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Schlagwort: Holland

Staantribune — niederländisches Fußballkultur-Magazin

In der fußballfreien Zeit kurz etwas weiter nach Westen über den Rhein geblickt, entdeckt man dort glatt ein neues Fußballkultur-Magazin.

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Praktischerweise muss man bei dieser prägnanten Namenswahl nicht mal Nicht-Niederrheinern den Titel übersetzen.

Noch praktischererweise haben Staantribune ihre komplette erste Ausgabe kostenlos online verfügbar gemacht. Da hupt das Herz des Fußballfreundes, hupt.

Schaut man rein, wird dort das Rad nicht neu erfunden. Die Ideen sind zwar theoretisch unendlich in diesem Kosmos, doch dann wiederum sind sie im Mikrokosmos „Fußballkultur“ meist sehr ähnlich, wie die kostenlos verfügbare Null-Ausgabe von Staantribune beweist. Was aber keineswegs den Klickimpuls schmälern soll, denn mögen die Ansätze bekannt sein, so sind die Inhalte eben aus einem anderen Land und damit den wenigsten vertraut.

Alte Fotos von alten Fußballern mit ihren alten Autos, natürlich große Impressionen verwitterter Amateurplätze, in Holland dann aber trotzdem stets Rasen. Die DDR von Holland, der pelzige Bruder Belgien und dort gespielt habende Holländer (van Marwijk, Advocaat, van Gaal) kommen drin vor, natürlich, hüstel, eine Geschichte über eine ganz besondere Rivalität, ein ganz besonderes Derby und wie in diesen Gefilden üblich immer wieder üppige Bilder, was Ausmaße und Sprache angeht. Ein Interview mit Ruud van Nistelrooys Vater, Fotos von einzelnen Fußballfans, älteren Fußballfans, vereinzelten Fußballfans in ihrer Heimatstadt, wie sie zu ihrem nicht mehr ganz so erfolgreichen Verein aufbrechen und als bekannten Schlussakkord: ein bisschen Kunst.

Am besten macht man sich im Wortsinne selbst ein Bild von diesem neuen Erzeugnis, denn wie erwähnt ist die erste Ausgabe kostenlos zu haben.

Zur Staantribune (dort rechts das Cover anklicken).

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„Es ist nichts passiert“

Es ist nichts passiert — das gilt leider ziemlich genau für die gestrige Partie zwischen den Niederlanden und Deutschland. Das mit großem Abstand unspektakulärste und ganz bott schlechteste Spiel seit geraumer Zeit für dieses Team und diesen Trainer. Es gibt aber nichts Schlechtes, aus dem man nicht etwas Gutes ziehen könnte.

Erstens diente die Partie hervorragend dazu, wieder ins Gedächtnis zu rufen, in welch goldenen Zeiten diese Mannschaft ansonsten lebt. „Ribbeck und die Bratwürste“ sind noch nicht so tief versunken, dass man sich nicht mit leichtem Gruseln sehr gut daran erinnern könnte, aber es braucht dafür dann schon einen Anlass wie dieses fad anzusehende Spielchen.

Zweitens kann man aus dem 0:0 zudem wieder mal ziehen, dass Fußball eben so ist. Mitreißend, faszinierend, atemberaubend — und auch stinklangweilig, ermüdend, ohne Höhepunkte plätschernd, so wie gestern.

In einer anderen Partie ist gestern dagegen sehr viel passiert, unter Anderem wurde dabei das Tor des Jahres des internationalen Fußballs erzielt, vielleicht sogar des Jahrzehnts (man vergleiche dazu die mehrheitlich öden 10 Vorschläge zum „Tor des Jahres“ der FIFA) als Zlatan Ibrahimovic mit seinem Fallrückzieher aus ca. 20 Metern den Schlusspunkt unter seine insgesamt vier Tore zur Demontage Englands setzte.

Ein Tor, an welchem man zwar in den Medien heute ohnehin nicht vorbeikommt, welches aber so schön ist, dass es auch hier im Bild gezeigt werden soll. Vielleicht kommt der eine oder andere auch jetzt erst von der Arbeit und schaltet „Trainer Baade“ ein, für all jene also der Service hier.


Falsch liegen aber Stimmen, welche damals behaupteten, dass mit dem 4:4-Remis zwischen eben jenen Schweden und Deutschland „nichts passiert“ sei in dem Sinne, dass keine Chancen geschmälert oder zerstört worden seien. Man muss wahrlich kein Fachmann sein, um das Folgende zu verstehen:

1. Deutschland 4 3 1 0 15:6 +9 10
2. Schweden 3 2 1 0 8:5 +3 7

Es ist an jenem Tage in Berlin sehr wohl „etwas passiert“. Denn gesetzt beide Teams gewinnen ihre restlichen Partien und Schweden steht mit der besseren Tordifferenz da, reicht ihnen ein Remis gegen Deutschland gleich welcher Höhe, um die Gruppe als Tabellenerster abzuschließen.

