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Schlagwort: Bundesliga

Magath, die komplette Fehlbesetzung

Es spricht mir aus der Seele, was ich hier lese. Ich halte Magath für einen vollkommen überschätzten, sich nur geschickt mit der Aura eines Strategen („der Schachliebhaber“) und eines gelassenen Trainers („der Teetrinker“) umgebenden großen Irrtum. Tatsächlich hat man von seinen „gewieften“ Strategien bislang noch bei keiner der von ihm trainierten Mannschaften etwas gesehen, vielmehr bestehen sein Credo und seine Strategie allein aus totaler körperlicher Fitness. Nicht sehr überzeugend, ist diese doch nichts weiter als die Grundvoraussetzung, um darauf aufbauend eine wie auch immer geartete Strategie umzusetzen.

Im auch ansonsten lesenswerten Beitrag in der Zeit über die Gründe dafür, dass der HSV im Gegensatz zu den Bayern aus seiner Topstellung in der Liga Ende der 1970er Jahre heraus keine Kontinuität bei seinen Erfolgen schaffte, lesen wir u. a. diese Zeilen, die man sich in Wolfsburg vielleicht vor der Verpflichtung des dreifachen Magaths zu Gemüte führen hätte sollen:

„Die Hamburger dagegen versäumten einen Transfercoup ähnlicher Größenordnung [wie der Rummenigges], obwohl ihr damaliger Kapitän und Mittelfeldregisseur Felix Magath ebenfalls gutes Geld hätte bringen können. Stattdessen löste Magath 1986 Netzer als Manager ab, was sich als komplette Fehlbesetzung erwies.“

Sehenswert auch das Bild eines dynamischen Dummschwätzers im BP-Trikot des HSV, die jüngeren Leser mögen vielleicht gar nicht wissen, dass der große Franz Beckenbauer auch zwei Jahre für den HSV in der Bundesliga spielte. Dass er danach sogar noch mal zurück zu Cosmos New York wechselte, war selbst mir bis vor ein paar Monaten nicht geläufig.

Allerdings betrug die Ablösesumme beim Transfer Rummenigges zu Inter Mailand knappe 11 Millionen DM und nicht Euro, wie die Zeit schreibt, dessen bin ich mir ziemlich sicher, zudem weiß die englische Wikipedia-Seite über Rummenigge Ähnliches:

„In 1984, aged 29, he transferred for a record fee of ¤ 5.7m to Internazionale.“

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Odontor

Man muss ja nicht immer in Sevilla auf der Ersatzbank rumhängen, um zu erkennen, dass man sich nicht immer durchsetzen kann.

Man kann auch durchaus Torschütze Vorbereiter (Dank an dafeld) eines elementar wichtigen Tores in einem international wichtigen, namentlich einem WM-Spiel, sein und trotzdem keine große, internationale Karriere vor sich haben.

Dann sollte man lieber früher als später zum VfL Bochum wechseln, oder zum Hamburger SV, vielleicht zu Hannover 96, zu einem mittel-erfolgreichen Bundesligaverein, bei dem man dann vielleicht dreieinhalb Tore pro Saison vorbereitet.

Was man auf keinen Fall tun sollte, ist, zu glauben, man wäre schon so weit, dass man der Nationalelf auch an schlechten Tagen weiterhelfen könne. Dann sollte man froh sein, wenn man eine Nominierung per Post seit der Ära Klinsmann per Email bekommt, dann aber auch so frei sein, zuzugeben, dass man lieber nicht mitspielen möchte, wenn man so auftritt wie im Länderspiel in England.

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Jarolim und der die das Sportsmanship

Hat man eigentlich an Stellen wie diesen schon einmal erwähnt, dass Jarolim weder ein besonders cleverer Spieler noch ein besonders sympathischer Spieler ist? Clever erscheint er jenen, welche es mögen, dass man Elfmeter „provoziert“. Sympathisch kann er all jenen nicht sein, die das Spiel an sich mögen. Jarolim ist die personifizierte Pest in der Bundesliga. Ich sage das so deutlich, wohlwissend, dass mir so viele nun widersprechen werden, weil es schließlich dazugehört, dass man Strafstöße „herausholt“. Was Jarolim macht, hat nichts mit herausholen zu tun, es hat nicht mal etwas mit Cleverness zu tun. Es ist einfach abstoßend ekelhaft, in welchem Ausmaß dieser Spieler ständig und immer wieder betrügt. Wir wenden uns ab, nicht ohne uns zu schämen, dass es immer wieder Schiedsrichter gibt, die auf sein plumpes Gefalle ebensolches tun: hereinzufallen.

