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Schlagwort: EM 2012

Sverige — Tyskland 3:5 – Die Evolution frisst ihre Kinder

I have a dream. Und der geht so: An einem vielleicht regnerischen Tag im Februar 2014 wird Jogi Löw einen Termin in London haben. Er wird seinem Gesprächspartner mitteilen, dass er weiterhin voll auf ihn setzt. Dieser aber leider nicht mitfährt zur WM, zumindest nicht im 23er-Kader, aber für den Fall der Fälle solle er sich bereithalten. Später werden beide Beteiligten der Presse das genaue Gegenteil darüber erzählen, was denn nun Inhalt des Gesprächs gewesen sei. Der so Besprochene wird aber nicht im Flieger nach Brasilien sitzen, was der entscheidende Punkt dieses Traums ist.

Tja, schade, dass das nur ein Traum bleiben wird, aber was man angesichts der mit ordentlich Teufelspepperoni gefüllten Ladungen an Offensivpower mit durchdachten, kreativen und handlungsschnellen Szenen gestern in der Partie gegen Schweden noch mit Lukas Podolski bei einer WM möchte, wo die Besten der Besten eines Landes zusammengerufen werden, wird auf immer Jogi Löws Geheimnis bleiben. Die Defensivstärke im Vergleich zu den ihn nun überflügelt habenden Spielern kann es bei Podolski kaum sein, denn die müsste man immer noch mit der Lupe suchen.

Ansonsten bot die Partie genau das, was man von ihr erwartete. Einen immer wieder zum Patzer und dann zur patzigen Reaktion neigenden Manuel Neuer, der immerhin dann doch mal nach knapp 160 Minuten gegen Schweden einen dieser Bälle zu fassen bekam, die man ihm ständig aufs und dann ins Tor hämmerte. Eine Defensive, die löchrig genug ist, auch gegen Fußballgroßmächte wie Paraguay, die USA oder die Schweiz 3 Tore und mehr zu kassieren, zeigte wieder einmal ihre lachende Fratze. Lachend für Produzenten von Tornetzen, denn die spielten gleich 8x die ihnen zugedachte Rolle.

8x, das bedeutet auch, dass der Ball 5x in des Gegners Tor landete und es war der große Jannik Sorgatz, der letztens darauf hinwies, dass die DFB-Auswahl damit 9 Partien in Folge mindestens 3 Tore erzielt hat. Oliver Fritsch argumentierte in der Zeit, dass zu viele Tore dem Fußball nicht gut täten und auch Bastian Schweinsteiger äußerte sich nach seinem Jubiläumsspiel, dass ihm ein 2:0 deutlich lieber als ein 5:3 sei, denn dieses sei ein „schlechtes Ergebnis“. Erinnerungen wurden wach an das 4:2 gegen Griechenland im Viertelfinale der EM, als sich kaum jemand an den 2 Gegentoren der Griechen störte, welche doch für gewöhnlich nur 1 Tor pro Partie erzielen und diesen Wert mal eben gegen Deutschland verdoppeln konnten. Denn vorne rappelte es ständig im, Entschuldigung, in den Tornetzen und dann lässt man auch schon mal fünfe gerade sein.

Wie erwartet also die Rückkehr zu einer schwachen Defensivleistung, die auch nicht damit zurecht gerückt werden kann, dass die Schweden in der ersten Halbzeit nur 2x aufs Tor schießen. Was ja fast so klingen sollte, als seien das 2 Sonntagsschüsse gewesen, die so nicht in anderen Partien wieder passieren könnten. Erstens waren diese Tore glänzend herausgespielt und dann doch wieder so einfach, wie es eben ist, die deutsche Abwehr auszuspielen. Und zweitens zeigt die Vergangenheit ja, dass es eben nicht ein mal im Jahr vorkommende Sonntagsschüsse sind, die zu deutschen Gegentoren führen, sondern dass es wieder und wieder möglich ist selbst für die Nr. 50 der Weltrangliste, zwei, drei Tore zu erzielen. Wie erwartet, eben, und das sogar ohne Ibrahimovic.

Was man nicht erwarten kann, ist dass man beim Zuschauen auf einmal ein Gottesteilchen entdeckt. Aufgeblitzt war es in jener Szene, die zum 4:2 durch André Schürrle führte, als schon der durch eine blitzschnelle Drehung gewonnene Zweikampf auf der linken Außenbahn in Höhe der Mittellinie deutlich schrie, dass nun etwas sehr Besonderes passieren würde. Während man einigermaßen eingelullt von den vielen Toren vor dem Fernseher sitzt, plötzlich dieser Moment, an dem der Fernseher zu einem Medium des Lebens wird, sich die Schönheit des Spiels eröffnete und beinahe, für einen Moment jedenfalls, die Seele rein machte und eine Ahnung vom Gefühl der Erfüllung bescherte.

Zum Glück wird man von den Menschen beim ZDF, die dieses Spiel begleiten, immer sofort in die Realität zurückgeholt. Da spricht ein vermeintlicher Experte zum ersten Mal in seinem Leben selbstironisch davon, dass es ja auch viel „Druck“ gegeben habe, Applaus, Applaus, es gibt noch Hoffnung, da macht er diese Hoffnung im selben Moment zunichte, als er sich jeglicher Diskussion der anderen gesehenen Partien entzieht und stattdessen ständig über seine Erinnerungen von anno dazumal schwadroniert, deren Kontext zur Gegenwart man selbst mit jener Lupe, die Podolskis Defensivstärken sichtbar macht, nicht findet. In Moldawien habe er mal gespielt, das Publikum war gegen ihn, der Platz ein Unding, ja, Opa, jetzt iss auf und stell Dich neben den Franz. Was es über die anderen Mannschaften bei der WM alles zu sagen gegeben hätte — wer weiß das schon? Ein Zuschauer des ZDF jedenfalls nicht.