Andersherum und negativer formuliert: die deutsche Mannschaft müsste dann in Schweden gewinnen, wenn sie nicht als Gruppenzweiter in die Playoffs gegen einen anderen Gruppenzweiten gezwungen werden möchte.

Und zwar müsste sie dann, deshalb auch die Verknüpfung in diesem Beitrag, gegen jene Schweden gewinnen, die schon mal ein 0:4 gegen Deutschland noch ausgleichen oder in Person von Zlatan Ibrahimovic den Engländern 4 Tore verpassen.

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WM-Finale 1974 Deutschland — Holland in voller Länge

Länderspielpause, sagtet Ihr? Samstag abends keine Bundesliga? Da könntet Ihr, speziell wenn noch nicht geschehen, ja das WM-Finale von 1974 nachsehen. Re-live, nur einige wenige Momente später. Also heute.



Sehen, so lange es online bleibt.

Zudem kann garantiert werden, dass dieses Finale sich anders als das Jahrhundertspiel von Mexico oder aber das WM-Finale von 1982 auch heute noch in ganzer Länger lohnt. Nur dass es 3:1 ausgegangen ist, wird natürlich nicht verraten …

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„Deutschland“ ist Rekord-Alles bei Europameisterschaften

Die Europameisterschaft ist — rein subjektiv — noch zerfahrener und unvergleichbarer im Laufe ihrer Evolution geworden als die Weltmeisterschaft, weshalb die folgenden Zahlen mächtig hinken.

Von 1960 bis 1976 waren nur 4 Mannschaften fürs Endturnier qualifiziert, von 1980 bis 1992 8 und seit 1996 16 Nationen, von denen es seit dem Zerfall Jugoslawiens und der Sowjetunion deutlich mehr gibt als zu jenen Zeiten, in denen man den „Europapokal der Nationen“ aus der Taufe hob. Und dennoch ist man gerne so frei und wirft das alles in einen Topf. Wenn man dieser Suppe dann beim Köcheln zusieht, taucht eine Nation besonders häufig aus dem Wust von europäischen Ländern auf: Deutschland.

Kein Zufall, ist Deutschland doch Rekord-Alles bei Europameisterschaften (außer Rekord-Gastgeber).

Teilnahmen
Deutschland 11x (1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Russland/UdSSR 10x (1960, 1964, 1968, 1972, 1988, 1992, 1996, 2004, 2008, 2012)
Spanien 9x (1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Holland 9x (1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Italien 8x (1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
England 8x (1968, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Dänemark 8x (1964, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Frankreich 8x (1960, 1984, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Tschechien/ČSSR 8x (1960, 1976, 1980, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)

Titel
Deutschland 3x (1972, 1980, 1996)
Spanien 2x (1964, 2008)
Frankreich 2x (1984, 2000)
UdSSR 1x (1960)
Italien 1x (1968)
Griechenland 1x (2004)
Dänemark 1x (1992)
Holland 1x (1988)
ČSSR 1x (1976)

Vize
Deutschland 3x (1976, 1992, 2008)
UdSSR 3x (1964, 1972, 1988)
Tschechien/ČSSR 2x (1968, 1996)
Portugal 1x (2004)
Spanien 1x (1984
Italien 1x (2000)
Belgien 1x (1980)
Jugoslawien 1x (1960)

Gastgeber
2x Frankreich
2x Italien
2x Belgien
je 1x alle übrigen Gastgeber

Gastgeber, der den Titel gewann
1x Spanien (1964)
1x Italien (1968)
1x Frankreich (1984)

Überraschend, dass Russland die zweithäufigsten Teilnahmen aufweist, noch vor Italien oder Spanien. Bei Frankreich und England überrascht das hingegen nicht, hatten doch beide Ländermannschaften ausgesprochene Schwächeperioden in den Jahren seit der Einführung der EM. Angesichts der Zahl der Teilnahmen dann nicht mehr ganz so überraschend, dass Russland/die UdSSR Co-Rekordvize bei Europameisterschaften ist.

Gut möglich also, dass sich in allen Rubriken etwas verändert. Frankreich und Spanien könnten bei Titeln zu Deutschland aufschließen, alle Teams mit bislang 1 Titel (die alle für die EM 2012 qualifiziert sind) ihrerseits zu Spanien und Frankreich. Dazu könnte Russland Deutschland als Rekordvize ablösen oder Tschechien zu den beiden Führenden aufschließen.

Im Bereich Gastgeber wird Frankreich mit seiner EM 2016 die alleinige Führung in dieser Liste übernehmen. England hat also überhaupt erst 2 Turniere (1x WM, 1x EM) ausgetragen, Schottland, Nordirland, Wales noch gar keines der großen Turniere. Ganz schön mager dafür, diesen Sport in jüngerer Zeit erfunden zu haben.

(Lesen Sie auch: Alle EM-Finals seit 1960, denn da erfahren Sie, wie ein typisches EM-Finale endet.)

Highlight bei den Fun Facts: Verteidigt hat ein Europameister seinen Titel noch nie.

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Youri Mulder gek?

Was das niederländische Wort „gek“ bedeutet, muss man wohl wenige Minuten nach Beendigung des Karnevals nicht mal einem Nicht-Rheinländer erklären.

