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Schlagwort: EM 1988

Als Günther Jauch noch innerhalb seiner Kragenweite fuhrwerkte

Ein sehr später Nachtrag zu Sepp Maiers 70. Geburtstag:

Günther Jauch mit dem Bundestorwarttrainer Sepp Maier während der EM 1988.



Ja, die ersten 60 Sekunden sind etwas schwieriger zu überstehen. Dann geht es mittels „Schalte“ ins Quartier der Nationalmannschaft am Tegernsee, moderiert von Günther Jauch. Dabei demonstriert Jauch, wofür er eigentlich gemacht ist. Schade, dass nicht nur er, sondern auch alle um ihn herum das vergessen zu haben scheinen. Aber das hat ja mit Fußball nichts zu tun. Sehr schön ist allerdings der Helge-Schneider-Moment zu Beginn der Verlosung.

Günther Jauch — die bessere Kathrin Müller-Hohenstein.

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Pixel für Pixel Qualitätstore

Aus noch nicht näher beleuchteten Gründen verspüre ich immer wieder eine ganz große Affinität zu dieser komischen Pixelart. Nicht, dass ich dafür ein Experte wäre oder jemals — von selbst designten, aber nie wirklich zu Leben erwachten C64-Sprites abgesehen — etwas eigenverantwortlich mit dieser Pixelart zu tun gehabt hätte. Doch diese erfreut hier immer wieder.

Schön, wenn es da etwas Neues in Sachen Fußball aus dieser Richtung gibt. Dann ist es auch zu verschmerzen, dass es von England aus betrieben wird und recht wenige Exemplare mit Relevanz für den deutschen Fußball vorhanden sind. Einige Bekannte sind dann aber auch zu finden, so Paul Gascoignes Tor 1996 für England gegen Schottland [Links leider tot, Seite existiert wohl nicht mehr] oder Marco van Bastens Tor 1988 gegen die UdSSR oder Michael Owens Solo 1998 gegen Argentinien.

Wenn ich es richtig gelesen habe, kann man sich dort auch bestimmte Tore wünschen, die in dieser Pixelart dargestellt werden. Wahrscheinlich war es nicht allzu clever, die Seite erst hier zu erwähnen, und dann einen Wunsch an die dortigen Macher zu richten, aber ich werde dann mal nach Klaus Fischers Fallrückzieher 1982 fragen — oder jenem Tor von Trainer Baade zum 3:3 gegen den OSC Rheinhausen aus ähnlicher Zeit. Wobei von Letzterem wohl kein Video mehr existiert.

Am Besten schaut man sich aber ohnehin die gesamte Seite an: Pixelreplay. [Wie gesagt, leider tot.]

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Wenn Pfauen zur Feder greifen

Die „Kolumne Abseits“ in der „Welt“ ist von stark schwankender Qualität. Außerdem weiß sie oft nicht so wirklich, was sie eigentlich sein will. Glosse, Rückblick ins Historische oder Meinung. Macht aber nix. Manchen Autor kann man ruhigen Gewissens auslassen. Wenn Udo Muras sie schreibt, sind hingegen genau jene kleinen Häppchen an Hintergrundinformation oder auch Historischem dabei, die man hier gerne erfährt.

So informiert uns ihre aktuelle Ausgabe über zweierlei: Nicht nur war Rudi Völler einst — als Vorgänger von Mario Gomez in Bezug auf Mehmet Scholl — wütend über Paul Breitners Nörgelei an den Spielerleistungen zur EM 1988. Auch Felix Magath, der heute sich so hart Inszenierende, schrieb einen öffentlichen Jammer- und Heulsusen-Brief wegen Breitners Klugscheißertum über die Leistungen bei der WM 1986.

Noch größeres Highlight der aktuellen Ausgabe indes: Uli Hoeneß besaß schon als nicht mal Volljähriger, geschäftstüchtig von der Wiege an, eine eigene Kolumne in einer Ulmer Zeitung — „Das mein ich“ — welche er sich vor seinem Weggang aus Ulm zum FC Bayern sicherte. Das allein wäre kein Highlight, wohl aber die Begründung, mit der die Hoeneß’sche Kolumne nach kurzer Zeit eingestellt wurde:

„Zu viel Selbstdarstellung, zu wenig Interna.“

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„Deutschland“ ist Rekord-Alles bei Europameisterschaften

Die Europameisterschaft ist — rein subjektiv — noch zerfahrener und unvergleichbarer im Laufe ihrer Evolution geworden als die Weltmeisterschaft, weshalb die folgenden Zahlen mächtig hinken.