Ich fordere hiermit ultimativ, David Jarolim keine Strafstöße mehr zuzuerkennen, weil er deutlich sichtbar niemals die Absicht hat, Fußball zu spielen, sondern immer wieder nur auf seinen gerichtsbaren Vorteil aus ist.

Und: jaja, schimpft mich ruhig Sozialromantiker. Ich hasse Jarolims Szenen trotzdem.

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Erledigt

Die Absteiger stehen fest, der Meister auch. Bleibt die Frage, wer Pokalsieger wird.

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Hoch gerechnet, doch verloren

Nein, die Bayern schießen keine 100 Tore in dieser Saison. Wie jeder weiß, wird auch das beste Spitzenteam im Laufe einer Saison mal ein kurzes bis längeres Tief erleben — frag nach beim Werder Bremen der Rückrunde der letzten Saison. 47 Tore hatte Bremen bis dahin erzielt, dann ging alles die Weser runter.

Die Optionen zu scheitern sind vielfältig, eine davon wurde vom Schicksal heute schon gezogen: Luca Toni ist angeschlagen, nachdem Klose erst in der Vorwoche verletzt wurde. Prinz Poldi, der anscheinend ähnlich lange wie sein Namensvetter Charles auf die Inthronisierung wird warten müssen, könnte diese Lücke nicht füllen, selbst wenn er fit wäre.

Weitere Option wäre ein Techtelmechtel einer der in Liebesdingen so eisern disziplinierten Herrn Rummenigge oder Hitzfeld mit einer Spielerfrau, für diese Option reichte auch schon ein diesbezügliches Gerücht.

Nächste Option: Die Entdeckung, dass der bereits als Nachfolger von Zidane ausgerufene Ribéry dabei erwischt wird, dem großen Meister mit Blick auf dessen Turiner Zeit doch ein wenig zu sehr nachgeeifert zu haben. Angesichts vermehrter Kontrollen zumindest inzwischen im Bereich des Möglichen, wenn auch noch immer verschwindend gering.

Oliver Kahn lassen wir heute mal undiskutiert, bis jetzt bekam er abgesehen von ein paar Schüsschen ja noch nichts Ordentliches zu halten; sollte es hart auf hart kommen, wird er sicher noch den einen oder anderen Punkt kosten und auch die Torbilanz versauen.

Zuletzt bleibt uns die sichere Gewissheit, dass es auch beim noch so großen Kader Momente geben wird, in denen man auf die Jungs aus der zweiten Mannschaft zurückgreifen muss. Wie Sandro Wagner heute gezeigt hat, muss das kein Nachteil für die Verfolger sein. Und der in der U17 überragende Toni Kroos wird sich in jener Reihe von Spielern gut machen, die in einer der U-Auswahlen noch groß aufspielten, in der Bundesliga aber über Klubs wie den Karlsruher SC oder Arminia Bielefeld nicht hinauskamen. Frag nach bei Eberl, Auer, Schindzielorz, Schlicke, Lottner (!), Tiffert, Poschner oder — Hanke.

Zwei Optionen, den glatten Durchmarsch zu verhindern, bestehen hingegen nicht mehr: Die eine hätte Felix „Wo ist der Deinhardt die Taktik?“ Magath geheißen. Die andere wäre ein als Mittelfeldmotor aufgestellter Roque Santa Cruz gewesen, in der irrigen Annahme, er könne Michael Ballack ersetzen. Schade eigentlich.

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Choleriker Wayne Rooney

Dass Intelligenz in keiner Korrelation zu Geduld steht, ist unbestritten. Dass Fußballer heutzutage selten noch aus der Unterschicht stammen oder extrem ungebildet sind, davon kann sich jeder überzeugen, der die porentief reingewaschenen Interviews nach Bundesliga-Spieltagen erleben darf.