Bei Twitter in Holland war jedenfalls letztens „Youri Mulder“ Trending Topic. Wobei letztens schon vergangenes Jahr war. Sein Trenden lag daran, dass Youri Mulder in der vorigen Champions-League-Saison als vermeintlicher Experte im holländischen Fernsehen auf die Frage von Kommentator/Moderator Tom Egbers, wer denn diesen starken FC Barcelona in der Champions League stoppen könne, ernsthaft mit

„Schalke 04″

antwortete.

Somit war Youri Mulder aus der Kombination von zwei Gründen Trending Topic.

Zum Einen, weil die Twitterati seine Aussage wiederholten.

Zum Anderen weil viele im Anschluss besorgt fragten:

„Youri Mulder gek?“

Wir würden eher sagen: vereinstreu.

Bis zur Blamage als Experte, wenn nötig.

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EM-Auslosung live aus dem Jerusalem des Ostens

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Polen Niederlande Spanien Ukraine
Griechenland Dänemark Italien Schweden
Russland Deutschland Irland Frankreich
Tschechien Portugal Kroatien England

[liveblog]

Topf 1
Niederlande
Spanien

Topf 2
Deutschland
England
Italien
Russland

Topf 3
Kroatien
Griechenland
Portugal
Schweden

Topf 4
Dänemark
Frankreich
Tschechien
Irland

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Ein Tag auf Schalke

Allerdings nicht in der Arena, das heißt: doch, aber eben ohne ein Spiel, stattdessen im Schalke-Museum. Ein Museum eines Fußballvereins — keine ganz neue Idee, in Deutschland dennoch nicht besonders verbreitet bislang. Inzwischen werden es langsam mehr. Die Frage, ob eine solche Einrichtung sinnvoll ist, darf dennoch erlaubt sein.

Denn als mein Begleiter und ich an jenem Nachmittag im Schalke-Museum eintrafen, waren wir die einzigen Menschen dort. Die einzigen überhaupt, was bedeutete, dass auch kein Mitarbeiter an der Kasse zu finden war. Blauer Teppich und ein paar Sessel sowie von etwas Weiterem schon erkennbare Vitrinen waren zu sehen, aber niemand, der uns in diese vermeintlich heilige Halle des Schalke-Museums Eintritt gewähren wollte. Nach circa zwei Stunden (Anmerkung für Rechtsanwälte: Eine subjektive Einschätzung von objektiv etwa fünf Minuten, in denen allerdings die Zeit stillstand.) bemühte sich dann doch die Kassenfrau an ihr Arbeitsgerät und ließ uns für im Nachhinein horrende fünf Euro pro interessiertem Kopf eintreten.

Der Beginn des chronologisch sortierten Rundgangs wartete mit einem vermeintlichen Schätzchen auf: Ein Video der Meisterprämie der Schalker Mannschaft von 1934. Dieses war erst vor Kurzem im dunklen Keller eines verstorbenen Amateurfilmers aufgetaucht. Diese Meisterprämie der Schalker bestand damals aus einer Reise ins Sauerland. Wo man dann auch artig trainierte, weitgehend ohne Schaulustige, zusammen Herrengesänge schmetterte und allerlei merkwürdige Trimm-Dich-Handlungen vornahm, neben den heute noch bekannten Bocksprüngen über die Rücken der Schalker Spieler auch die etwas obskur anmutende Handlung des gegenseitigen Arschversohlens.

Ein Spieler musste sich dabei nach vorne beugen, auf dass die anderen, teils sogar mehrere von ihnen zugleich, ihm auf den Hintern respektive Arsch hauten. Das geschah offensichtlich zum Vergnügen aller Beteiligten. Nicht aber zum Vergnügen des Betrachters des Films, denn das Machwerk ist wohl selbst für hartgesottenste Schalke-Fans nur von begrenztem Wert. Einzig, dass damals — wie ja ebenfalls im 11Freunde-Sonderheft der 1950er Jahre zu sehen — junge Menschen um die 30 aussahen wie ihre eigenen Großväter, sowohl in Bekleidung und Haarfrisur, vor allem aber in ihren zerfurchten und gegerbten Gesichtern, nimmt man aus dem Film mit.

Nach diesem sicher als Schmankerl zum Einstieg gedachten Video — Versuch leider misslungen — geht die Reise weiter an den einzelnen Vitrinen entlang. Den Beginn machen etliche Ansichtskarten, Fotos und Zeitungsausschnitte aus jenem (fußballerisch) glorreichen Jahrzehnt der Schalker, dem die gesamte Anhängerschaft wohl heute noch nachtrauert. Der „Völkische Beobachter“ wird ausgestellt, wie er von diversen Finalspielern der Schalker berichtet, Ehrenmedaillen und -bürgerschaften der Schalker Spieler liegen neben den vielen Fotos aus jener Zeit. Womit wir beim Thema wären: Zeitdokumente. Daraus besteht das Museum, was eigentlich keine Überraschung sein sollte. Nur Überraschungen an sich fehlten gänzlich im Museum. Und das, obwohl der Autor kein Schalke-Fan ist.

