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Monat: Februar 2012

Ein wütender eitler Pfau

Je mehr man von derartigen Episoden extrem gesteigerter Eitelkeit zu lesen bekommt, desto besser fühlt es sich an, dass er ab sofort kein Unheil mehr anrichten kann. Ich weiß nicht, wie man das Folgende in derartigen Kreisen sieht und bewertet. Für mein Empfinden stellt es schlicht den Versuch einer — noch dazu schlecht umgesetzten — Lüge dar. Es geht um die Nachwehen des Fotos der Kanzlerin mit dem halbnackten Mesut Özil in der Kabine der Nationalmannschaft.

Als er aber in der Kabine auftauchte, war Frau Merkel schon im Aufbruch. Ein wütender Präsident ließ später über seine bestens gepflegten Kontakte zum Haus Axel Springer streuen, die Kanzlerin habe sich persönlich bei ihm entschuldigt, und natürlich habe er diese Entschuldigung angenommen. Worauf Frau Merkel über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert in der Bundespressekonferenz ausrichten ließ, es gebe „nichts, wofür sie sich hätte entschuldigen müssen“.

Und da, wo er hätte (not-)lügen oder einfach schweigen sollen, da sprach er ungeschickterweise die Wahrheit:

Richtig ist, dass er in der Badewanne lag und es natürlich auch viel Blut zu sehen gab.

Gut, dass er geht.

Dass es nach ihm besser wird, ist allerdings nur in Bezug auf die Außendarstellung sicher, inhaltlich leider nicht.

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Noch mal Peter Alexander und die Nationalmannschaft

Zum ersten Todestag von Peter Alexander sei der Blick noch einmal auf die Bereicherungen gerichtet, welche Peter Alexander der deutschen Kulturszene angedeihen ließ, wie so oft auch in diesem Falle wieder mit Unterstützung der Spieler der Nationalmannschaft. Ein Meilenstein der Fußballsongs.



Besonders schön ist, dass Wiggerl Kögl schon als 12-Jähriger im Kreise der Nationalmannschaft auftreten durfte. Uwe Rahn war am Tag zuvor noch mit zwei Alt an der Bude gesehen worden, während der Tünn bis heute nicht weiß, was man eigentlich mit einer Trompete anstellen soll. Wahrscheinlich konzentrierte er sich schon bei den Dreharbeiten darauf, später an der Flanke im Finale vorbeizufliegen und danach auf immer untröstlich zu sein.

Müssten eigentlich gute Freunde geworden sein, Peter Alexander und der Franz, so oft wie sie zusammen auftraten.

Dank an Ooli für den Hinweis.

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Jedes Jahr das Double

Wolfgang Holzhäuser erklärt endlich einmal, wie man in der Bundesliga vorgehen muss, um Erfolg zu haben.

Man muss Ziele definieren, unabhängig davon, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist.

Was ja dann auch gerade bei Bayer Leverkusen in dieser Saison hervorragend funktioniert.

Von ähnlich bestechender Logik ist seine Ausführung zum konkret Sportlichen:

Da brauchst Du Spieler, die im eins gegen eins Überzahl erzeugen können.

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Hoffenheim straffrei im Tröten-Skandal

Wobei der viel größere Skandal aus der seit heute feststehenden Straffreiheit besteht, die Tröterei ist da zu vernachlässigen.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat mit Zustimmung des DFB-Sportgerichts das Ermittlungsverfahren eingestellt, das gegen einen Angestellten des Vereins 1899 Hoffenheim nach dem Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund am 13. August 2011 eingeleitet worden war.

(…)

Wie Nachreiner weiterhin ausführt, hätten die Ermittlungen des Kontrollausschusses und der Staatsanwaltschaft keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass Hoffenheimer Verantwortliche von der Beschallungsaktion wussten beziehungsweise in irgendeiner Weise an ihr beteiligt gewesen seien.

via Gegengeraden-Gerd

Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch kein Verantwortlicher davon wusste oder daran in irgendeiner Weise beteiligt war, dass ein St.-Pauli-Fan einen Becher werfen würde. Und dieser tat das nur einmal, nicht wiederholt. Zum Beispiel.

