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Am Hause — Ein Beitrag für Bastarde

Zu, eigentlich. Heute aber mal am.

Leser aus Mecklenburg-Vorvateristimkrieg, Schleswig-Holstein oder Baden-Württemberg sollten jetzt weglesen, es wird nun regional angetatscht. Das ist immer dann langweilig, wenn man selbst regional ist, aber anders. Deshalb. Bitte gehen Sie weiter, sollten Sie nicht aus dem Westen kommen. Falls doch, ich habe Sie gewarnt.

Die eine Hälfte der Bekanntschaft reist morgen, was beim Lesen dann wohl heute sein dürfte, zur Tinnitus-artigen Aufstiegsfeier der einen, wahren Borussia (sofern man URLs als Kriterium gelten lässt), die andere freut sich mit Schalke über die semi-Qualifikation Schalkes für die Chämpions League (deren unakzeptable Buchstabenkombination hier nicht nur jedes Mal die Finger brechen lässt, sondern auch einen alternativen Namen erfordert) und das letzte Drittel wartet darauf, dass die Fortuna endlich wieder im Profifußball ankommt, während das andere Viertel sicher ist, dass man beim BVB im nächsten Jahr im Europapokal richtig, richtig weit kommen wird.

Kurz gesagt, hier aufgewachsen, ist man zwangsläufig mit diesen und jenen verwandt, verschwägert, bekannt und in schlimmeren Fällen gar befreundet. Man kann also gar nicht anders als mit Menschen anderer fußballerischer Orientierung zu leben. Komischerweise fällt das sehr leicht, während es zu Zeiten von Turnieren und Ländern wesentlich schwerer fällt, zu akzeptieren, dass für eine Mannschaft zu sein gleichzeitig bedeutet, der anderen Mannschaft im Zweifelsfalle eben eine Niederlage zu wünschen. Hier in dieser Mischpoke aus Schalke, Gladbach, Dortmund und was es eben sonst noch gibt, ist morgen bis heute jedenfalls großer Feiertag angesagt. Und das Wundersame daran ist: Es fahren sogar Menschen mit nach Gladbach, die gar keine Gladbach-, sondern irgendetwas-anderes-Fans sind. Einfach for the fun of it, wie niemand so schön sagt. Ein bisschen feiern, sich freuen, Gladbach ist zurück, hooray, da kann man schon mal die Niers gerade sein lassen oder auch dem Mönch in den Teich pinkeln. Hauptsache feiern.

Damit das niemand falsch versteht: Nein. So ist es dann doch nicht. Niemand verlässt seinen eigenen Klub, geht ihm fremd oder verkauft seine Seele, wenn er morgen mit Borussia den Aufstieg feiert, obwohl er selbst RWO- oder Bochum-Fan ist. Der beste Freund ist schließlich Gladbach-Fan seit Kindesbeinen, und alleine trinken macht schließlich auch keinen Spaß. Wer würde dem besten Freund bei der Hochzeit in die Suppe spucken? Und also geht man überall hin, ohne sich zu verleugnen. Niemand fragt, aber es zweifelt auch niemand. Jedenfalls nicht hierzukreise.

3 Kommentare

  1. Gilad Gilad

    Stimmt. Nur warum fährt niemand hinaus nach Offenbach, um Hoffenheim nicht zu unterstützen. Hessen funktioniert einfach anders, Trainer….

  2. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass ausgerechnet in Hochzeitsuppen das Schleimhautprodukt des Freundes weiter nicht aufzufallen droht.

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