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Schlagwort: TV

Onkel Bélas Gespür für Zahlen

Ach, ja, wir sind des Kommentatorenbashings alle müde. Und ehrlich gesagt mag ich Onkel Réthy auch sehr. Seine Stimme, seine Art, wie er ist, er ist ein alter Freund geworden. Was er bei der Partie Portugal gegen Island aber mal wieder an Karteikartengläubigkeit an den Tag legte, ging auf kein Schafsfell mehr.

Leg sie doch einfach mal weg.

Da erzählt er so fleißig wie überflüssig, von welchem Verein dieser und jener portugiesische Spieler stammt, wie oft dieser Meister war, dass aber dort – in jenem Verein – jetzt nicht mehr so viel laufe, während vor ihm ein munteres Spiel abläuft und wenige Sekunden später die Isländer zu ihrem Ausgleich kommen.

Keinen Menschen interessiert in diesen 90 Minuten, wie viele Titel Club xy von Spieler yz gewonnen hat.

Da erzählt er in der 89. Minute, als es nur noch darum geht, ob in der spannendsten Partie des gesamten ersten Spieltags der EM Favorit Portugal jetzt noch zu seinem Siegtor kommt oder nicht, dass C. Ronaldo ja in irgendeinem Vereinsspiel von annodunnemal mit Real Madrid gegen einen isländischen Club bei einem 8:0 mal vier Tore erzielt hat. In der 89. Minute, auf dem absoluten Höhepunkt der Spannung, nicht einmal da kann er von seinem in den meisten Fällen völlig überflüssigen Zahlengewisse lassen und sich auf das Spiel konzentrieren.

Niemand will wissen, warum Spieler A zu Verein Z gewechselt ist, so lange das Spiel läuft.

Da erzählt er zwischendurch hier und da, wer wo spielt und vergisst dabei völlig, sich einfach auf das Spiel einzulassen, das Spiel zu begleiten. Kein Mensch will das in diesem Moment wissen — es war kein Pokalspiel des FC Dudelhausen gegen den FC Schalke 04, sondern ein auf des Messers Schneide stehendes EM-Spiel — wo dieser und jener Spieler im Verein tätig ist oder was es da an dessen Fischbude zu essen gibt.

„Nanis erstes EM-Tor überhaupt!“ Wichtiger wäre: dass es ein Tor in diesem Spiel war.

Béla Réthy schafft es immer wieder, völlig am Spiel vorbeizureden, nur noch gerade mal die dicken Chancen wahrzunehmen, aber nicht im Entferntesten, am Spiel dranzubleiben, nicht einmal, wenn es derart viele Dinge zu erzählen gäbe – aus dem Spiel heraus, über das Spiel – wie in dieser Partie Island gegen Portugal.

Beziehungsweise: Er hat schon seine guten Phasen, wie auch Portugal sie in diesem Spiel hatte. Aber Réthy macht seine gerade in dieser Partie satt vorhandenen Chancen nicht rein, er erzählt keine Geschichte, er erzählt nicht, was auf dem Platz passiert, sondern weicht immer wieder aus, bleibt nicht dran, Béla, das kannst Du doch, erzähl doch mal die Geschichte vom Spiel, das sich da vor Dir ausbreitet. Stattdessen hören wir Zahlen und Vereinsnamen, als wäre ein Livekommentar eine Messe der Fußballnerds.

Der erste Punkt von Island bei einer EM — ach, echt?

Réthy verpasst es – zumindest in dieser Partie – völlig, das zu transportieren, was da vor seinen Augen geschieht: eine mittlere Fußballsensation. Und auch wenn man das nicht mehr so sehen darf, weil Island ja inzwischen tatsächlich kein Kleiner mehr ist: Weiter daneben liegen konnte man kaum, wenn man so ein Geschenk bekommt, eine Partie mit einem derartigen Verlauf zu kommentieren.

Alle anderen haben dieses Geschenk aber wahrgenommen, wie sich da ein Underdog, trotz allem, gegen Portugal einen Punkt erspielt. Nur Réthy musste noch mal schauen, was der isländische Torwart noch so nebenbei macht. Reporter, bleib bei Deinen Leisten, die in dem Fall das Spiel sind. Wenn man so eine faszinierende Partie kommentieren darf, sind die Karteikarten einfach fürn Arsch.

