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Schlagwort: Diego Maradona

Live-Blog zur Gruppen-Auslosung der WM 2018 im Kreml

Gruppe A

A1 Sbornaja
A2 As-suqur al-hadra (Grüne Falken)
A3 Fara‘ina (Die Pharaonen)
A4 La Celeste

Gruppe B

B1 Seleção das Quinas
B2 La Furia Roja
B3 Lions de l‘Atlas
B4 Team Melli

Gruppe C

C1 Les Bleus
C2 Socceroos
C3 La Blanquirroja
C4 Danish Dynamite

Gruppe D

D1 Albiceleste
D2 Strákarnir okkar
D3 Vatreni
D4 Super Eagles

Gruppe E

E1 Seleção
E2 Nati
E3 Los Ticos
E4 Beli Orlovi

Gruppe F

F1 Mannschaft ohne Spitznamen
F2 El Tri
F3 Tre Kronor
F4 Taeguk Warriors

Gruppe G

G1 Rode Duivels/Diables Rouges
G2 Los Canaleros
G3 Les Aigles de Carthage
G4 Three Lions

Gruppe H

H1 Bialo-Czerwoni
H2 Les Lions de la Teranga
H3 Los Cafeteros
H4 Samurai Blue

[16.58] Das häufig vorhandene Losglück hat die Deutschen diesmal verlassen. Mexiko und Schweden sind schon eine Konstellation, an der man auch gut scheitern kann. Insofern stimmt das nicht, was unten steht: dass man ohnehin durchkommt. Aber mit Schweden und Mexiko konnte man ja nicht unbedingt rechnen (jedenfalls nicht in den ca. 57 durchgeführten Probeauslosungen). Dazu mit Südkorea ein Team, das immer mal für eine Abnutzungsschlacht gut ist – soweit jedenfalls das Klischee. Es hätte wirklich deutlich einfacher kommen können, zum Beispiel mit der Prognose Peru, Ägypten und eben Südkorea. Immerhin einen Treffer bei diesem Glücksspiel, würde man jetzt aber doch lieber gerne gegen Saudi-Arabien oder Iran tauschen. Geht aber nicht mehr. Die „deutsche“ Gruppe steht fest und könnte schon ein echtes Zähneausbeißen werden, zumal man zuerst gegen Mexiko und dann gegen Schweden spielt. Da könnte man auch gut und gerne bei nur 2 oder 3 Punkten stehen und hätte den Druck, gegen vielleicht noch weiterkommen könnende Südkoreaner (sofern bis dahin noch existent) gewinnen zu müssen. Natürlich sind ebenso 9 Punkte aus diesen drei Gruppenspielen möglich. Dennoch darf man vor allem eins nicht tun: diese Gegner unterschätzen, nur weil Mexiko ja „noch nie weit gekommen“ (Bela, meinte aber das Viertelfinale) ist oder Schweden sich gegen Italien 90 Minuten nur eingeigelt hat. Aber hier nimmt man es sportlich: besser so als eine Gruppe, bei der man schon vorher einschläft, weil es nur um die Höhe des Sieges geht. Spannend wird aber in jedem Fall, wer neben den Deutschen weiterkommt, sofern diese es doch schaffen, ihrer Favoritenrolle in 2,5 Spielen gerecht zu werden. Tippe da am ehesten auf Schweden, aber da spielt wohl vielleicht auch zu viel Sympathie mit rein.

[16.32] Das Prozedere wird erklärt. Dürfte dem hiesigen Publikum allseits bekannt sein. „The explanation is over“. Gut. Los geht’s schon. Jetzt kommt dann das Tableau nach oben.

[16.30] Jetzt kommt endlich Gary Lineker. Die 15 Minuten bislang waren zumindest alles andere als zäh. Das war früher schon mal schlimmer.

[16.26] Pelé erscheint doch nicht. Erster Lospate ist der Engländer Gordon Banks. Russland hat auch einen Lospaten, obwohl noch nie Weltmeister. 91 Jahre alt. Name nicht verstanden. Shame on me. Für Uruguay ist es Diego Forlan, für Argentinien Diego Maradona. „Sah auch schon mal frischer aus“, ätzt Bela. Dabei sieht Maradona eigentlich ganz gut aus. Für Frankreich kommt Laurent Blanc. Cafu für Brasilien. Carlos Puyol, immer noch ohne Frisur, erfrischend, für Spanien. Fabio Cannavaro, der einzige Italiener, der an der WM – in dieser Form als Lospate – teilnimmt.

[16.23] Bela erwähnt die PK heute morgen, bei der die Dopingvorwürfe zur Sprache kamen. Bela nennt den für das Doping verantwortlich gewesen seienden Witali Mutko zunächst Witali Klitschko. Das ist dieses Phänomen, dass Nachrichtensprecher auch Jahre nach dessen Demission immer noch von Bundeskanzler Kohl, äh Schröder sprachen. Einschlägige Berichterstattung zum Verlauf dieser PK gibt es bei Twitter.