Von 1960 bis 1976 waren nur 4 Mannschaften fürs Endturnier qualifiziert, von 1980 bis 1992 8 und seit 1996 16 Nationen, von denen es seit dem Zerfall Jugoslawiens und der Sowjetunion deutlich mehr gibt als zu jenen Zeiten, in denen man den „Europapokal der Nationen“ aus der Taufe hob. Und dennoch ist man gerne so frei und wirft das alles in einen Topf. Wenn man dieser Suppe dann beim Köcheln zusieht, taucht eine Nation besonders häufig aus dem Wust von europäischen Ländern auf: Deutschland.

Kein Zufall, ist Deutschland doch Rekord-Alles bei Europameisterschaften (außer Rekord-Gastgeber).

Teilnahmen
Deutschland 11x (1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Russland/UdSSR 10x (1960, 1964, 1968, 1972, 1988, 1992, 1996, 2004, 2008, 2012)
Spanien 9x (1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Holland 9x (1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Italien 8x (1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
England 8x (1968, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Dänemark 8x (1964, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Frankreich 8x (1960, 1984, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Tschechien/ČSSR 8x (1960, 1976, 1980, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)

Titel
Deutschland 3x (1972, 1980, 1996)
Spanien 2x (1964, 2008)
Frankreich 2x (1984, 2000)
UdSSR 1x (1960)
Italien 1x (1968)
Griechenland 1x (2004)
Dänemark 1x (1992)
Holland 1x (1988)
ČSSR 1x (1976)

Vize
Deutschland 3x (1976, 1992, 2008)
UdSSR 3x (1964, 1972, 1988)
Tschechien/ČSSR 2x (1968, 1996)
Portugal 1x (2004)
Spanien 1x (1984
Italien 1x (2000)
Belgien 1x (1980)
Jugoslawien 1x (1960)

Gastgeber
2x Frankreich
2x Italien
2x Belgien
je 1x alle übrigen Gastgeber

Gastgeber, der den Titel gewann
1x Spanien (1964)
1x Italien (1968)
1x Frankreich (1984)

Überraschend, dass Russland die zweithäufigsten Teilnahmen aufweist, noch vor Italien oder Spanien. Bei Frankreich und England überrascht das hingegen nicht, hatten doch beide Ländermannschaften ausgesprochene Schwächeperioden in den Jahren seit der Einführung der EM. Angesichts der Zahl der Teilnahmen dann nicht mehr ganz so überraschend, dass Russland/die UdSSR Co-Rekordvize bei Europameisterschaften ist.

Gut möglich also, dass sich in allen Rubriken etwas verändert. Frankreich und Spanien könnten bei Titeln zu Deutschland aufschließen, alle Teams mit bislang 1 Titel (die alle für die EM 2012 qualifiziert sind) ihrerseits zu Spanien und Frankreich. Dazu könnte Russland Deutschland als Rekordvize ablösen oder Tschechien zu den beiden Führenden aufschließen.

Im Bereich Gastgeber wird Frankreich mit seiner EM 2016 die alleinige Führung in dieser Liste übernehmen. England hat also überhaupt erst 2 Turniere (1x WM, 1x EM) ausgetragen, Schottland, Nordirland, Wales noch gar keines der großen Turniere. Ganz schön mager dafür, diesen Sport in jüngerer Zeit erfunden zu haben.

(Lesen Sie auch: Alle EM-Finals seit 1960, denn da erfahren Sie, wie ein typisches EM-Finale endet.)

Highlight bei den Fun Facts: Verteidigt hat ein Europameister seinen Titel noch nie.

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Gewinnspiel: Mit Coke zur EM — 2 Tickets samt Flug gewinnen

[Update] Eine Entscheidung ist schon gefallen: Es wird das Spiel gegen Dänemark sein, am 17. Juni 2012.

So, ein ganz besonders schöner Beitrag für die Kategorie „EM 2012 — Noch ist Polen nicht verloren“, jedenfalls aus Sicht des späteren Gewinners.

