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Schlagwort: Real Madrid

Was Liza & Uli & Jupp & Mehmet wissen — und Robbéry nicht

Letztens war es wohl 40 Jahre her, dass Franz Beckenbauer nach seiner Zeit bei Cosmos New York sein Comeback in der Bundesliga gab. Bekanntlich geschah dies für den Hamburger SV, nicht für seinen Heimatclub FC Bayern München. Anderthalb Jahre blieb er an der Alster, war allerdings oft verletzt. Immerhin 28 Einsätze wurden es dann unter Manager Günter Netzer, darunter auch exakt einer gegen jenen FC Bayern München, den er zuvor stark geprägt hatte und hinterher noch ebenso prägen würde.

4:1 gewann sein Hamburger SV damals, nachdem er im heimischen Volksparkstadion zunächst mit 0:1 zurücklag, als Franz Beckenbauer gegen so Spieler wie Klaus Augenthaler, Karl-Heinz Rummenigge und andere antrat.

Franz Beckenbauer

31.10.1981 Hamburger SV - FC Bayern München 4:1

Das inspiriert, doch gleich einmal zu schauen, wie die übrigen Granden der Vereinsgeschichte sich in den Partien gegen den FC Bayern schlugen, wenn sie diesen einmal verlassen hatten – oder noch nicht da waren. Da gibt es doch einiges zu berichten. (Unterschiedliche Detailtiefe beim Spieldatum ist phlegmabedingt unterschiedlich. Und Supercup und Ligapokal bleiben wie immer auf dieser Seite unberücksichtigt. Nur Spiele als Spieler sind gelistet, sonst wäre es bei Rehhagel und Heynckes dann doch sehr ausgeufert.)

Zum Titel also: All die folgenden Spieler wissen, wie es ist, gegen den großen FC Bayern zu verlieren und manche auch, wie es ist, zu gewinnen. In jedem Fall kennen sie aber das Gefühl, gegen diesen meist als stärker eingeschätzten Gegner aufzulaufen – Arjen Robben und Franck Ribéry hingegen (noch) nicht.

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Andere Länder, andere Schlaflieder

Andere Länder, andere Sedativa.

Welche es da bislang so gab, zeigen die unteren Aufstellungen. Natürlich ohne den Anspruch, komplett zu sein. Andorra ist nicht dabei, nein, nicht das von Max Frisch, das echte Andorra. Also Andorra ist hier nicht mit aufgenommen, aber sonst eigentlich fast alle.

Note: berücksichtigt sind hier nur Meisterschaften nach dem Krieg.

Und? Welche Schlaflieder singt man in anderen Ländern so?

Griechenland

1996/1997 Olympiakos Piräus
1997/1998 Olympiakos Piräus
1998/1999 Olympiakos Piräus
1999/2000 Olympiakos Piräus
2000/2001 Olympiakos Piräus
2001/2002 Olympiakos Piräus
2002/2003 Olympiakos Piräus

Norwegen

1992 Rosenborg BK
1993 Rosenborg BK
1994 Rosenborg BK
1995 Rosenborg BK
1996 Rosenborg BK
1997 Rosenborg BK
1998 Rosenborg BK
1999 Rosenborg BK
2000 Rosenborg BK
2001 Rosenborg BK
2002 Rosenborg BK
2003 Rosenborg BK
2004 Rosenborg BK

Italien

2005/2006 Inter Mailand
2006/2007 Inter Mailand
2007/2008 Inter Mailand
2008/2009 Inter Mailand
2009/2010 Inter Mailand

Portugal

1994/1995 FC Porto
1995/1996 FC Porto
1996/1997 FC Porto
1997/1998 FC Porto
1998/1999 FC Porto

Bulgarien

1953/1954 ZSKA Sofia
1954/1955 ZSKA Sofia
1955/1956 ZSKA Sofia
1956/1957 ZSKA Sofia
1957/1958 ZSKA Sofia
1958/1959 ZSKA Sofia
1959/1960 ZSKA Sofia
1960/1961 ZSKA Sofia
1961/1962 ZSKA Sofia

Rumänien

1992/1993 Steaua Bukarest
1993/1994 Steaua Bukarest
1994/1995 Steaua Bukarest
1995/1996 Steaua Bukarest
1996/1997 Steaua Bukarest
1997/1998 Steaua Bukarest

Polen

1962/1963 Gornik Zabrze
1963/1964 Gornik Zabrze
1964/1965 Gornik Zabrze
1965/1966 Gornik Zabrze
1966/1967 Gornik Zabrze

Finnland

2009 HJK Helsinki
2010 HJK Helsinki
2011 HJK Helsinki
2012 HJK Helsinki
2013 HJK Helsinki
2014 HJK Helsinki

Frankreich

2001/2002 Olympique Lyon
2002/2003 Olympique Lyon
2003/2004 Olympique Lyon
2004/2005 Olympique Lyon
2005/2006 Olympique Lyon
2006/2007 Olympique Lyon
2007/2008 Olympique Lyon

Schottland

1988/1989 Glasgow Rangers
1989/1990 Glasgow Rangers
1990/1991 Glasgow Rangers
1991/1992 Glasgow Rangers
1992/1993 Glasgow Rangers
1993/1994 Glasgow Rangers
1994/1995 Glasgow Rangers
1995/1996 Glasgow Rangers
1996/1997 Glasgow Rangers

Spanien

1961/1961 Real Madrid
1961/1962 Real Madrid
1962/1963 Real Madrid
1963/1964 Real Madrid
1964/1965 Real Madrid
1985/1986 Real Madrid
1986/1987 Real Madrid
1987/1988 Real Madrid
1988/1989 Real Madrid
1989/1990 Real Madrid

Weißrussland

2005/2006 BATE Baryssau
2007 BATE Baryssau
2008 BATE Baryssau
2009 BATE Baryssau
2010 BATE Baryssau
2011 BATE Baryssau
2012 BATE Baryssau
2013 BATE Baryssau
2014 BATE Baryssau
2015 BATE Baryssau

Schweiz

2009/2010 FC Basel
2010/2011 FC Basel
2011/2012 FC Basel
2012/2013 FC Basel
2013/2014 FC Basel
2014/2015 FC Basel

Offensichtlich ist der Fußball dort tatsächlich noch nicht gestorben. Hier muss man allerdings abwarten.

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Alle Elfmeterschießen deutscher Clubs im Europapokal (und Losentscheide)

Filed unter: „Mit Legenden aufräumen“.

Die Bilanz bei Elfmeterschießen in Europapokalen ist aus Sicht deutscher Clubs zwar nicht ausgeglichen, sondern leicht positiv, aber weit entfernt davon, makellos zu sein. Insgesamt stehen 24 gewonnene Durchführungen 16 verlorenen gegenüber. Insofern kann man den Mythos gerne auch beerdigen, dass es irgendetwas mit der Nationalität und der manchmal dazugehörigen Mentalität zu tun hätte, dass es bei der Nationalmannschaft des DFB in dieser Disziplin so gut läuft. Schließlich fanden die allermeisten der unten aufgelisteten Elfmeterschießen zu einer Zeit statt, als die Zahl der Ausländer in einer Vereinsmannschaft noch begrenzt war oder schlicht gar keine zu einem Elfmeter antraten.

(Sollten noch welche fehlen, ob von Werder Bremen, dem 1. FC Kaiserslautern oder auch von Hansa Rostock: die Kommentarspalte ist 24/7 geöffnet.)

