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Kategorie: Äh-ßerungen

„Gut, äh…“ und wer’s gesagt hat

Endlich! Grund für Bayern-Misere gefunden

In den letzten Jahren diskutieren die Leute sich die Finger wund, woran es denn wohl bei den Bayern liegt, dass diese seit etlichen Saisons immer nur alle zwei Jahre — und heute aller Voraussicht nach nicht mal mehr das — Meister werden, woran es zum ganz großen, dazu noch möglichst eleganten Wurf mangelt.

Fehlendes System, zu viele Alpha-Männchen, zu große Erwartungshaltung, vorne zu ausrechenbar, hinten zu anfällig, Stadion zu leise, Fans zu rot, zu selten Kaiserwetter in Fröttmaning, was da eben so alles an Theorien in den Raum geworfen wird.

Jetzt ist es ausgerechnet der große Schweiger Miroslav Klose, durch seinen Wechsel nach Rom mit dem Blick von außen versehen, der endlich auflöst, woran es eigentlich liegt. Auf die Frage, wie er es fände, dass man bei Lazio Rom stets ohne Publikum trainiere, entgegnet er der FAZ:

Man kann so konzentrierter arbeiten und hört sogar den Trainer, wenn er was während des Trainingsspiels sagt! Beim FC Bayern an der Säbener Straße habe ich oft mein eigenes Wort nicht verstanden, weil die Fans so laut waren.

Da kann natürlich kein Trainer der Welt irgendein System etablieren, wenn die Spieler ihn ohnehin nicht hören. Selbst die, die zuhören wollen, welche es sogar bei der Ansammlung von Stars mit gewissen Eigenarten beim FC Bayern geben soll, entwickeln sich dann durchs Training nicht weiter. (Dieser Umstand erklärt allerdings auch, warum Jupp Heynckes einigermaßen in München funktioniert.)

Die Lösung scheint simpel: Entweder ohne Publikum trainieren, dann klappt’s auch mit dem System — oder jeden Spieler mit Kopfhörer versehen, via dem die Anweisungen übermittelt werden. Schon 2013 kann man also wieder Meister werden, wenn man Wege findet, den Schall erfolgreich zu übertragen.

Fußball kann so einfach sein.

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Die Sternechefin empfiehlt heute: Piemonteser Öltunke

On a gagné à l‘ancienne.“ Wir haben auf altbewährte Weise gewonnen. Auf Französisch hört sich das immer noch fast elegant an, auf dem Platz ist es zum Wegschauen. Mit „à l‘ancienne“ ist eine Art Juventus-Effizienzfußball der frühen 90er Jahre gemeint, französisch abgeschmeckt kommt das allerdings so schwerfällig daher wie fette Sahnesauce im Vergleich zu würziger Piemonteser Öltunke.

Zum besseren Verständnis dieses Vergleichs muss man wissen, wie die Autorin dieser Zeilen ihr Tun einschätzt:

Der Unterschied zwischen Bloggern und Profijournalisten ist in etwa der zwischen Familienköchen und Sternechefs.

Kein Wunder, dass eine Sternechefin dann auch gerne mal Vergleiche aus ihrem ureigenen Metier heranzieht, um Fußball zu beschreiben. Kann man machen. Schmeckt aber nicht jedem.

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Neues aus der Rubrik „Mindestens ein Viertel“

Wozu gibt es eigentlich Wikipediaseiten? Quizspiele? Ranglisten von Stadtgrößen? Wozu das alles, wenn Torsten Frings sie nie benutzt?

Ich habe ein Apartment in einem der vielen Wolkenkratzer bezogen. Toronto ist eine Weltstadt mit rund fünf Millionen Einwohnern, also nicht so klein wie Bremen, wo ich jahrelang einer von vielleicht 100.000 Menschen gewesen bin.

Vielleicht auch einer von 2.000? Einer von 7 Miliarden? Eulersche Zahl? Wer weiß das schon so genau?