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Die erste Live-Übertragung eines Bundesligaspiels im TV

[Update] In den Kommentaren hat sich mehr ergeben. Gladbach-Bayern ist nicht das erste live übertragene Spiel der Bundesliga. Es ist allerdings das erste Live-Spiel im Hauptprogramm gewesen. In den Dritten gab es schon vorher Live-Übertragungen. Die Suche geht also weiter.

Wir wollen hier nicht in Nostalgie er-, uns nur mal wieder daran betrinken. Manchmal kommt so eine Frage wie diese hier aus den Tiefen des Langzeitgedächtnisses und ist dann doch mit Hilfe von Mitgrüblern schnell beantwortet. Welches war das erste Spiel der Bundesliga, das live übertragen wurde? Die Antwort ist nicht, wie von manchen vermutet, die Partie Werder Bremen — FC Bayern München mit Michael Kutzops verschossenem Elfmeter im Jahr 1986, damals auf SAT1. Und es ist auch keine Partie aus dem Jahr 1991, als Premiere mit der regelmäßigen Live-Übertragung von Bundesligaspielen begann.

Die erste Partie der Bundesliga, die in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde, lautete Borussia Mönchengladbach — FC Bayern München vom 12. Dezember 1984.

Wie Seitenwahl gerade noch reinruft, kam es zu diesem Nachholspiel, weil Gladbach damals die für den 12. Spieltag angesetzte Paarung mit Bayern absagen musste. Das Team hatte tagelang in Warschau am Flughafen sitzen müssen. Nebel verhinderte die Heimreise vom Rückspiel im UEFA-Pokal bei Widzew Lodz, welches übrigens zum Ausscheiden der Gladbacher geführt hatte.

Die erste Livepartie also Ende 1984, trotzdem kamen 36.500 Zuschauer zum Bökelberg, ausverkauftes Haus, keine Selbstverständlichkeit damals, gegen Bayern allerdings dann doch auch in diesen Jahren.

Schauen und hören wir kurz rein, zwei Mal drei Minuten dreißig mit einem enthusiasmierten Heribert Faßbender als Kommentator und einem ebenso begeisterten Publikum, was man nicht nur aufgrund des Torverlaufs, sondern vor allem aufgrund der scheinbar riesigen Menge an Torchancen gut nachvollziehen kann. (Kommentare zu einem aufs Spiel reagierenden Publikum statt Dauersingsangs sind zu 2012, um sie hier noch zu erwähnen.) Zudem sind und waren Flutlichtspiele ja ohnehin immer mit besonderer Atmosphäre verknüpft.

Auch das Trainerduell ist interessant: Udo Lattek gegen Jupp Heynckes. Wüsste man das Datum nicht, könnte man kaum sagen, wer an wessen Ersatzbank dirigierte oder auch motivierte.

Dann mal guck:



Die Daten zum Spiel.

Anmerkungen von Zeitzeugen sind übrigens sehr willkommen. Hier kann man sich an die Existenz dieser Übertragung erinnern und auch daran, es wohl geschaut zu haben, aber viel mehr weiß man dann auch nicht dazu beizutragen. Die Videos jedenfalls lohnen sich (nicht nur) für Nostalgie-Dürstige.

Nachtrag von Kohlenschaufler: Die entsprechende Meldung zur ersten Liveübertragung im Spiegel.

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Der Mann mit der Mütze geht nach Haus

Ein ganz Großer der Showkunst ist von uns gegangen. Eben diese zelebrierte er auch mehrfach mit der Nationalmannschaft.

„Wir schon schon auf dem Brenner“, sang er vor dem Titelgewinn 1990, „Buenos Dias, Argentina“ zur WM 1978, vor allem aber ist sein Abschiedsständchen an Helmut Schön zu Anlass dessen Rücktritt als Bundestrainer bekannt geblieben:

„Der Mann mit der Mütze geht nach Haus“



Nun ist er selbst nach Haus gegangen, der, der die Widmung sang.

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’schüss Sportschau

Vor einigen Jahren verlegte man die Sportschau von 18.30h auf 20.00h. Ein #aufschrei ging durch die Republik, so könne man seinen Abend nicht gestalten, die Zeit nach 20h gehöre der Familie oder dem Ausgehen, so man noch keine Familie habe, aber einen angemessenen Partner für deren Gründung suchen müsse, was schließlich immer noch am besten im real life ginge.

