Zum Inhalt springen

Schlagwort: Olympia

Turnen! Schießen! Sportfischen!

Tatsächlich ist der Fußball ein Totschlagargument.

Und zwar für alle übrigen Sportarten, was man seit ca. 10-15 Jahren wunderbar im „Aktuellen Sportstudio“ sehen kann, in dem höchstens mal ein Formel-1-Weltmeister oder ein Olympiasieger eingeladen wird, wenn es darum geht, Gäste abseits des Fußballs zu finden. Berichtet wird über andere Sportarten eigentlich gar nicht mehr, was man an dieser Stelle, obwohl man viele andere Sportarten obskur und teilweise auch wider die Natur der menschlichen sowohl Psyche als auch Physik empfindet, bedauert.

Immer nur zu Olympia mal sehen, dass andere Sportarten auch unfair, langweilig und vom Zufall abhängig sein können, ist ein bisschen zu wenig, insbesondere für jene Menschen, deren innere Uhr langsamer (oder schneller?) läuft als unsere: den Kindern nämlich. Die können sich doch vier Jahre nach ihrem Siebensein nicht mehr daran erinnern, wie sie noch als Siebenjährige waren, geschweige denn, was sie damals getan haben. Und auch nicht, was sie getan hätten, wenn sie denn selbst hätten aussuchen können. Im Sport zum Beispiel. Als Siebenjähriger darf man aber nicht selbst aussuchen, als Elfjähriger hingegen ist es meist zu spät, um noch ein erfolgreicher Sportschütze, Sportfischer oder Sportturner zu werden. Was vielleicht nicht wirklich bedauerlich ist, aber Biathleten sollte es vielleicht schon geben, Hockeynationalmannschaften mit Hockeynationalspielern daherrinnen ebenso wie auch Schwimmer und natürlich Dressurreiter und -reiterinnen — alles immerhin mit dem olympischen Medaillenspiegel zu rechtfertigen (wenn auch wiederum nur alle vier Jahre).

Weil das nun mal so ist, der Fußball ein Totschlagargument, er mittlerweile sogar bei den Mädchen ordentlich räubert und weitere andere Sportarten damit tot macht, hätte man eigentlich gedacht, dass es gänzlich obskure Sportarten abseits des Lesen, Reiten, Schwimmen gar nicht mehr gibt. Doch weit gefehlt, wie diese Auflistung der Mitgliederzahlen des DSB aus dem Jahr 2003 zeigt:

Fußball tatsächlich mit weitem Abstand vorne, aber dann gibt es noch einmal fast genauso viele Turner! Dazu sind die Schützen an 4. Stelle! Und die Sportfischer noch lange vor Schwimmen!

Vielleicht doch ganz gut so, wenn das „Aktuelle Sportstudio“ seine Berichte nicht der Zahl der Ausübenden eines Sports proportional auf die Sportarten aufteilt. Dennoch: Ein Volk von Wahnsinnigen, offensichtlich; bei dem das Totschlagargument Fußball noch eins der besten ist, bei den Alternativen, die das Volk offensichtlich gerne und freiwillig auswählt.

Aber was will man schon erwarten in einem Land, dessen Bevölkerung sich für einen Sternenhimmel als Plakat zur selbst ausgerichteten WM entscheidet.

4 Kommentare

Lukas Podolski wechselt zum Curling

Wie seriöse Quellen berichten, wird Lukas Podolski in Kürze der deutschen Curling-Nationalmannschaft zustoßen. Als die aktuellen Curling-Nationalspieler Podolskis Gebahren nach den kleinen, feinen, ironischen Spitzen eines Journalisten (Christian Ortlepp, um genau zu sein) im Zuge der 0:1-Niederlage gegen Argentinien in der Mixed-Zone des Bauches der Allianz-Arena miterlebten, fassten sie den Entschluss, dass ein solcher Mann dem Curling-Team noch gefehlt hat. Und „griffen sofort zum Hörer“, wie man damals bei Derrick noch so schön sagte.

Sowohl was Jugend als auch Enthusiasmus als auch Vertriebswirkung der Randsportart Curling angeht, sei Podolski ein einmaliges Talent, dessen Bekanntheit man nutzen wolle.

Komm! Komm! Komm raus!“, hatte Podolski den Journalisten angeblafft, was inhatlich und auch von der vorgetragenenen Vehemenz her den Anforderungen an die Spieler im Curling-Sport sehr nahe kommt.