So frisst die Evolution ihre Kinder, Bastian Schweinsteiger wirkt schon wie ein alter Mann vor seinem letzten Turnier, dabei hat er die 30 Lenze noch gar nicht erreicht, und Oliver Kahn wirkt wie ein Fußballkommentator aus den 1990ern, als genau solche Dönekes schon ausreichten, um den Vertrag verlängert zu bekommen. So wie Podolski nicht mehr in diese Zeit passt, zu wenig handlungsschnell, zu wenig variabel, so passt auch Oliver Kahn nicht mehr in diese Zeit. Für Geschichten von damals gibt es hinten in der 11Freunde eine Rubrik, ein Interview alle paar Jahre mal sollte für Kahn dann ausreichen. Ansonsten gilt für ihn genauso wie für die Generation Podolski: Platz machen, die Evolution hat sie überholt. Zum Glück.

Und dann waren da noch die herrlichen Einlaufkinder, die dem ganzen Popanz, den der Fußball und die Menschen sich ausgedacht haben, eine schöne lange Nase zeigten. Nationalhymnen, bei denen man andächtig stehen muss, deren Text man mitsingen muss und Spot und TV-Kamera auf die modernen Gladiatoren gerichtet, die zu Helden überhöht werden — alles wunderbar karikiert von zappelnden, in der Nase bohrenden, sich ständig umdrehenden oder ihr Bäuchlein tätschelnden Einlaufkindern. Sollte man öfter machen, diese besonderen Kinder in den Vordergrund zu holen — ohne sie dabei dem Voyeurismus auszuliefern, falls das möglich ist.

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Alle Sieger der Wahl zum „Sportbloggerbeitrag des Jahres“

Die vierte Ausgabe dieser vom Sportbloggernetzwerk durchgeführten Wahl ist zu Ende. Jedes dieser vier Male gewann ein Beitrag eines anderen Blogs — und nachdem im letzten Jahr zum ersten Mal ein Video gewann, besteht der diesmalige Sieger aus einem reinen Audiobeitrag. Zum dritten Mal bei vier Wahlen siegte ein Fußballbeitrag, denn Klaas Reese und Simon Kamphans beschäftigten sich in ihrem auf Reeses Sportkultur veröffentlichten Werk mit den Tweets zum Finale der EM 2012.

2007 direkter freistoss „Ein Trainer, der nichts zu gewinnen hat“
2010 Racingblog „Formel 1 – Die Sache mit dem Überholen“
2011 Blog-G „1000 Meisterwerke“
2012 Reeses Sportkultur „#finale – Quelle: Fremdmaterial“

Die genauen Abstimmungsergebnisse dieses Jahres hält Fokus Fussball für uns bereit. Nach fast 4.000 Kilometern Rennstrecke trennten den ersten und zweiten am Ende gerade mal 4 Sekunden. So ähnlich sieht das Ergebnis jedenfalls aus, welches man hier findet. Glückwunsch an die beiden Macher, wahrlich eine Komposition der Extraklasse. Dazu den Dank an Fokus Fussball fürs Gastgebersein dieser Wahl.

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Das total ver-tango-te Trainer-Baade-Tippspiel zur EM

Dank Robert, einem Spielplangestalter der Extraklasse, der unter Liga Parkdrei bloggt, existiert ein schickes Plugin für Blogs, mit dem man ein Tippspiel auf der eigenen Seite durchführen kann und keinen Fremdanbieter nutzen muss. Deshalb erleben wir heute eine nette Premiere:

Das erste offizielle Trainer-Baade-Tippspiel zur EM.

Keine Bonusfragen, keine Sperenzken: just tipp it!

Und Tippspiele veranstalten kann ja jeder — echte Preise fürs Gewinnspiel anbieten nicht. Hier gibt es Folgendes zu gewinnen:

  • 1x Münchner Bande — Eine Hooligan-Story
  • 1x Unnützes Fußballwissen NEON
  • 1x 111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss

Die ersten drei gewinnen je ein Buch, wobei es so abläuft, dass der oder die Erste sich zuerst aussuchen darf, welches der drei Bücher er oder sie zugeschickt bekommen möchte. Der Zweite erhält das Recht, als Zweiter zu wählen und der Drittplatzierte dieses possierlichen Tippspiels darf mit dem dritten Buch Vorlieb nehmen.



Beim Tippspiel erhält man 3 Punkte für ein korrektes Ergebnis, 2 Punkte für den richtigen Torabstand und 1 Punkt für die richtige Tendenz. Bei Punktgleichstand entscheidet das Los. Keine Zusatz- oder Bonusfragen. It’s as easy as 1-2-3!!!

Allerdings muss man sich für eine Teilnahme mit (s)einer Emailadresse anmelden, deshalb gibt es jetzt rechts oben diese Login-Box. Allerdings erst auf der Tippspielseite registrieren. Dann Mail checken. Dann Einloggen, jetzt und in Zukunft über die Box rechts oben. Die Anmeldung ist nicht nur für den Zugriff auf die eigenen Tipps nötig, sondern auch, um im Gewinnfalle informiert werden zu können.

Trainer Baade verspricht hoch und heilig, dass mit diesen Emailadressen nichts, aber auch gar nichts anderes passiert als den Zugang zum Tippspiel für ihre Besitzer zu ermöglichen sowie eine Benachrichtung im Gewinnfalle. Da das Blog hier nicht fremdgehostet wird, hat niemand außer mir Zugriff auf die Emailadressen, welche nach Beendigung des Tippspiels nach dem 1. Juli wieder gelöscht werden.