Was die wenigsten wissen, ist, dass Wayne Rooney zu Beginn seiner Karriere vom Verein einen Maulkorb bekam, weil er sich dermaßen schlecht artikulieren konnte, dass alle befürchteten, er könnte sein ohnehin nicht gerade cleveres Image komplett zerstören. Wie man weiß, ist Rooneys Vater Preisboxer gewesen und schaut man auf Rooneys Statur, so liegt der Gedanke nicht fern, dass auch Rooney in diesem Beruf keine schlechte Figur abgeben würde. Etwas jähzornig, wenig geduldig und so fragt man sich, wie es die Werbeagenturen der großen Sportartikelhersteller geschafft haben, aus diesem kleinen Boxer gar ein europaweites Idol zu machen, mit dem man werben kann. Die Antwort ist: mit Humor. So nimmt dieser Spot ein überraschendes Ende, das Rooneys Cholerik aufs Korn nimmt. Nicht wirklich gelungen, zu konstruiert und vorhersehbar, aber immerhin der Versuch, mit den Schwächen des Protagonisten zu spielen.

Mit welchen Schwächen würde man wohl schlauerweise bei Mertesacker spielen?

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Was macht eigentlich Gregor Grillemeier?

Der Mann mit einem der schönsten Namen der Bundesligahistorie krebst in den Niederungen des Amateurfußballs herum. So nieder, dass es sogar nur Ascheplätze sind, auf denen er sich als Trainer herumtreiben muss. Waren es vor ein paar Jahren immerhin noch Landesligaclubs wie Viktoria Buchholz, ist er inzwischen in der Bezirksliga beim VfVB Ruhrort-Laar gelandet. Leider weiß ich nicht, wie ich dieses Video verlinken kann, wer sich beeilt, findet den Video-Spielbericht vom letzten Spiel von Grillemeiers Mannschaft auf der Startseite von Reviersport und kann sich ein herrliches 0:0 mit roten Karten und ordentlich Gemetzel anschauen, genau so wie man die unteren Ligen eben kennt und nicht liebt: mit „Siggi“, dem Türken, und dem von der anderen Rheinseite angeworbenen Torhüter, der eigentlich schon aufhören wollte. Schönes Bonmot: „kreative Einzelaktionen“ als Euphemismus für endlos dribbelnde Alleingänge.

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Der Ferrari unter den Fanshops …

… steht definitiv bei der SG Wattenscheid 09:

[photopress:ferrari_der_fanshops.jpg,full,centered]

Wohlgemerkt entstand diese Aufnahme während eines Spiels der SG mitten im Stadion. Man kann nur vermuten, ob der Mülleimer, der direkt vor dem Verkaufsfensterchen des Fanshops aufgestellt ist, auf die Qualität der dort zu erwerbenden Produkte schließen lässt oder ob er der beste Freund des links im Bild befindlichen Zuschauers ist. Danach beurteilt, wie dieser Sympath mir wenige Sekunden nach Erstellung des Fotos auf die Füße latschte und dann aus einer Mischung aus Verlegenheit und auf-keinen-Fall-abzugebender-Überlegenheits-Gestik verzerrt grinste, befürworte ich letztere Möglichkeit.

Vielleicht öffnet der Fanshop auch mal wieder seine Pforten, wenn er sich angesichts der auf ihn einströmenden Massen (und Geruchsemissionen, Fotos mit Geruch lassen noch auf sich warten) nicht ganz so eingeschüchtert fühlen muss. Oder wenn die SG Wattenscheid 09 mal wieder Bundesliga spielt. Dann also doch eher nie.

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Live vom Ende der Sommerpause

22:49h Jetzt aber doch Peter Lustig. Der Name war heute zum Glück Programm, einen besseren Saisonauftakt wünschen sich wohl nur hoffnungslose Perfektionisten.

22:37h Ich spreche meine Bekannten übrigens auch nur noch mit Vor- und Nachnamen an: „Wie ist das hier mit der Schmökerei im Stadion, Armin Veh?“ „Da sag ich jetzt nix zu, Monica Lierhaus.“ Kommst Du mal zu Kasse 4, Frau Obermeyer?

22:28h Ich bin sehr angetan. Das war ein sehr guter Start in die Saison, vier Tore, volles Haus, zwei Spitzenmannschaften der vergangenen Saison, es hat Spaß gemacht, es ging hin und her, auch was die Führung anging. Diese Legendenbildung, wenn ein Spieler in seinem ersten Spiel direkt für seinen neuen Club trifft, haben wir schon hundert Mal erlebt, es ist aber immer wieder nett. Das Beste heute: Wolfsburg bleibt weiter Letzter.