Der Stein muss rauskommen, und das möglichst schnell.

Mit dem Besen werde er noch lernen umzugehen, wird Podolski zitiert. „Und in Kanada war isch auch noch nie.“

„Isch kann nur meine Leistung bringen. Der Rest“, ließ Podolski verlautbaren, „der Rest muss der Curling-Team entscheiden.“*

Und hier sehen wir, wie Lukas in Kürze trainieren wird.



* Nur für den Fall dass jemand das Originalzitat nicht kennen sollte: „Der Rest muss der Rudi machen“, stammt von vor der EM 2004. Podolski könne nur Leistung bringen, sagte er. Der Rest, ja, den müsse eben der Rudi machen.

4 Kommentare

Stadion der Weltjugend

Manche Beiträge schreibt man nur, weil die Überschrift so bizarr anmutet.

Hat die schon mal jemand gesehen, die Weltjugend? Wo treibt die sich eigentlich immer rum, vor allem nachts, wenn die Laternen schon an sind und sie längst zu Hause sein sollte?

Nein, hat niemand gesehen, zumindest nicht in letzter Zeit. Weil das ja klar ist (frei nach Edmund Stoiber), denn:

Es wurde 1992 im Zuge der Bewerbung Berlins für die Olympischen Sommerspiele 2000 abgerissen.

Vielleicht sollte man sich öfter für Olympische Spiele bewerben, wenn dabei so erfolgreiche Aufräumarbeiten herumkommen. Dieses Hochhaus hier gegenüber, welches immer die Sicht versperrt, sollte sich auch schon länger für Olympia beworben haben.

Und was ist eigentlich mit dem Weltalter? Wer denkt mal an die?

4 Kommentare

Deutschland — Norwegen 0:2

Der Führer war überhaupt nicht amused und es war das erste und letzte Fußballspiel, welches er je in einem Stadion in voller Länge betrachtete (sagt die Legende).

Das Ausscheiden der deutschen Fußballmannschaft in der Zwischenrunde mit einem 0:2 gegen Norwegen in dem einzigen jemals von Adolf Hitler besuchten Fußballspiel der Nationalmannschaft trübte die Stimmung der Deutschen.

An dieser Stelle muss man konstatieren, dass es einem die Liebe zum Fußball ein nicht unbedeutendes kleines Wenig größer und größer und größer und größer werden lässt, dass Adolf Hitler sich einen feuchten Kehricht für Fußball interessierte.

(Was natürlich nichts damit zu tun hat, dass für diverse andere Nazi-Größen und deren Interessen daran, das Spiel erst zu kapern, dann zu manipulieren, später zu strangulieren und in letzter Konsequenz dann zu töten, das Gegenteil gilt. Aber bevor man hier jetzt ein in der Kürze der (heutigen) Zeit nicht zu bearbeitendes Fass aufmacht, beschränkt man sich auf die Feststellung:)

Die Niederlage gestern hingegen war einfach nur LTU, nicht annähernd Olympia.

6 Kommentare

And the (greatest) loser is …

… Paolo Maldini!

Der Guardian fragt sich in seiner (für Fjörks) immer lesenswerten Rubrik „The Knowledge“, ob Michael Ballack der größte Loser aller Zeiten ist (der URL trägt den netten Namen http://www.guardian.co.uk/football/2008/jul/23/michaelballackloser). Die oben vorweggenommene Antwort ist ein wenig überraschend: Paolo Maldini ist der Mann mit den meisten zweiten Plätzen in allen möglichen ernstzunehmenden Wettbewerben: 17x erlebte Maldini schon das bittere Gefühl, als erster aufs Siegespodest zu müssen und kaum Ahnung habenden Repräsentanten von irgendwas Hände schütteln zu müssen, eine Silbermedaille überreicht zu bekommen, die anders als beim um die Ecke blitzenden Olympia im Fußball eigentlich keinen Wert hat, nicht mal ernsthaft bei Versteigerungen für einen guten Scheck.

Ballack ist erst bei schlappen 12 zweiten Plätzen, hat angesichts seines Alters im Vergleich zur Dauer Maldinis Karriere allerdings noch ein paar Jahre Zeit, aufzuholen. Zwischen den beiden stehen übrigens noch ein paar unbekannte — wie könnte es anders sein — Schotten mit diversen zweiten Plätzen.