Denn wenn auch die Auf- und Auszeichnungen der „Deutschen Fußballkriegsmeisterschaft“ wohl allen Besuchern neu sein dürften: Es werden keine Geschichten erzählt und so wird weder diese Zeit etwas plastischer noch erhält man einen umfassenderen Eindruck der Ereignisse jener Hochphase des Schalker Fußballtums.

Stattdessen geht es in all den Vitrinen im selben Stil weiter, nur die Formen der Erinnerung an die Höhepunkte der Schalker Spielhistorie ändern sich. Waren es eingangs alte Zeitungsausschnitte und auch — sehenswerterweise — mal ein paar Fußballschuhe aus jener Zeit sowie die typische Bekleidung von Bergleuten, so wandelt sich die Darreichungsform später zu den Mitbringseln der Gegner aus auf europäischem Terrain geschlagenen Spielen. Den Wimpeln, den „Ehrentellern“, aber auch den die Spiele ankündigenden Plakate („Flutlichtspiel“). Wieso man in Kopenhagen seinem fußballerischen Gegner Eisbären auf Holztellern schenkt, bleibt im Dunkeln, dies Manko wird aber vom Anblick des schönen Geschenks des FC Porto — einem stilvollen alten Vollschiff (vielleicht war’s auch eine Galeone …) — wieder wettgemacht.

Schließlich kommen weitere Perlen dieser Art zum Vorschein, weil es in den Vitrinen für die 1970er Jahre etwas popkultureller wird: die obligatorischen Sammelbilder, ein BRAVO-Starschnitt der Kremers-Zwillinge, von selbigen besungene Single-Platten und dergleichen mehr. Ein Teil der privaten Foto-Sammlung von Klaus Fischer liegt sinnigerweise auf einem Haufen übereinander unter Glas, so dass man nur das erste dieser sicher etwas selteneren Bilder beglotzen kann. Erfährt somit aber immerhin, dass Klaus Fischer eine Art früher Sepp Maier war und während seiner Karriere fleißig selbst fotografierte. Erstaunlich, dass Klaus Fischer überhaupt etwas mit mehr als einem Knopf dran bedienen kann, ein Buch hat er schließlich noch nie gelesen. Vielleicht macht er bei Handbüchern eine Ausnahme.

Einen der beste Teile des insgesamt 600 Qudratmeter großen Museums stellen neun Audiofiles dar, in denen von Ernst Kuzorra über Berni Klodt bis zu Youri Mulder ehemalige Schalker Spieler in jeweils knapp 2 bis 3 Minuten eine Episode der Schalker Historie beleuchten. Das reicht von nicht mal für Fans interessanten Äußerungen, wie man früher mit dem Mofa zum Schalker Training fuhr, bis zu Amüsantem, welches Youri Mulder über seine ersten Spiele beim FC Schalke 04 zu berichten weiß:

“Anekdotenspoiler“

Als sein Berater ihn von Holland nach Deutschland vermitteln wollte, hatte er geantwortet, das er überall hingehe, nur nicht nach Wattenscheid. Kaum spielte er für Schalke, war das erste Pflichtspiel prompt gegen jenes Wattenscheid und ging noch prompter gar mit 0:3 im Ruhrstadion verloren. Viele Schalker Anhänger weinten darob hemmungslos, worauf Mulders extra angereister Vater seinen Sohn fragte, bei was für einem Verein er denn hier gelandet sei. Die Antwort auf diese gar nicht rhetorische Frage bleiben sowohl Mulder als auch das Museum leider schuldig.

 
 

Gelandet sind auch viele Fanutensilien im Schalke-Museum, die etwas zusammmenhangslos in der Mitte des Museums in einem stilisierten Wohnzimmer mit TV — zum Fußball Schauen gedacht, wohl — ausgestellt werden. An den Wänden hingen sie und pisten, hier gibt es nichts weiter zu tun, als sich Aufnäher, Wimpel und Kutten genau anzuschauen. Erklärung, Einordnung, Erläuterung: Fehlanzeige.

Leider wird der oben beschriebene Fernseher im weiteren Verlauf nicht dafür verwendet, fünf je etwa zehnminütige Videos über die schalker fußballerischen Miss- und Erfolge pro Jahrzehnt seit dem Zweiten Weltkrieg zu zeigen. Stattdessen steht man sich vor fünf verschiedenen Monitoren für diese kanpp fünfzig Minuten ohne Sitzmöglichkeit die Beine in den Bauch und bekommt doch nur Hausmannskost: Sowohl inhaltlich als auch vom Format her sind die Videos durch die Bezeichnung „mit Liebe gemacht“ noch sehr wohlwollend umschrieben. Möglicherweise müsste man „mit Liebe gemacht“ auch durch „im Jahr 2000 gemacht“ ersetzen. In jenem Jahr öffnete das Schalkemuseum nämlich erstmals seine Tore, und im Jahr 2000 befand man sich schließlich noch 5 Jahre vor der Gründung von youtube.

