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Schlagwort: Zuschauer

Nur beinahe verrückter Fan von Manchester City hat Auftritt in Beatles-Song

Trauriger Anlass, mal wieder auf die Verbindung „Beatles und Fußball“ zu blicken: George Martin ist verstorben.

Der Text des Songs „Happiness Is a Warm Gun“ von den Beatles enthält eine Zeile, die von einer Meldung über einen Fan von Manchester City inspiriert ist. Sein Treiben wirkt heutzutage sehr befremdlich, aber remember what the internet is for und was es vor dem Internet kaum gab. Oder zumindest vor VHS. Ein Fan von Manchester City hatte sich jedenfalls etwas ausgedacht, womit er Mädchen unter den Rock schauen konnte. Womit er es schließlich in den Text dieses mehr als genialen Beatles-Songs, der eigentlich aus vier Songs besteht, schaffte.

„The man in the crowd with the multi colored mirrors on his hobnail boots“, meanwhile, was from a newspaper report about a Manchester City football fan who had been arrested after inserting mirrors into his footwear in order to see up the skirts of women during matches.

Man konnte früher für Spiegelchen auf seinen Schuhen verhaftet werden? Das ist ja noch verrückter als der Umstand, dass es dieser Fan von Manchester City in den Text von „Happiness Is a Warm Gun“ geschafft hat.

Siehe auch:

Were the fab four into football?
With a kop like that, you know you should be glad
Leeds spielt morgen gegen Chelsea

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Beobachtungen vom Spielfeldrand bei der Partie Dänemark — Deutschland

Neben der reinen Reise zum Stadion fand darin ja auch noch eine Partie statt.

Toni Kroos klebt an der Außenlinie

„Aus Gründen“ kann der Autor nichts zu den Vorfällen zwischen der 45. und 55. Minute sagen, ansonsten aber gibt es doch Einiges, was aufgefallen ist, und was ja durchaus heute Abend seine Wiederaufführung finden könnte:

  • Mario Gomez fabriziert auch aus nächster Nähe gesehen immer mal wieder technische Pannen, andererseits ist er auch immer derjenige, der am weitesten vorne drinsteht und deshalb per se die meisten Gegenspieler um sich herumstehen hat, was
  • leider nicht entschuldigt, sich bei einem EM-Turnier ans eigene Bein zu schießen, sowie auch viele weitere Bälle zu verschludern
  • Wenn das seine Aufgabe sein sollte, hat er sie ganz okay bewältigt, anderenfalls gäbe es da jemanden, der sicher etwas graziler durch dicht gestaffelte Abwehren seinen Weg fände
  • Thomas Müller läuft wie ein Spielzeugmännchen, leider auch dementsprechend unrund, hakelnd in der Bewegung, als hätte er eine künstliche, nicht passende Hüfte oder unterschiedlich lange Beine, wie es viele Spieler tun, wenn sie den Ball treiben — nur dass Thomas Müller auch ohne Ball so hakelig läuft
  • Die Ersatzspieler wirkten beim Aufwärmen allesamt extrem unmotiviert, was in der Natur ihrer Rolle begründet liegen könnte, in der Hitze oder in allgemein schlechter Stimmung im Team — oder auch einfach getäuscht haben könnte
  • Manuel Neuer bleibt weiterhin souverän, ein zur Ecke abgeklatschter Ball war bei den allerdings auch geringen Offensivbemühungen der Dänen das einzige, was nicht zu 100% perfekt klappte
  • Bastian Schweinsteiger bemüht, arg bemüht, seine Form wiederzufinden, der Schweiß trat ihm aus allen Poren, möglicherweise waren diese deshalb verstopft, etwas mehr Spielfreude oder -kunst zu zeigen
  • Grundsätzlich fantastisch, diesen Leuten einfach aus nächster Nähe beim Fußballspielen zuzuschauen, und das gilt uneingeschränkt auch für die Dänen, weshalb man manchmal bei allem Staunen und aller Begeisterung nicht vergessen hätte sollen, dass es bei diesem Zauber auch um Punkte ging
  • Obwohl man schon 1 Millionen Mal im Stadion war, vergisst man immer wieder, dass der echte Fußballplatz viel kleiner ist, als er im TV wirkt, weshalb die Vielzahl der so unglaublich präzise gespielten Pässe ein klein wenig von ihrer Faszination verlieren, was aber durch die gesamte hochstehende Technik mehr als wett gemacht wird
  • Sami Khedira hätte wohl das Zeug zum Spieler des Turniers, wenn nicht wenigstens zum „Man of the match“, wenn dieser nicht von jeweils einem einzelnen Experten ausgesucht würde, welcher in diesem Fall („Lukas Podolski“) leider falsch lag
  • Özils Kunst blitzte nur in jenen wenigen Momenten auf, in denen sie kaum Wirksamkeit erzeugen konnte, was durchaus mit fehlender Abstimmung mit Mario Gomez zu tun haben könnte, welche man zugegeben nicht in wenigen Tagen erreichen kann, herzlichen Dank auch noch mal an den FC Bayern und den niederländischen Fußballverband für dieses trojanische Pferd, auch wenn es den Niederländern nun doch nix genützt hat
  • Obwohl die meisten Beobachter den Sieg als „verdient“ einstufen, hatte man vor Ort den Eindruck, dass die Dänen in der zweiten Halbzeit deutlich mehr vom Spiel hatten und bis auf die letzten etwa 15 Minuten eigentlich in dieser Halbzeit einem Punktsieg näher waren, wenn auch die ganz großen Torgelegenheiten fehlten.
  • Dass Stadionsprecher der jeweiligen Landessprache anwesend sind und Tore so feiern, als sei es jeweils ein Heimspiel, ist gut für die Stimmung, aber schlecht für das Gefühl, dass diese Partien eigentlich auf neutralem Grund stattfinden. Ansagen, wann die letzte Bahn fährt etc. gerne in der Landessprache der Fans, Torschützen etc. bitte nicht. Aber man ist ja äußerst genügsam geworden.
  • André Schürrle hat gerade wohl den Akku voll, und sollte vielleicht nicht erst so spät ins Spiel geworfen werden — aber das ist natürlich Spekulation
  • Sehr erstaunlich, wie häufig die Spieler Standprobleme hatte und wegrutschten, das galt nach grobem Schätzen für alle Spieler gleichermaßen, der Platz war kurz zuvor gewässert worden, was offensichtlich nicht allen Aspekten des Fußballspiels gut tut
  • Die ukrainischen Zuschauer neben und vor uns waren eindeutig auf Seiten der Dänen

Und „das Feuer nicht eröffnen“ hatten die Dänen wohl etwas zu wörtlich genommen.

Das Feuer nicht eröffnen

Das also von direkt vom Spielfeldrand des Stadions in Lemberg, wo Reihe 8 auf Höhe der Mittellinie etwa 5 Meter Entfernung bis zur Außenlinie bedeuteten. Und ja, es ist faszinierend, wie riesig der Unterschied zwischen der deutschen und der dänischen Nationalmannschaft zu zum Beispiel Spielern in der zweiten deutschen Bundesliga aus der selben Entfernung in den technischen Belangen ist.

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Niemand zu Hause

Es beginnt mit dem kafkaesk endenden Versuch, auf traditionellem Wege eine Eintrittskarte zu erstehen. Auf der Webseite des Turnierausrichters ist angegeben, dass man auch an einigen Orten, in denen kein WM-Stadion steht, Karten erwerben kann. Man müsse sich nur in die Gemäuer des jeweiligen Fußballverbandes begeben.

Das an sich ist einfach, denn an einem Mittwoch vor einem Feiertag ist kurz vor 16h kein weiteres Auto auf dem Parkplatz zu sehen. Kaum öffnet man die Tür des Verbandsgebäudes, weht intensiver Muff um die Nase, nicht aus 1000 Jahren, aber den von Verbandseinrichtungen bekannten. Niemand ist auf den langen Gängen zu sehen, auch scheint hier niemand zu arbeiten. Womöglich ist das ganze Anwesen eine Attrappe, das man von außen für betriebsam und belebt halten darf, innen drin aber lebt keiner außer dem Geist dessen, dass alles gut war, wie es früher war. Neuerung könnte etwas für überschwänglich jugendlich Gebliebene sein.