Heute schaut fast niemand mehr, der sich relativ ernsthaft — so ernst, wie das in Bezug auf Fußball möglich ist — für Fußball interessiert, noch die Sportschau. Man könnte sie auf 22h verlegen oder auch abschaffen, es würde aller hier subjektiv eingeschätzten Vorausschau entsprechend keinen Aufschrei mehr geben.

Zugegebenermaßen besteht das Publikum der Sportschau in erster Linie nicht aus Anwesenden in dieser Filterblase, und vielleicht auch nicht mehrheitlich aus jenen, welche man als mit „ernsthaftem“ Interesse an Fußball ausgestattet bezeichnen könnte.

Dennoch geschah es in den letzten vier, fünf Jahren hiesig ein einziges Mal, dass sich ein Mitlebender in unserer Epoche darüber beschwerte, dass ihm die Bundesliga-Ergebnisse vor Ablauf der Sportschau mitgeteilt wurden. Wiewohl man sich sicher sein kann, dass der Autor sich in größtenteils eher fußballinteressierten Kreisen bewegt.

Es ist weder Häme noch Freude, dass diese Entwicklung so gekommen ist, vielmehr ist es ein nüchternes Konstatieren. Die Welt ändert sich immer schneller und heute benötigt man kaum noch die Zusammenfassungen des Spieltags, wenn man die Ergebnisse ohnehin schon kennt. Jedenfalls nicht punktgenau um 18.30h, man kann sie auch um 3.30h nach Heimkehr noch irgendwo im Netz finden und die Kommentierung, Einordnung des Spiels, welches eine Zusammenfassung naturgemäß nicht komplett abbilden kann, wird in Zeiten von Spielverlagerung.de und anderen kostenlos erhältlichen Texten auch immer weniger relevant.

Es ist weder Häme noch Freude, ich wollte nur noch mal ’schüss sagen an die liebe Sportschau. Wir waren lange Zeit sehr gute Freunde und es war nicht mal nostalgisch verbrämt immer ein Highlight des Samstags in meinem Leben, eingangs eines Berichtes das Geklöppel (Manolo, bist Du’s?) vom Bökelberg zu hören oder einen Spielbericht mit dem Himmel über dem alten Weserstadion eröffnet zu sehen.

Aber ich war schon lange nicht mehr in der Situation, dass ich auf die Spielberichte der Sportschau angewiesen gewesen wäre. Als es am vergangenen Samstag aus Reisegründen ausnahmsweise mal wieder der Fall war, war sie leider in den Mediatheken nicht auffindbar und es gab sie auch nicht als Wiederholung zu sehen. Also hab ich Alternativen gesucht und gefunden.

Es kommt mir aber nicht mal vor wie Fremdgehen. Ein Telegramm hab ich auch schon lange nicht mehr geschickt.

Ich wollte nur noch mal ’schüss sagen. Es war wirklich schön. Und es ist schade. Aber ich brauche einfach keine Sportschau mehr. Was den Wochenablauf weiter destrukuriert, aber nun ja, Nostalgie empfinde ich dabei keine, auch wenn mir die Stimmen der Moderatoren und diese hellblauen, runden Täfelchen, auf denen die Ergebnisse dargestellt wurden, für immer im Gedächtnis abrufbar bleiben werden.

’schüss!

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Youri Mulder gek?

Was das niederländische Wort „gek“ bedeutet, muss man wohl wenige Minuten nach Beendigung des Karnevals nicht mal einem Nicht-Rheinländer erklären.

Bei Twitter in Holland war jedenfalls letztens „Youri Mulder“ Trending Topic. Wobei letztens schon vergangenes Jahr war. Sein Trenden lag daran, dass Youri Mulder in der vorigen Champions-League-Saison als vermeintlicher Experte im holländischen Fernsehen auf die Frage von Kommentator/Moderator Tom Egbers, wer denn diesen starken FC Barcelona in der Champions League stoppen könne, ernsthaft mit

„Schalke 04″

antwortete.

Somit war Youri Mulder aus der Kombination von zwei Gründen Trending Topic.

Zum Einen, weil die Twitterati seine Aussage wiederholten.

