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Anderthalb Stadionrunden

Unglaublich gering ist der folgende Wert, den Jan Christian Müller in der FR nennt. Er spricht für sich selbst und auch noch mal besonders dafür, wie wenig die Anforderungen an einen Fußballer mit jenen an einen Leichtathleten oder Schwimmer zu vergleichen sind. Dass es dabei um André Schürrle geht, ist hier nachrangig, interessant ist die absolute Zahl.

Er weiß seitdem, dass er in jedem Bundesligaspiel zwischen 500 und 600 Meter im Sprint zurücklegt. Das sind auch im europäischen Vergleich Spitzenwerte.

Selbst wenn man diese Sprints in Strecken à 20 Meter aufteilt, landet man bei 30 Sprints — über nur 20 Meter — in 90 115 Minuten Zeit.

Vielmehr erklärt dieser außerordentlich geringe Wert von anderthalb Stadionrunden Sprint für ein Spiel mit etwa 50 bis 60 Minuten effektiver Spielzeit möglicherweise auch — ein Aspekt nur, klar — warum Fußball so ein überaus populärer Sport auf der Welt geworden ist:

So richtig was leisten muss man physisch nicht.

10 Kommentare

  1. moldo moldo

    Trainer, ich bin früher, als ich noch jung war und gespielt habe, sogar fast ganz ohne Sprints ausgekommen. (Allerdings, ich muss zugeben, in die Nationalmannschaft wurde ich nicht berufen :)
    Fußball ist wirklich der schönste Sport.

  2. zack zack

    Immerhin laufen die Spieler doch aber heute 12 Kilometer insgesamt. Das leisten die 100-Meter-Sprinter meines Erachtens nicht. Oder Hammerwerfer z.B. laufen gar nicht.
    Ich renne lieber kurz schnell als lange langsam. Und dann treten einen auch noch immer andere um.
    Gibt also durchaus noch angenehmere Sportarten, würde ich sagen…

    Aber immerhin erklärt das, warum es MÖGLICHERWEISE im Fussball auch ohne Doping ganz nach oben gehen kann.

  3. Steht dieser Beitrag in direktem Zusammenhang mit Deinem Tweet von heute Nacht?

  4. Gunnar, nein.

    Zack, ist natürlich richtig, dass sie nicht einzig 500m sprinten und ansonsten gar nix tun. Dennoch sind 500m im Sprint und 12 Kilometer in 90 Minuten insgesamt keine außergewöhnliche sportliche Leistung, die nicht jeder durchschnittlich Begabte auch nach ein paar Wochen hinbekäme. Und das auch ganz sicher drei Mal pro Woche – neben der Arbeit.

  5. zirfeld zirfeld

    Im Vergleich zu Schwimmern oder Leichtathleten kommt aber auch noch andere Aspekte hinzu, den man nicht vernachlässigen sollte: Ständig wechselnde Gegner, Spielsituation und -verläufe, taktische Aufgaben. Das typische im Teamsport. Ein Leichtathlet hat sich natürlich auf die technisch perfekte Ausführung seiner Aufgabe zu konzentrieren, aber äußere Einflüsse (z.B. wechselnder Wind beim Sperwurf) halten sich eher in Grenzen. Auch Rücksicht auf Mit- oder Gegenspieler: Kaum vorhanden (Bevor jetzt einer Staffellauf sagt: Staffellauf).
    Klar, beim Fussball lässt sich viele automatisieren, und je besser die Technik, desto eher gelingt es dem Spieler allzu athletische Betätigungen zu vermeiden. Aber ich glaube Dinge wie Antizipation, Problemlösungskreativität etc. haben Einfluss auf die körperliche Konstitution. Die Strecke von Hr. Schürrle zu laufen (lang und kurz): Ist relativ schnell antrainiert. Aber dabei die anderen Aufgaben zu erfüllen, die ein Spiel auf diesem Niveau verlangen…

    Und Eines noch: Während der Saison finden die 90 Minuten körperlicher Anstrengung 1 – 2 mal die Woche statt, aufs Jahr so 40 – 50 Spiele (Liga, Pokal, International, Auswahl, Freundschaftsspiele). Leichtathleten müssen ihre Spitzenleistung seltener abrufen.

