Jean-Marie Pfaffs kaum bekannte Single „Jetzt bin ich ein Bayer“. Mit dem famosen wie hintergründigen Text:
Ich war ein Belgier und jetzt bin ich ein Bayer
Ich trinke Bier und esse Leberkäs mit Eier
Und jeden Samstag steh ich froh in meinem Tor
und kein Stürmer macht dem Jean-Marie was vor
Da ist tatsächlich ein ganz besonderes Texter-Talent am Werke gewesen. Hier bei den Lyrics nicht erfasst: die vier Interviewpassagen inmitten des Songs.
Kleiner Treppenwitz der Geschichte ist, dass die beiden Fangesänge „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ und „Olé, hier kommt der BVB“ zur selben Melodie gesungen werden. Normalerweise müsste ich diese unglaubliche Einfallslosigkeit ja anprangern, in dem Fall aber amüsiert es mich. Und zugegebenermaßen haben nur wenige Melodien einen solch ausgeprägten Ohrwurmcharakter.
(Dass „Go West“ im Original von Village People ist, muss man nicht erwähnen? Ja, die mit dem Bauarbeiter. Und ja, Village People wurden bewusst im Hinblick auf eine homosexuelle Zielgruppe gecastet. Deren Song singt heutzutage dann die gesamte Schalke-Arena und das gesamte Westfalenstadion. I like.)
Trotzdem: Die 90er sind genauso vorbei wie die 00er. Zeit für ein neues Mem in den Stadien. Oh stimmt, gab’s ja schon, Seven Nation Army von den White Stripes. Die haben sich aber auch schon aufgelöst, und ihre Melodie war auch nicht ganz so betextungsfähig.
Neue akustische Meme braucht das Land und die anderen Leute drumherum.
Ein älterer Beitrag aus genau diesem hier vorliegenden Blog, heute mal wieder nach oben geholt, weil die neuen Leser ja nicht von Anfang an dabei waren, als man noch ganz ungustelig vor sich hinbloggte, wahrscheinlich. Mancher kennt ihn noch nicht. Georg Kreisler at his best.
Die 7 Minuten und 42 Sekunden sollte man sich tatsächlich nehmen. Da es ohne Video ist, nur Text, kann man es ja auch nebenbei laufen lassen. Wie und was Gelsenkirchen ist, ist hier wunderbar verpackt.
Mit Dank nach Hamburg-Alsterdorf (und natürlich an Georg Kreisler), auch wenn ich es überhaupt nicht mag, dass einer bei Gelsenkirchen, das „r“ so rollt. Er sollte es lieber als „a“ aussprechen, dann täte es passen. Die aktuelle Häufung der Schalke-Inhalte ist reiner Zufall und keine Vorbereitung auf das bevorstehende 50-jährige meistertitellose Jubiläum, wie man ganz unbedarft meinen könnte.
Eines Tages wird es doch noch passieren. Eines Tages fallen Freddie Mercury am Klavier bei den ersten Tönen des Intros von „We Are The Champions“ die Finger ab. Dann ist endlich Ruhe.
Den einen oder anderen Finger wird man später zu horrenden Preisen bei eBay ersteigern können. An der herrlichen Ruhe ändert dieser ansonsten nicht weiter erwähnenswerte Umstand allerdings nichts mehr.
Nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler müssen ihre Jubellieder wieder selbst singen. Es könnte sogar sein, dass sie sich dabei etwas einfallen lassen, was Bezug zum Siegerclub, zum gewonnenen Wettbewerb oder gar zu den einzelnen Spielern hat.
Plöck, plöck, fallen ihm die Finger ab, einer nach dem anderen, schlagen auf der Tastatur des Klaviers auf, die Band verstummt und im Fußball singt man endlich wieder Zeilen und Melodien, die etwas bedeuten.
Musiker, die sich für Fußball begeistern, gibt es wie Sand am Meer, Bob Marley, Campino, Robert Smith, etc. pp. Die treten dann mal kamerawirksam vor einen Ball oder werden in diverse Sportsendungen eingeladen, um sie ein wenig aufzuhübschen und ein bisschen von ihrem Fantum zu quaken.