Und wenn man Ballack und Maldini als zwei der größten Verlierer der Fußballgeschichte sieht, muss man feststellen, dass zum Gewinnen eben auch das mögliche Verlieren dazu gehört. Keine ganz neue Erkenntnis, aber nur wer oft in Finals steht, kann diese auch oft gewinnen. Oder verlieren. Ähem.

Hier also Ballacks Liste der Schmerzen:

1999: Vize-Meister Bundesliga
2000: Vize-Meister Bundesliga
2002: Vize-Meister Bundesliga
2002: Vize-Pokalsieger DFB-Pokal
2002: Vize-Irgendwas Champions League
2002: Vize-Weltmeister
2004: Vize-Meister Bundesliga
2007: Vize-Meister Premier League
2008: Vize-Meister Premier League
2008: Vize-Irgendwas Champions League
2008: Vize-Pokalsieger League Cup
2008: Vize-Europameister

Bemerkenswert ist neben seinem guten Platz in jener Aufstellung der größten Loser das Kunststück des doppelten Viererpacks — da darf man nach Vollendung des zweiten Viererpacks auch gerne dem Grinsmonster Bierhoff einen auf die Glocke geben wollen. Hach, hätte der Unaussprechliche nicht einmal etwas Sinnvolles tun und dieser Szene fernbleiben können? Aber hier wird abgeschwiffen, also weiter im Text:

Ballacks eindrucksvolle Bilanz wird weit übertroffen von der Liste der Schmerzen für Paolo Maldini:

1990: Vize-Meister Serie A
1990: Vize-Pokalsieger Coppa Italia
1991: Vize-Meister Serie A
1993: Vize-Pokalsieger Uefa Super Cup
1993: Vize-Irgendwas Champions League
1993: Vize-Weltpokalsieger
1994: Vize-Weltpokalsieger
1994: Vize-Weltmeister
1995: Vize-Irgendwas Champions League
1996: Vize-Pokalsieger Supercoppa Italia
1998: Vize-Pokalsieger Coppa Italia
1999: Vize-Pokalsieger Supercoppa Italia
2000: Vize-Europameister
2003: Vize-Weltpokalsieger
2003: Vize-Pokalsieger Supercoppa Italia
2005: Vize-Meister Serie A
2005: Vize-Irgendwas Champions League

Die gewonnenen Titel folgen dann morgen. Yin, Yang. Win-Lose.

7 Kommentare

Michael Steinbrecher antwortet

Gestern Nacht fragte ich im ZDF-Chat Michael Steinbrecher, ob denn nicht wenigstens die Fußballer Olympia in Peking boykottieren sollten, vornehmlich deshalb, weil ich selbst keine klare Position bezüglich dieser Frage habe. Leider ging dann komischerweise mein Rechner in die Knie (ich denke nicht, dass das etwas mit dem ZDF-Chat zu tun hatte) und ich konnte keinen Screenshot machen, wie ich sie so gerne mache. Er antwortete jedenfalls, dass der Olympia-Boykott eine heikle, aber auch diffizile Angelegenheit sei und dass er eine Antwort schwierig fände (so ungefähr jedenfalls). Immerhin sagte er, dass er einen Boykott tendenziell eher ablehnen würde und das sogar, obwohl er Mitglied von Amnesty International sei, die übrigens auch gegen einen Boykott seien.

Kleiner Nebeneffekt: Wir erfuhren, dass Michael Steinbrecher mal beim BVB und bei Borussia Mönchengladbach spielte und es danach noch bis in die 3. Liga (Westfalia Herne) brachte. Das war mir neu.

5 Kommentare

Provinzfürstkategorie

Fürst Pückler Eis.

Wer zum Teufel hat sich jemals den Ausdruck „Königsklasse“ als vermeintliches Synonym für die Champions League einfallen lassen? Champions League itself ist ja schon ein fürchterlicher Euphemismus, schließlich spielen neben den „Champions“ auch noch die Viertplatzierten einer Liga mit.

Klar, bei Olympia hegt man immer wieder Sympathien für diejenigen Sportler, die nur um drei Hundertstel oder um den einen oder anderen Zehntelpunkt ihrer wie auch immer gearteten Wertung an einem der ersten drei Plätze vorbeigeschrammt sind.

