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Schlagwort: Niederlage

Das Lied vom Wiederaufstehen oder „Wie groß ist die Freude im Moment, Herr Sisyphos?“

Drei Beispiele sollten genügen, um endlich allen Vorqualifikationsgelüsten für die WM- und EM-Qualifikation den Garaus zu machen.

Beispiel 1: Wir spielten immer gegen unseren Erzrivalen, der uns aber haushoch überlegen war. 1:8, 1:6 lauteten die Endergebnisse. Das war zwar schon kein Vereinsfußball mehr, aber richtiger Fußball eben, mit immer den selben Leuten in beiden Teams. 0:4. 1:5. Und so weiter. Etliche Male versuchten wir es und wenn eine Halbzeit nur 0:2 endete waren wir schon froh. Nie wären wir aber auf die Idee gekommen, dass wir nicht mehr antreten würden, denn dafür hatten wir ja Fußballschuhe gekauft: um Fußball zu spielen.

Beispiel 2: Ein Team in meiner Liga hatte letztens eine längere Durststrecke zu überwinden. Wobei „länger“ da ein Euphemismus ist. Genau genommen waren es san-marino-eske vier Jahre, die dieses Team nicht nur keinen Sieg einfuhr, sondern nicht mal einem Gegner einen Punkt abtrotzte. Über 60 Spiele in Folge ging diese Truppe als Verlierer vom Platz. Klar, dass die Niederlagen auch nicht bei 0:1 oder 0:2 lagen, zweistellige Klatschen waren eher die Regel als die Ausnahme.

Beispiel 3: San Marino hatte seit knapp 5 Jahren kein Tor mehr erzielt. Nicht nur ständig verloren und nicht gepunktet, nicht mal ein mickriges Törchen wollte ihnen gelingen.

Die Auflösung ist natürlich für alle drei Fälle sehr ähnlich.

Beispiel 1: Im x-ten Versuch gewannen wir dann doch mal überraschend mit 3:2, ich schrieb den wohl längsten Spielbericht meines Lebens und hatte damals so viel Endorphin im Blut, dass ich es abgepackt in kleinen Dosen auf dem Wochenmarkt verkaufte. Monatelang, wohlgemerkt, von diesem einen Sieg über den Erzrivalen zehrend, der sein eigenes Unheil kaum fassen konnte. Dass ich zu einem unserer drei Tore den fantastischen Pass in die Gasse gespielt hatte, wäre fürs überbordende Glück gar nicht nötig gewesen, war aber ein nettes i-Tüpfelchen. 3:2 gegen den Erzrivalen, nach unzähligen Niederlagen.

Beispiel 2: Nach 63 (!) Pleiten in Folge gewann das fragliche Team sein Heimspiel auf den Rheinwiesen gegen einen ziemlich verdatterten Gegner, der wohl nur mit der B-Elf angetreten war, dann auch noch gleich ohne Gegentor und hoch mit 5:0. Nachdem man 63 Mal auf den Hauch einer Ahnung eines Punktes hatte warten müssen, gab es Glückszustände gleich im Füllhorn.

Beispiel 3: Man schaue selbst, vor allem auf die Szenen nach dem Kopfball.



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[Update] Die vergessenen Niederlagen

[Update 29.5.2013] Premiere: Erstmals verliert ein deutscher Club ein Finale gegen einen deutschen in der Champions League. Ergibt natürlich automatisch einen deutschen Verlierer, wobei diese Niederlage vielleicht nicht ganz so wahrscheinlich vergessen werden wird wie die übrigen.

[Update] Mal sehen, ob wir morgen eine weitere Finalniederlage mit deutscher Beteiligung ergänzen müssen. Allgemein muss man festhalten: In diesem Jahrtausend überhaupt erst ein einziger Titelgewinn! Da ist wohl nicht viel mit zweit- oder drittbester Liga Europas.

Fast vergessen, zu aktualisieren.

Letztens diskutierten wir die UEFA-Cup-Final-Niederlage des 1. FC Köln gegen Real Madrid, bei der nach einem 1:5 im Estadeo Santiago Bernabeu ein 2:0 im Rückspiel in Berlin gelang, welches nach Adam Riese und auch nach der UEFA nicht dazu reichte, dass der 1. FC Köln seinen ersten Europapokal gewönne.

