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Kategorie: WM 2010 – So möge Sepps Wille geschehen

Bafana Bafana in Soccer City

Playoffs mit Teilnehmern aus Europa

Folgend eine Aufstellung aller je mit Teams aus Europa stattgefunden habender Playoff-Spiele für die Qualifikation zu einer EM oder WM.

Eigentlich sollte es nur um die WM-/EM-Playoffs der UEFA aus jüngerer Zeit gehen, sprich seit der WM 1998, als diese Playoffs in großem Umfang eingeführt wurden. Wenn man dann aber einmal dabei ist, sieht man, dass diese Erfindung schon lange existiert und insofern gar nicht so merkwürdig ist, wie sie auf den in 1980er Jahren Fußballsozialisierten heute immer noch wirkt.

Obschon sie natürlich begrüßenswert ist: Jede auf sportlichem Wege durch den Ausgang eines Spiels zustande gekommene Entscheidung ist besser als eine mit irgendwelchen ominösen Torkoeffizienten oder Fairplaywertungen oder — im Prinzip noch absurder — durch einen Quervergleich von Gruppendritten, welche gegen unterschiedliche Gegner antraten. Wie man unten sieht kommt dieser Weg der Entscheidung erstaunlich häufig ohne Zusätze an die Spielzeit von 180 Minuten aus, der Auswärtstorregel, über deren Berechtigung man natürlich ebenfalls streiten könnte, sei Dank.

Wen nur die jüngere Zeit interessiert, der möge sofort nach unten scrollen, andere werden sicher einige Begnungen aus älterer Zeit finden, welche ihnen entfallen waren.

WM 1958

Israel Wales 0:2 (0:1)
Wales Israel 2:0 (0:0)
 

WM 1962

Israel Italien 2:4 (2:0)
Italien Israel 6:0 (1:0)
 
Marokko - Spanien 0:1 (0:0)
Spanien Marokko 3:2 (2:1)
 
Jugoslawien Südkorea 5:1 (1:0)
Südkorea Jugoslawien 3:1 (2:0)
 

WM 1974

Die UdSSR trat aus politischen Gründen nicht zum Rückspiel in Chile an. Chile hingegen trat an und schoss sofort das 1:0. Im Anschluss wurde die Partie abgebrochen, weil ohne Gegner kein Wiederanstoß möglich war. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für Chile, welches sich damit für die WM-Endrunde in Deutschland qualifizierte.

UdSSR Chile 0:0
Chile UdSSR 2:0 am Grünen Tisch
 

WM 1978

Ungarn Bolivien 6:0
Bolivien Ungarn 2:3
 

WM 1986

Da es Vierer- und Dreiergruppen in der Qualifikation gab, mussten die jeweils Zweiten der Dreiergruppen noch durch eine zusätzliche Playoff-Runde, Schottland sogar gegen den Vertreter Ozeaniens antreten.

Belgien - Niederlande 1:0
Niederlande - Belgien 2:1
 
Schottland - Australien 2:0
Australien - Schottland 0:0
 

EM 1996

Die 6 besten Gruppenzweiten aus den 8 Gruppen waren direkt qualifiziert. Der letzte und der vorletzte der Tabelle der Gruppenzweiten bestritten ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, der passend zum EM-Ausrichter von 1996 in Liverpool, England, lag.

Irland - Niederlande 0:2 (0:1)
 
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„Lauf selber, du Arschloch!“

Dieser Beitrag hier kommt natürlich auf Jahre hinaus zu spät, doch wäre es ein unentschuldbares Vergehen, ihn zurückzuhalten. Schließlich hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, zu erfahren, was sich wirklich abspielte bei wichtigen und brisanten Szenen der Nationalmannschaft. Noch heute warten wir darauf, dass das Schweigen rund um die Revoltenbestrebungen bei der EM 2000 endlich bröckelt, auch wenn es der Andeutungen genug gibt. Andeutungen, aber keine klaren Worte, keine klare Ansage.

Genau eine solche hatte Michael Ballack dem Prinzen vor gar nicht allzu langer Zeit wohl gemacht, woraufhin dieser explodierte, allerdings nicht im Strafraum, wie es seine Aufgabe wäre, sondern in der Nähe des Mittelkreises. Zunächst also Ballacks klare Ansage, vielleicht mit einigen wenigen Worten zu viel für deren Empfänger gewürzt:

Konzentrier dich endlich mal, beweg dich, denk an die Laufwege, reiß dich zusammen, spiel nicht so schlecht!