22:22h Oha, diese Demut. „In den großen Ligen wird noch nicht gespielt. Daher volle Konzentration auf die Bundesliga.“ Fünfjahreswertung hin oder her, dass es so schlimm um unser geliebtes Kind steht, war mir neu und erschüttert mich jetzt auch ein bisschen.

22:18h Es mag hier vielleicht so wirken, als würde ich auf Tom Bartels rumhacken, sein Kommentar ist abgesehen von der üblichen leichten Überhöhung des Ganzen aber durchaus mehr als nur „erträglich“. Besonderes Kompliment dafür, dass er seine Stimme nur alle 3-4 Minuten höhepunktartig reizt und vor allem, dass er sehr beim Spiel bleibt. Etwas, was ihm offensichtlich besser gelingt als mir.

22:17h Okay, ich geh ins Bett. Wie sagte eine Ex-Freundin doch immer? „Okay, dass Du gerne Fußball schaust, versteh ich ja. Aber reicht es nicht, wenn Du nur die ersten 70 Minuten schaust?“

22:10h Hab ich da gerade im Hintergrund des ARD-Kommentars bei Schalkes Ausgleichstor Günther Koch „Sensationell“ sagen hören oder höre ich inzwischen Stimmen aus dem Nirvana bzw. sind das schon die Vorboten meiner Tiefenanalyse? Das Remis geht in Ordnung, so wie aber auch jedes andere Ergebnis — siehe Glücksspiele — zu diesem Zeitpunkt in diesem Spiel in Ordnung ginge.

22:02h El Phrasenschein wird wieder gut durchgefüttert heute: Elfmeter ist bekanntlich, wenn der Schiri pfeift. Aber ob man da so hingehen muss wie Neuer, wenn man noch ne halbe Abwehr hinter und um sich herumstehen hat, weiß ich genauso wenig, wie die Frage, ob man diesen Elfmeter unbedingt pfeifen muss, wenn ein Stürmer da einfach nur auf den Torwart zuläuft und sich den Elfmeter „nimmt“. Um es kurz zu sagen: Ich diskutiere solche Entscheidungen nicht. Nach Bartel’scher Logik müsste Stuttgart jetzt aber bereits gewonnen haben. Da ich euch versichern kann: So ist es nicht, möchte ich hier quasi mit dem Anti-Peter-Lustig mahnen: Nicht abschalten.

21:57h Auch das zweite Tor des Tages wird nur abgefälscht erzielt. Wir müssen uns wieder mal von dem Glauben verabschieden, dass die Gesetze zur Regulierung von Glücksspielen nicht für Fußball gelten würden. Ich bitte alle Leser unter 18 Jahren, jetzt das Blog zu verlassen.

21:55h Kuranyi wieder ganz der alte: als Chancentod. Für Bartels ist ein 2:0 Mitte der zweiten Halbzeit schon eine „Entscheidung“. Da hat er wohl noch nicht so viele Spiele gesehen wie ich.

21:49h Tom Bartels wird noch tiefenanalytischer als ich: Nach dem Foul von Boka, das zur Gelben Karte führt, fragt er: „Was wollte er damit sagen?“ Wird jetzt schon via Foulspiel kommuniziert, seit das Didgeridoo-Spielen aus der Mode gekommen ist?

21:47h Es gibt völlig neue Fangesänge in der Saison 2007/08. Die Stuttgarter haben sich etwas umwerfend Kreatives ausgedacht: „Auf geht’s, Stuttgart, schieß ein Tor.“ Irgendwo habe ich das allerdings schon mal gehört, eventuell doch ein Plagiat.

21:44h Ich werde morgen mit einer Tiefenanalyse beginnen, um mir darüber klarzuwerden, warum ich bestimmte theatralische Gesten z. B. bei Collina als gelungen und stimmig und bei Fandel einfach nur als hinterwäldlerisch-inszeniert und ihre Wirkung völlig verfehlend empfinde.

21:39h Erwähnte ich schon, dass man im Gottlieb-Daimler-Stadion auf bestimmten Plätzen eine ganz beschissene Sicht hat? Und atmosphärisch ist da auch nicht viel los.

21:33h Ganz stark heute: unser Pausen-pundit Dülp. Merkt als erster, dass ich gar nix zum Spiel geschrieben habe.

