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Anleitung zum Abhaken — Folge II

Wir haben gelernt, dass Lukas Podolski einen Tag brauchte, um den Abstieg seines Clubs zu verdauen. Auch wohl nur deshalb, weil es mit ihm und dem 1. FC Köln eine Sache ist, die von Häätze kommt. Bei einem anderen Club wäre er ähnlich wie Otto Rehhagel bei Hertha BSC im Moment des Schlusspfiffs des letzten Spiels mit der Angelegenheit schon durch gewesen. Ah, dieses saftige Steak heute Abend und morgen der Flug nach Mauritius.

Heute lernen wir, wie lange Thomas Müller brauchte, um seine Enttäuschung über das Aus bei der EM zu verarbeiten: „Zwei, drei Tage“. Und das wiederum auch nur, weil er zu Hause nicht im Haushalt hilft, wie er freimütig zugibt. Da wolle er sich „nicht aufdrängen“, wenn er denn schon mal zu Hause ist, was ja eher selten der Fall sei. Hätte er noch bei der Spülmaschine geholfen, es wäre dann wohl doch nur ein Podolski’scher Tag gewesen, um mit der Sache abzuschließen. Zwei, drei Tage bedeuten auch, dass er beim Finale am Sonntag mit der Angelegenheit schon fertig war, nachdem er am Donnerstag ausgeschieden war. Schon ernüchternd, dieses Herzblut, fehlende.

Unsereins fährt tagelang ziellos quer durch die Republik Stadt, um das Aus zu verarbeiten. Andere, die sogar selbst am Aus Schuld tragen, brauchen schlappe zwei, drei Tage. Was wohl auch erklärt, wieso die einen Profis sind und die anderen nicht. Ein professioneller Umgang mit Enttäuschungen gehört insbesondere beim Fußball eben dazu. Anders als Hürdenläufer oder Ringer, die jahrzehntelang ohne Niederlage durch ihre Karriere kommen können, verlieren Fußballer alle paar Tage mal, selbst mit den besten Teams der Welt. Und doch würde man sich einen Tick mehr emotionale Beteiligung bei den Protagonisten selbst wünschen. Es muss ja nicht gleich wie bei Bastian „Sebastian“ Schweinsteiger sein, der seit seinem verschossenen Elfmeter gegen Chelsea monatelang in ein Tief abtaucht. Aber so zwei, drei Monate statt der Müllerschen zwei, drei Tage fänden wir dann schon angemessen nach einer Halbfinalniederlage bei einer EM.

17 Kommentare

  1. Rufer Rufer

    Professionelles Abhaken? Wie geht das mit der „Gier“ aus Siege zusammen, die gefordert wird? Da wird sich Thomas Müller unter Matthias Sammer aber noch umgucken.

  2. Hm, heißt der aktuelle Trainer des FC Bayern nicht Josef Heynckes?

  3. Manfred Manfred

    Wir, Trainer? Pluralis Majestrainis oder was^^?

    Der long, hot Sammer wirft schon seinen Schatten voraus, auch schön. Mögen sie auf dutzenden Bananaramaschalen ausrutschen.

  4. FF FF

    Jo, die Verarbeitungssequenz des Herrn Müller – für ein grob unnötiges EM-Aus zwei, drei Tage – fand ich auch etwas unzureichend.

    Vielleicht fehlt ihm schlicht die Reife (was seine übrigen, eher einfältigen Sentenzen sowie generell die eilfertige Zurschaustellung seines „Privatlebens“ erklären würde), oder er ist eben qua Natur ein eher simples Gemüt – was natürlich genauso erklärungsstark wäre. (No brain, no pain. Sorry for that.)

    Wenn letzteres zutrifft, macht er vielleicht doch noch eine ganz große (Welt-)Karriere.

    PS.: Dieses Sandkastenliebe-forever-Ding wird er aber so oder so nicht durchbringen: darauf jede Wette.

    PPS.: Egal, was soll’s.

  5. thomas thomas

    Gerade den Focus-Artikel gelesen. Interessante Dreierbeziehung, die die Müllers da anscheinend mit Miroslav Klose führen…

    Übrigens kann ja auch der Berater von Thomas Müller, nachdem er das BILD-Interview gegengelesen hat, aus 2-3 Wochen 2-3 Tage gemacht haben, um das unbekümmerte Image seines Schützlings aufrecht zu erhalten.

  6. Aber so zwei, drei Monate statt der Müllerschen zwei, drei Tage fänden wir dann schon angemessen nach einer Halbfinalniederlage bei einer EM.

    Ne, Trainer, das ist völlig falsch.
    Ich habe nicht eine Sekunde gebraucht, das Aus zu verarbeiten. Du Wochen. Andere Tage.
    Ich glaube jeder macht es so, wie er es eben macht. Und wir wollen doch nicht alle gleich sein, wollen wir?

  7. mikewerner mikewerner

    Schließe mich ned an. Gut, mich juckt die Nationalmannschaft sowieso nicht. Aber ich denke dass man sich an Enttäuschungen auch gewöhnen kann. Drei Abstiege in vier Jahren schmerzen zwar alle anders,aber Enttäuschungen härten trotzdem irgendwie ab. Man lernt auch seine Erwartungshaltung zu relativieren..

  8. Gunnar Gunnar

    Ich glaube, dass könnte auch daran liegen, dass Poldi und Müller mit sich im Reinen sind. Die glauben: Wir haben gut bzw. passabel gespielt, an uns lag es nicht.