Darstellung des Ergebnisses im Elfmeterschießen ist jeweils aus Sicht des deutschen Clubs. Hinter dem Clubnamen ist die Bilanz in der Form (gewonnene/teilgenommene Elfmeterschießen) ausgewiesen. EC1 ist Champions League und Europapokal der Landesmeister, EC2 der Europapokal der Pokalsieger, EC3 ist Messe-Pokal, UEFA-Pokal und Europa League, SC steht für Supcercup. Et voilà:

FC Bayern München (5/6)
SC FC Chelsea 5:4
EC1 FC Chelsea 3:4
EC1 Real Madrid 3:1
EC3 PAOK Saloniki 9:8 (siehe auch Pfaff und der PAOKenschlag)
EC1 FC Valencia 5:4
EC1 Atvidaberg FF 3:1

FC Schalke (2/4)
EC3 Inter Mailand 4:1
EC3 Bröndby 1:3
EC3 Slavia Prag 4:5
EC1 FC Porto 4:1

Borussia Dortmund (2/4)
EC3 AJ Auxerre 6:5
EC1 FC Brügge 2:4
EC3 Udinese Calcio 3:4
EC3 Glasgow Rangers 3:1

Dynamo Dresden (3/3)
EC3 Dynamo Moskau 4:3
EC1 Partizan Belgrad 5:4
EC1 Malmö FF 5:4

Lok Leipzig (3/3)
EC2 Girondins Bordeaux 6:5
EC3 Ipswich Town 4:3
EC2 Velez Mostar 3:0

BFC Dynamo (2/3)
EC2 Cardiff City 5:4
EC2 Dynamo Moskau 1:4
EC1 FC Aberdeen 5:4

Carl Zeiss Jena (2/3)
EC3 RWD Molenbeek 6:5
EC3 Stal Mielec 2:3
EC2 Slavia Prag 3:2

Bayer Leverkusen (1/3)
EC3 Espanyol Barcelona 3:2 (siehe auch Ein Abend für acht Mark mit Tita, Calli und Liza)
EC1 Atlético Madrid 2:3
UI-Cup Tirol Innsbruck 3:5

Hamburger SV (0/2)
UI-Cup Olympique Montpellier 0:3
EC3 Sparta Rotterdam 1:4

VfB Stuttgart (1/1)
EC3 Real Sociedad 4:1

Vorwärts Berlin (1/1)
EC2 Benfica Lissabon 5:3

Sachsenring Zwickau (1/1)
EC2 AC Florenz 6:5

1. FC Kaiserslautern (1/1)
EC3 Ararat Erewan 5:4

Karlsruher SC (1/1)
UI-Cup Bursaspor 6:5

Borussia Mönchengladbach (0/1)
EC1 FC Everton 3:4

Eintracht Frankfurt (0/2)
EC3 Austria Salzburg 4:5
EC2 PAOK Saloniki 3:4

1. FC Magdeburg (0/1)
EC1 Malmö FF 1:2

Mainz 05 (0/1)
EC3 Gaz Metan Medias 3:4

Losentscheide

Im Folgenden nun die Losentscheide, wo die Bilanz verheerend aussieht, was aber bekanntlich nichts mit sportlichen Komponenten zu tun hat. 4x wurde gelost, 4x war das deutsche Team danach ausgeschieden. Kein Wunder also, dass mit Karl Wald ein Deutscher das Elfmeterschießen erfand.

1. FC Köln (0/1)
EC1 FC Liverpool verloren

Wismut Karl-Marx Stadt (0/1)
EC1 Gwardia Warszawa verloren

SC Aufbau Magdeburg (0/1)
EC2 Galatasaray Istanbul verloren

Hannover 96 (0/1)
EC3 FC Barcelona verloren

Schöne Faktenhuberei mal wieder, Mythos als nicht komplett falsch widerlegt, aber eben doch mit Werten, die nicht weit vom Zufall entfernt sind. Dass man Strafstöße und den Umgang mit dem Stress bei einem Elfmeterschießen sehr wohl trainieren kann, bleibt dem sonst so vertrainingswissenschaftlichten Fußball offenbar weiter ein Geheimnis, schaut man allein auf die Art der Durchführung von Strafstößen im Allgemeinen und im Elfmeterschießen ebenso.

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Ein Tag in der Turnhalle

Klar, es war kein ganzer Tag, nur ein Abend, aber ein bisschen Liebe zur Alliteration ist hier natürlich verblieben. Für Unwissende: Die Turnhalle ist die Schalker Veltins-Arena, so wird sie jedenfalls gern gedisst, eben weil man das Dach schließen kann.

Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann, flatterte ins Haus, nämlich das Schalker CL-Heimspiel gegen Real Madrid im Stadion zu sehen, und das kostenlos. Kann man wirklich nicht ablehnen, selbst wenn man keiner der 1000 Freunde ist, die dort stets zusammenstehen, in der Stadt der 1000 Feuer, von denen an jenem Abend allerdings nur noch ein paar wenige im Abendhimmel loderten. Strukturwandel und so. Apropos Wandel, Wandel auch der Fußballwelt, das gute, alte Parkstadion ist ja schon länger Geschichte und doch war dies mein erstes Spiel in dieser nicht mehr ganz neuen, aber noch frischen Veltins-Arena.

Sitzplatz Südkurve, recht weit oben im ersten Rang, also beste Sicht auf den ausfahrbaren Rasen und die sich darauf tummelnden Akteure. Beste Sicht auch auf die Nordkurve, die den besonderen Anlass des wahrscheinlich letzten CL-Heimspiels in dieser Saison mit einer gebührenden Choreo bzw. Spruchband und Konfetti feierte. Bewegte Bilder davon hat FANartisch gepostet.



Beste Sicht auf die Nordkurve und auch auf die Spieler, von denen einer besonders herausstach, nicht optisch (Real Madrid in grässlichem leuchtenden Pink gedresst), aber qua seiner Stellung selbst bei Real Madrid. Und hätte man dies nicht gewusst, so hätten einem die Schalker Fans schon klargemacht, um wen es geht. Bei jeder Ballberührung ging ein massives Pfeifkonzert auf Cristiano Ronaldo nieder, viele standen extra auf, um ihm einen oder zwei Stinkefinger zu zeigen und die Abneigung, der Hass beinahe, war physisch spürbar, so laut wurde gepfiffen. Tosender Jubel (!) im Stadion, als Ronaldo einmal etwas härter gefoult wird, allein, es nützte nichts.

Hatten die Schalker wenigstens schon mal die ersten 10 Minuten ohne Gegentor überstanden, so blieben sie auch in der folgenden Zeit einigermaßen im Spiel, wobei trotz des Einsatzes von Klaas-Jan Huntelaar, der immer wieder anzeigte, dass er frei bzw. sein kommender Laufweg frei wäre, es im Spiel nach vorne doch recht haperte. Angesichts des aktuellen Gegners wusste man aber nicht zu entscheiden, ob es an mangelnder eigener Durchschlagskraft lag oder an der Stärke der Defensive des Gegners. Diese war aber heute durchaus nicht komplett sattelfest, wie sich in der zweiten Halbzeit noch zeigen sollte.

Allein, es nützte nichts, Ronaldo auszupfeifen, denn kurz nachdem die Schmähungen ihren Dezibel-Höhepunkt erreicht hatten, war er schneller als alle Schalker in der Luft und netzte ins quasi leere Tor ein, weil Wellenreuther etwas weiter hinten die Flanke in Empfang nehmen wollte. Wozu es nicht kam, sondern zur kalten Dusche des Rückstands. Erstaunlicherweise aber keine kalte Dusche für die Stimmung, Sekunden nach dem Tor skandierte die Nordkurve umso lauter, wer hier Heimrecht habe etc. und insgesamt war das alles schon ein sehr würdiger Rahmen für ein CL-Heimspiel.