Von wegen, Ballack sei kein Führungstier gewesen. Klare Anweisungen, fast im vorweggenommenen Rhythmus späterer Löw’scher Lobpreisungen diverser Pflegeprodukte. Fünf klare Anweisungen — und genau fünf Informationen kann sich ein menschliches Gehirn durchschnittlich in kurzer Zeit merken. Ausreißer nach unten gibt es aber ebenso, anderenfalls wäre es ja kein Durchschnittswert.

Wie man sieht reißt es beim Prinzen dann auch schon nach der dritten dieser Anweisungen ab, das bescheidene Reservoir an Slots ist gefüllt und jede der nachgeschobenen Informationen verdeutlicht dem Empfänger nur noch stärker, dass er an seine Grenzen gestoßen ist und sie nicht mehr aufnehmen kann. Das Resultat solcher Überforderung ist, das kennt man selbst, Frustration. Und die bahnt sich zwangsläufig ihren Weg. So sammelte der eigentlich klar Angewiesene ein paar Wörter, die ihm besonders nah liegen und antwortete auf die letzte von jenen fünf Anweisungen, an die er sich noch erinnern konnte:

Halt’s Maul! Lauf selber, du Arschloch!

Unter Fußballern eine normale Ansprache, nur die folgende Ohrfeige gehört nicht in allen Teams zum guten Ton. Auf Bergheimer Bolzplätzen ging es wohl etwas rauer zu als rund um die Altpapiercontainer in Görlitz.

Jedenfalls wäre zumindest diese historische Szene der deutschen Fußballgeschichte nun auch im exakten Wortlaut geklärt. Bekanntlich werden weder überhaupt Anweisungen des Capitanos an irgendjemanden noch besonders viele Gelegenheiten für den Prinzen hinzukommen, jemanden zu ohrfeigen.

Spät entdeckt beim Blick.

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Netzer & Delling als Hör- und Lesetexte

Da gibt es doch tatsächlich schon ganz lange ein Netzer & Delling-Blog und man erfährt es heute erst.

Seit geraumer Zeit zeichnete dort jemand die Highlights der Sticheleien zwischen Günter Netzer und Gerhard Delling auf, in vielen Fällen gibt es die Dialoge auch als längere Audiodokumente nachzuhören.

Sicher nicht jedermanns Stil, wie die vielen genervten Äußerungen bei der WM 2010 belegten, die davon sprachen, dass sich das Duo überlebt hätte und der trockene Humor von Netzer nicht mehr zeitgemäß sei, zudem würde sich die sportliche Analyse des Gesehenen auf Platitüden und Klischees beschränken, denen es noch dazu an Tiefe fehle.

Angesichts der sprachlich bislang wenig überzeugenden Nachfolger — kein Verständnis für das Lob allerorten für Mehmet Scholl, der nur nicht schlecht ist, damit aber noch lange nicht gut — aber auch vorher schon, ist man hier dennoch immer ein Anhänger dieser beiden eher reserviert und wenig palavernd daherkommenden Moderatoren gewesen. Die Dialoge in Schriftform zu lesen, nimmt ihnen leider etwas von ihrem Reiz, zum Glück gibt es da aber diese Audiobeispiele.

Beim Netzer & Delling-Blog, dessen Aufmachung nicht vom Inhalt abschrecken sollte; leider geht es nur bis zum Anfang der WM 2006 zurück, auch die Zeiten davor wären natürlich noch mal interessant — wenn’s denn interessiert.

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Souveräner Gruppensieger: Österreich (ehrlich!)

Heute kaum noch vorstellbar, aber 1998 qualifizierten sich aus der UEFA-Gruppe 4 zwei Mannschaften direkt für die WM in Frankreich, die mittlerweile schon froh sind, dass die UEFA noch keine Vor-Qualifikation vor der eigentlichen Qualifikation eingerichtet hat, weil sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überstehen würden. Die Rede ist von Österreich und Schottland, wobei sich Österreich als Gruppensieger (!) und Schottland als bester Gruppenzweiter aus allen Gruppen direkt qualifizierten. Und 1998 war schließlich dieser Vorhang, der mal mitten in Europa in der Gegend rumhing, schon lange gefallen, auch die ehemaligen Sowjetrepubliken traten schon unter eigener Fahne an. Wie auch die ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens mit ihren eigenen Auswahlen teilnahmen.