    Wohingegen Schweinsteiger daran zu knabbern hat, dass er offensichtlich sein Leistungsniveau bei weitem nicht erreicht, die Schuld für die Niederlage also bei sich sucht (Elfer gg. Chelsea) und das löst die Enttäuschung aus.

  9. Dominik Dominik

    Als Jugendlicher gab es im Freundeskreis bei gemeinsamen Stadionbesuchen öfter mal die Diskussion, wie Spieler denn nach einer misslungenen, ja manchmal eines Profis gar unwürdigen Aktion „einfach so“ weiterspielen könnten, anstatt vor Scham im Boden zu versinken. Unsereins spielte ja auch im Verein mit dem Anspruch, alles richtig zu machen. Und wie wir uns grämten wenn etwas nicht gelang. Aber schon damals reifte die Erkenntnis, dass es eben Profis sind, die sich von so einem Lapsus nicht aus dem Konzept bringen lassen (sollten). Und so verhält es sich wohl auch mit der Verarbeitung der Niederlagen. Klar ist das irgendwie menschlich und sympatex wenn die heulen und an etwas zu knabbern haben. Andererseits will ich auch keine Jammerlappen die da deprimäßig die nächsten Woche der Karriere verbringen. Verloren, egal, weiter gehts. „Ehrlich“ fänd ich das, wenn die das tun bzw zugeben würden, was die meisten von uns nach solchen Rückschlägen tun: sich mal ordentlich die Kante geben, und gut ist.

  10. Rufer Rufer

    Ach, komm, Trainer, Du weißt schon, wie ich das meinte.

    Abgesehen von der Frage, wie ich das meinte, halte ich es für extrem wahrscheinlich, dass es an des Sammers Gemüt scheitern wird. Weiß nicht, ob ich mich darauf freue, aber die lahmen Zeiten des Lehrlingers sind auf jeden Fall vorbei. Aus meiner Wahrnehmung halte ich es für einen Wahnsinn, dass ausgerechnet Hoeneß nach van Gall noch einen van Gaal aka Sammer verpflichtetete. Will er wirklich unbedingt, dass alles explodiert?

  11. herr lehmann herr lehmann

    Seltsame Thesen sind das.
    Halbgare erfolgreiche Profis wollen mit „einem Tag“ bzw. „zwei, drei Tage“ doch nur kundtun, dass sie sich überhaupt Gedanken machen. Wobei bei „zwei,drei Tage“ noch etwas Ironie mitschwingt.
    @ Rufer:
    Auch als jemand, der den FCB von ganz weit außen betrachtet, will Uli H. offensichtlich nicht, dass etwas explodiert, sondern schlichte Reibungshitze. Wen hätte er übrigens sonst verpflichten sollen? Nerlinger zum zweiten? Calmund zum Kugeln? So viele gestandene Leute mit Fachverstand und Meinungstreue gibt es nicht, fällt mir auf.
    Und dann: Sammer mit van Gaal zu vergleichen ist schon frech. Der neue Bondscoach duldet keine andere Meinung neben sich, der Feuerkopf duldet keine Halbheiten und Ausflüchte neben sich. Das ist, es sei gesagt, ein Unterschied.

  12. Das ist ja witzig, herr lehmann, Du kennst Sammer also privat?

  13. @mickyrust @mickyrust

    Man muss hier schon unterscheiden: das eine ist der FC Bayern. Beschriebenes nur die Nationalelf. Also bitte!!

  14. herr lehmann herr lehmann

    Also bitte, Trainer, war ich etwa zu positiv bei Matthes, dem alten HB-Männchen?
    Privat kennt den keiner, da bin ich sicher. Wenn Herr Sammer mein Nachbar wäre, würde er mir ständig erklären, wie ich noch ein paar Prozent mehr aus meiner Gartengestaltung holen könnte, und dass man beim Rasenmähen nie zufrieden sein darf. Meinen Sohn müsste ich zum besseren Gärtner ausbilden, damit wir auch international endlich wieder… Oder so ähnlich.
    Kurz gesagt, der Mann ist unerträglich, aber eben diskussionsfreudig und kein Alleinherrscher.

  15. Zu positiv sicher nicht. Ich wundere mich nur immer darüber, auch wenn das hier mein eigen Brot ist, wie über die Wesensarten von Protagonisten im Fußball spekuliert wird, bzw. eben nicht spekuliert, sondern diese als gegeben angenommen werden, welche man maximal 15 Minuten am Tag im Interview sehen und hören kann.

    Ich glaube, dass Du mit Deiner Einschätzung sicher richtig liegen könntest, weiß es aber nicht, und halte dieses von ihm unter Mithilfe willfähriger Medien selbstgestrickte Image für in erster Linie das: ein Image, dessen Bezug zur Realität klein oder groß sein mag.

    Dennoch stimme ich Dir zu: Der Mann ist alleine in diesen 15 Minuten schon unerträglich. Was aber ja wiederum nicht unser Pech oder Glück ist, sondern jenes seiner Mitarbeiter. Und da stimme ich eher Rufer zu, dass es eine Frage der Zeit ist, bis das unausweichliche Ende à la Klinsmann und van Gaal kommt. Es sei denn, Hoeneß hat sich vorher wirklich zurückgezogen, woran ich ebenso wenig glauben mag wie an den Umstand, dass Sammer mehr Anteil an den Titeln der U-Nationalmannschaften hat, als seine Visage in die Kamera zu halten und allgemeines Gebrabbel zu dozieren.

  16. schlupp schlupp

    Der wollte in der Saison ja auch Titel sammeln!

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