Zum Inhalt springen

Schlagwort: Felix Magath

Meister als Trainer und als Spieler

Gerade les ich in einer dieser „Info-Boxen“, dass xy einer von nur sechs Menschen sei, die in der Bundesliga Meister als Trainer und als Spieler geworden sind. Kurz inne gehalten, komme ich ad hoc auf fünf, womit mir einer fehlt. Damit es nicht ganz so langweilig ist, bitte die übrigen auch suchen.

Kein „Gewinnspiel ohne Gewinne“ heute, dafür wird’s allzu schnell zu Ende sein.

Komplette Antwort nach dem Klick:

“MeisteralsTrainerundSpieler-Spoiler“

Trainer
Felix Magath
Jupp Heynckes
Thomas Schaaf
Matthias Sammer
Franz Beckenbauer
Helmut Benthaus

Torwarttrainer
Sepp Maier
Toni Schumacher
Wolfgang de Beer
Gerry Ehrmann
Dieter Burdenski
Eberhard Trautner
Walter Junghans

11 Kommentare

Unaufhörlich dröhnt der Reinicke

Auch wenn man gerne einwenden darf, was es den italienischen Mannschaften aktuell bezogen auf ihre Erfolgsbilanz denn brächte, was sie da täglich üben, gehört man hier nicht zu der Sorte, die sich darüber wundert, dass z. B. die Nationalmannschaft vor der WM 2006 keine Zeit hatte, Freistoß- oder Eckstoßvarianten einzustudieren*, weil sie so viel Zeit dafür aufwenden musste, die taktischen Defizite aufzuholen. Wenn es stimmt, was in der Zeitung steht, wessen man sich nicht sicher sein kann, denn bekanntlich ist nicht alles wahr, was in der Zeitung stimmt.

Bevor ich den FC Bayern verlassen habe, sagte mir Felix Magath: Brazzo, in Italien werden sie dich zur Taktik zwingen. Und so war das auch. Hier wird ganz anders gearbeitet. Taktische Dinge werden täglich trainiert, mal 30 Minuten lang, mal bis zu zwei Stunden. Das war für mich neu.

Man kann es natürlich auch einfach mit Otto Rehhagel halten, dem man nachsagt(e), dass er „im Training immer 8 gegen 8 spielen“ lasse, aber dennoch seine Spiele gewönne, wodurch er u. a. Europameister wurde. Hier ist man trotzdem der Auffassung — ja: ganz unpopulistisch — dass 2h Training am Tag einfach viel zu wenig sind, egal, wie viel jemand dafür verdient, wenn es sein Beruf ist. Weil die Möglichkeiten, das Spiel zu beeinflussen und den Ablauf zu automatisieren, so groß, man möchte fast sagen: unendlich sind.

Der alte Konflikt der Wissenschaft „Umwelt vs Anlage“ schlägt sich im Fußball wohl im Zwiespalt „System vs Intuition“ nieder. Dass man sich ausgerechnet in jenem Land, in dem man bei Rot nicht über die Fußgängerampel geht und dafür im restlichen Europa ausgelacht wird, eher der Intuition verschreibt, ist nur dann überraschend, wenn man unterschlägt, dass die „Intuition“ immer nur jenen zugestanden wird, die gleichzeitig auch „Führungsspieler“ sind/sein sollen. Ein Konstrukt, bei dessen Nennung spanische Fußballtätige immer aus der Wäsche schauen, als spräche man von Dörfern in Böhmen.

* Dass sie allerdings Zeit hatte, zwanglos durch Berlin zu flanieren, Tischtennis und Kicker zu spielen oder auf dem Zimmer rumzujuxen, steht noch mal auf einem anderen Blatt.

6 Kommentare

Warte noch ein Weilchen

Ob sie denn wirklich nur Scheiße im Hirn hätten, fragte Felix Magath letztens die Spieler von Schalke 04. Eine Antwort blieb aus.

Im Moment ist er mit denselben Spielern mit den aller Voraussicht nach selben Hirninhalten Tabellenführer.

Aber irgendwann ist der Sommer vorbei, und dann friert es erstmal. Und dann schneit es. Und wenn es dann wieder taut, dann weiß man schon länger auf Schalke: „Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt.“

Wir müssen uns für eine Antwort also noch bis zum Frühjahr gedulden.

