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Schlagwort: Bundesliga

Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010, Vorschlag 8:

allesaussersport — „Saisonvorschau“

Das Allround-Sportblog allesaussersport wird von dogfood betrieben. Darin beschäftigt er sich mit beinahe dem gesamten Sportkosmos auf diesem Planeten, nicht zuletzt aber auch mit der Deutschen liebstem Kind, dem Fußball. So darf man sich als Leser glücklich schätzen, schon mal eine Saisonvorschau frei Haus zu erhalten, vor der andere aufgrund ihrer Phrasenfrequenz und Beliebigkeit verblassen, während dogfood in die Tiefe geht.

Da es weniger sinnvoll ist, aus diesem hier nominierten, aus drei Teilen bestehenden Machwerk Einzelnes zu zitieren, möge man sich selbst ein Bild vom Umfang dieser Saisonvorschau machen und dabei gerne bei dem einen oder anderen Irrtum ein Auge zudrücken: Wer sich schwafelnderweise nie festlegt, kann sich schließlich auch nicht irren.

Saisonvorschau Teil 1

Saisonvorschau Teil 2

Saisonvorschau Teil 3

Da wie bei einigen anderen hier vorgestellten Beiträgen ebenfalls Grafiken zur Visualisierung der möglichen Aufstellungen zum Einsatz kamen, empfiehlt sich ohnehin ein Besuch vor Ort beim Verfasser dieser drei Machwerke, die neue Standards setzten.

Alle drei zusammen sind Vorschlag Nr. 8 für den Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010. Die Gesellen 9 und 10 folgen morgen, worauf dann am Montag das Glöckchen für das Einläuten der letzten Runde erklingen wird.

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Ewald Lienens Verletzung

Nach dem großen Weihnachtsfressen dachte die Redaktion, es sei sinnvoll, etwas zu präsentieren, was die Mägen der Leser ein wenig aufräumt. Et voilà: das Video von Ewald Lienens alptraumartiger Verletzung.



Ist natürlich in der Rubrik „Zettel-Ewalds Sammelsurium“ abgelegt.

(PS: Wolfgang Kneib ist Hesse?)

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Das Schönste im ganzen Jahr, das sind die Ferien

Nicht allen bekannt bislang, der eine oder andere mag es auch vergessen haben: Im Sommer fährt man in Urlaub. So wie es im Winter auch schon mal selbst im der Nordsee nahen Rheinland -12°C warm werden kann; dann und wann sogar mal -25°C warm — so herrschen im Sommer dementsprechend auch schon mal kalte 35°C. An einigen Tagen gar 38°C. Im Schatten. Fußball aber spielt man in der Sonne, nicht im Schatten. In Letzterem ziehen die Funktionäre die Fäden, das Spiel selbst findet im gleißenden Licht statt.

Erst krakeelen alle, dass man unmöglich im Sommer in Katar spielen könne, und dann wollen all diese auf einmal selbst hier im Hochsommer im Stadion nach dem dritten Bier mit Hitzeschlag kollabieren. Nun gut, „wir“ haben in Deutschland „die modernsten Stadien der Welt“ inklusive Sonnenschirmbedachung für 80% der Zuschauer. Dass diese Dächer Schnee nicht aushalten, darf nicht zur irrigen Annahme führen, dass Sonne nicht ausgehalten werden könnte. Allerdings: Vom Dach. Von den Zuschauern eher nicht.

Sofern natürlich sie überhaupt anwesend sind, denn sie sind ja im Urlaub. Und die Familie mit x Kindern muss erst noch erzeugt werden (10 solidarische Cent für den Selbigen), bei der sich nicht wenigstens ⅓ von x gar nicht für Fußball interessiert und deshalb kein Verständnis dafür aufbringen könnte, von nun an stets nur im Winter in Urlaub zu fahren und Impressionen aus Sommerurlauben nur noch von den Postkartenansichten der Familien mit fußballfernen Vätern zu kennen.

