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Schlagwort: Nike

Larry Bird vs Luca Toni

Oder andersrum:

Fr“o“nck Ribéry vs Michael Jordan.

Natürlich kennt man das irgendwie schlapp daherschluppernde Video von vor der EM, als Luca Toni zusammen mit Fr“o“nck Ribéry irgendwo in der Allianz-Arena rumspielte und Faxen machte:

Was man gemeinhin nicht wusste, ist, dass die ganze Klamotte angelehnt war an einen anderen Werbespot, der zuvor mit Larry Bird und Michael Jordan gedreht wurde, weshalb man die Toni-Ribéry-Geschichte eigentlich auch nur noch halb so originell findet wie zuvor. Was dann auf ungefähr gar nicht originell hinausläuft:

Jetzt, da man es weiß, findet man das ohnehin schon eher platte Video von Ribéry und Toni noch ein bisschen platter, womit man sich doch nahezu dem Nullpunkt an Originalität annähert. Aber Hauptsache, die Protagonisten sind Stars.

(Was ebenfalls niemand wusste, ist, dass Michael Jordan später dann alte Torwarttrikots von Andreas Köpke auftrug. Jetzt aber. Luftpost?)

Hattip an American Arena.

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Horizontal, vertikal, scheißegal

Zeit meines Lebens habe ich Probleme mit links und rechts. Hier links abbiegen. Nein, das andere links. Ah, ja. Natürlich, natürlich, ich meinte auch das andere links. Mit oben und unten passiert das nie, mit links und rechts allerdings ständig, wenn auch nur in Druck- (unmenschlicher), Stress- und ähnlichen Situationen.

Dasselbe Schicksal ereilt mich, wenn es um horizontal oder vertikal geht. Dabei ist das mit horizontal und vertikal ja eigentlich viel einfacher als die Sache mit links und rechts. Hinterm Horizont Unter einem Horizont kann ich mir jederzeit etwas vorstellen und ich weiß auch, wie er sich normalerweise auf meiner Netzhaut repräsentiert: gerade. Also eben. Horizontal gerade eben. Unter einem Links an sich kann ich mir wenig vorstellen, und dass Rechts irgendein Verwandter von Recht sein soll, hilft mir in den Zehntelsekunden, in denen derlei Entscheidungen gefällt werden müssen, bei weitem nicht so viel wie das Adjektiv zu Horizont.

Das erschwert die Problematik.

Horizontal, das wird mir fast immer sofort klar. Vertikal wird mir nur dann überhaupt klar, wenn es zusammen mit horizontal verwendet wird. Sozusagen das andere Links im Bezug auf horizontal. Diese gleichzeitige — für mein Hirn zur ordnungsgemäßen Verarbeitung der Begriffe unablässliche — Verwendung von horizontal und vertikal ist seit dem Ende des Märchensommers 2006 in diesen Breiten deutlich zurückgegangen. Es wird fast nur noch vertikal alleine benutzt, und dann streikt mein Hirn immer bei dem Versuch, mir vorzustellen, wie vertikales Spiel denn aussehen soll.

Diese Schwierigkeit wird noch dadurch verschärft, dass ich mittlerweile beim Blick aufs Spielfeld meist den Blick der Fernsehkamera vor meinem geistigen Auge habe. Ich sehe das Spiel also nicht aus Spielerperspektive, sondern aus Fernsehkameraperspektive. Wo ist da jetzt horizontal? Horizontal ist doch da, wo die Sitzreihen anfangen, wo das Stadiondach der Gegentribüne entlang läuft und warum sollte man nicht in dieser Richtung Pässe spielen, die ja dann zwangsläufig entweder auf das eine oder das andere, sie es auch das eigene, Tor zulaufen würden. Ein Rückpass ist zwar nicht spannender als ein Querpass, außer wenn er zu kurz geraten ist, aber ob Rück- oder Quer ist jetzt gar nicht so entscheidend, denn jene Pässe, die in Richtung des gegnerischen Tores gehen, dürften sicher überwiegen.