4 Kommentare

Dass gestern wie heute wird, heute wie morgen

In einem höchst aufschlussreichen Interview einer Zeitung mit einem Bundesligamanager liest man Folgendes:

Zeitung: […] Im Fall von Christoph Daum war das besonders auffällig.

Manager: Nach ein paar Tagen habe ich den Sportchef der Zeitung angerufen, die den Namen Daum besonders oft ins Spiel gebracht hatte, und gesagt: „Jetzt ist Schluss, ich stelle Daum nicht deshalb an, weil ihr das wollt.“ Letztlich ist die ganze Geschichte doch durch dieses Blatt in Gang gekommen. Woher sonst soll Herr Daum meine Telefonnummer haben? Von mir jedenfalls nicht. Schäbig von Daum fand ich auch, aber das passt wohl zum Charakter, dass er behauptet, er hätte mir abgesagt. Dabei gab es gar kein Angebot von uns. Wie kann er es dann absagen?

Zeitung: Hat sich das Geschäftsgebaren in der Bundesliga verändert, sind die Trainer abgebrühter geworden?

Manager: Kann ich nicht sagen. Aber einen Trainer lernt man sowieso erst richtig kennen, wenn es mal nicht so läuft. Erst da zeigt sich der wahre Charakter. Wenn er sich schon bei den Verhandlungen so verhält, was werde ich dann wohl hinterher mit ihm erleben?

Zeitung: Sie sind also letztlich froh, dass es mit Felix Magath und Christian Gross nicht geklappt hat?

Manager: Ja, Magath hätte auch dann keine Chance mehr gehabt, wenn er doch noch zugesagt hätte. Ich habe ihm gesagt: „Eiere weiter herum, ich mach das nicht mit.“ Von Gross hatte ich eigentlich einen guten, seriösen Eindruck, nachdem wir uns zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel um die Schweizer Meisterschaft unterhalten haben. Er hatte uns um absolutes Stillschweigen gebeten, geht dann aber in die Pressekonferenz und sagt, dass er ein Angebot von uns hat. Das ist schlechter Stil. Warum verhält er sich so? Das ist für mich unbegreiflich.

Zeitung: Passen die Erfahrungen der Trainersuche zu denen der abgelaufenen Saison? Sie haben insgesamt einen desillusionierten Eindruck gemacht und so viel über mangelnde Disziplin der Spieler geredet wie niemals zuvor in den letzten Jahren bei Ihrem Club.

Manager: Das ist in dem Moment eingerissen, als der Trainer nicht mehr Stevens hieß. Da ist etwas kaputt gegangen. […]

Zeitung: Wird es Heynckes schwer fallen, die Disziplin wiederherzustellen?

Manager: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich niemand mehr das erlauben wird, was er sich im letzten Jahr herausgenommen hat. Vor Heynckes wird die Mannschaft Respekt haben, weil sie weiß, was er als Spieler und Trainer alles erreicht hat. Mein Club muss wieder ein Team werden, wie wir das früher gewesen sind. Und für mich gehört es zu den vordringlichsten Aufgaben eines Trainers, ein Team zu formen. […]

Und auch wenn all die Namen der Protagonisten so klingen, als könnte das Interview von heute Morgen sein, so ist es doch aus dem Jahre 2003. Wieder mal kann man nicht so viele Ausrufezeichen setzen, wie man möchte, ohne den Pfad des guten Geschmacks zu verlassen. Zweitausendunddrei. Das ist ein halbes Dutzend Eier her, umgerechnet. Oder auch 2.190 Tage; 52.560 Stunden oder 3.153.600 Minuten. Und in dieser ganzen Zeit ist der Bundesliga nichts Besseres eingefallen, als die Protagonisten an den Schalthebeln von A nach B nach C nach Y nach A zu verschieben (mit Ausflügen in die Türkei, Schweiz oder Österreich, kurz in jene Mitglieder der Fußball-Diaspora, in welche man schon zu Zeiten von Karl-Heinz Feldkamp auswich. Karl-Heinz Feldkamp? Moment, der ist doch …)?