„Gut“, kann man einwenden, „gut“, und meint damit: Mitten in der Saison wird ja nichts entschieden, da kann man gerne mal auf 2-3 Partien verzichten. Zudem das Internet — Streams sind überall, sofern Internet auch da ist. Und mancher wird sich auch sagen, dass es gut tut, das Elend mal eine Zeitlang nicht ertragen zu müssen, von 18 Vereinen führt schließlich stets nur einer die Tabelle an.

Dann aber, wenn es soweit ist, und es kein Zurück mehr gibt, wird den Krakeelern erst gewahr werden, was es bedeutet, 2-3 Wochen nicht nur dieser einen Ausnahme-Saison, sondern von nun an alle Saisons nicht mehr live erleben zu können: Es gibt keine Serien von 40 Jahren ununterbrochenem Heimspielbesuch mehr, es gibt nicht mehr die Möglichkeit, bei der einen einzigen Meistersaison innerhalb von 40 Jahren jedes Heimspiel gesehen zu haben. Niemand wird mehr in der ganzen Saison dabei gewesen sein, sofern er nicht schwere Verluste im privaten Bereich hinnehmen möchte. Ob nun den der gesamten Ehe und Kegel oder auch nur den, Kinder erwachsen werden zu lassen, die Schnee für erholsam halten, Sand hingegen für so selten wie Schnee in der Elfenbeinküste. Was beides natürlich nicht stimmt.

Am wichtigsten allerdings ist es, jene Tatsache zu erwähnen, die keiner ausspricht, weil sie jeder für sich selbst natürlich weit von sich weist: Ein WM- oder EM-Turnier alle zwei Jahre zu verfolgen kann man einrichten, weil man langfristig planen kann, weil sich im Büro plötzlich alle für Fußball interessieren. Weil man sogar unter der Woche schon einen Fernseher auf der Arbeit aufstellen darf oder in den vorangegangenen Wochen ein bisschen vorgearbeitet hat. Bei einem bzw. ganz vielen regulären Bundesliga-Wochenenden aber wird kein Hahn, kein Chef, keine Tippspiel-Gewinner-Sekretärin und erst recht kein innerer Schweinehund, der eigentlich jetzt wenigstens dieses eine Wochenende lieber komplett im Freibad oder im Ferienhäuschen, an der Nordsee oder am Baggersee verbracht hätte, danach krähen, dass nun mal jetzt schon wieder Bundesliga ist — so wie von da an an jedem Wochenende.

Ermüdet wird man sich nach dem einen Kaltgetränk das nächste wünschen, aber man wird dann doch nicht mehr ins Stadion aufbrechen. Vom See kommt man auch nicht rechtzeitig zur Sportschau (guckt die eigentlich überhaupt noch jemand?) heimkommen, weil es auf dem Parkplatz des Baggersees Stau gab und die Zeit, die nicht zuletzt durch die Hitze und die viele freie Haut auch zu anderen Beschäftigungen als Fußball gucken animiert, wird dann doch nicht damit genutzt werden können, was ein jeder braucht, der sich die Spannung und Vorfreude zu erhalten wünscht: Eine Pause.

Stattdessen sitzt man im Winter am Wochenende vor dem Kamin, schaut aus dem trüb gewordenen Fenster auf die neblig-verschneite Landschaft und gähnt. Gähnt noch einmal. Sehr lange, ein Gähnen von Ende November bis Anfang März, eine Zeit, in der man sich früher auf Spieltage freute, Ergebnisse und Aufstellungen studierte, die Livespiele genoss und immer noch auf Punkte hoffte. „Anna Karenina“ ist auch in der neu übersetzten Version irgendwann ausgelesen und man legt noch ein Hölzchen in den Kamin nach.

Nach einer Weile ein weiteres.

Es ist das einzige, was in der ganzen dunklen Zeit knistert.

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Profi-Tautologe Mirko Slomka und der gelähmte Fredi Bobic

„Entscheidend ist für uns ja auch immer, dass wir die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen.“

Pro Interviews kurz nach dem Spiel! Anderenfalls müsste man auf solche Erkenntnisse verzichten. Wie diese hier, dass Slomka übernatürliche Kräfte hat, indem er seine Spieler einige Sekunden in die Zukunft schauen lassen kann. Da ist man schon beeindruckt und schleicht zurück in sein Kabuff, schwer tragend an der Ahnungslosigkeit bezüglich dessen, was die ganz Großen in der Bundesliga an Methoden aus einer anderen Realität alles im Köcher haben.