Zur Teilnahme am total ver-tango-ten, weil von den Preisen her so fußballaffinen Tippspiel bitte hier entlang zu dieser Seite zum Tippspiel zur EM 2012.

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„Deutschland“ ist Rekord-Alles bei Europameisterschaften

Die Europameisterschaft ist — rein subjektiv — noch zerfahrener und unvergleichbarer im Laufe ihrer Evolution geworden als die Weltmeisterschaft, weshalb die folgenden Zahlen mächtig hinken.

Von 1960 bis 1976 waren nur 4 Mannschaften fürs Endturnier qualifiziert, von 1980 bis 1992 8 und seit 1996 16 Nationen, von denen es seit dem Zerfall Jugoslawiens und der Sowjetunion deutlich mehr gibt als zu jenen Zeiten, in denen man den „Europapokal der Nationen“ aus der Taufe hob. Und dennoch ist man gerne so frei und wirft das alles in einen Topf. Wenn man dieser Suppe dann beim Köcheln zusieht, taucht eine Nation besonders häufig aus dem Wust von europäischen Ländern auf: Deutschland.

Kein Zufall, ist Deutschland doch Rekord-Alles bei Europameisterschaften (außer Rekord-Gastgeber).

Teilnahmen
Deutschland 11x (1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Russland/UdSSR 10x (1960, 1964, 1968, 1972, 1988, 1992, 1996, 2004, 2008, 2012)
Spanien 9x (1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Holland 9x (1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Italien 8x (1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
England 8x (1968, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Dänemark 8x (1964, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012)
Frankreich 8x (1960, 1984, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)
Tschechien/ČSSR 8x (1960, 1976, 1980, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012)

Titel
Deutschland 3x (1972, 1980, 1996)
Spanien 2x (1964, 2008)
Frankreich 2x (1984, 2000)
UdSSR 1x (1960)
Italien 1x (1968)
Griechenland 1x (2004)
Dänemark 1x (1992)
Holland 1x (1988)
ČSSR 1x (1976)

Vize
Deutschland 3x (1976, 1992, 2008)
UdSSR 3x (1964, 1972, 1988)
Tschechien/ČSSR 2x (1968, 1996)
Portugal 1x (2004)
Spanien 1x (1984
Italien 1x (2000)
Belgien 1x (1980)
Jugoslawien 1x (1960)

Gastgeber
2x Frankreich
2x Italien
2x Belgien
je 1x alle übrigen Gastgeber

Gastgeber, der den Titel gewann
1x Spanien (1964)
1x Italien (1968)
1x Frankreich (1984)

Überraschend, dass Russland die zweithäufigsten Teilnahmen aufweist, noch vor Italien oder Spanien. Bei Frankreich und England überrascht das hingegen nicht, hatten doch beide Ländermannschaften ausgesprochene Schwächeperioden in den Jahren seit der Einführung der EM. Angesichts der Zahl der Teilnahmen dann nicht mehr ganz so überraschend, dass Russland/die UdSSR Co-Rekordvize bei Europameisterschaften ist.

Gut möglich also, dass sich in allen Rubriken etwas verändert. Frankreich und Spanien könnten bei Titeln zu Deutschland aufschließen, alle Teams mit bislang 1 Titel (die alle für die EM 2012 qualifiziert sind) ihrerseits zu Spanien und Frankreich. Dazu könnte Russland Deutschland als Rekordvize ablösen oder Tschechien zu den beiden Führenden aufschließen.

Im Bereich Gastgeber wird Frankreich mit seiner EM 2016 die alleinige Führung in dieser Liste übernehmen. England hat also überhaupt erst 2 Turniere (1x WM, 1x EM) ausgetragen, Schottland, Nordirland, Wales noch gar keines der großen Turniere. Ganz schön mager dafür, diesen Sport in jüngerer Zeit erfunden zu haben.

(Lesen Sie auch: Alle EM-Finals seit 1960, denn da erfahren Sie, wie ein typisches EM-Finale endet.)

Highlight bei den Fun Facts: Verteidigt hat ein Europameister seinen Titel noch nie.

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Svizra — Germania 5:3

Eigentlich gelten keine blöden Ausreden, nur weil eine Partie etwas anders verlief als sonst. In diesem Fall aber muss der Spielbericht zum 5:3 der Eidgenossen ausfallen, weil der Autor sich nicht daran erinnern konnte, wann die deutsche Nationalmannschaft zum letzten Mal einen Doppelschlag hinnehmen musste, wie in dieser Partie zum Spielstand von 0:2.

Daraufhin musste der Autor zum Abkühlen des Gemütes erstmal kurzzeitig die Lokalität — vollgestopft mit ingesamt 3 (!) Besuchern, wo sich noch eine Woche zuvor über 100 diverse Körperteile aneinanderrammten, ein Eventfan geht eben nicht zu einem Testspiel — verlassen, weshalb der Faden der Partie im Auge des Betrachters völlig verloren ging und nie mehr aufgenommen werden konnte. Dazu die vielfachen Personalwechsel, kein Spielfluss, zumindest nicht von den Grünen, Stückwerk allerorten. Und weil man über Stückwerk nur in ebensolchem berichten könnte, fällt dieser Spielbericht also aus.

