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Schlagwort: Reiner Calmund

Ein Abend für acht Mark mit Tita, Calli und Liza

Alex Feuerherdt ist einer der beiden Betreiber vom in Kürze hier noch näher beleuchtet werdenden vorzüglichen Schiedsrichter-Podcast Collinas Erben, bloggt unter LizasWelt über Politik und Fußball und ist neben vielen anderen Publikationsorten auch bei Twitter zu finden.

Anlass des heutigen Austauschs mit Alex Feuerherdt ist der Umstand, dass Bayer Leverkusens grandioser Europapokalsieg aus dem Jahr 1988 inzwischen auch schon jubiläumshafte 25 Jahre her ist. Jener Europapokalsieg, mit welchem Bayer Leverkusen an gewonnenen Europapokaltiteln mit Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund oder dem 1. FC Magdeburg gleichzog.

Früher verhielt es sich nämlich so, die Älteren werden sich erinnern, dass deutsche Mannschaften einen Europapokalwettbewerb öfter auch mal siegreich beendeten. Dies gelang Bayer Leverkusen, als es im Rückspiel im heimischen, als Fußballstadion gerade erst in der Entstehung begriffenen Ulrich-Haberland-Stadion zu Leverkusen die 0:3-Niederlage aus dem Hinspiel bei Español Barcelona wettmachte und das spätere Elfmeterschießen für sich entschied, wie diese Daten noch einmal in Erinnerung rufen. Geschehen ist all dies unter den Augen von Alex Feuerherdt, der sich hier bei „Trainer Baade“ zum Gespräch eingefunden hat und, wie man sieht, die Eintrittskarte fein säuberlich mit dem Endergebnis versehen aufbewahrt und heute mitgebracht hat.



Hallo Alex, schön, dass Du Zeit für ein paar Auskünfte über diese Partie hast. Bekanntlich bist Du kein Fan von Bayer Leverkusen. Wie kam es, dass Du Dich damals trotzdem dazu entschlossen hast, zu dieser Partie zu gehen?

Das geschah vor allem aus einer Abi-Laune heraus. Wir waren an der Schule ein recht fußballaffiner Jahrgang und ohnehin durch die ganzen schulischen wie nichtschulischen Aktivitäten, die so ein Abitur mit sich bringt, viel zusammen. Als Bayer Leverkusen dann ins Finale einzog, fanden sich sofort zwanzig Leute – fast ein Drittel der Abschlussklasse –, die das Rückspiel im Haberland-Stadion live sehen wollten, auch wenn niemand davon ausgewiesener Bayer-04-Fan war. Der Termin lag kurz nach den letzten schriftlichen Prüfungen und vor den mündlichen, das passte gut.

Ich habe mich dann bereit erklärt, Stehplatzkarten für alle zu besorgen. Und tatsächlich war das kein Problem – binnen weniger Tage hatte ich auf meine schriftliche Bestellung hin zwanzig Tickets à acht Mark im Briefkasten. Acht Mark! Nun war es damals zwar grundsätzlich leichter, an Karten zu kommen, als es heute der Fall ist, zumal die Nachfrage erheblich geringer war, für Spiele von Bayer Leverkusen zumal. Trotzdem habe ich ein bisschen gestaunt, dass es so leicht ging, immerhin war es ein Europapokalfinale.

Und dann verlor Bayer das Hinspiel in Barcelona sang- und klanglos mit 0:3. Damit schien die Luft schon vor dem Rückspiel raus, und wir waren deshalb maßlos enttäuscht. Aber dann dachten wir: Scheiß drauf, wir machen da trotzdem ’ne Party draus. Kein Einziger hat sein Ticket zurückgegeben, alle sind mitgefahren, auch wenn niemand geglaubt hat, dass Bayer auch nur den Hauch einer Chance haben würde. Wir haben sogar ein Transparent gemalt, „Tschö, Español!“ stand darauf, und es am Zaun hinter dem Tor in der Südkurve befestigt. Genau auf dieses Tor wurden dann später die Elfmeter geschossen.

Hattest Du auch noch eine andere Partie dieser UEFA-Pokalsaison im Stadion gesehen?