Kontra Interviews nach dem Spiel! Man kann doch nicht voll draufhalten, wenn jemand gerade von seiner eigenen Beerdigung kommt, nur leicht stammelnd seine Worte hervorzubringen in der Lage ist, wie es bei Fredi Bobic justament der Fall war. Die Stellung der Mundwinkel ließ fürchten, dass diese gleich in Neuseeland aus dem Boden kriechen würden. Und: Auch die Hirnfunktion schien beeinträchtigt, enorme Trauer, vielleicht Angst hatte sein Broca-Zentrum gelähmt und er sprach in Zeitlupe. Es war kein Übertragungsfehler, denn der Reporter auf dem selben Kanal war in Echtgeschwindigkeit zu hören.

Bobic‘ Augenpartie erinnerte schwer an jene von Philipp Lahm im Interview nach dem 0:1 im WM-Halbfinale gegen Spanien, und so musste man beinahe fürchten, dass Bobic im nächsten Moment in Neuseeland in seinen eigenen Tränen ertrinken würde. Als er sich dann am Ende des Gesprächs doch noch zu einem markig wirken sollenden „Scheißegal“ (ob das 2:1 abseits war) aufraffen konnte, setzte das den misslungen-passenden Schlusspunkt zu einem TV-Auftritt, wie er eigentümlicher kaum sein konnte.

Emotionen, ja, das will man ja beim Fußball sehen usw. etc. pp. — aber doch nicht, wenn dem Schock gelähmten Mann gleich das Gesicht in den Pazifik fällt.

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Weihnachtszeit, Märchenzeit

Sicher unter vielen Anderen veröffentlicht die FR einen Beitrag der dpa mit dem Anreißer:

Die Angst des Fußballers beim Elfmeter ist in dieser Bundesliga-Saison so groß wie lange nicht mehr.

Darin wird kurz ausgeführt, dass die Erfolgsquote der Schützen auffallend schlecht sei. Um dann — endlich, es hat Hirn geregnet! — mal jemanden zu fragen, der sich mit der Aussagekraft von Schwankungen dieser Ausmaße befasst:

Bei den Zahlen handelt es sich wohl um eine statistische Abweichung im normalen Rahmen.

Warum man dann aus einer inhaltlich gar nicht existenten Nachricht über nicht weiter bemerkenswerte Schwankungen einen Beitrag bastelt — tja, da könnte man glatt annehmen, die Jungs dort hätten zu viel Sport-FOTO-Watch [Link leider tot] gelesen und wären plötzlich ganz herrlich inspiriert gewesen

Ab jetzt immer erstmal prüfen, welche Ausreißer signifikant sind, und dann erst tröten.

Hach, wär das schön — schön ruhig vor allem.

Allein der Glaube …

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Tea in the Sahara

Und ein Zweitligaspiel um 13h.

Es war ja eine schöne Idee von der DFL, uns näherbringen zu wollen, wie es sich anfühlt, Anstoßzeiten wie auf der Insel zu haben, sich schon wie dort üblich (?) um 11h oder noch früher auf den Weg in Richtung eines Pubs respektive Kneipe zu machen, oder um 12h schon mit den Gesichtern in der U-Bahn zum Stadion zu sitzen, die man sonst immer erst gegen 14.30h sah.

Wirklich interessant, wie es andere Kulturen mit dem Fußball halten, natürlich sind wir da aufgeschlossen und verurteilen das nicht.

Nun ist aber genug des vermeintlichen Insel-Urlaubsflairs und des Aufklärertums einer SoWi-Lehrerin jenseits der 50 und wir kehren bitte wieder zurück zu den in Deutschland angestammten Anstoßzeiten. Um 12h ist man einem Samstag hierzulande für gewöhnlich noch beim Großeinkauf und am Sonntag im Bett oder in der Kirche, etwas, was man auf der Insel ja nicht so wirklich kennt.