Naturgemäß gibt es nur wenige bewegte Bilder aus den frühen Zeiten, und das, was stattdessen gezeigt wird, kennt man auch als Nichtschalker meist schon zu Genüge. Heruntergefallener DFB-Pokal, der Hundebiss, die Meisterschaft der (unverständliche Laute), etc. pp. ad lib. Fad und auch technisch schlecht gemacht.

Der Höhepunkt des Museums folgt am Ende, allerdings nur physisch und nicht dramaturgisch. Im letzten Eckchen des Museums steht eine Mini-Tribüne à la Arena auf Schalke zur Besteigung frei. Man setzt sich also in die vierte, fünfte Reihe von unten in einigen Metern Höhe hin und schon startet ein Video über die verschiedenen Spielstätten, in denen der nicht ganz so ruhmreiche FC Schalke 04 je zu Hause war und ist. Glückauf-Kampfbahn, Parkstadion und schließlich Arena auf Schalke, neuerdings mit Sponsorennamen.

Kurz vor Ende des Videos dann ein überraschendes Gimmick, was möglicherweise nicht immer eingesetzt wird, eilt eine Mitarbeiterin zur Mini-Tribüne herbei und teilt mit, dass man jetzt schließen würde. Da waren für uns knapp zweieinhalb Stunden gespielt und was noch gefehlt hätte und worauf die Zuschauer nun verzichten mussten, war der Trikottausch. Der hätte im Schalke-Museum in Form von ausgestellten Trikots aus den verschiedenen Jahrzehnten stattgefunden, an denen man nun nur vorbeihuschen konnte, im Rücken die Museumsobfrau, die mit ihren Blicken Beine machte und sich auf dem Weg zu ihrem Feierabend keine Nachspielzeit abringen ließ.

Und schon wäre man wieder draußen, in luftiger Gelsenkirchener Höhe, an der Außenwand im x-ten Stock der Arena auf Schalke und wüsste nur wenig mehr über den FC Schalke 04 als zuvor. Für ein erstes selbst besuchtes Fußballmuseum aber durchaus einen Trip ins schöne Gelsenkirchen wert.

Fazit: Bissken teuer, ansonsten für ein Museum zumindest in der ersten Hälfte genauso aufbereitet, wie man sich ein Museum vorstellt. Die zweite Hälfte mit den Videos hätte man sich lieber komplett zu Hause auf youtube angesehen, dann wäre man auch nicht wegen so etwas Anachronistischem wie Öffnungszeiten von dannen gejagt worden.

Empfehlenswert? Die Jury verteilt zweieinhalb von fünf möglichen Schüppen Kohle. Plus einen langen Dödel, nech?

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Goldene Generation

Neue Ausgabe des beliebten Gewinnspiels ohne Gewinne. Kurz und ohne eine Aktivierung der Nozizeptoren:

Die Nationalmannschaften welcher Länder verfügten in welchem Zeitraum über eine von vielen Seiten als „Goldene Generation“ bezeichnete Ansammlung von Spielern?

Niederlande 1998-2002
Kluivert, Bergkamp, Seedorf
Bulgarien 1994-1998
Stoitschkov, Letschkov, Balakov
Portugal 1991-2006
Luis Figo, Rui Costa, Nuno Gomes
Kroatien 199x-200x
Boban, Suker, Soldo, Prosinecki
England 200x-2010
Terry, Gerrard, Cole, Lampard
Ungarn 1950er
Puskas, Grosics, Kocsis, Bozsik
Tschechien 1996-2006
Nedved, Poborsky
Spanien 1999-2010-?
Iniesta, Xavi, Xavi Alonso, Puyol, Casillas
Mexiko ?-2010-?
El loco, el loco und der andere el loco
Spanien 1999-2010-?
Iniesta, Xavi, Xavi Alonso, Puyol
Österreich 1931-1933
Sindelar, Meisl
Schweden 1992-1994
Brolin, Larsson, Andersson, Ravelli
Frankreich 1998-2000
Zidane, Blanc, Desailly, Barthez
Frankreich 1950er
Kopa, Fontaine, Wisnieski
Belgien 1980-1986
Scifo, Ceulemans, Gerets, Pfaff
Paraguay 1990-2006
Chilavert, Ayala, Gamarra
Nigeria 1994-2002
Kanu, Okocha, Ikpeba, Oliseh
Elfenbeinküste 2006-2010
Drogba, Touré, Zokora
Burkina Faso 2001-?
?
Kolumbien 1990-1994
Valderrama, Rincon, Asprilla
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Normal wie alle anderen

„Ich möchte endlich normal sein“, seufzte die Bundesliga-Tabelle, als sie sich auf den Sessel plumpsen ließ. Sie wirkte etwas derangiert und es hatte den Anschein, als wenn sie stürmische Zeiten hinter sich gehabt hätte.

„Wie normal genau?“

„So normal wie alle anderen.“

Schweigen.