Keine 12 Jahre her, also noch nicht mal eine gesamte Fußballerlaufbahn, dennoch sind beide komplett in der Versenkung verschwunden, diese durchaus einmal traditionell häufigen Teilnehmer an einer Fußball-WM.

Nachdem auch Belgien nicht mehr aus seiner Talsohle rauskommt, Irland am fehlenden Videobeweis scheitert und Norwegen seit jener WM 1998 leider keine Bäume mehr ausreißt, wäre es wohl an der Zeit, sich beim nächsten Mal ein paar andere Underdogs auszuwählen, denen man ein bisschen was zutraut. Zum Beispiel nie die Vorrunde zu überstehen, so wie Schottland, aber nun gut, immerhin sind sie fast jedes Mal höchst tragisch gescheitert.

Vorschläge für Zweitmannschaften beim nächsten Turnier? (Womit man durchaus nicht wirken möchte wie der Belzebub eines jeden „echten“ Fußballfans, wie ein „Erfolgsfan“ nämlich. Nur kann man schlecht zu einer Mannschaft halten, die gar nicht teilnimmt.) Begründung muss natürlich nicht sein, wäre aber wahrscheinlich wissenswert.

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Der große WM-2010-Rückblick von janus

Er war zwar nicht vor Ort, anders als wir alle, die wir das kleine Mädchen in der ARD waren, deshalb hatte er aber auch Zeit, alle Spiele zu verfolgen und sich am Ende der WM zusammenfassend zu äußern. Mit dem Blick fürs Un- wie fürs Wesentliche, ausführlich und umfassend, wie man janus liebt. Wenn man ihn liebt.

Was gar nicht ging, war das ZDF-Gespann Katrin Müller-Hohenstein und Olli Kahn. Wie schon geschrieben, vom Olli erwarte ich weder rhetorische noch analytische Glanzleistungen. Dass der allerdings von Frau Müller-Gedöhns noch unterboten wurde, war eine der eher bitteren Erkenntnisse dieser WM. Und damit meine ich nicht den „inneren Reichsparteitag“, den sie Miroslav Klose nach dem ersten WM-Spiel zugestand, das ist halt so eine Floskel, die kann schon mal rausrutschen, ohne dass es den entsprechenden Hintergrund hat. Zumal bei dieser Dame von irgendeinem Hintergrund nun wirklich keine Rede sein kann. Völlig sinnfrei plauderte die über Sachen, von denen sie erkennbar keine Ahnung hatte, musste bei diversen Anmoderationen vom Blatt ablesen, weil sie wieder mal nicht wusste, worum es ging, und war hauptberuflich eigentlich damit beschäftigt, diverse andere Mannschaften in die Pfanne zu hauen, besonders die Niederländer hatten es ihr in diesem Punkt angetan. Ausgestattet mit der Arroganz des Unwissenden ging sie auch bei Uruguay in die Vollen. Da entblödete sich das ZDF nicht, vor dem Halbfinale gegen die Niederlande einen kurzen Beitrag zu zeigen, in dem tatsächlich die Unmoral des Handspiels von Torjäger Suarez auf der Torlinie in der Partie gegen Ghana thematisiert wurde. Mein Gott, Deutsche und Fair play, das geht doch immer in die Hose. Wäre das nicht Suarez gewesen, sondern Friedrich oder Mertesacker, mit demselben Ergebnis, wir hätten den Mann doch geadelt, und Frau Müller-Gedöhns hätte anschließend etwas vom „Kampf mit allen Mitteln bis zur letzten Sekunde“ gefaselt. Da es sich allerdings doch nur um solches Kroppzeuch wie Uruguay handelte, ließ ihr dies natürlich keine Ruhe, sodass sie nach dem Beitrag beim Ollitan nachhaken musste: „Ist nur ein Spiel Sperre für diese Rote Karte gerecht?“ Dass das genau so in den Regeln steht, übrigens auch für die Bundesliga, egal, wen interessiert das schon, wenn diese Vögel ein möglicher Finalgegner von uns sein könnten? Jawohl, Finalgegner, denn zum Halbfinale traten wir ja eigentlich nur an, damit uns die Zeit bis zum Finale nicht so lang vorkam, nicht wahr, Frau Müller-Hohenstein? „In weniger als 24 Stunden steht auch die deutsche Mannschaft im Finale. Vorher muss natürlich noch die Partie gegen Spanien gespielt werden.“ Brilliante Analyse, und kein Stück arrogant.