Danach erreichten mich viele, viele (das Pendant zum Vogts’schen „sehr, sehr“) Wortmeldungen, die mitteilten, dass die betreffende Person gar nicht von dieser Niederlage gewusst hätte. Um genau zu sein war es eine Wortmeldung, die reichte aber aus, mich zu diesem Beitrag zu motivieren. Denn kurz davor schon war ich auf eine Niederlage gestoßen, die mir selbst fast unbekannt war. Ich hatte irgendwann mal davon gelesen, es aber dann schon lange zu den anderen Files auf meiner Festplatte gelegt, was nichts Anderes bedeutet als diese Information dem Sarlacc zu überantworten, dem ewigen Schlund, auf dass die Information nie wieder auftauchen möge.

So kommen wir also heute dazu, alle Europapokal-Final-Niederlagen deutscher Klubs, und ja, auch gerne aus der DDR und von mir sogar gerne aus Österreich und der Schweiz, zu sammeln. Und da man nicht umsonst Leser hat, die etwas für ihr Geld tun sollen, geht diese Frage zunächst mal nicht an mich, sondern an Euch:

Welcher deutsche/ostdeutsche/österreichische/schweizer Klub verlor in welcher Saison in welchem Wettbewerb ein Europapokalfinale?

Nun, eins habe ich ja oben schon verlinkt, und die Mutter aller Niederlagen wird wohl auch niemand vergessen haben. Wären wir bei zweien. Da fällt mir natürlich sofort auch noch Bayer Leverkusen ein, doch dabei soll’s erstmal bleiben. Jetzt Ihr.

  • 1960 Europapokal der Landesmeister Real Madrid – Eintracht Frankfurt 7:3
  • 1965 Europapokal der Pokalsieger West Ham United – 1860 München 2:0
  • 1968 Europapokal der Pokalsieger AC Mailand – Hamburger SV 2:0
  • 1973 UEFA-Pokal FC Liverpool – Borussia Mönchengladbach 3:0 und 0:2
  • 1977 Europapokal der Landesmeister FC Liverpool – Borussia Mönchengladbach 3:1
  • 1978 Europapokal der Pokalsieger RSC Anderlecht – Austria Wien 4:0
  • 1979 Europapokal der Pokalsieger FC Barcelona – Fortuna Düsseldorf 4:3 n.V.
  • 1980 Europapokal der Landesmeister Nottingham Forest – Hamburger SV 1:0
  • 1980 UEFA-Pokal Eintracht Frankfurt – Borussia Mönchengladbach 2:3/1:0
  • 1981 Europapokal der Pokalsieger Dynamo Tiflis – Carl Zeiss Jena 2:1
  • 1982 UEFA-Pokal IFK Göteborg – Hamburger SV 1:0 und 3:0
  • 1982 Europapokal der Landesmeister Aston Villa – Bayern München 1:0
  • 1985 Europapokal der Pokalsieger FC Everton – Rapid Wien 3:1
  • 1986 UEFA-Pokal Real Madrid – 1. FC Köln 5:1 und 0:2
  • 1987 Europapokal der Pokalsieger Ajax Amsterdam – Lok Leipzig 1:0
  • 1987 Europapokal der Landesmeister FC Porto – Bayern München 2:1
  • 1989 UEFA-Pokal SSC Neapel – VfB Stuttgart 2:1 und 3:3
  • 1993 UEFA-Pokal Juventus – Borussia Dortmund 3:1 und 3:0
  • 1994 UEFA-Pokal Inter Mailand – Austria Salzburg 1:0 und 1:0
  • 1996 Europapokal der Pokalsieger Paris St. Germain – Rapid Wien 1:0
  • 1998 Europapokal der Pokalsieger FC Chelsea – VfB Stuttgart 1:0
  • 1999 Champions League Manchester United – Bayern München 2:1
  • 2002 Champions League Real Madrid – Bayer Leverkusen 2:1
  • 2002 UEFA-Pokal Feyenoord Rotterdam – Borussia Dortmund 3:2
  • 2009 UEFA-Pokal Schachtjor Donezk – Werder Bremen 2:1 n. V.
  • 2010 Champions League Inter Mailand – FC Bayern München 2:0
  • 2012 Champions League FC Chelsea – FC Bayern München 5:4 n. E.
  • 2013 Champions League FC Bayern München – Borussia Dortmund 2:1
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Längste Serien an Bundesligaspielen ohne Niederlage

