Zum Inhalt springen

Schlagwort: Bastian Schweinsteiger

Wortmann. Ein Schlummerlied

Hatte ich ursprünglich noch ein wenig Angst verspürt, mir das Wiedererleben des Halbfinalaus bei der WM anzutun, muss ich jetzt zugeben, dass alle Angst völlig unbegründet war.

Der Film von Wortmann, den ich gestern Abend erst sah, versprüht ungefähr so viel Emotionalität und bewirkt Anteilnahme wie die Aufkleber auf den Mülleimern der Stadt, die darum bitten, Abfall doch bitte dorthinein zu werfen.

Die ersten 50-60 Minuten plätschern so dahin; man fragt sich, warum es je eine Diskussion über ein paar offensichtlich angebrachte Fitnessübungen gegeben haben kann und muss gleichzeitig konstatieren, dass es in deutschen Medienlanden immer noch ziemlich einfach ist, einen Aufhänger zu finden, um sich über irgendetwas lustig zu machen. Sicher, es gibt wohl keine Großstadt in Deutschland, in der nicht eine Kneipe namens „Oberbayern“ steht, und trotzdem existiert die Republik noch.

Die ersten 50-60 Minuten plätschern so dahin und Neues erfährt man überhaupt nichts. Könnte daran liegen, dass ich dummerweise vor dem Kinogang bereits den Trailer zum Film sah, der eigentlich alles Wesentliche erzählt: Arne Friedrich hat Geburtstag, Lukas Podolski kann weder sprechen noch einen klaren Gedanken äußern (was aber als Fußball-Stürmer auch selten förderlich war, siehe Uwe Seeler, Gerd Müller oder Fritz Walter, der Jüngere), Schweinsteiger ist der legitime Nachfolger Sepp Maiers in der Nationalmannschaft und „Metze“lder war nicht beim Bund. So weit, so langweilig.

Gegen Ende der Dokumentation nimmt das Ganze dann doch noch mal Fahrt auf, was aber auch nur daran liegt, dass durch den Charakter der Playoff-Spiele jederzeit das Aus droht. Das kommt bekanntlicherweise auch irgendwann. Einzig wirklich prägnante Szene ist jene, in der vor Einlauf der deutschen und der italienischen Mannschaft ins Westfalenstadion ein paar deutsche Spieler auf ihre Gegner gemünzt rufen: „Die haben Angst! Die haben Angst!“, was eine sonore Stimme eines italienischen Betreuers auf deutsch mit den Worten „Wir haben keine Angst.“ beantwortet. Daraufhin schaut Philipp Lahm völlig verstört in Richtung Kamera, bevor er ins Stadion einläuft. Ich möchte den Film nicht auf diese eine Szene reduzieren, es gab sicher noch mehr Atmosphärisches zu sehen: Frings im Bild nach seiner Sperre, die Diskussion der Frage, ob Berlin oder Stuttgart richtig seien, um sich von den Fans zu verabschieden (neben Lehmanns Widerworten in der Halbzeit des Italien-Spiels übrigens der einzige Moment, in dem der Film mal wenigstens einen Funken Authentizität vermittelt), der jubelnde Andy Köpke nach dem 1:0 gegen Polen, Borowski, wie er von seinen Gefühlen beim Fußballspielen in großen Stadien spricht.

Schließlich und endlich aber sieht man hier das Leid eines Fußballprofis ausgedehnt auf 110 Minuten: Langeweile, Langeweile, Langeweile. Ein bißchen Fußball spielen, sich bejubeln lassen, das auch mal genießen. Dann wieder Langeweile, Langeweile, Langeweile. Warum es Oliver Bierhoff so wichtig war, dass die Jungs auch mal „von ihren Zimmern runter kommen“, nur um dann so hochtrabende Dinge zu tun wie Playstation zu spielen, zu darten oder Bogenschießen zu üben, hat sich mir nicht erschlossen. Teamgeist bilden, klar. Aber muss man dafür unbedingt drei überdachte Zelte in einem Hotelgarten aufstellen? Okay, das war früher anders. 1974 — und somit vier nicht nur gefühlte, sondern echte Dekaden vor der WM 2006 — mussten die Spieler noch in einer Art Internierungslager hocken, in dem es außer Strom und fließendem Wasser keine Annehmlichkeiten gab.