Janus spricht aber mehrheitlich über Fußball, und nicht über Fußball im Fernsehen, trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, gerade diese Passage zu zitieren. Katrin Müller-Obersalzberg, wie die Titanic schrob. Tja. Damit tut man janus, der eben mehrheitlich über Fußball schreibt, auch schon fast Unrecht, ihn auf diese Passage zu reduzieren. Weshalb Ihr alle ja jetzt auch den kompletten WM-Rückblick von janus lesen werdet:

Auf zum gesamten WM-Rückblick von janus.

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Blitzkrieg! Hunnen! Fritz, Surrender! Die Panzer rollen nicht mehr endlich wieder!

Unfassbar.

„Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ’n Eigentor her.“

Da machen die englischen Medien nach der fürs Außen-Image doch recht positiv wirksamen WM 2006 in Deutschland und insbesondere dem fußballerischen Auftreten der deutschen Mannschaft in Südafrika endlich mal nicht mehr mit solchen Schlagzeilen wie im Titel genannt auf, als es zur Paarung England gegen Deutschland kommt, da haben wir gleich — mit direktem Draht zur Weiterverbreitung — einen Mann in vorderster Front, um im Bild zu bleiben, der dafür sorgt, dass diese vermaledeiten Assoziationen nicht verloren gehen, wenn die anderen sie nun endlich einmal ad acta legen.

Es ist ja auch wichtig, die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. Die Schattenseiten der deutschen Geschichte sind einmalig, unvergleichlich. Das würde heutzutage niemand ernsthaft bestreiten, auch wenn das in der BRD selbst erst irgendwann gegen Mitte der 1960er Jahre dämmerte, als diese extremen Schattenseiten auch schon 20 Jahre her waren.

Der Mann heißt Oliver Kahn. Der Mann hat nicht nur Eier.

Er hat auch ein Management. Und dieses Management betreibt eine Webseite.

Und diese Webseite ist Teil seines zumeist inhaltsleeren ZDF-Pläuschchens vor, zwischen und nach Fußballspielen der WM mit einer Dame, die wiederum selbst gerade in Schwulitäten wegen gewisser Werbeverbandelungen ist, das ist hier aber nicht das Thema.

Den Fanexperten, der die auf dieser Webseite gewonnenen Daten verbreitet, kennt auch jeder, der auf die Öffentlich-Rechtlichen bei der WM-Grundversorgung angewiesen ist.

Irgendjemand der Betreiber hatte jetzt die umwerfend neue Idee, der deutschen Nationalmannschaft so etwas wie einen Spitznamen zu verpassen. „Three Lions“ wird die englische Mannschaft genannt, „Les Bleus“ die französische oder „Die unbezähmbaren Löwen“ (auf französisch) jene von Kamerun. Also muss so etwas auch für die deutsche Mannschaft her. Dass entweder die eingereichten Vorschläge nicht besonders originell waren oder die Jury in ihrer Auswahl mehr als konservativ zu nennen ist, sei dafür unerheblich, schließlich wüsste man hier auch mit keinem guten Vorschlag für einen Spitznamen aufzuwarten. Was daran liegen könnte, dass Spitznamen normalerweise während des Lebens, des Zusammenlebens oder aus irgendwelchen Zusammenhängen irgendwelcher Nationen mit irgendwelchen Tieren oder Sagen oder dergleichen entstehen und nicht per Abstimmung zugewiesen werden können. Tante Käthe hatte jedenfalls damals keine TED-Telefon-Umfrage durchführen lassen, ob sie er so genannt werden will oder doch lieber anders.

Dass also die übrigen Vorschläge auch alle mehrheitlich großer Mist sind („11 Freunde“, „Schlandmän“ oder „Goaliats“ – ja wirklich: „Goaliats“) ist irrelevant.

