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Schlagwort: DDR

Das Vereinigungsländerspiel

Das einzige Länderspiel zwischen der DDR und der Bundesrepublik hat es bekanntlich so nicht gegeben, weil die beiden Auswahlmannschaften nicht nur bei der WM 1974, sondern auch schon bei Olympia 1972 aufeinandertrafen und schon vorher eine Olympia-Qualifikation ausgetragen hatten. Dass da für den Westen keine A-Nationalmannschaft antrat, ist dabei unerheblich.

Hier bislang unbekannt war, dass es beinahe sogar noch zu einem dritten oder je neach Lesart zweiten innerdeutschen Länderspiel gekommen wäre. Zum „Vereinigungsländerspiel“. Ein solches war für den 28. August 1990 in Leipzig geplant, wurde aber aus Angst vor Auseinandersetzung zwischen West- und Ost-Holligans sowie allgemeiner Gewalt abgesagt. Dass es diese Information erst 23 Jahre später in die hiesige Aufmerksamkeit schafft, ist betrüblich, allerdings ist es nie zu spät. Einige Informationen mehr bei fussball.de.

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Jörg Berger über seine Flucht aus der DDR

Jörg Bergers Grab befindet sich auf einem Friedhof in Duisburg-Rahm, im Süden der Stadt, Nähe Düsseldorf. In Duisburg war er auch verstorben.

Einige Zeit vor seinem Tod hatte er MDR von seiner Flucht aus der DDR berichtet und was diese für Konsequenzen mit sich brachte.



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Für einen Coach ist das der Tod

Jörg Berger schrieb/ließ schreiben in seinem Buch „Meine zwei Halbzeiten“, mit dem Titel Bezug nehmend auf seine Republikflucht aus der Deutschen Demokratischen Republik und seinem weiteren Leben in der zunächst alten, später dann neuen Bundesrepublik Deutschland:

Es wurden Gerüchte gestreut, ich sei schwul — ausgerechnet ich! Für einen Spieler und erst recht einen Coach ist das der Tod.

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Die EM-Finals 1960, 1964 und 1968 in voller Länge

Der erste spielfreie Tag nach einer intensiven Vorrunde ist bei einem großen Turnier immer ein Einschnitt. Man wird daran erinnert, dass es tatsächlich noch Tage ohne Fußball am Abend gibt und in Bälde sogar wieder die Regel sein werden (allerdings nur, bis der Europapokal wieder beginnt).

Damit dieses Gefühl nicht allzu bedrohlich wirkt, kann man Surrogate nachschieben, die allerdings zugegebenermaßen nicht ganz das echte Fußballgefühl zu vermitteln vermögen. Wie man diese Krux beim Nachschauen von bereits gespielten Partien auflöst, dass man immer schon das Ergebnis kennt, weiß ich leider auch nicht.

Dennoch natürlich fantastische Highlights der Fußballhistorie.

Für den ersten fußballfreien Abend hier also gleich vier Surrogate namens „EM-Finals 1960-1968 in voller Länge“. Warum es vier Endspiele bei drei Turnieren sind, wird nicht verraten, das nähme ja die Spannung.

1960 UdSSR — Jugoslawien



1964 Spanien — UdSSR



1968 Italien — Jugoslawien

Erstes Spiel



Zweites Spiel



Gefunden vom und beim Blog „Männer unter sich“, das ein lesenswertes, tägliches EM-Tagebuch führt.

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Tango 81

Spielte man damals im Osten tatsächlich mit Fußbällen vom Klassenfeind?

Wäre ja kaum zu glauben, wenn es kein Foto gäbe. Oder ist das ein Imitat?

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Sparwatten ja nix

… in der DDR, nicht mal Videos. Deshalb musste Jürgen Sparwasser sein Tor auf seiner persönlichen Webseite auch Bild für Bild von Hand selber malen.

Oder was ist das für eine seltsame, animierte Einrichtung dort auf der Startseite?

Merkwürdig auch, dass Jürgen Sparwasser nur Länderspiele absolvierte (siehe „Statistik“), aber kein einziges Ligaspiel. Hat man ihn wohl in der DDR immer für die Nationalmannschaft geschont. Warum dann aber doch schon so früh Schluss war mit der Nationalmannschaftskarriere, das verrät seine Webseite nicht.


[photopress:juergen_sparwasser.jpg,full,centered]

Jürgen Sparwassers Webseite.

Ein bisschen was hatte man dann doch in der DDR, nämlich Ideen dafür, wie man eine Biographie nennen könnte. Gleich drei Stück Ideen, wow, so viele. Logisch, dass man sich da einfach nicht entscheiden konnte und eben alle drei Ideen auf den Titel des Buchs drauf geschrieben hat.

„Ich, Jürgen Sparwasser, meine Biografie“.