Keine einzige. Bundesligaspiele einige, aber kein Uefa-Pokal-Spiel – was eben auch mit dem anstehenden Abitur zusammenhing. Insofern war ich in dieser Saison tatsächlich ein Erfolgsfan von Bayer 04 Leverkusen.

Gab es irgendwelche besonderen Aktionen seitens Bayer? Konfetti, Choreos, Bands, die auftraten? Immerhin stand der Club vor dem größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte, auch wenn ein Titelgewinn nach dem Hinspiel unwahrscheinlich wirkte.

Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht mehr. Mich haben Vorprogramme vor Spielen eigentlich noch nie sonderlich interessiert, zumindest keine, die auf dem Rasen stattfanden. Eine Choreo gab es meines Wissens auch nicht, aber das möchte ich nicht beschwören. Woran ich mich allerdings noch erinnern kann, ist ein Song, der vor dem Spiel gleich mehrmals durch die Lautsprecher genudelt wurde. „Einer geht noch, einer geht noch rein“ – das kennt man ja, aber dann hat da irgendeine Schlagerkapelle in Anspielung auf das benötigte Ergebnis den Reim „Viere müssen’s, viere müssen’s sein“ draufgesetzt. Das klang eher nach Durchhalteparole als nach Motivationsmucke und jedenfalls ziemlich unbeholfen, aber irgendwo war das schon wieder so schräg, dass wir es schließlich alle mitgesungen haben.

Wie lief die Partie, deren Ergebnis man natürlich kennt, aber nicht mehr zwangsläufig ihren Verlauf?

Bayer war engagiert, aber irgendwie nervös und fahrig. Zur Pause stand es immer noch 0:0, und dass da noch drei oder gar vier Tore für Leverkusen fallen würden, glaubte eigentlich kein Mensch. Aber dann wechselte Ribbeck nach der Pause Herbert Waas ein, einen quirligen und wuseligen Stürmer, und sofort wurde es ein anderes Spiel, weil die Abwehr von Español mit ihm überhaupt nicht zurecht kam. Nach knapp einer Stunde stocherte Tita den Ball nach einer Vorlage von Waas und einem grotesken Abwehrfehler der Spanier schließlich ins Tor. Tita, das war dieser unglaubliche Brasilianer – irgendwas zwischen offensiver Mittelfeldspieler und Stürmer –, der vor der Saison zu Bayer gekommen war und dann gleich eine Riesensaison spielte. Der hatte ein sensationelles Ballgefühl und war ausgesprochen torgefährlich.

Giftig konnte er außerdem sein, und genau deshalb holte Ribbeck ihn wenige Minuten nach dessen Tor vom Platz. Er hielt ihn für platzverweisgefährdet, wie sich später herausstellen sollte. Ein Spanier hatte Tita offenbar kurz zuvor, vom Schiri unbeobachtet, ins Gesicht geschlagen, deshalb fürchtete Ribbeck ein Revanchefoul und nahm ihn runter. Im Stadion hat das niemand verstanden, wirklich niemand. Tita war das Herz und die Seele des Leverkusener Spiels, und jetzt sollte er schon Feierabend haben? Für ihn kam Klaus Täuber, bei dem schon der Spitzname – „Boxer“ – nahe legte, dass er nicht gerade zu den Filigransten zählt. Und was macht dieser Täuber? Schlägt nicht mal eine Minute nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Ballkontakt eine Traumflanke von links auf Falko Götz, der den Ball per Hechtkopfball verwandelt. Mit seinen Wechseln hat Ribbeck das Spiel entschieden, das muss man klar sagen.

In Leverkusen ist das Publikum ja oft dröge, aber jetzt war natürlich richtig was los, die Leute haben einen Höllenlärm veranstaltet. Zweinull und noch etwa 25 Minuten zu spielen. Die Spieler von Español wurden plötzlich panisch, das war förmlich mit Händen zu greifen. Die Abwehr wirkte schon die ganze Zeit unsicher, vor allem bei Flanken, und bettelte regelrecht um einen weiteres Gegentor. Zehn Minuten vor Schluss hat ihnen Bum-Kun Cha dann den Gefallen getan, wieder war es ein Kopfball, diesmal nach einer Hereingabe von rechts. Alles auf null also. Ich glaube, danach hatte Bayer in der regulären Spielzeit noch die eine oder andere gute Torchance, aber der Ball wollte jetzt nicht mehr rein. Also Verlängerung.