Jetzt ein paar nette Jubilbilder von vorigen WM. Am Ende jubelt die deutsche Mannschaft.

Der Kommentator ist aber immer noch nicht Lineker, sondern ein anderen Mann. Begleitet von einer einigermaßen züchtig gekleideten Frau.

[16.21] Die acht Lospaten werden vorgestellt. Der erste ist Pele. Nicht Wollitz, der aus Brasilien. Die Musik wird melancholischer, aber wohl nicht wegen Pelé. Eher nimmt man wohl schon das Scheitern der Russen bei der WM vorweg. Jetzt geht es doch noch rund. Hat man vielleicht noch schnell was eingeworfen.

[16.19] Okay, jetzt wird doch noch ein bisschen Show gemacht. Russischer Volkstanz. Oder so. Jedenfalls immer noch besser als der Schuhplattler bei der Eröffnung der WM 2006. Was aber auch nicht schwierig ist. „Darf ich mal?“, fragt Bela, als er wohl glaubt, sein Mikro ausgeschaltet zu haben. Was will er wohl gedurft haben wollen?

[16.15] Immerhin verschont uns das ZDF mit dem Showteil. Geht direkt los mit „Miroslava Klose“, wie er auf Russisch von der Moderatorin genannt wird. Gefragt, „how did you like the show?“, antwortet Klose auf Deutsch. Hm. Okay, hat ja auch nie in England gespielt. Klose erwähnt auch das dreimalige Scheitern, 2002, 2006, 2010, was er ja als einziger (?) so erlebt hat, mit der Krönung 2014. Lahm kam doch erst später dazu, nicht wahr?

Außerdem gibt er zu, dass ihm auch sein Torrekord bei der WM tatsächlich etwas bedeutet. Leichten Einschlag ins Pfälzerische. Nach knapp einer Minute ist sein Auftritt aber schon wieder vorbei. Zu Kloses großer Erleichterung offenbar.

[Präludium] Auch wenn „Wetten, dass..?“ nicht mehr existiert: Es gibt sie noch, die Lagerfeuer-Momente in deutschen Landen. Natürlich dann, wenn WM oder EM ist und die Nationalmannschaft spielt – oder die Gruppen für ein solches Turnier ausgelost werden. Heute steht wieder die ganze Nation hinter den Live-Streams und wird den ersten schmerzhaften Moment schon vor Beginn der Auslosung hinnehmen müssen. Miroslav Klose, zur Zeit Trainerhospitant ohne Geschäftsfeld bei der DFB-Elf, wird in seiner Eigenschaft als Weltmeister von 2014 den WM-Pokal an den Ausrichter Russland übergeben. Weltmeister bleibt die deutsche Mannschaft zwar bis zum Abpfiff des Finals der WM 2018 im Olympiastadion Luschniki in Moskau. Den Pokal ist man aber schon mal los. (Wobei man den originalen ohnehin nie länger als ein paar Stunden besaß. Den kassiert die FIFA nach der Verleihung nämlich direkt wieder ein, der Sieger geht mit einem Duplikat nach Hause und foppt auf der Reise durch seine Dörfer und Landstriche mit Menschen darin diese und lässt sie im Glauben, sie sähen das Original.)

Moderieren wird der wohl schlagfertigste Ex-Profi am Twitter, Gary Lineker, dessen Bonmot von den 22 Männern und den 90 Minuten schon 1990 von dieser Schlagfertigkeit kündete. Etwas erstaunt sein darf man dennoch, dass dieser ansonsten kein Blatt vor den Mund nehmende kritische Geist sich vom russischen Fußball vereinnehmen lässt. Steht Russland doch in allen erdenklichen Sportarten unter scharfem Dopingverdacht, so auch im Fußball, wie man sich explizit hier noch mal vor Augen führen kann und auch sollte. Der Thread beginnt schon mit den Worten:

„Absurd, dass Gastgeber Russland dabei ist. Denn noch nie waren die Dopingindizien stärker gegen eine aktive Fußballmannschaft.“

Lineker, eingeladen als Torschützenkönig der WM 1986 und eben jener gewandte Moderator, der er inzwischen ist, wird es sich gut bezahlen lassen, und doch wirft seine Teilnahme einen Schatten auf diese Lichtgestalt der Fußballberichterstattung.

