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Monat: Dezember 2008

Gewinnspiel: Bundesliga-Torschützenkönige

Heute gibt es wie an jedem 22. Dezember 2008 üblich wieder das bei Jung und Alt beliebte Trainer-Baade-Gewinnspiel ohne Gewinne im Gewinnspiel:

Welche Spieler waren (ungegooglet, sonst ist es wie hinter der Sporthalle der Schule rauchen, obwohl man nicht darf) mehr als ein Mal Torschützenkönig in der Bundesliga?

Eins kann ich vorweg nehmen, ohne zu viel zu verraten: Gerd Müller ist auch dabei. Er ist zufällig Rekord-Torschützenkönig der Bundesliga mit gerade mal sieben kleinen, kurzen, unbescheidenen Saisons, in denen er am Ende derselben die meisten Tore von allen Spielern erzielt hatte.

Gerd Müller also ist Nr. 1, wer aber sind die anderen zehn Spieler, die mehr als einmal Torschützenkönig waren? Es ist nur ein Ausländer dabei, weshalb sich der Rest auf neun Deutsche verteilt.

Auflösung:

Gerd Müller (7)
Karl-Heinz Rummenigge (3)
Ulf Kirsten (3)
Lothar Emmerich (2)
Jupp Heynckes (2)
Dieter Müller (2)
Klaus Allofs (2)
Stefan Kuntz (2)
Roland Wohlfarth (2)
Anthony Yeboah (2)
Martin Max (2)

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Nur ein paar hätten wir ja wohlwollend verziehen

Manchmal lohnt es sich, olle Kamellen rauszukramen, besonders wenn sie vor der Zeit der großen Bloggerei stattfanden: Reinhold Beckmann bei der SZ, und zwar im Jahre 2003.

„Wichtige Szenen wie Platzverweise, Fouls oder Abseitsentscheidungen waren oft nicht zu sehen.“

So äußert er sich über die Berichterstattung des Fußballs vor seiner Zeit. Schon damals lesen wir also, was nach Beckmanns Ansicht die Rezeption eines Fußballspieles definiert: mit gnadenloser Schärfe zu urteilen, wer wo einen Fehler begangen hat oder haben könnte. „Platzverweise, Fouls oder Abseitsentscheidungen.“ Beckmann offenbart, dass er niemals an die Schaltregel der deutschen Fußballberichterstattung gedurft hätte. Mit der Schönheit und — in den Augen jener, die sehen können — auch Ästhetik des Spiels hat er nichts am Hut. Stattdessen: Zentimeterdiskussionen führen, wie sie heute bei zweifelhaften Abseitsentscheidungen zum Halse heraushängender Abusus sind. Den Schiedsrichter geißeln oder sich in Konjunktiven verlieren, weil eine vom Platzwart gezogene Strafraummarkierung nicht hundertprozentig den Maßstäben des Pariser Urmeters respektive denen einer Wasserwaage entspricht. Das hat nur sehr wenig damit zu tun, über Fußball zu berichten. Sicher ist es Teil der Berichterstattung, gerade die herausragenden Szenen zu erörtern. Sich dabei aber einzig auf die strittigen zu beschränken, weil man das jetzt kann, weil man die technischen Möglichkeiten dazu hat, wird all den anderen zu berichtenden Komponenten des Spiels nicht gerecht.

Viele junge Menschen, die heute aufwachsen, empfinden es dank Beckmann wahrscheinlich geradezu als dem Fußball immament, dass man sich x Superzeitlupen anschaut, einen Schiedsrichterlehrwart im TV interviewt und den gerade ins Studio schneienden Trainer der benachteiligten Mannschaft direkt mit der Frage nach dieser einen Szene zu konfrontieren. Und finden es genauso normal, nicht über Spielaufteilung, über Entstehungsgeschichte eines Spielzugs oder Fehler im Stellungsspiel informiert zu werden. Dank Beckmann.