Inzwischen ist man weiter mit der Psychologie, deshalb ist Derartiges nicht mehr sinnvoll. Warum ich aber extra ins Kino gehen muss, um Oliver Bierhoff über Playstation-Zock-Möglichkeiten dozieren zu hören, oder um Angela Merkel ein miserabel ausgesprochenes und miserabel passendes „Good Luck!“, welches Podolski („Translator, Translator!“) eh nicht verstanden haben kann, wünschen zu hören, weiß ich leider nicht. Negativ übertroffen wird das Ganze nur noch von Horst Köhlers grinsender Visage, mit der er nach dem Halbfinalaus durch die deutsche Kabine schlurcht und alle Spieler beglückwunscht. Dieser Mann macht aber auch wirklich alles falsch, was man falsch machen kann, insofern — da ich dieses Urteil schon vorher gefällt hatte — auch nichts Neues.

Von der viel zitierten guruhaften Einpeitscherei sehe ich ebenfalls nichts. Auch nicht davon, dass sich ein Jürgen Klinsmann (schrob ich gerade „ein Jürgen Klinsmann“? Schriftführer, bitte streichen sie das „ein“) nach seiner einen WM als Teamchef schon verbraucht haben könnte. Weder ist Klinsmann ein begnadeter Rhetoriker, den die Massen sofort auf den Diktatorenstuhl heben würden, wenn er seine Künste in den diversen Bierkellern dieser Stadt ausübte, noch ist das, was er da so schwadroniert, für eine Fußballkabine so ungewöhnlich, dass man diesen Sermon nicht noch länger hören könnte — zumindest als Fußballer in dieser Kabine. Als Zuschauer möchte man das natürlich nicht länger ertragen, weil es schon irgendwie peinlich wirkt. Nichtsdestotrotz redet man doch so schon seit jeher in Fußballerkabinen: Dass man konzentriert sein soll, diszipliniert, aber gleichzeitig auch aggressiv und in letzter Konsequenz den „Gegner weghauen“ soll. Was ist daran neu? Was ist daran Guru-haft?

Dass Klinsmanns Methoden neu sind, sonst wäre ein Bernd Schneider nicht noch Monate nach der WM vollkommen angefixt und in Bestform, ist unbestritten, wird aber im Film — gesehen im Oktober 2006 — nicht mehr deutlich. Darin liegt wohl Klinsmanns Verdienst: Dass man Besprechungen des Gegners durch Urs Siegenthaler, Taktikbesprechungen mit Jogi Löw, Fitnesstrainings mit Mark Verstegen und für gute Laune sorgende Spielerfrauen und Geburtstagsfeiern als selbstverständlich hinnimmt.

Es ist einfach ermüdend, dass die wenigen Spielszenen und die noch wenigeren Fanszenen nicht dazu geneigt sind, den Zuschauer mitzunehmen; dass das Ganze eben nur ein Dokumentar- und kein Spielfilm ist. Ich bin selbst schuld, ich hatte das „Dokumentar-“ irgendwie aus meinen Erwartungen gestrichen.

In erster Linie macht der Film klar, wie rückständig Rudi Völler und Erich Ribbeck waren. Somit dann doch sehenswert: als Zeitdokument. Beim nächsten Film, der mir glorreiche Einsichten in Fußballerkabinen und in den Teamzusammenhalt verspricht, warte ich aber auf den Sendetermin im Fernsehen.

5 Kommentare

I werd narrisch (Schweinsteiger schon wieder)

Ja, Herrgottnochemal! Jetzt ist aber mal langsam gut. Den Teufel werd ich tun. Da kann er noch so oft ins Tor treffen, ich kapituliere nicht. Schweinsteiger ist inzwischen ein guter Fernschütze, ja, wenn man ehrlich ist, muss man sogar ein „sehr“ zwischem dem „ein“ und dem „guter“ einfügen.

Aber man darf doch die Zahl der Fehlversuche nicht aus den Augen lassen.

wimmert ein nun vollends Lügen gestrafter Trainer Baade in seinem Blog.

Aus 30 Metern trifft Schweinsteiger heute in Lissabon gegen das dortige Sporting in der Champions League. Damit erzielt er das nicht-mehr-zählbarste Weitschusstor seit der WM. Und unterbietet die übliche Fehlquote für Treffer aus großer Distanz in enormem Ausmaß.

