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Schlagwort: FIFA

Puskás-Preis eingeführt und gleich auch mal vergeben

Neuerdings gibt es von der FIFA die Verleihung des „Puskás-Preises“, welcher nichts anderes als die internationale Entsprechung zum deutschen „Tor des Jahres“ ist. Da auch schon die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres nicht von der FIFA selbst durchgeführt wird (sondern von France Football) und weil man weiterhin nicht die nationalen Fußballer des Jahres auswählen und prämieren darf, muss man sich ganz im Geiste des Alfredo Pöge („Für Sie immer noch Doktor Alfredo Pöge!“) seine eigenen Wahlen und Auszeichnungen schaffen, auf dass man immer mal wieder irgendwo erwähnt wird und die Welt sich erinnert, dass man wichtig ist.

Das schönste Tor des Jahres wählt die FIFA nun also ebenfalls, als hätte es noch eines goldenen Schuhs und eines weißen Bergtrikots für den jüngsten Neustar unter den Linksfüßern sowie dem dazugehörigen schlecht gestylten Joghurtbecher (man schaue sich dieses Ungetüm an „Trophäe“ nur bei guter Magenlage an) bedurft.

Interessant sind dabei die von den auf dem Planeten Jupiter sitzenden FIFA-Oberen herübertelegrafierten einschränkenden Kriterien für diese Wahl. So liest man unter Punkt 3 bei den Einschränkungen, welche Tore nicht zur Wahl stehen dürfen:

3) […] dass es sich bei dem Tor weder um einen Glückstreffer noch um die unmittelbare Folge eines Missgeschicks seitens des gegnerischen Teams handelte

Gewonnen hat diesen Puskas-Preis dann allerdings ein Weitschuss-Tor von Cristiano Ronaldo aus über 30m.

Natürlich glauben wir gerne, dass das kein Glückstreffer war, wenn er den selben Weitschuss von genau der selben Stelle bitte — sagen wir, weil er es ist — 10x exakt so reproduziere. Und natürlich war es auch kein Missgeschick, dass der gegnerische Torwart den Ball nicht parierte. Er hatte ja nur 30m Flugbahn lang Zeit, unten auf dem Boden in die Richtung der nötigen Position zu laufen, um den Ball mit einem kleinen Hüpfer über die Latte zu lenken, statt, wie er es tat, sich spektakulär durch die Luft zu werfen, dabei aber den Ball zu verfehlen.

Einen seltsamen Sinn für Humor haben sie, diese Jupiteraner.

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Kommando Wurfgeschoss

Der Bericht über einen Fan, der seine Vuvuzela bei einem Clubspiel in Südafrika als Wurfgeschoss in Richtung des Schiedsrichters zur Waffe umfunktioniert hat, weckt wirklich abscheuliche Wünsche in mir. Dass es noch ein paar mehr solcher Vorfälle in näherer Zukunft geben möge. Vielleicht sollte man sammeln und ein Kommando „VuvuWurfgeschoss“ nach Südafrika schicken, auf dass es möglichst viele solcher Vorfälle inszeniert. Natürlich nicht ohne sicherzustellen, dass niemandem wirklich etwas passiert. Sepp Blatter hatte schließlich die Ausnahmeregelung für die Vuvuzelas nur unter der Prämisse erteilt, dass mit ihr keine gefährlichen Dinge im Stadion angestellt werden.

Auch wenn das eine hinterhältige Strategie wäre (und Ambush‘e sind ja bekanntlich bei der FIFA verboten):

So eine herrliche Absenz von Fliegenschwarmgeräuschen bei den Fernsehübertragungen im nächsten Sommer wäre mir den einen oder anderen Euro im Vorhinein wert.

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Was für ein großartiger Torjäger!

