In England wird schon deutlich länger als in Deutschland ein „Fußballer des Jahres“ gewählt. Wobei es da inzwischen gleich vier verschiedene Wahlen gibt. Die älteste – und wohl auch wichtigste – ist jene, die von Journalisten durchgeführt wird. Diesen darf man vielleicht die größte Objektivität bei ihrer Auswahl zugestehen. Die weiteren drei Wahlen, die in England zum „Fußballer des Jahres“ existieren, sind jene von Spielern, dann jene von Spielern, die den besten Jung-Profi wählen und seit 2001 auch eine Wahl durch Fans.
Die Liste ist ziemlich lang und ziemlich abwechslungsreich, kommen einem dabei doch Stars aus dem englischen Fußballer aller Epochen seit dem Krieg unter. Und zumindest bis in die 1990er sind auch die Clubs, zu denen die Spieler zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung gehörten, höchst unterschiedlich und auch hier erhält man einen guten Querschnitt durch die Vereinslandschaft in der obersten Etage des englischen Fußballs.
Liste englische Fußballer des Jahres
Jahr | Sieger | Club | Nationalität |
1948 | Stanley Matthews | FC Blackpool | England |
1949 | Johnny Carey | Manchester United | Irland |
1950 | Joe Mercer | FC Arsenal | England |
1951 | Harry Johnston | FC Blackpool | England |
1952 | Billy Wright | Wolverhampton Wanderers | England |
1953 | Nat Lofthouse | Bolton Wanderers | England |
1954 | Tom Finney | Preston North End | England |
1955 | Don Revie | Manchester City | England |
1956 | Bert Trautmann | Manchester City | Deutschland |
1957 | Tom Finney | Preston North End | England |
1958 | Danny Blanchflower | Tottenham Hotspur | England |
1959 | Syd Owen | Luton Town | England |
1960 | Billy Slater | Wolverhampton Wanderers | England |
1961 | Danny Blanchflower | Tottenham Hotspur | England |
1962 | Jimmy Adamson | FC Burnley | England |
1963 | Stanley Matthews | Stoke City | England |
1964 | Bobby Moore | West Ham United | England |
1965 | Bobby Collins | Leeds United | Schottland |
1966 | Bobby Charlton | Manchester United | England |
1967 | Jack Charlton | Leeds United | England |
1968 | George Best | Manchester United | Nordirland |
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1969 | Tony Book Dave Mackay |
Manchester City Derby County |
England Schottland |
1970 | Billy Bremner | Leeds United | Schottland |
1971 | Frank McLintock | FC Arsenal | Schottland |
1972 | Gordon Banks | Stoke City | England |
1973 | Pat Jennings | Tottenham Hotspur | Nordirland |
1974 | Ian Callaghan | FC Liverpool | England |
1975 | Alan Mullery | FC Fulham | England |
1976 | Kevin Keegan | FC Liverpool | England |
1977 | Emlyn Hughes | FC Liverpool | England |
1978 | Kenny Burns | Nottingham Forest | Schottland |
1979 | Kenny Dalglish | FC Liverpool | Schottland |
1980 | Terry McDermott | FC Liverpool | Schottland |
1981 | Frans Thijssen | FC Liverpool | Niederlande |
1982 | Steve Perryman | Tottenham Hotspur | England |
1983 | Kenny Dalglish | FC Liverpool | Schottland |
1984 | Ian Rush | FC Liverpool | Wales |
1985 | Neville Southall | FC Everton | Wales |
1986 | Gary Lineker | FC Everton | England |
1987 | Clive Allen | Tottenham Hotspur | England |
1988 | John Barnes | FC Liverpool | England |
1989 | Steve Nicol | FC Liverpool | Schottland |
1990 | John Barnes | FC Liverpool | England |
1991 | Gordon Strachan | Leeds United | Schottland |
1992 | Gary Lineker | Tottenham Hotspur | England |
1993 | Chris Waddle | Sheffield Wednesday | England |
1994 | Alan Shearer | Blackburn Rovers | England |
1995 | Jürgen Klinsmann | Tottenham Hotspur | Deutschland |
1996 | Eric Cantona | Manchester United | Frankreich |
1997 | Gianfranco Zola | FC Chelsea | Italien |
1998 | Dennis Bergkamp | FC Arsenal | Niederlande |
1999 | David Ginola | Tottenham Hotspur | Frankreich |
2000 | Roy Keane | Manchester United | Irland |
2001 | Teddy Sheringham | Manchester United | England |
2002 | Robert Pires | FC Arsenal | Frankreich |
2003 | Thierry Henry | FC Arsenal | Frankreich |
2004 | Thierry Henry | FC Arsenal | Frankreich |
2005 | Frank Lampard | FC Chelsea | England |