Entweder Ihr wohnt schon in relativer Nähe zum Flughafen Köln — oder Ihr seid so gierig auf die EM, dass Ihr auch eine Anreise zum Kölner Flughafen in Kauf nähmet. Hin- und Rückflug zum Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark in Lemberg (Lwiw) sind inklusive, solche 2 Tickets könnt Ihr hier bei Trainer Baade in Kooperation mit Coke gewinnen (und Ihr dürft drei Mal raten, wer dabei die Tickets stiftet.)

Schluss des Gewinnspiels — endlich einmal also mit echten Preisen — ist Dienstag, der 17.4. um 12h High Noon mitteleuropäischer Sommerzeit.

Von seitens Coke wünscht man sich, dass Ihr Euch als total verrückte Fans verkleidet, denn das Motto von Coke zur Euro 2012 ist „Fanfieber“.

Das möchte ich Euch nun nicht aufdrücken, denn die Hürde, ein Foto einzusenden, erscheint mir dann doch etwas hoch.

Machen wir es also wie bei den vielen Gewinnspielen ohne Gewinn, die es hier auf der Seite schon gab, die Älteren werden sich erinnern, die Jüngeren gleich aufgeklärt.

Der Titel des Beitrags ist übrigens nicht ganz richtig: „Mit Coke und Trainer Baade zur EM“ müsste es heißen, denn ich werde zum Spiel gegen Dänemark nach Lwiw mitfliegen, ebenfalls ab Köln. Der Gewinner sitzt dann wahrscheinlich im selben Flieger ab Köln zur Partie gegen Dänemark.

Gewinnspiel

Welche deutschen Spieler bestritten mindestens ein Endrundenspiel bei einer EM?

Ihr müsst nur einen richtigen Namen nennen, nur einen Namen pro Kommentar, und dann nehmt Ihr teil, sofern Eure Antwort richtig ist. Bitte aber immer Vor- und Nachnamen des Spielers nennen, es gab bekanntlich auch das eine oder andere Brüderpaar in der Nationalmannschaft. Ich gehe bekanntlich immer mit den einfachsten Antworten in Vorleistung, dann Ihr. Also, bitteschön:

Spieler Einsätze bei EM-Endrunden
Klaus Allofs 6
Markus Babbel 7
Michael Ballack 11
Frank Baumann 2
Franz Beckenbauer 4
Erich Beer 2
Thomas Berthold 1
Oliver Bierhoff 4
Manfred Binz 3
Fredi Bobic 5
Marco Bode 5
Rudi Bommer 1
Hannes Bongartz 1
Rainer Bonhof 2
Uli Borowka 4
Tim Borowski 2
Hans-Peter Briegel 7
Thomas Brdaric 1
Paul Breitner 2
Andreas Brehme 9
Guido Buchwald 6
Bernhard Cullmann 3
Dietmar Danner 1
Karl del‘Haye 1
Sebastian Deisler 2
Bernard Dietz 5
Thomas Doll 3
Dieter Eckstein 1
Stefan Effenberg 5
Dieter Eilts 6
Fabian Ernst 1
Heinz Flohe 2
Bernd Förster 5
Karl-Heinz Förster 7
Steffen Freund 4
Arne Friedrich 7
Torsten Frings 8
Clemens Fritz 4
Michael Frontzeck 1
Mario Gomez 4
Jürgen Grabowski 2
Thomas Häßler 11
Dietmar Hamann 6
Thomas Helmer 9
Mathias Herget 4
Jupp Heynckes 2
Thomas Hitzlsperger 5
Horst Hrubesch 3
Bernd Hölzenbein 2
Uli Hoeneß 4
Horst-Dieter Höttges 2
Bodo Illgner 5
Eike Immel 4
Carsten Jancker 2
Marcell Jansen 5
Jens Jeremies 3
Manfred Kaltz 4
Oliver Kahn 6
Ulf Kirsten 2
Jürgen Klinsmann 13
Miroslav Klose 8
Andreas Köpke 6
Jürgen Kohler 10
Erwin Kremers 2
Stefan Kuntz 5
Kevin Kuranyi 6
Philipp Lahm 9
Jens Lehmann 8
Pierre Littbarski 6
Thomas Linke 1
Sepp Maier 4
Felix Magath 2
Lothar Matthäus 11
Norbert Meier 2
Per Mertesacker 6
Christoph Metzelder 6
Frank Mill 3
Dieter Müller 2
Gerd Müller 2
Hans Müller 4
Andreas Möller 8
Caspar Memering 1
Günter Netzer 2
Oliver Neuville 1
Jens Nowotny 5
Hans Pflügler 1
David Odonkor 1
Lukas Podolski 3
Marko Rehmer 2
Stefan Reuter 8
Karl-Heinz Riedle 5
Paulo Rink 3
Simon Rolfes 2
Wolfgang Rolff 5
Karl-Heinz Rummenigge 7
Matthias Sammer 10
Mehmet Scholl 6
Bernd Schneider 3
Harald Schumacher 7
Bernd Schuster 2
Michael Schulz 1
Georg Schwarzenbeck 4
Bastian Schweinsteiger 8
Uli Stielike 7
Thomas Strunz 5
Olaf Thon 4
Andreas Thom 1
Rudi Völler 8
Berti Vogts 2
Mirko Votava 1
Herbert Wimmer 4
Christian Wörns 3
Wolfram Wuttke 1
Christian Ziege 8

