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Playoffs mit Teilnehmern aus Europa

Folgend eine Aufstellung aller je mit Teams aus Europa stattgefunden habender Playoff-Spiele für die Qualifikation zu einer EM oder WM.

Eigentlich sollte es nur um die WM-/EM-Playoffs der UEFA aus jüngerer Zeit gehen, sprich seit der WM 1998, als diese Playoffs in großem Umfang eingeführt wurden. Wenn man dann aber einmal dabei ist, sieht man, dass diese Erfindung schon lange existiert und insofern gar nicht so merkwürdig ist, wie sie auf den in 1980er Jahren Fußballsozialisierten heute immer noch wirkt.

Obschon sie natürlich begrüßenswert ist: Jede auf sportlichem Wege durch den Ausgang eines Spiels zustande gekommene Entscheidung ist besser als eine mit irgendwelchen ominösen Torkoeffizienten oder Fairplaywertungen oder — im Prinzip noch absurder — durch einen Quervergleich von Gruppendritten, welche gegen unterschiedliche Gegner antraten. Wie man unten sieht kommt dieser Weg der Entscheidung erstaunlich häufig ohne Zusätze an die Spielzeit von 180 Minuten aus, der Auswärtstorregel, über deren Berechtigung man natürlich ebenfalls streiten könnte, sei Dank.

Wen nur die jüngere Zeit interessiert, der möge sofort nach unten scrollen, andere werden sicher einige Begnungen aus älterer Zeit finden, welche ihnen entfallen waren.

WM 1958

Israel Wales 0:2 (0:1)
Wales Israel 2:0 (0:0)
 

WM 1962

Israel Italien 2:4 (2:0)
Italien Israel 6:0 (1:0)
 
Marokko - Spanien 0:1 (0:0)
Spanien Marokko 3:2 (2:1)
 
Jugoslawien Südkorea 5:1 (1:0)
Südkorea Jugoslawien 3:1 (2:0)
 

WM 1974

Die UdSSR trat aus politischen Gründen nicht zum Rückspiel in Chile an. Chile hingegen trat an und schoss sofort das 1:0. Im Anschluss wurde die Partie abgebrochen, weil ohne Gegner kein Wiederanstoß möglich war. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für Chile, welches sich damit für die WM-Endrunde in Deutschland qualifizierte.

UdSSR Chile 0:0
Chile UdSSR 2:0 am Grünen Tisch
 

WM 1978

Ungarn Bolivien 6:0
Bolivien Ungarn 2:3
 

WM 1986

Da es Vierer- und Dreiergruppen in der Qualifikation gab, mussten die jeweils Zweiten der Dreiergruppen noch durch eine zusätzliche Playoff-Runde, Schottland sogar gegen den Vertreter Ozeaniens antreten.

Belgien - Niederlande 1:0
Niederlande - Belgien 2:1
 
Schottland - Australien 2:0
Australien - Schottland 0:0
 

EM 1996

Die 6 besten Gruppenzweiten aus den 8 Gruppen waren direkt qualifiziert. Der letzte und der vorletzte der Tabelle der Gruppenzweiten bestritten ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, der passend zum EM-Ausrichter von 1996 in Liverpool, England, lag.

Irland - Niederlande 0:2 (0:1)
 

WM 1998

Kroatien - Ukraine 2:0
Ukraine - Kroatien 1:1
 
Russland - Italien 1:1
Italien - Russland 1:0
 
Irland - Belgien 1:1
Belgien - Irland 2:1
 
Ungarn - Jugoslawien 1:7
Jugoslawien - Ungarn 5:0
 

EM 2000

Slowenien - Ukraine 2:1 (0:1)
Ukraine - Slowenien 1:1 (0:0)
 
Schottland - England 0:2 (0:2)
England - Schottland 0:1 (0:1)
 
Irland - Türkei 1:1 (0:0)
Türkei - Irland 0:0 (0:0)
 
Israel - Dänemark 0:5 (0:2)
Dänemark - Israel 3:0 (2:0)
 

WM 2002

Einer der 9 europäischen Gruppenzweiten musste gegen einen asiatischen Vertretern spielen, das war lrland, dem ein 2:0-Heimsieg reichte, um die 0:1-Niederlage in Teheran dennoch mit der Qualifikation zu beenden.