Also, war ein netter kulturell weiterbildender Ausflug. Jetzt bitte wieder so wie sonst immer.

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Die Stimmen werden weniger

Kein Nachruf: Jochen Hageleit ist tot, wie es Zechbauer gestern hier mitteilte.

Selten passte die Vokabel „sonor“ besser zu einer Stimme als zu jener von Jochen Hageleit, die wohl allen noch im Ohr ist. Selbst wer ihn nicht kannte, wird ihn hier im Video sofort an der Stimme erkennen (diese Aussage darf allerdings nicht nach Kriterien der Logik bewertet werden). Da über ihn seltsamerweise nicht mal ein Wikipedia-Eintrag existiert, enden leider auch die hiesigen ausschweifenden Darstellungen dazu, an welchen WM und welchen legendären Bundesliga-Spielen er als Reporter teilgenommen hat.

Die Diskussionen, die in den letzten Tagen geführt werden, ob ein Journalist Stadionsprecher sein oder eine Buchvorstellung moderieren darf, oder — so wie hier Hageleit — die Saison-Eröffnung von Rot-Weiß Oberhausen leiten darf, sollte man nicht ausgerechnet angesichts des Ablebens von Hageleit neu beflammen, jedenfalls nicht an dieser Stelle.

Das hier eingebettete Video zeigt ihn bei eben jener Saisoneröffnung des fabulösen Fußballclubs Rot-Weiß Oberhausen vor der Saison 1983/84, bei der die Spieler alle brav in ihren Trikots und in kurzen Hosen vor den (erstaunlich vielen) Oberhausener Fans aufmarschieren und ebenso erstaunlich eloquent wirken — die meisten jedenfalls.

Das Outfit von Jochen Hageleit in diesem Video wäre mal wieder ein Fall für eine Doppelseite bei den 11 Freunden, darum soll es aber ebenso wenig gehen. Im weiter unten verlinkten Video von der Saisoneröffnung nur ein Jahr später sieht er dann übrigens auch wieder aus wie ein Mensch.

Erklingt seine Stimme, hat man doch — falls man es hat — sofort die späten Nachmittage bei Oma und leckerem Kuchen, bei Borussia Mönchengladbach gegen Waldhof Mannheim, heruntergelassene Stutzen ohne Schienbeinschoner und vor allem die schlecht animierten Männchen im Vorspann zur Auswahl des Tor des Monats vor dem geistigen Auge und Ohr. Dies stellt allerdings eine äußerst egozentrische Erinnerung dar, denn was er geleistet hat, wird damit nicht gewürdigt. Bei welchen WM und EM er dabei war, ist hier wie gesagt nicht bekannt, ganz sicher aber war er bei der Tragödie im Heysel-Stadion anwesend.

Das Video zur Saisoneröffnung in Oberhausen:



Ein wesentlich besseres Video, hauptsächlich im Dialog mit dem gerade dann in die 2. Liga zu Rot-Weiß Oberhausen gewechselten Manni Burgsmüller gibt es ebenfalls, ist aber nicht zur Einbettung freigegeben.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmen, die man heutzutage bei sky, Sat1 und den Öffentlich-Rechtlichen vernimmt, alle nicht jene Erinnerungswerte besitzen werden, wie man sie bei Rolf Kramer, Manni Breuckmann und eben jenem Jochen Hageleit hat, was aber nach sehr kurzem Nachdenken auch logisch ist, da sie nun mal jetzt sprechen und nicht in den eigenen Jugendtagen.

Leider ist hier auch kaum etwas darüber bekannt, ob Hageleit eigentlich ein „Guter“ war, im Sinne seiner fachlichen Qualitäten, oder ob er wie Werner Hansch zwar wundervolle Bilder in den Übertragungshimmel malen konnte, aber taktisch-strategisch überhaupt nichts vom Spiel zu vermitteln wusste. Was wiederum, falls es so war, daran gelegen haben könnte, dass es früher auch kaum Taktik gab. De mortuis nihil nisi bene.