2003 war noch weit vor der grausigen EM 2004 in Portugal, noch lange vor amerikanisch kopierten Deuserbändern und dem stante pede folgenden Einwurf Neururers, dass man das alles schon längst seit 40 Jahren selber mache. Und trotzdem hangeln wir uns von Magath zu Daum zu Heynckes, wie damals? Wie damals geistert Christian Gross nur als Phantom auf dem Schmierzettel (man hat ja keine Emailadresse und auch kein Laptop) herum, das aber niemals eingesetzt werden wird? 2003 war noch ein gewisser Skibbe Bundestrainer, der jetzt gerade

Die Kreativität und vor allem der Mut der Beteiligten, nicht immer wieder Trainer einzustellen, die an anderen Stellen gescheitert sind, lässt sich ziemlich genau in der Halbwertszeit der Bundesligakarrieren solcher Neueinsteiger wie Jos Luhukay oder Jürgen Klinsmann bemessen. Sie tanzten nur einen Sommer. Und schwupps, geht es zurück an den alten Aktenschrank, in dem die immer gleichen Namen prangen.

2003.

6 Kommentare

Und immer diese Kristallkugeln

Ich würde es ja nicht erwähnen, wenn es nicht gerade Wolfsburg wäre:

[…] der VfL Wolfsburg ist Deutscher Meister 2009. Die Stadt stand kopf. Zehntausende Menschen feierten bis tief in die Nacht in der Innenstadt […]

Das schreibt Lars Wallrodt um 18.29h in der Welt. Wir gehen mal nicht davon aus, dass 18.29h für Lars Wallrodt schon tief in der Nacht ist, sondern nehmen natürlich an, dass er eben auch irgendwann Feierabend haben wollte, um mitzufeiern, in Wolfsburg, tief in der Nacht, mit Zehntausenden anderen.

Ich sage ja, wenn es nicht Wolfsburg wäre, hätte ich gar keine Zweifel, dass es auch so wie von Lars Wallrodt prophezeit kommen würde. Bei nur 120.000 Einwohnern bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es wirklich hinhaut, dass der Plural von Zehntausend bis tief in die Nacht überhaupt Zeit hat, sich zu besaufen. Magath ist ja schließlich auch schon quasi weg. Und morgen ist bestimmt Schicht. Und die Kindergärtnerinnen streiken ohnehin. Wer ein Lokal betreibt oder eine Tankstelle, muss leider dann arbeiten, wenn andere feiern. Der Sohn bekommt plötzlich Schweinegrippe, die Tochter Vogelgrippe, man hat vergessen, zu Hause das Wasser abzudrehen. Und ruckzuck sind aus den 30.000 im Stadion nur noch 15.000 geworden. Da wäre der Plural leider nicht mehr zulässig.

Dann fängt’s plötzlich auch noch an zu regnen, das kennt man, dann gehen die Weicheier nach Hause, und dann steht Lars Wallrodt alleine da mit seinem Bier und den 9.000 anderen (Menschen) und weiß nicht, wie er das jetzt noch zurechtbiegen soll in seinem Text aus der Zukunft.

Wie gut, dass ich für solche Informationen, die ich mir auch selbst ausdenken könnte, nicht mehr bezahlen muss.

7 Kommentare

… und hält sich mit PR-Terminen fit

Als Magaths Nachfolger sind Mirko Slomka und Armin Veh im Gespräch. Slomka war im April 2008 bei Schalke gescheitert und hält sich in Hannover mit PR-Terminen fit.

Sich mit PR-Terminen fit zu halten, wie hat man sich das vorzustellen? Etwa so?

Einen Kommentar hinterlassen

Jetzt mach die Tür auf, Felix

Es ist doch noch nichts verloren, nur weil Du und Deine Dreifaltigkeit jetzt einmal verloren haben. Komm, der Vorstand hat auch noch gar keine Krisensitzung einberufen. Du wirst erstmal weiterarbeiten können. Und dieser eine Weltmeister-Fehleinkauf, das ist gar nicht so schlimm, wirklich nicht. Jetzt mach bitte die Tür auf. Die Mannschaft fragt auch schon, ob morgen jetzt wieder Training ist oder ob sie so wie heute lieber in die Innenstadt Wolfsburgs gehen und einen Kaffee trinken sollen. Sie sagen, wenn es morgen so ist wie heute, dann brächten sie erst gar keine Fußballschuhe mit. Felix, die Presse ist auch hier, sie machen Fotos, du musst jetzt wieder rauskommen. Der Vorstand sagt, 13 bis 15 Fehleinkäufe gesteht er dir noch zu. Die Champions League ist auch erst für 2015 ein Muss, bis dahin darfst du das eine oder andere Spiel verlieren. Bitte, komm wieder raus. Und natürlich ist das unfair, dass Hoffenheim angefeindet wird und man deinen Club darüber total vergisst, aber wenn deine Mannschaft demnächst wieder gewinnt, wird man auch darüber wieder berichten. Jetzt hab dich nicht so. Die Mannschaft braucht dich.