2006 | Thierry Henry | FC Arsenal | Frankreich |
2007 | Cristiano Ronaldo | Manchester United | Portugal |
2008 | Cristiano Ronaldo | Manchester United | Portugal |
2009 | Steven Gerrard | FC Liverpool | England |
2010 | Wayne Rooney | Manchester United | England |
2011 | Scott Parker | West Ham United | England |
2012 | Robin van Persie | FC Arsenal | Niederlande |
2013 | Gareth Bale | Tottenham Hotspur | Wales |
2014 | Luis Suarez | FC Liverpool | Urugay |
2015 | Eden Hazard | FC Chelsea | Belgien |
2016 | Jamie Vardy | Leicester City | England |
2017 | N‘Golo Kanté | FC Chelsea | Frankreich |
2018 | Mohamed Salah | FC Liverpool | Ägypten |
2019 | Raheem Sterling | FC Liverpool | England |
Was außerdem auffällt: Es dauerte bis ins Jahr 2004 (!), ehe mit Thierry Henry ein Spieler seine Auszeichnung zum Fußballer des Jahres in England in der folgenden Saison wiederholen konnte. Angesichts dessen, dass diese Auszeichnung schon seit 1948 existiert, doch eine ziemlich bemerkenswert lange Zeit, ehe dieses Phänomen erstmalig auftrat. Was eben auch ein Kennzeichen dafür ist, wie ausgeglichen die englische Premier League trotz ihrer Konzentration auf die „Big Six“ seit ihrer Einführung immer noch ist. Was wiederum eine Wette darauf, wer hier jeweils diese Wahl gewinnt genauso interessant macht wie jene darauf, wer in England Torschützenkönig der Saison wird.
Henry erster Sieger zweimal hintereinander
Obwohl die Globalisierung des Fußballs schon weit früher begann, dauerte es bis ins Jahr 2014, ehe mit Luis Suarez aus Uruguay der erste Nicht-Europäer zu Englands Fußballer des Jahres gewählt wurde. Bislang gelang dies auch nur einem weiteren Spieler mit Mohamed Salah, der aus Afrika stammt und welcher 2018 zum Spieler des Jahres gewählt wurde. Ebenfalls unter den Gewinnnern ist natürlich CR, einer der Top 10 Verdiener bei den Sportlern dieser Welt.
Gleich zwei Deutschen wurde diese Ehre bislang übrigens schon zuteil. Wobei Bert Trautmann nicht nur durch seine Wahl zu Englands Fußballer des Jahres im Jahr 1956 noch heute eine Legende bei Manchester City ist. Und Jürgen Klinsmann, der 1995 bei Tottenham Hotspur diese Wahl gewann, dürfte nicht zuletzt durch seine späteren Tätigkeiten auch den jüngeren Semestern noch ein Begriff sein.
Besonders spannend ist diese Wahl in den letzten zwei Jahrzehnten natürlich geworden, da sich in der Premier League ein Großteil der besten Spieler der Welt versammelt. Einige Spielen zwar auch in Spanien oder Italien, aber das Gros der besten Spieler der Welt ist in der Premier League zu finden. Insofern ist diese Wahl zum Fußballer des Jahres in England auch immer eine Form von kleiner Wahl zum Weltfußballer des Jahres. Ebenso zeigt der Mix der Nationalitäten der Sieger der letzten Jahre, wie international die Premier League geworden ist.
Die Sieger stammen von eben jenen gerade genannten Uruguay und Ägypten über Belgien und Frankreich bis zu den ohnehin schon lange in der Premier League präsenten Wales oder Schottland. Und wie erwähnt, waren mit Jürgen Klinsmann und Bert Trautmann auch schon zwei deutscher Spieler unter den Auserkorenen. Jedes Jahr aufs Neue darf man sich daran erfreuen, die Spannung zu erleben, wie diese Wahl wohl ausgehen wird. Dass es ein Spieler des FC Liverpool werden wird, dürfte ziemlich wahrscheinlich sein angesichts von deren famoser Serie. Auch, wenn diese kürzlich ein Ende fand, war der Start in die Saison mit ausnahmslos Siegen außer einem Remis bis weit in den Februar hinein einfach einzigartig. Schwieriger dürfte es da schon sein, aus dem Pool der vielen guten Spieler des FC Liverpool jenen einen auszuwählen, der die Ehrung zu „Englands Fußballer des Jahres“ verdient hat.
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Auswertung der Prognosen der EM-Qualigruppen
Mit Aufstockung der Europameisterschaft von 16 auf 24 Teilnehmer fragten wir uns zu Beginn der Qualifikation dazu, ob diese Qualifikation wörklöch so schröcklöch öde werden würde, wie nach allgemeiner Einschätzung zu befürchten stand. 25 Menschen teilten ihre Tipps für die jeweils drei ersten Plätze mit.