Slowenien - Rumänien 2:1 (1:1)
Rumänien - Slowenien 1:1 (0:0)
 
Österreich - Türkei 0:1 (0:0)
Türkei - Österreich 5:0 (3:0)
 
Belgien - Tschechien 1:0 (1:0)
Tschechien - Belgien 0:1 (0:0)
 
Ukraine - Deutschland 1:1 (1:1)
Deutschland - Ukraine 4:1 (3:0)
 
Irland - Iran 2:0 (1:0)
Iran - Irland 1:0 (0:0)
 

EM 2004

Kroatien - Slowenien 1:1 (1:1)
Slowenien - Kroatien 0:1 (0:0)
 
Lettland - Türkei 1:0 (1:0)
Türkei - Lettland 2:2 (1:0)
 
Spanien - Norwegen 2:1 (1:1)
Norwegen - Spanien 0:3 (0:1)
 
Schottland - Niederlande 1:0 (1:0)
Niederlande - Schottland 6:0 (3:0)
 
Russland - Wales 0:0 (0:0)
Wales - Russland 0:1 (0:1)
 

WM 2006

Spanien - Slowakei 5:1 (2:0)
Slowakei - Spanien 1:1 (0:0)
 
Schweiz - Türkei 2:0 (1:0)
Türkei - Schweiz 4:2 (2:1)
 
Norwegen - Tschechien 0:1 (0:1)
Tschechien - Norwegen 1:0 (1:0)
 

EM 2008

-

WM 2010

Griechenland - Ukraine 0:0 (0:0)
Ukraine - Griechenland 0:1 (0:1)
 
Portugal - Bosnien 1:0 (1:0)
Bosnien - Portugal 0:1 (0:0)
 
Russland - Slowenien 2:1 (1:0)
Slowenien - Russland 1:0 (1:0)
 
Irland - Frankreich 0:1 (0:0)
Frankreich - Irland 1:1 n. V. (0:1, 0:1)
 

EM 2012

Estland - Irland
 
Tschechien - Montenegro
 
Bosnien - Portugal
 
Türkei - Kroatien
 

Höchste Siege in den Playoffs

Ungarn – Jugoslawien 1:7
Niederlande – Schottland 6:0
Ungarn – Bolivien 6:0
Italien – Israel 6:0
Jugoslawien – Ungarn 5:0
Israel – Dänemark 0:5

Häufigkeit von Verlängerungen: 1x
Häufigkeit von Elfmeterschießen: 0x

15 Kommentare

  1. Denke ich an Playoffs, kommt mir spontan die 98er-Ausgabe in den Sinn. Liegt vermutlich an der unfassbaren Art und Weise, wie Ungarn damals von den Jugoslawen verprügelt wurde. Und an Luc Nilis, der Belgien quasi im Alleingang nach Frankreich geschossen hat.

  2. Die Iren sind also Rekord-Teilnehmer der Neuzeit. Viermal dabei gewesen, es dreimal nicht gepackt, als einzige in der Verlängerung gescheitert – wenn die jetzt auch noch Estland zur EM schießen…

    Dass Wales mal die Chance hatte, war mir mit den Jahren irgendwie im Hirn durchgerutscht.

    Danke jedenfalls für die Aufstellung!

  3. Wann ist eigentlich das Wort „Relegation“ aus der Mode gekommen?

  4. sternburg sternburg

    In Bezug auf Ausscheidungsspiele um eine Turnierteilnahme? Wahrscheinlich in etwa in dem Moment, in dem den Leuten klar wurde, dass das Wort Relegation so viel wie Ausschluss oder Verbannung bedeutet und daher – neben dem Rausschmiss aus einer Gruppe, von einer Uni o.ä. – im Sport allenfalls für den Abstieg aus einer Liga bzw. für Entscheidungsspiele um denselbigen Verwendung finden kann. Also vermutlich so um 1840. Wieso?

    Aber darf ich Dir eine Gegenfrage stellen? Dass man sich in einem Bereich, in dem englischsprachige Begriffe seit der Entstehung als Fachterminologie allenhalben verwandt werden, mit der Karodecke des Sprachschützers um die Schultern gegen einen Anglizismus wendet, und dies auch noch unter Verlinkung eines saumäßig weltoffenen Esperanto-Blogs – geschenkt. Aber warum schlägt man dann ein anderes Fremdwort vor, wo die gute deutsche Entsprechung „Ausscheidungs-“ oder auch „Entscheidungsspiel“ doch so nahe liegt?

  5. …und damit geht sternburg mit einem souveränen 3:0 in das Rück-Entscheidungsspiel.

  6. kristof kristof

    Mich würde mal interessieren, wie die Chilenen 1974 das 1:0 erzielt haben…

  7. NORTHEND NORTHEND

    @kristof: … praktisch ohne Gegenwehr.