Nach etlichen Dutzend Metern durch die Gänge, kein Hinweisschild weist auf den Kartenverkauf hin, doch ein menschliches Wesen: der Hausmeister. Womöglich in Personalunion mit dem Mörder, so freundlich wirkt er. Wer nichts zu verbergen hat, kann unmöglich als Verbandsangestellter einem Eindringling gegenüber so freundlich sein. Er aber weist den Weg. Ein Stockwerk höher, da gebe es eine Tür. Aber ob da jetzt noch jemand anwesend sei … ?, wisse er nicht. Schließlich sei es bereits kurz vor Feierabend.

Es ist jemand anwesend, der auch die korrekte Tür benennen kann, hinter der sich Eintrittskartenverkäufer oder -innen befinden sollen. Geklopft, keine Antwort. Der Teppich, auf dem die Füße stehen, knarzt nicht.

Einfach eintreten, und dann steht man im leeren Raum. Stille. Im Nebenraum doch ein älterer Herr. Ob er mir helfen könne. Karten für die WM.

„Für welche Partie?“

„Australien — Äquatorialguinea.“

„Oh, wo spielen die denn?“

Er zeigt ein ehrliches, verschmitztes Lächeln. Äquatorialguinea kommt wohl gleich hinter Mikronesien.

„Bochum.“

„Nein, tut mir leid, da müssen Sie am Montag wiederkommen.“

„Aber am Montag sind die Karten vielleicht schon alle weg?“

„Bestimmt nicht.“

„Wenn aber doch?“

Er könne nicht weiterhelfen. Die Dame, die zuständig ist, sei in Urlaub, komme erst Montag wieder. Er selbst, tut ihm aufrichtig, das sieht man, leid, kenne sich mit dem System nicht aus. Sonst jemand? Nein. Auf dem Rückweg ist der Hausmeister verschwunden. Verdächtig. Keine Karten. Der Parkplatz ist leer.

Vier Tage später.

Am Tag des Eröffnungsspiels: Eine einzige Fahne an einem Wagen wird gesichtet. Zu Fuß immerhin eine Frau in „Lahm“- und somit Deutschlandtrikot. Da muss man die Mitgucker drängen, früh genug loszufahren, man brauche ja einen guten Platz. Und das Turnier beginne ja nicht erst mit dem Anpfiff um 18h, vorher sei auch noch eine Eröffnungsfeier und es gäbe möglicherweise, eventuell, hörenswerte Interviews. Gerade noch rechtzeitig, viertel vor sechs, trifft man in der Fußballguck-Stammkneipe ein, die wirklich jedes noch so geringfügig interessante Champions-League-Vorrundenspiel überträgt. Merkwürdig leer ist der Biergarten, drinnen dann die nicht mehr allzu große Überraschung: keine Leinwand.

Die Blicke der Anwesenden erfassen die Hereinkommenden, können aber die leichte Hetze im Tun und Suchen der übrigen Verabredungen nicht verstehen. Gemütlich dampft eine Zigarette vor sich hin, daneben eine Tasse Kaffee. Vielleicht im Hinterraum, wo sonst die Konzerte sind? Der Kellner verfolgt verwundert das Huschen in jenen Raum, wo sich Gesangsanlagenboxen auf dicken Kabeltrommeln stapeln. Angenehm kühl ist der Raum, wohl auch, weil sich darin niemand befindet.

Schnell weiter, zur todsicheren Gelegenheit, die auch bei einem EM-Spiel Griechenland — Kroatien stets überfüllt ist. 8 rasante Minuten Autofahrt, wo man sonst 15 benötigt, später dann die nächste Überraschung. Freie Plätze en masse. Selbst direkt vor der Leinwand. Nebenan sitzt eine weibliche Mittvierziger-Frauenrunde, wenigstens die zweite Gruppe Menschen am Tag mit Deutschland-Fan-Insignien. Davor eine mäßig interessierte jüngere Frauenrunde, die Frau mit dem „Lahm“-Trikot ist auch dabei. Etwa 40 Prozent der sonst zu 100 Prozent belegten Plätze spüren ein Gesäß auf sich schlummern. Anpfiff, das Spiel beginnt, wenn man gnädig ist, auch die WM in diesem Moment. Niemand klatscht oder äußert sich in sonst einer Art. Schaut jemand hin?