Wie auch jegliche Form von Hochstimmung in Bezug auf die Chancen der Deutschen bei diesem EM-Turnier seit dieser Partie ausfällt, auch wenn das nicht mal der B-Anzug war, sondern nur Teile des B-Anzugs mit Flicken zusammengenäht. Wenn man so stolze Serien hat wie „seit 1956 nicht mehr gegen die Schweiz verloren“, dann ärgert es den Serien-Nerd maßlos (und er weiß, dass es tatsächlich maßlos ist), wenn diese Serie nur wegen irgendwelcher Testspiel-Anforderungen sinnlos auf dem Altar der nicht vorhandenen Testsspielerkenntnisse geopfert wird.

Wissen diese Leute eigentlich, wie lange 1956 her ist? Unverantwortlich! Und wenn man schon so mit einer solchen Serie umgeht: Warum testete man nicht gleich gegen Ägypten oder gegen Algerien? Gegen beide hat man nämlich noch nie gewonnen, da hätte man also mal etwas für die Bilanzen tun können. Stattdessen dieses nutzlose Muster ohne Wert, Serie zerstört, und wir erinnern uns, woran das eigentlich lag: Daran, dass Arjen Robben bei der WM 2010 eingesetzt wurde, obwohl er möglicherweise schon angeschlagen war.

Zu dieser Entschädigungspartie pilgerten doch tatsächlich 33.000 Zuschauer und das ÖR übertrug diese Partie auch noch. Da könnte man sich gleich weiter in Rage schreiben, aber das liest sich nicht so gut, deshalb ist jetzt hier Schluss.

Seit 2008 nicht mehr gegen die Schweiz gewonnen.

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Zweite Plätze, die Freude bereiten

Ob’s eine Freude ist oder eine Pein, Zweiter zu werden, hängt immer von den Erwartungen im Vorfeld ab. Da wir in diesem Fall nichts davon wussten, dass es eine derartige Wertung geben würde, hatten wir auch keine Erwartungen. Und aus dem Nichts heraus einen zweiten Platz zu belegen, macht natürlich außerordentlich Spaß.

Das Magazin juiced hat die besten pdf-Spielpläne zur EM zusammengestellt und wir, Fortuna München und meine Wenigkeit, liefen dabei auf dem zweiten Platz ein. Wie süß so ein Erfolg doch schmecken kann.

Die dort vergebenen Attribute zu unserem EM-Spielplan: Tintensparend und übersichtlich, trotzdem in einem gewissen Schick — das finden wir selbst auch.

Also hier gleich noch mal zum Download des EM-Spielplans zum Ausdrucken. Wird Zeit, schon mal über die eigenen Tipps nachzudenken, auch wenn die endgültigen Kader noch gar nicht feststehen.

(PS: Wer Spielpläne lieber online nutzt, schaut beim Königsblog nach dessen EM 2012-Google-Kalender.)

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Live aus Rastatt: Jogi Löw spricht zur Lage in Europa

[liveblog]

Die Bekanntgabe des vorläufigen EM-Kaders wird sicher wieder standesgemäß zelebriert werden. Und dieses Zelebrieren interessiert uns fast noch ein bisschen mehr als der vorläufige Kader, welcher schließlich nur vorläufig ist. Wollen wir hoffen, dass alle Streams halten, sonst ist Essig mit livebloggen. Ansonsten aber sind wir sehr gespannt, welchen Odonkor Jogi Löw heute für uns bereit hält.

Gleich zu Beginn sehen wir neben der Bühne zwei Autos. Ah, daher weht der Wind. Man befindet sich im Werk eines Autoherstellers, wie die Dame zur Einleitung feststellt.

Sie nennt Andy Köpke allerdings „Ändy“.

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Gewinnspiel: Mit Coke zur EM — 2 Tickets samt Flug gewinnen

[Update] Eine Entscheidung ist schon gefallen: Es wird das Spiel gegen Dänemark sein, am 17. Juni 2012.

So, ein ganz besonders schöner Beitrag für die Kategorie „EM 2012 — Noch ist Polen nicht verloren“, jedenfalls aus Sicht des späteren Gewinners.

Entweder Ihr wohnt schon in relativer Nähe zum Flughafen Köln — oder Ihr seid so gierig auf die EM, dass Ihr auch eine Anreise zum Kölner Flughafen in Kauf nähmet. Hin- und Rückflug zum Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark in Lemberg (Lwiw) sind inklusive, solche 2 Tickets könnt Ihr hier bei Trainer Baade in Kooperation mit Coke gewinnen (und Ihr dürft drei Mal raten, wer dabei die Tickets stiftet.)

Schluss des Gewinnspiels — endlich einmal also mit echten Preisen — ist Dienstag, der 17.4. um 12h High Noon mitteleuropäischer Sommerzeit.

Von seitens Coke wünscht man sich, dass Ihr Euch als total verrückte Fans verkleidet, denn das Motto von Coke zur Euro 2012 ist „Fanfieber“.

Das möchte ich Euch nun nicht aufdrücken, denn die Hürde, ein Foto einzusenden, erscheint mir dann doch etwas hoch.

Machen wir es also wie bei den vielen Gewinnspielen ohne Gewinn, die es hier auf der Seite schon gab, die Älteren werden sich erinnern, die Jüngeren gleich aufgeklärt.

Der Titel des Beitrags ist übrigens nicht ganz richtig: „Mit Coke und Trainer Baade zur EM“ müsste es heißen, denn ich werde zum Spiel gegen Dänemark nach Lwiw mitfliegen, ebenfalls ab Köln. Der Gewinner sitzt dann wahrscheinlich im selben Flieger ab Köln zur Partie gegen Dänemark.

Gewinnspiel

Welche deutschen Spieler bestritten mindestens ein Endrundenspiel bei einer EM?