FIFA-Interviews zu zitieren ist ein bisschen so, wie auf die Jagd nach Tippfehlern zu gehen: Es hat sich überlebt, sofern der dortige Stil nicht mal endlich ein wenig entverwässert wird. Wird er aber auch in diesem Interview mit Iker Casillas nicht. Da die Fragen von verschiedenen Menschen mit seltsamen Namen gestellt werden, ist davon auszugehen, dass es lediglich die Zusammenstellung eines Fan-Chats ist. Was für komische Gesellen sich allerdings in einem Fan-Chat bei der FIFA herumtreiben, verdeutlicht diese Frage von einem gewissen Stevedotcom:

Steve.com: Was denkt man sich, wenn man ein Tor kassiert… „Was für ein dummer Fehler von mir!“ oder „Was für ein großartiger Torjäger!“?
Casillas: Ich sage mir immer, dass ich ein wenig mehr hätte machen können.

Offensichtlich hat sich dieser jemand zu lange, zu viel, zu ausgiebig und vor allem zu seit Beginn seines Fußballfanseins Texte aus der Weißwaschmaschinerie der FIFA zu Gemüte geführt: Ob der Torwart nach einem Gegentor denke, wie toll doch der Stürmer sei, der das Tor erzielt hat, will er wissen.

Die herrliche Naivität dieser Frage ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Fragt man Michael Rensing, ob er sich über Grafites „Tor des Jahres“ so richtig gefreut habe?
Fragt man Oliver Kahn, ob er angesichts der 3 Gegentore durch Sergio Conceição bei der EM 2000 beeindruckt von dessen Spielstärke gewesen sei?
Fragt man Christian Wörns, ob er sofort daran dachte, wie toll Davor Suker spiele?
Fragt man etwa Jürgen Kohler, ob er dachte, wie „großartig“ Marco van Basten im EM-Halbfinale 1988 gewesen sei?
Fragt man die gesamte Elf vom WM-Finale 1986, ob sie zuerst dachten: Was für ein toller Pass von Diego Maradona zum 3:2, mit dem der Kampf um die Weltmeiterschaft gegen sie entschieden wurde?

Fragt man überhaupt so eine — wenn nicht Naivität als Ausrede gelten könnte — unverfrorene Frage?

Und wie weit muss man vom Fußball als Sport zweier konkurrierender Mannschaften entfernt sein, um überhaupt erst auf eine solche Frage zu kommen?

Das kommt jedenfalls dabei raus, wenn die Leute Fußball nur noch als Konglomerat aus Friede, Freude, Eierkuchen wahrnehmen und dem ganzen Sermon, der unter dem Motto, dass das Spiel so gut zur Völkerverständigung diene, verbreitet wird, erliegen. Die Antwort auf diese Frage hätte man sich nämlich kinderleicht selbst geben können: Sich einfach bei einem x-beliebigen Spiel ins Tor begeben, dann ein Tor von einem x-beliebigen Stürmer dieser Welt kassieren, ob nun schuldhaft oder nicht, und dann kurz innehalten, einen Screenshot von den eigenen Emotionen und Aufwallungen machen und fertig ist die Soße aus ganz bestimmt nicht Bewunderung für den Stürmer, sondern Wut, Enttäuschung, Gram, Aggression, Selbstanklagen, Bedauern und noch mal Ärger.

Von Bewunderung für irgendeine Leistung eines Gegners ist da noch weniger Spur als von Lesenswertem in FIFA-Interviews.

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Mdrn Knst

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Sir Alex Ferguson Recht hatte mit seiner Äußerung bezüglich Sepp Blatter („lost his marbles“), dann ist er mit Blatters Ausführungen zum Logo des Confed-Cups 2009 in Südafrika erbracht:

Ich gratuliere Südafrikas Grafikindustrie zu diesem wunderbaren offiziellen Emblem, das die Vielfalt und die Farben Afrikas so treffend wiedergibt. Die Idee und die Machart des offiziellen Emblems haben uns sofort angesprochen.

Selbst wenn man das zu solchen Gelegenheiten übliche Gewäsch abzieht und nur 1% des Gesagten ernst nimmt, bleibt immer noch 1% Zustimmung für ein Logo, das beliebiger nicht sein könnte.

Sicher, allen ist klar, dass die FIFA schon lange bestimmt hat, dass Logos eben so aussehen müssen. Quadratisch, praktisch, schlecht. Aber im Rahmen des Gegebenen könnte man dennoch ein paar Prozent mehr Innovation erwarten.