Die Zahl der Einsätze ist nicht nötig, wird aber von mir ergänzt.

Ein“sende“schluss ist Dienstag, 17.4., um 11.59h, es gilt die Zeit des Servers von Trainer-Baade.de.

Viel Spaß.

Achso, ja, eine gültige Emailadresse müsst Ihr in dem Fall natürlich hinterlassen, anderenfalls kann der dann hier in der Redaktion ermittelte Gewinner ja nicht informiert werden, dass sie oder er 2 Tickets für die Vorrundenpartie der EM in der Ukraine erhalten wird, für das deutsche Spiele gegen Dänemark in Lemberg, samt Hin -und Rückflug von Köln aus.

Weiterhin viel Spaß, späterhin dann viel Erfolg.

Nachtrag Keine Doppelnennungen. Wer schon in der Liste steht bzw. in den Kommentaren erwähnt wurde, zählt nicht mehr als gültige Antwort.

Update Und hier haben wir den Gewinner. Vielen Dank an alle fürs Mitmachen und hoffentlich hat es auch ohne Gewinn ein bisschen Spaß bereitet.

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Paninis kleiner Bruder: Knibbelbilder

Als man sich noch die Mühe machte, für Produkte auf deutschen Märkten deutsche Wörter zu erfinden — oder zumindest neu zu kombinieren — warf Coca-Cola so genannte Knibbelbilder (Plus: Fotos davon) auf den Markt, die bei den vom Panini-Sammeln bereits weich geklopften Hirnen sehr junger Menschen sofort einschlugen wie eine Bombe.

Da machte es nicht mal etwas aus, dass das Einstiegsthema aus heutiger Sicht etwas dröge war („Meilensteine der Verkehrsgeschichte“), denn erstens hatten damals Verkehrsmittel wie dicke Dampfer und laszive Lokomotiven durchaus einen Glamourfaktor und zweitens war schon die folgende Serie mit 40 internationalen Musikstars auch für weniger technisch Interessierte addiktiv. Zugegeben, der Begriff „internationale Musikstars“ wurde bei einer Liste, in der Roger Whittaker neben The Byrds oder Joe Cocker auftauchte, etwas gedehnt, aber das war damals natürlich egal.

Leider ist die Quellenlage im Weiteren nicht mehr allzu rosig. Es folgte in jedem Falle auch noch eine Serie an Knibbelbildern mit Fußballern, denn gerade die Knibbelbilder mit Manfred Kaltz und Uli Stielike erscheinen hier vor dem geistigen Auge, als sei es erst gestern gewesen. Gestern, als man darauf wartete, dass dieser oder jener Erziehungsberechtigte endlich nach seinem Feierabend mit einer oder zwei oder drei neuen Flaschen Cola anrückte, auf dass man weiterknibbeln könne und sein Sammelplakat vollbekäme.

Eine Edition gab es also wohl (Kaltz, Stielike) zur WM 1982. Oder auch zur EM 1984, schließlich scheint diese Seite einigermaßen über die Termine im Bilde zu sein, und da ist von einer WM-1982-Knibbelbilder-Serie nichts zu lesen. Allerdings schreibt man auf der selben Seite auch etwas von Panini-Bildern auf Cola (!)-Flaschen zur EM (!) 1982. Vielleicht doch nicht so seriös wie gewünscht, diese Seite.

