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Ich bin so rar, ich bin so rar, ich bin so wunderbar

Die FOTO-Zeitung schenkt uns DVDs von ein paar wichtigen Spielen des letzten Jahrhunderts, darunter vermeintliche „Klassiker“ wie die Finalpartie Deutschland — Holland von 1974. Ein Spiel, das übrigens meiner Einschätzung nach bei Weitem nicht so langsam ist, wie man es angesichts der seitdem verstrichenen Zeit vermuten würde. Diese Sammlung der FOTO-Zeitung umfasst etwas mehr als ein Dutzend Ausgaben. Das bedeutet: Es sind auch nicht mehr als ein Dutzend Spiele zu sehen auf diesen DVDs. Und die Bilder von Gerd Müllers Tor zum 2:1, von Pelés Tor im Finale 1958 oder von Andreas Brehmes Elfmeter kennt ohnehin schon jeder by heart.

Interessanter wäre es da doch, mal das Finale des Europapokals der Landesmeister von 1982 zu sehen, das Bayern München gegen Aston Villa mit 0:1 verlor. Nebenbei bemerkt die erste Niederlage in einem Finale für Bayern überhaupt, vielleicht als kleines Omen für das, was 1999 gegen Manchester United passieren würde. Noch interessanter wäre es, mal zu sehen, was denn die vielbejubelten und heute noch beschworenen „Gladbacher Fohlen“ in den 1970ern tatsächlich so aufs Parkett alias Rasen gelegt haben. Oder wie ein Qualifikationsspiel gegen einen damals noch „Kleinen“ wie z. B. Albanien ablief.

Um noch ein wenig obskurer zu werden: Wie wäre es mit einem WM-Qualifikationsspiel zwischen der DDR und Ungarn aus den 1960ern? Ein Freundschaftsspiel Österreich — Brasilien aus dem selben Jahrzehnt? Wie spielte der junge Bernd Schuster eigentlich im Nationaltrikot in den frühen 1980ern? Solche Spiele in voller Länge, mit dem Originalkommentar, für wenig Geld?

Ihr glaubt, ich scherze, aber all diese Spiele sind hier: raresoccervideos.com verfügbar. Scheinbar nichts, was es nicht gibt.

Ich bin sicher nicht der Einzige, der auf so etwas gewartet hat. Abgesehen davon, dass man für sich selbst endlich mit ein paar Mythen aufräumen kann, kann man dort wunderbar erleben, wie angenehm ein Kommentator ist, der nicht viel mehr sagt, als die Namen der ballführenden Spieler zu nennen.

Fraglich allerdings, ob der Besitzer dieser Videosammlung eine Beziehung führt. Ich denke, eher nein.

4 Kommentare

  1. Ben Ben

    Genau. Diese Videos helfen damit, mit unangenehmen Klischees aufzuräumen, weil zu etwas beitragen, was extrem selten ist: eine differenzierte Meinung.

    Das war gestern abend wieder in Deutschlands beliebtem Fußball-Stammtisch „Berlin Mitte“, moderiert vor der großen Lady des Sports, Maybrit Illner, eindrucksvoll zu sehen. Der Moderator und Witzemacher Oliver Welke blamierte sich einmal mehr so gut er konnte mit der Aussage, dass in England, Italien und Spanien einfach schneller und intensiver gespielt würde und dass die deutsche Mannschaft da noch nicht mithalten könne. Für dieses Quatsch wurde er dann auch direkt von Jürgen Klopp zurechtgewiesen. Mit einem breit angelegten Wissen wäre das nicht passiert.

  2. War das so? Herrlich!

    Ich verstehe ohnehin nicht, wieso fast jeder dieser Fernsehfußballfuzzies noch 23 andere Jobs haben muss, sei es „Comedian“ oder „Talkmaster“. Da ist es doch fast zwangsläufig so, dass sie nicht in allen Fußball relevanten Dingen auf dem neuesten Stand sind. Aber genau dafür werden sie doch bezahlt, oder? Dafür, dass sie uns mehr erzählen können als Egon am Stammtisch an der Eckkneipe oder von mir aus auch als Ben von der Aschenkampfbahn.

  3. Ben Ben

    Den Oliver Welke hatte ich mal „zum Interview“, da stand der „Rede und Antwort“. Essenz: Ist ein netter Kerl, der aber leider alles auf TV-Tauglichkeit abscannt. Alle Witze, alle Sätze, alle Thesen und alle Probleme sind fernsehgerecht zusammengestutzt und daher natürlich unterkomplex. Das mag vielleicht reichen, um ne nette Anmoderation für die CL auf Sat 1 hinzubekommen (das macht er mit Bierhoff auch ganz gut, wie ich meine), aber das reicht natürlich keinesfalls aus für eine Diskussionsrunde.

    Dass es aber da Unterschiede gibt, scheint immer weniger Leuten aufzufallen und schon gar nicht denen, die dort sitzen. Frau Ilner hat sich an den Rande einer fristlosen Kündigung geredet, Dieter Kürten schwelgte in permanenter debiler Vergangenheitsaufarbeitung, Jürgen Klopp versuchte zu retten, was per Sendekonzept nicht zu retten ist und Nia Künzer saß auch da und wurde wieder einmal auf ihr Golden Goal bei der WM 2003 angesprochen. Der weibliche Sparwasser eben.

    Welke sagte auch, dass er z. B. den Kicker nicht lesen würde, weil das doch niemanden mehr interessieren würde, dieser biedere Stoff, der da drinsteht. Für Welke muss jedes Thema entweder auf ein Problem, eine Story, eine Sensation oder eine Person hinauslaufen. Alles muss im Fernsehen was hergeben können. DAS ist der Job von Menschen wie Welke. Und die Komplexität und Differenzierung sind nun mal die Todfeinde des Fernsehens.

  4. Dirk Dirk

    Hallo Trainer!

    Danke für den Hinweis auf diese Seite!
    Werde den guten Mann direkt mal kontaktieren!

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