Im Interview [Link leider tot.] mit Paolo Rossi, Torschütze für Italien im WM-Finale 1982 gegen Deutschland, fragt der Tagesspiegel diesen:
„Im Finale trafen Sie dann auf Deutschland. Beflügelte Sie die alte Rivalität zwischen Deutschland und Italien?“
Ich habe schon mehrfach darüber genörgelt und ich kann es auch hier nicht sein lassen. Von welcher alten Rivalität zwischen Deutschland und Italien ist hier die Rede? Es gibt keine solche alte Rivalität. Genausowenig wie ein Spiel Deutschland gegen Frankreich ein Klassiker ist.
Unsere beiden Klassiker und liebsten Gegner heißen Holland und England und sonst keiner. Dass keiner in Zentraleuropa die Deutschen leiden kann, macht noch lange nicht jedes fußballerische Aufeinandertreffen zu einem „Klassiker“ oder zu einem mit „besonderer Rivalität“ geführten Spiel. Alle Länder in unserem näheren Umfeld gewinnen besonders gerne gegen Deutschland, exklusives Recht auf eine Rivalität haben aber nur die, wie gesagt, Holländer und Engländer. Basta!
Nach diesem Machtwort traut man sich gar nicht mehr zu kommentieren. Aber wo der Trainer hier Recht hat, hat er Recht. Es gab gegen Italien da mal das hübsche 3:4 irgendwann vor dem Privatfernsehen, und sonst viel gepflegte Langeweile. Aber vielleicht springt Kahn einen schwarzlanghaarigen 1,75-m-Stürmer in azurblau krankenhausreif, dann könnt sich bis zur WM da noch was tun.
Wikipedia schreibt: „Im Fußball wurden insbesondere Weltmeisterschafts-Spiele zu „Klassikern“ ernannt; Ähnliches gilt für legendäre Box-Fights,Tennis-Matches und Schach-Partien.“
Somit gilt natürlich das Halbfinalspiel bei der WM 1970 zw. Deutschland und Italien als Klassiker. Das Endspiel 1982 wohl eher nicht.
Generell bin ich der Meinung, dass man nicht vorweg von einem Klassiker reden sollte, da man doch in den meisten Fällen enttäuscht wird.
Zukünftige Länderspiele gegen England oder Holland sind meines Erachtens dann auch eher Spiele, denen eine höhere Aufmerksamkeit zuteil wird, aber keine Klassiker.
Da, schon wieder.
„Deutschland gegen Frankreich“ das war mal ein Klassiker. So vor ‚45.
Ich bewege mich auf ganz dünnem Eis, behaupte aber trotzdem mal: mit England und Holland verbindet uns eine Rivalität, die von gegenseitiger Abneigung geprägt ist. Klassiker sind hingegen die oben von Kaj zitierten WM-Matches.
Und hier noch eine kleine Anekdote zum Thema: Von welcher alten Rivalität zwischen Deutschland und Italien ist hier die Rede?
„28. April 1929: 2:1 in der Hölle von Turin
In der Pause bringen italienische Funktionäre Stuhlfauth (Deutschlands Torwart, d. A.) einen knallroten Pullover. Sein grauer Sweater würde die italienischen Stürmer irritieren. Doch er will nicht wechseln… Zu Hause sitzen Hunderttausende gebannt vor dem Radio: Reporter Paul Laven schildert in der ersten Fußball-Auslandsreportage das spannende Geschehen.“ (Aus Chronik des deutschen Fußballs, Seite 38).
Klassiker, Rivalität oder einfach nur ein Fußballspiel?
Mit dem Wort „Klassiker“ können Spiele nur nachträglich bedacht werden, wie Kaj und Leodator schon richtig festgestellt haben. Ein Klassiker ist also ein unvergessliches Spiel mit großer Bedeutung. Einen „Klassiker“ anzusagen ist also in etwa gleich debil wie ein Fest der guten Laune anzusagen.
Klassiker hin oder her, ich als großer Fan der französischen Elf der 80er muß noch mal auf die beiden WM Halbfinals von 1982 und 1986 eingehen.
Das waren keine Klassiker, sondern eher Tragödien! Zwei mal war Frankreich das bessere Team und zweimal waren sie unterlegen. Das heißt, letztlich waren sie nicht „besser“, sondern spielten einfach den schöneren Fußball und hätten es verdient, ins Finale einzuziehen…
Deshalb gibt es den Ausspruch „In Schönheit sterben“. Die Holländer waren ‚74 und ‚78 die Mannschaft, deren Fussball am schönsten an zu sehen war. Deswegen gibt es von mir jetzt für „Wir sind in Schönheit gestorben“ 5 Euro ins virtuelle Phrsaenschwein.
manchmal hab ich das gefühl, der trainer wäre rechtsradikal. so wie der immer die alten achsenmächte gegen die alten alliierten hetzt. also ne.