Vielleicht, ganz vielleicht ist es aber einfach nur ein statistischer Zufall, ein sog. Ausreißer. Wir werden das weiter im Auge behalten.

[Nachtrag nach seiner Gelb-Roten Karte: Zumindest im nächsten Champions-League-Spiel wird er kein Weitschusstor erzielen. Allerdings wird er quotenschonenderweise auch nicht am Tor vorbei schießen können.]

1 Kommentar

Bei zahlreichen Distanzschüssen

Angesichts dieses meines Beitrags muss ich die Einzelkritik von Sport1 zum Länderspiel gegen Georgien einfach zitieren:

Bastian Schweinsteiger: Neben Ballack bester deutscher Akteur. Immer anspielbar, übernahm in der Offensive häufig den Spielaufbau, scheiterte zudem bei zahlreichen Distanzschüssen (28., 53., 55.). Dafür aus 30 Metern erfolgreich zum 1:0 (24., zwölftes Länderspieltor) und mit der Vorlage zu Ballacks 2:0 (66.).

2 Kommentare

Die viel zitierten Tomaten

Die BLZ schreibt über Bastian Schweinsteiger:

„Außerdem verfügt er über die seltene Gabe, mit seinen Schüssen fast immer das Tor zu treffen.“

Da hat wohl jemand ein anderes Spiel gesehen als ich. Nur weil er gegen Portugal zweieinhalb Mal und gegen San Marino ein Mal aus der Distanz traf, verfügt er noch lange nicht über diese genannte Gabe. Was man dabei immer schön mitzählen muss, sind die Fehlversuche, die er dabei ebenfalls verbrät. Und diese Zahl ist gerade bei Schweinsteiger nicht klein. Ganz so arg wie bei der EM 2004 ist es nicht mehr, als er grundsätzlich jeden Ball, den er in der Nähe des gegnerischen Strafraums bekam, in die Wolken jagte, egal, wer sonst noch irgendwo freistand. Ja, er wird besser. Es trifft aber einfach (noch) nicht zu, dass Schweinsteiger ein präziser Fernschütze ist.

7 Kommentare

Bitte nicht Schweini!

Ich las letztens etwas davon, welche deutschen Nationalspieler Kandidaten für ein möglicherweise anstehendes Elfmeterschießen seien. Neben echten Versenk-Garanten wie Podolski, Ballack oder Frings fiel dabei auch der Name Schweinsteiger.

Ich kann nur inständig beten, dass Clinsfornia davon noch einmal Abstand nimmt. Schweinsteiger wird uns ins Verderben schießen. Er ist kein schlechter Fußballer, klar, er ist jung, deshalb sei ihm nachgesehen, dass er immer noch viel zu häufig keinen Überblick über die Spielsituation hat oder viel zu hastig (und vor allem unpräzise) abschließt.

Einen solchen Spieler darf man aber niemals bei einem WM-Elfmeterschießen als Schützen benennen. Dieser Bauernjunge wird uns das Weiterkommen kosten, sollte er unter den ersten fünf Schützen sein.

Bitte, Jürgen, nicht Schweini!

13 Kommentare

Nowotny mit Hexenschuß

:Kurz vor dem 0:1 im Spiel gegen Japan erlitt Jens Nowotny einen Hexenschuss, mitten auf dem Spielfeld des BayStadions. Anders ist es nicht zu erklären, wieso er fünf Meter von einem Gegenspieler entfernt stehend versucht, diesen abseits zu stellen, indem er zwei Meter nach vorne geht und dann stehen bleibt.

Das macht aber nix, denn so bleibt die Mannschaft der Clinsfornische Devise treu: vorne hui, hinten pfui. Ich wage es auch mal, mich zu der Behauptung zu versteifen versteigen, dass Oliver Kahn gestern „das Spiel ganz alleine verloren“ hätte. Er hätte bei diversen Szenen noch älter ausgesehen als er es mit seinem zerknautschten Gesicht ohnehin schon tut.

Interessant finde ich, dass man selbst mit einem halben Auge auf den Bildschirm sehend sofort Jens Nowotny am Laufstil erkennen kann. Er läuft wie ein altes C64-Sprite, bei denen die Animation noch nicht so ganz rund lief.