Au revoir, sonorer Jochen Hageleit.

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The Beatles back in Bundesliga

Die ersten 5 Plätze des bundesdeutschen Billboards für Bundesligalogie werden von ein und der selben Band besetzt. Das gab es zuletzt im April 1964, damals hatten die Songs allerdings alle noch englische Titel, nicht so fern- und nahasiatische wie diese noch vergleichsweise unbekannten Songs.


[photopress:bvb_alle_5_topplaetze.jpg,full,centered]

Dennoch darf man sicher sein: das wird’s so schnell nicht wieder geben.

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Fußballer und Raucher: Minus Jogi plus Kloppo

Nachdem Bernd Schneider aufgehört hat, werden die Raucher unter den Fußballern immer weniger.

Bei den nicht mehr aktiv selbst Sportelnden gibt es allerdings wohl noch einige von ihnen, auch der Lothar schmöckt ja gern mal eine („Aber nur die Leichten“), und der folgende ältere Beitrag der Süddeutschen verrät uns, dass noch einer der Ex-Fußballer-und-jetzt-Trainer unter den Rauchern zu finden ist.

Einer, der Titel verrät es ja bereits, zu dem das aufgrund seiner Strahlemannhaftigkeit eigentlich gar nicht so recht passen will.

Jürgen Klopp hat noch in Ruhe eine Zigarette geraucht, er stand dabei im Bauch des Mainzer Stadions am Bruchweg und unterhielt sich mit einem Mann von Fernsehen, während ein weiterer Mann vom Fernsehen ihn unablässig filmte. Dann hat er die Zigarette ausgedrückt und ist langsam in einen anderen Raum im Bauch des Stadions gegangen, wo er sich auf ein Podium setzte, von dem herab er wenig später einen wirklich guten Fußball-Witz fallen ließ.“

Jogi Löw hingegen soll einigen Quellen zufolge daran arbeiten, sich das Rauchen gänzlich abzugewöhnen, so dass sich Bilder wie von der EM 2008 nicht wiederholen werden, als er nach einer inhaltlich lächerlichen Sperre eine Partie seines Teams von einer VIP-Loge aus verfolgen musste, wo ihn natürlich die Kameras einfingen, wie er sich einen „Glimmstengel“ (vom Aussterben bedrohtes Wort) zu Gemüte und zu Lunge führte. Wie weit er mit seinen Aufhörversuchen gekommen ist, ist allerdings nicht bekannt. Wie auch immer, wenn Jogi einen Platz freimacht im Raucherclub, dann ist jetzt Jürgen Klopp da, um den Stuhl nicht kalt werden zu lassen.

Dass Kloppo Klopp aber auch zur Raucher-Fraktion im Bundesliga-Fußball gehört, bleibt relativ neu und überraschend. Hust.

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Normal wie alle anderen

„Ich möchte endlich normal sein“, seufzte die Bundesliga-Tabelle, als sie sich auf den Sessel plumpsen ließ. Sie wirkte etwas derangiert und es hatte den Anschein, als wenn sie stürmische Zeiten hinter sich gehabt hätte.

„Wie normal genau?“

„So normal wie alle anderen.“

Schweigen.

„Wie welche anderen?“

„Sehen Sie nur in die 2. Liga. Da ist die Mannschaft mit dem höchsten Etat oben, die mit den kleinsten Etats sind unten. Das nenn ich normal. Oder in Spanien. Da sind immer die beiden Großen oben, egal ob Sommer, Frühjahr, Herbst oder Winter. Nicht so wie bei mir.“

Die Bundesliga-Tabelle blickte aus dem Fenster, wo sich hinter einer Regenwand der Herbst versteckte.

„In Holland werden immer die selben drei Meister, in der Türkei auch. Bei mir kommt immer mal wieder ein Außenseiter durch. Ich fühle mich wirklich sehr durchlässig. Das kostet Energie, und ich frage mich auch, wie das nach außen wirkt, so unaufgeräumt daherzukommen.“

Der Hinweis, dass sich diese Zustände in Holland zuletzt geändert hatten, hatte noch Zeit bis nach dem Lamento.