Im Fußball zählt aber (das habe ich mir nicht ausgedacht, ich fände eine Wertungsrunde bei einer WM/EM im Stile der Handball-/Basketballturniere durchaus reizvoll, dieser Idee scheinen aber die wenigsten Fußballer zugeneigt, so als wäre es egal, ob man bei einem Turnier 5. oder 9. wird …) nur der Sieger etwas, selbst ein Vizepokalsieg ist so viel wert wie ein Platz 12 in der Liga: nämlich gar nix (es sei denn, man nimmt dadurch am Europapokal teil).

Warum man aber im deutschen Sprachraum von der „Königsklasse“ spricht, wenn man die Champions League meint, ist mir bis heute nicht klar. Weder sind nationale Meister „Könige“, noch spielen wie gesagt dort ausschließlich Könige mit, selbst wenn man die nationalen Meister denn so nennen würde.

Wer auch immer also diese Sprachverwurstung erfunden haben mag, er möge jetzt nach vorne treten und sich schuldig bekennen. Ich verspreche eine nur geringe Strafe. Fraglich bleibt aber weiterhin, mit welcher Non-Chuzpe all jene unerträglichen Schreiberlinge diese ausgemachte Scheiße Verhohnepiepelung des ernsthaft interessierten Lesers mitmachen und nicht ein Jota Zweifel daran hegen, dass ihre Sprache falsch ist und sie unreflektiert diese ganze Kacke mitmachen, nur weil irgendein PR-Mensch der UEFA diesen schrecklichen Euphemismus gebar.

Königsklasse.

König Artus lässt grüßen, es sei noch Platz in der Caféteria. Merlin sei dem Vernehmen nach auch schon da, er trinke aber heute Kakao, wie auch der VfB Stuttgart.

15 Kommentare

Ex-round and round and round and round

Ganz so rund geht es im Neckarstadion bald nicht mehr zu, wenn es nach den Wünschen des VfB geht. Die Laufbahn soll abgeschafft werden. Dagegen regt sich Widerstand, schließlich gibt es in Deutschland kaum noch große Stadien mit Laufbahn. Diese Laufbahnen dienen den Interessen einer besonders exotischen Gattung von Sportlern: den Leichathleten. Kennt jemand einen Leichtathleten? Ich meine jetzt nicht aus dem Fernsehen, sondern in seinem privaten Umfeld. Ich selbst war vor Beginn meiner E-Jugendzeit zwei oder drei Jahre im Leichtathletikverein, habe aber damals schon immer neidisch zu den gleichzeitig trainierenden Fußballern rübergeschaut und sobald es möglich war, gewechselt.

Ich kenne keinen einzigen Menschen, der (noch) aktiv Leichtathletik betreibt. Ich kenne auch niemanden, der — außer bei Olympia — deren Wettkämpfe, ob im Stadion oder am Fernseher verfolgt. Wären meine Zahlen nicht so subjektiv, könnte man fast sagen, Leichtathletik sei eine Randsportart, sowohl, was die Zahl der Ausübenden angeht, als auch, was die Zahl der Zuschauer angeht. Und Randsportarten sind nett, sollten aber bitte nicht den „Big One“ in Deutschland im Wege stehen. Die „Big One“ in Deutschland sind schließlich Fußball, Fußball und Fußball. Seit Michael Schumacher tot ist, kommt noch einmal Fußball dazu. Da nützen auch kleine, unbedeutende Weltmeistertitel (Handball, Hockey) nichts.

Dass Fußball mit ohne Laufbahn aber viel stimmungsvoller ist, viel mehr Spaß beim Zugucken macht und auch den potenziellen Heimschiedsrichter viel mehr beeinflusst, ist inzwischen nichts Neues mehr. Insofern sollte man doch auch beim VfB Stuttgart — nicht natürlich bei Hertha BSC, wo es seit jeher an Sachverstand mangelt — so klug sein, die Laufbahn abzuschaffen und bessere Fußball-Heimspiel-Atmosphäre schaffen. Wie gesagt, diese Pläne gibt es, doch stehen diesen die Proteste gegen die Abschaffung der Laufbahn im Wege. Hätte mich auch gewundert, wenn man das gerade in Stuttgart einfach so über die Bühne bekäme.

Leichtathletik. Pah.