Als Schmelzer später erwähnt, dass Blatter im Stadion nicht ausgepfiffen worden sei, schleicht die Ahnung herauf, dass auch das Olympiastadion nur eine Attrappe sein könnte, gefüllt mit Schülerfreikarten. (Dass Blatter gar nicht explizit vorgestellt wurde, erwähnt Schmelzer nicht.) Ein erzieltes Tor erkennt man auch als Ungeübter, da braust es dann kurz durch die lokale Runde, wie später auch bei Torchancen und Aluminiumtreffern. Auffällig das offensichtlich unchoreographierte Fallen über ein gegnerisches Bein, welches genau deshalb so richtig gefährlich wirkt. Hat sie sich ernsthaft verletzt? Wer gefoult wird, „steht doch wieder auf“, bescheidet die eine die andere, da müsse man sich nicht sorgen. Am Ende wird es knapp, so richtig vibriert es aber nirgendwo. Ist es zu heiß dort draußen oder ist der Glaube an die Überlegenheit der Kickerinnen in Weiß zu groß? Abpfiff. Kein Jubel. Dankeschön und „Zahlen, bitte“. Nach einer Stunde schaut man in die Runde: niemand mehr da.

Es kann ja noch werden. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob es überhaupt muss.

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Das Drama von Furiani

Meist denkt man beim Gebrauch des Wortes „Drama“ im Zusammenhang mit Fußball an Spiele wie die Mutter aller Niederlagen oder an Uerdingen — Dresden. Bei der Nennung von Orten wie Hillsborough und Heysel wird aus dem sportlichen Drama jedoch sofort ein wahrhaftiges. Hillsborough und Heysel sind in dieser Kategorie die bekanntesten Fälle, doch es gibt noch weitere. Das „Drama von Furiani“ ist eines dieser kaum erwähnten Dramen, obwohl es sich genauso wie die zuvor genannten Desaster in der Prä-Internetzeit ereignete.

Am 5. Mai 1992 sollte das Halbfinale des französischen Pokals auf der Insel Korsika zwischen dem heimischen SC Bastia und Olympique Marseille ausgetragen werden. Der ausrichtende Klub witterte das Geschäft seiner Existenz und die Präsidentschaft des Klubs ließ ohne die erforderlichen Genehmigungen und in Windeseile eine Stahlrohrtribüne errichten, so dass das Stadion wesentlich mehr Zuschauer fasste als vor dieser Erweiterung. Trotz enormer Zeitnot genehmigte der französische Verband schließlich die Austragung, wenn auch nur mit einer einwöchigen Verschiebung der Partie.

Eigentlich erforderliche Gründungsarbeiten im Boden, auf dem die Tribüne errichtet wurde, fanden nicht statt und so nahm das Unheil seinen Lauf: Noch vor Anpfiff der Partie brach die weder durch Beton- noch durch sonstige Stützen gesicherte, mit 9.000 Menschen besetzte Tribüne zusammen, 17 Menschen verloren ihr Leben, es gab über 2.000 Verletzte.

Zu einem Prozess gegen den mutmaßlichen Hauptverantwortlichen, den Präsidenten von SC Bastia, kam es nicht mehr. Er wurde wenige Tage vor Beginn der Verhandlung vor seinem Haus erschossen. Ob diese Tat in Zusammenhang mit dem Tribünenunfall stand, konnte nicht geklärt werden, die mutmaßlichen Täter starben wenig später ebenfalls durch ein Attentat.

13 weitere für den Tribünenbau und seine Genehmigung Verantwortliche wurden angeklagt und zum Teil auch verurteilt. Der SC Bastia trat von einer Wiederholung des Halbfinals zurück, woraufhin der französische Verband im Jahr 1992 überhaupt keinen Pokalsieger ermittelte.

