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Autor: Trainer Baade

Knüppel aus dem Sack Sammer

Matthias Sammer, der rothaarige Griesgram, hat sich einen Personal Trainer genommen, wie ich selbst einer bin. Das hat offenbar gefruchtet, denn selbst die Glattheit und Verbindlichkeit in Person, Oliver Bierhoff, zeigte sich erstaunt über Sammers Auftritt beim DFB. Er kenne Sammer wesentlich introvertierter als dieser sich in Frankfurt zeigte.

Dass der Personal Trainer aber leider nichts an den Grundeinstellungen im Gehirn von Matthias Sammer ändern kann, wird uns deutlich, wenn wir seine wegweisende Äußerung zum Systemfußball an sich betrachten:

‚Wir müssen uns daran erinnern, dass wir früher alle niedergeknüppelt haben – und zwar ohne System.“

Müssen wir das? Ich erinnere mich immer noch mit Grausen an das 0:0 auf Island. Nicht wegen des Ergebnisses, auch nicht wegen Rudis Wutausbruch, sondern einfach wegen der gnadenlos schlechten Spielweise, bei der ich 90 Minuten lang dachte, dass das nicht wahr sein kann, dass das nun Deutschlands Nationalmannschaft ist. Wenn Matthias Sammer lieber ohne System spielt — warum hat man ihn dann als Sportdirektor geholt?

Eine ausführliche Diskussion dieser Entscheidung und ihrer Entstehung folgt hier in Kürze, zunächst mal aber sind wir geschockt, was im Kopf jenes Herren vorgeht, den der DFB für fähig erachtet, eine Menge junger, guter Nationalspieler hervorzubringen.

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Der leichte Fanatismus

Wer bei der Überschrift an dänische Karikaturen denkt, liegt falsch. Hier geht es mal wieder um die fliegenden Männer in ihren tollkühnen Toren. Georg Koch ist Torwart beim MSV Duisburg. Obwohl ihm eine große Zukunft vorausgesagt wurde, spielt er nur bei Vereinen der hinteren Reihen oder auch mal zweitklassigen Vereinen: Duisburg, Bielefeld, Düsseldorf, Cottbus, Kaiserslautern. Er entgegnet z. B. der Frage, wem er nicht in der Sauna begegnen möchte, „Angela Merkel“, wie man es auf der WM-Special-Hauptseite bei den Zitaten lesen kann.

Im Interview mit der Welt antwortet er auf die Aussage, dass er ja Nationalspieler hätte werden können:

„Hätte ich nicht, ich rede zu viel. Und es hätte Oliver Kahn nicht geben dürfen.“

Und sehr passend sagt er über Jens Lehmann, dass diesem der „leichte Fanatismus“ fehle, den er selbst, aber auch Olli Kahn habe.

Da man natürlich darüber streiten kann, ob es gut ist, wenn ein zu Wutausbrüchen neigender Berserker im Tor steht, oder es ob besser ist, einen leicht-arrogant-überheblichen, aber in aller Regel kühl beherrschten Schnösel ins Tor zu stellen, sage ich: ein Hoch auf die Schnöseligkeit.

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Kopfball tut nicht weh

Wer selbst nie Fußball gespielt hat, fragt oft, wenn er oder sie Spieler einen Kopfball machen sieht: „Tut das nicht weh?“ Nein, liebe Laien, den Ball mit dem Kopf zu spielen tut nicht weh. Allerdings nur dann, wenn man den Ball schön sauber mit der Stirn trifft. Ungefähr so. [Link leider tot.]

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WETTERPROBLEME IN TURIN

So ist das mittlerweile. Lese ich die Überschrift

„WETTERPROBLEME IN TURIN“

im Sportteil von Spiegel Online, denke ich im Jahr 2006 zuallererst an mögliche Wettbetrügereien in Verbindung mit Juventus. Erst nach dem Anklicken wird klar, dass es sich um Probleme mit dem Wetter handelt. Schlechtes Wetter beim Rodeln. Olympia und so.

Hoyzer sei Dank für diese nette Assoziationsänderung in meinem Hirn.

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Flagge zeigen

Dass wir sie wirklich brauchen, wage ich zu bezweifeln, abgesehen davon, dass diese Dinger an meinem Clio auch eher wenig staatstragend aussähen. Sollten wir aber in naher Zukunft irgendetwas gewinnen, könnte man sich diese Minifahnen ans Auto heften und damit durch die Innenstadt von Emden, Aschaffenburg oder Trier cruisen, um so wenigstens ein bißchen WM-Stimmung in Städten zu schaffen, in denen die WM ohnehin nur auf der Leinwand im Biergarten existiert.

[Link zum Bild leider tot.]