Wir sind es nicht nur leid, dass ständig über diese Dinge diskutiert wird, es ignoriert ebenso den Aspekt, dass Fußball ein von Menschen für Menschen geschaffenes Spiel ist, dem Fehler aller Beteiligten immanent sind, und immer noch ist auch der Schiedsrichter ein Mensch. Das ist keine neue Erkenntnis, beides nicht, doch verstellt es den Blick darauf, was eigentlich tatsächlich, innerhalb des Spiels passiert. Wenn man seinen Fokus komplett auf den Schäferhündischen Reflex legt, anderen Fehler nachzuweisen, hat man offensichtlich wenig damit zu tun, sich für Fußball zu interessieren. Man ist nur ein schlechterer Mensch von Sezuan.

„Die Leute wollen weniger Nebensächlichkeiten, etwa den in Super-Slowmotion explodierenden Trainer oder die ausgeleuchtete neue Garderobe der Spielerfrauen. Sie wollen ein Fußballspiel sehen.“

Eine Spielerfrauengarderobe wollte abgesehen von den Frauen, die Fußball wegen der hübschen Kerle schauen (und ohne hier über empirische Daten zu verfügen, darf man annehmen, dass diese Zahl in den letzten Jahren immer geringer geworden ist, prozentual), ohnehin noch nie jemand sehen, ob vor oder nach seiner Zeit. Wir wollen Fußball sehen.

Wie gesagt, lesenswert, unser alter Schlawiner und Kabelschlepper ätzend herablassend behandelnder (achso nee, das war Kerner) Beckmann. Der Rest ist genauso schlecht. Das Tor der Woche und das Tor des Tages sind da noch die geringsten Übel.

Wir wollen Fußball sehen bzw. hören und zwar Fußball.

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Fans stürmen TV-Sendung

[Sozialromantik on]

Man wünschte sich, dass so etwas auch hierzulande nie passieren könnte. Dass all jene, die den Fußball ausschlachten und zu einem Kirmes-Event mit all ihren Pochers, ihren Connors und ihrer Rundumbeschallung machen, die Stadien rauch-, Bier- und Fan-frei machen, auch hierzulande niemals von jenen belästigt werden, die von ihnen vertrieben wurden und dass sie vor allem von jener Gewalt verschont bleiben, die sich bei denen aufstaut, die irgendwann nur noch von draußen zugucken können.

Ganz besonders wünscht man sich, dass gerade den Marktschreiern aus dem Fernsehen nie jemand in die Sendung platzen wird, der dann auch noch darauf aufmerksam macht, dass er Teil des Spiels sein möchte, wie er es zuvor immer war. Und erst recht wünscht man sich auf gar keinen Fall italienische Verhältnisse in irgendeiner Form hierzulande.

[Die Off-Taste ist leider kaputt.]

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Babbel kritisiert Verkehrsministerium

„Aber es war doch nicht alles schlecht.“ Äh, doch!

Markus Babbel sagt in der taz über den Torwart der nun von ihm trainierten Mannschaft des VfB Stuttgart:

Und seine Hubschrauberflüge?

Es ist mir lieber, er fliegt, als auf dieser katastrophalen Autobahn stundenlang im Auto zu sitzen, um zur Familie an den Starnberger See zu kommen. Es wäre mir lieber, er würde immer fliegen.

Mir wäre lieber, Lehmann würde gar nicht fliegen, sondern einfach seinen Wohnsitz nach Stuttgart verlegen. Das „Hubschrauberflüge-Problem“ entsteht doch nur, weil hier ein Bonze seinen Wohnsitz so angenehm wie möglich haben will. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, darf schließlich jeder seinen Wohnsitz wählen, wie er glücklich wird. Dass er dann aber über 2 Stunden Autofahren müsste, um zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen, darf gerade bei jemandem, der so viel verdient, dass er sich, gleichgültig, wo er hinzieht, sowieso die beste Lage in bester Lage aussuchen kann, nicht noch dazu führen, dass man gar Verständnis dafür aufbringt, dass Jens Lehmann mit dem Hubschrauber fliegt. Also, klar, Markus Babbel darf das gerne haben, in seinem Sinne, nämlich im Sinne der Leistung, die Jens Lehmann für das von Babbel trainierte Team zu erbringen im Stande ist.

Jens Lehmann, der ganz nah am Quasimodo von Notre Dame gebaut hat, wenn man sich sein Verhalten über die Jahre mal so anschaut, darf hingegen nicht einfach irgendwo wohnen und dann noch mit dem Hubschrauber zur Arbeit fliegen. Wäre ja noch schöner.