Wikipedia (s. o.) wiederum spricht von einer Serie zur EM 1988. Nichts Genaues weiß man nicht, außer dass auch da eigentlich ein enormes Tauschen eingesetzt haben musste. Nur ist im Gegensatz zum Bildchen von Manni Kaltz von Tauschorgien auf Schulhöfen und Vorstadtstraßenasphaltinseln nichts in Erinnerung geblieben. Könnte am Ergebnis des deutschen Auftaktspiels der WM 1982 gelegen haben, aber auch daran, dass schlicht nicht getauscht wurde und das nie komplett gefüllte Plakat einfach irgendwann achtlos entsorgt wurde. Anders als Panini-Alben, die schon damals ausstrahlten, später einmal viel wert zu sein, und deshalb nie entsorgt wurden.

(Nein, dieser Beitrag handelt nicht hiervon.)

(PS: Auch ker0zene war damals angefixt. So angefixt, dass er sogar Straftaten beging, um an die Bilder zu kommen. Erinnert an diese eine Anekdote bei der zufälligen Entdeckung von Viagra …)

Eigentliches Anliegen des Beitrags: Findet jemand ein Bild von einem Nationalspieler-Knibbelbild?

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„Aber nicht so toll, wie man es in seiner Erinnerung hat“

Selbst das neben Michael Schumacher größte Kinn der Welt, Ruud van Nistelrooy, hatte eine Kindheit. In dieser schaute er wohl, da er ganz früh (mit 5 Jahren schon im Fußballverein angemeldet) mit dem Fußball anfing, auch Spiele der niederländischen Nationalmannschaft bei diversen Turnieren. Und wurde natürlich, bis auf eine Ausnahme, letztlich immer enttäuscht. Holländer, das weiß man in Deutschland, spielen wirklich sehr, sehr guten Fußball, nur eins können sie nicht: gewinnen.

Die EM 1988 muss natürlich da rausgenommen werden, denn da gewannen sie 14 Jahre nach ihrer schmachvollsten Niederlage („Wir waren die Besten“) im WM-Finale 1974 („War keine Schwalbe“) im selben Stadion dann ihren ersten und einzigen internationalen Titel: Europameister 1988. Wir wollen das nicht schmälern, indem wir darauf hinweisen, dass es 1988 ja auch noch kaum Länder in Europa gab, weil die alles verschlingende Krake Sowjetunion fast jedes Land, welches nicht annähernd groß genug war, ein Vasallenstaat zu sein, sich in ihrer stalinistischen Habgier einverleibte und so auch fußballerisch für relativ reine, mittel- bis westeuropäische Verhältnisse sorgte. Aus dem Ostblock gab es überhaupt nur 8 Starter (Sowjetunion, Polen, CSSR, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, DDR und mit Abstrichen und Einschränkungen Jugoslawien. Albanien, da weiß man nicht, wozu das je zählte und wozu es jetzt noch zählt, aber Hans-Peter-Scholl-Latour Briegel geht gerade nicht ans Telefon, um darauf eine Antwort zu geben.)

Wie dem auch sei, in einer Europameisterschaft von acht (!) qualifizierten Teilnehmern gewannen schließlich also die Niederlande, die man auch gerne fälschlicherweise als Holland bezeichnet, das Turnier und steckten sich den Pokal auf den Kopf, einige Flaschen Sekt hinein und rauchten schließlich abend im Hotel dicke Bong mit dem Ding.

Auch Ruud van Kinn war damals schon geboren und sogar bei Bewusstsein, er war sogar in Gelsenkirchen im Stadion beim Spiel der Niederländer gegen Irland (auch 1988 konnte man anscheinend noch Tickets kaufen, ohne ein Führungszeugnis von Interpol vorlegen zu müssen oder gar, 1988, eine Emailadresse zu besitzen):

Diese EM ist bei uns immer ein großes Thema, jetzt zum 20-jährigen Jubiläum aber natürlich ganz besonders. Ich habe auch gerade wieder 20 Minuten lang eines der Spiele im Fernsehen verfolgt. Es war schön zu anzusehen, aber nicht so toll wie man es in seiner Erinnerung hat. Ich war damals zwölf Jahre alt und habe das Finale im Wohnzimmer meiner Eltern im Fernsehen gesehen. Beim Vorrundenspiel gegen Irland war ich mit meinem Vater sogar im Stadion in Gelsenkirchen. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen.