Wir haben verstanden.

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DDR Oberliga — 20 Jahre danach

Aye, caramba, oder besser: Öi görömbö, denn heute gehen wir mal wieder dorthin, wo nullkommagarkein Erstligafußball gespielt wird. In die ehemalige DDR.

Da es dort aber oft sehr ungemütlich, unschön und grau ist und die Leute unfreundlich sowie skeptisch gegenüber Fremden sind, überlassen wir das Hingehen lieber Leuten, denen die Unfreundlichkeit nichts ausmacht, da sie sowieso nichts verstehen, weil sie aus England kommen. Und die Skepsis überwinden sie mit dem einen oder anderen.

Ein paar sehr Bizarre machen sich auf den Weg in alle 14 Stadien der letzten Saison der DDR-Oberliga. Und berichten davon im tumblr-Blog namens „DDR-Oberliga2010″.

Schön. Dass man eine solche Reise nicht selbst machen muss, vor allem.

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Wismut Aue

Jens Weinreich beim Deutschlandfunk zur Non-Aufarbeitung der DDR-Fußball-Geschichte, wo es noch Einiges zu tun gäbe.

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1000x berührt

… hat uns das Sparwasser-Tor überhaupt nicht.

Nur 1000x gesehen haben wir es schon, und doch hat es nie „Zoom“ gemacht, doch ist dabei nie aufgefallen, dass der ewige Sparwasser direkt nach dem Tor ein wenig die Orientierung verliert, als er versucht, den Miroslav-Klose-Salto bei wichtigen Toren durchs Raum-Zeit-Kontinuum nach vorne (von damals aus gesehen, heute hinten) zu ziehen.



(Bei 0:07.)

Jetzt verstehen wir auch endlich, was das Folgende beinahe schon Internet-Mem bedeuten sollte, das kürzlich durch die Gazetten namens Blogs geisterte:

Eine späte Reminiszenz an jenen Mann, der der glücklichste Mensch in ganz Deutschland war, als die WM 2006 endlich vorbei war und er von den TV-Sofas der Republik wieder herunter durfte.

Natürlich.



Darauf lässt ja schon alleine der Herkunftsort des Videos schließen, stammt es doch von den einstigen Brüdern aus der Tschechei.

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Das Kollektiv oder Dynamo Kiew

Nachdem ich letztens (warum hatte mich niemand gewarnt?) in dem wirklich schwuppigen, nah an der totalen Banalität strauchelnden DDR-Museum war, muss ich doch mal, trotz des Wissens darum, dass Einzeldisziplinen mit viel größerer Wahrscheinlichkeit Medaillen versprachen (als wenn Medaillen bei Olympischen Spielen auch nur annähernd den Wert eines Weltmeistertitels im Fußball hätten (nein, selbst damals nicht)) fragen dürfen, die Älteren unter den Lesern:

Wie war das damals mit Dynamo Kiew?

Im DDR-Museum las ich, dass die Parteiführung gerne wünschte (ob das stimmt, weiß ich angesichts dieses geradezu lächerlichen Non-Tiefgangs dieses Museums mit der ostdeutschen Geschichte, nicht), dass die Baubrigaden auch ihre Freizeit miteinander verbringen sollten. (Wie verrückt ist dieser Wunsch? Worin begründet er sich? Der Begriff vom Lagerkoller muss doch auch damals schon existiert haben?! Ein derart unrealistisches Menschenbild kann man sich heutzutage kaum noch vorstellen, es muss aber geherrscht haben, dass überall Friede, Brigade und abends zusammen Saufen herrschen sollte. Merkwürdig.)

Wenn aber ein solches Menschenbild tatsächlich im zumindest propagierten Kommunismus, der er ja nie war, vorherrschte, wie wirkte sich das dann auf den Fußball, der dort gespielt wurde, aus?

Im ersten Moment der Kenntnis einer solchen Einstellung würde man doch annehmen, dass das dem Gesamterfolg eher zuträglich sei, selbst wenn man das Phänomen der Verantwortungsdiffusion kennt (und Günter Netzers elendige Vorwürfe an Ballack bezüglich dessen Ost-Sozialisierung erst Recht außer Acht lässt).

Ein jeder solle alles fürs Kollektiv geben, niemand solle sich besonders herausstellen. Muss fantastisch gewesen sein für jeden Fußballtrainer im Ostblock. Wie kam es also, dass nur Dynamo Kiew diese sozialistisch geprägte Spielweise mit einem internationalen Titel krönen konnte. Und wie spielten sie, damals, liebe Leser? Ich bin zu jung, um das zu beurteilen. Und dies wäre natürlich einer der Fälle, in denen es nicht reichte, einfach youtube-Videos von damals zu schauen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.