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Es ist ein Kreuz mit den leeren Stadien bei der WM

Alle jammern, kaum jemand aus dem Austragungsland habe sich Karten besorgt, dabei sei es für den Rest der Welt doch so ein großes Fest, zu dem unbedingt ausverkaufte Stadien gehöre, denn sonst sei weder das Spiel als gut zu bewerten noch die Stimmung zu Hause vor dem Fernseher akzeptabel.

Und tatsächlich! Es sind wirklich viele Partien nicht mal annähernd halb besetzt. Ein Skandal natürlich, den die Fußballwelt zurecht mit einer Empörung darüber straft, dass ihr geliebtes Spiel im Ausrichterland anscheinend kaum gewürdigt wird, die eine Wiederholung einer solchen Vergabe in ein nicht ganz so typisches Fußballland jetzt schon unwahrscheinlich wirken lässt.

Für den wie immer an Fakten interessierten Leser hier einige ausgewählte, exemplarische Zahlen en Detail:

Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4
Beispiel 5 und dann auch noch gleich die Beispiele 6, 7, und 8, 9 und 10.

Solchen ignoranten Verweigerern sollte die Fußballfamilie nie wieder eine WM in die Hand geben. Es kommt ja eh fast keiner! Am besten dem ganzen Kontinent nicht. Einmal zum falschen Zeitpunkt nicht im Stadion erschienen, dann ist Schluss mit Völkerverständigung.

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Wer weiß schon, was „buh“ bedeutet?

Gerne auch als „Buuuh“ geschrieben, aber das wäre dann auch zu viel des Guten. Ich erwähnte schon die chinesischen Menschen, mit denen ich arbeiten durfte. Davor, gar nicht so lange her, aber als noch die USA eines der führenden Länder dieser Erde waren, waren es auch oft amerikanische Menschen, mit denen ich arbeitete. Wie es der Zufall so will, hatten sie überhaupt keine Ahnung von Fußball, waren aber — so wie man ja auch gerne die einheimischen Speisen probiert und mindestens einmal auf einem Volksfest in der neuen Heimat gewesen sein muss — äußerst interessiert daran, mal ein Fußballspiel live im Stadion zu erleben. Als es zu dieser Zeit dann zu ihrem Unglück, was sie nicht ahnten, so war, dass die USA zu einem Testspiel gegen die Klinsmannsche Elf in Dortmund antraten, in welchem Klinsmann nach seiner 1:4-Klatsche in Florenz unbedingt auf einen deutlichen Sieg angewiesen war, um die FOTO und alle anderen Knackwurst-Experten des deutschen Fußballs zum Schweigen zu bringen, entschlossen sie sich dazu, ausgerechnet dieses Spiel, in dem eigentlich von vorneherein klar war, dass die USA nichts würden bestellen können, zu besuchen. In Dortmund, wenn mich nicht alles täuscht, damals, in der Prä-WM-2006-Euphorie tatsächlich ausverkauft.

4:1 für Deutschland endete diese Partie. Jürgen Göppingen rettete seinen Kopf vor dem Strick, wie es jene, denen Robin Hood noch den Henker per Pfeil und Bogen erschoss, nicht knapper gekonnt hätte.

Die Amerikaner indes kehrten verstört nach Hause. Eine Sportart, in der die ihrigen sogar gegen Deutschland (ein Land, in dem man nicht Baseball, nicht American Football, kaum Basketball und zwar schon lange, aber wenig erfolgreich Eishockey spielt) verloren, könnte wohl kaum, Hype hin oder her, ihre neue bevorzugte Sportart werden.

Was den Abend nach der amerikanischen Niederlage dann beschloss, war eine Frage der Hausherrin, von der ich bis heute kaum glauben kann — so unterschiedlich sind die Kulturen — dass sie sie ernst gemeint hatte, aber dem war wohl so:

If Germans „boo“, does it mean they are not satisfied with the game or with the action going on?

Ich sagte: ja.

Ich dachte, das sei weltumspannend klar, was „buh“ bedeutet, aber da hatte ich mich wieder mal getäuscht.

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Ultras, go home! (Reclaim the game)

Ein wenig spät, dieser Beitrag, ein ganz klein wenig populistisch auch. Ein ganz klein wenig auch davon eingefärbt, dass man hier als Fußballzuschauer im Stadion gerne das Spiel erleben, erfahren und leben möchte, und die x Euronen nicht dafür abgedrückt hat, von sich selbst feiernden Dauergesängen beschallt zu werden, denn sonst wäre man zum Männerchor-Konzert gegangen.