„Katastrophale Autobahn“ — pff.

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„Die Mauer des Schweigens beginnt zu bröckeln“

Doping im Fußball. Sollten sich die dort genährten Verdachtsmomente erhärten, kann man von einer flächendeckenden Verbreitung ausgehen, denn die aufgetretenen Fälle betreffen nicht allein die Serie A, sondern auch die Premier League, die Bundesliga (Krzysztof Nowak), den Schweizer Fußball und ebenso Profis beim American Football.

Der WDR berichtete gestern von etwas, das ich nicht näher benennen kann, schließlich habe ich den Beitrag verpasst und er steht anscheinend nirgendwo online zur Verfügung (sollte ihn jemand finden, wäre ich dankbar):

Fußballprofis erkranken sechsmal häufiger als der Durchschnitt am Lou-Gehrig-Syndrom, das auch als ALS, „amyotrophe Lateralsklerose“, eine immer tödliche Krankheit [1], klassifiziert wird. Vermutungen über die Ursachen umfassen Doping als auch „giftige Substanzen bei der Rasenpflege“. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich damals nur auf Krebs erregender Asche spielte und heute meist auf unbehandeltem Rasen.

Angeblich ist auch Paul Gascoigne betroffen. Wenn dem so wäre, könnte man davon ausgehen, dass er es nur noch besonders kurz macht: schwerster Alkoholabusus an sich ist schon ziemlich letal, dazu dann noch eine muskelnlähmende Krankheit, da heißt es jetzt schon innerlich Abschied nehmen von Paul Gascoigne. Und ein weiterer Großer des Bälleschießens könnte später ebenfalls betroffen sein:

Von Zinedine Zidane länger bekannt und in diesem Zusammenhang relevant ist folgendes Zitat: „Wenn wir mehr als ein Spiel in der Woche hatten, nahm ich in der Pause jeweils zwei Gramm Kreatin zum Aufbau von Muskelmasse.“

Die vermeintliche Betroffenheit ob des baldigen Ablebens geliebter Fußballgrößen ist hier aber nicht das Thema, sondern die Frage nach der Ursache dieser signifikanten Häufung einer Muskel-lähmenden Erkrankung.

Alles via und alles Weitere mit wesentlich mehr Links und zahlreichen Namen bei catenaccio.

[1] „Die Amyotrophe Latralsklerose ist nicht heilbar. Der Schwerpunkt der Therapie liegt auf einer Linderung der Symptome und psychologischer Betreuung. Die Überlebenszeit beträgt im Mittel etwa drei bis fünf Jahre. Der Tod tritt häufig infolge von Lungenentzündungen auf, deren Entstehung durch die zunehmenden Schluckstörungen und die Lähmung der Atemmuskulatur begünstigt wird.“

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Jahre später noch durchatmen

Little known facts from the WM-Finale 1990. Andreas Brehme, der Mann ohne Hirn. Einem jeden war klar, dass so einer, der ja, selbst wenn er wollte, nicht ins Grübeln kommen konnte vor der Ausführung eines Strafstoßes, nicht verschießen würde können. Anders als bei Lodda Maddäus, der zwar ebenfalls kein Hirn, dafür aber ein eitles Ego besitzt, welches ihn zumindest darüber rätseln hätte lassen, wie das wohl aussähe, vor ungefähr der halben zu diesem Zeitpunkt lebendigen Menschheitsbevölkerung einen Strafstoß zu verschießen, womit er sich genau dieser Prophecy die entscheidenden Quäntchen genähert hätte haben können.

Andreas Brehme also trat an und wir kennen alle das bewegte Bild von diesem astrein, noch dazu gegen einen bekannten „Elfmetertöter“, verwandelten Elfmeter: souverän, hart und platziert ins Eck.

Dass die Realität mal wieder anders aussah als man sich das gemeinhin so zurechtzimmert zurechterinnert, beweist dieses Video ab der als Startsekunde festgelegten Sekunde:

Wenn man sieht, wie der Ball grupschelig auftupft, nur Zentimeter, nachdem er den Strafstoßpunkt verlassen hat, wird einem nachträglich noch mal ein wenig flau im Magen: So ein unglücklicher Zufall hätte auch gut und gerne zu einem verschossenen Strafstoß, gar einem nur peinlich dahindümpelnden, leichte Beute seienden lauen Schüsschen führen können und man ist geneigt zu sagen: Da war doch wesentlich mehr Glück im Spiel, als man erinnert.