Den Preis von um die €60 finde ich auch durchaus angemessen, schließlich ist das Ganze ein Stück Plastik mit einem Stück Stoff dran.

(Achtung: Der Eindruck, rechtsradikal zu sein, könnte bei Benutzung entstehen.)

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Die letzte Bastion ist gefallen

Aus der Rubrik „Nicht ganz neu, trotzdem erwähnenswert“:

Dass der Fußball und besonders die -weltmeisterschaft zunehmend kommerzialisiert werden, dürfte selbst dem Uninteressierten angesichts der medialen Dauerbeschallung mit dem heraufziehenden Ereignis zwangsläufig nicht entgangen sein.

Bis heute gab es im Profifußball aber immer noch eine Insel der Verweigerung: der FC Barcelona, mit über 100.000 Mitgliedern „mas que un club“, also mehr als nur ein Fußballklub, eine Institution, sozusagen der lebendige Ausdruck katalonischer Identität hatte sich seit jeher den Luxus gegönnt, auf einen Trikotsponsor zu verzichten. Wie gesagt, die letzte Bastion.

Seit Kurzem ist auch das Vergangenheit und der FC Barcelona wird ebenfalls auf seinem Trikot Werbung machen. Ohnehin war das nur eine halbgare Verweigerung gewesen, denn das Logo von Ausrüster Nike prangte natürlich trotzdem schon seit Jahren auf dem Trikot. Eine kleine Träne dürfen wir uns trotzdem heimlich aus dem Auge wischen, wenn die letzten lieb gewonnenen Besonderheiten im Profisport auf dem Altar des Mammons geopfert werden.

[Sozialromantik off]

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Kaffeesatzlesen for runaways

Lehmann, Jens, ist komisch.

Das war schon immer klar.

Jens Lehmann ist der Typ, der mal mit ziemlich vielen Stundenkilometern zu viel geblitzt wurde und zur deshalb anstehenden Gerichtsverhandlung seinen Bruder schickte. Der tarnte sich frimpenmäßig schlecht nur mit einer Sonnenbrille und der ganze Schmu flog sofort auf.

Jens Lehmann neigte früher dazu, seine Interviewpartner arrogant-larmoyant auflaufen zu lassen. Jens Lehmann ist ansonsten Torwart, von denen sagt einer der wenigen existierenden Fußballmythen, das diese ohnehin nicht ganz normal seien (ebenso wie Linksaußen — eine Position, die ich früher inne hatte).

Aus unerfindlichen Gründen muss er immer alles ein bißchen anders machen als andere. So auch wieder auf diesem Werbebild für die Lufthansa [Link auf Seiten der Lufthansa leider tot]. Alle halten brav ihre Händchen auf den Knien, nur Lehmann braucht wieder ne Extrawurst.

Aber machen wir uns doch mal an die Deutung des Bildes. Was soll die gelbe Linie? Die kennt man doch von Fernsehübertragungen, wenn das Bild angehalten wird. Steht Olli Kahn dann nicht leicht im Abseits? Warum trägt Andreas Hinkel Vollbart? Warum steht die Mannschaft nicht zentriert vor dem Flugzeug, sondern nach links versetzt? Bedeutet das das Aus im Achtelfinale? Warum trägt Oliver Bierhoff als einziger keine Sportklamotten, aber auch keine Krawatte zum Anzug? Ist er möglicherweise schon tot? Was macht Marco Engelhardt auf dem Bild? Der fährt doch nicht etwa mit zur WM? Und warum sitzt Lukas Podolski so angetrengt da, als säße er auf dem Klo?

Das sind alles Fragen, die man klären sollte, wenn man wissen will, wie es um die deutsche Mannschaft bestellt ist.

Da fällt mir gerade noch auf, dass der Ball auf der Nase des Flugzeugs ja ein stinknormaler Fußball ist und nicht der aus Slipeinlagen zusammengesetzte „Teamgeist“-Ball von adidas (siehe unten vor den Torhütern). Was die FIFA wohl dazu sagt? Und ist es sinnbildlich zu sehen, dass „Guru“ Günter Netzer rechts über der Mannschaft schwebt?

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Flatulenzen beim DFB

Uli Hoeneß spricht im Interview mit dem Tagesspiegel deutliche Worte bezüglich der Besetzung des Sportdirektorpostens beim DFB. Auf die Frage, was er von Matthias Sammer für diesen Job halte, antwortet er:

„Wer auf diese Furzidee gekommen ist, einen Bundestrainer in petto haben zu müssen, nur weil sie damals beim DFB nach Rudi Völlers Rücktritt ein katastrophales Bild abgegeben haben, der ist weltfremd. Das ist doch lächerlich.“

Und wir widersprechen nicht. Höchstens der Wortwahl.