Ihr müsst nur einen richtigen Namen nennen, nur einen Namen pro Kommentar, und dann nehmt Ihr teil, sofern Eure Antwort richtig ist. Bitte aber immer Vor- und Nachnamen des Spielers nennen, es gab bekanntlich auch das eine oder andere Brüderpaar in der Nationalmannschaft. Ich gehe bekanntlich immer mit den einfachsten Antworten in Vorleistung, dann Ihr. Also, bitteschön:

Spieler Einsätze bei EM-Endrunden
Klaus Allofs 6
Markus Babbel 7
Michael Ballack 11
Frank Baumann 2
Franz Beckenbauer 4
Erich Beer 2
Thomas Berthold 1
Oliver Bierhoff 4
Manfred Binz 3
Fredi Bobic 5
Marco Bode 5
Rudi Bommer 1
Hannes Bongartz 1
Rainer Bonhof 2
Uli Borowka 4
Tim Borowski 2
Hans-Peter Briegel 7
Thomas Brdaric 1
Paul Breitner 2
Andreas Brehme 9
Guido Buchwald 6
Bernhard Cullmann 3
Dietmar Danner 1
Karl del‘Haye 1
Sebastian Deisler 2
Bernard Dietz 5
Thomas Doll 3
Dieter Eckstein 1
Stefan Effenberg 5
Dieter Eilts 6
Fabian Ernst 1
Heinz Flohe 2
Bernd Förster 5
Karl-Heinz Förster 7
Steffen Freund 4
Arne Friedrich 7
Torsten Frings 8
Clemens Fritz 4
Michael Frontzeck 1
Mario Gomez 4
Jürgen Grabowski 2
Thomas Häßler 11
Dietmar Hamann 6
Thomas Helmer 9
Mathias Herget 4
Jupp Heynckes 2
Thomas Hitzlsperger 5
Horst Hrubesch 3
Bernd Hölzenbein 2
Uli Hoeneß 4
Horst-Dieter Höttges 2
Bodo Illgner 5
Eike Immel 4
Carsten Jancker 2
Marcell Jansen 5
Jens Jeremies 3
Manfred Kaltz 4
Oliver Kahn 6
Ulf Kirsten 2
Jürgen Klinsmann 13
Miroslav Klose 8
Andreas Köpke 6
Jürgen Kohler 10
Erwin Kremers 2
Stefan Kuntz 5
Kevin Kuranyi 6
Philipp Lahm 9
Jens Lehmann 8
Pierre Littbarski 6
Thomas Linke 1
Sepp Maier 4
Felix Magath 2
Lothar Matthäus 11
Norbert Meier 2
Per Mertesacker 6
Christoph Metzelder 6
Frank Mill 3
Dieter Müller 2
Gerd Müller 2
Hans Müller 4
Andreas Möller 8
Caspar Memering 1
Günter Netzer 2
Oliver Neuville 1
Jens Nowotny 5
Hans Pflügler 1
David Odonkor 1
Lukas Podolski 3
Marko Rehmer 2
Stefan Reuter 8
Karl-Heinz Riedle 5
Paulo Rink 3
Simon Rolfes 2
Wolfgang Rolff 5
Karl-Heinz Rummenigge 7
Matthias Sammer 10
Mehmet Scholl 6
Bernd Schneider 3
Harald Schumacher 7
Bernd Schuster 2
Michael Schulz 1
Georg Schwarzenbeck 4
Bastian Schweinsteiger 8
Uli Stielike 7
Thomas Strunz 5
Olaf Thon 4
Andreas Thom 1
Rudi Völler 8
Berti Vogts 2
Mirko Votava 1
Herbert Wimmer 4
Christian Wörns 3
Wolfram Wuttke 1
Christian Ziege 8

Die Zahl der Einsätze ist nicht nötig, wird aber von mir ergänzt.

Ein“sende“schluss ist Dienstag, 17.4., um 11.59h, es gilt die Zeit des Servers von Trainer-Baade.de.

Viel Spaß.

Achso, ja, eine gültige Emailadresse müsst Ihr in dem Fall natürlich hinterlassen, anderenfalls kann der dann hier in der Redaktion ermittelte Gewinner ja nicht informiert werden, dass sie oder er 2 Tickets für die Vorrundenpartie der EM in der Ukraine erhalten wird, für das deutsche Spiele gegen Dänemark in Lemberg, samt Hin -und Rückflug von Köln aus.

Weiterhin viel Spaß, späterhin dann viel Erfolg.

Nachtrag Keine Doppelnennungen. Wer schon in der Liste steht bzw. in den Kommentaren erwähnt wurde, zählt nicht mehr als gültige Antwort.

Update Und hier haben wir den Gewinner. Vielen Dank an alle fürs Mitmachen und hoffentlich hat es auch ohne Gewinn ein bisschen Spaß bereitet.

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EM-Spielplan 2012 zum Ausdrucken

Die Euro 2012 steht schon fast vor der Tür, was man vielleicht nicht so merkt, weil die Bundesliga und die Champions League noch so viel Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Doch in weniger als 10 Wochen geht es los, in den vier Vorrundengruppen, Gruppe A und B in Polen, Gruppe C und D in der Ukraine. Man sollte sich so langsam seine Tipps zurecht legen. Dabei hilft dieser Spielplan, den das famose „Fortuna München – Visuelle Kommunikation“ in Kooperation mit dieser Seite hier zusammengebaut hat. Einfach ausdrucken, eintragen, was man selber an Ergebnissen hofft oder erwartet, an die Wand hängen und fertig.