Musiker, die in ihrer Jugend aktiv Fußball spielten, und beinahe eine Profikarriere ergriffen hätten, gibt es ebenfalls viele. Julio Iglesias, Rod Stewart oder Steve Harris. Über den gleich mehr zu berichten sein wird, denn:
Musiker, die während ihrer Musikerkarriere selbst noch Fußball spielen, sogar an einem Ligabetrieb teilnehmen und diese Angelegenheit so ernst nehmen, dass sie für die samstäglichen Spiele von weit her einfliegen und noch dazu eine eigene Webseite zum Team pflegen, mit allen Aufstellungen, Torschützen und Terminen, die gibt es kaum.
Umso erstaunlicher ist die Geschichte von Steve Harris‘ Hobbyteam, dem „Maidonians FC“, dessen Name auch gleich mal verrät, in welcher Band Steve Harris eigentlich musiziert. Der Bassist von Iron Maiden hatte in seiner Jugend bei West Ham United gespielt und besaß die Chance auf einen Profivertrag. Stellte dann aber fest, dass Profifußballersein eigentlich nicht das ist, was er mit seinem Leben anfangen möchte.
Weshalb er sich an die Musik hielt und den Fußball nur als Hobby weiterlaufen ließ. Dies aber seit Jahrzehnten mit ungebrochenem Ehrgeiz. 1999 z. B. war er Torschützenkönig seines Teams mit 18 Toren in einer Saison (von der man nicht weiß, wie viele Spiele sie umfasste), obwohl er einige Partien wegen Verpflichtungen mit Iron Maiden verpasste.
In jener Saison gewannen seine Maidonians FC dann auch den Titel dieser Liga. He regularly flies home from working in Europe to play on Saturdays – there’s dedication for you!
Respekt und sportliche Anerkennung. Nicht jeder, der es sich leisten könnte, fliegt zu den Spielen seiner Hobbymannschaft nach Hause. Von den Millionen Hobbyfußballern, die die Strecke bis zum Platz mit dem Fahrrad bewältigen könnten und die trotzdem im Bett liegen bleiben, ganz zu schweigen.
Bei einem Reporter, der jahrzehntelang vom ZDF durchgefüttert wurde, bleibt schon mal der eine oder andere Euro im Sparstrumpf hängen. Wovon man dann eine nicht kleine Sammlung an Platten und CDs anlegen kann. Musik auf Tonträgern Sammeln war Ende des letzten Jahrhunderts das, was Briefmarkensammeln in der Mitte des letzten Jahrhunderts war.
Töppi hatte diese Leidenschaft voll erwischt, denn wenn er zusammenzählt, kommt Einiges dabei herum. Wobei das Interview schon über 5 Jahre alt ist, der aktuelle Wert dürfte also noch höher liegen:
Ich besitze aktuell 7.593 Vinyl-45-Singles, 113 LPs, 76 Maxis und 1.115 CDs.
Großer Fan ist er übrigens von ZZ Top, von denen er auch einen Schlüsselanhänger trägt.
Und so freiherzig, wie er über seine ansonsten vorhandene Vorliebe zur Musik der 1960er Jahre Auskunft gibt, so gibt er auch ohne jedes Schuldbewusstsein zu, dass er für eine ganz schlimme Plage im Bereich der Fußballberichterstattung verantwortlich zeichnet. (Behauptet er zumindest.)
Ich war ja der Erste, der in Deutschland mit diesen Blitz-Interviews am Spielfeldrand angefangen hat. Die Fußball-Berichterstattung, die man bis dahin von der ARD kannte, sah so aus, dass man stets mit den einlaufenden Mannschaften begann und mit einem Zuschauerschwenk aufhörte. Ich fand, dass man da dringend mehr Emotion reinbringen muss – am besten direkt auf dem Spielfeld, wenn die Spieler noch heiß sind.
All der Senf, den wir eigentlich nie hören wollten, ins Mikrofon gehechelt von noch von der Niederlage frustrierten Spielern, wäre uns möglicherweise erspart geblieben, wenn Töppi nicht diese merkwürdige Vorstellung von Journalismus gehabt hätte.
Nicht ersparen kann man den Lesern an dieser Stelle allerdings ein weiteres Highlight aus Töppis eigener Karriere. Denn wer so viele Platten besitzt, der kann natürlich auch selbst hervorragend musizieren, wie Rolf Töpperwien im folgenden Heimatschnulzchen beweist. Und seine Heimat ist Osterode im Harz mit seinem wenig erfolgreichen VfR, nicht etwa Mainz.
