weil sie 1842 eine Schlacht am Soundso-Berg in Unterzahl mit fiesen Methoden gegen die anrückenden Argentinier gewannen — einer der Gründungsmythen dieser Nation, die sich in das kollektive Gedächtnis des Volkes so sehr eingebrannt hat, dass man die daraus abgeleitete Handlungsmaxime auch beim Fußball nicht übersehen kann, wenn 11 Uruguayer auf dem Platz stehen.“), braucht man auch nicht der Frage weiter nachzugehen, ob man wegen der zentralen Lage in Mitteleuropa und der dazugehörigen großen Zahl an umgebenden Feinden als klassisches „Durchmarschland“ mehr Wert auf Verteidigung legt als in Ländern, die aufgrund ihrer Lage nur sehr wenige (Spanien, Portugal) oder gar keine (England bzw. Großbritannien) direkten Feindesnachbarn haben.

Häufigkeit der Wahl eines Torhüters zum „Fußballer des Jahres“

Land Häufigkeit
absolut
Häufigkeit
relativ
DDR 8/29 28%
BR Deutschland 10/52 19%
Österreich 9/66 14%
Belgien 6/57 11%
Italien 4/36 11%
Argentinien 3/42 7%
Portugal 3/41 7%
UdSSR 2/28 7%
Dänemark 3/48 6%
Brasilien 2/39 5%
England 3/64* 5%
Jugoslawien 1/20 5%
Schweden 3/66 5%
Schottland 2/47 4%
Rumänien 2/46 4%
Spanien 1/36 3%
Frankreich 1/49 2%

* davon 1x ein Deutscher, Bert Trautmann, 1x ein Nordire, Pat Jennings, ohne diese beiden läge England mit 1/64 und damit weniger als 2 Prozent auf dem letzten Platz dieser Liste

Wobei die Frage natürlich ebenso interessant wäre, wie häufig defensive Feldspieler im Vergleich zu offensiven Feldspielern zu „Fußballern des Jahres“ gewählt werden. Der Torhüter ist nun mal auch der besonders herausragende Part, der deutlich heroenhafter agieren kann, als ein schnöder linker Verteidiger, der immer nur Flanken verhindert, woraufhin es Einwurf für den Gegner gibt.

Teil eins dieser Aussage aber, der Einzelkämpfer im Tor, der alles rettet, der die Schlacht allein gewinnt, der über den anderen thront, der die ganze Verantwortung auf seinen Schültern trägt, naja, da möchte man tatsächlich lieber nicht weiter hinabsteigen in küchenpsychologische Deutungen der mitteleuropäischen Nationen und deren Bewohner sowie ihre Vorliebe für derartige Charaktere und die dazu passenden Heldengeschichten.

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Jetzt ist er ein Bayer

Jean-Marie Pfaffs kaum bekannte Single „Jetzt bin ich ein Bayer“. Mit dem famosen wie hintergründigen Text:

Ich war ein Belgier und jetzt bin ich ein Bayer
Ich trinke Bier und esse Leberkäs mit Eier
Und jeden Samstag steh ich froh in meinem Tor
und kein Stürmer macht dem Jean-Marie was vor

Da ist tatsächlich ein ganz besonderes Texter-Talent am Werke gewesen. Hier bei den Lyrics nicht erfasst: die vier Interviewpassagen inmitten des Songs.



Wann erscheint Manuel Neuers Platte?

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Playoffs mit Teilnehmern aus Europa

Folgend eine Aufstellung aller je mit Teams aus Europa stattgefunden habender Playoff-Spiele für die Qualifikation zu einer EM oder WM.

Eigentlich sollte es nur um die WM-/EM-Playoffs der UEFA aus jüngerer Zeit gehen, sprich seit der WM 1998, als diese Playoffs in großem Umfang eingeführt wurden. Wenn man dann aber einmal dabei ist, sieht man, dass diese Erfindung schon lange existiert und insofern gar nicht so merkwürdig ist, wie sie auf den in 1980er Jahren Fußballsozialisierten heute immer noch wirkt.

Obschon sie natürlich begrüßenswert ist: Jede auf sportlichem Wege durch den Ausgang eines Spiels zustande gekommene Entscheidung ist besser als eine mit irgendwelchen ominösen Torkoeffizienten oder Fairplaywertungen oder — im Prinzip noch absurder — durch einen Quervergleich von Gruppendritten, welche gegen unterschiedliche Gegner antraten. Wie man unten sieht kommt dieser Weg der Entscheidung erstaunlich häufig ohne Zusätze an die Spielzeit von 180 Minuten aus, der Auswärtstorregel, über deren Berechtigung man natürlich ebenfalls streiten könnte, sei Dank.