Apropos Schatten: Nichts anderes als das, schwarz nämlich, würden die TV-Zuschauer im Iran zu sehen bekommen, sollte Linekers russische Kollegin Maria Komandnaja aus Sicht der Zensoren des Staatsfernsehen im Iran zu unzüchtig gekleidet sein. Dann würde die Übertragung ausgesetzt, der Bildschirm schwarz. Wäre dies weltweit so, hätte man in Moskau genug Gelegenheit, dem trotz des vermeintlichen Dopings der Nationalmannschaft schwächelnden Team der Russen eine möglichst einfache Gruppe zuzuschanzen. Schließlich soll Russlands Nationalmannschaft nicht wie erstmals 2010 Südafrika als Gastgeber schon in der Vorrunde scheitern. Nicht zuletzt, da man im Eishockey-Land Russland ohnehin mangelnde WM-Begeisterung fürchtet. Im Land allgemein und auf den Rängen, die da doch recht leer bleiben könnten, wenn irgendwo in den Weiten Russlands kurz vor den Toren Sibiriens Neuling Panama gegen den Senegal antritt. Da eine solche Ausblendung des TV-Bildes aber nicht kommen wird, muss man zunächst mal annehmen, dass zumindest bei der Auslosung im Kreml alles mit rechten Dingen zugehen wird. Oder wie die SZ schrieb:

„Noch nie wird eine Entscheidung im Kreml so transparent gefallen sein wie diese WM-Auslosung.“

Hier wird diese Auslosung live begleitet, mit dem kleinen Extra-Service, das bei der Auflistung der insgesamt 8 Gruppen von A bis H direkt die Spitznamen der Nationalmannschaften eingetragen werden. Inzwischen ist so etwas ja eine Aufstellung, an der keine Zeitung online mehr vorbeikommt, die Spitznamen aller WM-Teilnehmer in einem eigenen Beitrag aufzulisten.

Hier schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und präsentiert die Auslosung live und liefert dazu gleich die jeweiligen Spitznamen der 31 Nationalmannschaften, die teilnehmen plus jene eine Mannschaft, welche keinen Spitznamen besitzt, die zufällig amtierender Weltmeister ist. Beim DFB mag man das anders sehen (und im Ausland leider auch), doch hier kann man auf derlei fromme Wünsche keine Rücksicht nehmen und bleibt bei der Realität.

Man darf natürlich gespannt sein, wie die Gruppen nun schließlich aussehen werden. Ohne einen Tipp für die Gruppe der Mannschaft ohne Spitznamen geht es natürlich auch hier nicht. Es wird nicht Gruppe H, welche die einzige wäre, welche eine Partie im ehemaligen Stalingrad nötig oder je nach Sichtweise möglich machte, sondern Gruppe D. Eine Partie im nur 500km von Berlin entfernten Kaliningrad ist übrigens schon vor der Auslosung ausgeschlossen, da die Mannschaft von Jogi Löw als Gruppenkopf gesetzt ist, in Kaliningrad aber keine Partie eines Gruppenkopfes vorgesehen ist.

Gegner in dieser, wie man ganz teutonozentristisch gerne formuliert, „deutschen“ Gruppe werden sein: Peru, Ägypten und Südkorea.

Das klänge immerhin doch ziemlich nach einer _Welt_meisterschaft. Sportlich stellt sich die Frage ohnehin nicht, ob die DFB-Elf die Vorrunde übersteht, selbst für den Fall, dass die „Furia Roja“ in ihre Gruppe gelost würde.

Wer selbst noch seinen Tipp abgeben will, kann das gerne noch in den Kommentaren tun, auch wenn anzunehmen ist, dass das alles längst bei Twitter geschehen ist.

(Anders als früher bei Live-Blogs üblich werden die weiteren Beiträge jetzt nicht oben angefügt werden, sondern hierunter.) Nee, doch oben. Während der Auslosung rutscht dann auch diese Auflistung hier nach oben:

Stand der Dinge bei der WM-Auslosung 2018

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Mit Legenden aufräumen: Maradona gut, aber so gut dann auch wieder nicht

Wer schon länger dabei ist, weiß, dass man hier auch gerne mit Legenden aufräumt. Matthäus entschied nicht das Pokalfinale mit seinem Fehlschuss, Jens Lehmann fuhr nicht mit der Straßenbahn von Leverkusen nach Gelsenkirchen und Horst Hrubesch sagte nicht: „Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank.“

Schön, wenn andere sich auch diesem Entzaubern von Legenden widmen. In diesem Fall ist es der Macher von „Flipflopflyin“, der sich mehrheitlich dem Baseball verschrieben hat, aber immer wieder auch Interesse am Fußball zeigt.

Seine zerhackselte Legende ist jenes ikonographische Foto von Diego Maradona, wie er es während der WM alleine mit sechs Belgiern aufnimmt. Man ahnt es schon: ganz so war es nicht. Wer sich also den treuen Glauben an die Entstehung dieses Fotos bewahren möchte, der klicke nicht auf den folgenden Link.