Ein anderer läuft etwas runder, es ist David Odonkor, der sich gleich in der ersten Szene seiner Länderspielkarriere eine Gelbe Karte wegen einer Schwalbe abholte. Das kommentierten Delling und Netzer jovial grinsend, als wäre das ein Lausbubenstreich. Ist es auch, aber nur so lange, bis Netzer wieder für die SportFOTO schreiben wird, in der er „den Verfall der Sitten“ beklagt angesichts der „Flut von Betrugsversuchen“. Wahlweise noch ergänzt durch „in England würde es das nicht geben“ und das ebenso obligatorische „zu meiner Zeit“. Hat jemand noch mehr Klischees?

Die Zuschauer scheinen wie immer nicht zu wissen, was sie wollen. Rufen mal Schmähungen und mal Lobpreisungen, gerade so, als wären sie von der Dummschwätzeritis befallen.

Die Zeitungen titeln irgendetwas von „Schweinsteiger rettet Deutschland“ oder „Pleite gerade noch abgewendet“, während ich ein Fußballspiel gesehen habe, in welchem eine Mannschaft zwei Tore schoß und dann die andere zwei Tore schoß. Von einer großen Pleite oder Blamage hab ich da nicht viel gesehen. Es ist nämlich fast immer so, dass, wenn ein Spiel nicht zu Null aus geht, erst die eine Mannschaft ein Tor schießt und dann die andere Mannschaft.

Das ist aber a) sehr schwer zu verstehen und nur den echten Fußballfachleuten einsichtig und b) auch nicht sehr auflagenfördernd, wenn man titelt „2:2 – ein normales Fußballspiel“ oder „Nach Japan trifft auch Deutschland“. Nun gut.

Steht Netzer eigentlich auf einem Höckerchen, wenn er neben Delling moderiert, so wie es früher Kanzler Schröder oft tat?

6 Kommentare

Bei der WM auf dem Sitzkissen

Es folgen die dieswöchigen Gewinner unseres Sitzkissengewinnspiels, denen wir natürlich herzlich gratulieren (ausnahmsweise haben wir mal 12 Gewinner gezogen):

Oliver Kahn, München

Timo Hildebrand, Stuttgart

Marcell Jansen, Mönchengladbach

Christoph Metzelder, Dortmund

Robert Huth, London

Thomas Hitzlsperger, Stuttgart

Bastian Schweinsteiger, München

Sebastian Kehl, Dortmund

David Odonkor, Dortmund

Gerald Asamoah, Gelsenkirchen

Oliver Neuville, Mönchengladbach

Mike Hanke, Wolfsburg

[photopress:kissen5_1_2.jpg,full,centered]

Ich hoffe, alle Gewinner (es sind auch keine Gewinnerinnen dabei diesmal) haben viel Freude an den Kissen und können sie gebrauchen. Über Fotos im Einsatz der Sitzkissen würden wir uns natürlich sehr freuen.

4 Kommentare

Schlitten fahren

Endlich haben wir den Beweis. Bastian Schweinsteiger hat das Spiel gegen die USA manipulieren wollen. Wie dieses Bild zeigt, hat er mitten im Spiel so getan, als würde er Schlitten fahren und ließ seinen Gegenspieler laufen.

[photopress:DSC_2969.gif,full,centered]

Dass er aus Bayern stammt, darf da keine Ausrede sein. Er hätte mit den Amis Schlitten fahren sollen, aber so? Pfui.

Wenig später lässt er sich in Ballbesitz befindlich einfach fallen. Also, Bastian, offensichtlicher geht’s doch nicht! Glaubst Du, wir sind doof?

[photopress:DSC_3008_1.gif,full,centered]

5 Kommentare

Poldi und Schweini XL

Das hätte man sich vielleicht überlegen sollen, bevor die beiden in ein Formtief fallen. Vorher hing hier am Radisson in Hamburg ein 70m großer Michael Ballack. Der macht ein Traumtor nach dem anderen, während Poldi und Schweini überhaupt nicht mehr treffen. Tja. So kann’s gehen.

[Link leider tot.]
Zusammen sind die beiden 1.300 Quadratmeter groß. Das ist fast so viel, wie ich Tore in Pflichtspielen erzielte in meiner aktiven Karriere.

4 Kommentare

Aktentaschenakne

„Schnitzel, Schnitzel, immer nur Schnitzel“

Owen Hargreaves über seine Zeit im Jugendinternat bei Bayern München. Das erklärt auch Bastian Schweinsteigers Akne.

4 Kommentare