[photopress:ein_herz_fuer_kinder_felix_wolfgang_magath_vfl_wolfsburg_1.jpg,full,centered]

Was?

Nein, ob Lxc4-Bxc4 jetzt angebracht ist oder nicht, ist egal, mach endlich die Tür auf.

4 Kommentare

Volunteer Felix Magath

Und schon wieder Tibet. Felix Magath trug für einige wenige Meter die olympische Fackel, die heute in Griechenland entzündet wurde. Wie kommt man nur an so einen unleugbar begehrten Job? Dass Magaths wichtigstes Tor, jenes zum 1:0 gegen Juventus 1983, in Athen fiel, wird wohl kaum der Grund sein. Ach, VW ist nationaler Sponsor der olympischen Spiele in Peking?

Da hätten wir auf der Vereinsseite eigentlich Schweigen bezüglich Tibet erwartet. Und im Endeffekt ist es dann auch Schweigen, mit dem Magath zitiert wird:

„Gerne hätte ich dieses Erlebnis in einem unbeschwerten Umfeld genossen. Wie viele Verantwortliche beobachte ich die Entwicklung in Tibet mit Sorge. Ich hoffe, dass die Aufmerksamkeit, die China im Umfeld der Spiele erfahren wird, einen Dialog weiter fördern und der Weltöffentlichkeit die notwendigen Druckmittel geben wird, Menschenrechte im Gastgeberland China einzufordern!“

Wie viele Verantwortliche? Ja, natürlich haben die Verantwortlichen Sorgen wegen der Vorfälle in Tibet. Worum sich diese Sorgen drehen, wissen wir allerdings nicht. Und ob Magath das genau so druckreif gesagt hat, wissen wir auch nicht. Und ob Magath.

5 Kommentare

Magath, der neue Doll-Meyer

Was soll das, Felix Magath jetzt wegen zweieinhalb in Folge gewonnener Spiele „gute Arbeit“ zu bescheinigen? Bei Bayern hatte er zwei Jahre Zeit, hat nur fürchterlichen Ergebnisfußball spielen lassen, hat sich in der Champions League vom AC Mailand taktisch derart die Lederhosen ausziehen lassen, dass man dort eigentlich die Trikots T-Shirts verkaufen könnte, die der FC Energie Cottbus jetzt anbietet: Lederhosenauszieher. Peinlich jedenfalls für Magath und keineswegs von Erfolg geprägt.

Dennoch: Haben alle schon vergessen, wie kurzlebig der Fußball ist, und zu welch großem Anteil er vom Zufall abhängig ist?

Thomas Doll übernahm den HSV auf einem Abstiegsplatz, führte sein Team mit seinen Methoden in die Tabellenspitze und mit denselben Methoden (und dem Zufall, hier in Form von Pech) wieder zurück in den Tabellenkeller. Nur: Weiß man überhaupt, dass die Erfolge auf seiner Arbeit beruhten? „Der Einfluss eines Trainers wird vollkommen überschätzt“, sagte Hans Meyer in seinen wenigen klugen Momenten mal so oder ähnlich.

Hans Meyer selbst durfte das genauso erfahren, als er das selbe Spiel mit Nürnberg zelebrierte: Vom Abstiegsplatz nach weit oben, und dann wieder zurück, mit der selben Mannschaft, mit dem selben Trainer.

Diese Momentaufnahme der Tabelle sagt noch gar nichts darüber aus, ob Felix Magath gute Arbeit liefert oder nicht. Erst wenn die zufällige Schwankung nach oben nicht bald, in den nächsten 12 Monaten wieder von einer Schwankung nach unten abgelöst wird, wäre es an der Zeit darüber nachzudenken, ob die Arbeit von Magath einen Einfluss auf das hat, was wir in der Tabelle lesen.