Vertikal, das erinnert immer an vertikutieren, was man mit Rasenflächen sicher des öfteren tun sollte, vertikal erinnert an Kreuzworträtsel aus der FAZ, derer ich noch nie auch nur eines komplett zu lösen im Stande war, an Kreuzworträtsel allgemein, vor allem erinnert es aber an Wörter wie Vertigo, vertiefen, verteufeln, wertmindern und pferd, sofern man westdeutsch das p vom pf weglässt. Es sagt mir einfach nix. Wo soll das sein, dieses vertikal? Etwa in der Nähe von links? Vielleicht im zweiten Hydranten? Outer space, ganz hinten in der Galaxie?

Vertikales Spiel muss ein Begriff sein, der eingeführt wurde, um eine Kunstsprache zu erfinden, derer nur die Eingeweihten mächtig sind, zu denen ich nicht zähle. Man könnte es profan „nach vorne“ oder „zum Tor hin“ nennen, aber das würde ja nicht diese nebulöse Verwirrung in meinem Hirn auslösen, sondern klare Bilder erzeugen. Bilder von Spielern, die einen Pass zum gegnerischen Tor hin spielen, die die Gasse suchen und dann verfehlen, aber immerhin finden wollten, von Spielern, die alleine de Spil gewinne aufs Tor zurennen und dabei verdammt noch mal vertikal spielen und laufen, ohne dass mir bewusst wäre, dass da irgendjemand irgendetwas Vertikales machte.

Vertikal. Die Einführung dieses Ausdrucks ist doch eine bewusste Verhohnepiepelung all der anderen Rentner nebst meiner am Spielfeldrand, die nicht mal mit Fremdwörtern wie positiv, negativ, ein Drittel, zwei Drittel, objektiv, subjektiv oder Fitnesstrainer etwas anfangen können. Wir echten Fußballexperten hier, ihr Dumpfbacken dort. Elitäre Nomenklatur, die allein der Ausgrenzung dient.

Mir als Richtungslegastheniker bleibt somit nur noch eins. Darauf zu hoffen, dass es bald wieder heißt: „Gladbach spielt von links nach rechts in den dunklen Trikots, Hamburg von rechts nach links in den hellen Trikots.“ Dann ist alles gut.

Denn hell und dunkel, das ist einfach.

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Burn, burn, yes ya gonna burn

Burn, burn, alle, burn, jawohl!

Ach, rage against the machine, das war ja … da fuhr man ja noch alte klapprige Kisten, bei denen man nach 4 Wochen Zelten am Atlantik fürchten musste, dass sie trotz null Feuchte und 40°C in den ganzen 4 Wochen am Tag der Abreise nicht mehr anspringen würden. 12h Fahrt am Stück „rage against the machine“ war dann auch irgendwann nicht mehr mein Ding (und auf der Rückseite war David Bowie, dessen alte Sachen ich eigentlich ebenfalls mag, aber nicht 6x hinternander). Trotzdem klauen wir heute den Titel mal von „rage against the machine“, wobei wir das „yes ya gonna“ hier durch „alle“ ersetzen. Ist ja so auch viel familienfreundlicher, und da es im weiteren Text schon nicht sehr familienfreundlich zugehen wird (u. a. Dank Ronaldo), sind wir froh, wenigstens mit der Titelzeile durch die vielen installierten Filter zu schawuppern. Burn, alle, Burn, also der Reihe nach:

Da haben sich einige ordentlich verbrannt in den letzten Tagen.

Bernd Schneider zum Beispiel sein EM-Ticket, als er sich einen Halswirbel vorfallen ließ, der nicht schnell genug repariert werden konnte. Angesichts seiner stetig herabfallenden Form wäre aber ohnehin fraglich, ob durch die Nichtteilnahme unseres geliebten Schnix — gibt es irgendjemanden, der Bernd Schneider nicht mag? — das Feuer in der Nationalmannschaft merklich weniger lodern wird.

Schnix hätte es besser so gemacht wie Michael Ballack es in diesem Jahr tat und wie Christoph Metzelder es eigentlich immer tut: die halbe Saison locker-leicht auf irgendwelchen Reha-Plätzen herumtraben und dann, wenn man die wirklich großen Meriten einheimsen kann, nämlich bei den internationalen Turnieren, das Fünkchen frischer als der Gegner zu sein.