Kritisieren muss man dann aber doch den mangelnden Mut der Schalker, in der 2. Halbzeit nicht stringenter auf ihre Chancen zum Ausgleich zu spielen. Huntelaar war verletzt ausgewechselt worden, der ihn ersetzende Felix Platte machte seine Sache aber erstaunlich gut. Ebenso erstaunlich, als selten Schalke-Sehender, dass Kevin-Prince Boateng doch noch kein alter Mann ist, der tatsächlich ein wenig ordnende Hand im Vorwärtsspiel sein kann und sogar das eine oder andere nett anzusehende Trickchen mit einstreut.

Für mich ebenfalls äußerst überzeugend: Uchida. Der in der Presse teils die Note 4 bekam, da haben manche wohl ein anderes Spiel gesehen als ich. Die eine oder andere Flanke mehr hätte es durchaus in den Strafraum sein dürfen, statt sich allzu häufig dabei blocken zu lassen, aber wer so viel Alarm gegen Real Madrid in dessen Hälfte macht, dem kann man keine unterdurchschnittliche Leistung attestieren. Oder ist er an anderen Tagen noch deutlich besser? Okay, dann ist der Gegner aber wahrscheinlich auch ein anderer.

Nicht in Champions-League-Form war hingegen der auffällig indisponierte Roman Neustädter. All das, was man eigentlich von jedem Profi erwartet, nämlich Pässe über 10 Meter in 98% der Fälle ans Ziel zu bringen sowie eine gewissen geistige Wachheit über den gesamten Spielverlauf hinweg, ließ er völlig vermissen. Immer wieder seltsam, wie eigentlich fähige Leute in solche Löcher fallen können, wie man sie in anderen Sportarten doch eher selten sieht. Natürlich ist die Präzision mit den Füßen immer eine andere als mit den Händen, aber genau deshalb spielen diese Spieler doch dort in einer Profimannschaft und nicht wir oder der Fan, der letztens meinte, dass er auch nicht schlechter als Ibisevic sei. Was natürlich völliger Quark ist, und doch sieht man dann solch einen Abend wie jenen von Neustädter.

Völlig mit dem falschen Fuß ins Spiel gegangen war auch Max Meyer, der spät eingewechselt wurde. Wie er in seinen Dribblings zwar durchkam, dann aber immer weiter dribbelte und kaum Sinnvolles zusammenstöpselte, erinnerte er in seiner Art, ein Versprechen auf die Zukunft zu sein, an Marko Marin. Der dieses Versprechen auch nie einlöste. Allerdings hat Meyer dafür noch ein wenig mehr Zeit als Marin, und an 20 Minuten gegen Real Madrid sollte man wohl nie einen Spieler messen.

Schalke traf dann zwar noch die Latte, hatte eine weitere Szene im Fünfmeterraum, als eigentlich nur noch jemand den Ball reinstochern hätte müssen, aber es gelang nicht. Stattdessen entschied ein Gewaltschuss von Marcelo fast in den rechten Winkel die Partie, da war die Messe gelesen in der Turnhalle. Sehenswert, wie das Video zeigt, auch wenn man sowas nicht sehen will in einem Heimspiel.



Ob das jetzt deutlich besser war als beim 1:6 unter Jens Keller, vermag ich nicht zu beurteilen. Offensichtlich war aber, dass Real Madrid nicht die Stärke aus jenem Schmach-Spiel mitbrachte und dann hätte man doch ein klein wenig mutiger unterwegs sein dürfen. Hinterher ist man natürlich immer schlauer, und dass man nach 9 Gegentoren in 2 Partien gegen diesen Gegner bevorzugt nicht ins Messer laufen möchte, ist verständlich. Ein Ausscheiden lässt sich aber auf diese Weise nun mal nicht annähernd verhindern.

Was ich ansonsten nicht so gut fand, war, dass die Schalker ihre Fansongs fast alle vom MSV geklaut hatten. Steht auf, wenn ihr Schalker seid und FC Schalke olé und sowas. Unproblematischer als erwartet verliefen übrigens An- und Abreise, zwar in vollgedrängten Straßenbahnen, aber sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg in positiver Fußballstimmung, auch mit eingesprenkselten Madrid-Fans, auch vielen weiblichen, dazwischen. Deren „Support“ hatte sich übrigens das gesamte Spiel über auf ein paar seltene „Madrid! Madrid!“-Rufe beschränkt. Beim ersten Hören dachte ich noch, dass Joel Matip seinen eigenen Fanclub mitgebracht hatte und die Leute würden „Matip! Matip!“ rufen. So wenige waren es jedenfalls und so schwächlich, dass man hätte annehmen können, es sei nur der private Fanclub eines einzelnen Spielers. Schon traurig, diese nicht existente Fankultur bei einem der besten und wohl dem berühmtesten Fußball-Club der Welt. Aber das zu dissen wäre auch nur das harte Brot eines Unterlegenen, der sportlich wenig zu bestellen hatte an diesem Abend. Weshalb es kein Gedisse ist, nur eine Erwähnung. Einmal sind sie dann doch aufgewacht, als Cristiano Ronaldo nach Abpfiff in die Madrid-Kurve lief und sich von den Fans vehement beklatschen ließ. Naja.

Der Herr, auf dessen Einladung ich auf Schalke weilte, schrieb zum Spiel übrigens: „Ein Spiel zum Schönsaufen“. Das ging nun aber nicht, denn an CL-Abenden gibt es kein Bier mit Alkohol in der Arena. Und das in einem Stadion, das nach einer Biermarke heißt …

Alles in allem ein sehr ansehnliches Fußballspiel in stimmungsvoller, äh, Stimmung, bis auf diese gleißende Abneigung gegen Cristiano Ronaldo. Wenn da nur das Problem nicht wäre, dass man immer schon vorher weiß, wer gewinnt und dieses Kribbeln wie vor wenigen Jahren noch einfach fehlt.

Noch mal Herr Wieland dazu:

Die Art des Spiels war die Wahl Schalkes. Schalke bestimmte, dass es ein Spiel mit wenigen Chancen werden würde. So war die Spielanlage. Bezogen darauf gewann Real Madrid vergleichsweise locker.

Leider wahr.

Was das Stadionerlebnis an sich angeht, muss ich sagen, dass mich die Turnhalle in gefülltem Zustand dann doch eher anturnt (no pun intended), als wenn man sie leer betrachtet. Letzteres ist möglich, wenn man das Schalke-Museum besucht, wie einst getan. Dann sieht sie mit den zahllosen Verstrebungen am Dach doch recht kühl aus und nicht so, als wenn man hier Fußballfeste feiern könnte. Gestern war es tatsächlich eines, wenn auch der passende Spielverlauf fehlte. Aber dass irgendwo das ganze Stadion singt, klatscht, etc., das gibt es wohl selten genug im Weltfußball. Schalke ist in Bezug darauf in Deutschland zwar nicht einzigartig, aber sicher ganz oben in Fragen der Fankultur.