Wenn man ganz ehrlich ist, muss man sagen, dass wir alle einem Spiel zuschauen, dessen Erfolgsfaktoren noch nie jemand präzise beschrieben hat, kurz gesagt: Niemand kann Fußball wirklich erklären.

Auch Magath nicht, also lassen wir das mit dem Hochjubeln, bevor Wolfsburg nicht ein paar Mal in Folge im UEFA-Cup gespielt hat.

1 Kommentar

Ich muss da eben mal hin

Normalerweise würde man an dieser Stelle annehmen, dass der Screenshot von WELT online dieserseits noch einmal ein bisschen nachbearbeitet worden wäre, doch: weit gefehlt! Völlig photoshop-frei kommt er daher und zeigt uns Felix Magath, wie er von Erich Honecker kaum zu unterscheiden ist. Dabei liegen Puerto Rico und das Saarland doch einige Meterchen voneinander entfernt. Was so eine Brille und alt werden alles bewirken können.

[photopress:magath_honecker.jpg,full,centered]

Hoffen wir, dass Magath das Schicksal seines Doppelgängers erspart bleibt. Obwohl: Wolfsburg, das ist ja schon irgendwie wie Chile, mitten in Deutschland, ein bisschen rückständig, ein bisschen unterentwickelt, ein bisschen schmal, ein bisschen kühl.

Diese Brille. Dieses Foto.

1 Kommentar

Kein Kult mehr beim Club

So, der musste mal sein (die Überschrift ist gemeint), schließlich möchte ich mich irgendwann auch mal selbst bei der Alliteration der Woche zitieren können.

Kein „Kult“(-trainer) also mehr beim Club.

Die Beileids- und Bedauernskundgebungen überschlagen sich gegenseitig, wie kann man nur einen Hans Meyer (so, als wäre es weniger schlimm, wenn man zwei Hans Meyers feuerte) feuern, einen, der so viel geleistet hat für den Club, einen, der noch dazu immer so witzig war, der immer gegens Establishment kämpfte. Hans Meyer, das einzig noch lebende Ex-Mitglied von Rainer Langhans‘ Kommune 1.

Wie man liest, kamen seine Ansprachen nicht mehr so wirklich gut beim Team an, und das muss doch das Entscheidende bleiben: Wie ich andernorts schon las, könnte es von Vorteil sein, wenn einen die Journaille (abgesehen von FOTO) mag. Wichtig bleibt aber auffem Platz, und auffem Platz spielen immer noch seine Spieler. Seine arrogante, durchaus ungerechtfertigt überhebliche Art — was hat Hans Meyer schon geleistet, außer ein, zwei drei Meisterschaften oder Pokalsiege in einer Liga auf Regionalliganiveau — gepaart mit einer Art, bei der niemand mehr weiß, wann er Ironie benutzt und wann er gerade ernsthaft spricht, kann bei Fußballern, und seien wir auch im Jahr 2008 und fast alle haben es geschafft, sich bis zum Abitur durchzumogeln, nicht dauerhaft ankommen.

Anders wäre das natürlich, wenn er die Hobbymannschaft von Monthy Python oder gar der deutschen Journalistenschar trainiert hätte, dann wären seine Interviews und Halbzeitansprachen durchgehend mit Applaus versehen worden, die Spieler hätten geschmunzelt und wären ein wenig besser gelaunt in die zweite Halbzeit gegangen. Bei Fußballprofis, deren kultureller Geschmack schon bei der WM mit der Auswahl von Jar Jar Binks Xavier Naidoo als zuständigem Trällermeister deutlich als nichtvorhanden zu Tage trat, darf man aber nicht damit rechnen, dass Humor, der über Paola und Kurt Felix hinausgeht, auch als solcher erkannt wird.

Es scheint, als hätte sich Hans Meyer das falsche Metier ausgesucht. Wäre er Trainer im Hockeysport mit seinem mehrheitlich akademischen Publikum, würde er heute noch als Kandidat für den Bundestrainerposten gehandelt. Bei all seinen rhetorischen Leistungen und Ausfällen darf man eben nicht vergessen: Wichtig ist und bleibt allein die Zielgruppe. Obwohl er über diese hinausgeschossen ist, braucht man dennoch nicht zu füchten, dass wir Hans Meyer schon los sind. Das nächste Hamburg, Dortmund, Berlin, oder wer sonst gerade mal von den Unwägbarkeiten des Einflussfaktors Zufall in den Abstiegskampf gezwungen wird, wartet schon an der drittnächsten Ecke und wir sind gespannt darauf, wann es wieder heißt:

Vorhang auf in der Rhetorik- und Abkanzelshow von Meyer, dem unermüdlichen Besserwisser.