Alle anderen bitte hier entlang zur Entzauberung eines der bekanntesten Fotos der Fußballhistorie.

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Magier Mario G

Mario Götze ist solch ein Magier, dass er den Ball ins Tor schießen kann, ohne ihn auch nur zu berühren. Da verblassen selbst Diego Maradonas und Lionel Messis Künste am Ball. Der WM-Titel 2014 dürfte nur noch Formsache sein. Zumindest, wenn man dem Liveticker des Kickers Glauben schenken darf.

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Die entscheidenden Zentimeter nutzen

„Welche Augenfarbe haben Sie?“

„Äh …“

„Jetzt sagen Sie mir nicht, Sie wissen nicht, welche Augenfarbe Sie haben!“

Natürlich weiß man seine eigene Augenfarbe, aber es war ja nicht klar, welche Antwortmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Wenn man so wie hier gerade einen neuen Personalausweis beantragen will. Gab es nur reine Farben oder auch Mischformen? Die Basis war zweifelsfrei blau. So wie jeder Mensch zu Beginn seines Lebens zunächst mal eine Frau ist, hat auch jeder Mensch blau schimmernde Augen, mit denen er das Licht der Welt erblickt. Das ist sozusagen die Grundausstattung: weiblich, blaue Augen. Gar nicht mal unsexy für den Anfang. Bei den meisten ändert sich das allerdings noch, bei einigen nicht. Bei mir hatte es sich noch geändert, und zwar von blau zu blau-grau und wenn man nur lange genug in den vergrößernden Schminkspiegel blickte, konnte man auch noch ein bisschen grün erkennen.

War die Antwortmöglichkeit nun also auf „blau“ oder „grün“ begrenzt oder durfte man auch „blau-grau“ antworten oder vielleicht sogar die dreistufige Variante „blau-grau-grün“ nennen? Was wäre mit Menschen, die zwei verschiedenfarbige Augen besitzen? Die Dame vom Amt hatte ja nicht eröffnet, wie viele Zeichen in der Datenbank für diese Antwort reserviert waren. Also murmelte ich etwas davon, dass es „erstmal so an sich blau“ sei, womit die Dame schon zufrieden war und es in ihr nach Berlin zu versendendes Formular eintippte (eintippen ist das eigentliche Wort für den Vorgang, den nicht-digitale Eingeborene gerne mit „einhacken“ beschreiben).

„Aber wie groß Sie sind, das wissen Sie hoffentlich sofort?!“

„Äh …“

Sie verdrehte die Augen.

„Einsvierundsiebzig natürlich“, log ich nicht.

„Hier steht Einsdreiundsiebzig.“ Das konnte nicht sein. Hatten doch hauseigene Messungen vor Jahren schon ergeben, dass es EinsdreiundsiebzigkommaAcht waren, was bei kaufmännischem Runden ganz klar Einsvierundsiebzig ergab.

„Ich bin Einsvierundsiebzig, das war ich auch beim letzten Personalausweis schon.“

Die Länge des Körpers hängt zum einen von dessen Lage ab. Im Liegen ist er um bis zu zwei Zentimeter oder mehr länger. Zum anderen nimmt die Länge im Laufe des Tages ab. Die Verminderung beträgt etwa einen halben bis zwei Zentimeter.

Keine gute Idee, wie immer erst kurz vor Toresschluss zum Amt zu strömen. Glücklicherweise befand sich aber kein Maßband an der Wand. Es gab somit keine Möglichkeit, das kommaAcht einer Prüfung zu unterziehen. Weshalb sich keine weiteren Fragen ihrerseits mehr anschlossen, die Einsvierundsiebzig wurden weder wider- noch willig akzeptiert. Offensichtlich war ihr die Augenfarbe ein wichtigeres Anliegen. Womit man eine Größe verbrieft hatte, bei der Kicker-Redakteure immer noch gerne von „klein“ schreiben, selbst wenn der durchschnittliche deutsche Mann Einsachtundsiebzig und damit gerade einmal 2,3 Prozent größer ist als Einsvierundsiebzig. Wer bei der Körpergröße immer noch bei den mittleren fünfzig Prozent einsortiert werden kann, darf nur ohne Fug und Recht als „klein“ bezeichnet werden. Mag sein, dass der durchschnittliche Fußballprofi etwas größer ist, aber man muss nur die Namen Maradona, Häßler und Messi in den Raum werfen, um etwaige Zweifel abzubügeln. Sollte dann noch irgendwo eine Augenbraue zucken, schießt man schnell Puskás, Iniesta und Romario nach. Danach sollte allgemeines Augenbrauensenken einsetzen. Auch wenn die Genannten alle Feldspieler waren.