Auf dem Rückweg traf ich dann auch gleich noch Mitglieder des Supporterclubs, die aus Duisburg kamen und auch mit dem Zug heimfuhren. Weiteres Fachsimpeln war also gewährleistet und die größte Sorge bestand vornehmlich darin, was wohl mit Huntelaars Verletzung sein würde. Dass man so ein 0:2 zu Hause mehr oder weniger achselzuckend zur Kenntnis nimmt, ist ein weiteres unschönes Kapitel der dynamischen Konzentrierung der Spielstärken im Fußball, stark unterschiedlichen Spielstärken, wie gestern gesehen.

Denn so richtig anstrengen musste sich Real Madrid irgendwie nicht. Was durchaus schade war, zum Beispiel Gareth Bale hätte man doch gerne etwas öfter als nur jenes eine Mal sprinten sehen, als er im Nu von der Mittellinie zum Strafraum gerannt war, als hätte er Superkräfte. Die hatte Madrid an dem Tag nicht, aber aufgrund des Gegners wahrscheinlich auch nur nicht zeigen müssen.

Blog-G war übrigens auch vor Ort und hat ein paar Fotos und auch Worte.

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Die torreichsten Champions-League-Partien

Wer mag nicht gerne Salz in der Suppe? Das definieren heute zwar immer mehr Menschen im Fußball anders. Aber so eine richtige Torflut macht doch zum Zuschauen — als Neutraler — meist mehr Spaß, nicht zuletzt, weil sie im Fußball so selten ist, wie wir gleich (wieder mal) sehen werden.

Heute trifft der FC Bayern München in seinem Auswärtsspiel in der Champions League Vorrunde auf den AS Rom, oder auch „die Roma“. Und beide erscheinen in den unten stehenden Listen. Letztere zwar zu neuer Stärke erwacht, Erstere allerdings ebenso und da dürfte die Stärke der Ersteren möglicherweise größer sein als jene der Letzteren. Weshalb man mit ein bisschen Glück auf einen neuen Eintrag in die unten stehende Sammlung hoffen darf. Wobei das in den letzten paar Dutzend Monaten eigentlich für jedes Spiel der Bayern galt.

Die meisten Tore in einer Champions-League-Partie, allerdings nicht pro Spieler, sondern beim Gesamtergebnis finden sich unten. Wie das so ist mit wahrscheinlich normalverteilten Ergebnissen, thront eine Partie mit satten 11 Treffern an der Spitze, auf 10 kamen bislang keine zwei Teams, deren 9 gab es dann immerhin schon 3 Mal und 8 Tore fielen gleich 18x [Update:] 19x mit den unterschiedlichsten Ausprägungen, wobei Liverpools 8:0 gegen Besiktas den höchsten Sieg in der Geschichte der Champions League überhaupt darstellt, aber eben nicht das torreichste Spiel.

11 Tore (1x)

AS Monaco - Deportivo La Coruna 8:3 (Tore)

9 Tore (3x)

Olympique Lyon - Werder Bremen 7:2
Paris St. Germain - Rosenborg Trondheim 7:2 (Tore und Highlights)
FC Villarreal - Aalborg BK 6:3

8 Tore (19x)

FC Liverpool - Besiktas 8:0 (Tore)
Hamburger SV - Juventus 4:4 (Tore und Highlights)
Chelsea - FC Liverpool 4:4 (Tore und Highlights)
Juventus - Olympiakos 7:1
Dinamo Zagreb - Olympique Lon 1:7
FC Bayern München - Sporting Lissabon 7:1
Manchester United - AS Rom 7:1
Werder Bremen - RSC Anderlecht 5:3 (Tore und Highlights)
Borussia Dortmund - Steaua Bukarest 5:3
Bröndby Kopenhagen - Manchester United 2:6
Real Madrid - Bayer Leverkusen 5:3
FC Barcelona - Bayer Leverkusen 7:1 (Tore und Highlights)
FC Valencia - FC Basel 6:2
Olympiakos Piräus - Bayer Leverkusen 6:2
Manchester United - Fenerbahce 6:2
Steaua Bukarest - Olympique Lyon 3:5
Real Madrid - Dinamo Zagreb 6:2
AS Rom - FC Bayern München 1:7

Und wenn man gerade schon mal dabei ist, kann man sich auch noch jene Partien mit jeweils 7 Toren zu Gemüte führen und erkennt, dass deutsche Teams doch häufig beteiligt waren, leider sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite des Ergebnisses.

“7

7 Tore (32x)

FC Valencia KRC Genk 7:0
FC Arsenal Slavia Prag 7:0
Juventus Olympiakos Piräus 7:0
Manchester United Real Madrid 4:3
Olympique Marseille FC Zürich 6:1
FC Valencia KRC Genk 7:0
Real Madrid APOEL Nikosia 5:2
1. FC Kaiserslautern HJK Helsinki 5:2
Werder Bremen Dinamo Minsk 5:2
Ajax Amsterdam FC Bayern München 5:2 (Tore und Highlights)
Real Madrid Ferencvaros 6:1
Real Madrid Sturm Graz 6:1
Willem II Tilburg Sparta Prag 3:4
Sparta Prag Spartak Moskau 5:2
FC Valencia Lazio Rom 5:2
Rosenborg Trondheim - Helsingborgs IF 6:1
Deportivo La Coruna Paris St. Germain 4:3
Celtic Juventus 4:3
VSC Debrecen AC Florenz 3:4
AC Florenz VSC Debrecen 5:2
Inter Mailand Tottenham Hotspur 4:3
Benfica Olympique Lyon 4:3
FC Valencia Bursaspor 6:1
MSK Zilina Olympique Marseille 0:7
Inter FC Schalke 04 2:5 (Tore und Highlights)
FC Nordsjaelland Schachtjar Donezk 2:5
Chelsea FC Nordsjaelland 6:1
FC Bayern München OSC Lille 6:1 (Tore und Highlights)
Galatasaray Real Madrid 1:6
Manchester City ZSKA Moskau 5:2
FC Bayern München - FC Basel 7:0
FC Barcelona Celtic 6:1
FC Schalke 04 Real Madrid 1:6 (Tore und Highlights)
BATE Barissov Schachtjar Donezk 0:7
FC Schalke 04 Sporting Lissabon 4:3
Real Madrid FC Schalke 04 3:4
FC Bayern München Schachtjar Donezk 7:0

Der absolute Torrekord in diesem Wettbewerb, wenn man auch den Europapokal der Landesmeister mit einbezieht, liegt übrigens bei 14 Toren in der Partie vom September 1969 KR Reykjavik – Feyenoord Rotterdam, die 2:12 endete. Beide Ehrentreffer, wenn man so will, erzielte übrigens ein Mann mit dem schönen Namen Baldvin Baldvinsson. Und das auch noch per Doppelschlag zum 1:10 und 2:10. Das nennt man wohl Moral.

PS: Alles händisch zusammengesucht und deshalb ohne Gewähr. Ihr OptaBaade.

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Die Faszination des Fußballs ist ungebrochen

Was man so mitnimmt, wenn man auf Reisen ist. Das folgende Video wurde mir von nur der Tim ans Herz gelegt. Ich weiß, dass normalerweise niemand diese Videos anklickt und anschaut. In diesem Falle sollte man aber eine Ausnahme machen und sich anhören, wie früher über Fußball berichtet wurde. Nicht zuletzt ja mit einem guten Ende für den HSV.

Der Reporter heißt Fritz Klein und sagt so Sachen wie „Tor.“ oder „Fehler“ oder „Ach, ist hier eine Dramatik.“ oder „Magath, der Kapitän“ oder „45. Minute, nach meiner Uhr bereits die 46.“

Es ist einfach fantastisch zu hören. Zu sehen natürlich auch. Und wem das alles noch nicht verlockend genug klingt, dem sei ein „Caspar Memering“ entgegengeworfen.