9 Kommentare

Beobachten und entschlüsseln

Der Coach aus Holland scheint auf einem ähnlichen Weg. Wie Magath hat er sich mit konsequent vertretenen Entscheidungen bei den Spielern Respekt verschafft; wie Magath geht er mit seiner Mannschaft in jeder Übungseinheit an das Limit; wie Magath beobachtet und entschlüsselt er auch die versteckten Botschaften und Gesten in der Kabine; und wie Magath gehört van Marwijk zu den Trainern, die ihre taktischen Vorstellungen klar definiert haben. „Für mich ist van Marwijk ein Fußball-Lehrer, der jeden einzelnen Spieler besser macht“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Längst ist auch die zahlungskräftigere Konkurrenz auf den Mann mit dem markanten weißen Haar aufmerksam geworden, ausgerechnet bei den Rivalen in Gelsenkirchen – am Samstag Gegner im Westfalen-Derby – scheint van Marwijk ganz oben auf der Wunschliste zu stehen.

Beim BVB sieht man möglichen Abwerbeversuchen indes gelassen entgegen. Geschäftsführer Watzke jedenfalls spöttelt: „Ein Anruf aus Gelsenkirchen kostet zwar nur etwas mehr als ein Ortsgespräch, aber die paar Cent können sich die Schalker sparen“ – van Marwijk ist bis Juni 2007 in Dortmund gebunden.

SPIEGEL vom 30.1.2006

1 Kommentar

Magath, die komplette Fehlbesetzung

Es spricht mir aus der Seele, was ich hier lese. Ich halte Magath für einen vollkommen überschätzten, sich nur geschickt mit der Aura eines Strategen („der Schachliebhaber“) und eines gelassenen Trainers („der Teetrinker“) umgebenden großen Irrtum. Tatsächlich hat man von seinen „gewieften“ Strategien bislang noch bei keiner der von ihm trainierten Mannschaften etwas gesehen, vielmehr bestehen sein Credo und seine Strategie allein aus totaler körperlicher Fitness. Nicht sehr überzeugend, ist diese doch nichts weiter als die Grundvoraussetzung, um darauf aufbauend eine wie auch immer geartete Strategie umzusetzen.

Im auch ansonsten lesenswerten Beitrag in der Zeit über die Gründe dafür, dass der HSV im Gegensatz zu den Bayern aus seiner Topstellung in der Liga Ende der 1970er Jahre heraus keine Kontinuität bei seinen Erfolgen schaffte, lesen wir u. a. diese Zeilen, die man sich in Wolfsburg vielleicht vor der Verpflichtung des dreifachen Magaths zu Gemüte führen hätte sollen:

„Die Hamburger dagegen versäumten einen Transfercoup ähnlicher Größenordnung [wie der Rummenigges], obwohl ihr damaliger Kapitän und Mittelfeldregisseur Felix Magath ebenfalls gutes Geld hätte bringen können. Stattdessen löste Magath 1986 Netzer als Manager ab, was sich als komplette Fehlbesetzung erwies.“

Sehenswert auch das Bild eines dynamischen Dummschwätzers im BP-Trikot des HSV, die jüngeren Leser mögen vielleicht gar nicht wissen, dass der große Franz Beckenbauer auch zwei Jahre für den HSV in der Bundesliga spielte. Dass er danach sogar noch mal zurück zu Cosmos New York wechselte, war selbst mir bis vor ein paar Monaten nicht geläufig.

Allerdings betrug die Ablösesumme beim Transfer Rummenigges zu Inter Mailand knappe 11 Millionen DM und nicht Euro, wie die Zeit schreibt, dessen bin ich mir ziemlich sicher, zudem weiß die englische Wikipedia-Seite über Rummenigge Ähnliches:

„In 1984, aged 29, he transferred for a record fee of ¤ 5.7m to Internazionale.“

7 Kommentare