21:25h Monica Lierhaus und dieser komische düdelnde Dudelsack der Krombacher-Werbung. Vielleicht war die Sommerpause doch nicht so schlecht.

21:21h Das Spiel gefällt insgesamt, es ist auch ordentlich anzuschauen. Nur wo bleibt der Stromausfall mit folgender einstündiger Übertragung von Discosendungen aus den frühen 1980ern, für die wir uns eigentlich heute Abend verabredet hatten?

21:17h Der Typ, der in meiner Heimatstadt wohnt, sieht die erste Gelbe Karte der Saison. (Okay, schon ein paar Minuten her.) Das geschieht ihm recht. Dieser Makel wird nicht mehr aus seiner Biografie zu tilgen sein. (Welchen der beiden ich jetzt meine, kann man sich aussuchen.)

21:13h Ich hätte einen innovativen Spruch zu verkaufen, den man nach Abschluss des ersten Spiels des ersten Spieltags dieser Saison als siegreicher Trainer in die Mikrofone sagen könnte: „Ich hätte nichts dagegen, wenn die Saison jetzt zu Ende wäre.“ Bei einem Remis verschenke ich ihn allerdings.

21:10h Der häufig allerorten erwähnte Manuel Neuer wirkt auf manchen Fotos, als wäre er der legitime Nachfolger des Nachfolgers des eigentlichen kinderschokolade®-Bubis.

21:07h Nolookpass nölt ohne Ende, erst will er verlinkt werden, dann soll ich weiterbloggen. Na gut, damit ich nicht ohne Butterbrot ins Bett muss: Kobiashvili führt im Moment die Torjägerliste an. Warum schreibt man Namen in Deutschland in englischer Schreibweise? (Dazu wollte ich schon immer mal was schreiben, es ist aber nie fertig geworden, außerdem ist Voronin ja jetzt weg. Voronin. Ute Vollmer. Jürgen Vogel. Sven Väth. Wolfgang Völz. Voronin halt, so wie Kobiashvili.)

20:30h Bundesliga, we have liftoff.

20:29h Obwohl nicht im Stadion, rieche ich schon wieder die Melange aus Bratwurst und Pommes-Geruch mit von Flutlicht angestrahltem Rasen. Alte Synapsenmatritzen verschwinden nicht so schnell.

20:28h Meister Stuttgart, Pokalsieger Nürnberg, das ist in zwei Minuten schon wieder passé. Die Würfel werden neu gezinkt.

20:27h Wenn die Sommerpause wenigstens ihren Namen verdient gehabt hätte, dann hätten wir nicht die auf das Fensterdach prasselnden Regentropfen zählend den Blues geschoben.

20:26h Die Motorik, die gleichzeitig Liveticker, Livetabelle, Livestream und Tastatur bewältigt, ist noch weniger eingerostet als die Liveticker selbst. Sofort voll da, als wäre sie nie weg gewesen.

20:25h Die Erinnerung an die Phase der 30 Jahre ohne Fußball beginnt zu verblassen.

20:24h Nur noch 6 Minuten, das bedeutet, die elendige Eröffnungsfeier mit Nationalhymne ist schon vorbeigerauscht, glücklich, wer drumherum gekommen ist.

20:23h Plötzlich fällt auf, dass zur Hälfte der Neueinkäufe der Bundesliga noch das passende Gesicht im Speicher fehlt. Das wird gleich behoben werden.

20:22h Ein kurzes Zucken aus den Tiefen des Gedächtnis erinnert an die Kaskaden schlechter Wortspiele und belangloser Interviews, die jetzt wieder auf uns abgefeuert werden werden. Das Zucken wird abgelöst vom Pochen des Herzens. Was ist das?

20:21h Noch 9 Minuten um die Tipps für Herbstmeister, Meister, Absteiger und so weiter in den diversen Tippspielen zu ändern. Wer jetzt noch ändern muss, ist zu spät. Gut Vorbereitete fahren nicht ohne Fahrplan in Urlaub.

20:20h Es ächzt und knarzt beim Hochfahren der alten, lange unbenutzen Liveticker, aber nach einigen Fehlversuchen und zwischenzeitlichem Empfang von Störsendersignalen steht die Verbindung.

20:19h Die Stecktabelle sieht so jungfräulich aus. Könnte daran liegen, dass sie noch im Laden liegt.