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Weltpokalsieger 3024

Gerade hatten wir noch davon gesprochen, dass Ex-Profis für verantwortungsvolle Aufgaben rund um die Organisation eines Fußballvereins nicht zwangsläufig die beste Wahl sein müssen. Overath und Seeler kommen da sofort in den Sinn, wo die Präsidentschaft nicht allzu sehr gefruchtet hat. Auf der anderen Seite will man auch keine windigen Geschäftsleute à la Günter Eichberg oder Michael A. Roth, die sich zu Alleinherrschern aufschwingen und sich im Glanze sonnen, den Verein aber geradewegs in finanzielle Schwierigkeiten führen.

Einen deutlich anderen, seriöseren Weg geht in diesen Tagen (ausgerechnet!) Rot-Weiss Essen, wo mit Michael Welling ein Doc an der Spitze des Vereins steht, der seinen Titel zufällig in Wirtschaftsfragen erwarb, mit denen er sich auch nach seiner Ausbildung universitär beschäftigte, bevor er schließlich die Nr. 1 bei RWE wurde.

Und dass dieser Lebensweg zu einer etwas anderen Art führt, als es bei Fußballern in der Regel der Fall ist, verdeutlicht nicht zuletzt dieses Statement aus einem Interview mit der Zeit, welches er anlässlich der Solidarprämie für Mesut Özil gab, die Rot-Weiss Essen erhält, weil Mesut Özil dort in seiner Jugend kickte.

ZEIT ONLINE: Was sind die Ziele von Rot-Weiß Essen?

Welling: Wir sind auf dem Weg zum Weltpokalsieger, vielleicht im Jahr 3024. Als Fußballer wollen wir jedes Spiel gewinnen. Und wenn wir jedes Spiel gewinnen, was aktuell nicht ganz so gut klappt, wollen wir Meister werden. Und im Jahr darauf auch. Dann ist die logische Konsequenz, dass wir auch Weltpokalsieger werden wollen.

Hätte man derart Gewitztheit und auch Selbstironie je von einem der leuchtenden Strahlemänner gehört?

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Blonder Pop, gerne ein bisschen verrückt

Zur Einleitung sei erinnert, dass in der spanischsprachigen Fußballwelt eine noch größere Variabilität bei den vergebenen Spitznamen von Aktiven des Sports — Trainer oder Spieler — herrscht als hierzulande. Alle, welche nicht zufällig „el pibe de oro“ genannt werden, das ist allerdings nur einer, tauft man zwischen Feuerland und kurz vorm Baskenland nämlich „el loco“, was so viel bedeutet wie „der Verrückte“. Die Verrücktheit der so Bezeichneten besteht dann oftmals darin, dass sie so etwas Verrücktes tun wie sich für ihre Arbeit als Trainer oder Spieler über 90 Minuten Training am Tag hinaus begeistern zu können. Dass sie mit dem Bus zum Training fahren oder mehr als zwei Bücher gelesen haben. Crazy! El pibe de oro (der eine) oder el loco (alle anderen).

In Deutschland ist man ähnlich kreativ, wenn auch noch „einen Tick“ (Völler), „ein Stück weit“ (Niersbach) mehr als in den spanischsprachigen Ländern. Hier nennt man Spieler im typisch teutonischen Wunsch nach einem Leitwolf gerne einen „Capitano“. Heute Michael Ballack, gestern bekanntlich Lothar Matthäus, morgen sicher jemanden wie Mesut Özil, der schließlich schon in Spanien spielt, was aus typisch teutonischer Sicht irgendwie das Gleiche ist wie Italien. Und dass man sich für Özil mal einen türkisch geprägten Beinamen einfallen ließe, darf man überall erwarten, nicht aber in Fußballdeutschland.

Kommen wir zum zweiten denkbaren Beinamen, der in Fußballdeutschland zu vergeben ist. Nicht jeder kann schließlich ein Capitano sein, per DFB-Regeln in aller Regel ohnehin nur einer pro Team. Spanien el loco, Deutschland Capitano und: der Blonde Engel. Das, so weiß nicht allein der Kenner, ist Bernd Schuster.

Nun zu etwas nicht völlig Anderem. Der Tagesspiegel wählt für sich gerade eine Elf der 50 Saisons Bundesliga. Mit dabei sind so Spieler wie der Capitano, also beide Capitanos, Ballack/Matthäus, aber auch der Blonde Engel. Wie kommt das? Hat Bernd Schuster nicht nur anderthalb Saisons in der Bundesliga gespielt und entfleuchte dann auf ewig ins Land der el locos? Barça, Real, Atletico? Nein, hat er nicht, er war ja auch noch einige Jährchen als mittleres Missverständnis bei Bayer Leverkusen aktiv. Der Blonde Engel aus Augsburg. Und zum besten Spielgestalter der Bundesliga wählte man Günter Netzer, der „Erste Popstar des Fußballs“.

Eine kleine Laudatio hat man ihm dann auch gegönnt. Was man aber tatsächlich über Günter Netzer lernen könnte, wenn man denn wollte, ist nicht das, was der Tagesspiegel über ihn an Anekdötchen kredenzt. Gut, es mag tatsächlich noch genau eine Person rund um Berlin geben, die noch nichts von den Fakten „Lovers Lane“, Gladbacher Stadionzeitung und Händler von Fußball-TV-Rechten in Günter Netzers Vita gehört hat. Für genau diese eine Person (evtl. „el loco“ genannt) lohnte es sich natürlich, das noch einmal aufzuschreiben. Dass Netzer sich damals im Pokalfinale selbst einwechselte, wird aber selbst diese eine fußballfernere Person in Berlin schon einmal gehört … zzz.

Dabei wäre doch eine Abweichung vom ewig selben Wiedergekäuten gerade aus Anlass eines solch besonderen Jubiläums und jenes Specials des Tagesspiegels willkommen gewesen. Wir hätten erfahren können, dass Günter Netzer nicht nur eine Diskothek betrieb, sondern auch ein Restaurant namens „La Lacque“. Dass er sich dazu auch als Taxi-Unternehmer (!) in Mönchengladbach versuchte. Dass alle drei Unternehmungen finanziell scheiterten und er sie wieder aufgeben musste. Einzig die Sache mit der Stadionzeitung florierte ein wenig.

Das wäre mal zumindest für Spätgeborene Neues gewesen, und wir hätten sogar erfahren können, dass man Günter Netzer in seiner Zeit bei Real Madrid einen Spitznamen verpasste, den nicht nur hiesige Blogger für eindeutig an Bernd Schuster gekoppelt hielten. In Madrid nannte man Netzer den „Blonden Engel“, wenn auch mit dem Zusatz „mit den großen Füßen“, wohl zur Unterscheidung von eventuell später kommenden „Blonden Engeln“, wie es sicher auch diverse el locos mit diversen Zusatzeigenschaften gibt.

Oder dass Netzer eine Meinung zum Thema „Stallgeruch“ in der Bundesliga hatte, welche im Jahre 1978, man höre und staune, als äußerst progressiv galt:

„‚Wie in England, in Italien oder Spanien sollten auch in Deutschland nur ehemalige Fußballer in Fußballvereinen Manager werden‘, erklärt Fachmann Netzer nun.“

Der Kaufmann Dr. Krohn wurde beim Hamburger SV wegen Fußballahnungslosigkeit aus dem Amt entfernt, und durch einen Ex-Fußballer ersetzt; eine Wendung der Fahrtrichtung in der Bundesliga, an der bis heute so mancher Verein schwer zu schaffen hat.