Dass man den aktuellen Teams der Niederlande jetzt aber immer wieder aufdrückt, gefälligst Favorit zu sein, ist, seit Cruyffs aktive Zeiten vorbei sind, eher ein Hindernis als Ansporn. Insgesamt gesehen hätten die Niederlande sicher mal einen Weltmeistertitel verdient, nicht aber den von der WM 2010 in Südafrika. Denn: So fintenreich und flächenbeherrschend der niederländische Fußball auch sein mag, zur Zeit. Das Runde muss ins Eckige.

Kurz gesagt: Niederlande: Viertelfinale und dann raus, wie immer. Großes Kinn hin oder her.

Bemerkenswert zu diesem Punkt: Ja, ich bin beim „Jahrhundertspiel von 1970″ auch eingeschlafen. Kein Wunder, dass es Ruud van Gol nicht anders geht, wenn er zum Sehen dieser oder jener ollen Kamellen gezwungen wird.

Die vielen tollen Siege, all die legendären Spiele, in der Erinnerung faszinierend, aber doch bitte niemals den Fehler machen, die Spiele live und über 90 Minten wiederzuschauen. Siehe Titel.

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Alle EM-Gewinner-Spieler als Karikaturen

[photopress:fussballspieler_karikaturen.jpg,full,alignleft]Es ist nie zu spät, sich gelungene Karikaturen aller bisherigen EM-Gewinner anzusehen. Auf der UEFA-Seite zur EM 2008 gibt es diese. Mir gefallen die aus dem Urlaub geholten Dänen am besten, aber auch die Russen Sowjets von 1960 wissen zu gefallen. Alle dabei, Otto Rehhagel, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und sein Intimus Jürgen Klinsmann, Horst Hrubesch, Matthias Sammer, Berti Vogts, Klaus Allofs und ja, auch Jupp Heynckes. Offensichtlich bringt es einen im deutschen Fußball recht weit, mal eine Europameisterschaft gewonnen zu haben. Gerne hätte ich allerdings alle deutschen Spieler im Stile der Spanier von 1964 gesehen.

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Was für ein großartiger Torjäger!

FIFA-Interviews zu zitieren ist ein bisschen so, wie auf die Jagd nach Tippfehlern zu gehen: Es hat sich überlebt, sofern der dortige Stil nicht mal endlich ein wenig entverwässert wird. Wird er aber auch in diesem Interview mit Iker Casillas nicht. Da die Fragen von verschiedenen Menschen mit seltsamen Namen gestellt werden, ist davon auszugehen, dass es lediglich die Zusammenstellung eines Fan-Chats ist. Was für komische Gesellen sich allerdings in einem Fan-Chat bei der FIFA herumtreiben, verdeutlicht diese Frage von einem gewissen Stevedotcom:

Steve.com: Was denkt man sich, wenn man ein Tor kassiert… „Was für ein dummer Fehler von mir!“ oder „Was für ein großartiger Torjäger!“?
Casillas: Ich sage mir immer, dass ich ein wenig mehr hätte machen können.

Offensichtlich hat sich dieser jemand zu lange, zu viel, zu ausgiebig und vor allem zu seit Beginn seines Fußballfanseins Texte aus der Weißwaschmaschinerie der FIFA zu Gemüte geführt: Ob der Torwart nach einem Gegentor denke, wie toll doch der Stürmer sei, der das Tor erzielt hat, will er wissen.

Die herrliche Naivität dieser Frage ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Fragt man Michael Rensing, ob er sich über Grafites „Tor des Jahres“ so richtig gefreut habe?
Fragt man Oliver Kahn, ob er angesichts der 3 Gegentore durch Sergio Conceição bei der EM 2000 beeindruckt von dessen Spielstärke gewesen sei?
Fragt man Christian Wörns, ob er sofort daran dachte, wie toll Davor Suker spiele?
Fragt man etwa Jürgen Kohler, ob er dachte, wie „großartig“ Marco van Basten im EM-Halbfinale 1988 gewesen sei?
Fragt man die gesamte Elf vom WM-Finale 1986, ob sie zuerst dachten: Was für ein toller Pass von Diego Maradona zum 3:2, mit dem der Kampf um die Weltmeiterschaft gegen sie entschieden wurde?