20:18h Adrenalin besiegt seinen Antagonisten an mehreren entscheidenden Stellen im Körper.

20:17h Noch 13 Minuten. Wenn das mal kein Unglück bringt. Noch kann alles schief gehen, wie nolookpass weiß.

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Spinal Smasher Klose

Die Bundesliga wird neuerdings auch live in den USA ausgestrahlt, da aber unter der Bezeichnung „World Wrestling Entertainment“ (ehemals „World Wrestling Foundation“). Einer der beliebtesten Stars in Übersee ist Miroslav Klose, der dort als „Spinal Smasher“ zu Ruhm gekommen ist. Als Opfer für diesen, seinen bekanntesten „Move“ werden immer wieder unterbezahlte Amateure herangeholt, die sich von Klose das Rückgrat brechen lassen müssen.

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Kleine Typologie der Fußballliebhaber

Come, Armageddon, come.

In der Spezies der an Fußball interessierten Grundgesamtheit gibt es grob geclustert drei Typen:

Typ I

Typ I spielt sehr gut Fußball, ist aber auch in jeder anderen Sportart grandios. Mit bewundernswertem Talent für Bewegungen, Raum-Zeit-Koordination und Ballgefühl ausgestattet, steuert er geradewegs auf eine Profisportlerkarriere zu, es ist nur nicht klar, in welcher Disziplin. Manchmal wird es Tennis, manchmal Zehnkampf oder Volleyball, meist aber Fußball. Wenn schon nicht Bundesliga, dann zumindest Verbandsliga. Typ I lernt keine Sportarten, sie sind ihm angeboren. Aus irgendeinem Film ist das Zitat „Typ Mittelstürmer, der macht jeden rein“ bekannt, allerdings ging es dort eher um Frauen und nicht um Sport. Nichtsdestotrotz charakterisiert dieses Zitat Typ I ganz gut. Er macht nicht nur jeden rein, er gewinnt auch jedes Tischtennisturnier, sogar, wenn er ohne Schläger spielt. Zum ersten Mal ein Snowboard unter den Füßen, ist er schon in beneidenswerter Eleganz den Hang heruntergefahren.

Beruflich lässt Typ I es meist etwas langsamer angehen und wird, wenn er Glück hat, Sportlehrer (plus ein x-beliebiges weiteres Fach, von welchem er Zeit seines Lebens so viel Ahnung haben wird, wie ein Steuerberater vom Fußballspielen), wenn er Pech hat Versicherungskaufmann, Fliesenleger oder Bademeister.

Typ II

Typ II verfügt nicht über derlei Talent, ist aber immer noch als relativ sportlich zu bezeichnen. Typ II bringt zumindest das mit, was man im Fußball ebenso gut gebrauchen kann wie Ballgefühl: Kampfkraft, Ehrgeiz, läuferische Ausdauer und den Willen, sich der drohenden Niederlage auf keinen Fall zu beugen. Auch wenn er selten Tore erzielt, ist Typ II nicht unbrauchbar im Mannschaftsgefüge. Typ II fabuliert gerne über das Spiel als solches, kaschiert damit aber nur wenig effektiv seine technische Unzulänglichkeit, während Typ I jede Reflektion oder Introspektion bezüglich des ausgeübten Sports fremd ist. Wie gesagt: angeboren. Sehende Menschen denken auch selten darüber nach, wie es kommt, dass die Netzhaut dem Gehirn einen optischen, noch dazu dreidimensionalen Eindruck der Umgebung vermittelt. Was selbstverständlich ist, wird nicht hinterfragt. Deshalb redet Typ II ja so gerne über das Spiel. Für ihn ist nicht selbstverständlich, dass die Flanke tatsächlich ankommt oder der Hackentrick nicht im Aus landet. Nichtsdestotrotz funktioniert das Spiel auch mit seiner Teilnahme, schließlich weiß er, dass man schnell passen oder einfach mal aus der viel zitierten zweiten Reihe abziehen sollte. Typ II sieht man später beim Joggen im Park, nachdem er gerade aus dem Büro, der Kanzlei oder aus dem Bundestag heimgekommen ist.