„Wie welche anderen?“

„Sehen Sie nur in die 2. Liga. Da ist die Mannschaft mit dem höchsten Etat oben, die mit den kleinsten Etats sind unten. Das nenn ich normal. Oder in Spanien. Da sind immer die beiden Großen oben, egal ob Sommer, Frühjahr, Herbst oder Winter. Nicht so wie bei mir.“

Die Bundesliga-Tabelle blickte aus dem Fenster, wo sich hinter einer Regenwand der Herbst versteckte.

„In Holland werden immer die selben drei Meister, in der Türkei auch. Bei mir kommt immer mal wieder ein Außenseiter durch. Ich fühle mich wirklich sehr durchlässig. Das kostet Energie, und ich frage mich auch, wie das nach außen wirkt, so unaufgeräumt daherzukommen.“

Der Hinweis, dass sich diese Zustände in Holland zuletzt geändert hatten, hatte noch Zeit bis nach dem Lamento.

„Wer mich besucht, weiß nie, was er bekommt. Ich weiß es ja selbst nicht, was am nächsten Wochenende passiert. Mal ist unten oben, dann ist wieder oben unten und in der Mitte steckt auf einmal der Kopf. Das ist wie nach einem großen Rausch. Jedes Mal muss ich mich erst neu sortieren.“

Einer längeren Pause folgte der erste Blickkontakt.

„Ich will endlich normal sein, so wie alle anderen auch. Dieses ständige Neuerfinden, diese Achterbahnfahrten machen mich noch total plemplem.“

„Gibt es nichts Positives daran?“

„Nein.“

„Auch nicht, wenn Sie länger nachdenken?“

„Im Moment ist nichts normal. Alles ist durcheinander. Was soll ich denn sagen, wenn mich einer fragt, was Frankfurt da oben zu suchen hat? Das ist doch nicht normal! Es sollte doch alles zementiert sein, und das hieße, Frankfurt läge zwischen Platz 8 und Platz 12. Stattdessen legen sie eine Serie hin, die sie nach oben spült. Oder Mainz. 7 Siege am Stück – das ist doch nicht normal. Ich hab versucht, es zu korrigieren, jetzt verlieren sie nur noch am Stück. Das ist auch nicht normal. Aber wie soll sonst Normalität zurückkehren? Sie müssen verlieren, aber nicht so oft. Alles nicht normal.

Schalke. Schalke! Zehn Jahre lang die beste Defensive der Liga, dann kommt dieser Magath, wird Zweiter mit Nonames, auch schon nicht normal, aber dann verkauft er alles wie im Wahn und schon sind sie Letzter.“

Der Einwand, dass der FC Köln Letzter sei, nicht Schalke, wurde mit dem Hinweis weggewischt, dass „wenigstens das normal“ sei.

„Jeder sagt, dass man so einen Lauf wie der BVB nicht eine ganze Saison durchhalten kann. Wenn ich sie aber jetzt abstürzen lasse, dann ruft schon wieder jeder, wie vorhersehbar das alles sei. Hätte man gerade erst gehabt, mit dem Absturz der Hoffenheimer nach dem Herbstmeisterschaftsgewinn, werd ich dann zu hören bekommen.“

„Das wäre doch normal.“

„Nur immer normal geht ja nicht, weil sich dann auch wieder jeder beschwert. Wobei dann wenigstens keiner mit dem Argument Unglaubwürdigkeit um die Ecke kommt.“

Das Dunkel begann sich ein bisschen zu lichten, vor dem Fenster.

„Also ist es doch ganz gut, wenn es nicht immer normal ist?“

„Natürlich! Ich hab in den 1980ern und 1990ern mal drei Mal hintereinander die Bayern gewinnen lassen. Das war eigentlich normal. So normal wie dass Brasilien immer die Weltmeisterschaft gewinnt.“

„Aber Brasilien gewinnt doch gar nicht immer die Weltmeisterschaft?“

„Eben. Das ist völlig normal. Und so wird sich wohl auch keiner beschweren, wenn es diesmal wieder ganz normal wird. Oder eben doch, aber anders. Normal eben, dass ich die Bundesliga-Tabelle bin, und nicht die Primera Division. Ich will eigentlich auch gar nicht jemand anders sein.“

Das Selbstvertrauen kehrte offensichtlich zurück.

„Schließlich kommen die Leute mich genau deshalb immer besuchen, weil ich ich bin und nicht Holland. Glaube ich. So genau hat mir das ja noch nie einer verraten. Aber wenn ich alles normal sein lasse, wenn Bayern mit 10 Punkten führt, dann hab ich wirklich viel weniger Anrufe und auch Emails.“

„Wollen Sie denn viele Anrufe und Emails?“

„Ja natürlich! Wenn keiner mehr käme, das wäre traurig. Dann verfielen meine schönen Stadien und womöglich würde ich dann irgendwann selbst keine Lust mehr haben, alles würde den Bach runter gehen. Keine Kameras, keine Interviews, keine Zuschauerrekorde.“

„Was eine normale Reaktion wäre.“

„Weshalb ich beschlossen habe, dass es ganz okay ist, dass es für einen wie mich eigentlich ganz normal ist, nicht ganz normal zu sein. Dafür lieben die Leute mich. Und das mit dem Kopfsortieren nach dem Spieltag, damit muss ich dann wohl leben. Aber ich tu’s gerne. Für mich, und auch für die anderen.“