Einen Vorschlag aber, den die Leute von fanorakel und damit quasi ja auch die Leute vom ZDF und vom Kicker, wie es dort zumindest geschrieben steht, akzeptabel fanden und in ihre Abstimmung aufgenommen haben, den kann man nur noch hirntot nennen.

Die Panzer

[photopress:die_panzer.jpg,full,centered]

Das ZDF (!) und der Kicker (!) und diese vom Management von Oliver Kahn betriebene Seite fanorakel.de (kein Ausrufezeichen) lassen öffentlich und ohne jegliche Scham darüber abstimmen, ob eine Fußball-Nationalmannschaft aus einem Land, deren Bewohner und Vorfahren mehr als nur halb Europa überfallen, verwüstet und den Tod von ca. 60 Millionen Menschen verursacht haben, ernsthaft einen Spitznamen in Form einer dieser todbringenden und viele weitere Tode ermöglichenden Waffen tragen solle.

Sie schämen sich dann natürlich nicht, auf der Webseite anzuzeigen, dass 4% aller User diesen Spitznamen als ihren Favoriten ausgewählt hatten. Mit insgesamt 4% Idioten könnte man wohl noch ganz gut in jeder Gesellschaft zurechtkommen. Mit Leuten, die in Deutschland öffentlich-rechtliche Medienarbeit verrichten und sich beim Begriff „Die Panzer“ nichts denken, hingegen eher nicht.

Natürlich gibt es in anderen Ländern vielerlei militärische Verwicklungen von Bezeichnungen im Fußballbereich, allein schon, wenn man Fangruppierungen als „Army“ von irgendwas oder in irgendwelchen Farben bezeichnet. Das ist aber irgendwo anders.

Hier ist Deutschland und hier braucht kein Mensch in irgendeiner Form die Bezeichnung einer Waffe, gerade jene Waffe, die im Ausland jahrzehntelang die Metapher für eben jenen Angriffskrieg war, auch wenn nur von Fußball die Rede war, als niedlichen, verharmlosenden, tatsächlich aber wohl Angst einflößen sollenden Spitznamen einer Auswahl von Sportlern.

Bei dieser Abstimmung hat sich eine Mehrheit von über 50% übrigens für irgendwas mit „Adler“ als Spitznamen entschieden, jetzt geht die Abstimmung in die nächste Runde, welche Adler es denn genau sein sollen. Auch hier sind die Vorschläge von exquisiter Güte („Schwarogo Adler“, „Deutsche Adler“ oder „Weißbrust Adler“). Es scheint, im Sinne der vorhergegangenen Abstimmung, wenn es schon nicht die Panzer sein dürfen, fehlt da noch ein gewisser Adler in der Auswahl.

Darum, dass Hirn vom Himmel fiele, wagt man ja schon gar nicht mehr zu bitten.

Entdeckt und zuerst verfolgt von Jogis Jungs.

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Adeus a Brasil

Die WM ist tot, es lebe die WM!



Endlich keine Vuvuzelas mehr, endlich wieder Fußballstimmung.

Okay, es ist noch vier Jahre hin, vorher gibt’s noch Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League und Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Außerdem sind die Anstoßzeiten wahrscheinlich eher ungünstig für mitteleuropäische Zuschauer, was wiederum Public-Night-Viewing eher unwahrscheinlich werden lässt.

Aber dann endlich wieder „Aaahs“ und „Ooohs“ bei einem Fußballspiel, bei einer WM hören zu dürfen, wird das Ganze sicher deutlich angenehmer und mitreißender (um die Vokabel von den Emotionen zu vermeiden) werden lassen als es in Südafrika der Fall war. Die Spiele waren ja gar nicht so viel schlechter als andere WM-Spiele oder auch nur Fußballspiele. Allein: Wenn man nicht in der Öffentlichkeit geschaut hat, fehlte einfach dieses Auf und Ab.

Nirgendwo schläft man besser als in einem gleichmäßig vor sich hinratternden Zug. Erst wenn er hält und das Rattern verstummt, wacht man auf. Die Vuvuzelas aber verstummten nie.