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Poschmanns „Schalke 05″

Es gibt Dinge, die kann man im Eifer des Gefechts verwechseln, man muss auch nicht jeden Zweitligaspieler aus 80 Metern an der Frisur erkennen können. Insofern ist es nicht allzu tragisch zu bewerten, dass Wolf-Dieter Poschmann als Kommentator der Partie SpVgg Greuther Fürth gegen Borussia Dortmund kurzzeitig glaubte, statt Fürth spiele Nürnberg mit. Das ist weder Altersschwäche noch Unkonzentriertheit, es geschieht einfach, dass man sich bei 120 Minuten schwadronieren mal verspricht oder ein oder zwei Dinge verwechselt. Wer das bezweifelt, möge selbst einmal versuchen, 120 Minuten lang inhaltlich fehlerfrei zu sprechen. Diese Versprecher und Verwechsler sind verschmerzbar und entschuldbar, sofern der Kommentator einen aufmerksamen Nebenmann hat und auf dessen Richtigstellung hin seine Fehlerchen auch dem Zuhörer gegenüber korrigiert. Nicht weil nur Pedanten wie bei Twitter vor dem Fernseher sitzen, sondern weil es respektvoll dem Kunden gegenüber ist.

Wobei diese, bei Twitter sitzenden Pedanten hier durchaus mal gescholten werden müssen. Diesen kann man bekanntlich nichts Recht machen. Wird ein Spielername vom Reporter falsch ausgesprochen, hagelt es Riesenproteste. Versucht der Reporter sich dann also darin, Erkundigungen einzuholen, wie man den Namen in der Heimat des Spielers ausspricht und spricht ihn dementsprechend aus, hagelt es ebenso Proteste, zumindest aber Spott und sogar die Frage, wofür man seine Rundfunkgebühren bezahle. Doch wohl dafür, dass ein Reporter den Namen richtig ausspricht, egal, wie marokkanisch das zunächst für manche Ohren klingen mag.

Womit wir mit dem im ersten Absatz gefallenen Stichwort von den 120 Minuten bei einem anderen Thema wären, bei dem die Vokabel „entschuldbar“ leider in der Schublade bleiben muss. Man kann St. Pauli und den HSV verwechseln — irrtümlich, für ein paar Momente — man kann Ronaldo und Ronaldinho versprachseln oder man kann z. B. Jürgen Klopp einen Johannes Klopp nennen. Das ist alles möglich, menschlich und minderschlimm.

Was man dagegen überhaupt nicht tun kann als Reporter, als Anhänger, als Liebhaber, als Dienstleister eines Fußballspiels, ist, zu vergessen, wieviel Minuten ein Spiel dauert. Für Poschmann war klar, dass Greuther Fürth in der 114. Minute auf Zeit spielen würde, um die eine Minute bis zum Elfmeterschießen noch ablaufen zu lassen. Womit Poschmann sein ganz persönliches „Schalke 05″ geschossen hatte oder vielleicht besser gesagt sein „Fürth 115″. Da nützte es auch nichts, dass er wenig später korrigierte, dass ja noch 5 Minuten zu spielen seien.

90 Minuten und in der Verlängerung eben 120 Minuten, da gibt es nichts zu verwechseln, denn es gibt ja keine andere Größe, kein anderes Fußballspiel, mit dem man hier durcheinander kommen könnte. Zu glauben, Fußball dauere in der Verlängerung bis zur 115. Minute — da hört der Spaß dann endgültig auf.

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Grenzenlose Dummheit

Natürlich geht Dummheit über alle Ländergrenzen und vor allem vor großen Turnieren kommt sie am liebsten in den Ausrichterländern zum Vorschein. 1998 in Frankreich war es Le Pen mit seinen Äußerungen zum französischen Team, in dem angeblich keine Franzosen spielten. 2006 war es in Deutschland die NPD mit Bezug auf Patrick Owomoyelas aus ihrer Sicht mangelndes Deutschsein, und in Italien braucht man nicht mal ein großes Turnier, um Mario Balotelli wegen seiner afrikanischen Abstammung anzufeinden: Stimmen, die die Ansicht verbreiten, dass bestimmte Menschen keine richtigen Bürger eines Landes seien, weil sie nur eingebürgert sind, gibt es offensichtlich überall. Und wo steht gerade ein großes Turnier an?

In Polen hat sich der Torwart der WM-Elf von 1974, Jan Tomaszewski, anlässlich des Tests zwischen Polen und Portugal in einem TV-Interview geäußert, dass er kein Spiel der polnischen Nationalmannschaft mehr ansehen werde, so lange so viele Verbrecher, Deutsche und Franzosen darin mitspielten.