Spiele Club Zeitraum
36 Hamburger SV 1981/1982-1982/1983
31 Borussia Dortmund 2011/2012-2012/2013
27 FC Bayern München 1987/1988-1988/1989
25 FC Bayern München 1986/1987-1987/1988
24 Bayer Leverkusen 2009/2010

Selten genug, dass ein Bundesligarekord mal nicht vom FC Bayern München oder von Gerd Müller gehalten wird, war es erst in dieser Saison, dass die laufende Serie von Borussia Dortmund von einem gewissen Hamburger SV beendet wurde. Gleichzeitig ist der FC Bayern gerade auf dem Weg, den Rekord an wenigsten Gegentoren in einer Saison zu pulverisieren, und hätte es nicht das Katastrophenspiel zu Hause gegen Bayer Leverkusen gegeben, könnte auch dieser Rekord hier wackeln. So wird es aber erstmal wieder mindestens 12 Monate dauern, bis ein Angriff auf den nur vermeintlich ewigen Rekord des Hamburger SV gestartet werden kann. Und natürlich sind solche Rekorde nichts als eine nett zwischen zwei Mahlzeiten zu konsumierende Spielerei für nerdige Fußballliebhaber, die Beteiligten selbst interessieren sich hauptsächlich nur für Titel. Wobei Jürgen Klopps Reaktion nach der Niederlage in Hamburg da eventuell doch Anderes vermuten lässt … andererseits gibt es ja ohnehin keine Niederlage für ein Team von Jürgen Klopp, bei der er nicht demonstriert, wie sehr er Verlieren hasst.

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Anleitung zum Abhaken — Folge II

Wir haben gelernt, dass Lukas Podolski einen Tag brauchte, um den Abstieg seines Clubs zu verdauen. Auch wohl nur deshalb, weil es mit ihm und dem 1. FC Köln eine Sache ist, die von Häätze kommt. Bei einem anderen Club wäre er ähnlich wie Otto Rehhagel bei Hertha BSC im Moment des Schlusspfiffs des letzten Spiels mit der Angelegenheit schon durch gewesen. Ah, dieses saftige Steak heute Abend und morgen der Flug nach Mauritius.

Heute lernen wir, wie lange Thomas Müller brauchte, um seine Enttäuschung über das Aus bei der EM zu verarbeiten: „Zwei, drei Tage“. Und das wiederum auch nur, weil er zu Hause nicht im Haushalt hilft, wie er freimütig zugibt. Da wolle er sich „nicht aufdrängen“, wenn er denn schon mal zu Hause ist, was ja eher selten der Fall sei. Hätte er noch bei der Spülmaschine geholfen, es wäre dann wohl doch nur ein Podolski’scher Tag gewesen, um mit der Sache abzuschließen. Zwei, drei Tage bedeuten auch, dass er beim Finale am Sonntag mit der Angelegenheit schon fertig war, nachdem er am Donnerstag ausgeschieden war. Schon ernüchternd, dieses Herzblut, fehlende.

Unsereins fährt tagelang ziellos quer durch die Republik Stadt, um das Aus zu verarbeiten. Andere, die sogar selbst am Aus Schuld tragen, brauchen schlappe zwei, drei Tage. Was wohl auch erklärt, wieso die einen Profis sind und die anderen nicht. Ein professioneller Umgang mit Enttäuschungen gehört insbesondere beim Fußball eben dazu. Anders als Hürdenläufer oder Ringer, die jahrzehntelang ohne Niederlage durch ihre Karriere kommen können, verlieren Fußballer alle paar Tage mal, selbst mit den besten Teams der Welt. Und doch würde man sich einen Tick mehr emotionale Beteiligung bei den Protagonisten selbst wünschen. Es muss ja nicht gleich wie bei Bastian „Sebastian“ Schweinsteiger sein, der seit seinem verschossenen Elfmeter gegen Chelsea monatelang in ein Tief abtaucht. Aber so zwei, drei Monate statt der Müllerschen zwei, drei Tage fänden wir dann schon angemessen nach einer Halbfinalniederlage bei einer EM.