Ich hab es damals zwar erlebt, aber keinen Begriff vom Kommunismus oder Sozialismus gehabt. Während mit zunehmendem Lebensalter selbst die schon längst vergangenen Realitäten immer plastischer werden. Aber nicht so plastisch wie von Augen- oder zumindest Fernsehzeugen geschildert.

Spielte Dynamo Kiew damals gänzlich anders Fußball als man es im Westen tat?

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„Aber nicht so toll, wie man es in seiner Erinnerung hat“

Selbst das neben Michael Schumacher größte Kinn der Welt, Ruud van Nistelrooy, hatte eine Kindheit. In dieser schaute er wohl, da er ganz früh (mit 5 Jahren schon im Fußballverein angemeldet) mit dem Fußball anfing, auch Spiele der niederländischen Nationalmannschaft bei diversen Turnieren. Und wurde natürlich, bis auf eine Ausnahme, letztlich immer enttäuscht. Holländer, das weiß man in Deutschland, spielen wirklich sehr, sehr guten Fußball, nur eins können sie nicht: gewinnen.

Die EM 1988 muss natürlich da rausgenommen werden, denn da gewannen sie 14 Jahre nach ihrer schmachvollsten Niederlage („Wir waren die Besten“) im WM-Finale 1974 („War keine Schwalbe“) im selben Stadion dann ihren ersten und einzigen internationalen Titel: Europameister 1988. Wir wollen das nicht schmälern, indem wir darauf hinweisen, dass es 1988 ja auch noch kaum Länder in Europa gab, weil die alles verschlingende Krake Sowjetunion fast jedes Land, welches nicht annähernd groß genug war, ein Vasallenstaat zu sein, sich in ihrer stalinistischen Habgier einverleibte und so auch fußballerisch für relativ reine, mittel- bis westeuropäische Verhältnisse sorgte. Aus dem Ostblock gab es überhaupt nur 8 Starter (Sowjetunion, Polen, CSSR, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, DDR und mit Abstrichen und Einschränkungen Jugoslawien. Albanien, da weiß man nicht, wozu das je zählte und wozu es jetzt noch zählt, aber Hans-Peter-Scholl-Latour Briegel geht gerade nicht ans Telefon, um darauf eine Antwort zu geben.)

Wie dem auch sei, in einer Europameisterschaft von acht (!) qualifizierten Teilnehmern gewannen schließlich also die Niederlande, die man auch gerne fälschlicherweise als Holland bezeichnet, das Turnier und steckten sich den Pokal auf den Kopf, einige Flaschen Sekt hinein und rauchten schließlich abend im Hotel dicke Bong mit dem Ding.

Auch Ruud van Kinn war damals schon geboren und sogar bei Bewusstsein, er war sogar in Gelsenkirchen im Stadion beim Spiel der Niederländer gegen Irland (auch 1988 konnte man anscheinend noch Tickets kaufen, ohne ein Führungszeugnis von Interpol vorlegen zu müssen oder gar, 1988, eine Emailadresse zu besitzen):

Diese EM ist bei uns immer ein großes Thema, jetzt zum 20-jährigen Jubiläum aber natürlich ganz besonders. Ich habe auch gerade wieder 20 Minuten lang eines der Spiele im Fernsehen verfolgt. Es war schön zu anzusehen, aber nicht so toll wie man es in seiner Erinnerung hat. Ich war damals zwölf Jahre alt und habe das Finale im Wohnzimmer meiner Eltern im Fernsehen gesehen. Beim Vorrundenspiel gegen Irland war ich mit meinem Vater sogar im Stadion in Gelsenkirchen. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen.

Dass man den aktuellen Teams der Niederlande jetzt aber immer wieder aufdrückt, gefälligst Favorit zu sein, ist, seit Cruyffs aktive Zeiten vorbei sind, eher ein Hindernis als Ansporn. Insgesamt gesehen hätten die Niederlande sicher mal einen Weltmeistertitel verdient, nicht aber den von der WM 2010 in Südafrika. Denn: So fintenreich und flächenbeherrschend der niederländische Fußball auch sein mag, zur Zeit. Das Runde muss ins Eckige.

Kurz gesagt: Niederlande: Viertelfinale und dann raus, wie immer. Großes Kinn hin oder her.

Bemerkenswert zu diesem Punkt: Ja, ich bin beim „Jahrhundertspiel von 1970″ auch eingeschlafen. Kein Wunder, dass es Ruud van Gol nicht anders geht, wenn er zum Sehen dieser oder jener ollen Kamellen gezwungen wird.

Die vielen tollen Siege, all die legendären Spiele, in der Erinnerung faszinierend, aber doch bitte niemals den Fehler machen, die Spiele live und über 90 Minten wiederzuschauen. Siehe Titel.

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