Wie lief die Verlängerung?

Hochspannend, aber sie hatte nicht mehr die Intensität der zweiten Halbzeit. Leverkusen war weiterhin überlegen, ging jetzt allerdings weniger Risiken ein als vorher, und die Spanier schienen mir ohnehin nur noch darauf bedacht zu sein, sich ins Elfmeterschießen zu retten.

Einer der immer noch wenigen Europapokale, welcher also im Elfmeterschießen entschieden werden musste. Damals, 1988, war vielleicht noch nicht ganz so klar, dass deutsche Mannschaften — von einer kleinen Ausnahme letztens abgesehen — ihre Elfmeterschießen stets zu gewinnen pflegen. Deshalb berichte auch hier gerne: Wie lief das Elfmeterschießen 1988 in Leverkusen?

Erst einmal war es unfassbar, wie viele Menschen nach dem Abpfiff der Verlängerung plötzlich auf den Platz strömten – und auch dort bleiben durften. Es handelte sich in erster Linie um Journalisten, Reporter und Kameraleute. Wenn man sich heute die Fernsehbilder vom Elfmeterschießen anschaut, sieht man, wie praktisch nach jedem Schuss die Reaktionen aus nächster Nähe eingefangen und Kurzinterviews mit Spielern und Trainern geführt werden. Das Ganze wirkte unglaublich chaotisch, zumal sich auch noch die Rollstuhlfahrer, die vorher am Spielfeldrand waren, in Bewegung setzten, weil sie fürchteten, dass ihnen die Sicht versperrt wird. Insgesamt ein sagenhaft hektisches Gewusel.

Das Elfmeterschießen selbst begann für Bayer denkbar schlecht: Die Spanier trafen zweimal, während Ralf Falkenmayer seinen Schuss vergab. Aber dann wendete sich das Blatt, was maßgeblich an Leverkusens Torwart Rüdiger Vollborn lag, der vor jedem Schuss von Español wild mit den Armen ruderte. Er hielt zwar nur einen Elfmeter, aber die spanischen Schützen waren offensichtlich derart verunsichert, dass einer von ihnen den Ball an die Latte zimmerte und ein anderer – der letzte Schütze – ihn über das Tor schoss. Die Leverkusener Schützen dagegen verwandelten alle: Wolfgang Rolff, Herbert Waas und als letzter der „Boxer“, Klaus Täuber.

Wenn es vor der Partie kaum organisiertes Feiern gab, wie verlief dann schließlich die Siegerehrung?

In dem Chaos nach dem Elfmeterschießen habe ich irgendwann den Überblick verloren, zumal wir auf den Stehplätzen ordentlich Party gemacht haben. Irgendwann stand da ein Podest auf dem Platz, und es wurde noch mal extrem laut, als der Pokal überreicht wurde. Den hat später übrigens wohl Reiner Calmund mit nach Hause genommen.

Alex, vielen Dank für Deine Mühen und Deine Auskünfte aus einer fernen Zeit: für acht Mark zu einem Europapokalendspiel ins Stadion.

Alex Feuerherdt ist Autor der Fußball-Chronik von Bayer 04 Leverkusen aus dem Werkstatt-Verlag.

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… und die Kinder Bier holen schicken

Reiner Calmund erläutert der FR, warum Daum nicht anders kann, als in der Tabelle nach oben zu schielen, selbst mit dem durchschnittlichen, eventuell sogar unterdurchschnittlichen Kader der Frankfurter Eintracht.

Daum ist eben nicht nur der Zampano, der Tralala macht, er ist ein sehr akribischer Arbeiter. Die Vision fängt erst nach dem Klassenerhalt an. Dass es dann weiter nach oben gehen soll, kann ich mir nicht anders vorstellen. Das hat er einfach mit der Muttermilch aufgesogen.