Wir hätten auch, das alles im Text vom Spiegel von 1978, „Pop und Pep“, lange bevor es Letzteren übrigens als Person im deutschen Fußball gab, erfahren, dass Günter Netzer neben der viel zitierten Lovers Lane auch noch eine Versicherungs-Agentur und einen Sportartikel-Großhandel betrieb sowie seinen Namen auf Fußballprodukten an Puma vermarktete, neben den schon erwähnten Ästen Taxi-Unternehmen, Restaurant, Discothek, Stadionzeitschriftsbetreiber und nicht zuletzt späterem Rechtehändler. Dass Netzer, sicher wohlweislich heute gerne unter Verschluss gehalten, Sohn eines Samenhändlers ist, ist nun auch nicht gänzlich uninteressant.

Es muss allerdings einen Grund geben, warum man sich immer auf Lovers Lane, Selbsteinwechslung und TV-Experten Netzer beschränkt, wenn man über ihn spricht. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Kreativität im Fußball (Capitano, Blonder Engel, el loco) nicht nur bei den Aktiven in weniger als handelsüblichen Dosen existiert, sondern auch bei jenen, die drüber schreiben. Denn den Artikel vom Spiegel zu finden, dafür hätte man einfach nur googlen müssen (hier war er auf Platz 2) und schon hätte man seine Leser nicht derart langweilen müssen.

La Lacque, Taxi fahr’n mit Jünter und Großhändler von Fußbällen. Mehrfach gescheiterter Unternehmer.

Natürlich liegt auch das kaum über Anekdotenniveau, aber eben den Horizont erweiternd, wie die 50 Jahre Bundesliga tatsächlich von den Handelnden gestaltet wurden, und nicht allein dem ewig gleichen Narrativ folgend. So könnte es sein, dass dieses Narrativ allein aus Bequemlichkeit tradiert wird, dass es sich zu einer Art Mem in Bezug auf manche Personen entwickelt hat, welches durch ständige Wiederholung zur einzig wahren Interpretation dieser Handelnden mutierte, oder dass menschliche Gehirne per se einfach so funktionieren, dass man Etiketten verteilt, die dann auf ewig haften bleiben und nicht mehr hinterfragt werden (müssen), wobei die letzten beiden Erklärungsansätze mehr oder weniger inhaltlich das Selbe bedeuten.

Selbst die im Fußball in so geringer Zahl vorhandenen Spitznamen leben länger als jene, welche sie tragen, sie überdauern ihre Besitzer, nach etwa einem Jahrzehnt ist ein Spitzname wieder frei und kann an jemand anderen vergeben werden. Die so Titulierten müssen oder je nach gusto dürfen dann mit all den zugehörigen Eigenschaften kokettieren, ohne dass sie sie je in realiter besessen haben müssen.

Aus der selben Kategorie stammt wohl, dass Pop und Pep zwei Vokabeln sind, die uns offensichtlich schon seit 1978 immer wieder begegnen. Gotik nicht, Gothic schon gar nicht, Romantik nicht, Impressionismus nicht, es muss immer Pop sein.

Am liebsten Blonder Pop, gerne ein bisschen verrückt.

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[Update] Die vergessenen Niederlagen

[Update 29.5.2013] Premiere: Erstmals verliert ein deutscher Club ein Finale gegen einen deutschen in der Champions League. Ergibt natürlich automatisch einen deutschen Verlierer, wobei diese Niederlage vielleicht nicht ganz so wahrscheinlich vergessen werden wird wie die übrigen.

[Update] Mal sehen, ob wir morgen eine weitere Finalniederlage mit deutscher Beteiligung ergänzen müssen. Allgemein muss man festhalten: In diesem Jahrtausend überhaupt erst ein einziger Titelgewinn! Da ist wohl nicht viel mit zweit- oder drittbester Liga Europas.

Fast vergessen, zu aktualisieren.

Letztens diskutierten wir die UEFA-Cup-Final-Niederlage des 1. FC Köln gegen Real Madrid, bei der nach einem 1:5 im Estadeo Santiago Bernabeu ein 2:0 im Rückspiel in Berlin gelang, welches nach Adam Riese und auch nach der UEFA nicht dazu reichte, dass der 1. FC Köln seinen ersten Europapokal gewönne.

Danach erreichten mich viele, viele (das Pendant zum Vogts’schen „sehr, sehr“) Wortmeldungen, die mitteilten, dass die betreffende Person gar nicht von dieser Niederlage gewusst hätte. Um genau zu sein war es eine Wortmeldung, die reichte aber aus, mich zu diesem Beitrag zu motivieren. Denn kurz davor schon war ich auf eine Niederlage gestoßen, die mir selbst fast unbekannt war. Ich hatte irgendwann mal davon gelesen, es aber dann schon lange zu den anderen Files auf meiner Festplatte gelegt, was nichts Anderes bedeutet als diese Information dem Sarlacc zu überantworten, dem ewigen Schlund, auf dass die Information nie wieder auftauchen möge.

So kommen wir also heute dazu, alle Europapokal-Final-Niederlagen deutscher Klubs, und ja, auch gerne aus der DDR und von mir sogar gerne aus Österreich und der Schweiz, zu sammeln. Und da man nicht umsonst Leser hat, die etwas für ihr Geld tun sollen, geht diese Frage zunächst mal nicht an mich, sondern an Euch:

Welcher deutsche/ostdeutsche/österreichische/schweizer Klub verlor in welcher Saison in welchem Wettbewerb ein Europapokalfinale?

Nun, eins habe ich ja oben schon verlinkt, und die Mutter aller Niederlagen wird wohl auch niemand vergessen haben. Wären wir bei zweien. Da fällt mir natürlich sofort auch noch Bayer Leverkusen ein, doch dabei soll’s erstmal bleiben. Jetzt Ihr.

  • 1960 Europapokal der Landesmeister Real Madrid – Eintracht Frankfurt 7:3
  • 1965 Europapokal der Pokalsieger West Ham United – 1860 München 2:0
  • 1968 Europapokal der Pokalsieger AC Mailand – Hamburger SV 2:0
  • 1973 UEFA-Pokal FC Liverpool – Borussia Mönchengladbach 3:0 und 0:2
  • 1977 Europapokal der Landesmeister FC Liverpool – Borussia Mönchengladbach 3:1
  • 1978 Europapokal der Pokalsieger RSC Anderlecht – Austria Wien 4:0
  • 1979 Europapokal der Pokalsieger FC Barcelona – Fortuna Düsseldorf 4:3 n.V.
  • 1980 Europapokal der Landesmeister Nottingham Forest – Hamburger SV 1:0
  • 1980 UEFA-Pokal Eintracht Frankfurt – Borussia Mönchengladbach 2:3/1:0
  • 1981 Europapokal der Pokalsieger Dynamo Tiflis – Carl Zeiss Jena 2:1
  • 1982 UEFA-Pokal IFK Göteborg – Hamburger SV 1:0 und 3:0
  • 1982 Europapokal der Landesmeister Aston Villa – Bayern München 1:0
  • 1985 Europapokal der Pokalsieger FC Everton – Rapid Wien 3:1
  • 1986 UEFA-Pokal Real Madrid – 1. FC Köln 5:1 und 0:2
  • 1987 Europapokal der Pokalsieger Ajax Amsterdam – Lok Leipzig 1:0
  • 1987 Europapokal der Landesmeister FC Porto – Bayern München 2:1
  • 1989 UEFA-Pokal SSC Neapel – VfB Stuttgart 2:1 und 3:3
  • 1993 UEFA-Pokal Juventus – Borussia Dortmund 3:1 und 3:0
  • 1994 UEFA-Pokal Inter Mailand – Austria Salzburg 1:0 und 1:0
  • 1996 Europapokal der Pokalsieger Paris St. Germain – Rapid Wien 1:0
  • 1998 Europapokal der Pokalsieger FC Chelsea – VfB Stuttgart 1:0
  • 1999 Champions League Manchester United – Bayern München 2:1
  • 2002 Champions League Real Madrid – Bayer Leverkusen 2:1
  • 2002 UEFA-Pokal Feyenoord Rotterdam – Borussia Dortmund 3:2
  • 2009 UEFA-Pokal Schachtjor Donezk – Werder Bremen 2:1 n. V.
  • 2010 Champions League Inter Mailand – FC Bayern München 2:0
  • 2012 Champions League FC Chelsea – FC Bayern München 5:4 n. E.
  • 2013 Champions League FC Bayern München – Borussia Dortmund 2:1
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Stallgeruch satt und genug