Richtig viel verbrannt haben auch die Bayern, allerdings schon vor der Saison und zwar Geld, mit dem sie die Bundesliga tatsächlich in Fernglas-Dimensionen beherrschen. Heute haben sie dann noch mal nachgelegt beim Verbrennen: Erst ihre erste Chance auf einen Europapokal seit 2001, auch schon 7 Jahre her und dazwischen stand nicht mal eine Finalteilnahme, dann, zeitgleich, auch den ollen, Entschuldigung, Hitzfeld. Der darf jetzt beweisen, dass man auch als verbrannter Trainer noch mit einer Länderauswahl etwas erreichen kann. Rehhagel hat’s vorgemacht, ob es der knauzige General schafft, bleibt abzuwarten. Und wie groß müsste eigentlich ein Fernglas sein, mit dem man von München bis Manchester blicken kann? Sofern die Sichtverhältnisse in knapp zwei Wochen gut sein werden, natürlich nur.

Wer sich ebenfalls ein bisschen verbrannt hat, ist Ronaldo, nicht der neue Cristiano, sondern der alte de Lima oder so, il fenomeno. Der Nike-Lebensvertrag wackelt. Jan Ullrich hat es mit seiner grenzenlosen Naivität nur bis zu den Drogen geschafft, Ronaldo immerhin schon bis zu den Drogen und den Transvestiten. Ein nicht ganz verkehrter Beitrag der taz fragt, ob es wirklich so ein Unfall gewesen sein muss, wem Ronaldo da in die vermeintliche Falle ging. Und wäre es kein Unfall, dann hätten wir den ersten großen Fußballstar, von dem es halbwegs nachgewiesen wäre, dass er schwul ist. Oder bisexuell. Oder wie auch immer das heißt, wenn man auf Transen steht. Und bigott wie wir hier manchmal sind, schreiben wir erst drüber, um dann zu erklären, dass es uns ja nix angeht, mit wem Ronaldo (der echte) Schäferstündchen hält: mit Frauen (echten), Transvestiten (gibt es da auch falsche?) oder unseretwegen auch mit Hunden, sofern alle Beteiligten gut behandelt werden und freiwillig an Ort und Stelle sind. Und entlohnt werden. Apropos Hunde:

Luca Toni geht gerne aus in München, weil es da so viele Hunde gibt. Er mag Hunde. Das wird die Münchener freuen, dass er in München gerne spazieren geht. Ein bisschen verscherzt, oder sagen wir heute mal verbrannt, hat er es sich dagegen mit seinen italienischen Heimatfrontlern. Die müssen nämlich immer noch dort leben, wo es stinkt und dreckig ist, und nicht wie er im schönen München, dessen Vorort-Villen wir ja alle noch aus den Derrick-Folgen kennen:

„Die Stadt ist sehr sauber und grün, alle benehmen sich, keiner macht Dreck – ganz anders als in Italien.“

Richtig gebrannt hat es zum Glück zuletzt nirgendwo, weder im Nürnberger Fanblock noch in diversen Fanforen. Das einzige, was im deutschen Fußball wirklich immer brennt, ist Matthias Sammers Schädel, der sich nicht zu blöde war, seinen Nach-Nachfolger bei Borussia Dortmund öffentlich in die Pfanne zu hauen. Wobei blöd auch relativ ist: Nachdem Sammer eingesehen hatte, dass er selbst es mit seinem Temperament (bei gleichzeitigem Non-Temperament, schließlich sah man ihn noch nie als Spieler ernsthaft nach Erfolgen mit seinen Teamkameraden oder der Fankurve feiern) als Bundesligatrainer nicht lange ausgehalten hätte, flüchtete er sich in eine Position, in der er niemals direkt nach dem Spiel Interviews geben muss, flammend und lodernd, sondern nur im vom Tagesgeschäft meist abgekoppelten DFB-Palast, an einem ruhigen, leise-flauschig vor sich hin knisternden Kaminfeuer an einem unbedeutenden Donnerstagvormittag.