Verbrecher sind seiner Ansicht nach Spielmanipulierer vom Schlage eines Lukas Piszczek, Franzosen solche eingebürgerten Spieler wie Damien Perquis und Deutsche und somit keine Polen sind natürlich namentlich Eugen Polanski und Sebastian Boenisch.

Zufällig, man hätte es kaum vermutet, ist Tomaszewski Abgeordneter der nationalkonservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“. Eine schöne Tradition im Weltfußball, dass auch die Idioten ihn stets als Bühne für ihre nationalistischen Zwecke missbrauchen. Der beste Zeitpunkt, diese zu brechen, wäre vor ihrer Entstehung gewesen, der nächstbeste Zeitpunkt ist immer jetzt.

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Youri Mulder gek?

Was das niederländische Wort „gek“ bedeutet, muss man wohl wenige Minuten nach Beendigung des Karnevals nicht mal einem Nicht-Rheinländer erklären.

Bei Twitter in Holland war jedenfalls letztens „Youri Mulder“ Trending Topic. Wobei letztens schon vergangenes Jahr war. Sein Trenden lag daran, dass Youri Mulder in der vorigen Champions-League-Saison als vermeintlicher Experte im holländischen Fernsehen auf die Frage von Kommentator/Moderator Tom Egbers, wer denn diesen starken FC Barcelona in der Champions League stoppen könne, ernsthaft mit

„Schalke 04″

antwortete.

Somit war Youri Mulder aus der Kombination von zwei Gründen Trending Topic.

Zum Einen, weil die Twitterati seine Aussage wiederholten.

Zum Anderen weil viele im Anschluss besorgt fragten:

„Youri Mulder gek?“

Wir würden eher sagen: vereinstreu.

Bis zur Blamage als Experte, wenn nötig.

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Otto, Experte fürs Onanieren

Otto Rehhagel ist sich nicht zu schade, mal wieder ein paar Sprüche nach altem Muster rauszuhauen. „Ich bin das Gesetz“ und dergleichen aus der Zeit gefallener Sermon mehr. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten, an Selbstvertrauen hat es den unbeirrt aller tatsächlichen Qualifikationen gerne ordentlich auf den Putz hauenden Menschen aus dem Ruhrgebiet selten gemangelt.

Jedenfalls jenen Ruhris vom Schlage des Altenessener Otto Rehhagel. Da genügt ein kurzer und kurzweiliger Blick in die Historie seiner Bon- und auch Malmots. So nannte er schon 1983 die Spielerfrau das beste Trainingslager, das es gebe, und wusste auch auszuführen, warum das so ist. Wenn Spieler im Trainingslager seien, ohne dass ihre Frauen sie besuchen könnten, „müssen ja alle onanieren, auf der Toilette oder irgendwo.“

Ob es mit dieser entschärfenden Maßnahme getan sein wird, Hertha BSC vor dem erneuten Abstieg zu bewahren, werden die nächsten 12 Spiele zeigen. Das Modell Lattek/Sammer als Blaupause mag funktioniert haben, damals geriet aber ein eigentlicher Kandidat fürs obere Drittel der Tabelle in den Abstiegssog. Dass man bei Hertha über Spieler (und trotz Babbel eventuell ein Spielsystem) verfügt, die mindestens Platz 15 rechtfertigen, ist seit ziemlich genau 2,5 Jahren äußerst fraglich. Bislang fehlt der Nachweis, der recht unabhängig von Rehhagels künftigem Wirken zu erbringen wäre.

In welchen Zeiten Rehhagels beste Phase als Trainer lag, macht der Artikel deutlich, aus dem das obige Zitat stammt. Ganz zu Anfang ist übrigens zu lesen, dass der gute alte Loddar mit diesem seinem wirren Paarungsverhalten nicht erst dann begann, als ihm Gleichaltrige zu alt geworden waren.

Was es sonst noch so mit Lothar Emmerichs selbst tituliertem „Stengel“, viel zu alten Zimmermädchen und Stan Libudas rasender Eifersucht auf sich hatte, erzählt mal wieder ein Beitrag aus einem immer besuchenswerten Archiv. Man möge sich aber bitte nicht wundern, wenn die Augen beim Lesen kräftig stauben. 1983 und davor miefte der Herrenclub Bundesliga noch ein wenig mehr nach nicht ganz so verschämt ausgelebter Männlichkeit als heute.