Der Zufall, dass diese Entscheidung an einem Tag publik wird, an dem ganz andere Themen bezüglich Hoffenheim die Schlagzeilen (des Sportteils) beschäftigen, mag hoffentlich nur ein solcher sein.

Ich wünschte mir dennoch heftiges Skandalisieren einer solchen Farce. Straffreiheit für wiederholtes planmäßiges Eindringen in den Innenraum und Betreiben einer technischen Anlage.

Sollte man den DFB nicht mit Protestnoten überschwemmen?

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Vakanz beim VfB Stuttgart bald gefüllt

Es hat gestern mächtig Zoff gegeben hinter den Kulissen. Es ist ja allgemein bekannt, dass aus Gründen der Kontinuität jeder Verein seinen eigenen Drehbuchschreiber hat. Der des VfB Stuttgart ist jedoch vor ungefähr drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen und noch nicht neu besetzt worden. Seitdem werden die alten Drehbücher immer wieder recyclet, bis man jemanden gefunden hat, der für den VfB Stuttgart etwas schreibt. Allein, die Stelle scheint nicht allzu attraktiv zu sein, zu verfahren die Situation, in die sie der verstorbene Autor hineinschrieb, zu blass, was die Historie des Vereins angeht (die man übrigens nicht rückblickend schön oder gar interessant schreiben darf, das ist leider Prämisse).

Für eine Saison lang wurde das Recyclen in der Gilde der übrigen Drehbuchschreiber, die ja immer auf die Ideen und Storyverläufe des jeweiligen Gegners reagieren müssen, noch akzeptiert. Gestern aber platzte dem Schreiber des FC Bayern dann der Kragen: Immer dasselbe in Stuttgart, wenn sein Team vorbeikomme. Immer diese leichten Siege, immer das Dackelgesicht von Bobic oder einem anderen Sportmanager nach den Niederlagen des Hausherrn, immer diese einfachen Fehler in den Reihen der Stuttgarter, wenn es gegen die Bayern gehe: Wer solle das noch glauben?

Da müsse jetzt eine Lösung her, denn sonst würde sich kein Mensch mehr Spiele des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern anschauen wollen, so vorhersagbar, wie es mit dem immer selben Drehbuch sei. Und nicht erst langfristig, sondern jetzt sei bereits der Zeitpunkt gekommen, an dem dieses Auftreten der Spieler der Schwaben die Existenzgrundlage auch der übrigen Drehbuchschreiber gefährde, mindestens aber das Weihnachtsgeld.

Er freue sich schon außerordentlich auf eine Begegnung mit dem Schreiber für Greuther Fürth, sagte der zuständige FC-Bayern-Autor, da habe man schließlich Stoff zum Anknüpfen und Weiterspinnen: Trapattoni, Vestenbergsgreuth, der den Ex-Bayerncoach Felix Magath verulkende Trainer Mike Büskens. Und außerdem seien da noch alle Handlungsstränge denkbar und würden auch plausibel wirken. Nicht immer diese leichten, völlig ungefährdeten, aber auch total langweiligen Siege wie in Stuttgart.

Geeinigt hat man sich dann gestern hinter den Kulissen darauf, dass spätestens ab Ende Mai die Stelle in Stuttgart mit einem neuen Drehbuchschreiber besetzt sein müsse. Wenn einer von Euch also Interesse haben sollte … es könnte allerdings sein, dass es zu dem Zeitpunkt nur noch ein Zweitligajob ist.

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Reine Hommage an Rudi

Wer gestern Abend die ZDF-Doku verfolgt hat, wird schockiert sein vom Stadium, in dem Rudi Assauer sich bereits befindet und wie rapide seine kognitiven Leistungen im Verlauf der Begleitung durch die Kamera nachgelassen haben. Das wäre hier allerdings kein Thema, wenn nicht jemand anders aus der Reihe der Publizierenden sich dem in einer Art und Weise angenommen hätte, die ein klitzekleines bisschen tröstlich stimmt.