Fragt man überhaupt so eine — wenn nicht Naivität als Ausrede gelten könnte — unverfrorene Frage?

Und wie weit muss man vom Fußball als Sport zweier konkurrierender Mannschaften entfernt sein, um überhaupt erst auf eine solche Frage zu kommen?

Das kommt jedenfalls dabei raus, wenn die Leute Fußball nur noch als Konglomerat aus Friede, Freude, Eierkuchen wahrnehmen und dem ganzen Sermon, der unter dem Motto, dass das Spiel so gut zur Völkerverständigung diene, verbreitet wird, erliegen. Die Antwort auf diese Frage hätte man sich nämlich kinderleicht selbst geben können: Sich einfach bei einem x-beliebigen Spiel ins Tor begeben, dann ein Tor von einem x-beliebigen Stürmer dieser Welt kassieren, ob nun schuldhaft oder nicht, und dann kurz innehalten, einen Screenshot von den eigenen Emotionen und Aufwallungen machen und fertig ist die Soße aus ganz bestimmt nicht Bewunderung für den Stürmer, sondern Wut, Enttäuschung, Gram, Aggression, Selbstanklagen, Bedauern und noch mal Ärger.

Von Bewunderung für irgendeine Leistung eines Gegners ist da noch weniger Spur als von Lesenswertem in FIFA-Interviews.

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Die Antwort auf die Frage, was ein Assist ist

Als Jüngling verschlang (würde eigentlich lieber verschling schreiben) ich die Literatur zu vergangenen Fußballspielen und -turnieren. Kaum etwas, dass sich mir nicht eingeprägt hätte. Bei manchen Quizspielen wurde ich schon gar nicht mehr als Teilnehmer zugelassen, weil ich sowieso immer alles gewann. Klar, unter Einäugigen, die sich auch noch für anderes interessierten und Fußball immer nur als Spiel, selten aber als Hort quasi unendlicher (na, sagen wir mal seit ca. 1850) Statistiken begriffen, ist das nicht schwer.

Was mir aber zwangsläufig (den ersten Videorekorder bekamen wir (das bin in diesem Fall nicht ich, sondern der Haushalt meiner Eltern) 1988, kurz vorm Wimbledon-Finale) fehlte, waren Bilder zu den vielen Zahlen, die ich bezüglich der ganzen Welt- und Europameisterschaftsturniere gespeichert hatte.

Letztens erst sprach ich Bernd Schuster seine Klasse ab, naja, vielmehr zog ich sie in Zweifel.

Ein ganz großes Ereignis, zumindest von den Zahlen her, war für mich immer das Spiel Deutschland gegen, man verzeihe mir, obwohl ich es doch besser weiß, „Holland“ bei der EM in Italien 1980. 3:2, ein scheinbar selbstverständlicher Sieg, der nur durch die Einwechslung eines gewissen Jungspunds namens Lodda „alles Übel dieser Welt“ Maddäus noch in Gefahr geriet, als er, glaubt man den mir damals vorliegenden Aufzeichnungen, noch einen Elfmeter verursachte und sich auch sonst ziemlich ungeschickt anstellte.

Ein ganz Großer des deutschen Fußballs war vor allem wegen dieser Partie aber auch immer Klaus Allofs. Deutschland gewinnt 3:2, alle drei Tore von Klaus Allofs. Und eben, wie erwähnt, die Gegentore nur wegen dieses Bubis mit der minderen Fußballintelligenz.

Endlich bringt — mal wieder — youtube Licht in dieses Dunkel und ich muss erkennen: Dieser Sieg geht eindeutig auf Bernd Schusters Kappe (zumindest, was die Erzielung der Tore angeht (außerdem bekommt man in Deutschland keine caps für einen Nationalmannschaftseinsatz)).