Wenn man nach Wiesbaden fährt, lernt man eine ganze Menge über einen seit 1945 schwelenden Konflikt um die politische und administrative Zugehörigkeit dreier rechtsrheinischer — eigentlich: — Mainzer Stadtteile zu Wiesbaden, welche auch heute noch das „Mainz-xyz“ in ihrer Bezeichnung tragen. Im Laufe der Jahre ergaben sich dabei unterschiedliche Vor- und Nachteile für die Bürger und die beiden Städte, so dass weiterhin der Status Quo erhalten bliebt, welchen ein amerikanischer Offizier im September 1945 aus dem profanen Grund festlegte, dass der Rhein die natürliche Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz bilden sollte: Alle rechtsrheinischen Gebiete gehören administrativ zu Wiesbaden, dürfen aber weiterhin das „Mainz-“ in ihrem Namen tragen. Alles was linksrheinisch ist, ist somit Mainz und gehört erschwerend damit zu Rheinland-Pfalz und nicht zur hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Einen Namen trägt dieser Konflikt auch, er wird dort nach den Anfangsbuchstaben der drei betroffenen Stadtteile „AKK-Konflikt“ genannt. Eine ähnlich anachronistisch anmutende Auseinandersetzung wie jene um die Wiedereinführung lokal begrenzterer, früherer KFZ-Kennzeichen oder überhaupt diese Konflikte um von außen betrachtet als marginalst empfundene Mentalitätsunterschiede. Aber dennoch ist es ein interessantes Phänomen, insbesondere, wenn man von solchen Vorgängen sonst nur an der Grenze zur Schweiz oder nach Holland Kenntnis erlangte, nicht aber mitten im, naja, im Herzen von Europa und somit auch von Deutschland.

Einer dieser drei Stadtteile, die in Wiesbaden liegen, aber mental zu Mainz gehören, ist Mainz-Kastel. Die anderen beiden heißen Amöneburg und Kostheim. Jeweils auch mit dem Mainz- davor, so dass auf den Ortseingangsschildern die Mammutkonstruktion von der „Landeshauptstadt Wiesbaden Stadtteil Mainz-Kastel“ zu lesen ist. Der für unsere Zwecke berühmteste Sohn dieses so zerrissenen Stadtteils Mainz-Kastel ist ein Mann namens Bruno Hübner. Und dieser trat aufgrund seiner langjährigen Vereinszughörigkeit zum lange Zeit eher unterklassigen SV Wehen wohl für die meisten erst mit seinem Wechsel als Manager zu Eintracht Frankfurt in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Tatsächlich begann seine Karriere aber als aktiver Fußballer beim 1. FC Kaiserslautern, für den er in 76 Partien immerhin 19 Tore erzielte und sogar im UEFA-Cup (als man diesen noch ernstnahm) gegen Real Madrid zum Einsatz kam. Real Madrid — und wenig später beendete er im zarten Alter von 25 Jahren seine Profikarriere wegen einer Verletzung und schloss sich dem SV Wehen an. Welcher damals in der Kreisklasse spielte. Von 1986 bis 1995 war Bruno Hübner noch für den SV Wehen aktiv, mit ihm als treffsicherem Stürmer stieg der Verein bis in die Landesliga auf. Später arbeitete er als ehrenamtlicher (!) Präsident des Vereins und als Trainer des Teams. Es ist schwierig jemanden zu finden, der den Stallgeruch eines aus der Bundesliga kommenden Spielers überbietet, welcher noch 11 Jahre in den untersten Klassen rumgurkte, Trainer, Manager und Präsident seines Clubs ist bzw. war.

2007 führte Bruno Hübner den SV Wehen als Manager erstmals in die 2. Bundesliga. Es fallen einem wohl nur ganz wenige andere Menschen ein, die so sehr mit einem Verein verheiratet waren, wie Bruno Hübner mit dem SV Wehen. Gefeuert wurde er dann trotzdem aufgrund von „Differenzen“ mit dem Präsidium und sein Weg führte ihn über den MSV Duisburg, mit Pokalfinalteilnahme, zu Eintracht Frankfurt, wo er eventuell einen Champions-League-Qualifikanten oder Europa-League-Teilnehmer zusammengebaut hat. Alle Hüte ab vor Bruno Hübner, der sich nicht davon schocken ließ, dass er trotz einem überbordenden Stallgeruch in genau diesem Club, aktiv als Spieler, Trainer, Präsident und Manager seit 1986, gefeuert wurde.

Wer sich aktuell über das informieren will, was aus dem wird, was Bruno Hübner zu nicht geringen Anteilen in Wiesbaden aufgebaut hat, kann das übrigens stets beim Stehblog tun, welches sich dem SV Wehen Wiesbaden verschrieben hat. Um Bruno Hübner zu verfolgen, sollte man sich an Blog-G wenden, angesichts seines Karrierverlaufs reichen aber inzwischen auch die klassischen Sportteile ohne besonderen Vereinsfokus. Denn offensichtlich hat er in all den Jahren seines Wirkens sehr gut aufgepasst, was ihm nun außerordentlich zugute zu kommen scheint. Wie lange läuft eigentlich Hübners Vertrag noch in Frankfurt?

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Rekordfinalverlierer

Wir haben das Thema Fußball und Sprache hier mehr oder weniger ad acta gelegt. Angela Merkel wird eben nie die „Hamburgerin“ genannt, Steinmeier nie der „Detmolder“, im Sport ist derart Unfug Usus, aber nun mal nicht auszurotten. Inzwischen hat man es fast ein bisschen lieb gewonnen, dass in der Sportberichterstattung pathologische Snyonymitis herrscht und ständig regionale Bezeichnungen sich mit Farben abwechseln, gefolgt von Farben in ausländischen Sprachen, um nur ja keine Wiederholung einbauen zu müssen.