Thomas Doll hingegen, dem schon die Akne damals sehr gebrannt haben muss (an dieser Stelle ist nichts bekannt über die Auswirkungen von Akne, diesem Fluch aller gerade geschlechtsfähig werdenden jungen Menschen ist man hier zum Glück entgangen), wird in Kürze noch viel mehr das Verlangen unter der Haut brennen, — spätestens in zwei-drei Monaten, wenn Neururer-esk dann doch keinen neuen Trainer-Angebote kommen — nicht letztens einfach die Klappe gehalten zu haben. Anstatt sich mit einem dermaßen peinlichen und auch seine Unfähigkeit, mit den Anforderungen eines Bundesligatrainers umgehen zu können, demonstrierenden Auftritt den Mund zu verbrennen.

Ausgebrannt, zu schlechter Letzt, und zwar endgültig, ist einer, den man sich als damals treuer Zuseher der Sportschau nicht wegdenken konnte, Bolzplatz hat es schon erwähnt: Manolo ist tot. Manolo war Türke, sprach wahrscheinlich ähnlich radebrechend Deutsch wie die meisten Gastarbeiter seiner Generation, doch die Sprache des Fußballs und des Trommelns beherrschte er:

„Es waren immer dieselben Rhythmen. Bumm-Bumm-BummBummBumm oder Bumm! (bummbummbumm) Bumm! (bummbummbumm).“

Manolos Feuer ist erloschen, die Fußballspiele aber gehen weiter mit ihrem hitzigen Kampfe und ich soll in der Hölle schmoren, wenn ich nicht bald endlich aufhöre, dieses Wortspiel auszuschlachten.

Hat mal einer Feuer?

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Der gallische Hahn jetzt in Nike

[photopress:fff.jpg,full,alignright] Frankreichs Nationalmannschaft (dass wir hier über Fußball reden, ist wohl klar) hat den Ausrüster gewechselt. Obwohl adidas den zweifachen Europameister Frankreich seit 1972 mit Kleidung und Schuhen in den drei Streifen ausrüstet, ging der französische Verband nun von der Fahne: 42 Millionen Euro zahlt Nike jährlich. Zum Vergleich: Deutschland bekommt 25 Millionen im Jahr von adidas, Nike hatte 50 Millionen pro Jahr geboten.

Wenn man sich das deutsche Auswärtstrikot für die EM anschaut, könnte man der Idee anheim fallen, dass sich ein Wechsel aus ästhetischen Gründen auch für die hiesige Nationalauswahl lohnen konnte. Ansonsten müssen wir festhalten: den Kindern in Pakistan ist egal, ob sie für adidas oder für Nike schuften und den zig Millionen, die die Trikots einer Nationalmannschaft oder eines Klubs kaufen, ist auch egal, was draufsteht. Insofern ist das hier jetzt unter „Randnotiz“ abzulegen und keinesfalls unter „für Nostalgiker tragische Entwicklung“ oder unter „was früher blau war, darf niemals rot sein“.

Platini 1984 in Nike wäre dennoch unvorstellbar gewesen, für Nostalgiker jedenfalls.

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Pfeiffer mit drei f

Ich muss zugeben, dass ich nicht pfeifen kann. Als Schiedsrichter bin ich sowieso eine Null, viel zu schnell muss man Entscheidungen treffen, obwohl einem manchmal die Sicht versperrt ist oder das zu bewertende Ereignis 40m entfernt stattfindet. Es ist erstaunlich, wie stark die Krümmung auf Fußballplätzen ist, die man extra angelegt hat, damit Regenwassser und natürlich die riesigen Bäche von Schweiß, die die Spieler auf den Rasen ergießen, seitlich ablaufen können. Die Krümmung ist so stark, dass man meint, man sähe schon die Erdkrümmung, wenn sich ein Spieler in der anderen Spielhälfte befindet. Der Faktor der mangelnden Sicht bleibt aber nicht alleine. Noch dazu bewegt sich der Ball so schnell, teilweise mit 100km/h und mehr, dass er in einer Sekunde 30m zurücklegt und in vier Sekunden theoretisch von einem Ende des Spielfeldes zum anderen fliegt. Somit kann in einer Sekunde ein Ereignis mit Ball an einem Ort und nur eine Sekunde später an anderen Ort stattfinden, der vom Ursprungsort fast ein Drittel des Spielfeldes entfernt liegt.