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Mario Gomez ist Links-Pisser

Nein, nicht Linksträger, er ist Linkspisser. Wie das gehen soll bei nur einem dafür vorhandenen Gerät? Nun, er benutzt immer das linke von zwei Pinkelbecken, wenn er sich vor dem Spiel noch die für den einen oder anderen Sprint entscheidenden Gramm leichter macht. Viel mehr Neues erfährt man in seinem ultraweich gespülten Interview mit der FIFA jedoch nicht:

Was hat es eigentlich mit der Rückennummer 33 auf sich?

In der Jugend habe ich immer die neun auf dem Rücken getragen, aber die war beim VfB bereits vergeben. Ich habe dann geschaut, welche Zahl frei ist und fand die 33 schön. Ich werde die Nummer auf Vereinsebene auch nicht mehr abgeben. Da bin ich schon ein wenig abergläubisch. Ich ziehe auch immer erst den linken Schuh und dann den rechten an, dasselbe bei den Schienbeinschonern. Und auf der Toilette benutze ich immer das linke Pissoir.

Außer, dass im Auftrage der FIFA Interviewende ständig die offizielle Bezeichnung der Turniere verwenden:

Nach dem dritten Platz bei der FIFA WM 2006 und dem zweiten Platz bei der UEFA EURO 2008 steht …

Ende März geht die Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ weiter.

Wie spricht man eigentlich hochgestellte Buchstaben?

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Ein WMchen in Connecticut gefällig?

Für die Doppelvergabe der WM-Ausrichtung 2018 und 2022 hat sich auch Katar beworben.

Katar.

Lassen wir mal außer Acht, dass dort lediglich ungefähr genau 824.789 Menschen leben und man somit die WM auch z. B. nur in Düsseldorf oder Stuttgart durchführen könnte. Wenden wir uns lieber der Größe dieses Landes zu:

slightly smaller than Connecticut“ meldet das CIA World Factbook, das natürlich derlei Angaben immer ins Verhältnis zu US-Amerikanern bekannten Bezugsgrößen stellen muss. Was nicht verwunderlich ist und auch nicht als Lächerlichmachung gemeint ist. Schließlich liest man hierzulande gleichfalls ständig davon, dass Israel so groß wie Hessen sei oder dass in Island so viele Menschen wie in Krefeld, verteilt auf eine Fläche vergleichbar der Frankreichs, leben. Zwar sind weder Island noch Frankreich ein deutsches Bundesland, doch hat man hier, wenn schon, einen ungefähren Begriff von der Größe Frankreichs, während die Größenangaben „twice as large as Montana“ oder „half the size of Idaho“ nicht wirklich zur Veranschaulichung beitragen können. Zum Glück ist das im Falle Connecticuts (das mit dem stummen c) anders, weil das so nah bei New York liegt und damals am 11. September 2001 natürlich jeder (außer W.) alle möglichen Umgebungskarten abgegrast hat oder dazu von TV und Internet genötigt wurde. Natürlich kennt man Connecticut als Mensch auch deshalb, weil Sonic Youths Thurston Moore dortherkommt. Aus diesen Gründen kann man mit dem Größenvergleich „slightly smaller than Connecticut“ etwas anfangen und muss dann doch bezüglich der WM-Bewerbung von Katar kurz lachen. Eher schmunzeln gar nur.

Die Zeiten, als eine komplette WM wie 1930 in Montevideo in einer einzigen Stadt ausgetragen wurde, sind nun mal nicht mehr nur vorbei: Es kann sich auch niemand mehr aktiv daran erinnern. Heutzutage wollen die professionellen Menschenbeweger und die Bettenbereitsteller und die Dönerbudenbetreiber bei so einer WM schließlich auch ein bisschen was verdienen, weshalb es nicht in Frage kommen kann, dass eine WM unter der Prämisse so kurzer Wege, wie sie in Katar gegeben wären, stattfindet. Wenn man fürs Betrachten der täglichen drei Vorrundenspiele nicht wie der Dummschwätzer anno 2006 einen Hubschrauber braucht, sondern es bequem zu Fuß erledigen kann, von einem Stadion zum anderen zu laufen, dann ist das schlicht undenkbar für eine WM im Jahr 2018 oder 2022.