Wie sich diese Muttermilch zusammensetzte, erzählt Daum höchstpersönlich auf seiner eigenen Webseite.

Einige Zeit später holt die Mutter den Jungen zu sich ins Ruhrgebiet. Der Halbwaise Christoph Daum, gerade sechs Jahre alt, muss lernen, sich in einer fremden Welt alleine durchzusetzen. Es ist schon eine Herausforderung, heil vom Bierholen nach Hause zu kommen, weil die Straße von Kinderbanden belagert ist.

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Altstars in ihrer Manege

Oder: Was Rudi Assauer mit Lisa Loch („Modelkarriere…“) zu tun hat.

Anders sieht es bei Calmund aus. Der isst jetzt fettfrei.

Was macht eigentlich Willi Lemke grade?*

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Where have all the Kuttenträger gone?

Long time passing.
Where have all the Kuttenträger gone?
Long time ago.

Ironcalli picked them everyone
When will they ever slim?
When will they ever slim?

(Danke an irgendeinen Tweet von gestern…)

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Haifischschnauze

Aus einer Kritik bei amazon.de zu Reiner Calmunds Buch „fußballbekloppt“, in dem er gemäß der übrigen Kritiken offensichtlich das tut, was er am besten kann: Ohne jegliche Chronologie Anekdoten aneinanderreihen. Darin jedoch ist er unbestritten ein Ausnahmetalent.

An einer Stelle allerdings hätte ein guter Lektor eingreifen müssen, denn daß der Autor seine Tochter mit seiner ersten Frau im Opel Rekord 1200 zeugte und daß seine Tochter daher eine „Haifischschnauze“ wie der Opel habe, sprengt die Grenzen der gebotenen Familien-Diskretion.

Wie man sieht, waren die Autos und speziell deren Stoßdämpfer früher noch nach altem Schrot und Korn. Was man von der Pietätlosigkeit heutiger amazon-Kritiker nicht behaupten kann.

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1860 steigt ab

Zugegeben, es sind nur zwei ehemalige Spieler von 1860 München, Bernd Patzke und Alfred Heiß, die so reden, und keine aktuellen Spieler oder sonst Verantwortlichen des Vereins, aber wer so redet, der steigt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ab:

SZ: Droht 1860 der Abstiegskampf?

Heiß: Dazu haben die Spieler eigentlich zu viel Qualität.

Und auch zugegeben, dass es eigentlich Quatsch ist, nach einer kleinen Misserfolgsserie von gerade mal 3 Spielen gleich das Abstiegsgespenst aus Callis Erzählungen an die Münchener Wand zu malen. Doch diese Aussage, erstmal wirksam verinnerlicht, dass man zu gut sei, die führt ganz sicher eine Liga tiefer. Frag nach, zuletzt, beim 1. FC Nürnberg der vorigen Saison. An weiteren Beispielen würde es sowieso nicht mangeln.

Glück für den TSV 1860, dass es mittlerweile nur noch in die 3. Liga ginge und nicht in die Regionalliga.

Wichtig ist nicht die Qualität der Spieler, sondern die Qualität der Mannschaft, und die kann man nur an einem ablesen: am Ergebnis.

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Morgen, Kinder, wird’s was geben

Als kleine Einstimmung auf das Ende der Sommerpause bei unser aller liebstem Blog (neben meinem, welches aber kein Blog ist, sondern nur die Internetpräsenz eines zerstreuten (ADS gibt’s auch im Erwachsenenalter) Trainers, der neuerdings quasi ohne eigenes Team dasteht und auf Mannschaftssuche gehen muss) gibt es hier vorab noch mal Altes aus dem Archiv der fußballerisch-staatlichen Narretei:


Morgen allerdings wird uns Fred beglücken, nicht Malte und auch nicht Carlotta. Gleichzeitig schade und schön.

What fools we Fußballliebhaber are.