Nun sind von den zwölf Hauptnervensträngen, die das Hirn in Richtung Rest des Körpers verlassen, zwar sage und schreibe sechs alleine für die Steuerung der Augen zuständig; es reicht aber nicht aus, die Ereignisse allein zu sehen, man muss sie erfassen, um sie bewerten zu können. Und diese Ereignisse laufen auf einem Fußballplatz für mich einfach viel zu schnell ab, selbst wenn man von den untersten der unteren Ligen spricht, wo mit ein paar älteren Herren und ein paar Bewegungslegasthenikern auf dem Platz das Tempo meist so atemberaubend nicht ist.

Hinzu kommt noch, dass Regelverstöße ja nicht nur dort stattfinden, wo sich der Ball gerade befindet, sondern zu jeder Zeit an allen Orten des Spielfeldes (ein illustres Beispiel ist Zidanes Tätlichkeit im WM-Finale, als der Ball ganz woanders war und der Hauptschiedsrichter in Richtung des Balles schaute). Deshalb müsste man eigentlich alle 22 Spieler gleichzeitig im Auge behalten und noch dazu den Ball. Dass das mit nur zwei Augen und einem Gehirn unmöglich ist, ist klar. Selbst wenn vier weitere Augen hinzukommen — de facto sind es dann meist doch nur zwei, weil einer der beiden Assistenten stets weit weg vom Geschehen ist — sind das immer noch nur sechs Augen für 22 Spieler und einen Ball. Ziemlich wenig. Hut ab also vor jener seltsamen Gattung Mensch, die lieber über ein Spiel richtet, statt es selbst zu spielen. Ein für mich ähnlich unverständliches Phänomen wie die Gattung Musik- (Kino-, Theater-, ad lib) Kritiker, die lieber über ein Erzeugnis mäkelt, als dergleichen selbst zu produzieren. Während ich die Musik- (und so weiter) Kritiker aber nicht so würdige, gebe ich den Herren Schiedsrichtern allen meinen Respekt.

Eigentlich wollte ich aber darüber schreiben, dass ich nicht pfeifen kann, in dem Sinne wie Fans im Stadion pfeifen, wenn sie ihre Mißbilligung ausdrücken wollen. Pfeifen wie man unter der Dusche pfeift kann ich hingegen, und tue es auch. Aber so wie die Zuschauer in den Arenen (wie sie ja inzwischen alle heißen) pfeifen, das kann ich nicht. Ich kann nur so pfeifen, wie man eben ein Liedchen trällert. Das hört man über ca. 15 Meter hinweg, weiter nicht. Und da ich meistens weiter als 15 Meter vom Rasen weg bin und es noch dazu reichlich lächerlich wirkte, mit der Phonstärke eines unter der Dusche Pfeifenden im Stadion seine Meinung kund tun zu wollen, lasse ich es sein.

Aber selbst wenn ich es könnte, würde ich nicht ins Stadion gehen und pfeifen. Nein, ich bin nicht der Gutmensch vom Dellplatz, der niemals ein böses Wort sagt. Ich verstehe nur nicht, wie man sich anmaßen kann, auch wenn man Eintritt bezahlt hat, die Leistung eines Spielers so zu bewerten, dass man zu dem Schluss kommt, dieser habe es verdient, ausgepfiffen zu werden.

Ebenso bin ich immer peinlich berührt, wenn neben mir geifernde Menschen in tatkräftiger Mißachtung der vom Dummschwätzer immer wieder angemahnten Kinderstube nichts anderes fordern als die Entlassung eines Arbeitnehmers. „Trainer raus“, brüllen sie direkt in mein Ohr und ich frage mich, wie sie es fänden, wenn vor ihrem Arbeitsplatz eine Menschenmasse skandierte „Busfahrer Karl entlassen!“ oder „Schlosser Manfred raus!“ Aber so ist es eben, die Masse geht ins Stadion, weil sie brüllen will. Es gibt Stadien, die man euphemistisch Orte mit „besonders kritischem Publikum“ nennt. Tatsächlich sind das Stadien, in denen ein großer Teil der Zuschauer nur deshalb kommt, um zu fordern, dass ein Spieler oder Trainer gefeuert respektive ausgewechselt, geteert und gefedert, dennoch aber anschließend mit größtmöglichem Gewinn verkauft werden soll.