„Wer mich besucht, weiß nie, was er bekommt. Ich weiß es ja selbst nicht, was am nächsten Wochenende passiert. Mal ist unten oben, dann ist wieder oben unten und in der Mitte steckt auf einmal der Kopf. Das ist wie nach einem großen Rausch. Jedes Mal muss ich mich erst neu sortieren.“

Einer längeren Pause folgte der erste Blickkontakt.

„Ich will endlich normal sein, so wie alle anderen auch. Dieses ständige Neuerfinden, diese Achterbahnfahrten machen mich noch total plemplem.“

„Gibt es nichts Positives daran?“

„Nein.“

„Auch nicht, wenn Sie länger nachdenken?“

„Im Moment ist nichts normal. Alles ist durcheinander. Was soll ich denn sagen, wenn mich einer fragt, was Frankfurt da oben zu suchen hat? Das ist doch nicht normal! Es sollte doch alles zementiert sein, und das hieße, Frankfurt läge zwischen Platz 8 und Platz 12. Stattdessen legen sie eine Serie hin, die sie nach oben spült. Oder Mainz. 7 Siege am Stück – das ist doch nicht normal. Ich hab versucht, es zu korrigieren, jetzt verlieren sie nur noch am Stück. Das ist auch nicht normal. Aber wie soll sonst Normalität zurückkehren? Sie müssen verlieren, aber nicht so oft. Alles nicht normal.

Schalke. Schalke! Zehn Jahre lang die beste Defensive der Liga, dann kommt dieser Magath, wird Zweiter mit Nonames, auch schon nicht normal, aber dann verkauft er alles wie im Wahn und schon sind sie Letzter.“

Der Einwand, dass der FC Köln Letzter sei, nicht Schalke, wurde mit dem Hinweis weggewischt, dass „wenigstens das normal“ sei.

„Jeder sagt, dass man so einen Lauf wie der BVB nicht eine ganze Saison durchhalten kann. Wenn ich sie aber jetzt abstürzen lasse, dann ruft schon wieder jeder, wie vorhersehbar das alles sei. Hätte man gerade erst gehabt, mit dem Absturz der Hoffenheimer nach dem Herbstmeisterschaftsgewinn, werd ich dann zu hören bekommen.“

„Das wäre doch normal.“

„Nur immer normal geht ja nicht, weil sich dann auch wieder jeder beschwert. Wobei dann wenigstens keiner mit dem Argument Unglaubwürdigkeit um die Ecke kommt.“

Das Dunkel begann sich ein bisschen zu lichten, vor dem Fenster.

„Also ist es doch ganz gut, wenn es nicht immer normal ist?“

„Natürlich! Ich hab in den 1980ern und 1990ern mal drei Mal hintereinander die Bayern gewinnen lassen. Das war eigentlich normal. So normal wie dass Brasilien immer die Weltmeisterschaft gewinnt.“

„Aber Brasilien gewinnt doch gar nicht immer die Weltmeisterschaft?“

„Eben. Das ist völlig normal. Und so wird sich wohl auch keiner beschweren, wenn es diesmal wieder ganz normal wird. Oder eben doch, aber anders. Normal eben, dass ich die Bundesliga-Tabelle bin, und nicht die Primera Division. Ich will eigentlich auch gar nicht jemand anders sein.“

Das Selbstvertrauen kehrte offensichtlich zurück.

„Schließlich kommen die Leute mich genau deshalb immer besuchen, weil ich ich bin und nicht Holland. Glaube ich. So genau hat mir das ja noch nie einer verraten. Aber wenn ich alles normal sein lasse, wenn Bayern mit 10 Punkten führt, dann hab ich wirklich viel weniger Anrufe und auch Emails.“

„Wollen Sie denn viele Anrufe und Emails?“

„Ja natürlich! Wenn keiner mehr käme, das wäre traurig. Dann verfielen meine schönen Stadien und womöglich würde ich dann irgendwann selbst keine Lust mehr haben, alles würde den Bach runter gehen. Keine Kameras, keine Interviews, keine Zuschauerrekorde.“