  6. Manfred Manfred

    Das ist schon alles recht populistisch, Trainer. Vor allem vergißt du die Basics: den Ball und dessen Behandlung, die gegnerischen Spieler, die Laufwege usw usf.
    Ich rechne mal: 12 Km sind 30 Stadionrunden, also 15 pro HZ. Da ein Spieler ja nicht andauernd in Bewegung ist, sondern – wie du ja selber schreibst- die effektive Spielzeit -der einfacheren Rechnung mal geschuldet- 60 Minuten beträgt, also 30/HZ, sind es 15 Runden in 30 Minuten. Okay, davon geht er sicherlich auch ne gewisse Zeit und Wegstrecke nur spazieren oder trabt so rum, aber das mal außen vor sind es 2 Minuten für jede Runde und das 15mal in einer HZ. Und am Ende jeder Runde werden die letzten 20 Meter gesprintet.
    Mach mal, will ich sehen. Und da ist immer noch kein Ball, kein verzwickter Laufweg mit im Weg stehenden Gegnern, kein Zweikampf usw mit drin.

  7. Es ist nicht populistisch, denn ich habe es hauptsächlich hier erwähnt, weil ich den Wert so überraschend klein finde.

    Manfreds Rechnung will ich gar nichts entgegensetzen, denn sie ist dann in Bezug auf die Gesamtstrecke natürlich genauso zutreffend und die Leistung dementsprechend hoch.

    Möchte dennoch darauf hinweisen, dass jener Kerl, der seinen Platz im Kader des KFC Uerdingen, ich glaube damals Regionallige und somit damals 3. Liga, gewonnen hatte, den physischen Bereich des Trainings locker neben seinem normalen Beruf bewältigte. (Ohne zu wissen, wie trainiert er vorher war.)

    Wie groß die Unterschiede zwischen 3./4.-Klassigkeit und europäischer Spitze sind, vermag ich nicht auch nur annähernd so einzuschätzen, dass es für mich greifbar wird, auch wenn ich keine Zweifel habe: Sie sind riesig, interstellar sozusagen.

    Beim Vergleich zu anderen Sportarten ging es mir aber nicht darum, eine Wertung anzustellen. Nur dass eben 30 Sprints in 115 Minuten schon die Weltspitze darstellen, bzw. beim Vergleich festzustellen, dass der Vergleich illegitim und auch mehr oder weniger sinnlos ist. Es war aber nicht so gemeint, dass es Ausdruck meiner Ansicht ist, dass Fußballer grundsätzlich zu wenig trainieren oder für ihr Geld leisten. Das wäre populistisch, denn sie trainieren ja wohl immer dann ausreichend viel, wenn sie ihre Ziele erreichen, egal, was irgendein Schwimmer im Death Valley an Kilometern abzureißen in der Lage ist.

    Fußballer trainieren zwar dennoch zu wenig, allerdings eben im Bereich der Spielsituationen. Von mir aus ist das populistisch. Aber das wäre jetzt ein anderes Fass.

    Insofern seh ich alle drei Argumente ein: die zusätzlichen 12 Kilometer, die Spielsituationen samt Bedarf an Technik und die häufigeren Wettbewerbsvergleiche.

  8. Möchte dennoch darauf hinweisen, dass jener Kerl, der seinen Platz im Kader des KFC Uerdingen, ich glaube damals Regionallige und somit damals 3. Liga, gewonnen hatte, den physischen Bereich des Trainings locker neben seinem normalen Beruf bewältigte.

    Gibt’s dazu eine schöne Quelle? Also zu den Erfahrungen des Kaderplatzgewinners?
    (frag ich mal, bevor ich Google überhaupt angeworfen habe)

  9. Hm, auch wenn da das Zitat im Beitrag etwas populistisch ist, und überhaupt… kann ich mich ja nicht selbst als Quelle für irgendetwas nennen – aber der erste Link funktionierte einst, also gab es auch einen entsprechenden Text.

    Drei, zwei, eins…meins!

  10. Noch mal zum Thema:

    Die gesamte Strecke, die ein Spieler zurücklegt, hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich verlängert, von etwa 8500 Meter in Reillys Studien der späten siebziger Jahre auf heute zwischen 10 000 und 13 000 Meter. Nur 24 Prozent davon legen die Spieler gehend zurück.

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