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Was ist eigentlich ein Trainer?

Als gelernter Student weiß ich, dass man die Dinge, über die man diskutiert, erst mal definieren muss. Und da wir hier ja mit und über und unter der Kunstfigur „Trainer Baade“ diskutieren, sollten wir doch auch wissen, wie Guido Buchwald einen Trainer definiert.

„Der Trainer ist der Chef. Er gibt vor, wie trainiert wird, er stellt die Mannschaft auf, er gibt die Taktik vor. Dafür werden Trainer aber auch schnell entlassen, wenn der sportliche Erfolg mal nicht stimmt.“

Und siehe da: der Trainer ist der Chef. Lasst Euch das gesagt sein.

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Ein bißchen Tratsch

[Paparazzimode on]

Kasey Keller lebt in einem Schloß. Das Schloß liegt am Niederrhein; am Niederrhein liegt auch Mönchengladbach. Kasey Keller arbeitet in Mönchengladbach. Kasey Keller hat zwei Kinder, die auch in dem Schloß wohnen. Kasey Keller stammt aus den USA und hat bis vor kurzem noch in England gearbeitet. Da ist es nur logisch, dass seine Kinder nur Englisch sprechen.

Kasey Keller ist Torwart und seine Kinder gehen zur Schule. Nun hätte mich meine alte Deutschlehrerin für diesen letzten Satz zwar übel bestraft („Mein Vater hat Glatze und eine Metzgerei.“), man muss es aber so sagen, weil das hier der Kern der Geschichte ist:

Wie ich heute so bei meiner Arbeit sitze, plaudere ich mit einer meiner Klientinnen und sie erzählt, dass sie ja an so einer Schule unterrichte, in der man hauptsächlich auf Englisch unterrichtet, in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens. Und in dem Artikel über Kasey Keller, der mir das mit dem Schloß verraten hat, war auch die Rede davon, dass Kasey Kellers Kinder eine Schule in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens besuchen.

Da es nicht allzu viele Schulen gibt, in denen vornehmlich Englisch gesprochen wird, musste ich also nur Eins und Eins zusammenzählen und schon konnte ich meiner Klientin eine heiße Information über zwei ihrer Schüler erzählen. Dass sie nämlich die Kinder des Nationaltorwarts der USA sind, was sie — auch wenn sie sich ungefähr so viel für Fußball interessiert wie Tobias Lischka — zumindest deshalb interessieren sollte, weil sie auch aus den USA ist. Und das Klischee sagt uns ja, dass man dort besonders patriotisch ist. Kasey Keller ist nicht nur Nationaltorwart, er ist sogar Spieler des Jahres in den USA. Und ein guter Rückhalt der einzigen Borussia.

Ob meine Klientin das nun beeindruckt hat oder nicht, ist irrelevant, denn mich hat es beeindruckt, dass ich nun quasi Zugriff auf die Zwillinge von Kasey Keller habe. Wer weiß, vielleicht geht da ja was mit WM-Eintrittskarten.

Wenn das nicht klappt, bleibt mir immer noch einer meiner anderen Klienten, S. aus England, der mal mit Rudi Völler Mittagessen war…

[Paparazzimode off]

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Keep violence virtual

Hier gibt’s mal wieder ein neues Fußball-Spielchen… ähem. Naja, nicht so ganz. Nett aber, wie man erst brav ein Land auswählt, sich die Vorrundengruppe anschaut — um sich dann ordentlich zu vermöbeln. [Link leider tot]

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Friendly ugly guy

Wie sympathisch er doch ist. Ich finde ihn ja total Banane, aber Ronaldinho nennt sich selbst immerhin den „friendly ugly guy“. Kann man einem Menschen mit so viel Distanz zu sich und so viel Selbstironie noch irgendwie böse sein, wenn er mal wieder ein unverdientes Siegtor für Brasilien erzielt?

Ich schon.

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Totgesagte leben länger

Sport1 berichtet:

„Zu Klinsmanns Überraschung wird auch die DFB-Auswahl „nur eine sehr, sehr begrenzte Zahl an Karten bekommen. Das ist auch für mich neu, denn bei früheren Weltmeisterschaften war das nie ein Problem“.

Beim Bundestrainer reichen die Tickets, allesamt Kaufkarten, nur für die Familie. „Das hat aber auch Vorteile“, so Klinsmann. „Denn bei einer WM im eigenen Land werden die Schulkameraden aus der vierten Klasse plötzlich wieder lebendig.“

Sind die alle schon tot? Klinsmann scheint für seinen Erfolg über Leichen zu gehen. Das lässt hoffen für die WM.

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