Manchmal sollte man die Finger von youtube lassen.

PS: Der Rest des Videos ist natürlich auch sehenswert, wie die Argentinier den Schiedsrichter angrabschen, wie der Dummschwätzer zwar dieselbe komische Frisur wie jetzt hat, damals allerdings noch in einer anderen Farbe und wie Thomas Häßler beim gemeinsamen Torjubel zu spät kommt und angesichts des sich schon auf Andreas Brehme aufgebaut habenden Menschenhaufen auch nicht mehr weiß, wie er da oben nach rankommen soll. Hier ging es aber trotzdem in erster Linie um dieses leichte Auftupfen direkt nach dem Stoß: eiskalt rinnt es den Rücken runter.

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Ein Sieg aus 17 Spielen: Bochum nürnbergisiert

Hatte man bis zur Mitte der Hinrunde noch geglaubt, das neue Nürnberg würde gerade in Frankfurt bei der dortigen Eintracht errichtet, ist es nun klar, dass sich das neue Nürnberg lieber da niederlässt, wo die Sonne verstaubt: der VfL Bochum ist sein Ziel.

Mit den üblichen, späternach als tragisch identifizierten Worten vom „besten Kader seit [beliebiger Zeitpunkt]“ in die Saison gegangen, hat man in Bochum gerade mal ein einziges von 17 Spielen gewonnen. Zwar stehen auch „nur“ 8 Niederlagen zu Buche, somit ist man in mehr als 50% der Fälle nicht schlechter als der Gegner. Aber eben auch nicht besser.

Diese Rhetorik der besten Mannschaft seit irgendwas hat noch nie jemandem geholfen, es sei denn, er hieß Rosenborg Trondheim, dann vielleicht gewinnt er auf Jahre hinaus alles, was man gewinnen kann. In der aber trotz der klaffenderen Schere immer noch vergleichsweise ausgeglichenen Bundesliga hat gottseidank Kollege Zufall allzeit ein Wörtchen mitzureden. Und so rutscht man vielleicht trotz tatsächlich gar nicht schlechtem Kader eben mal ganz unten rein. Ehe man es sich versieht, ist die Saison vorbei und es sind trotzdem keine Punkte da.

Da hilft es wenig, dass jetzt, da es schon zehn vor zwölf ist, die Alarmglocken geschlagen werden und es hilft auch wenig, dass die Bochumer anders als die Verantwortlichen in Nürnberg nie zu hochnäsig wären, um die aktuelle Situation zu verkennen und/oder mit genau dem erklären zu wollen, was es eben — auch — ist: Glück und Pech.

Nur nimmt dieses keine Rücksicht darauf, dass man sich angesichts seines doch so guten Kaders eigentlich einen Ausschlag nach oben gewünscht hätte: Es ist wie das Wetter im April.

(Tasmania Berlin gewann 2 Spiele innerhalb einer Saison. Nur so zur Randinfo.)

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Dellings Schlittenfahrt

Nach (gefühlten) Jahren der Abstinenz schaue ich mal wieder Sportschau:

Die Gesamtinszenierung hangelt sich an dem auch im Studio visualisierten Bild einer „Schlittenfahrt“ entlang, von Berlin über Stuttgart nach Hamburg. Oder so.

Die Frage ist wirklich: Für wen macht man solch eine lächerliche Scheiße?

Doch wohl hauptsächlich für diejenigen Leute, die sich das ausgedacht haben, die wahrscheinlich ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, sich solch eine anwidernde Stillosigkeit auszudenken. Das mag in anderen inhaltlichen Regionen, Supernanny, Lindenstraße oder was es sonst noch gibt, angemessen sein. In einer Sportschau-Sendung, die von der Bundesliga berichtet, ist es überflüssig wie ein Kropf. Es ist nicht nur überflüssig, es ist noch dazu infantil. Es ist billig, es ist Lidl- oder Aldi-Geschmack, wo man doch eigentlich nichts anderes erwartet als: Fußball.