Zum Anderen weil viele im Anschluss besorgt fragten:

„Youri Mulder gek?“

Wir würden eher sagen: vereinstreu.

Bis zur Blamage als Experte, wenn nötig.

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Anno gar nicht mal so tuck

„Diese Beckmänner, all diese Wichtigtuer, gehen uns Profis doch schon lange auf den Keks.“

Eike Immel, damals Manchester City, kurz bevor er als England-Experte für die EM 1996 vom ZDF eingekauft wurde. Beckmann war zu jener Zeit bei Sat1.

Das Traurige ist, dass wer als Spieler mit dem Resultat der Arbeit all der Beckmänner aufgewachsen ist, es schwierig haben wird, es sich anders als verbeckmannt überhaupt vorzustellen. Weshalb er dagegen nicht rebellieren wird und es bleibt wie es ist.

Aber, ach, das ist ja auch nichts Neues mehr. Ein tiefes Gefühl der Resignation macht sich breit, mit gleichzeitig aufkommendem Zweifel, ob es nicht müßig ist, darüber überhaupt Resignation zu empfinden. Im Stadion wird das Spiel immer noch so dargeboten, wie es ist. Was schnell zur Frage führen könnte, ob jene Zuschauer, die letztens noch neben mir zu Beginn (!) der zweiten Halbzeit in Scharen aufsprangen und nach Hause liefen, weil das Heimteam deutlich zurücklag, nicht doch mit Zusammenfassungen à la Beckmann besser bedient wären. Aber das wäre dann schon wieder ein anderes Thema und viel zu weit führend für diesen kleinen Beitrag, der nur Eike Immels Zitat festhalten wollte.

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Infografik: Die Aussterbenden von der roten Rebsorte

Das Thema ist schon mehrfach überall durchgekaut worden, allerdings noch nie so anschaulich wie hier: Die unsägliche Erweiterung der Teilnehmerzahl der Europameisterschaft von 16 auf 24 (von 53 UEFA-Mitgliedsverbänden).

Neben dem Nachteil, dass dann im laufenden Turnier völlig sinnfreie Intergruppenvergleiche herangezogen werden müssen, um die vier besten Gruppendritten zu ermitteln, ist auch die Frage, welchen Zweck dann überhaupt noch Qualifikationsspiele haben können, eine, die die Menschen im Fußball-Blogosquarium bewegt. Schließlich nimmt dann über den Daumen gesehen jedes zweite Land auch am Endturnier teil und die Großen können ohnehin so gut wie gar nicht mehr vorher ausscheiden.

Der Spielbeobachter ist ein sehr freundlicher Mensch, kein Wunder, ist er doch Rheinländer aus Kölle. Er nahm Bezug auf die von mir gerade bei Twitter erwähnte Grafik der Teilnehmer der aktuellen Europameisterschaft 2012 und erweiterte sie visuell um die in den Playoffs unterlegenen Mitgliedsverbände sowie um die vier besten Drittplatzierten der Qualifikationsgruppen.

Blau nimmt teil, rot ist raus.

Womit man bei 24 Teilnehmern wäre, wie man sie 2012 hätte, wenn man die tatsächlich stattgefundene sportliche Qualifikation berücksichtigt.

Offensichtlich ist, dass man vor allem nichts sieht, die roten Lücken der Nichtqualifizierten sind mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen.

[photopress:em_teilnehmer_2016.png,full,centered]
Urheber: Nitroxium

Dass es aus Deutschland kommend und für die deutschen Farben (im Fußball) seiend leicht ist, sich fußballchauvinistisch über diese Änderung zu mokieren, während nun endlich auch schwächere Nationen am Endturnier teilnehmen können, kann das erlauchte Gremium zur Bewertung der Teilnehmerzahl bei Europameisterschaften leider nicht gelten lassen:

Wettbewerbe, in denen man nicht verlieren oder ausscheiden kann, sind nicht mal was für Kinder.

Sondern leider, die Darstellung macht es sehr anschaulich, für TV-Stationen und die Konten von Fußballverbänden.

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Deutschland — Österreich 6:2

Jugendwahn jetzt nicht nur im Team, sondern auch bei den Berichterstattern? Zum Spiel kann man jedenfalls nur sehr wenig sagen, da das ZDF einen Achtjährigen an die Bildregie ließ, der sich immer dann, wenn der Ball in die Nähe eines der beiden Tore geriet, für die Nahaufnahme entschied. Viele bunte Knöpfe hier, kann man drauf rumdrücken und dann passiert etwas. Schau nur!