Selbst wenn man die Tatsache außer Acht lässt, dass sie einfach nur fordern, dass einer entlassen werden soll, ohne dass sie wüssten, wer denn dann stattdessen die Arbeit macht, ohne dass sie eine Alternative vorschlagen: Es ist abschreckend anmaßend, die Entlassung von jemandem zu fordern, dessen Arbeit man in den meisten Fällen nur 180 Minuten pro Monat begutachten kann und dann sogar nur in jenen Momenten seiner Arbeit, in denen er am wenigsten regulierend eingreifen kann. Was er unter der Woche mit seinen Schützlingen übt, einstudiert oder bespricht, kann man in diesen 180 Minuten doch nicht einschätzen.

Pfeifen.

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Frings und der Zwerchfellkrampf

Sprachen wir letztens noch davon, dass die Kampagne von Nike Rooneys Schwächen aufs Korn nimmt, müssen wir uns — das bin in dem Falle ich — revidieren. Auch Torsten Frings hat ein Video als Teil dieser Kampagne gemacht, allerdings sehen wir dort nichts von Frings‘ Schwächen, sofern man die Tatsache, dass er kein Englisch spricht, nicht als Schwäche verbuchen will.

Ansonsten ist das Video reichlich albern, die vier Typen, die sich zu menschlichen Zielscheiben machen, wirken etwas mehr als bemüht lustig, eher schon verkrampft lustig, so dass Frings seine natürlichen Qualitäten (Schlagfertigkeit, Offenheit, Geschwätzigkeit) gar nicht ausspielen kann. Wie dem auch sei, Frings‘ Spot ist zweifelsohne gelungener als Rooneys Spot.

Via The offside.

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Cat Whitehill doesn’t care

„It doesn’t really matter how I look on the field.“

But we do.

Ein netter „Spot“ auf der Seite von Nike über das WNT. WTF — WNT? Was ist das? Auf deutsch wäre es die FNM, es ist das „women’s national team“ der USA. Die Hintergrundmusik gefällt. Cat Whitehill auch.

[photopress:wnt.jpg,full,centered]

Auch wenn es zum Teil nur ein Klischee ist, muss ich trotzdem fragen: Warum sehe ich so etwas Gelungenes (nicht Cat Whitehill, der Spot) nie von deutschen (National-)Mannschaften?

Ich wünschte, die Antwort wäre, dass ich nie danach suche … dem ist aber nicht so.

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Sportschleier

Körper bleibt vollständig bedeckt — unter dieser Überschrift schreibt Entevau über ein Frauenfußballspiel mit iranischen Spielerinnen, sogar ein Schleier muss während des Spielens getragen werden. Und wo der Mammon zu holen ist, da sind die findigen Verkäufer nicht weit: adidas und Nike haben einen Sportschleier entwickelt, der besonders rutschfest ist. So einen hätte man sich damals für Andy Brehme auch gewünscht.

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Kahn bald unter der Haube

Ja, sakra! (Das Bayrische an der Aussprache möge bitte im Kopfe des Lesers erklingen.) Ist er nicht schon längst verheiratet? Doch, auch wenn ihn das trotz Tragens seines Eherings nicht mehr so wirklich interessiert. Auf den Klatschseiten gab es jüngst einen weiteren Ehebruch (ob vollzogen oder nicht, zumindest beabsichtigt) zu lesen. Nun ist er wieder zurück zu Verena Kerner Kerth. Doch dieses Mal meinen wir eine echte Haube. Und tragisch, aber passend dazu folgende Meldung: Mannheimer Oberligatorwart schwer verletzt.

Eigentlich spricht nichts dagegen, einem Torwart eine Haube aufzusetzen. Abgesehen von der je nach Beschaffenheit der Haube größeren Verletzungsgefahr für die Feldspieler, die in ein physisches Duell mit einem Torwart gehen. So wie die Haube Petr Čechs beim EM-Qualifikationsspiel Tschechien — Deutschland aussah und wirkte, scheint eine derartige Gefahr aber kaum vorzuliegen.