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Konsequenz, meine Herren

Ich erwarte von all jenen, die sich ständig derart äußern, dass das Spiel um den 3. Platz überflüssig sei und abgeschafft werden solle, weil es irrelevant sei, ob man Dritter oder Vierter werde und die Spieler ohnehin nicht mehr motiviert seien, so viel Konsequenz, dieses Spiel dann heute Abend auch nicht anzuschauen. Selbst wenn der Bier- oder Garten so verlockend wie in den vier Wochen zuvor rumsteht und seine leckere Geruchs- und Geschmacksmischung aus dem Spitznamen Ribbeckscher Nationalspieler und einem der Premiumpartner der Nationalelf verströmt, selbst wenn alle anderen wieder vor der Glotze oder Leinwand hocken, selbst wenn es drinnen einfach zu heiß ist zum Laufen und der Pass sitzen muss: Konsequenz, meine Herren Spiel-um-den-dritten-Platz-Madigmacher.

Wer das Spiel überflüssig findet, schaltet gefälligst auch nicht ein.

Ich werde das kontrollieren!

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Alle Spiele um Platz 3 bei einer WM

Als kleiner Appetizer für heute Abend: Es gab da durchaus, logisch ja auch bei zwei unterlegenen Halbfinalteilnehmern, immer mal wieder sehr gute Paarungen auf dem Papier, die dann auch hielten, was sie versprachen. Zwar schaut sich wahrscheinlich kein Mensch der Welt ein Spiel um Platz 3 von 1962 noch einmal im Re-live an (außer mir), aber heute Abend kann immerhin noch Historisches passieren. Ein 4:0 gilt es zu überbieten. Oder die 9 Tore insgesamt aus der Niederlage gegen Frankreich von 1958.

Noch nie gab es übrigens ein Elfmeterschießen im Spiel um Platz 3.

Swynestygä.

1930 kein Spiel um Platz 3
1934 Deutschland – Österreich 3:2
1938 Brasilien – Schweden 4:2
1950 kein Spiel um Platz 3
1954 Österreich – Uruguay 3:1
1958 Frankreich – Deutschland 6:3
1962 Chile – Jugoslawien 1:0
1966 Portugal – UdSSR 2:1
1970 Deutschland – Uruguay 1:0
1974 Polen – Brasilien 1:0
1978 Brasilien – Italien 2:1
1982 Polen – Frankreich 3:2
1986 Frankreich – Belgien 4:2 n. V.
1990 Italien – England 2:1
1994 Schweden – Bulgarien 4:0
1998 Kroatien – Niederlande 2:1
2002 Türkei – Südkorea 3:2
2006 Deutschland – Portugal 3:1
2010 Deutschland – Uruguay 3:2

Rekord-Dritter bei einer WM, ganz zufällig: Deutschland, wie diese Auflistung der Häufigkeiten von dritten Plätzen zeigt.

1. Deutschland 4
2. Frankreich 2
Brasilien 2
Polen 2
Schweden* 2
6. Chile 1
Österreich 1
Portugal 1
Italien 1
Kroatien 1
Türkei 1

(* Schweden erreichte auch 1950 den dritten Platz, als es kein Spiel um den dritten Platz, sondern eine Finalrunde mit 4 Teams gab.)

Noch dazu Deutschland heute mit der Chance, den Vorsprung auszubauen. Ein Rekord, auf den man wahrlich gerne verzichten würde. Wahlweise eintauschen gegen eine handgefertigte rostbraune Stehlampe aus Ostfriesland.

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Wenn vollschlanke Frauen keine Arien mehr trällern

Für alle, die sich gewundert haben, warum hier während der WM so wenig los war: Ich war natürlich in Südafrika während der gesamten Zeit und habe alle möglichen Facetten des Turniers aus nächster Nähe verfolgt, weshalb kaum Zeit zum Schreiben blieb. Insbesondere die deutsche Mannschaft und ihren Aufstieg habe ich begleitet — und heutigen Fall. Zufällig war ich dann sogar heute im deutschen Fernsehen zu sehen. Das sehr kleine Mädchen im Deutschlandtrikot, welches in der Nachbesprechung der Partie in der ARD für längere Zeit groß im Bild war, das hemmungslos weinte, so untröstlich, dass es selbst Günter Netzer aufrichtig entfuhr: „Ach Gott, das tut mir jetzt aber leid.“

Das war ich.