  8. torf torf

    „Wahrscheinlich in etwa in dem Moment, in dem den Leuten klar wurde, dass das Wort Relegation so viel wie Ausschluss oder Verbannung bedeutet“
    Naja, so viel anderes als Ausschluss heißt Play-Off wörtlich genommen ja auch nicht…
    100% Pro Barrage!

  9. Jens, danke. Ich hatte Luc Nilis komplett vergessen.

  10. @sternburg: Beachtlich, wie eine einzelne Frage verstanden wird. Da sie anscheinend in eine Richtung interpretiert wird, die ich nicht beabsichtigt habe, versuche ich sie zu erklären:

    Ich kann mich daran erinnern, dass in Zusammenhang mit solchen Entscheidungsspielen das Wort „Relegation“ benutzt wurde. Mir ist nach dem letzten Spieltag der EM-Qualifikation bei mehreren unabhängigen Quellen aufgefallen, dass stets von „Play Offs“ die Rede ist. Meine Frage zielte darauf ab, ob es einen bestimmten Grund dafür gibt, dass das Wort „Relegation“ nicht mehr verwendet wird.

    Darauf kann es alle möglichen Antworten geben, etwa
    1. offizielle Sprachregelung
    2. Zufall, nie darüber nachgedacht
    3. passt mir besser in den Kram
    4. sprachlich genauer, weil … (Regeldetails)
    und natürlich eine Kombination daraus oder etwas ganz anderes.

    Das ist eine Frage an jemanden, der über Fußball und Fußballgeschichte bloggt – und natürlich an jeden, der sich berufen fühlt, darauf zu antworten. Ich habe gefragt, weil ich mir vorstellen kann, dass es jemand anderes besser weiß und ich etwas lernen kann.

    Schade, wenn das ohne weiteren Kontext zuerst mit 1840 und Karodecke in Verbindung gebracht wird. Es sei mir die folgende Frage gestattet: Wie ist meine erste Frage zu formulieren, damit sie in dem jetzt erläuterten Sinne – also einer Sachfrage und nicht einer indirekten Handlungsanweisung – verstanden wird?

  11. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in Zusammenhang mit solchen Entscheidungsspielen das Wort „Relegation“ benutzt wurde.

    @heinzkamke: Bitte. Hatte den guten Luc auch vergessen, bis er mal bei einem Playoff-, Relegations-, Ausscheidungs-, Endrunden- oder Whatever-Spiel in Belgien neben mir saß. Genau genommen war ich mir zunächst gar nicht sicher, ob er es ist, bis mir mein anderer Sitznachbar etwa fünf mal auffällig unauffällig zuflüsterte, dass neben mir der berühmte Ex-Nationalspieler sitzen würde.

  12. Mahqz Mahqz

    Bei den Russen war gegen Wales doch auch noch irgendwer gedopt, oder? Aber das bringt ja bei Mannschaftssportarten nix…

  13. torf torf

    @Jens: Lustig, mit dem selben was ähnliches erlebt: Neulich war ich bei Rupel Boom gegen KSK Hasselt. In der Vereinskneipe fiel mir jemand auf, bei dem ich zunächst nicht drauf kam, an wen er mich erinnerte. Bis ich dann auf die Mannschaftsaufstellung von Hasselt schaute, in der ein gewisser Arne Nilis stand. Das in der Kneipe war sein Vater.

  14. sternburg sternburg

    Kunar, wenn ich in Deine geschätzte reine Sachanfrage irrig irgendwelche Sprachkritik hineingemischt habe, dann darfst Du meine Antwort gerne um die dann gegenstandslose Häme beseitigen und hast dann meine Meinung aus Laiensicht.

    Will meinen: Relegation ist aus meiner Sicht in dem Fall schlicht falsch. Weil es, anders als torf andeutet, mehr bedeutet als die Entscheidung über eine Qualifikation oder ein Weiterkommen, nämlich den letzten Kampf um eine Verbannung, um es mal unpassend pathetisch auszudrücken.

    Und es war auch schon immer falsch, auch wenn es zugegeben ständig verwendet wurde und wird. Ich persönlich habe auch gar nichts dagegen, dass so zu nennen; von mir aus kann auch der Begriff Magerquark oder Fluxidilitätsprüfung verwendet werden, wenn sich das allgemeine Sprachempfinden so entwickelt, da bin ich leidenschaftslos. Ich bin allerdings recht schnell von Leuten in Wallung zu bringen, die von sowas in Wallung gebracht werden. Wenn ich Dich insoweit falsch verstanden habe, dann nichts für ungut.

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