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Kategorie: WM 2006 – Odyssee im Deutschland

Eine Reise durch ein verrücktes Land

Footie fashion

Ich war mal ein fanatischer Trikotliebhaber. Allerdings nicht einer jener Sorte, die einfach immer das aktuellste Trikot des Lieblingsvereins kauft. Ich war immer auf der Pirsch nach den besonderen Fünden: ein französisches Nationaltrikot von 1972 oder eine Sonderausgabe von Paris St. Germain ohne Werbeaufdruck, gerne ein Trikot der Woodminster Football Association in den USA, ein Trikot der JSG Korbach, sogar das hässliche bunte Regenbogentrikot des VfL Bochum ist in meinem Besitz. Ein Gladbachtrikot mit Diebels-Werbung, ein oranges synthetisches Trikot von einer belgischen Uni oder das (nachgemachte) Trikot der deutschen 54er-Mannschaft.

Aber, liebe Leute, auch eine Kunstfigur wird älter und so hängen diese Trikots nur noch nutzlos im Schrank rum. Zu nicht-sportlichen Anlässen trug ich Trikots ohnehin nur bis zum ca. 20. Lebensjahr, wenn überhaupt, in einer Disco oder Bar sah man mich damit nie. Zu sportlichen Anlässen trug ich dann schon gerne mal das eine oder andere Trikot, das nun nicht das meiner Mannschaft war (natürlich nicht zu offiziellen Spielen), aber auch dieses Faible ist leider verloren gegangen. Es gibt nichts Peinlicheres als erwachsene Männer Menschen in Fußballtrikots (außer im oder auf dem Weg zum Stadion).

In den vier besonderen Wochen des letzten Sommers war es vielleicht noch gerade so akzeptabel, auch tagsüber und zu anderen Gelegenheiten in Fußballtrikots rumzulaufen, ansonsten möchte ich aber mit niemandem zu tun haben, dessen Garderobe hauptsächlich aus Sportkleidung besteht. Ja, dazu gehören auch all diese Träger von vermeintlichen Fußballtrikots, die gar keine sind. Damit meine ich diese komischen T-Shirts, auf denen ein stilisierter Fußball und ein Schriftzug „Cameroon“ oder „Brazil“ prangt.

Sportkleidung kommt in höherem Alter nur noch zu einem Anlass auf den Tisch: beim Sport.

Wer noch jung ist und den Fauxpas trotzdem begehen will, sollte sich zumindest anleiten lassen, wie man im Fauxpas noch einen kleinen Rest Stil bewahrt.

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Dem einen begegnet Zidane …

… der andere fällt vom Baum. [Link leider tot]

Gleich auf die Bühne holen muss man Ersteren trotzdem nicht, finde ich, wenn er selbst der Provokateur war.

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Der Spion, der aus der Kälte kam (Der Dummschwätzer (XIX))

Von Dschordsch Doppel-W Busch denkt ja alle Welt, dass er doof wäre. Ob er es ist, weiß ich nicht. Und ein paar gesammelte Versprecher, Verleser oder Anekdoten gibt es doch über jeden, dessen Job es nun mal ist, alle Nase lang eine Rede zu halten. Zugegeben, über Schröder (obwohl auch er kein guter Redner war) oder Merkel gibt es bei Weitem nicht so viele Anekdoten und Stilblüten wie z. B. von Edmund „Schroiber“ [1] oder über eben jenen Dschordsch Doppel-W Busch. Irgendwie muss also schon etwas dran sein an den eher gering ausgeprägten rhetorischen Fähigkeiten des Sohnes von Busch sr. Gleichzeitig ist er aber berüchtigt dafür, äußerst gut mit dem Telefon umgehen zu können. Nein, wir sprechen jetzt nicht davon, die richtigen Tasten zu drücken und es anschließen zu können.

Busch jr. macht — angeblich — seine Politik mit dem Telefon. Steht jemand seinen Vorstellungen, seiner Politik im Wege, laufen seine Telefonkabel heiß und er bearbeitet den jeweiligen Kontrahenten so lange am Telefon, bis er die gewünschten Ergebnisse erzielt hat. Dass Busch selbst auch mal etwas mit Sport zu tun hatte, ist in den letzten Jahren vielleicht etwas untergegangen. Als berufsmäßiger Alkoholiker, der die ersten 40 Jahre seines Lebens nur nach Strich und Faden gesoffen hat, hatte er das Glück, aus betuchtem Hause zu stammen und erwarb mit den so zufällig angespülten Millionen einen fünfprozentigen Anteil an den Texas Rangers, einer Baseball-Mannschaft [2] aus, der Leser ahnt es schon, Texas.