Typ III

Typ III interessiert sich ebenso intensiv für Fußball wie Typ I und Typ II, doch, ach, es hapert sowohl am Ballgefühl als auch am Raumgefühl, zudem hat er manchmal Angst vor dem Ball respektive heranrauschenden Gegner und nein, nach der E-Jugend ist dann doch Schluss damit. Wenn es hochkommt, darf Typ III in seiner gesamten Karriere zwölf Mal von Anfang an spielen, wird dabei sieben Mal ausgewechselt und darf als Höhepunkt seiner aktiven Karriere in einem unbedeutenden Freundschaftsspiel einen Elfmeter mit seiner unnachahmlich schlechten Technik zum Torwart zurückschieben, bis Mutter entscheidet, dass das Ganze keinen Sinn hat, wenn der Sohn immer nur auf der Bank sitzt. Auf Proteste seitens des Fußballvereins ob der Abmeldung des Typ III wartet man vergebens. Es folgen Schwimmverein, Hockeyverein, Basketball, Speerwurf, Turnen, Tischtennis. Das fehlende Bewegungstalent lässt es nicht zu, dass sich Typ III irgendwo durchsetzt. Irgendwann ist ganz Schluss mit den Bewegungsversuchen unter Wettkampfbedingungen, doch die Liebe zum Fußball erkaltet nie. Weiterhin Fan eines Bundesligaclubs, macht Typ III jedes Tippspiel mit, meist ist der kicker abonniert, zumindest liest er den Sportteil der Tageszeitung als Erstes. Natürlich wird Fußball im Fernsehen verfolgt und es hängt auch das eine oder andere Trikot im Schrank. Nur Fußballschuhe, die braucht Typ III ja nicht.

Bis etwa 1985 muss es so gewesen sein für die bedauernswerten Mitglieder des „Typ III“. Dann wurde alles anders. Typ III war erlöst. Irgendjemand hatte Computerspiele erfunden. Fußball als Computerspiel. Fehlendes Ballgefühl, fehlende Ausdauer, fehlendes Durchsetzungsvermögen waren gänzlich irrelevant geworden, wenn man nur diesen Joystick mit seinen acht Bewegungsrichtungen und dem einen Knöpfchen richtig bedienen konnte. Alle, die es im Vereinsfußball nicht weit brachten, deren Liebe zum Fußball dennoch nie endete, konnten nun endlich demonstrieren, dass sie durchaus verstünden, fabelhafte Kombinationen auf den Rasen zu zaubern und als gefeierter Turniersieger vom Platz zu gehen. Was konnten sie dafür, dass die Füße nicht so wollten wie sie und dass die Angst und das Unwohlsein angesichts matschigen Fußballuntergrunds ihre ständigen, ungebetenen Begleiter waren? Nichts natürlich. Und mit der erstaunlichen Perfektion, die Typ III in seinen Kombinationen auf den Schirm warf, ging ein ebenso erstaunlicher Zuwachs an Reputation einher. „Klar, er trifft aus drei Metern keinen Supertanker“, raunen sich die Mitspieler vom Typ II zu, „aber im Halbfinale unseres EA-Sports-Turniers möchte ich lieber nicht auf ihn treffen.“

Typ I wird nie verstehen, was er mit diesem Ding namens Joystick eigentlich anfangen soll, wenn er doch viel besser in echt den Ball ins Tor schießen kann, und zwar mit traumwandlerischer Sicherheit. Er wird nie wieder auf derlei elektronischen Fußballturnieren gesehen.

Typ III hingegen ist mit der Erfindung des elektronischen Computerspiels erlöst. Er kann endlich erfolgreich seinem liebsten Hobby, dem Fußball, frönen, und erfährt die Anerkennung in den dafür relevanten Kreisen, von der er immer geträumt hat. Irgendwann wird es zum Alltag, dass Menschen des Typ III aufwachsen, die sich gar nicht erst lange mit der Schmach des Versagens auf einem realen Fußballplatz herumschlagen müssen. Typ III-Menschen leben (fußball-)sozial sicher. Sie haben nichts zu befürchten, sind ihre Fähigkeiten doch, jeder sieht es ja bei den Turnieren, unbestritten. Alle sind glücklich.

Typ I ist sich dessen nicht mal bewusst, genießt aber die Anerkennung dafür, immer ins Tor zu treffen. Typ II weiß, dass er nie die Fähigkeiten von Typ I haben wird, hat aber mit Typ III genug Möglichkeiten zum abwärts gerichteten Vergleich. Typ III hingegen bezieht seine Selbstsicherheit aus den langen Abenden vor dem Schirm, in denen er selten bezwungen wird. Kurzum: die psychosoziale Sicherheit der Fußballinteressierten ist gesichert. Ein Paradies für alle, die Fußball lieben, ganz gleich welcher Kategorie.