10 Kommentare

Schenk mir noch einen ein

Empfindet man England oder Spanien als „kleine Fußballnationen“? Sicher nicht, obwohl sie beide nur je einen Titel holten. England wurde nur 1966, dann auch noch mit gütiger Mithilfe der Umstände (Heimvorteil, Linienrichtervorteil), Weltmeister und besitzt keinen einzigen weiteren Titel. Spanien wurde 1964 Europameister, dann auch noch mit gütiger Mithilfe der Umstände (Heimvorteil) und besitzt keinen einzigen weiteren Titel. Doch schon allein bezogen auf die Bevölkerungszahl widerstrebt es einem gesunden Geist, diese beiden Nationen als Bestandteile Europas als „klein“ im fußballerischen Sinne zu betrachten. Dazu tragen vor allem die jeweiligen Profiligen zum Image der „großen“ Fußballmacht bei.

Empfindet man Dänemark oder Griechenland als — fußballerisch — „groß“? Nein, obwohl sie beide jeweils immerhin einen Titel errangen (Dänemark 1992 Europameister, Griechenland 2004 Europameister), trägt alleine schon die geringe Bevölkerungszahl der beiden Länder (Dänemark knapp 5,5 Millionen, Griechenland etwas über 10 Millionen) zum Image des eher kleinen Fußballlandes bei. Sicher wird niemand Dänemark seit Beginn der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts in einem Länderspiel unterschätzen, und auch Griechenland ist nicht immer so leicht zu schlagen wie noch bei der WM 1994, als es mit 0:10 Toren aus drei Vorrundenniederlagen wieder nach Hause ging. Die dänische Liga ist kaum der Rede wert, verfügt ohnehin nur wie die kleine schottische Liga über 12 Teilnehmer, während die griechische Liga auch keine Bäume ausreißt, im Europapokal aber immerhin einige Teilerfolge vorzuweisen hat. Nichtsdestotrotz: auch mit je einem großen Titel werden diese Länder weiterhin eher als kleine Nationen betrachtet, während Spanien und England mit ebenfalls je einem Titel als je einer der großen fünf des europäischen Fußballs gelten.

Und da kommt dann ein weiteres Land ins Spiel, das erst einen großen Titel einsacken konnte und seitdem — gerade so wie England und Spanien seit ihren Titelgewinnen — keinen Blumenkübel mehr gewann: Russland.

Schon häufig habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass ein Land mit einer solch großen Bevölkerungszahl so wenige Erfolge im Fußball aufweisen kann. Sicher, sie waren noch als UdSSR (mit damals noch größerer Bevölkerungszahl) mehrere Male in Halbfinals von großen Wettbewerben, 1972 und 1988 gar im Finale der Europameisterschaft. Es gibt weitere Widrigkeiten wie die Tatsache, dass Mannschaftssport in allen sozialistischen/kommunistischen Ländern nicht dieselbe Förderung erhielt wie Einzeldisziplinen, in denen man viel schneller Medaillen gewinnen kann, die ein Land bei einer Olympiade im Medaillenspiegel nach oben katapultieren. Es gab natürlich auch nicht dieselben finanziellen Mittel wie in anderen Ländern und nicht zuletzt hatte zumindest früher Fußball in Russland bei Weitem nicht die Popularität einerseits wie in anderen europäischen Ländern und andererseits nicht wie z. B. Eishockey im eigenen Land.

Trotz allem bleibt die Frage: Warum kann ein Land mit über 140 Millionen Einwohnern einfach nichts reißen im europäischen Fußball, im Weltfußball?

Eine der Antworten, die ich auch schon angedeutet habe, gibt Wladimir Wladimirowitsch Putin hier:

Was den russischen Fußball angeht, so bemerkte der Präsident, dass in den 16 Fußballklubs der Premier-Liga über 200 Legionäre spielen, und das sei eines der Probleme des russischen Fußballs. ‚Ihre Zahl ist viel zu hoch. Sie ist zu begrenzen, denn für die Aufstellung einer Landeself, haben wir keine Leute… Die überschüssige Zahl der (ausländischen) Legionäre hemmt den Fortschritt der jungen und begabten Fußballer.‘ Ein weiteres Problem sei, wie der Staatschef sagte, dass ‚wir zu wenig gute Felder haben, ihre Zahl macht einen Bruchteil der Felder in den entwickelten Fußballländern aus‘. Außerdem werde in Russland, äußerte der Präsident ‚jungen Menschen, Kindern, die überhaupt Sport treiben und insbesondere Fußball spielen wollen, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt‘“.

2 Kommentare

Hitler, der Quotenträchtige

Hitler interessiert sich doch für Fußball [Link leider tot]. Das ist neu. Denn eigentlich weiß man doch von ihm, dass er nur ein Mal in seinem Leben bei einem Fußballspiel war. 1936, bei der Olympiade, als Deutschland gegen Norwegen spielte. Deutschland verlor 0:2 und Hitler die Lust am Fußball.