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WM-Viertelfinale Niederlande – Brasilien (1994)

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, dass Brasilien das gesamte Turnier 1994 lang ermüdend, quälend und unansehnlich gespielt habe, war die Partie im Viertelfinale gegen die Niederlande ein echter Leckerbissen, wie es ihn selten bei WM und überhaupt gibt. Und das nicht allein wegen der 5 in dieser Partie insgesamt erzielten Tore. Sondern auch wegen des Spielverlaufs und insbesondere wegen des attraktiven Fußballs, den die beiden Teams darboten.

Ich sah die Partie damals bei Bekannten in Venlo. Der Hausherr, eine Generation älter als ich, interessierte sich sonst kaum für Fußball, war ein typischer „Nur-WM-Gucker“, was in den Niederlanden ja wahrscheinlich eher selten ist. Dennoch war er nach Abpfiff und diesem Spielverlauf so blass und relativ unansprechbar, dass der Besuchsaufenthalt schnell nach Abpfiff beendet war.

Man kann das ja auch nicht so richtig nachfühlen, wenn „man“ schon drei Mal Weltmeister ist und es nur vier Jahre zuvor vollkommen bewusst erlebt hatte, wie es ist, Weltmeister zu werden. Man kann es dann nicht so richtig nachfühlen, wie das als Niederländer sein muss, wenn man schon wieder scheitert und schon wieder mit gutem Fußball scheitert.

Was ein bisschen Angst macht für die heutige Partie. Denn dort treffen weder die Niederlande von 1998 noch die Niederlande von 1974 noch Brasilien von 1982 noch Brasilien von 1958 aufeinander, sondern zwei äußerst pragmatisch orientierte Teams, die endlich ihre Stärken und Schwächen so ausbalancieren wollen, dass es mal (bzw. wieder) zu einem Titel reicht.

Auf dem Papier ein Knüller. Aber das sind Paarungen wie HSV — Bayern oder Stuttgart — Dortmund meist auch. Und langweilen dann doch viel zu oft. Ein solcher Verlauf wäre bei dieser WM auch keine Überraschung. Aber traurig wäre es, erwartet man doch von Brasilien — Niederlande nahezu genialen Fußball.

Naja, wahrscheinlich zu viel verlangt von modernen Nationalmannschaften, die kaum noch Zeit haben, etwas einzustudieren.

Hier die Partie von 1994, leider ist das Video nicht von bester optischer Qualität, die Partie damals war es aber. Und die Blässe im Gesicht des niederländischen Hausherrn dann später auch. 1-A-Blässe.

2:2 nach 0:2-Rückstand und dann doch noch vor dem Erreichen einer möglichen Verlängerung verloren. Das kannten die Deutschen, dünkt mir, von 1986.



Bei Brasilien übrigens damals in der Startelf: ein gewisser Carlos Dunga.

PS: Immer noch extrem abturnend, der Torjubel der Brasilianer nach dem 2:0. Da fing das wohl alles an?

PPS: Die Partie bei fussballdaten.de.

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„Total geil“

Hat nix mit Fußball zu tun, ist trotzdem unerträglich: KMH schmachtet Oliver Kahn an, als ob es kein Morgen bzw. kein Bett gäbe. Dabei landen sie nach der Sendung vielleicht, man weiß es nicht, doch genau da (weiß man aber nicht, könnte auch nicht sein). Und das wiederum verleidet mir den Spaß, der ohnehin im ZDF schon klein ist, daran, Fußball zu schauen. Ist es schon ein Skandal, dass das ZDF Werbung für die von Oliver Kahns Management betriebene Seite „fanorakel.de“ macht, indem es diese Tupperdose namens Fanreporter stetig deren Umfrage-Ergebnisse als „Sicht der Fans“ verkaufen lässt, nicht ohne die URL zu nennen, ist das Gebalze von KMH schier unerträglich. Wie sie ständig bei überhaupt nicht amüsanten Fragen kichert oder aber ihren Duz-Freund Oliver Kahn bezirzt, hat mit seriöser Fußball-Berichterstattung nichts mehr zu tun. Man darf sich ja gerne verlieben, sowas kommt vor und ist abgesehen vom extraterrestiellen Geisteszustand der Beteiligten auch eher schön zu nennen, hat aber in einer von mir und Euch allen bezahlten Sendung nichts zu suchen.

Wenn ich balzende Paare sehen will, gehe ich im Frühling in den Stadtpark. Ich will aber etwas über Fußball und die gesehenen Spiele erfahren.

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