Aber:

Wer ernsthaft glaubt, „der Verein“ zu sein, nur weil er a) manisch zu allen Spielen hinfährt, die dieser Verein irgendwo hat (übrigens beschränkt sich dieses Phänomen nicht auf Fußball allein, es gibt auch durchaus nicht wenige „Fans“, welche einer Band zu allen ihren Konzerten hinterherreisen, so weit das finanziell und von der Entfernung her machbar ist, allerdings schreiben diese Band-Fans den Bands selten vor, wie viele Autogramme sie zu geben haben und welche Songs im jeweiligen Set gespielt werden sollen) und b) ohne jegliches Gespür 90 Minuten lang die gleichen Gesänge singt, gänzlich unabhängig vom Spielstand; wer ernsthaft glaubt, aus diesem seinen befremdlichen Verhalten, welches in der Organisation der Hierarchie der übrigen Teilnehmenden noch dazu äußerst konservativ-militärisch strukturiert zu sein scheint, einen Anspruch auf einen Einfluss innerhalb eines Vereins ableiten zu können, der ist kein „Fan“, der ist kein „Ultra“ oder „Hooltra“ (tolle Wortschöpfung von the one and only Gunter Pilz), der ist vor allem eins:

bescheuert.

Man könnte auch sagen: weltfremd. Vielleicht ist er auch einfach nur jung und ist da zufällig so reingewachsen. Aber ach, der Welt ist er ja gar nicht so fremd. Denn: In den Stadien hat er sich tatsächlich zu so etwas wie einem Staat im Staate heraufgedrangsaliert. Und glaubt jetzt, weil er in seiner Freizeit, wozu ihn niemand gebeten hat, lange Fahnen bastelt, Papierschnipsel (Autist eben) zusammenschneidet, die man dann innerhalb von nur 90 Sekunden in die Luft hält, schmeißt oder sonstwas und vorbei ist der Effekt, dass er einem Fußballverein sagen könne, wo es lang zu gehen habe oder auch nicht.

Und wer dann solche Floskeln benutzt wie (den weinerlichen Unterton bitte dazu denken): „Aber wenn das in Südland (wo auch immer dieses Südland liegen mag) passiert, wird es immer als tolle Atmosphäre abgefeiert, wenn man anderen Menschen mit 1000° heißen Flammen die Beine abfackelt, warum denn hier nicht?“

Wer solch kranker Fan ist, dass er sein Leben einem etwas widmet, das gar nicht existiert, außer in seinen Wahnvorstellungen, der gehört auf die Couch.

Dass das für zig Tausende Fans in Deutschland gilt und nicht nur für die Ultras – geschenkt. Der entscheidende Unterschied zwischen den wenigen, die glauben, der Staat im Staate zu sein, und jenen, die zwar ebenso autistisch sind, aber gewaltfrei, ist, dass Letztere von sich nicht behaupten, der Verein zu sein. Und das hier ist übrigens Napoleon, er hat immer Ausgang zwischen 14h und 16h, dann führt ihn die Schwester im Park herum.

Andere Teil-Aspekte dieser Argumentation, dass z. B. ein Dauergesang ungefähr so spielbeeinflussend und spieler-motivierend ist wie ein 92 Tage lang aufs Wellblechdach prasselnder Monsun, wie das stete Zirpen der Grillen in einer lauen Sommernacht oder wie das Rattern eines D-Zugs auf der Strecke zwischen Warschau und Bordeaux, werden für weitere Beiträge aufgespart, sind aber nicht minder relevant.

Und „Pyrotechnik“ und „Feuerwerkskörper“ findet wohl auch nur jener noch in irgendeiner Form amüsant, dem noch nicht das Trommelfell oder noch mehr im Ohr zerrissen wurde, woraufhin jeglicher Gleichgewichtssinn flöten geht, frag nach bei Georg Koch. Und mit kaputtem Gleichgewichtssinn ist gerne mal ohne Anlass kotzen, weil man nicht mehr gerade stehen noch sehen kann — selbst wenn man bereits auf dem Krankenhausbett liegt.