Wieder einmal hatte sich die Mannschaft für ein Freundschaftsspiel versammelt, wieder einmal hatten einige verpennt und erst Recht wieder einmal fand sich niemand, der ins Tor gehen wollte. (Für alle, die planen, selbst an einer Fußballmannschaft teilzunehmen: Es geht sehr wohl im Notfall ohne Schiedsrichter, ohne Torwart aber ist es nur sehr unschön zu ertragen.) Als jemand, der in der Schule im Handballtor eine durchaus auf jenem Niveau akzeptable Figur abgab, der im 5-Meter-E-Jugend-Tor nur mit leidlicher Präzision bezwungen werden kann und als jemand, der ungerne eine Partie fünf Minuten vor Anpfiff platzen lässt, weil keiner ins Tor gehen will, richteten sich alle Blicke auf mich.

„Leute, was wollt ihr, das hier ist Großfeld, die Tore sind 2,44 (!) Meter hoch. Im E-Jugendtor komm ich an die Latte dran, aber hier?!“

Die vorige Partie gegen den selben Gegner hatte wir mit nur 2:7 verloren, damals aber mit etatmäßigem Torwart. Also richtete ich mich darauf ein, alles zu tun, um eine zweistellige Zahl an Gegentoren zu verhindern. Wobei „alles“ hier hauptsächlich aus intensivem Zeitspiel samt Meckereien über Schiedsrichterentscheidungen hätte bestehen sollen. Innerlich war ich schon alle nötigen Schritte durchgegangen, nach Spielschluss sofort zum Auto zu sprinten, wo ich per Geheimknopf die Nummernschilder umklappen lassen kann. Ich würde die niederländische Variante wählen, über die Grüne Grenze fahren und mich für einige Wochen von den Mahlzeiten ernähren, die man aus dem Angebot der Supermärkte holländischer Campingplätze komponieren kann. Bis der Bart lang genug sein würde, um unerkannt wieder zurück nach Deutschland fahren zu können.

Erstaunlicherweise jedoch tat sich in punkto Ballausdemnetzholen: Nichts. Wir waren an dem Tag zwar mit einer personell stärker als sonst besetzten Abwehr angetreten, das bedeutete jedoch nicht, dass der Gegner nicht aufs Tor schoss. Wobei hier schon der Knackpunkt des Problems gefunden ist: Der Gegner schoss nicht aufs Tor. Er hatte zig Torschussgelegenheiten, verzog aber stets meterweit oder, noch merkwürdiger, schoss ständig weit übers Tor. Mit gutem Stellungsspiel als Torwart könnte man vielleicht die eine oder andere Kontersituation klären, auch mal einen in den Strafraum fliegenden Eckball herausboxen, aber bei einem platzierten Schuss knapp unter die Latte wäre man mit kommaAcht schlicht machtlos gewesen. Was dem Gegner sofort hätte auffallen müssen, denn gesprungen oder gehechtet bin ich an jenem Tag kein einziges Mal. Welle auf Welle rollte aufs Tor und jedes Mal dachte ich nur, wie offen diese 7,32m mal 2,44m hinter mir doch stünden, egal, wie gut ich mich zum Ball stellte, das müsse der Gegner doch sehen. Einfach nur oben ins Tor treffen, und es hätte geklingelt und geklingelt. Sie schossen drüber, vorbei, überhastet, daneben, unplatziert, fast zur Eckfahne, in die Wolken, wie man so schön sagt, und noch mal und immer wieder: übers Tor. Wir gewannen 4:0.

Womit wir bei der Frage wären, warum bei der Frauen-WM so wenig Tore gefallen sind, obwohl die Torhüterinnen doch alles dafür getan haben, das Tor vor allem in der Höhe so offen wie möglich zu gestalten und es unübersehbar war, dass dort eine Menge kommaAchter teilnahmen. Die Spielerinnen hätten aus allen möglichen Positionen einfach nur den Bereich zwischen Latte und Spannweite der Arme der Torhüterinnen plus Sprunghöhe treffen müssen. Sogar von Positionen aus, die nicht allzu nah am Strafraum liegen, wäre das problemlos möglich, wenn man denn die dafür nötige Schusstechnik beherrscht. Doch es war, wie es auch bei jenem Freundschaftsspiel war, das auf der einen Seite zu Null endete. Fred, der mit den Franzosen bangte, hat es treffend beobachtet.

Im Frauenfußball schießt man immer hoch. Immer. Und meistens drüber.

All diese Schüsse mögen den Versuch dargestellt haben, die nämliche Lücke anzuvisieren, welche die Torhüterinnen lassen. Allein getroffen wurde sie so gut wie nie.