Im Hamburger Schauspielhaus weiß man davon anscheinend nichts, sonst könnte man den Mann mit dem Bart nicht doch noch zum Lederanbeter transformieren. Ich hab es natürlich nicht selbst gesehen; was ich in diesem Beitrag lese, wirkt auf mich allerdings wie die Auswüchse eines ziemlich wirren Hirns. Nein, nicht Adolfs, das ohnehin, aber auch das des Autoren dieses Stückes.

5 Kommentare

Wat is eijentlich eene Tschocka?

Der Radioreporter im Müncher Olympia Stadion sprach am Samstag beim Spiel Bayern gegen Bielefeld davon, dass Mehmet Scholl, der Scholli, der beste Tschocka der Bundesliga ist. Aber… meine lieben Herren: Was soll ein Tschocka sein? Ich verstehe diesen Mann nicht, akustisch.

Einen Kommentar hinterlassen

Tour d‘Allemagne

Es gibt auch noch andere Sportarten neben dem Fußball. Tatsächlich? Ich muss zugeben, dass mich andere Sportarten kaum interessieren. Ich bin sozusagen Nonfußball-blind. Leichtathletik, in den 1980er Jahren noch einer der größeren Publikumsmagneten, darbt kurz vor der Nichtexistenz in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Handball, das sind die Jungs in den miefigen Turnhallen, die sich ständig verletzen. Eishockey, mag sein, dass es das noch gibt, ich habe lange nichts mehr davon gesehen. Formel 1 – gut, dieses Grundübel unserer Gesellschaft (hoho) erhält noch ein bißchen Aufmerksamkeit vom großen zu verteilenden Aufmerksamkeitskuchen. Zum Glück nur noch so lange, bis der Doofe mit dem langen Kinn endlich sein Lenkrad an den Nagel hängt.

War da sonst noch was? Tennis, da muss ja wohl ein jeder kurz lachen. Tennis gibt es noch, aber nur in Form von Boris Becker als Interviewer von Miroslav Klose („Wie fühlen Sie sich jetzt?“) beim Fußball. Alles, wie allseits bekannt, nur so lange interessant, wie ein Deutscher dort Erfolg hat. Oder würde sonst jemand ernsthaft Rodeln bei Olympia schauen?

Deutscher? Erfolg? Da gibt’s doch noch einen… richtig, Jan Ullrich. 27 Mal wurde er Zweiter bei der Tour de France, das hat noch keiner vor ihm geschafft. Und jedes Jahr drücken ihm alle die Daumen, aber jedes Jahr ist es auch dasselbe. So auch dieses Jahr wieder: Meldungen von seinen Verletzungen und der deshalb unterbrochenen Vorbereitung haben uns erreicht, wahrscheinlich haben die Journalisten einfach die alten Meldungen genommen und die Jahreszahl auf 2006 geändert.

Fußball und Tour de France konkurrieren also wie jeden zweiten Sommer um die Aufmerksamkeit der Sportinteressierten, und wer schon mal länger als 5 Minuten Tour de France geschaut hat, kennt auch den als Teufel verkleideten Spinner Edelfan der Tour de France, der mit seinem Dreizack in der Hand hinter den Fahrern herklabautert. In diesem Sommer geht selbst dieser besondere Fan wegen des Fußballs auf Abwege: Er hat ein Fußball-WM-Dreirad gebaut.

2 Kommentare

Aber Aberglaube

Ich habe einen Bekannten, der schwallert mir immer die Ohren voll mit irgendwelchen Eishockeygeschichten. Eishockey ist der Sport, den ich immer nur zu Olympia gucke und bei dem sich die Spieler prügeln, nicht wie beim Fußball die Fans. Letztens setzte dieser Bekannte mir einen Floh ins Ohr, dass nämlich Deutschland seine letzten beiden Titel, Weltmeister 1990 und Europameister 1996, immer dann gewann, wenn die DEG zuvor deutscher Meister im Eishockey wurde.

Die Abergläubischen unter uns dürfen also hoffen.

Ich persönlich glaube allerdings nicht an solche an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhänge. Ich habe genug damit zu tun, das alte Sofa wieder aus dem Keller zu holen, auf dem ich den Gewinn des EM-Titels 1996 verfolgte.

9 Kommentare