Anderenfalls hätte man sicher ein überzeugendes Spiel gesehen, denn das Ergebnis von 6:2 lässt doch vermuten, dass da eine Mannschaft spielte, die ein paar Ideen hatte, wenn sie auch immer noch und immer wieder für ein, zwei schludrig kassierte Gegentore gut ist, deren Bedeutung sich aus dem Grund potenziert, dass es zwei Gegentore durch Österreich waren. Eine Mannschaft, die Stimmen aus deren Heimatland zufolge weder eine Taktik noch Ideen hat.

40 zölliges Plasma-TV in HD wirkt tatsächlich, als säße man selbst im Stadion — was der Autor allerdings bislang noch bei jeder technischen Innovation aufs Neue geglaubt hat. Da sieht man selbst in der — wie erwähnt nur selten eingesetzten — Totalen die kleinen Löcher im Rasen. Und man erkennt ebenso gut, dass Lahms Bartwuchs an den Wangen noch größere Lücken aufweist. Dass er trotzdem bereits Kapitän und einer der Älteren in der Mannschaft ist, lässt hoffen, dass diese auf Jahre hinaus … aber da ist ja noch das „HSV“-Problem in dieser Partie, was ihre Aussagekraft arg zerbeult:

Wer gewinnt schon nicht gegen Österreich?

Und wenn man endlich Antworten darauf bekommt, ob die Defensive ebenso gut wie die Offensive ist, dann ist es schon wieder zu spät. Der Schiedsrichter pfeift ab und Spanien ist weiter.

Dann hat Oliver Kahn Zeit genug, statt über die Geschehnisse in der Partie darüber zu raunzen, wie er es denn genau gemeint hat mit seiner Forderung an Lahm und Schweinsteiger nach mehr Führung, kann sich in Rage reden und vergisst darüber sogar, sein elendiges Fanorakel zu erwähnen. Was zwar begrüßenswert ist, aber lieber wäre man mit über 90 Minuten konzentrierter Defensive weitergekommen.

Noch lieber hätte man das gestrige Spiel überhaupt gesehen, aber da war ja der Clown von der Bildregie im Wege.

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Eine Art Berliner

Man sollte skeptisch werden, wenn es im Vorfeld einer Bundesliga-Übertragung Absagen hagelt. Absagen an das Anliegen, die Samstagabend-Paarung in einer Kneipe gemeinsam zu schauen. Man sollte skeptisch werden, wenn schon die eigene Motivation bei der Paarung Hoffenheim-Hamburg ungeahnte Tiefen erreicht, und man sollte erst recht skeptisch werden, wenn bei den Begründungen für die Absage, ein Fußballspiel im Fernsehen zu schauen, tatsächlich solche Prachtexemplare dabei sind, wie dass man die hart arbeitende Freundin nach ihrem samstäglichen Einsatz „mal wieder ein wenig umsorgen“ wolle. Lieber die Freundin umsorgen als Bundesligaschauen? Man hätte auf das Schwarmbauchgefühl vertrauen sollen, dass sich da eine große Langeweile abzeichnet.

Selbst Schuld ist, wer dann trotzdem hingeht, in der Erwartung, wenigstens die sonst üblichen bekannten Gesichter von unbekannten Menschen zu treffen, Fußballatmosphäre werde sich schon einstellen. Wenn man dann aber auf genau niemanden in dieser ausgesprochen fußballlastigen Kneipe trifft, in Zahlen sind das 0, dann ist wirklich alles verloren.

Fast, denn es geht ja immer noch schlimmer. „Unterdurchschnittlich“, „mäßiges Niveau“ und „wenig unterhaltsam“ heißen die Euphemismen, die professionell schreibende Menschen für Partien bereithalten, wie sie gestern die TSG und der HSV aufführten. Und diese Vokabeln täuschen, sie betrügen und sie verzerren, denn es war nicht unterdurchschnittlich, was die 22 plus ein paar Gewechselte schließlich auf dem Rasen zeigten, es war unterirdisch, es war grausam und es war schlicht nicht zum Ansehen.