Weshalb die Frage erlaubt sein darf, ob wirklich nur die Torhüterinnen so auffällig schlecht sind, und nicht auch die Schusspräzision der weltbesten Damen alles zu wünschen übrig lässt. Während ich in meinem, jenem Spiel erleichtert bis euphorisch — ein Shutout auf dem Großfeldtor und das mit kommaAcht — auf den Schultern der Mitspieler in die nächste Kneipe getragen wurde und mein Name in die virtuellen Annalen eingraviert wurde, dürfen sich die Frauen Torhüterinnen trotz nicht erhaltenen Treffern im oberen Bereich des Tores nicht darüber freuen, dass ihre Gegnerinnen so unpräzise schießen. Denn während man noch so schlecht zielenden Stürmern 24 Fehlschüsse verzeiht, so lange nur ein einziger Ball den Weg ins Tor findet, verzeiht man einem Torhüter jene eine verpasste Flanke samt spielentscheidendem Gegentor niemals. Das ist unfair, aber Fußball.

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Obacht, die Herren Broca und Wernicke

Wirklich ungeschickt kann es enden, wenn man sich bestimmte Floskeln aus dem Fußballmilieu angewöhnt hat und sie dann auch in Umfeldern zum Einsatz bringt, die Herkunft und Hintergrund der Floskeln nicht kennen und nur auf die buchstäbliche Bedeutung der gerade dem Mund entfleuchten Wörter angewiesen sind.

So sollte man im Kreißsaal eher nicht ausrufen: „Da ist das Ding!“, auch wenn man seinen Fußball-affinen Freunden damit immer wieder im Alltag ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern vermochte.

Neu in dieser Rubrik seit der letzten knappen Qualifikation Argentiniens für die WM die sehr vornehme Äußerung des Nationaltrainers Diego Maradona. Auch dieser Spruch wird sicher bald Einzug in das tägliche Arsenal an Zitaten aus dem Fußballbereich halten, mit dem man sich mit Gleichgesinnten immer wieder mal zu necken oder auch einfach nur zu amüsieren versucht.

Obacht also, wem man gegenüber steht, wenn man tief in die Piratenkiste der Bonmots greift und dabei zufällig auf Maradonas Spruch trifft. Keine Polizisten bei der Alkoholprobe, keine Gäng, die einen umstellt hat, und auch keine versammelte Schar von Uni-Profs, die einen gerade in der Diplom-Prüfung durchfallen lassen will, verfügen über so ausreichende Fußballer-Zitate-Kenntnisse, als dass sie das Zitat Maradonas als solches identifizieren würden, wenn man ihnen salopp dahinrotzt, womit Maradona durchkam: „Ihr könnt mir alle mal einen blasen.“

Die Automatismen schlagen immer wieder unverlangt zu.

Obacht also, meine Herren.

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Fifa führt Wildcards für die WM 2010 ein

[photopress:all_star_team.jpg,full,alignleft] Nach dem Ausscheiden einiger fußballerisch großen Größen in der WM-Qualifikation hat die FIFA entschieden, sich ein Beispiel am Basketballverband FIBA zu nehmen und vier Wildcards an auf sportlichem Wege nicht qualifizierte Nationen zu verteilen.

Die erste total wilde Wildcard geht überraschend an Argentinien, obwohl mit Maradona der größte Star dieser Auswahl längst gefeuert ist und wenn überhaupt, dann nur als Fan anrollen anreisen wird. Die Fußballkünste eines gewissen Menschen mit dem Namen, der wie eine Störung klingt, bei der man Berge an leeren Butterdosen, vollständig abgerollten Toilettenpapierrollen, Pfandflaschen, Tageszeitungen (seit 1986), Disketten, Foto-Alben, Pizza-Kartons und Büromaterial so kunstvoll neben- und übereinander arrangiert, das einzig der Weg vom Sofa zur Haustür und zur Toilette noch begehbar bleibt, sollen laut Insidern auch eine Rolle bei dieser Entscheidung gespielt haben.

Die zweite Wildcard geht an Deutschland, das sich in den Playoff-Spielen der europäischen Qualifikation ebenso überraschend Griechenland geschlagen geben musste. Aktive Weltstars besitzt diese Mannschaft zwar keine, dafür aber einen der größten Märkte für Sportartikel, Rasierzubehör, Kreditkarten, japanische Autos, Coca-Cola, Elektronikgeräte und Fast-Food-Mahlzeiten, auf den die FIFA aus verständlichen Gründen („For the good of the game“) nicht verzichten wollte.

Die dritte Wildcard geht an Nigeria, das sich nicht minder überraschend hinter Tunesien nicht qualifiziert hatte. Stimmen, die sich für Portugal mit dem tatsächlichen Weltstar Cristiano Ronaldo aussprachen, wurden mit dem Argument abgewiesen, dass Ronaldo in wichtigen Spielen ohnehin immer übermotiviert sei und die Bälle übers Tor schieße, weshalb zwangsläufig mit einem Vorrundenaus der Portugiesen zu rechnen und eine Wildcard somit vergebliche Liebesmüh sei.