Ob diese Kryptonit-Hauben aber tatsächlich Stöße und Einwirkungen mit großer Kraft abzudämpfen vermögen, kann ich nicht beurteilen. Sind es nur ein paar Prozent der Stoßeinwirkung, die abgefedert werden, reichte schon ein theoretisch einziger tragischer Fall, um die Nutzung von Hauben für Torhüter zu befürworten. Sähe sicher zunächst ein wenig strange aus, aber ähnlich Radfahrern mit Helmen könnten sie auch im Fußball früher oder später je nach Gestaltung imagebildend wirken — und gar ein zusätzliches Merchandising-Instrument sein. Pläne für die Umsetzung dessen liegen sicher schon längst in adidas‘ und Nikes Schubläden.

Wir kaufen bald nicht nur Torwarthandschuhe, Torwarthosen und an den Ellenbogen gepolsterte Torwarttrikots, sondern auch Torwarthauben.

Und in 20 Jahren lachen wir darüber, wie lustig doch Torhüter ohne Torwarthauben aussahen, während wir aus Nostalgie noch mal „Deutschland. Ein Sommermärchen“ schauen, so wie wir heute über die langen Haare lachen, die wir früher trugen.

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Nächste Hammer- und Sichelgruppe

Die Auslosung für die Gruppen der nächsten WM fand schon statt. Das Ergebnis lautet:

GRUPPE C

Deutschland, Polen, Brasilien, Argentinien

Puh, da kann man aber froh sein, dass es nur die Handball-WM ist. Man sollte besonders froh sein, wenn man Nike-Manager ist. Bei dieser Vorrundengruppe würde Brasilien ja schon wieder frühzeitig ausscheiden.

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Die letzte Bastion ist gefallen

Aus der Rubrik „Nicht ganz neu, trotzdem erwähnenswert“:

Dass der Fußball und besonders die -weltmeisterschaft zunehmend kommerzialisiert werden, dürfte selbst dem Uninteressierten angesichts der medialen Dauerbeschallung mit dem heraufziehenden Ereignis zwangsläufig nicht entgangen sein.

Bis heute gab es im Profifußball aber immer noch eine Insel der Verweigerung: der FC Barcelona, mit über 100.000 Mitgliedern „mas que un club“, also mehr als nur ein Fußballklub, eine Institution, sozusagen der lebendige Ausdruck katalonischer Identität hatte sich seit jeher den Luxus gegönnt, auf einen Trikotsponsor zu verzichten. Wie gesagt, die letzte Bastion.

Seit Kurzem ist auch das Vergangenheit und der FC Barcelona wird ebenfalls auf seinem Trikot Werbung machen. Ohnehin war das nur eine halbgare Verweigerung gewesen, denn das Logo von Ausrüster Nike prangte natürlich trotzdem schon seit Jahren auf dem Trikot. Eine kleine Träne dürfen wir uns trotzdem heimlich aus dem Auge wischen, wenn die letzten lieb gewonnenen Besonderheiten im Profisport auf dem Altar des Mammons geopfert werden.

[Sozialromantik off]

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Dumm, dümmer, Ailton

Ailton, Ihr wißt schon, dieser Knilch, dieser Bubi, diese Heulsuse, dieser Nationalspieler von Katar, dieser Fremdsprachenlegastheniker, diese Witzfigur, die von sich immer in der dritten Person spricht.

Er ist an Dummheit nicht zu übertreffen. Er hat jetzt seinen Führerschein verloren, weil er geblitzt wurde.

Zwei Mal.

An einem Tag.

An der selben Stelle.

Ein Mal mit 99km/h, ein mal mit 77km/h, wo 50km/h erlaubt waren.

Aber damit nicht genug: Gestern hat er sich auch noch erwischen lassen, als er heimlich bei Besiktas Istanbul abhauen wollte. Er saß schon mit gepackten Koffern am Flughafen, um nach Hause nach Brasilien zu fliegen, als ihn ein Manager von Besiktas noch abfing. Heute ist ihm die Flucht geglückt, allerdings wusste sein Arbeitgeber jetzt Bescheid.

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