Oder auch umgekehrt: Erst an die Wand hängen, und dann selbst eintragen. Man darf sogar eintragen, was man nicht an Ergebnissen wünscht und kann dann hoffen, dass die eigenen Tipps nicht eintreten. Man darf ihn sogar ausdrucken und dann nur die echten Ergebnisse eintragen, gar keine Tipps.

Die Liste der bisherigen Europameister ist auch dabei und insgesamt ist der Spielplan so, wie ich selbst ihn mag: Übersichtlich, ohne Schnörkel und trotzdem mit dem gewissen Etwas. Viel Spaß damit.

Zum Download des EM-Spielplans 2012.

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Auf dem Vulkan tanzende Biere

Mit dem Testspiel heute gegen Frankreich geht es langsam in die vorletzte Kurve Richtung EM 2012. Da ich selbst in Bremen im Stadion weilen werde, kann ich heute nichts dazu bloggen, weshalb ich eine andere Geschichte erzähle.

Ich war jung, ich brauchte das Geld. Nicht dass ich solches jetzt nicht mehr brauchen würde, aber ich bin nicht mehr jung. Und das ist gut so. Denn dass ich nicht mehr so jung bin wie 1996 ist in vielerlei Hinsicht gut, für diese Zwecke hier aber vor allem in einer.

Nie wieder würde ich eine Schicht ganz gleich wie gut bezahlter Arbeit annehmen, wenn ein Finale eines großen Turniers am selben Tag ansteht. Selbst wenn, wie im Falle von 1996, die Arbeit in einer Kneipe mit Großbildleinwand und perfektem Blick auf das Spiel zu verrichten ist. Doppelter Lohn, wegen des großen Andrangs aber vierfache Arbeit und kaum Zeit, das Spiel ernsthaft zu verfolgen. Wie gesagt, das Gute am Nichtmehrjungsein ist, dass man die meisten Fehler bereits begangen hat und im Normalfall nicht wiederholt. Naiv wie ich war, dachte ich, dass doch sowieso niemand während des Spiels Bier bestellen würde, schließlich müsste man genau dann ja das Spiel verfolgen und würde nur in der Halbzeitpause und vor dem Spiel bestellen.

So aber hatte ich an jenem 30. Juni 1996 Thekendienst in einem der wenigen akzeptablen Läden meiner Heimatstadt und die Massen waren schon in der Woche zuvor anlässlich des Halbfinals gegen England in rauen Mengen in den Laden geströmt. So rau, dass manche Leute bis in den Flur stehen mussten und wohl nur die Hälfte des Bildes sahen. Also auch nur den halben Andy Möller, wie er an einer der Eckfahnen des Wembleystadions den jubelnden Pfau gab, der durchaus dazu geeignet war, die englischen Fans in ihrem Heimstadion zu provozieren. Anlass war natürlich das gewonnene Elfmeterschießen gegen den Gastgeber und das war wohl der einzige Tag im Leben des Andy Möller, an dem ihn alle Fußballdeutschen mochten.

Jedenfalls war der Laden auch am Tage des Finales proppevoll und das wirklich Neue am Public Viewing ist eigenlich nur der Umstand, dass es draußen stattfindet. Rudelgucken an sich war auch damals schon üblich, 1990 zum Beispiel im Kino (nicht ich, aber andere) und 1996 eben in dieser Kneipe. Als der Tag begann, war Oliver Bierhoff übrigens noch nur ein Ergänzungsspieler, den kaum einer kannte, weil er seine Karriere in Italien vorantrieb. Bekanntlich war das zwei Stunden nach Anpfiff völlig anders. Ohne diese beiden titelbringenden Tore wäre er vielleicht jetzt kein Manager der Nationalelf geworden, weil er es gar nicht erst zum Stammspieler in der Nationalmannschaft gebracht hätte.

An den Spielverlauf selbst habe ich wenig Erinnerungen, obwohl immerhin nur alle 2 Minuten der Griff an den Kühlschrank nötig war. Schwieriger waren da die Bestellungen im „Saal“, wo Stuhlreihen dicht gedrängt vor der Leinwand aufgereiht waren und die Gäste immer wieder nach großen Bestellungen riefen, die kellnerlike auf einem Tablett hingeschafft werden wollten. Was auch ganz gut gelang, wenn auch mit Mühe, denn natürlich sprangen immer wieder alle auf, wenn sich eine Torchance für die Deutschen abzeichnete.

Dass es Matthias Sammer war, damals Mit-, heute Gegenspieler von Oliver Bierhoff, der den Foulelfmeter zum 0:1 durch Patrik Berger verursachte, musste ich tatsächlich nachlesen, nicht aber natürlich den Ausgleich durch den Danone-Boy. Zum Zeitpunkt des 1:1 war ich gerade in Sicherheit und nicht in der Masse der Menschen mit einem Tablett unterwegs. Da sich die kleine Pointe der Geschichte jetzt schon abzeichnet, rasch weiter zu ihrem Ende: Verlängerung, nachdem Bierhoffs Ausgleich alle erleichtert und daran erinnert hatte, wieso man auch hierhin gekommen war: zum Biertrinken.

Große Bestellungsrunde, auf ins Getümmel und als ich mitten in den Zuguckern stand, fiel nach nur 5 Minuten in der ja nach Golden-Goal-Regel gespielten Verlängerung das 2:1-Siegtor für Deutschland. Ich befand mich mit einem Tablett rundum voll mit Bier in dieser Menge, die aufsprang und den Raum hüpfend und jubelnd zum „Tollhaus“ werden ließ, während ich in artistischer Manier die wertvolle Ladung rettete, indem ich sie erst hoch über allen Köpfen hielt und im nächsten Moment samt Tablett in Richtung Fußboden abtauchte.