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Die Türken werden deswegen kein Tor schießen, weil

Von calli.tv war hier schon öfter die Rede, gleich zwei Mal wurde etwas verlinkt. Eigentlich — so traurig das ist — muss man sagen, dass man jeden Beitrag von Calli-Claquer verlinken könnte und man hätte immer etwas zu lachen. Schaut euch also, wenn ihr gleich wieder dort seid, einfach um, was euch sonst noch so zusagt. DJ Bobo? Steffi Jones? Oliver Bierhoff?

Anyway, verlinkt wird heute das Interview mit Manni Breuckmann [Link leider tot], nicht, weil Calli haha Manni so kluge Sachen bezüglich des Ausgangs des bevorstehenden EM-Halbfinals sagt, („ham es drei mal geschafft, dat Dingen zu drehen“), sondern weil er als wahrscheinlich erster von allen Calli-Interviewpartnern darauf hinweist, dass dessen antatschende joviale Art einfach nicht seriös ist. Rumschwallern hier, rumschwallern da, ein bisschen angrabschen, fertig ist das Non-Produkt voller Floskeln, das nur davon lebt, heiße Luft aka Bullshit zu produzieren.

Was kostet es eigentlich, so eine Kölsch-Dumm-Rumschwätz-Ausbildung zu machen, mit der man rumlabern kann wie ein Perpetuum Mobile? Und was kostet es eigentlich, zur eigenen Karikatur zu werden? Muss man dafür doof sein oder schlau — oder bauernschlau gar?

PS: Hat Manni Breuckmann etwa seine Länderspielkarriere beendet? Kreisch!

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Unbekanntes aus … Klagenfurt

… Klagenfurt.

Klagenfurt heißt gar nicht Klagenfurt, sondern Klagenfurt am Wörthersee. Das ist seit 2007 so. Hier waren ähnlich Komplexbeladene am Werke, die ihrer Stadt noch das Portiönchen Extravaganz verleihen wollten, was sie eben nicht hat, wie in Rothenburg ob der Tauber, Newcastle-upon-Tyne oder Bad Berleburg. Klagenfurt am Wörthersee. 22 Buchstaben für ein rien ne va plus.

Klagenfurt besitzt zusammen mit der Stadt Wiesbaden die älteste Städtepartnerschaft der Welt, und zwar seit 1930. Muss etwas seltsam gewesen sein, als man dann 1938 plötzlich im selben Staate lebte. Aber solche Partnerschaften innerhalb eines Staates gibt es ja auch in Deutschland, wo Städte aus der alten Bundesrepublik eine Partnerschaft mit Städten aus den NFL FNL haben. Städtepartnerschaften sind eine der überflüssigsten Einrichtungen dieser Welt. Man sollte lieber zu Hause bleiben und was für die Schule tun.

Klagenfurt ist mit nur 92.000 Einwohnern bereits die sechstgrößte Stadt in Österreich. Auf Platz 1 liegt natürlich Berlin, gefolgt von Graz, Linz, Innsbruck und Salzburg. Und bis auf die Stadt „Superpfund“ sind das auch schon alle österreichischen Städte, die man gemeinhin kennt. In der Konglomeration Wien lebt mit 2 Millionen Menschen ein Viertel aller Österreicher, eine bessere Quote erreicht international wohl nur noch Montevideo.

Klagenfurt brachte auch den Romancier Robert Musil hervor, bzw. eigentlich war das seine Mutter, aber sonst könnte der Absatz hier nicht wie alle anderen mit dem Wort „Klagenfurt“ beginnen. Musil bewies mit seiner zweiteiligen Trilogie „Der Mann ohne Eigenschaften“ — obwohl bereits 1932 veröffentlicht — schon zu jener Zeit Weitblick auf die EM 2008, bei der Miroslav Klose in diesem Stadion antreten würde.