Weshalb es sich ganz gut traf, dass die Kneipe Reiseführer auslegt, auf der Fensterbank, in denen man sich darüber informieren kann, wo man am besten ein Bier trinken geht, in Mexiko, in Australien oder eben in Neuengland. Und wie man welche Spezialität bestellt, wenn man schon mal dort ist:

brill ist der Meerbutt.
cod bedeutet Kabeljau.
Brussels sprouts ist Rosenkohl.
braised ist geschmort.

Die Universität in Boston ist die älteste in den USA; es gibt interessante Fahrradtouren durch Neuengland zu machen und das Klima ist die meiste Zeit des Jahres vergleichbar mit mitteleuropäischem.

Dass der Reiseführer schon länger dort auslag, erkannte man daran, dass sich der Autor genötigt sah, in dem kurzen Bereich mit Übersetzungen von Ausdrücken aus dem kulinarischen Metier auch zu erläutern, was denn ein „Donut“ sei.

Eine Art Berliner.

Wenn man zwei dieser „Art Berliner“ nebeneinander legt, zeigen diese übrigens das Ergebnis der gestrigen Partie.

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Anti-Kommentatoren-Bashing-Beitrag

Weil das Bashing — zu deutsch Schelte, nicht dass das in Vergessenheit gerät — von Kommentatoren so abgenudelt ist, dass sich mittlerweile schon jeder Blog-Kommentator zunächst mal entschuldigt, dass er nun doch wieder bashen muss, wenn er es irgendwo tut, hier der ultimative Anti-Kommentatoren-Bashing-Beitrag. Gleichzeitig entschuldigt sich jedoch niemand, wenn er bei twitter voll in die Saiten greift und abledert, was das Zeug hält. Zuletzt erlebt beim zugegebenermaßen unerquicklich schlechten Tom Bartels gestern bei der Partie Deutschland — Italien, als man sich vor Nörgeltweets bezüglich Tom Bartels‘ Leistung kaum retten konnte.

Weshalb dem etwas entgegen geworfen werden muss.

Und das geht folgendermaßen, einfach, schlicht und ergreifend:

Welchen Kommentatoren hört(et) Ihr gerne?

Ich selbst muss lange überlegen, bis mir zumindest aus der Gegenwart einer in den Sinn kommt. Ich verfüge weder über himmel noch verfügte ich je über Uraufführung, zudem schaue ich TV-Fußball ohnehin häufig in Situationen, in denen man den Kommentar kaum versteht und genauso häufig kann ich mir den Namen nicht merken, sofern es nicht eine jener Eminenzen ist, die man seit Jahren kennt oder seit Jahren basht bzw. schilt.

Wie dem auch sei, ich kann heute mit keinem Namen in Vorleistung gehen, würde aber gerne wissen, welchen Kommentatoren Ihr als angenehm empfindet. Timbre, Themen, Tonation. Was auch immer dafür relevant sein könnte. Und gerne auch aus der Vergangenheit, muss aber natürlich nicht, ein aktuell Wirkender wäre fast noch lieber.

Welchen Kommentatoren hört(et) Ihr gerne?

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Wenn der Dummschwätzer 65 wird (XXVIII)

Lange nix gehört aus dieser Rubrik, „und das ist auch gut so“. Denn der Dummschwätzer schwätzt nicht mehr als früher. Die WM (in diesem Land) ist schon länger vorbei, seitdem schwätzt er meist nur noch hinter verschlossenen Türen in diversen Gremien. Und in der TV-Werbung. Wenn man die nicht schaut, konnte man schon mal Glück haben in den letzten paar Jahren und eine ganze Woche ohne erzwungenen Kontakt zum Dummschwätzer auskommen.

Nun aber wird er 65, was für alle höchste Alarmstufe bedeutet!

Deshalb der Tipp der Woche aus der Redaktion an die geschätzten Leser:

Mainstream-Medien in den Tagen vor und nach dem Ereignis weiträumig umfahren. Dann kommt man eventuell um den Kontakt mit einer der vielen nun laufenden Biografien des Dummschwätzers herum. Viel Erfolg dabei. Und nicht aus Versehen zur Unzeit ins TV einschalten und vor sich hinzappen. Dann wird es unweigerlich zum Zusammenstoß kommen. Doch nun sind Sie ja gewarnt.

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