„Was eine normale Reaktion wäre.“

„Weshalb ich beschlossen habe, dass es ganz okay ist, dass es für einen wie mich eigentlich ganz normal ist, nicht ganz normal zu sein. Dafür lieben die Leute mich. Und das mit dem Kopfsortieren nach dem Spieltag, damit muss ich dann wohl leben. Aber ich tu’s gerne. Für mich, und auch für die anderen.“

„Sicher?“

„Sicher. Normal ist langweilig. Und mehr noch als nicht normal zu sein hasse ich die Langeweile. So viel ist mal klar. Ich bin wie gesagt die Bundesliga-Tabelle, keine Zweite Liga, nicht die Türkei und schon gar nicht Polen. Ich denke, ich bin all die Jahre eigentlich auch ganz gut damit klar gekommen, dass ich nicht so normal bin wie die anderen. Allerdings war es selten so krass wie in den letzten Wochen. Deshalb hab ich wohl ein wenig überreagiert. Aber jetzt freu ich mich wieder, ich selbst zu sein. Nicht so ganz normal, was aber normal ist.“

„Dann können wir hier ja aufhören für heute, wenn Sie sich da doch wieder sicher sind, dass das ganz okay so ist, wie es ist.“

„Okay, gut. Danke.“

Die Bundesliga-Tabelle brach auf, viel spannungsvoller und energiereicher als noch beim Hereinkommen, öffnete die Tür mit einer zackigen Handbewegung und war schon fast draußen, als sie sich doch noch einmal umdrehte.

„Nächstes Treffen dann wieder am Montag nach dem Spieltag?“

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Swiss Late

Während hierzulande als Protestaktion nur einfällt, 15 Minuten lang den Support einzustellen oder mit dem Rücken zum Spielfeld zu stehen, was seine Wirkung bislang nie verfehlt hat, nämlich in einem kurzen Nebensatz eines Spielberichts abgehandelt zu werden und ansonsten vor allem die Verantwortlichen eines Vereins noch jedes Mal zu einer Änderung der abgelehnten Maßnahmen zu bewegen;

zu dieser Zeit zeigt man sich in der Schweiz wesentlich kreativer, als eine Partie der SüperAlpenLig zur unwillkommenen Uhrzeit um 12.45h am Morgen angepfiffen werden soll: die Basler Zuschauer werfen Hunderte Tennisbälle aufs Spielfeld, woraufhin die Partie unterbrochen und das Spielfeld gereinigt werden muss. Knappe zehn Minuten dauert diese Aktion samt Aufräumarbeiten und hat mehr Witz und Wirkung als alle bundesdeutschen Protestaktionen in Stadien zusammen.

Zum Beispiel jene Wirkung, dass sie hier erwähnt wird, während den Support einstellen — was nichts anderes als das Äquivalent zum trotzigen Luftanhalten eines Kindes ist — hier noch nie in einem einzelnen Beitrag Erwähnung fand, weil es so herzerweichend hilflos daherkommt, dass man den den Support einstellenden Supportern zurufen möchte, dass sie sich selbst damit namenlos machen. Und wirkungslos. Ersteres gefiele dem einen oder anderen sicher, ist aber nicht der Zweck der Aktion.

Basaler ist es, dass die Basler Fans überhaupt aufs Spielgeschehen einwirken, statt wie die Lemminge immer doch noch überall hinzupilgern, selbst wenn man dafür zwei Tage vorher aufstehen muss, obwohl es einem nicht gefällt. Nachahmer in Variationen erwünscht, statt stumm wie ein Fisch auf dem dennoch bezahlten Stehplatz rumzustehen.

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Gib dem Affen Zucker

Was ist der FC für Sie?

E Jeföhl.

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Man darf davon ausgehen, dass Frank Schaefer diese Antwort in anderen Konstellationen nicht gegeben hätte. E Jeföhl? Dann wäre es auch nicht erstaunlich, wenn er diesen Job nicht lange machen würde. Etc. pp. Der Rest des Beitrags schreibt sich von selbst. E Jeföhl.

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