So endete die EM-Qualifikation schließlich:
A: Tschechien, Island, Türkei, Niederlande, Kasachstan, Lettland
B: Belgien, Wales, Bosnien-Herzegowina, Israel, Zypern, Andorra
C: Spanien, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Luxemburg, Mazedonien
D: Deutschland, Polen, Irland, Schottland, Georgien, Gibraltar
E: England, Schweiz, Slowenien, Estland, Litauen, San Marino
F: Nordirland, Rumänien, Ungarn, Finnland, Färöer, Griechenland
G: Österreich, Russland, Schweden, Montenegro, Liechtenstein, Moldawien
H: Italien, Kroatien, Norwegen, Bulgarien, Aserbaidschan, Malta
I: Portugal, Albanien, Dänemark, Serbien, Armenien
Dabei fallen vor allem drei Gruppen heraus, die nicht das Erwartete brachten: Gruppe A mit dem Scheitern der Niederlande, der Direktqualifikation Islands, Gruppe F mit dem schwachen Abschneiden von Griechenland und Finnland sowie dem überraschenden Gruppensieger Nordirland und Gruppe I, in der weder Serbien noch Dänemark erreichten, was man allgemein erwartet hatte oder hätte.
Das Gegenteil stellten vor allem die Gruppen E (England – Schweiz – Slowenien) und H (Italien – Kroatien – Norwegen) dar, in der fast alle Teilnehmer sogar die endgültige Platzierung korrekt voraussagten. Ebenso wenig überraschen die Gruppensiege von Spanien und Deutschland, wobei es da bei den weiteren Platzierungen schon variabler zuging.
Nun also zur Auswertung.
Korrekt getippe Platzierungen
Ingesamt gab es 9 Gruppen à 3 Platzierungen zu tippen, macht 27 Tipps pro Teilnehmer. 25 Personen nahmen teil. Macht 675 Tipps. Davon waren – unten im Datenteil grün gekennzeichnet – 205 völlig korrekt. Dies entspricht einer Quote von 30,4 Prozent richtiger Tipps. Die Zahl der völlig richtigen Tipps schwankte dabei zwischen 7 (26 Prozent) und 14 (52 Prozent) von 27.
Direktqualifikanten
Interessanter als die Frage nach den genau richtig getippten Platzierungen war ja aber die Frage, wie genau man vorhersagen könne, welche Teams sich schließlich qualifizieren bzw. die Playoffs erreichen. Der Ausgang der Playoffs wurde in der gesamten Auswertung nicht berücksichtigt, weil deren Teilnehmer damals natürlich nicht bekannt waren und dementsprechend auch nicht eingeschätzt werden konnten.
Im zweiten Schritt wird also die Zahl der richtig getippten direkt Qualifizierten betrachtet. Hier gab es 9 Gruppen à 2 Qualifikanten, also 18 Tipps von 25 Teilnehmern, macht 450 Tipps. Davon waren 265 Prognosen korrekt, womit sich ein Prozentwert von 58,9 Prozent als zutreffend erwies. Die Zahl der richtigen Tipps variierte hier zwischen 12 (67 Prozent) und 8 (44 Prozent).
Korrekt getippte Qualifikanten
Doch im Kern war ja die Frage, ob man ahnen könne, welche drei Teams in einer Gruppe die für die Qualifikation relevanten Plätze erreichen würde. Hier waren also wiederum 675 Tipps nötig gewesen. Allein danach ausgewertet, wie viele dieser drei Teams, egal auf welcher Position die Qualfikation bewältigten, waren nicht weniger 534 Tipps von 675 zutreffend, somit 79,1 Prozent. Der Zahl der korrekten Tipps schwankte dabei zwischen 17 (63 Prozent) und 24 (89 Prozent). Im Schnitt wurden also nur 20,9 Prozent von 27 zu prognostizierenden Qualifikanten nicht korrekt prognostiziert.
Ob man das noch interessant nennt, muss trotz des unerwartet schlechten Abschneidens von vor allem Griechenland und den Niederlanden jeder für sich selbst entscheiden.
Hier würde man auch trotz der unerwartet spannenden Gruppe mit Deutschland darauf plädieren, die Eingangsfrage, ob die EM-Quali „schröcklöch öde“ werden würde, in Bezug auf die Ergebnisse mit ja beantworten.
Die Daten im Detail – vor allem interessant für die, die teilnahmen – folgen hier jetzt in drei Versionen, entsprechend der obigen drei Auswertungsverfahren. Kann man durchscrollen oder jeweils mit diesen Links ansteuern (funktioniert nur in der Komplettversion des Textes).
1. Platzierung genau richtig
2. Direktqualifikanten korrekt
3. alle sich überhaupt Qualifizierenden richtig
Unzweifelhaft natürlich, dass alle Werte noch wesentlich günstiger ausgefallen wären, wenn ein gewisser „Trainer Baade“ nicht mitgetippt hätte.
PS: Was hier erstmals auffiel, ist, dass eine solche Qualifikation gerade mal 13 Monate dauert – in diesem Fall von September 2014 bis Oktober 2015, also nicht annähernd die zwei Jahre, die die Pause zwischen zwei großen Turniere beträgt.