Hier also die Tore für Deutschland des Spiels vom 14.6.1980: Deutschland — Nederland

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Empfindet man England oder Spanien als „kleine Fußballnationen“? Sicher nicht, obwohl sie beide nur je einen Titel holten. England wurde nur 1966, dann auch noch mit gütiger Mithilfe der Umstände (Heimvorteil, Linienrichtervorteil), Weltmeister und besitzt keinen einzigen weiteren Titel. Spanien wurde 1964 Europameister, dann auch noch mit gütiger Mithilfe der Umstände (Heimvorteil) und besitzt keinen einzigen weiteren Titel. Doch schon allein bezogen auf die Bevölkerungszahl widerstrebt es einem gesunden Geist, diese beiden Nationen als Bestandteile Europas als „klein“ im fußballerischen Sinne zu betrachten. Dazu tragen vor allem die jeweiligen Profiligen zum Image der „großen“ Fußballmacht bei.

Empfindet man Dänemark oder Griechenland als — fußballerisch — „groß“? Nein, obwohl sie beide jeweils immerhin einen Titel errangen (Dänemark 1992 Europameister, Griechenland 2004 Europameister), trägt alleine schon die geringe Bevölkerungszahl der beiden Länder (Dänemark knapp 5,5 Millionen, Griechenland etwas über 10 Millionen) zum Image des eher kleinen Fußballlandes bei. Sicher wird niemand Dänemark seit Beginn der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts in einem Länderspiel unterschätzen, und auch Griechenland ist nicht immer so leicht zu schlagen wie noch bei der WM 1994, als es mit 0:10 Toren aus drei Vorrundenniederlagen wieder nach Hause ging. Die dänische Liga ist kaum der Rede wert, verfügt ohnehin nur wie die kleine schottische Liga über 12 Teilnehmer, während die griechische Liga auch keine Bäume ausreißt, im Europapokal aber immerhin einige Teilerfolge vorzuweisen hat. Nichtsdestotrotz: auch mit je einem großen Titel werden diese Länder weiterhin eher als kleine Nationen betrachtet, während Spanien und England mit ebenfalls je einem Titel als je einer der großen fünf des europäischen Fußballs gelten.

Und da kommt dann ein weiteres Land ins Spiel, das erst einen großen Titel einsacken konnte und seitdem — gerade so wie England und Spanien seit ihren Titelgewinnen — keinen Blumenkübel mehr gewann: Russland.

Schon häufig habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass ein Land mit einer solch großen Bevölkerungszahl so wenige Erfolge im Fußball aufweisen kann. Sicher, sie waren noch als UdSSR (mit damals noch größerer Bevölkerungszahl) mehrere Male in Halbfinals von großen Wettbewerben, 1972 und 1988 gar im Finale der Europameisterschaft. Es gibt weitere Widrigkeiten wie die Tatsache, dass Mannschaftssport in allen sozialistischen/kommunistischen Ländern nicht dieselbe Förderung erhielt wie Einzeldisziplinen, in denen man viel schneller Medaillen gewinnen kann, die ein Land bei einer Olympiade im Medaillenspiegel nach oben katapultieren. Es gab natürlich auch nicht dieselben finanziellen Mittel wie in anderen Ländern und nicht zuletzt hatte zumindest früher Fußball in Russland bei Weitem nicht die Popularität einerseits wie in anderen europäischen Ländern und andererseits nicht wie z. B. Eishockey im eigenen Land.

Trotz allem bleibt die Frage: Warum kann ein Land mit über 140 Millionen Einwohnern einfach nichts reißen im europäischen Fußball, im Weltfußball?

Eine der Antworten, die ich auch schon angedeutet habe, gibt Wladimir Wladimirowitsch Putin hier:

Was den russischen Fußball angeht, so bemerkte der Präsident, dass in den 16 Fußballklubs der Premier-Liga über 200 Legionäre spielen, und das sei eines der Probleme des russischen Fußballs. ‚Ihre Zahl ist viel zu hoch. Sie ist zu begrenzen, denn für die Aufstellung einer Landeself, haben wir keine Leute… Die überschüssige Zahl der (ausländischen) Legionäre hemmt den Fortschritt der jungen und begabten Fußballer.‘ Ein weiteres Problem sei, wie der Staatschef sagte, dass ‚wir zu wenig gute Felder haben, ihre Zahl macht einen Bruchteil der Felder in den entwickelten Fußballländern aus‘. Außerdem werde in Russland, äußerte der Präsident ‚jungen Menschen, Kindern, die überhaupt Sport treiben und insbesondere Fußball spielen wollen, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt‘“.

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