Die vierte Wildcard geht an ein Allstar-Team, zusammengestellt aus Spielern, die zwar Weltstars sind, aber per Schicksalsschlag einen Pass eines Landes besitzen, in dem außer ihnen selbst nur ausgemachte Holzfüße und Für-die-Gasse-Blinden vor den Ball treten (sofern sie ihn treffen), weshalb ihnen ohne diese tolle Idee eines Allstar-Teams die Teilnahme an einem Weltturnier für immer verwehrt bliebe. Trainiert werden solle diese Auswahl der Besten vom Rest, für die trotz seines hohen Alters der nimmermüde Jari Litmanen genauso feststeht wie Ryan Giggs, George Best, Alexander Hleb, George Weah und Ole Gunnar Solskjær, von einem gewissen Trainer Baade, der ohne diese Allstar-Auswahl auch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hätte.

Was im Basketball schon lange Usus ist, wird nun also endlich auch beim Fußball eingeführt. Und alle Fans so: „Yeaahh“

photo credit: A.Kuzminski

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Was für ein großartiger Torjäger!

FIFA-Interviews zu zitieren ist ein bisschen so, wie auf die Jagd nach Tippfehlern zu gehen: Es hat sich überlebt, sofern der dortige Stil nicht mal endlich ein wenig entverwässert wird. Wird er aber auch in diesem Interview mit Iker Casillas nicht. Da die Fragen von verschiedenen Menschen mit seltsamen Namen gestellt werden, ist davon auszugehen, dass es lediglich die Zusammenstellung eines Fan-Chats ist. Was für komische Gesellen sich allerdings in einem Fan-Chat bei der FIFA herumtreiben, verdeutlicht diese Frage von einem gewissen Stevedotcom:

Steve.com: Was denkt man sich, wenn man ein Tor kassiert… „Was für ein dummer Fehler von mir!“ oder „Was für ein großartiger Torjäger!“?
Casillas: Ich sage mir immer, dass ich ein wenig mehr hätte machen können.

Offensichtlich hat sich dieser jemand zu lange, zu viel, zu ausgiebig und vor allem zu seit Beginn seines Fußballfanseins Texte aus der Weißwaschmaschinerie der FIFA zu Gemüte geführt: Ob der Torwart nach einem Gegentor denke, wie toll doch der Stürmer sei, der das Tor erzielt hat, will er wissen.

Die herrliche Naivität dieser Frage ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Fragt man Michael Rensing, ob er sich über Grafites „Tor des Jahres“ so richtig gefreut habe?
Fragt man Oliver Kahn, ob er angesichts der 3 Gegentore durch Sergio Conceição bei der EM 2000 beeindruckt von dessen Spielstärke gewesen sei?
Fragt man Christian Wörns, ob er sofort daran dachte, wie toll Davor Suker spiele?
Fragt man etwa Jürgen Kohler, ob er dachte, wie „großartig“ Marco van Basten im EM-Halbfinale 1988 gewesen sei?
Fragt man die gesamte Elf vom WM-Finale 1986, ob sie zuerst dachten: Was für ein toller Pass von Diego Maradona zum 3:2, mit dem der Kampf um die Weltmeiterschaft gegen sie entschieden wurde?

Fragt man überhaupt so eine — wenn nicht Naivität als Ausrede gelten könnte — unverfrorene Frage?

Und wie weit muss man vom Fußball als Sport zweier konkurrierender Mannschaften entfernt sein, um überhaupt erst auf eine solche Frage zu kommen?

Das kommt jedenfalls dabei raus, wenn die Leute Fußball nur noch als Konglomerat aus Friede, Freude, Eierkuchen wahrnehmen und dem ganzen Sermon, der unter dem Motto, dass das Spiel so gut zur Völkerverständigung diene, verbreitet wird, erliegen. Die Antwort auf diese Frage hätte man sich nämlich kinderleicht selbst geben können: Sich einfach bei einem x-beliebigen Spiel ins Tor begeben, dann ein Tor von einem x-beliebigen Stürmer dieser Welt kassieren, ob nun schuldhaft oder nicht, und dann kurz innehalten, einen Screenshot von den eigenen Emotionen und Aufwallungen machen und fertig ist die Soße aus ganz bestimmt nicht Bewunderung für den Stürmer, sondern Wut, Enttäuschung, Gram, Aggression, Selbstanklagen, Bedauern und noch mal Ärger.

Von Bewunderung für irgendeine Leistung eines Gegners ist da noch weniger Spur als von Lesenswertem in FIFA-Interviews.