Weshalb die Bewerbung Katars als WM-Austragungsland auch nur als schelmiger und womöglich billiger kostengünstiger PR-Trick zu verbuchen ist. Hat ja schon gewirkt: Nach Lesen dieses Beitrags weiß man, wie viele Einwohner Katar hat und wie klein das Ländlein ist. Wo war jetzt noch mal meine Kontonummer?

PS: note: closest approximation of the native pronunciation falls between cutter and gutter, but not like guitar

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Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

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Neues vom Fön: Lost his marbles?

Ah, herrlich. Endlich spricht mal einer dem (hier: im Wortsinne) Fußvolk aus der kochenden Seele. Wer’s noch nicht gelesen hat, kann ja mal raten, auf wen Fergusons folgende Worte gemünzt sind, wobei die Auswahl da nicht allzu groß ist.

„Ich weiß nicht, ob er vielleicht zu alt ist. Aber er hat in der Vergangenheit so viele lächerliche Kommentare abgegeben, dass er ernsthaft Gefahr läuft, seine Glaubwürdigkeit und Seriösität zu verlieren.“

Ja, so schwer ist das ja nicht. Wer ist alt, redet wirres Zeug und könnte dem Sir im Besonderen Anlass gegeben haben, etwas zornig auf ihn zu werden?

Natürlich sind wir alle mit Ferguson einer Meinung, schließlich ist der Adressat nachweislich zu alt zum Autofahren. Und das mit dem Blödsinn, da wissen wir gar nicht so genau, ob das jemals besser war, auch in jüngeren Jahren.

Und dass Ferguson a) selbst nicht viel jünger ist und b) sehr spezielle eigene Interessen hat, die sich von denen des übrigen Fußvolks unterscheiden, hat ausnahmsweise mit den Beweggründen für seine Aussage nichts zu tun. Jedenfalls nicht in dem Moment, in dem wir tief drinnen dieses Touché genießen.

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Der Kosmos zieht sich wieder zusammen, statt älter werden wir wieder jünger, merkt Ihr schon dieses Rumpeln und Ziehen?

Endlich! Fußball ist zumindest in Bezug auf die Rückennummern der Spieler wieder Fußball. Die FIFA schreibt vor, dass es bei Länderspielen nur noch Nummern von 1 bis 18 geben darf. Leider ist nicht festgelegt worden, dass die Anfangself auch nur die Nummern 1 bis 11 tragen kann.

Da der DFB irgendwelche Probleme mit rascher Beflockung hat, gab es gestern ein Phänomen zu bestaunen, das wir seit Jahrzehnten nicht mehr kennen: Keine Spielernamen auf den Trikots. Das ist toll. Demnächst bauen wir die Stadien wieder zurück, lassen uns bei der kleinen Schlägerei nach dem Spiel von bekutteten Fans erstechen und in ca. drei Monaten schon gibt’s wieder nur noch einen Ball pro Spiel und Stadion. Wenn den ein Zuschauer mal nicht rausrückt, geht’s eben nicht weiter. Nachspielzeit wird nicht mehr angezeigt und die Reporter machen tatsächlich Pausen beim Sprechen. Einziger Haken: ab in ca. 20 Jahren gibt es nur noch 4 oder 5 Spiele der Bundesliga in der Sportschau als Zusammenfassung zu sehen, der Rest wird lediglich per Ergebniseinblendung abgehandelt.

Besonders gespannt darf man auf die Zeit ohne Bundesliga — stattdessen mit Endspielen um die Deutsche Meisterschaft — sein: Wie das wohl sein wird?