Klagenfurt hat eine Universität, einen Wörthersee, einen Hauptbahnhof, ein Stadion und irgendwo sogar einen Flughafen. Während man beim Stadion wenig kreativ war („Wörthersee-Stadion“), aber immer noch kreativer als bei deutschen Stadiennamen derzeit, hat die Universität einen Namen wie Hamburg-Mannheimer, Aachen-Münchener oder Callsen-Bracker: Adria-Alpen-Universität. Beim ersten Teil des Namens denkt man unweigerlich an Eisdielen in den an dieser Stelle zu oft zitierten Fußgängerzonen, auf deren Stühlen man immer entweder Schmerzen oder Beklemmungen bekommt, niemals aber das Gefühl von Entspannung. Außerdem sind die Bällchen zu klein. Beim zweiten Teil des Namens denkt man entweder an Schokolade, an einen Ort am Niederrhein oder an Berge. Eine Eisdielen-Schokoladen-Universität — es scheint als sei Klagenfurt ganz nah am Schlaraffenland. Oder alle Klagenfurter sind fett, was aber eher unwahrscheinlich wirkt, weil der „Oggersheimer Koloss“ hier ständig zum Abspecken hinfuhr.

Klagenfurt hat wie gesagt ein Stadion, das Wörthersee-Stadion, das als URL komischerweise unter sportpark-klagenfurt.at zu finden ist, womit wir dann doch wieder bei der deutschen Stadiennamenszenerie angelangt wären. 32.000 Zuschauer fasst es zur EM oder „an der EM“, wie man dort sagt. Nach der EM folgt der Rückbau des Stadions auf eine Kapazität von 12.000 Zuschauern. Die überflüssigen Tribünen werden, wie man es in Entwicklungsländern häufig macht, abtransportiert und an anderen Stadien wieder aufgebaut. Eine nette Idee. Außerdem gewann das Stadion den „grünen Ball“ für besondere Umweltfreundlichkeit. Den grünen Ball. Wow.

Klagenfurt. So weit, so klein.

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Mein dicker Arsch

„Isch hab hier schon nen Jrößeren ausjesucht, wo mein dicker Arsch reinpasst.“

Viel mehr bedarf es nicht, um das Vergnügen beim Schauen von calli.tv ’s [Link leider tot] (der Apostroph dient jetzt nur der Kennzeichnung der Tatsache, dass es sich um eine(n) URL handelt, zum weiteren Verständnis dieses Beitrags ist es aber unvermeidbar, jetzt auf calli.tv zu klicken und sich den aktuellen Beitrag anzuschauen, also: Bitte! (Mittlerweile gibt es schon einen neueren Beitrag, also rechts in der Leiste den Thailand-Beitrag auswählen.)) ins Unermessliche wachsen zu lassen. Ansonsten schwafelt er immer belangloses Zeugs über die Bundesliga von fast schon Merkel’schen (nicht die Kanzlerin, der kürzlich verstorbene FOTO-Kolumnist ist gemeint) Ausmaßen.

Dieses Mal beschäftigt er sich mit der Vorbereitung für die Wok-WM, weshalb er extra nach Thailand gereist ist. Nicht nur, um dort am Wok zu trainieren, sondern auch, um sich den Gepflogenheiten entsprechend in Thailand zu amüsieren. Sagen wir jetzt mal so. Honi soit qui mal y pense. Jeder weiß natürlich, dass das hervorstechendste Merkmal der thailändischen Kultur das scharf gewürzte Essen ist. Die Rede ist hier nicht von dem für europäische Zungen angeglichenen Fraß, den man als quasi-thailändisch in quasi-thailändischen Restaurants vorgesetzt bekommt, der dann ungefähr so scharf ist wie Benny Lauths Karriereverlauf. Die Rede ist hier von original thailändischem Essen, das kein Europäer überlebt, sofern er nicht vorher mindestens drei bis fünf schärfe nehmende Whiskey getrunken hat oder aber gerade an schwerer Erkältung mit einhergehender Verstummung der Geschmacksnerven leidet. Überleben ist hier übrigens metaphorisch gemeint, natürlich überlebt jeder Mensch physisch jedes noch so scharfe Essen. Die Frage ist nur, wie man den Kollegen diese Fotos mit tränenüberströmten Gesicht bei einem eigentlich doch positiven Anlass erklärt.

[photopress:calli_tv_verneigung.jpg,full,centered]

Wie dem auch sei, Calli-Calmund-Fortuna.tv, übrigens WM-Botschafter 2006, hat da keine Probleme mit, schließlich kocht er nur, konsumiert aber nicht, zumindest wird das nicht gezeigt.