Die von mir, auch an all den anderen Tagen, sehr geschätzte Spottschau hat sich des diffizilen Themas von Rudi Assauers Erkrankung gewidmet. Naturgemäß ist das in einem Kontext, der sonst stets satirisch erscheint, nicht ganz unproblematisch in Bezug auf mögliche Leserreaktionen. Wie es genau deshalb nicht einfach ist, den Mut aufzubringen, sich daran zu wagen. Meinen Geschmack hat Christoph Härringer mit seinem Werk zu Rudis Zukunft nicht verletzt, sondern mich damit vielmehr positiv berührt, soweit in diesem Kontext möglich und erlaubt.

Es möge sich jeder selbst ein Bild machen vom Erzeugnis der Spottschau:

Danke + Alles Gute, Rudi! [Bild leider nicht mehr online verfügbar.]

Zu dieser Zeichnung hat sich dann — bei der Nicht-Blogform seiner Webseite eher ungewöhnlich — eine Menge in seinem Gästebuch ereignet. Lesenswert, wie der Macher selbst sich zu den vielen Reaktionen äußert.

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Like father, like son

Es gibt da diesen kleinen Unterschied, dass eine Mutter immer weiß, dass das jeweilige ihr Kind ist und die Väter bezüglich dieses Umstands nicht allzeit ganz so sicher sein können. Weshalb ziemlich neu Geborene oft ihrem Vater extrem ähnlich sehen und nicht der Mutter — damit der Vater sicher sein kann.

Bei manchen hört das auch im späteren Leben gar nicht mehr auf. So zum Beispiel bei Frank Lampard [Link leider tot].

(Über. Und die Liverpool-Fotos nicht verpassen. Wie die Spieler eine Hand auf den Ball legen müssen …)

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I want my Olympia-Grill

Mit den neu emporgekommenen Fußballvereinen und deren Fans ist es wie mit den Kneipen und Imbissen diverser Städte dieser Stadt. Wo immer man eine Kneipe, Imbissbude oder sogar Tankstelle mit Steh- und Kaffee-Sauf-Möglichkeit aufmacht, hängen spätestens nach zwei Wochen ganz merkwürdige, aber immer die selben Gestalten herum, die zu jeder Tages- und Nachtzeit dort zu sein scheinen, als hätten sie weder Zuhause noch Bett.

Es ist also völlig egal, was man eröffnet und wie man es einrichtet, ein paar Leute kommen immer. Aus diversen Gründen — man hat diese immer selben Gestalten bislang selten gefragt; und Studien zu innerlich Heimatlosen gibt es ohnehin keine, weil sie die Post mit der Einladung zur Studie nicht öffnen, obwohl sie sie sowieso nicht erreichte — ist es zudem unabhängig vom Durchschnittseinkommen des Stadtteils, ob solche erscheinen. Ein klein wenig tragen sie auch zum Umsatz bei, zieht man aber mit scharfer Bleistiftmine Bilanz, sorgen sie wohl angesichts ihrer Erscheinung eher für Mindereinnahmen, weil nicht jeder sich von Diskussionen in großer Lautstärke und umso kleinerem Gehalt begleiten lassen möchte, wenn er eigentlich nur eine Schale Pommes käuflich erwerben will.

Schließt die Tankstelle, der Imbiss, sieht man die selben Gestalten nie wieder, obwohl nur zwei Ecken weiter eine ähnliche Lokalität eröffnet (im selben Irrglauben, die minder attraktiven Inventarmitglieder durch Preisgestaltung oder Art der Inneneinrichtung abwehren zu können, was misslingt). Es kommen dann doch die selben, nur andere.

So kann man irgendwo einen Fußballklub aufmachen, egal, wie schäbig seine Entstehungsgeschichte ist, wie Eiche barock er in seiner Anmutung wirkt, oder aber Popart aus New York, welches vielleicht mal chic war, als der heutige Mäzen jung war: Es kommen auf jeden Fall Leute, bis man merkt, dass die einen gar nicht so lange bleiben, wie gewünscht und mit den anderen steht man dann alleine im Raum, wenn die Tür zufällt.

Stadien bekommt man heute in Leichtbauweise, fast so günstig wie einen Imbiss. Die Fans dazu werden vom Pommesgeruch angezogen. Reden wird man nicht mit ihnen wollen, aber von außen sieht der Laden so aus, als herrschten darin Wärme, Leben und Austausch vor. Nach der ersten Neugier des eigentlich vom Inhaber als Stammkundschaft erwünschten Publikums wendet dieses sich ab. Übrig bleiben die merkwürdigen Gesellen, die stumm aneinander vorbeischauen, wenn nicht gerade ein Streit ausgefochten werden muss. Keine Wärme, kein Austausch. Tags darauf hängt ein Schild im Fenster.