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Unschlagbare Ausrede

Da man in Deutschland im Zusammenhang mit Fußball ja immer die selben 500 Zitate verwendet, die man trotz ihrer nicht geringen Zahl alle auswendig kennt, weshalb sie stets zum einen Ohr reinkommen, dann aber zum Hals wieder raushängen, heute mal ein Ausflug in den Zitatenschatz des uruguayanischen Fußballs.

Für den Anfang soll es ein Zitat in einem Kontext tun, welchen man auch ohne größere Kenntnisse des uruguayanischen Fußballs begreift. Voilà:

„Zugegeben, es mag schwierig sein, in La Paz zu spielen, aber es ist eine unschlagbare Ausrede, wenn es darum geht, eine Niederlage zu erklären.“

Victor Hugo Morales, Journalist aus Uruguay

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Länder, gegen die Deutschland noch nie verlor*

Die WM in Südafrika rückt tatsächlich immer näher — nur noch 12 (c‘mon Klugscheißers, lasst es sein) Tage! — da ist es mal wieder Zeit für ein bisschen Nationalmannschafts-Content.

Immerhin 46 45*** Länder haben es mehr oder wenig häufig versucht, gegen die Auswahl des DFB** zu gewinnen, es dabei aber nie bewerkstelligen können.

Albanien 13-1-0
Armenien 2-0-0
Aserbaidschan 2-0-0
Australien 2-0-0
Böhmen 0-1-0
Bolivien 1-0-0
Bosnien 0-1-0
China 1-1-0
Costa Rica 1-0-0
Ecuador 1-0-0
Estland 3-0-0
Färöer 2-0-0
Georgien 3-0-0
Ghana 1-0-0
Griechenland 5-3-0
Iran 2-0-0
Island 3-1-0
Israel 3-0-0
Japan 1-1-0
Kamerun 2-0-0
Kanada 2-0-0
Kolumbien 2-2-0
Kuwait 1-0-0
Lettland 2-1-0
Liechtenstein 4-0-0
Litauen 1-1-0
Malta 7-1-0
Marokko 4-0-0
Moldawien 4-0-0
Neuseeland 1-0-0
Nigeria 1-0-0
Oman 1-0-0
Paraguay 1-0-0
Peru 1-0-0
Polen 12-4-0
Saarland 2-0-0
San Marino 2-0-0
Saudi-Arabien 2-0-0
Slowenien 1-0-0
Südafrika 2-1-0
Thailand 1-0-0
Tunesien 1-2-0
Ukraine 2-2-0
VA Emirate 3-0-0
Weißrussland 0-1-0
Zypern 5-1-0

45, das hört sich eigentlich mehr als ordentlich an, ist aber angesichts der geringen Zahl an Ländern, gegen die überhaupt mehr als eine Handvoll Länderspiele stattfanden, eher Augenwischerei. Denn natürlich ist gegen all jene, gegen die schon mal angetreten wurde und die sich nicht in dieser Liste finden, bereits einmal verloren worden. Da hier aber nur Albanien, Griechenland, Polen, Malta und Zypern diese Handvoll an Begegnungen überschreiten, ist es angesichts der Vielzahl der Länder, die bereits gegen den DFB gewannen, eher niederschmetternd. Zumindest wenn man es zum Beispiel mit der Bilanz Englands in dieser Frage vergleicht. Na gut. Eher so mittelprächtig.

(*Da es sich hier um eine fußballbezogene Webseite handelt, sind jegliche billigen Witze zu irgendwelchen Randsportarten genauso verboten wie noch billigere bezüglich irgendwelcher Kriege.)

(**Womit auch klar ist, dass diese Liste die Ergebnisse der DDR nicht berücksichtigt.)

(*** Siehe Diskussion in den Kommentaren.)

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