Niemand braucht Weihnachts-, Nikolaus- oder sonstige Winter-Analogien, wenn er einfach nur Fußball sehen will.

Außer natürlich den Leuten, die sich das ausgedacht haben.

Abgesehen davon bin ich nun endgültig davon überzeugt, dass man keinen Kommentator mehr bei Kurzzusammenfassungen benötigt. Diese vermaledeite Superlativinflation und dieses ständige sich an dem, was man sieht, Aufgeilen, die verschwuppt betonte Sprache, die Verschwurbeltheit und die unsägliche Aufbauschung kleinster Vorfälle inklusive dem Spiel immanenter Dinge wie z. B. Torschüsse oder Zweikämpfe, ist derart realitätsfern und abturnend, dass man einfach nicht mehr anders kann, als abzuschalten. Oder sich zu wünschen, dass für den Fernseher das gälte, was Steffen Simon über Stuttgarts Ausgleichtor doch tatsächlich vor Millionen von Menschen ins Mikro blökte:

„Da macht es einfach Bumm.“

Gute Nacht, Sportschau.

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Famous vorlast words

Manni Breuckmann hatte es angekündigt, seine letzten Worte würden ganz normale sein, die vorletzten allerdings, da sollte man hinhören. Wir haben es getan:

Das war’s für mich. Ich hab geschrien, ich hab geflüstert, ich hab gegähnt, ich hab gefroren, geschwitzt und gezittert. Aber ich habe Spaß gehabt in den 36 Jahren, meistens jedenfalls. Danke fürs Zuhören, bleiben Sie der ARD-Radiokonferenz weiterhin treu.

Und so verabschiedeten sich die Kollegen von Manni Breuckmann, sinngemäß, war zu langsam beim Tippen:

Sabine Töpperwien: Als ich einen Karnevalsorden durch Manni Breuckmann bei der Bürgergesellschaft Olpe erhielt, durch einen Pfannenschlag auf den Po verliehen, bei einer Kälte wie hier in Leverkusen, das war das überraschendste all unserer gemeinsamen Erlebnisse.

Holger Dahl: 19. Mai 2001, Parkstadion, hier stand ich, direkt vor der Kabine, sollte eigentlich Meisterinterviews führen, aber Schalke wurde nur Meister der Herzen, Manni Breuckmann saß völlig fertig irgendwo im Pressebereich.

Armin Lehmann: Ich werde unsere Zwillingsgeburtstage vermissen, wir haben oft an exotischen Orten gefeiert, zuletzt in der Schweiz, davor in Japan.

Burkhard Hupe: Manni gehört hier zur Familie, meine Mutter ist ein riesengroßer Fan von Manni, schreibt alle Sprüche auf, liest sie mir später vor, wenn ich mal vorbeikomme. Manni Breuckmann ist sozusagen mein Ziehvater.

Stefan Kaussen: Ich erinnere mich an eine Reportage über Schalke in Trondheim, das halbe Stadion voll mit Schalkern, die tolle Stimmung schufen. Manni sagte zu mir: Sing bloß nicht auffem Sender. (singt) Zeig mir den Platz in der Kurve, wo alle Schalker zusammenstehen, immer ein Platz frei für dich […]

Noch mal Sabine Töpperwien: Die vielen persönlichen Erlebnisse, von uns allen, von deinen Kollegen, stelltvertretend für das ganze Team, Tausende von Torschreien hast du geliefert, Du hast eine ganz besondere Note, Du bist die „Fußballstimme des Ruhrgebiets“, deshalb sage ich im Namen aller: Du hinterlässt eine große Lücke, genieße Dein Privatleben.

Manni Breuckmann himself: Oh, ich bin sehr gerührt. Und wenn es noch weitergegangen wäre, hätte ich den Tränen nicht ausweichen können. Ich habe mich entschieden, Schallplattenproduzent zu werden und Stefan Kaussen zu produzieren. […]

Moderator: Was ist dir durch den Kopf gegangen?

Manni Breuckmann: Dass es saukalt ist, ich hatte keinen gesamten Überblick, ganz prosaisch war das, keine schwerwiegenden Gedanken, dazu war es am Ende auch zu wild bewegt, zwei rote Karten, der Sieg für Köln, aber das alles wird mir, und ist es vorher auch schon, noch in den nächsten Tagen und Wochen sicher oft durch den Kopf gehen.