Wie jeder Zustand reinen Glücks ist aber auch dieser nur von kurzer Dauer. Im Jahr 2006 bricht über alle Angehörigen des Typ III Armageddon herein.

Auch beim Fußball in elektronischer Form muss man wieder selbst schießen.

Fies veranlagte Angehörige des Typ II — der Ehrgeiz reichte bis zum Software-Entwickler in renommiertem Hause — stellen für elektronische Fußballspiele ein Shootpad vor. Typ III ist hochgradig verzweifelt und erlebt seine Traumata aus der E-Jugend erneut. Dass, man ist ja erwachsen, nur noch hinter dem Rücken der hilflos vor den Ball Tretenden gelacht wird, macht die Sache kaum besser. Wurden die bedauernswerten Versuche im echten Fußball so lange ausgeblendet, wie man am Rechner Erfolg hatte, ist nun eine erneute Konfrontation mit den eigenen Unzulänglichkeiten unausweichlich.

Plötzlich nimmt auch Typ I wieder an den Fußballturnieren vor dem heimischen PC oder der Konsole teil. Zwar ist auch Typ I mittlerweile eine Dekade älter und immer noch mit diesem elektronischen Schnickschnack überfordert, ohne seine Treffsicherheit verloren zu haben. Fragt man ihn nach seiner Emailadresse, antwortet er beharrlich mit „weh-weh-weh-punkt“ und hat man endlich die tatsächliche Emailadresse herausgefunden, bekommt man postwendend die Email-Einladung zum PC-Turnier mit dem Hinweis zurück, dass „dieser Email-Account inaktiv“ sei: Seit über drei Monaten wurde er nicht mehr abgerufen, aber als Gas-Wasser-Scheiße-Mensch braucht er ja auch keine Emails.

Typ II ist begeistert davon, Typ III endlich auch am Rechner überlegen zu sein und setzt all seine Energien in die Organisation möglichst vieler solcher Turniere, bei denen Typ III der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Typ III hingegen ist wieder dort angekommen, wo er vor Beginn der Videospiele schon war: Trotz seiner großen Liebe zum Fußball wird er als Bewegungslegastheniker verhöhnt, ist zunehmend entmutigt und auch nicht mehr zur Hoffnung in der Lage, dass sich nach der Einführung des Shootpads daran noch etwas ändern könnte.

Später wird man der Entwicklung des Shootpads eine Reihe von Suiziden zuschreiben. Typ II schämt sich ein wenig, aber nicht zu sehr. Schnell packt ihn wieder der Ehrgeiz zu neuen Projekten.

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Jetzt geht’s los

„S04-Torwart Neuer patzt beim 2:2 gegen Kopenhagen“, schreiben die Agenturen und wir denken daran, dass der junge Torwart gerade mal eine halbe Bundesligasaison hinter sich hat und bereits ins Nationalmannschaftstor geschrieben wurde. Davor hat der Fußballgott aber noch das eine oder andere zu durchschreitende Tief gestellt. Ein einziger Patzer ist noch kein Tief, aber über den zurückrollenden Ball zu treten kann im jungen Alter durchaus Spuren hinterlassen. Und dass Neuer so ein Mann ohne rearview mirror wie Tim Wiese wäre, ist nicht anzunehmen.

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Geliebte Überschriften

„Frings macht sich über Klose lustig“, titelt die Welt und uns wird klar, dass der einstige Meister der nichtssagenden, vernuschelten Interviews tatsächlich mittlerweile zu genau dem gereift ist, was ich hier wegen Ausgelutschtheit nicht schreiben kann, bezüglich dessen aber immer alle sagen, dass sie der Bundesliga fehlen würden (dem Tennis von heute übrigens auch).

Das eigentliche Sich-lustig-Machen ist dann zwar eher ein Rohrkrepierer, aber wir freuen uns trotzdem, dass Frings aus dem Meer der Kommunikationstrainings-gestärkten Wischi-Waschi-Worte auftaucht:

„Miro wollte doch eigentlich zu einem der besten fünf Vereine in Europa. Und jetzt ist er in München.“

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