Wer denkt, dass in der hiesigen Sportszene keine Drähte zur Politik heiß laufen, der täuscht sich leider. Wir erinnern uns mit einer gehörigen Portion Amüsement, und zu selben Anteilen (hier das Substantiv zu „hanebüchen“ einfügen) an das seltsame Schauspiel, das uns nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 präsentiert wurde: Ein arroganter [3] Schröder attackiert im Fernsehen „die Medien“ und posaunt zudem, dass die ebenfalls anwesende Frau Merkel niemals Kanzlerin werden würde, schließlich, das können ja alle sehen, habe die SPD entgegen der Prognosen und entgegen des Wirkens „der Medien“ die Wahl gewonnen. Wie wir inzwischen wissen, kam dann doch alles ganz anders als man (für man hier gleich Schröder) dachte: Merkel ist Kanzlerin und Schröder ist jetzt quasi Schalker, von Berufs wegen.

Dass genau das aber auch anders hätte kommen können, wenn die Strippenzieher des vermeintlichen Strippenziehers (hier: der Dummschwätzer) der Nation etwas erfolgreicher an jenen gezogen hätten, lesen wir dort: Fedor Radman war nämlich damals der Spion, der aus der Kälte kam [Link leider tot].

[1] Zitat aus einer RTL-II-Zuschauerbefragung vor der Wahl 2005.

[2] Baseball ist eine Variante von Brennball.

[3] Viele dachten auch: angetrunkener. Inzwischen ahnt man — die Augen stechen so raus — es könnte Captagon gewesen sein.

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Nous sommes à nouveau entre nous

Vollkommen lässt sich das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Aber von denen, die sich auch vorher nicht für Fußball interessierten, habe ich noch keinen von jenem Phantomschmerz berichten hören, den wir alle verspüren, weil in diesem Jahr keine WM ist. Kurz gesagt:

Wir sind wieder unter uns.

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Urs Meier Haushaltgeräte | Würenlos

Normalerweise übernehme ich nicht einfach so den Titel einer verlinkten Webseite als Titel meines Beitrags. In diesem Fall muss ich aber eine Ausnahme machen. Urs Meier — bekannt als Kloppos Andrack — hat neben seiner Schiedsrichtertätigkeit tatsächlich noch eine andere Berufung: Er verkauft Haushaltsgeräte. Auf der Seite seines Businesses gibt es auch eine Rubrik Referee (bitte dort die Rubrik selbst anklicken, sonst seht Ihr die schöne Haushaltsgeräteseite ja nicht). Wenn er nicht gerade pfiff, verkaufte er nämlich Dosenöffner, Brotschneidemaschinen und Schnürsenkel. All das, worum uns andere Zivilisationen beneiden.

(Hier gefunden.)

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Ernie und Bert

Es ist ernüchternd, geradezu so, als erführe man, dass Merkel, Müntefering und Schroiber eigentlich von den drei Fragezeichen, von denen man ja so viel hielt, gesprochen werden.

Goleo und Pille waren niemand anders als die deutschen Stimmen von Ernie und Bert. Und dann doch so ein Fosbury-Flop.

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Weiblich, Langeweile?

Der Typ schaut mal wieder Fußball? Dann hätte „ChannelTwo“ einen Vorschlag für Dich.

Four long weeks of World Cup football — heute vor einem Jahr. [Link leider tot.]

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Insomnia

Ich gebe zu: Ich — meines Zeichens ein ausgewachsener Mensch, der nicht mehr mit Playmobil spielt oder feuchte Augen bekommt, wenn er die Sesamstraße verpasst hat — war ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr ziemlich schlaflos in meinem Bette. Und wie ich später aus meinem sozialen Umfeld erfuhr, war ich damit nicht alleine. Nein, es lag nicht an der Temperatur in meiner Dachkemenate.

Wer sich über die Gründe wundert, der warte auf Aufklärung, die an dieser Stelle, nur ein wenig später, erfolgen wird.

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WM-Spiel Ukraine — Schweiz doch sehr aufregend

Nach diesem Spiel im Achtelfinale der WM jammerten alle, wie schlecht, schwach und unansehnlich es gewesen sei. Alle, bis auf einen.

Jetzt stellt sich heraus: Es gab da noch einen, der dieses Spiel ziemlich aufregend fand, erotisierend gar, wenn auch nur unter Zuhilfenahme jenes Gesöffs, welches unter Fußballern und -guckern ja stets treuer Wegbegleiter ist. Interessant dabei: dieser Junge war erst zwölf. Somit fast zwei Jahre älter als Lukas Podolski, nimmt man die Anzahl der Gedanken pro geäußertem Satz als Grundlage.

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civis

„Sie haben wie ein Ehrenmann reagiert.“

schrieb der algerische Präsident an Zinedine Zidane nach dessen Kopfstoß im WM-Finale und uns beschleicht ein unangenehmes Gefühl darüber, wie gerne wir diesen algerischen Präsidenten Gesetze unterschreiben lassen würden, während wir noch das Veilchen vom Faustschlag des Vollidioten kühlen, der doch tatsächlich meinte, ihn anzugucken sei Provokation genug.

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Schon wieder WM

Obwohl es doch fast vor meiner Haustür stattfand, ist es mir damals entgangen. Argentinien war schon längst Weltmeister, bevor die WM überhaupt begonnen hatte. Und diese schwäbisch-argentinischen Weltmeister haben wir sicher auch schon selbst im Fernsehen gesehen, als Einlaufzwerge [Link leider tot].

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