Moderator: Schön, dass wir uns schon in einer Woche wiederhören, dann können wir das alles noch mal ausführlicher besprechen. Ich freu mich drauf.

Manni Breuckmanns famous wirklich last words:

„Danke auch so, tschüß.“

Ansonsten ist sein Abschied passend grau gewählt: beim VfL Bochum. An einem kalten und ausnehmlich grauen Dezembersamstagnachmittag. Grauer als heute ist das Wetter sonst nie. Bei einer Niederlage des VfL Bochum. Auf einem Abstiegsplatz.

Wie das Wetter, wie die Tabellenlage, so die Musik. Der WDR spielt Werbung und dann typische WDR2-Schwuppi-Kacke: Tina Turners „I‘m ready“.

Ich bin auch fertig, aber nicht, weil es weitergeht, sondern weil etwas zu Ende geht. Das ist ein bisschen so, als wenn man selbst stirbt.

Le petit mort.

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Interkulturelle phänomenale Kompetenzverweigerungshaltung

Tja, wie soll ich’s sagen?

Also, klar, die Geste Roman Weidenfellers auf diesem Bild steht hierzulande für „Super“ oder in diesem speziellen Fußballfall vielleicht sogar, wie der Kicker es verstanden haben will, für „zu Null gespielt“.

Um nicht weiter rumzudrucksen, sage ich nur ganz kurz: In der Türkei würde Roman Weidenfellers Geste bedeuten: Ihr seid schwul.

Wo da die Verbindung zwischen der Geste und der Bedeutung ist, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, gleichzeitig muss man hinzufügen, dass wir hier ja nicht in der Türkei sind. Und weil der Transfer der Liebe der türkischstämmigen Fußballfans von ihren Vereinen in der Türkei zu den Vereinen in Deutschland nicht ganz so weit ist, wie man sich das vielleicht vorgestellt hat, verstehen Weidenfellers Geste auch nur ein paar Prozent der Zuschauer heute Abend im Westfalenstadion so wie an zweiter Stelle beschrieben … vernachlässigenswert also.

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Doppelt gemoppelt hält besser (?)

Mit der Betonung auf halten.

Weiß irgendjemand, wie es zu dieser obskuren Situation kam, dass bei FSV Frankfurt in der Saison 1994/95 in der zweiten Liga in einem Spiel zwei Torhüter aufs Feld geschickt wurden? Ralf Kellermann begann die Partie als Torhüter und spielte laut allen Aufzeichnungen bis zum Ende durch. In der 63. Minute dann wurde Thomas Ernst, heute als Manager des VfL Bochum tätig, damals und auch sonst immer eben Torwart, für den Feldspieler Christos Fagos eingewechselt, ohne dass es eine Rote Karte für den von Beginn an spielenden FSV-Frankfurter Torhüter gegeben hätte.

Was war da los? Oder handelt es sich bei den Aufzeichnungen von fussballdaten zu diesem Spiel schlicht um einen Fehler?

Selbst die dafür eigentlich prädestinierte Seite torhütende Feldspieler weiß nix darüber, obwohl sie ebenso feldspielende Torhüter abdeckt. Dass sie scheinbar nicht mehr aktualisiert wird (siehe Rosenthal mit seinem als Feldspieler gehaltenen Elfmeter vom letzten Spieltag) muss ja nix heißen, schließlich ist der oben erwähnte Vorfall schon fast 15 Jahre her.

Thomas Ernst mal als Feldspieler? Im Tor bzw. bei den dazugehörigen fußballerischen Leistungen ist er nie als besonders talentiert aufgefallen, ganz anders als z. B. Fabien Barthez, den Rudi Völler nach seinem Wechsel zu Olympique Marseille nach den ersten Trainingseinheiten für einen Feldspieler hielt, weil jener am Anfang eben nur im Feld mittrainierte und dabei nicht negativ auffiel (so die Legende). Wenig Gründe sprechen somit dafür, dass man Anlass gehabt hätte, Thomas Ernst wegen seiner Dribbelstärke als Feldspieler in den Sturm zu werfen.

Also: Was war da los in Frankfurt, beim FSV?

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