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Selbst schreibt der Mann

Wer die Entstehung dieses Blogs, des Namens und all den Kladderadatsch noch nicht beim Interview mit dem Deutschlandradio verfolgt hat, dem ist der folgende Beitrag im „Feedmagazin“ ans Herz zu legen, welches damit seine Themenwoche „Fußball(blogs) / die Fankurve im Netz“ beendet. Zuvor wurden schon catenaccio, das Hertha-Blog, der Frittenmeister und viele weitere beleuchtet.

Ein paar Worte meinerseits zum Bloggen sind auch mal wieder dabei. Immer diese Nabelschauen … und dennoch — auf zum Feed-Magazin:

Trainer Baade, wie es wirklich war.

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Schlaf nicht mit den Schweinepriestern

Man kennt die Legende, die besagt, dass man — sowohl Männlein als auch Weiblein — nicht mit anderen Menschen schlafen soll, die man eigentlich nicht leiden kann. Durch diese Handlung würden bestimmte Hormonfabriken intensiv zur Produktion angeregt, die einem dieses dings, na, dieses „Verliebtsein“ vorgaukeln. Das ist jener Zustand, in dem das Hirn — eigentlich die beste, wichtigste und auch verlässlichste Einrichtung des Menschen — zu nichts anderem als einer klebrigen Masse Mousse zerschmilzt und seinen Besitzer für einige Monate zum willenlosen Spielball dieser kleinen Handlungsanweisungsbotschaftsträger degradiert. Woraufhin er sich tatsächlich in jene Menschen verliebt, die man eigentlich überhaupt nicht mochte und nur der Umstände wegen, man ist halt Fleisch und Blut, zusammen dort gelandet war. Dann hat man den Salat und ist in jemanden verliebt, den man nicht leiden kann.

Analog ist eingehend davor zu warnen, Dokus zu schauen oder Chroniken zu lesen, die sich mit Fußballvereinen bzw. -mannschaften beschäftigen, die man partout nicht ausstehen kann. Direkter Kontakt zu all den Fährnissen in der Historie dieses Clubs, welche Schwierigkeiten er alle zu durchstehen hatte und trotz der Probleme immer noch existiert, unter anderem wegen dieses rührigen Hausmeisters/Platzwarts/Bürgermeisters, der all seine Zeit und sein Geld in den Verein investierte, führen dazu, dass man in vielen Fällen Sympathie für einige der Handelnden empfindet, obwohl man das zuvor nie konnte: Sympathie für Verein x, y, oder z aufbringen. Plötzlich ist das, was man nie mochte, ein Verein mit einer Historie, die den Leser mit Identifikationsmöglichkeiten überschwemmt. Hat man die Doku zu Ende gesehen, die Chronik zugeschlagen, wird es schon deutlich schwieriger mit dem Hassen und Verabscheuen. Nur die Standhaftesteen bleiben da hart und bei ihrer entschiedenen Abneigung.

Obacht also, liebe Freunde der gepflegten Rivalität.

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Improtheater mit Ottmar

Na gut, nicht wirklich improvisiert. Definitiv aber nicht auswendig gelernt!



Man muss ihn einfach lieben für seinen Esprit, seine Verve und nicht zuletzt die Aura eines Briefkastens.

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Wer braucht schon eine Lovers Lane, wenn er eine eigene Ambry hat?

Gerd Mueller’s Ambry, 3016 East Commercial Boulevard, in Fort Lauderdale. Noch heute ein deutsch-amerikanisches Restaurant, allerdings ohne den Namenszusatz des in dieser Unternehmung eher glücklosen Paten.



Größere Kartenansicht

PS: Ambry übersetzt sich ungefähr mit „Anrichte“ oder „Speisekammer“.

PPS: Auch wenn die direkte Umgebung des Restaurants mit einer viel befahrenen, mehrspurigen Straße eher unsexy wirkt: Zum Strand mit sanfter Dünung des Atlantiks sind es von dort aus ungefähr 800m in östlicher Richtung.

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