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Peter Shilton’s Handball Maradona

Stefan von der Südtribüne hat seinen alten Atari ST reaktiviert, der C64 wurde hier nie deaktiviert, und eigentlich sind diese superrealisistischen Fußballsimulationen auch nicht mehr realistisch. Wenn ich Fußball spielen will, gehe ich Fußball spielen, da ist es mir auch egal, ob es windet, regnet, schneit oder hagelt, ich weiß dann wenigstens immer, dass es ein reales Spiel ist. Mit Platzfehlern, mit schwitzend-stinkenden Gegenspielern (so ungerne die Frauen unter meinen Lesern das lesen werden: auch der Furz an sich ist eine Waffe im direkten Zweikampf beim Freiluftsport Fußball, und ich hege keinerlei Zweifel daran, dass diese Waffe mit voller Absicht eingesetzt wird), mit dem satten Klacken des Pfostens, wenn ein Ball dagegen prallt und vor allem mit den beiden wichtigsten Komponenten: ich spiele selbst, ich spüre physisch wie der Ball gegen meinen Fuß klatscht und umgekehrt und zweitens riecht und schmeckt alles nach Fußball, wie in echt, was daran liegen könnte, dass es in echt ist.

Wenn ich eine Simulation, besser gesagt, ein Computerspiel spielen will, das Fußball sein soll, dann will ich eigentlich keine perfekte Ballkontrolle, eine KI, die immer das richtige tut, nur um dann nach 2 Wochen festzustellen, dass man eben doch immer den selben Trick anwenden muss, um zum Torerfolg zu kommen. Computerspiele, die Fußball sein sollen, dürfen ruhig monoton, unrealistisch, viel zu bunt und viel zu langsam sein, nur eins müssen sie haben: Charme.

Und Charme kann man der heutigen Reminiszenz ganz sicher nicht absprechen, was nicht nur am herrlichen Titel liegt, den man so wahrscheinlich auch nur bei Briten findet. Denn auch das „Gameplay“ war hervorragend und ich habe es bis heute nicht geschafft, das Spiel zu Ende zu spielen. Vielleicht sollte ich mal wieder den echten oder den C64-Simulator anwerfen, um mich dem hinzugeben, was seine Macher mit „Peter Shilton’s Handball Maradona“ betitelten:

Klick.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Das schönste Tor aller Zeiten

Welches das war, will die FIFA auf ihrer Seite wissen. Und da es für „im Auge des Betrachters“ nun mal keine harten Kriterien gibt, kann man da wunderbar und stundenlang drüber sinnieren und doch zu keiner verbindlichen Entscheidung kommen. Sehr einfach zu erlangender Content. Ich frage jetzt nicht, welches Tor das schönste aller Zeiten war, denn ein humoriger User namens bembelboy hat die Antwort, der man nicht widersprechen kann, schon gegeben. Nicht Maradona, nicht Helmut Rahn, nicht Zinedine Zidane oder gar Oliver Bierhoff, sondern … lest selbst:

Ohne mich selbst großartig loben zu wollen bin ich der Meinung, dass mein Freistoß im Training des FC Ober-Roßbach im Jahr 1999 einer der schönsten Treffer überhaupt war. Der Ball schlug dermaßen im Winkel ein…das gab es seitdem nie wieder. Außerdem war es auch mein einziger Freistoßtreffer.

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Geldgeile Geronten

Der eine ist noch gar nicht so alt, der andere schon, würde auch ganz sicher Viagra nehmen, wenn er denn Potenzprobleme hätte. Optisch ist der andere aber mindestens genauso alt, während beide geistig eher ziemlich unreif sind. Geistige Reife hat nichts mit Raffgier zu tun, sie auszuladen hingegen mit der Bekämpfung dieser. Man stelle sich vor, der Franz würde plötzlich richtig viel Geld nehmen für seine ZDF-Experten-Auftritte, während er in den Werbepausen über den Schirm flimmert und Geld bekommt für diese Auftritte, mit denen das ZDF die Millionen-Gage für jene Auftritte des Experten bezahlt. Wie schön, dass wir so unbananig sind bei uns. Südamerika halt:

Maradona und Pelé sind wegen zu hoher Geldforderungen von der Copa ausgeladen worden. Eigentlich hatten sie den Anstoß zum Turnier ausführen sollen.

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Nur drei Stationen bis Maradona

Ich brauche nur drei Stationen bis zu Maradona. Einer meiner Teamkollegen spielte mal in einem Testspiel gegen Thorsten Wohlert. Da Thorsten Wohlert auch in der Bundesliga gegen Lothar Matthäus spielte und Matthäus schließlich bei 25 WM-Spielen auf dem Feld war, spielte ich um nur drei Ecken schon mit Maradona zusammen. Toll.

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