Aber im Südland — jenem imaginären Traumland der Ultras — gibt es natürlich keine kaputten Gleichgewichtssinne. Abgesehen von den eigenen kaputten Gleichgewichtsinnen in Bezug auf die realen Begebenheiten.

Ein Fußballspiel ist mehr oder minder interessant durch seinen Spielverlauf. Da kann man auf ein paar Fahnen und ein paar Papierschnipsel und ein paar 1000° heiße Flammen verzichten. Denn der Verlauf und vor allem der Ausgang des Spiels entscheiden über die Stimmung. Das allerdings natürlich nur dann, wenn man sich für den Spielverlauf interessiert.

Wir schalten zurück zum Abenteurspielplatz Fußballplatz Krankenhaus Funkhaus.

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Trainer Baade verlost die letzten 20.000 Nicht-WM-Tickets für Südafrika

Die Nationalmannschaft ist ja so eine Einrichtung, die immer ihre Fans hat, auch wenn das zuletzt etwas schwächelte. Aber egal, ob „Deutschland“ nun in Mexiko, auf Färöer, in Shanghai oder in Duisburg spielt: Ein paar schwarz-rot-goldene Fahnenschwenker sind immer dabei. Ganz besonders sogar, wenn es um etwas geht, sprich: Ein Turnier ansteht. Eine WM oder EM ohne mehr als genug deutsche Fans gab es wahrscheinlich zuletzt 1962 in Chile.

Und deshalb hatte man sich hier auch keine Gedanken gemacht, ob das kümmerliche Kontingent von 21.000 Karten für alle drei deutschen Vorrundenspielen bei der WM in Südafrika unter die Leute kommen würde oder nicht. Die Frage war eher, wie viele weitere Karten neben diesen zugeteilten Kontingents deutsche Zuschauer noch erwerben würden und ob die Vorrundenspiele gegen nicht ganz so finanzstarke Nationen wie Ghana oder Serbien zu quasi-Heimspielen würden.

Und dann das!

Von den 21.000 zur Verfügung stehenden Tickets sind gerade mal 1.000 verkauft. Die übrigen 20.000 sind noch zu haben, offensichtlich hat aber niemand Interesse daran.

Und hier kommt jetzt Trainer Baade ins Spiel. In einer atemberaubenden Aktion in der Nacht und bei diesigen Sichtverhältnissen hat er sich diese 20.000 verbliebenen, nicht-bestellten Karten gesichert und verlost sie jetzt unter seinen Lesern — unter der Auflage, dass man es dann auch tatsächlich nicht nutzt und stattdessen während der WM lieber in Deutschland in den Biergarten oder zum Public Viewing geht und Südafrika Südafrika und Sicherheit Sicherheit sein lässt (sich dann aber möglicherweise von einem Besoffenen im Biergarten einen auf die Mappe hauen lässt). Kein Besuch in Südafrika, kein Flug, kein Hotel, kein Fuball vor Ort.

Bild: Eines von 20.000 Nicht-WM-Tickets.

Also, wohlan, liebe Leser: Wer möchte eines von 20.000 Nicht-Tickets für die deutschen Spiele bei der WM in Südafrika gewinnen und dann natürlich nicht benutzen?

Teilnahmevoraussetzungen sind: Kein Interesse, nach Südafrika zu reisen. Kein Interesse, die Nicht-Tickets auf dem nicht vorhandenen Schwarzmarkt weiterzuverkaufen. Kein Interesse daran, wie viel diese Nicht-Tickets ursprünglich gekostet hätten. Kein Protzen damit, dass man anders als die 1.000 schon bezahlt habenden Zuschauer das Ticket umsonst bekommen hat. Und vor allem: Die Nicht-Tickets niemals in Empfang nehmen und so für schlafvorbereitend leere Stadien bei der WM in Südafrika sorgen.

Die 20.000 Gewinner werden aus den Kommentaren ermittelt, wo bitte folgende Frage zu beantworten ist:

„Warum fahre ich nicht zur WM nach Südafrika, obwohl ich doch Nicht-Tickets gewinnen könnte?“

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