„Sicher?“

„Sicher. Normal ist langweilig. Und mehr noch als nicht normal zu sein hasse ich die Langeweile. So viel ist mal klar. Ich bin wie gesagt die Bundesliga-Tabelle, keine Zweite Liga, nicht die Türkei und schon gar nicht Polen. Ich denke, ich bin all die Jahre eigentlich auch ganz gut damit klar gekommen, dass ich nicht so normal bin wie die anderen. Allerdings war es selten so krass wie in den letzten Wochen. Deshalb hab ich wohl ein wenig überreagiert. Aber jetzt freu ich mich wieder, ich selbst zu sein. Nicht so ganz normal, was aber normal ist.“

„Dann können wir hier ja aufhören für heute, wenn Sie sich da doch wieder sicher sind, dass das ganz okay so ist, wie es ist.“

„Okay, gut. Danke.“

Die Bundesliga-Tabelle brach auf, viel spannungsvoller und energiereicher als noch beim Hereinkommen, öffnete die Tür mit einer zackigen Handbewegung und war schon fast draußen, als sie sich doch noch einmal umdrehte.

„Nächstes Treffen dann wieder am Montag nach dem Spieltag?“

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De elftal in bildertjes

Hier ein kleines Foto-Spezial zur niederländischen Elftal.

Und weil es „gefühlsmäßig“ so gut zusammenpasst, Bilder von den Dänen bei der Europameisterschaft 1984 direkt hinterher.

Zweiteres wieder vom Guardian, die Quelle für ersteres such ich gerade mal wieder. Sollte man sich unbedingt angewöhnen, beim Konservieren von Links auch die Quelle zu konservieren. Weiß jemand, wie der Spitzname des dänischen Teams ist? Und ich meine nicht „Danish Dynamite“, sondern so etwas wie … Ihr wisst schon.

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Huub Stevens‘ Frau geht es gut

Und das bedeutet, dass wir ihn nach seinem „Rücktritt“ wegen Erfolglosigkeit bei PSV Eindhoven bald wieder in der Bundesliga sehen und hören werden. So sehr es erfreut, dass es Huub Stevens‘ Frau endlich wieder gut geht: dass der Knurrer von Kerkrade wieder in hiesige Mikrofone knurren wird, ist keine gute Nachricht. Gibt es eigentlich in Belgien oder Dänemark keinen Bedarf an „harten Hunden“?

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Die 3:3-Woche: Endlich wieder Fleisch

Hatte da irgendjemand über Fußballmüdigkeit geklagt oder darüber, dass der Fußball vorhersehbar sei wie des Dummschwätzers Gabe, sich innerhalb eines Satzes zu widersprechen, obwohl er gar keine sinnvolle Aussage tätigt, der war getäuscht.

Vermeintlich Kleine gibt es im Länderfußball noch. Man erkennt sie daran, dass Berti Vogts bei ihnen Nationaltrainer ist oder daran, dass die Zeitungen genüsslich die Hauptberufe der jeweiligen Amateurspieler auflisten. Busfahrer ist dabei immer ganz beliebt, Lagerist, manchmal auch (Sport-)Lehrer oder natürlich Student, meist für Sport auf Lehramt. Andere Kleine gibt es hingegen kaum noch, zumindest gehört Finnland schon länger nicht mehr dazu. Wer will denn da übersehen haben, dass die Premier League dem übrigen Fußball weit enteilt zu sein scheint? Und wer will denn da übersehen haben, dass sich der Kader der Finnen hauptsächlich aus Spielern aus mittelgroßen Vereinen rekrutiert, so wie es die Vereine von Serdar Taşçı, Robert Enke oder Simon Rolfes eben auch sind? Dass Finnland zuletzt in einer starken Gruppe mit Polen, Portugal und Serbien nur um drei Punkte an der EM-Qualifikation scheiterte?

3:3 also gegen Finnland, wohl in der Entstehung, nicht aber im Endresultat überraschend: auswärts ein Remis gegen den zweiten Mitkonkurrenten um den Gruppensieg. Und nach dem Spielverlauf sicher ein Punktgewinn. Ein Gewinn vor allem im Punkte Unterhaltung. Nämlich für jene Public-Viewing-Zuschauer, denen es nichts ausmachte, ohne Event-Fans mehr oder weniger alleine vor den nirgends aufgebauten Leinwänden bei frühherbstlich kaltem Wetter und ebenso kaltem Bier auszuharren, welches man ohne die langen Schlangen, die man zu Turnieren bewältigen muss, erworben hatte, mit dem — tatsächlich fachkundigen — Nebenmann, der allerdings erst in weiter Ferne erspäht werden konnte, sich Fachsimpeleien zuschreiend. Niemand stand im Bild und niemand hatte Wurst-Ketchup-Senf aufgetragen. Es waren ja ohnehin nur zwei Leute da, freie Sicht also für jedermann. Kein Gewinner hingegen an den Mikrofonen der Überträgern: Oliver Kahn verliert sich in inhaltsleeren Banalitäten, dass man befürchten muss, er möchte den Dummschwätzer in seiner Eigenschaft als solchen beerben. Wobei Oliver Kahn, wenn er inhaltlich nichts sagt, sich auch nicht widersprechen kann, womit er dem Dummwschwätzer etwas voraus hat. Was sein Hülsenfeuerwerk aber nicht weniger überflüssig macht: Es ersteht der Eindruck, dass Kahns Kiefer einfach zu groß ist, um auch noch das Hirn mit Blut zu versorgen.