Teil III des heutigen Celebrity-Gossip-Tages bei trainer-baade.de ist jedenfalls ein besonderes Leckerchen. Solltet Ihr je original thailändisch essen, lasst Euch nicht davon täuschen, dass die Thailänder selbst das alles essen, als wäre es unscharf wie Wasser. Mein eigener Arsch ist übrigens nicht dick, für die, die zu faul sind, das Video aufzurufen. Es geht dabei um Calmunds unglaublich dicken Arsch — den er für bereits erwähnte Wok-WM irgendwo platzieren möchte.

[photopress:calli_tv_smoerebroed_smoerebroed_roempoempoempoem.jpg,full,centered]

Smørrebrød, smørrebrød, rømpømpømpøm.

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Harald Torwort, Karl Valentin und Rudolf Augstein

In diesen Tagen ist der FC Bayern so verzweifelt, dass er selbst die letzten Klappergerüste noch in seinen Vorstand/Aufsichtsrat beruft. Paul Breitner wurde schon Anfang des Jahres von seinem Fernseh-Schwätzer-Expertenpult (Jetzt neu! Jetzt mit ganz neuer Technik! Jetzt mit der Möglichkeit, Strichelchen auf einen Monitor zu zeichen. Etwas, was man seit dem Atari 2600 mit einer daran angeschlossenen Knarre tun konnte. Und ich rede hier sicher von 1982, wenn nicht gar noch früher. Die Montagsmaler gab’s damals übrigens auch schon.) mit-weg-berufen. Das konnte man noch als klugen, eigentlich längst überfälligen Schachzug werten. Erstmal mit ins sinkende Schiff geholt, kann Breitner nicht mehr FOTO-esk über dieses und jenes beim FC Bayern nörgeln, ist stattdessen selbst daran beteiligt, die ganze Situation zu verbessern.

Vielleicht doch nicht so klug an diesem Schachzug war, dass Breitner bis jetzt Null Zusatznutzen gebracht hat (ich bin schließlich jeden Tag bei der Sitzung des Bayern-Vorstands dabei).

Bei der gestrigen Sitzung des FC Bayern, in der es vor allem um die personelle Gestaltung der Mannschaft der nächsten Saison ging, war kein Dünnerer anwesend als Helmut Markwort. Erstaunlich, was diese fette Qualle, die nicht mal einen Ball gegen eine Torwand befördern könnte, wenn sie denn mit ihren in von der schmierigen Frisur heruntertriefenden Pomade getränkten Schuhen überhaupt so weit käme, nach dem Anlauf auch noch den Ball zu treffen, überhaupt im Vorstand eines Fußballvereins zu suchen hat. Und ich bin der letzte, der „Stallgeruch“ fordert. Stallgeruch, Wurschtepiepen, wichtig ist, ob jemand etwas vom modernen Fußball versteht. Und damit ist eben nicht dieses, wie Rudi Völler völlig zurecht sagte, Rumgemurmel aus den 1970ern zu verstehn, sondern das, was Arsenal und Chelsea, der FC Sevilla und leider Gottes auch der FC Meineid AC Milan aufs Tapet zaubern. Ganz bestimmt aber ist Helmut Markwort kein Fußballexperte, kein Finanzexperte und wenn überhaupt, dann ist er ein Medienexperte.

Davon konnte er mich aber bei der Vielzahl der Gelegenheiten — schließlich war ich in diesem Jahr schon 6x im bei meinem Zahnarzt angeschlossenen Wartezimmer (Wurzelbehandlung), noch nicht überzeugen.

Aber halt, auch bei Leverkusen gab es doch mal eine fette Qualle, die nicht mal selbst … aus drei Metern die Torwand getroffen … okay, die waren dann auch pleite, als er/sie ging.

Wie dem auch sei, Karl Valentin sagte, er möchte mit solcherlei Dingen nichts zu tun haben, mit diesem Menschenhandel, mit diesem Opportunismus. Daraufhin flog die Tür auf, der Belzebub erschien und tönte zur von Uli Hoeneß vorgelegten Einkaufsliste:

„Äh, ich liebe Euch alle!“

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