Die obligatorische „Pulle Pils“ ist auch dabei, wie man ab 1:30 hören kann. Zum besseren Verständnis dieser Perle der getragenen Hymnen ist es allerdings ratsam, sich das gesamte Stück zu Gemüte zu führen. Man bekommt einen Eindruck davon, wie viel in Osterode los ist, wenn alleine die Tatsache, dass auf einer der Brücken der Stadt mal nicht gebaut wird, schon eine Songzeile wert ist.
Nein, nein und nochmals nein. Man darf nicht. Das sollte klar sein.
Ich habe trotzdem mal wieder.
Man darf sich nicht dafür interessieren, welche Musik im Fußballgeschäft angesiedelte Menschen bevorzugen. Das war schon bei Philipp Lahm so. Und selbst bei einem, der doch qua Aufenthaltsort eigentlich Besseres gewöhnt sein müsste, werden wir schwer enttäuscht.
Dann haut man mal Scooter in den CD-Player und Attacke. Da bringe ich mich in Stimmung.
Sagt Holger Stanislawski.
(Dass er noch CD-Player benutzt, sagt auch Einiges über die nicht vorhandene Weiterentwicklung seines ebenso wenig vorhandenen Musikgeschmacks.)
Es gibt zwei Dinge, die ich absolut nicht ausstehen kann. Das eine ist Rap. Das andere ist Rap. Wird dieser schrecklicherweise auch noch von Fußballern vorgetragen, ist es mir unmöglich, deren Werke zu konsumieren. Die Gefahr dauerhafter Gesundheitsschädigung wäre zu groß, vor allem an den Enden der Geschmacksnerven.
Doch vielleicht möchte ja der eine oder andere Leser Ryan Babel beim Rappen zuhören, oder Rio Ferdinand oder OMG! Paul Gascoigne, dem man schon damals anmerkt, dass er später seinen Verstand verlieren wird, kein Wunder, bei dem Rap, den er da veranstaltet.
Hier geht es zum akustischen Horrorkabinett.
Eins der schönen Dinge am Älterwerden, welches an sich übrigens völlig zu Unrecht in keinem guten Ruf steht, ist, dass man nicht mehr in Läden gehen muss, die derart beschissene Musik spielen, nur weil Sachzwänge in Form der Anwesenheit angebeteter Personen daraus ein Diktat machen. Jetzt müsste man nur noch aufhören, sich für Fußball zu interessieren, betrieben von Leuten, die derartige Musik selbst her- und dann ins Internet einstellen. Ryan Babel. Rappt. Auf niederländisch.
Sonic Youth becovern ihre neueste Platte mit einer jungen Frau, die einem Fußballspiel zuschaut, ganz offensichtlich einem Amateur- oder Hobbyspiel in irgendeinem Park.
Was sagt uns das? Zunächst mal nicht viel, außer dass Sonic Youth ihre aktuelle Platte mit einer jungen Frau betiteln, die einem Fußballspiel zuschaut, ganz offensichtlich einem Amateur- oder Hobbyspiel in irgendeinem Park.
Vielleicht nicht ganz so überraschend, stellt diese Platte allerdings nichts anderes als die Filmmusik zu „Simon Werner a disparu“ dar, einem französischen „Thriller“ das steht hier für „spannender Film“ zu welchem Sonic Youth die Musik beisteuerten. Möglicherweise schlicht eine Szene aus dem Film, die dann zu einem der Filmplakate wurde. Nicht die erste Filmmusik, die Sonic Youth schrieben, aber die erste mit einem einem Fußballspiel zuschauenden Mädchen auf dem Cover.
(Vorsicht vor dem Anhören. Bei nicht-sonic-youth-tauglichen Ohren droht schneller Übergang in einen Dämmerzustand, deshalb nur bedingt safe for work.)
Uli Stein und Toni Schumacher klatschen im Takt das erlebt man auch nur selten.
Ansonsten hatte man es in den 1980ern wohl noch nicht so wirklich drauf damit, seine Lippen synchron zum Gesang zu bewegen. Zumindest Peter Alexander hatte es ungefähr gar nicht drauf, wie man sieht.
Sehr sehenswert ist auch der Magath Felix im Hintergrund mit seiner scheenen Brille.
„Einstimmen“ in irgendwelche Gesänge wird übrigens überschätzt.