Was für ein Triumph! Deutschland Europameister, und alle Biere gerettet, die mir danach trotzdem aus den Händen bzw. vom Tablett gerissen wurden. Die Menge strömte auf die Straßen, wo nur Sekunden nach Abpfiff schon ein Autokorso begonnen hatte. Da ruckzuck fast niemand mehr in der Kneipe anwesend war und der Chef die Stellung hielt, schaffte ich es ebenfalls in eines der teilnehmenden Autos und merkte, dass man irgendwie schlecht jubeln kann, wenn die Menschen alle getrennt voneinander im Auto sitzen. Das bisschen Hupen ist da eher so lala. Mein erster Autokorso als Insasse, und bis heute auch mein letzter. Aber immerhin als doppelter Sieger: Die auf dem Tablett tanzenden Biere nicht in den Vulkan fallen gelassen und eben Europameister.

Und jetzt Ihr: Wo und wie habt Ihr den letzten Titelgewinn 1996 erlebt?

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Infografik: Die Aussterbenden von der roten Rebsorte

Das Thema ist schon mehrfach überall durchgekaut worden, allerdings noch nie so anschaulich wie hier: Die unsägliche Erweiterung der Teilnehmerzahl der Europameisterschaft von 16 auf 24 (von 53 UEFA-Mitgliedsverbänden).

Neben dem Nachteil, dass dann im laufenden Turnier völlig sinnfreie Intergruppenvergleiche herangezogen werden müssen, um die vier besten Gruppendritten zu ermitteln, ist auch die Frage, welchen Zweck dann überhaupt noch Qualifikationsspiele haben können, eine, die die Menschen im Fußball-Blogosquarium bewegt. Schließlich nimmt dann über den Daumen gesehen jedes zweite Land auch am Endturnier teil und die Großen können ohnehin so gut wie gar nicht mehr vorher ausscheiden.

Der Spielbeobachter ist ein sehr freundlicher Mensch, kein Wunder, ist er doch Rheinländer aus Kölle. Er nahm Bezug auf die von mir gerade bei Twitter erwähnte Grafik der Teilnehmer der aktuellen Europameisterschaft 2012 und erweiterte sie visuell um die in den Playoffs unterlegenen Mitgliedsverbände sowie um die vier besten Drittplatzierten der Qualifikationsgruppen.

Blau nimmt teil, rot ist raus.

Womit man bei 24 Teilnehmern wäre, wie man sie 2012 hätte, wenn man die tatsächlich stattgefundene sportliche Qualifikation berücksichtigt.

Offensichtlich ist, dass man vor allem nichts sieht, die roten Lücken der Nichtqualifizierten sind mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen.

[photopress:em_teilnehmer_2016.png,full,centered]
Urheber: Nitroxium

Dass es aus Deutschland kommend und für die deutschen Farben (im Fußball) seiend leicht ist, sich fußballchauvinistisch über diese Änderung zu mokieren, während nun endlich auch schwächere Nationen am Endturnier teilnehmen können, kann das erlauchte Gremium zur Bewertung der Teilnehmerzahl bei Europameisterschaften leider nicht gelten lassen:

Wettbewerbe, in denen man nicht verlieren oder ausscheiden kann, sind nicht mal was für Kinder.

Sondern leider, die Darstellung macht es sehr anschaulich, für TV-Stationen und die Konten von Fußballverbänden.

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EM-Auslosung live aus dem Jerusalem des Ostens

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Polen Niederlande Spanien Ukraine
Griechenland Dänemark Italien Schweden
Russland Deutschland Irland Frankreich
Tschechien Portugal Kroatien England

[liveblog]

Topf 1
Niederlande
Spanien

Topf 2
Deutschland
England
Italien
Russland

Topf 3
Kroatien
Griechenland
Portugal
Schweden

Topf 4
Dänemark
Frankreich
Tschechien
Irland

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Auf nach Polska & Ukrajina

Letzte Chance! Letzte Gelegenheit! Sind Sie dabei!*

Ja, die D-Mark 2012 steht an. Räusper, die „Euro“ 2012 natürlich. Europameisterschaft also, und zwar zum letzten Mal.

Nicht zum letzten Mal überhaupt, zum letzten Mal aber in ihrer wunderbar passgenauen Form von 16 Teilnehmern bei 8 Viertelfinalteilnehmern aus ziemlich genau 53 Verbänden, die versuchen, sich für dieses Endturnier zu qualifizieren.

Kein Rechnen ist nötig, kein Schieber, um zu ermitteln, wer am Ende der Vorrunde weiterkommt, und schon gar nicht so ein unerhörter Vorgang, eine Mannschaft ausscheiden zu lassen, weil sie im Vergleich mit einer anderen Mannschaft schlechter abgeschnitten hat, obwohl ihre Gegner in den Spielen völlig andere waren. Unzulässige Quervergleiche werden bei dieser letzten der gediegenen Europameisterschaft nicht nötig sein. Hier kommt weiter, wer erster oder zweiter in seiner Gruppe wird, und nicht wie von 2016 an derjenige, der schon bei der Aufteilung der Gruppen das doppelte Losglück hatte, selbst drei vergleichsweise leichte Gegner zu erhalten, während andere Teams drei schwierigere Gegner zu spielen haben.

Die mangelnde Fairness dieser Regelung ist ja scheinbar schon bei den Weltmeisterschaften von 1986 bis 1994 kaum jemandem aufgestoßen, hier an dieser Stelle tut sie es, weshalb man diese letzte EM noch einmal richtig genießen sollte.