Die Domstädter, die Farbenstädter, wie die Begriffe alle nicht besser von den Marketingabteilungen der jeweiligen Städte verwendet werden könnten. Die Kraichgauer. Die Kraichgauer! Als wenn das irgendjemandem, der einen Text über die Bundesliga liest, und den dazugehörigen Verein nicht kennt, weiterhelfen würde. Die Rossoneri, Dschalloblossi, Quadroformagi, die roten Teufel, die achtgestrichenen Vierecke, die Diamantformenen . Ein Schiedsrichter besitzt zwar einen Namen, der wird aber nur einmal kurz eingangs der Reportage erwähnt. Danach ist er immer nur noch der Zahnarzt, der Konzertpianist, der Oberverwaltungsdirektor oder auch der KFZ-Mechaniker, der Garmisch-Patenkirchener, der Wolfsbütteler etc. pp. ad infinitum.

Gut, wie gesagt hat man sich jetzt dran gewöhnt und deshalb erwartet man es auch, dass einem die Synonyme nur so um die Ohren gepfeffert werden. Niemals spielt einfach nur Bielefeld gegen Rostock, es werden alte Berufe und Hobbies zitiert, es kicken die Tulpen gegen die Vogtländer unter Leitung des Oberkellners mit dem Hang zum Kaninchenzüchten.

Leider gibt es auf der einen Seite zwar Synonyme satt und genug, allein: Man bedient sich immer nur bei den selben, schon existierenden. Da man hier auf dieser Seite im Sinne der Sache „Pro Kreativität“ im Sportsprech schon lange aktiv ist, fällt auch der „Rekordmeister“ immer wieder auf den Geist. Jener deutsche Rekordmeister, welcher nicht mehr Synonym für, sondern symbiotisch mit dem FC Bayern München geworden ist.

Dabei wäre es ein Leichtes, endlich einmal für Abwechslung zu sorgen. Zum Beispiel ist dieser Club inzwischen schon viel häufiger gescheitert als man subjektiv so annimmt. Verdächtig oft gescheitert. Denn zählt man alle Finals und deren sieglose Teilnehmer zusammen, stellt sich heraus: Der Rekordmeister ist zufällig auch der Rekordvize, ein Rekordzweiter, schlicht ein Rekordfinalverlierer im Europapokal.

Zahl der Finalniederlagen in der CL/Europapokal der Landesmeister

5x FC Bayern München
5x Juventus
4x AC Mailand
4x Benfica
3x Real Madrid
3x FC Barcelona
2x Manchester United
2x Ajax Amsterdam
2x Inter Mailand
2x FC Valencia
2x FC Liverpool
2x Stade Reims
1x Arsenal FC, Borussia Mönchengladbach, Hamburger SV, Eintracht Frankfurt, AC Florenz, Celtic Glasgow, Panathinaikos, Leeds United, AS St. Etienne, Malmö FF, FC Brügge, Atletico Madrid, Sampdoria, Steaua Bukarest, AS Monaco, FC Chelsea, Bayer Leverkusen, Partizan Belgrad, Olympique Marseille, AS Rom
 

Gerne also in den allgemeinen Fußball-Sprachgebrauch mit aufnehmen: Den Rekordmeister darf man seit dem „Finale dahoam“ auch Rekordfinalverlierer nennen.

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Ewiger Verlierer Real Madrid

Man kann sich schlecht darüber beschweren, dass etwas einmal richtig (aus Sicht des Autors, nicht absolut) gehandhabt wird. Doch bei welchem Fall es denn ausgerechnet geschieht, eröffnet wieder einmal einen schönen Blick auf den Hang zur Sensationalisierung der Berichterstattung.

Na gut, immerhin stammt die unten stehende Information jetzt selbst aus den Medien, aber eben aus dem Print. Es wäre kaum anzunehmen, dass man diese Zahl bei einer Berichterstattung im Fernsehen hörte. Dann fiele das Großartige, Fantastische und Eventvolle, das Dramatische und so weiter weg, welches man einem Auftritt des königlichen, einzigartigen, galaktischen Real Madrid gerne andichten möchte.

Von 22 Europapokalpartien in Deutschland hat Real Madrid erst eine einzige gewonnen.

Da ist die Sensation bei einem Sieg über Real Madrid plötzlich nur noch halb so groß. Was nicht im Sinne des Verkäufers sein kann, weshalb niemand diesen Wert bei der Übertragung eines weiteren Versuchs des ewigen Verlierers Real Madrid, in Deutschland zu gewinnen, erwähnt, während mit anderen nichtssagenden Werten („Karlsruhe seit 28 Jahren in Trondheim unbesiegt“) ständig um sich geworfen wird, als gelte es, Graf Zahl Konkurrenz zu machen.

(Via Fokus Fussball).

(PS: „Richtig“ bedeutet hier, diesen Wert überhaupt nicht zu erwähnen, da er keine Aussagekraft für die Zukunft bzw. Gegenwart besitzt und allein der Liebhaberei dient. Was okay und ein netter Service ist, aber alllzu oft damit verwechselt wird, dass er eine derartige Aussagekraft besäße.)

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Legenden bestätigen: Ze Germans from the punkt

Noch mal ein kurzer Nachklapp zum Real-Madrid-Spiel, welches der FC Bayern München ja erst im Elfmeterschießen für sich entschied. Gefunden beim Guardian, der der Frage nachgeht, ob der gute Ruf deutscher Mannschaften in Elfmeterschießen überhaupt berechtigt ist.

Erfahrene Fahrensmänner bei Fußballquizzen wissen natürlich, dass das auf die Nationalmannschaft mit kleiner Einschränkung uneingeschränkt zutrifft. Bei Weltmeisterschaften: 4x angetreten, 4x gewonnen. Bei Europameisterschaften hingegen 2x angetreten, 1x gewonnen, 1x Belgrader Nachthimmel. Insgesamt also 6x angetreten, 5x gewonnen — nicht perfekt, dennoch ausreichend gut, um dem Gegner einen sprichwörtlichen Köttel in der Hose angedeihen zu lassen, sofern er gegen eine deutsche Mannschaft ins Elfmeterschießen muss.

Aber es gibt ja noch andere internationale Wettbewerbe im Fußball, bei denen die Deutschen übrigens (ja, ist so) weniger erfolgreich sind als die Engländer, Europapokale nämlich. Und da stellt sich dann eben die Frage, wie es um die Werte bei dort durchgeführten Elfmeterschießen aussieht.

Kurz gesagt: 33x angetreten, 23x gewonnen. Klingt schon beeindruckend und bestätigt, dass der Mythos von den Deutschen beim Elfmeterschießen auf Realitäten fußt. Das schließt übrigens DDR-Mannschaften mit ein. Von „einem“ Trainer Baade würde man jetzt vielleicht erwarten, dass er auch noch die 33 einzelnen Paarungen im Elfmeterschießen kredenzt, aber: nicht heute.

Interessante Anmerkung des Guardians, dass dieser Wert bis zu einem gewissen Zeitpunkt noch wesentlich beeindruckender war, und das war zufällig der Zeitpunkt des Elfmeterschießens von Schalke 04 gegen Inter Mailand, welches mit einem 4:1-Sieg für Schalke endete.

Mit diesem Sieg im Frühjahr 1997 klang die Bilanz nämlich so: 25x angetreten, 20x gewonnen.

Was sagt uns das? Es scheint wirklich nur um Deutsche zu gehen. Seit die Zahl der Ausländer in deutschen Teams zugenommen hat, sinkt die Siegesquote bei Elfmeterschießen. (Vorsicht, das ist Ironie und der Versuch, auf die statistische Nichtbelastbarkeit solcher Daten in derart geringem Umfang hinzuweisen, worauf aber sicher viele gerne reingefallen wären.)

Ansonsten also endlich mal ein Mythos, der auch das genaue Hinschauen überlebt.

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