Wen nur die jüngere Zeit interessiert, der möge sofort nach unten scrollen, andere werden sicher einige Begnungen aus älterer Zeit finden, welche ihnen entfallen waren.

WM 1958

Israel Wales 0:2 (0:1)
Wales Israel 2:0 (0:0)
 

WM 1962

Israel Italien 2:4 (2:0)
Italien Israel 6:0 (1:0)
 
Marokko - Spanien 0:1 (0:0)
Spanien Marokko 3:2 (2:1)
 
Jugoslawien Südkorea 5:1 (1:0)
Südkorea Jugoslawien 3:1 (2:0)
 

WM 1974

Die UdSSR trat aus politischen Gründen nicht zum Rückspiel in Chile an. Chile hingegen trat an und schoss sofort das 1:0. Im Anschluss wurde die Partie abgebrochen, weil ohne Gegner kein Wiederanstoß möglich war. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für Chile, welches sich damit für die WM-Endrunde in Deutschland qualifizierte.

UdSSR Chile 0:0
Chile UdSSR 2:0 am Grünen Tisch
 

WM 1978

Ungarn Bolivien 6:0
Bolivien Ungarn 2:3
 

WM 1986

Da es Vierer- und Dreiergruppen in der Qualifikation gab, mussten die jeweils Zweiten der Dreiergruppen noch durch eine zusätzliche Playoff-Runde, Schottland sogar gegen den Vertreter Ozeaniens antreten.

Belgien - Niederlande 1:0
Niederlande - Belgien 2:1
 
Schottland - Australien 2:0
Australien - Schottland 0:0
 

EM 1996

Die 6 besten Gruppenzweiten aus den 8 Gruppen waren direkt qualifiziert. Der letzte und der vorletzte der Tabelle der Gruppenzweiten bestritten ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, der passend zum EM-Ausrichter von 1996 in Liverpool, England, lag.

Irland - Niederlande 0:2 (0:1)
 
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Der Ebenholz-Schuh

Watisndat? Ebenholz und Ivory, oder auch Ebony und Elfenbein, da denkt doch jeder — sofern er kein Geigenbauer ist — an dieses Duett von Paul McCartney und Stevie Wonder. Ebenholz, wo kommt einem das im Leben unter, wenn nicht als dieser Songtitel und -text? Welcher bekanntlich von den weißen und schwarzen Tasten eines Klaviers handelt, aber natürlich eine Metapher für das Zusammenleben von Menschen jeglicher Couleur sein soll. Ebenholz also als Sinnbild für Menschen schwarzer oder brauner Hautfarbe, aha.

In Belgien gibt es aufgrund der Kolonialgeschichte des Landes — die heutige Demokratische Republik Kongo, früher Zaire und somit WM-Teilnehmer 1974, war längere Zeit Privatbesitz des belgischen Königs — eine besondere Affinität zu Fußballspielern aus Afrika, vielleicht nicht ganz so ausgeprägt wie in Frankreich, wo Spieler aus großen Teilen Nordafrikas sowie aus Westafrika eine besondere Beziehung zur petite nation haben oder meinen zu haben, aber immerhin gibt es diese Affinität in Belgien.

Deshalb, das dürfte bekannt sein, existieren dort auch solche Phänomene wie der SK Beveren, dessen Kader oft zu mehr als 80 Prozent aus Spielern aus der Elfenbeinküste (sic!) besteht. Natürlich gibt es auch noch andere Motive als eine ehemals existierende Kolonialherrschaft, dennoch ist die Neigung der Bundesliga zu afrikanischen Spielern weitaus geringer als eben in Belgien. Und eine solche Einrichtung wie im Titel gibt es in Deutschland deshalb auch nicht.

Der Ebenholz-Schuh ist eine Ehrung, die man im belgischen Fußball dem besten afrikanischen Spieler einer Saison zuteil werden lässt. Die Ehrung wurde 1992 eingeführt und die Liste seiner Gewinner zeigt, dass der belgische Fußball nicht unbedingt das optimale Sprungbrett für eine Weltkarriere darstellt (Ausnahme, das Übliche).

So sieht er übrigens aus der, Soulier d‘ébène belge, ebenholzfarben natürlich.

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Europas Alkohol-Gürtel

Das Folgende hat nicht in erster Linie mit Fußball zu tun, ganz sicher aber mit Fußballschauen und somit den dazugehörigen Fußballfans, ohne welche der Fußball das wäre, was jetzt Hockey ist. Womit kein Schwein einschalten würde, was aber ja klar wäre, weil ja kein Schwein einschalten würde.