3:3 auch in Dortmund und jetzt rufen sie alle wieder nach dem Videobeweis oder nach anderen, besseren Pfeifen an ebenjenen, auf dass solche Ungerechtigkeiten nicht und in dieser Lebensspanne schon gar nicht mehr zu bedauern seien. Dabei übersehen sie gerne, dass das Spektakel (respektive Skandal) gar kein solches wäre, wenn es diese Fehler nicht gäbe. Natürlich will kein Beteiligter, dass in jedem Spiel ein gewisser, sicherer Prozentsatz an Fehlentscheidungen getätigt wird, nur damit Unterhaltung herrscht. Der Wunsch nach Fairness scheint dem Menschen immanent zu sein. Zumindest so lange, wie kein eigener Vorteil möglich ist. Fraglich, in welchem Kleiderschrank all diese Geiferer Fräulein Smillas Gespür für Fehlentscheidungen eingesperrt halten, wenn sie selbst dann tatsächlich mal von Fehlentscheidungen anderer profitieren. Wer klinisch saubere Entscheidungen möchte, soll in den OP-Saal gehen, wo die Fehlerquote etwas besser, aber immer noch nicht perfekt ist. Ein Zustand, auf dessen Erreichen wir so lange warten können wie darauf, dass Schalke mal 90 Minuten lang attraktiven und erfolgreichen Fußball spielt.

3:3 auch in Hamburg, wenn man mit einrechnet, dass Leverkusen nur 334 Stunden und 10 Minuten zur Regeneration hatte und Hamburg derer 334 und 14 Minuten, war doch die letzte Partie der Hamburger vor ungefähr zwei Wochen früher als die der Leverkusener beendet worden — ein klarer Wettbewerbsnachteil, der unter Berücksichtigung all der „hättes“ und „wäres“, die Fußballschauer an dieser Stelle gerne einfügen, punktgenau zu einem weiteren Tor für Leverkusen geführt hätte. Da wir hier aber ohne wenns und abers schreiben: 3:2 also in Hamburg und der HSV scheint sich daran zu gewöhnen, von jetzt ab dem Gegner „zwei vor“ zu geben, damit die Zuschauer etwas für ihr Geld bekommen und die Mannschaft ab der 60. Minute spielen muss wie Norwegen in den 1990ern („Spielen immer so, als stünde es 0:1 in der 90. Minute“). Das wird man vor allem in Gladbach und vor allem für das Auswärtsspiel in Hamburg gerne hören, wobei man bei jenen eher auf „drei bis vier vor“ hoffen sollte. Diese seltsame Maßnahme der Hamburger mag aber auch nur dem niederländischen Trainer geschuldet sein, dem man den Aufenthalt an der Alster so heimelig wie möglich gestalten will. Um erst gar kein Heimweh aufkommen zu lassen, spielt man ebenso offen und mit vielen Gegen- und Toren wie der neue Trainer es seit Jahr und Tag aus der Eredivisie kennt, wo ein 5:3 oder ein 8:1 eher die Regel als die Ausnahme sind. Was Uwe Seeler zu der neuen Spielweise des HSV sagt, war leider nicht zu verstehen, geistig, Günter Netzer hingegen sieht den HSV schon auf dem Weg zum Titel (FOTO-Zeitung) bzw. eben nicht (alle übrigen Zeitungen). Diese „der Gegner hat zwei vor“-Methode wird sich nämlich noch rächen, spätestens dann, wenn man es erst kurz vor Schluss schafft, 0:2 hintenzuliegen und die Zeit zu knapp wird, den Rückstand noch aufzuholen.

Bliebe noch Prinz Pussy zu erwähnen, der jedes Mal anfängt zu weinen, wenn er ein Tor gegen die Ex-Seinen erzielt. Für ihn ist zu hoffen, dass er nicht mehr allzu oft in seinem Leben den Verein wechselt, sonst geht das Gewinsel inklusive Exculpation bei allen weiteren in Europa verstreuten Patenkindern und ehemaligen Nachbarn, Zeitungszustellern und Kinderärzten noch bei jedem zweiten Spieltag los. Das wäre dann eher mimosig, und somit wenig fleischig.

Ansonsten war’s aber ganz gut durch, diesmal.

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Plat

Für diese Schlagzeile von der Webseite des FC Zwolle muss man nicht mal niederländisch können, um sie zu begrijpen:

VV Wacker gaat Plat
VV Wacker-van Dijk – FC Zwolle 0 – 11 (0 – 6)

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