Schade eigentlich, dass man damals keins der Videos im Anschluss gezeigt hat, in denen der „Franz, der kann’s“ einen seiner Aggro-Trips bekommen hat und auf Journalisten, Hoteliers, von ihm selbst ausgewählten Spielern oder auch einfach Spiegelbildern rumhackte. Damals, als der „Franz, der kann’s“ noch keine Contenance besaß.
Es ist allerdings ähnlich schade um des Franzens ehrliche Einschätzungen zum Fußball wie es schade um die Sangeskünste des Peter Alexander ist.
Irgendwann letzte Woche sickerte der hiesigen Redaktion der WM-Kader für die WM 2010 in Südafrika zu. Entscheidend dafür war eine glorreiche aus-dem-Briefkasten-Rettungsaktion des Trainer Baades, weil der riesige Umschlag, in dem das schon lange vor der Zeit bestellte Panini-Album zerfetzt zu werden drohte, beim Rausziehen beinahe noch zerfetzter geworden wäre, als es eh schon war.
War es dann aber nicht.
Der endgültige Kader des „DFB“ für die WM 2010 in Südafrika sieht folgendermaßen aus:
Tor:
Rene Adler (ohne Accent)
Tim Wiese
Abwehr
Per Mertesacker
Philipp „Ich heirate nach der WM“ Lahm
Heiko Westermann
Serdar Tasci
Arne Friedrich
Mittelfeld
Simon Rolfes
Michael Ballack
Mesut Özil
Thomas Hitzlsperger BastianSchweinsteiger
Piotr Trochowski
Angriff
Stefan Kießling
Lukas Podolski
Miroslav Klose
Mario Gomez
Wer da jetzt beim Zusammenzählen nicht auf 23 kommt, und noch dazu der Auffassung sein könnte, dass Simon Rolfes es vielleicht gar nicht fittigermaßen bis nach Südafrika schaffen würde, der liegt richtig. Denn wie Panini immer weiß, nimmt jedes Team nie mehr als 2 Torhüter oder mehr als insgesamt 17 Spieler mit sonst müsste man ja auf das Verbandswappen verzichten. Da tät man dann doch lieber auf Maskottchen „Paule“ verzichten als auf das schicke Wappen.
Und was so eine Einheit ist, die muss sich dann eben auch mal zusammenschweißen lassen, kurz vor der WM. Und wenn man nicht mehr wechseln kann, dann geht man halt mal über 120 Minuten steil, so ist das doch gedacht von den Panini-Leuten.
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Wie? Was? Ich habe nicht ganz verstanden. Panini sitzt eigentlich in Italien? Zetermordio.
Im Interview mit Heinz-Bernd Watzke von Borussia Dortmund fragt der kicker eine nett garnierte Frage, unterschlägt dabei aber das schöne Wörtchen „eigentlich“:
kicker: Zum Sportlichen. Altrocker Udo Lindenberg singt: ‚Ich bin ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu.‘ Wie viel Dortmund steckt in diesem Songtext?
Naja, ich sag mal: wahrscheinlich 23,8 Prozent. Oder anders gesagt: Lieber Songtexte als Filmvergleiche. Nicht weil das Eine im Fußball passender wäre als das Andere, sondern weil ich mich mit Musik besser auskenne als mit Filmen. Die Film-Vergleiche und vor allem -Einschätzungen überlassen wir doch lieber dem Zeitverschwender.
Nun aber: Film, äh, Musik ab, und immer schön an die Lage beim BVB denken:
Und wenn wir gerade schon ein wenig zotig sind: Wie würde man eine Band nennen, bei der man ganz plakativ das, was man mit seinen Zuhörern machen will, als Bandnamen wählt?
The Schockers?
The Razors?
The Sendtohells?
The Cutmythroatandburymedeeps?
The Ultimatenightmareillusions?
Falsch. Das würde man vielleicht tun, wenn man jenseits der Weißwurst spielen würde. Nicht aber, wenn man die Haus- und Hof-Band des glorreichen TSV 1860 München werden will. Dann nennt man sich natürlich:
The Stimulators. (Blitze und Schrifttyp, der stimuliert, bitte dazu vorstellen.)
Und wem der Name alleine noch nicht stimulierend genug ist, der schaue sich die total rockenden und mitreißenden, fast schon unmenschlich sexuell anmutenden Stimulators an. Aber Vorsicht, erst festschnallen!
Man will ja nicht unken, aber man hat so seine Zweifel, ob man mit dieser Form von Stimulanz wirklich in die 1. Liga aufsteigen wird.