Fußballschauen geht zwar heutzutage durchaus mit Muttern und Streuselkuchen in vielen heimischen Wohnzimmern über die Bühne, gleichzeitig findet das Vorort-Schauen sehr häufig noch in weniger gesitteten Bahnen als Muttern und Streuselkuchen statt, womit wir bei diesem sehr interessanten Link wären, der darüber aufklärt, wie die einzelnen alkoholischen Vorlieben sich über Europa verteilen, und dass es keineswegs eine freie Entscheidung ist, wieso wir KöPi, Beck’s oder Warsteiner trinken, während man anderenorts Wodka, Whiskey oder Rotwein trinkt, sondern eine kulturell prädestinierte, mit den üblichen Ausnahmen, die ihren Job erledigen, und die Regeln bestätigen.

Also bitte sehr: Europas Alkohol-Gürtel.

Ob diese Verteilung in Europa sich auch in der Art der Trikotwerbung bei den Teams dieser unterschiedlichen Zonen auswirkt, ist unbekannt, wie aber auch unbekannt ist, ob das Werbeverbot für harte Alkoholika im TV in anderen Ländern auch existiert, wobei man eher davon ausgehen würde, dass das nicht der Fall ist. Gleichzeitig verdeutlicht diese Karte wohl auch, warum in Skandinavien der Zugang zu Alkohol so deutlich schwieriger ist als in Deutschland, den Niederlanden oder Belgien. Nach ein paar wenigen Bieren kann man sicher noch am nächsten Tag zur Arbeit gehen, nach ein paar Schnaps hingegen eher nicht.

Der aufmerksame Beobachter wird übrigens feststellen, dass die Biergrenze im Osten ziemlich genau die Grenze des alten deutschen Reiches darstellt, was etwas überrschend ist, hat sich doch die kulturelle Herkunft der Bewohner dort nach 1945 deutlich geändert, welche wiederum größtenteils aus dem östlichen Teil Polens — und somit einem Schnapsgebiet — übersiedelten.

Ob die Karte auch Auskunft darüber gibt, warum man in Deutschland, England, auch den Niederlanden so viele (Vereins-)Titel holte, während osteuropäische und nordische Mannschaften bislang so gut wie gar nix gewonnen haben, ist leider ebenfalls unbekannt.

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Souveräner Gruppensieger: Österreich (ehrlich!)

Heute kaum noch vorstellbar, aber 1998 qualifizierten sich aus der UEFA-Gruppe 4 zwei Mannschaften direkt für die WM in Frankreich, die mittlerweile schon froh sind, dass die UEFA noch keine Vor-Qualifikation vor der eigentlichen Qualifikation eingerichtet hat, weil sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überstehen würden. Die Rede ist von Österreich und Schottland, wobei sich Österreich als Gruppensieger (!) und Schottland als bester Gruppenzweiter aus allen Gruppen direkt qualifizierten. Und 1998 war schließlich dieser Vorhang, der mal mitten in Europa in der Gegend rumhing, schon lange gefallen, auch die ehemaligen Sowjetrepubliken traten schon unter eigener Fahne an. Wie auch die ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens mit ihren eigenen Auswahlen teilnahmen.

Keine 12 Jahre her, also noch nicht mal eine gesamte Fußballerlaufbahn, dennoch sind beide komplett in der Versenkung verschwunden, diese durchaus einmal traditionell häufigen Teilnehmer an einer Fußball-WM.

Nachdem auch Belgien nicht mehr aus seiner Talsohle rauskommt, Irland am fehlenden Videobeweis scheitert und Norwegen seit jener WM 1998 leider keine Bäume mehr ausreißt, wäre es wohl an der Zeit, sich beim nächsten Mal ein paar andere Underdogs auszuwählen, denen man ein bisschen was zutraut. Zum Beispiel nie die Vorrunde zu überstehen, so wie Schottland, aber nun gut, immerhin sind sie fast jedes Mal höchst tragisch gescheitert.

Vorschläge für Zweitmannschaften beim nächsten Turnier? (Womit man durchaus nicht wirken möchte wie der Belzebub eines jeden „echten“ Fußballfans, wie ein „Erfolgsfan“ nämlich. Nur kann man schlecht zu einer Mannschaft halten, die gar nicht teilnimmt.) Begründung muss natürlich nicht sein, wäre aber wahrscheinlich wissenswert.

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