Reicht es unter diesem, sport-historischen Gesichtspunkt aus, jene spezielle letzte EM ihrer Art daheim vor dem Fernseher zu genießen, gibt es trotz der nur schleppend vorangehenden Entwicklung der Infrastruktur insbesondere in der Ukraine aber auch Gründe, Polen und die Ukraine mit seiner physischen Anwesenheit zu beglücken.

Die geographische Nähe ist bei einer Europameisterschaft wohl eher kein Argument, auch wenn Polen von Berlin aus in einer knappen Stunde zu erreichen ist. Von der westlichen Bundesrepublik aus ist es wesentlich weiter bis nach Polen, aber auch immer gleich weit, ob man nun nach Portugal, nach Griechenland oder in die Ukraine fliegt. Nämlich genau von hier bis zum Flughafen. Den Rest macht der Pilot.

Nein, man kann und sollte nach Polen und in die Ukraine reisen, weil diese nicht in Katar liegen.

Katar?

Ja, der Aufschrei bei der WM-Vergabe nach Katar war doch im Dezember unter Anderem deshalb so groß, weil man in dem Land als Fußball-Fan keinen Alkohol konsumieren könne.

In Polen und der Ukraine muss man sich da aus mehreren Gründen keine Sorgen machen. Zunächst mal liegen die beiden Länder im blauen Teil des Alkohol-Gürtels in Europa. Und blau ist dabei nur in Ansätzen eine Metapher. In Polen und der Ukraine trinkt man Schnaps. Und zwar gefälligst jeder, auch die, die eigentlich Abstinenzler sind. Denn über die Sitten in Polen liest man:

Wer keinen Alkohol trinkt, ob generell oder an einem bestimmten Abend, muss damit rechnen, dies sehr deutlich zum Ausdruck bringen zu müssen. Anderenfalls wird ihm entgegen seines Wunsches dennoch welcher eingeschenkt werden.

Wer es jedoch wirklich à la typischem Fußballfan auf die Spitze treiben will, der fährt gleich weiter durch in die Ukraine, denn dort geht es angeblich folgendermaßen zu:

Alkoholkonsum auch am Vormittag schon ist in der Ukraine nichts Ungewöhnliches und gilt nicht als Anzeichen für Alkoholismus. Stärkere Alkoholika werden nicht in Liter bzw. Mililitern bestellt, sondern in Gramm. Eine Bestellung für einen Wodka lautet so also zum Beispiel „100 Gramm“.

Ganz wie beim stilvollen Dealer bestellt man in der Ukraine seine Ration also in Gramm. Da macht es dann auch nichts, dass weiterhin wie bei jeder UEFA- oder FIFA-Veranstaltung nur genau eine Biermarke ausgeschenkt werden wird, die noch dazu nicht unbedingt die schmackhafteste sein muss. Man vergnügt sich einfach schon nach Landessitte lange vor dem Stadionbesuch.

Bliebe die Frage, was in der Ukraine überhaupt als Anzeichen für Alkoholismus gilt. Und ob der schleppende Fortschritt bei den Vorbereitungen auf die EM eventuell etwas mit dieser Mentalität zu tun haben könnte, wenn der Konsum auch am Vormittag schon nicht unüblich ist.

Die Stadien sollen am Ende alle neu oder renoviert sein, allerdings ist ungewiss, ob man sie als Fan rechtzeitig wird erreichen können. Für die EM wichtige Autobahnprojekte in Polen werden gerne mal auf die lange Bank geschoben, letztens wurde mal wieder gestreikt. In der Ukraine ist man nicht mal sicher, ob man mit den Stadien überhaupt rechtzeitig fertig werden wird. Wie bei allen großen Fußball-Turnieren (außer dem in Kolumbien geplanten) wird aber auch in Polen und der Ukraine am Ende zumindest das, was für das Turnier selbst nötig ist, fertig sein.

Hotelbetten und Straßen- sowie Zugverbindungen sind da wie gesagt ausgenommen. Macht aber nicht allzu viel. 88 Prozent der Kartenwünsche bei den neutralen, nicht an die Verbände gehenden Kontingenten wurden ohnehin aus Polen und der Ukraine selbst bestellt. Die Leute dort werden wohl wissen, wo sie schlafen und wie sie wann rechtzeitig zum Stadion reisen müssen. Spitzenreiter bei den Bestellungen aus den sonstigen Nationen übrigens rein zufällig: Deutschland, mit etwa 2 Prozent Bestellungen bei den neutralen Karten.

Das einzig Positive an der für die EM 2016 in Frankreich geplante Erweiterung auf 24 statt 16 Teilnehmern ist, dass es möglicherweise wieder ein Spiel um Platz 3 bei Europameisterschaften geben wird, wie es immerhin bei Europameisterschaften bis 1980 schon einmal Usus war. Und das wäre schließlich begrüßenswert, wie man weiß, wenn man denn weiß.

Also, auf nach Polen und in die Ukraine, zum letzten Europameisterschaftsturnier seiner Art. Und komme jetzt bitte niemand damit, dass man doch ein Achtelfinale und damit nicht weniger als acht (!) KO-Spiele dazu gewönne. Zu welchem Preis, fragt sich, zu welchem Preis.

* Losverkäufer auf Kirmes und Jahrmärkten benutzen stets den falschen Imperativ. Sollten sie es als Frage meinen, ist es falsch betont. Einer der Gründe, neben der Tatsache, dass man sowieso nie gewinnt, nicht an deren sicher oft illegalen Treiben teilzunehmen.

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