Schlitzohr nimmt Elfe.

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2B2F aufgeklärt: Guck auf die Füße

„Guck nur auf den Ball“, so lautet eigentlich die Anweisung, die man Verteidigern mitgibt, die Gefahr laufen, von einem wild übersteigernden und sonst rumhapelnden Angreifer umdribbelt zu werden. Guck allein auf den Ball, nur der ist wichtig, nicht welche Bewegung die Beine des Gegenübers antäuschen, sondern wohin sich der Ball bewegt. Half sogar, bei einem bis dahin ausgesprochen leicht auszuspielenden Verteidiger dessen Zweikampfquote innerhalb von Sekunden — durchs Geben dieser Anweisung — enorm zu verbessern.

Für Angreifer kann das natürlich nicht funktionieren. Er besitzt den Ball ja, der Verteidiger hat nur Füße (und Beine) auf dem Platz stehen. Doch auch hier liegt die einfache Lösung eines bislang als Rätsel geltenden Phänomens darin, etwas beim Gegenüber genau zu betrachten. Da er keinen Ball besitzt, sind es im Falle des Angreifers die Füße des Verteidigers.

Der eine oder andere erinnert sich an den im Titel zu 2B2F verkürzten „Big Bombastic Frantic Freezer“ von Marco Reus, der es ihm ermöglicht, mühelos durch seine Gegner zu dribbeln, so als wären diese am Boden angefroren. Oder als stünde für sie einen Moment die Zeit still, in dem sie sich nicht bewegen können, für Marco Reus aber nicht, der schnell hindurchhuscht.

Des Rätsels Lösung ist tatsächlich so banal wie die Einleitung vermuten lässt. Gleichzeitig ist es aber faszinierend, wie simpel der Weg zum Erfolg sein kann. Die NZZ berichtet von Lucien Favres konkreter Arbeit bei Borussia Mönchengladbach:

Favre hat ihnen Details beigebracht, an die sie früher nie gedacht hatten. Reus etwa hat gelernt, auf die Füsse seiner Gegner zu schauen, die er umdribbeln will: An der Fussstellung erkennt er, welche Seite er wählen soll, um an ihnen vorbeizulaufen. Und Reus sagt überrascht: „Es funktioniert.“

Wenn man das ein paar Milimeter weiter denkt, bedeutet das, dass Lucien Favre seinen Spielern tatsächlich etwas über das Fußballspielen beibringt. Das ist natürlich ein Hammer, insbesondere in Deutschland, wo man Niederlagen immer noch damit erklärt, „zu wenig gewollt“ zu haben. Man kann noch so viel wollen, wenn der Gegner Wissen besitzt, über das man selbst nicht verfügt.

Und wie dieser Artikel der NZZ spekuliert, könnte Favre durchaus ein Mann für Real Madrid sein, wo ja eigentlich nach Selbstwahrnehmung Peter Neururer hingehört. Der sich allerdings wohl eher mit Themen der Motivation („Vollfrisöre“) als mit Fußstellung beschäftigt. Dabei sind es offensichtlich diese obigen Details, die in ihrer Summe den Unterschied ausmachen zwischen einem Abstiegs- und einem Meisterschaftskandidaten.

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Ein wütender eitler Pfau

Je mehr man von derartigen Episoden extrem gesteigerter Eitelkeit zu lesen bekommt, desto besser fühlt es sich an, dass er ab sofort kein Unheil mehr anrichten kann. Ich weiß nicht, wie man das Folgende in derartigen Kreisen sieht und bewertet. Für mein Empfinden stellt es schlicht den Versuch einer — noch dazu schlecht umgesetzten — Lüge dar. Es geht um die Nachwehen des Fotos der Kanzlerin mit dem halbnackten Mesut Özil in der Kabine der Nationalmannschaft.

Als er aber in der Kabine auftauchte, war Frau Merkel schon im Aufbruch. Ein wütender Präsident ließ später über seine bestens gepflegten Kontakte zum Haus Axel Springer streuen, die Kanzlerin habe sich persönlich bei ihm entschuldigt, und natürlich habe er diese Entschuldigung angenommen. Worauf Frau Merkel über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert in der Bundespressekonferenz ausrichten ließ, es gebe „nichts, wofür sie sich hätte entschuldigen müssen“.