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Das schönste Tor aller Zeiten

Welches das war, will die FIFA auf ihrer Seite wissen. Und da es für „im Auge des Betrachters“ nun mal keine harten Kriterien gibt, kann man da wunderbar und stundenlang drüber sinnieren und doch zu keiner verbindlichen Entscheidung kommen. Sehr einfach zu erlangender Content. Ich frage jetzt nicht, welches Tor das schönste aller Zeiten war, denn ein humoriger User namens bembelboy hat die Antwort, der man nicht widersprechen kann, schon gegeben. Nicht Maradona, nicht Helmut Rahn, nicht Zinedine Zidane oder gar Oliver Bierhoff, sondern … lest selbst:

Ohne mich selbst großartig loben zu wollen bin ich der Meinung, dass mein Freistoß im Training des FC Ober-Roßbach im Jahr 1999 einer der schönsten Treffer überhaupt war. Der Ball schlug dermaßen im Winkel ein…das gab es seitdem nie wieder. Außerdem war es auch mein einziger Freistoßtreffer.

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FIFA Becherwurf 08

Neuerdings habe ich meine Liebe zu FIFA 0x wiederentdeckt, die ich nie hatte. Vier Millionen Knöpfchen und 38 Millionen Sondertricks ließen das Ganze dann doch immer zu einer unhandhabbaren (was für ein Buchstabensalat) Angelegenheit werden. Da ich nicht mehr nachmittags ab 13.20h wie Bart Simpson mit Erklingen der Schulglocke das Weite und somit den Rechner suchen kann, fehlt mir einfach die Einarbeitungszeit und das Geschick, mich in diesem Trick-Wirr-Warr zurecht zu finden. Was bedauerlich ist, auf dem C64 habe ich schließlich noch ganze Saisons in quasi-Echzeit mit Freunden durchgespielt — und jeder weiß doch, wie man da Tore erzielte, mit immer dem selben Trick. Man musste ihn nur schneller anwenden können als der menschliche Gegner. Da gingen dann schon mal 34 Samstagnachmittage für drauf, als erster in die richtige Schussposition zu kommen. Immens zeitverschwendend, zu dieser Zeit. Zu dieser Zeit dachte man aber auch, alt würden nur die anderen. Warum also nicht 34 Spieltage lang eine Bundesligasaison mittels Commodore Soccer simulieren?

Neuerdings weiß ich zum Glück, welche Tastenkombination mich auch bei FIFA 0x erneut ins Spiel bringt: die für den Becherwurf. Danach macht das Ganze zumindest beim Zusehen wieder richtig Spaß.

Jetzt warten wir nur noch auf die FIFA Delling 08-Version, bei der man je nach Tastenkombination diverse Wortspiele und Kalauer raushauen kann. Nachdem das Spiel abgebrochen wurde.

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Das Besondere an diesem Stuhl ist, dass er ein Stuhl ist.

Die UEFA hat in Zusammenarbeit mit Langenscheidt ein Fußballwörterbuch herausgebracht, das alle möglichen Fußballbegriffe in drei Sprachen benennt und auch noch etwas Unglaubliches für ein Wörterbuch bereithält:

Das Besondere an diesem Wörterbuch ist, dass es zu jedem Fachbegriff ausführliche Definitionen und Synonyme gibt.

Und wenn man sich schon die Mühe macht, ein solches Wörterbuch zu erstellen, warum dann noch spanisch berücksichtigen? Ein halber Kontinent spricht schließlich (fast) nur spanisch, auf welchem Fußball nicht gerade zweitrangig ist. Aber nun gut, die UEFA ist nicht die FIFA und vielleicht bringt die FIFA demnächst ein Wörterbuch raus, das auch spanisch enthält. Für den Anfang reichte ja auch eins ohne Definitionen und Synonyme.

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Where in the world is Oliver Kahn?

Wie wir bei goal.com lesen, hat sich etwas ereignet, was Hinweise auf seinen derzeitigen Aufenthalt zulässt:

„Der Fußball-Verband Panamas hat sich beim Weltverband FIFA über die Behandlung seiner Spieler während des WM-Qualifikationsspiels in El Salvador beschwert. Die Spieler seien mit rassistischen Gesängen bedacht und unter anderem mit Urinbeuteln beworfen worden, hieß es.“

Offensichtlich gibt er immer noch alles, was er hat.

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