Und da, wo er hätte (not-)lügen oder einfach schweigen sollen, da sprach er ungeschickterweise die Wahrheit:

Richtig ist, dass er in der Badewanne lag und es natürlich auch viel Blut zu sehen gab.

Gut, dass er geht.

Dass es nach ihm besser wird, ist allerdings nur in Bezug auf die Außendarstellung sicher, inhaltlich leider nicht.

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Jedes Jahr das Double

Wolfgang Holzhäuser erklärt endlich einmal, wie man in der Bundesliga vorgehen muss, um Erfolg zu haben.

Man muss Ziele definieren, unabhängig davon, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist.

Was ja dann auch gerade bei Bayer Leverkusen in dieser Saison hervorragend funktioniert.

Von ähnlich bestechender Logik ist seine Ausführung zum konkret Sportlichen:

Da brauchst Du Spieler, die im eins gegen eins Überzahl erzeugen können.

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Springer alimentiert(e) Hertha BSC

Und zwar tat er das ganz persönlich, mindestens seit 1971, mit 300.000 Mark jährlich. Bis wann dieses jährlich andauerte, ist — auf die Schnelle — nicht zu eruieren. Und auch nicht, ob das eine oder andere seiner Erzeugnisse von da an etwas wohlwollender über den Hertha BSC berichtete.

Die Mannschaft jedenfalls schenkte ihm dankbar eine Schwarzwälder Uhr. Hört man heute auch nicht mehr, dass sich Spieler bei ihren Mäzenen bedanken, oder?

Nur ein Klub braucht nicht zu bangen: Hertha BSC spielt in der größten Bundesliga-Arena, dem Berliner Olympia-Stadion (Fassungsvermögen: 82 000 Sitzplätze), vor durchschnittlich 54 000 zahlenden Besuchern. „Hertha leistet am meisten für die Bundespräsenz Berlins“, urteilte Politmäzen Axel Cäsar Springer und freute sich, „eine Starthilfe gewähren zu dürfen“. Der Konzernherr zahlt jährlich 300 000 Mark zum Spielerkauf und trainiert gelegentlich mit. Die Mannschaft schenkte ihm dankbar eine Schwarzwälder Uhr, aus der statt des Kuckucks ein Kicker springt.

Übrigens auch ansonsten ganz lesenswert, wie viele Bundesligaklubs damals glaubten, kurz vor ihrem finanziellen Ruin zu stehen. Zieht man das nötige Geklapper vor Verhandlungen ab, bleibt immer noch relativ viel davon übrig. Damals wussten die Macher wohl noch nicht, dass sie ganz schnell too big to fail werden würden.

Bemerkenswert und heute unvorstellbar, dafür ist diese ganze Angelegenheit viel zu ernst geworden, dass der Mäzen sich dann auch rausnahm, ab und zu mitzutrainieren.

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Anno gar nicht mal so tuck

„Diese Beckmänner, all diese Wichtigtuer, gehen uns Profis doch schon lange auf den Keks.“

Eike Immel, damals Manchester City, kurz bevor er als England-Experte für die EM 1996 vom ZDF eingekauft wurde. Beckmann war zu jener Zeit bei Sat1.

Das Traurige ist, dass wer als Spieler mit dem Resultat der Arbeit all der Beckmänner aufgewachsen ist, es schwierig haben wird, es sich anders als verbeckmannt überhaupt vorzustellen. Weshalb er dagegen nicht rebellieren wird und es bleibt wie es ist.

Aber, ach, das ist ja auch nichts Neues mehr. Ein tiefes Gefühl der Resignation macht sich breit, mit gleichzeitig aufkommendem Zweifel, ob es nicht müßig ist, darüber überhaupt Resignation zu empfinden. Im Stadion wird das Spiel immer noch so dargeboten, wie es ist. Was schnell zur Frage führen könnte, ob jene Zuschauer, die letztens noch neben mir zu Beginn (!) der zweiten Halbzeit in Scharen aufsprangen und nach Hause liefen, weil das Heimteam deutlich zurücklag, nicht doch mit Zusammenfassungen à la Beckmann besser bedient wären. Aber das wäre dann schon wieder ein anderes Thema und viel zu weit führend für diesen kleinen Beitrag, der nur Eike Immels Zitat festhalten wollte.

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